Einleitung
In folgendem Tutorial möchte ich euch den Umgang mit dem 2K Wassereffekt von NOCH näherbringen. Vermutlich lassen sich mit Produkten anderer Hersteller ebenfalls vergleichbare Ergebnisse erzielen aber der NOCH Effekt hat mir bisher stets sehr gute Dienste geleistet und daher kann ich ihn uneingeschränkt weiterempfehlen. Wie es so schön heisst führen viele Wege nach Rom und ich werde hier lediglich meine eigene, ganz persönliche Vorgehensweise vorstellen.
Dabei erhebe ich keinerlei Anspruch auf den ultimativen oder perfekten Weg zum Ziel. Man kann sicherlich auch anders vorgehen aber wenn ihr wie unten beschrieben vorgeht, solltet ihr gut klarkommen. Aber genug der langen Worte, los gehts…
Schritt I (Basebau und Bemalung)
Bevor man damit starten kann mit Wassereffekten zu arbeiten, sollten die Parts des Bases die später unterhalb des Wasserspiegels liegen selbstverständlich komplett bemalt sein.
Macht euch vorher Gedanken darüber, ob ihr mit dem Stand der Bemalung zufrieden seid, oder ob ihr eventuell noch weitere Details und Bits hinzufügen wollt. Ist der Effekt erst gegossen, sind keinerlei Korrekturen mehr möglich. Darüber hinaus empfiehlt es sich bereits beim Bau der Base darauf zu achten, genügend glatte Flächen einzuplanen, um später eine Verschalung anbringen zu können. Poröse Strukturen die weit über die Basekanten hinausreichen sind eher hinderlich wenn man mit Wassereffekten arbeiten möchte.
Schritt II (Erstellen einer Verschalung)
Um die Base zu verschalen gibt es sicherlich vielerlei Methoden. Ich persönlich bevorzuge für diesen Arbeitsschritt durchsichtiges Plasticard. Eine günstige und gute Lösung bieten da herkömmliche Blisterverpackungen. Die sind kostengünstig, stabil genug und darüber hinaus durchsichtig, damit man den Effekt jederzeit kontrollieren kann. Mit einem Lineal aus Metall sowie einem scharfen Bastelmesser lassen sich die Blister optimal in Form schneiden. Achten sollte man selbstverständlich darauf, dass die Schnittkanten wirklich sauber miteinander abschließen und gerade gezogen sind. Im Anschluss werden die einzelnen Komponenten an der Innenseite durchgängig mit einem Streifen Klebeband beklebt. Der Streifen sollte möglichst glatt und blasenfrei sein, damit keine unschönen Grate oder Dellen auf der Oberfläche des Wassereffekts zurückbleiben. Verschalt ihr über Eck, tut euch selber den Gefallen und knickt den Blister nicht in Form sondern setzt wirklich zwei einzelne Banden zusammen um eine saubere Kante zu erhalten, sonst wird es später definitiv undicht.
Schritt III (Verschalung der Base)
Habt ihr die Verschalung zusammengesetzt, ist es nun Zeit sich daran zu begeben sie an der Base anzubringen.
1.) Schleift zunächst mit feinem Schmirgelpapier die Auflageflächen, damit sie absolut eben sind und die Verschalung passgenau aufliegen kann.
2.) Tragt nun durchgängig Sekundenkleber mit einer hohen Viskosität auf der entsprechenden Fläche auf.
3.) Klebt die Verschalung fest und achtet darauf, dass sie an jeder Stelle eng aufliegt und keinerlei Spalten zurückbleiben.
4.) Im Anschluss noch einen Kilometer Klebeband großräumig um die Verschalung wickeln um auch den letzten Zweifel einer undichten Stelle auszuräumen.
5.) Nach Abschluss dieses Prozesses empfiehlt es sich einen Probeguss mit Wasser (besser noch mit destillierten Wasser) durchzuführen um zu überprüfen ob die Verschalung wirklich hält. Es gibt nichts, was frustrierender ist als sich eine Base in die man viele Stunden Arbeitszeit und Herzblut investiert hat mit auslaufendem Wassereffekt zu ruinieren.
Schritt IV (Vorbereitung der Wassereffekt Komponenten)
Vorweg zunächst ein Warnhinweis des Herstellers. Die Komponenten des Wassereffekts können zu Hautirritationen und Reizungen führen, es ist daher ratsam den Effekt mit Handschuhen zu verarbeiten. Der 2K Wassereffekt besteht wie der Name schon vermuten lässt aus zwei verschiedenen Komponenten (Harz und Härter). Einer der wichtigsten Arbeitsschritte des gesamten Prozesses ist es diese beiden Komponenten in einem exakten Verhältnis von 1:1 zu mischen. Und wenn ich schreibe exakt, dann heisst das wirklich „exakt“ und nicht „so in etwa“. Beim Gießen von Wassereffekten ist das genaue Mischverhältnis der Komponenten noch um einiges wichtiger für das Gelingen des Endprodukts als beim Kneten von Green Stuff oder Milliput.
Erster Schritt ist es zunächst die benötigte Menge des Effektes zu berechnen, da das Modellbauwasser ja nicht unbedingt zu den günstigsten Anschaffungen im Hobby gehört und man allein aus diesem Grund schon nicht unnötig viel Material verschwenden sollte. Also schön in die 5. Klasse zurückversetzten und das benötigte Volumen für den Wasserpart der Base berechnen (Volumen = Breite x Höhe x Tiefe). Ist die benötigte Menge berechnet, wird anschließend brav das Ergebnis durch zwei geteilt und die entsprechende Menge aus jeder der Komponenten abgezweigt. Dem Wassereffekt liegen bereits zwei Messbecher bei, aber es lassen sich auch Plastikpinnchen aus den €1,- Shop verwenden. Um sich das Befüllen zu erleichtern markiere ich mir beispielsweise die gewünschte Füllmenge zuvor mit einem Folienstift. Gießt die Komponenten nun sehr vorsichtig ein, da sie im Rohzustand sehr zähflüssig sind. Um die Komponenten später besser miteinander zu vermischen stelle ich die Pinnchen in ein warmes Wasserbad. Durch die höhere Temperatur werden die Komponenten dünnflüssiger und lassen sich besser miteinander vermengen. Sind sie dünnflüssig genug werden sie nun zusammen in einem Behältnis (Einwegbecher; ebenfalls aus dem €1,- Shop) vermischt. Die Komponenten sehr langsam einfüllen, unterheben und ausgiebig Rühren (Kaffeerührstäbchen). Nehmt euch wirklich Zeit für das Rühren und macht es sehr seeeeehr gründlich, damit die Masse komplett miteinander vermengt ist. Ebenfalls ist darauf zu achten nicht zu schnell umzurühren sondern langsam und gleichmäßig, damit keine Blasen entstehen.
Schritt V (Einfärben und Mischen)
Nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich spätestens Gedanken darüber machen sollte, ob man den Wassereffekt noch einfärben/trüben möchte oder ob man ihn komplett transparent aushärten lässt.
Ich persönlich halte eine leichte Färbung in 99% aller Fälle für wesentlich stimmiger und ansprechender, aber das ist natürlich eine rein persönliche Präferenz. Übertreiben sollte man beim Untermischen von Farbe natürlich ebenso wenig, da die Szenerie unter der Wasseroberfläche selbstverständlich nach dem Aushärten weiterhin sichtbar sein- und nicht hinter einem „Farbblock“ verschwinden soll.
Dementsprechend ist das optimale Mischverhältnis zwischen Farbe und Wassereffekt stets abhängig von der Tiefe und Höhe des Dioramas um bestmögliche Ergebnisse erzielen zu können.
Faustregel beim Anmischen sollte sein: „Weniger ist mehr“. Startet wirklich nur mit einem winzigen Tropfen (wenn überhaupt, der Effekt trübt sich seeehr schnell ein) und rührt die Farbe gründlich unter. Prüft dann das Ergebnis und entscheidet ob ihr einen weiteren Tropfen hinzufügt.
Wenn ihr den Effekt in einem transparenten Becher anrührt (klare Empfehlung) könnt ihr für einen solchen Test prima das Rührstäbchen verwenden. Haltet es von innen in unterschiedlichen Abständen zum Glasrand und prüft von außen ob man es noch gut erkennen kann. So habt ihr einen guten Überblick ob ihr mit dem Endergebnis zufrieden seid.
Zum Färben eignen sich hervorragend die Farben der alten GW Range. Bei Vallejo kann es hingegen sein, dass die Farbe ausflockt. Seid also bei der Farbwahl vorsichtig, dass ihr den Effekt nicht ruiniert (ist in diesem Stadium aber auch noch kein Beinbruch, bei Bedarf kann der Effekt ja noch einfach weggekippt werden und ihr startet erneut bei Schritt IV).
Was die Farbwahl angeht sind der Fantasie keinerlei Grenzen gesetzt. Vom roten Bluttümpel über die azurblaue Lagune bis hin zum graugrünen Sumpfgebiet oder neonfarbenen Nuklearbecken ist alles möglich. Gute Ergebnisse habe ich z.B. bisher mit „Catachan Green“, „Camo Green“, „Hawk Turquoise“ und „Shadow Grey“ erzielt aber da gibt es wirklich kein richtig oder falsch. Erlaubt ist was gefällt (Schaut euch einfach in der Natur um und versucht euch der Originalvorlage anzunähern bis ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid). In meinem Referenzbeispiel verwende ich beispielsweise eine Mischung aus „Catachan Green“ und einem Hauch „Hawk Turquoise“.
Schritt VI (Bau einer Vakuumkammer)
Dieser Arbeitsschritt ist rein optional und ihr könnt ihn verwenden um unschöne Blasen aus dem Wassereffekt zu entfernen. Besonders stille Gewässer lassen sich so leicht kreieren. Es gibt selbstverständlich auch Situationen wo Blasen und Lufteinschlüsse nicht stören oder sogar gewünscht sind und absichtlich erzeugt werden (raue See, Taucher, etc.).
Wenn ihr also Blasen aus eurem Effekt entfernen wollt und ein Schaschlikspieß dafür nicht ausreichen sollte, ist es alternativ möglich mit simpelsten Mitteln eine Vakuumkammer basteln (siehe angehängte Skizze). So lassen sich Blasen Rückstandsfrei und mehr als effektiv aus dem Effekt entfernen.
1.) Stellt den Becher in ein Einmachglas, bei dem ihr Luftlöcher in den Deckel gestanzt habt.
2.) Nun wird das Einmachglas in einer Luftdichten Plastiktüte verstaut.
3.) Unter Zuhilfenahme eines Staubsaugers saugt ihr die Luft aus Tüte/Glas und erzeugt so ein Vakuum.
4.) Alle Blasen sollten nun aus dem Effekt verschwunden sein.
Schritt VII (Wassereffekt)
Ist eure Verschalung dicht, habt ihr erfolgreich einen Probeguss mit Wasser durchgeführt und ist der Wassereffekt angemischt (und ggf. gefärbt) kann er nun gegossen werden.
Grundsätzlich sollte der Effekt innerhalb der ersten halben Stunde nach dem Mischen verarbeitet werden. Gießt den Effekt in einem flachen Winkel sehr sehr langsam in die Verschalung und achtet darauf, dass er wirklich in jede Ecke fließt und sich optimal verteilt. Sollten noch unschöne Blasen vorhanden sein, besteht nun die letzte Chance zu korrigieren und sie mit einem Zahnstocher zu entfernen.
Bei stillen Gewässern müsst ihr den Effekt jetzt ca. 8h aushärten lassen (im Zweifelsfall lieber länger).
Solltet ihr hingegen Wellen formen- oder unruhige Gewässer kreieren wollen, lasst den Effekt im Kühlschrank aushärten und beginnt nach ca. 6h damit mit einem Zahnstocher oder Modellierwerkzeug Wellen oder Strudel zu ziehen. Dann zurück in den Kühlschrank und ca. jede Stunde die geformten Wellen kontrollieren und nachformen bis der Effekt zu 100% ausgehärtet ist. Im Kühlschrank dauert es ein gutes Stück länger bis die Masse wirklich durchgehärtet ist.
Schritt VIII (Feinschliff)
Ist der Wassereffekt ausreichend durchgetrocknet, ist es Zeit die Verschalung zu entfernen. Nun kann man auch damit beginnen, „Schönheitskorrekturen“ durchzuführen. Die Oberfläche des Wassereffekts lässt sich problemlos mit Schleifpapier mit seeehr feiner Körnung schleifen und danach polieren um eine ebenmäßige Oberfläche zu erhalten. Um Schaumkronen auf Wellenkämmen zu erzeugen, bietet sich auch die Verwendung von Schneeeffekten an.
Jetzt aber genug geschwafelt und euch viel Spaß beim selber ausprobieren und experimentieren.
Leev Jrooß us dem Rheinland!
Der Captain