Philosophie aus dem Hobbykeller - das freie Philosphie Forum (open for all)

  • Gute Frage! Die Antwort kenne ich leider nicht... Aber ich habe ein paar Überlegungen, die ich gerne teilen werde, da man nur dann Fortschritt machen kann, wenn man auch andere Sichtweisen mit einbezieht.
    Ich halte Krieg für etwas abstraktes, zumindest für die meisten hier in Deutschland. Die wenigsten von uns, wenn überhaupt jemand, hatte das Pech, an einem Krieg oder bewaffneten Konflikt teilgenommen zu haben oder dabei gewesen zu sein. Es hat den Anschein nach Heldentum, Action und Überlegenheit (guckt einfach mal auf Youtube nach "military" oder ähnlichen Suchbegriffen), es wird, meiner Meinung nach, vollkommen verklärt zu einem Zerrbild der Wirklichkeit.
    Ein eigenes Beispiel von mir, Schusswaffen hatten immer eine große Faszination auf mich, bis ich bei der Bundeswehr war. Es hat mir auch spaß gemacht auf Pappkameraden zu schießen und ich war auch durchaus erfolgreich dabei, doch irgendwann verschwand die Faszination daran, so dass ich mich heute frage, warum ich sie überhaupt hatte.
    Es scheint eine Grundmotivation des Menschen, oder der meisten Lebewesen, zu sein, sich über andere zu erheben, zu zeigen, dass man besser ist. Das geht am einfachsten durch Auseinandersetzung, Krieg. Insbesondere dann, wenn die negativen Folgen genauso abstrakt sind (kann sich einer von uns vorstellen, dass Soldaten im ersten Weltkrieg durch extreme psychische Belastung plötzlich an multiplen Organversagen gestorben sind? Ich nicht! Oder das Soldaten nach Hause kommen und nicht mehr über offene Flächen gehen können, aus Angst in einen Hinterhalt zu geraten? Kann ich auch nicht, habe ich aber bei zwei Kameraden erlebt!). Wenn man jetzt noch eine Fantasiekomponente (Fantasy oder Science Fiction) dazu gibt, oder den zeitlichen Abstand erhöht, wird es noch abstrakter, also unwirklicher (die Gefahr auf einen Dämon, Ork oder Tyraniden zu treffen ist doch sehr gering). Die Gefahren werden vollkommen ausgeblendet und es kommt zu unglaublich faszinierenden Situationen, wie das Leute fordern, dass mit Gewalt gegen andere Menschen vorgegangen wird, aber selber nicht in der Lage sind beim Schlachten ihrer Weihnachtsgans dabei zu sein.
    Die Medien tun ihr übriges dazu. In wievielen Filmen ballern die Guten Horden von Bösen übern Haufen und gehen dann nach Hause? Im wahren Leben ist das erste was, nach einer Schussabgabe auf einen Menschen, mit den Polizisten, oder auch Wachsoldaten passiert, dass sie psychologische Betreuung erhalten. Das wird aber, wenn überhaupt, nur am Rande erwähnt. Deshalb glaube ich auch, dass die meisten Menschen nicht wissen was sie tun, wenn sie sich aus Begeisterung für eine Sache zum aktiven Kriegsdienst melden oder so unqualifizierte Aussagen machen wie "dann knallt man die eben ab".
    Da ich lange gefaselt habe, hier nun mein Fazit:
    Krieg ist abstrakt und für die meisten nicht begreifbar. Der Mensch hat eine natürliche Neigung sich über andere zu erheben. Krieg ist eine Art das zu tun. Meist werden nur die "positiven" Effekte (Heldentum, Kameradschaft) berichtet. Durch die Abstraktheit des Krieges übt er eine Faszination aus, derer man sich nur schwer entziehen kann. Durch zeitlichen Abstand oder Fantasieelemente wird er noch abstakter und deshalb ungefährlicher, d.h. dass man sich vor den negativen Aspekten besser abschirmen kann.
    Danke für das spannende Thema und das man sich mal wieder selbst reflektieren kann! :thumbup:

    Ich spiele:


    Warhammer Fantasy 5., 6. und 7. Edition


    Kings of War 2. Edition


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    Infinity

  • Ich muss @Pinguinbaer fast ausnamslos beipflichten. Auch wenn ich nicht gedient habe (krankrausgeflogen, vorher schon) denke ich auch es kommt vom Messen, Dominanz sein, Wir gegen Die, Tierische Instinkte halt. Die Tatsächliche Tragweite kann sich jemand der das nicht kennt oder selbst erlebt hat schwer Vorstellen.


    my 2 Cent

    • Offizieller Beitrag

    Das sich wieder und wieder auseinandersetzen mit lebensfeindlichen Umständen, wie dem Krieg, ist genetisch bedingt und deshalb oft bei Männern zu finden.


    Um das zu erörtern, muss ich ein wenig ausholen...


    Wissenschaftler wollen (genetisch) gemessen haben, dass nur etwa halb so viele männliche Menschen sich fortpflanzen wie es weibliche Menschen tun. Das bedeutet nicht nur, dass Frauen es wohl leichter haben mögen jemanden zu finden, mit dem sie einen Teil ihres Lebens verbringen können, sondern auch, dass ein massiver Prozentsatz der Männer keine Nachkommen haben wird.


    Gehen wir z.B. davon aus, dass sich etwa 80% der Welt-Frauen-Bevölkerung fortpflanzt, so wären es im Vergleich hingegen nur etwa 40% der Männer.


    Wie kommt das? Nun, zum einen ist die Sterblichkeit von Männern in jeder Altersklasse höher als jene von Frauen, egal ob als Kinder oder alte Menschen. Zum anderen gibt es aber auch einen signifikaten Teil der Männer, welche ihr Leben allein bzw. in irgendeinen gesellschaftlichen Dienst gebunden verbringen und ihr Erbgut nie teilen werden. (Mir kommt dabei der Begriff Drohn bzw. Drohne in den Sinn.)


    Die Natur hat uns einen Programm-Code mit auf den Weg gegeben, der unseren Werdegang zu großen Teilen vorausbestimmt. Dem Mann - als potenzieller Drohne - unter anderem auch eine Affinität dafür sich mit Gefahren auseinanderzusetzen.


    Warum?


    Wenn es brenzlich wird, muss es Wesen in der Gesellschaft geben, welche den Fortbestand sichern. Die Einen machen das indem sie sich Fortpflanzen, die anderen indem sie Gefahren für die Existenz der Gruppe abwehren. Dazu gehört im Zweifelfall auch Verhalten, welches man unter anderen Umständen als suizidär bezeichnen würde.


    Wer schoneinmal unmittelbarer Gefahr ausgesetzt war, der weiß wie einem die Knie weich werden können, wie man gelähmt sein kann vor Angst und wie der Körper einfach nicht gehorchen mag.


    Die genetische Programmierung vieler Menschen (und im Großteil sind es eben Männer) tendiert zu einer Abhärtung durch Stimulation, um im Falle eines Falles den Dienst tun zu können. Quasi wie ein Viren-Programm, welches programmiert ist im Angesichts einer Bedrohung zu reagieren.


    Dass wir uns selbst nicht traun können, da unsere Ansichten und Vorsätze der Theorie oft die Konfrontation mit der Realität und dem Ernstfall nicht standhalten können, das muss fast jeder Mensch irgendwann erfahren. Daher ist die praktische Auseinandersetzung mit der Materie unabdingbar. Selbst wenn es sich um mimetischen Ersatz handelt, so wird doch die Stressresistenz gefördert und das Unterbewusstsein versucht die Realkonfrontation zu simulieren.


    Unsere "Faszination" ist also ein genetisches Programm, welches den Fortbestand von Art und Sippe gewährleisten soll.

  • Spannend, da habe ich andere Studien zu gelesen. Zum Beispiel, dass die Varianz zwischen den Geschlechern kleiner ist, als die Varianz innerhalb der einzelnen Geschlechtsgruppen, sowie dass Männer viel anfälliger für psychische Belastungen sind und sich auch nicht sogut dagegen abgrenzen, abhärten, können. Ich würde mich gerne darüber austauschen, wenn Du magst, allein schon aus beruflichen Interesse.

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    • Offizieller Beitrag

    Das schließt sich alles keineswegs aus, im Gegenteil...


    (Was jetzt kommt kann man mit wenig Mühe falsch verstehen, wenn man will... sollte man aber nicht, da es weder verallgemeinernd noch wertend sein soll.)


    Psychische Überlastung kann zu irrationalem und impulsivem Verhalten sowie psychischer Instabilität führen. Beides sind Imperfektionen, die zum einen natürlich* ist und zum anderen praktisch** sind.


    *Die Natur tendiert in ihrer Kreation hin zum nicht-mehr-als-notwendig-solange-es-funktioniert Prinzip. Perfektion ist eine Maxime des Menschen und äußerst abstrakt.
    **Die Effekte psychischer Beeinträchtigung kommen der Drohne in der Erfüllung ihrer Aufgabe zugute. Mehr dazu unten...


    Es gibt Menschen die sagen, dass Frauen in mancher Hinsicht brutaler sein können als mancher Mann. Das liegt oft an der subjektiven Bewertung des Kalküls, mit dem Frauen oft zu Werke gehen, wenn sie sich denn entschließen einen Feind zu bekämpfen. Zum einen servieren sie Rache gern kalt, zum anderen nehmen sie sich mehr Zeit um zu planen, können auch Provokationen ersteinmal unterkühlt wegstecken, um dann später nur noch erbitterter zurückzuschlagen.


    Da erkennt man schon oft die nötige psychische Stabilität und es wird ebenso deutlich, dass Frauen weit seltener mit Testosteron geflutet herumlaufen...


    ... bei der unerwarteten Konfrontation mit einem Grizzly Bären ist das jedoch nur bedingt hilfreich. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Frau den Mittelpunkt und Fortbestandsgaranten der eigenen Art bildet. Es gilt sie zu schützen. Dass sich also eine Frau dem doppelt so großen Bären entgegenstellt ist zwar möglich, aber auch äußerst ungewollt. Der Fortbestand der Sippe könnte mit einem Schlag zunichte sein. Aus, Feierabend.


    Es sind die unvorhergesehenen oder unaufhaltsamen Bedrohungen, in denen es psychisch instabiler oder hormongeschwängerter Individuen bedarf, um die Gefahr abzuwenden.


    Dann passiert so etwas:


    Genetiker würden sagen, dass Frauen die durchdachteren, ausgefeilteren und komplexeren Werkzeuge sind. Sie sind nicht nur äußerst präzise und durchdacht, sondern bedürfen auch intensiver Pflege. Männer hingegen sind eher schlicht konstruiert, oft zu anfällig und spezialisiert, sind zwar weniger anspruchsvoll, treten aber in Massen auf und sich deshalb auch leicht austausch- bzw. ersetzbar.


    Um sich ohne großes Hin oder Her in eine Gefahrensituation zu stürzen oder sich gar zu opfern, ohne dabei auch nur Aussicht auf ein Überleben zu haben, dafür sind die Entbehrlichen der Gesellschaft da. (Wie gesagt, das ist keine Bewertung oder Herabwürdigung, sondern eine anthropologische Beobachtung.) Ohne ein Mindestmaß an irrationalem Verhalten - je nach Bewertung auch "Opferbereitschaft" oder "Hirnverbranntheit" genannt - ist ein impulsives Anwenden von Gewalt (bzw. ein sich Aussetzen derselben) schwer vorstellbar. Der Geist müsste so unheimlich viel mehr leisten, um dieselbe Leistung vom Körper einzufordern... und das wider den Argumenten, welche der Verstand diktieren würde.


    Um sich in seine Rolle zu finden und dort zu Hause zu fühlen, hat die Natur den Männern den maskulinen Bewertungskatalog mit auf den Weg gegeben. Der ist zwar durchweg verblendet (da Muskeln nichts mit sexueller Potenz zu tun haben und Der welcher sich dem Grizzly entgegen wirft auch am Ende nicht die Frau bekommt) erfüllt aber seinen Zweck und dazu ist er ja da.

  • Keine Ahnung, ob ich verstanden habe, was Merrhok und Pinguinbaer da gesagt haben...aber falls ja, dann kommt es meiner Erfahrung beim Bund doch recht nahe.


    Zur Erklärung, ich war in einer Einheit, die sich zunächst mal nur aus Freiwilligen zusammengesetzt hat, die dort ihren Wehrdienst absolvierten. Teilnahme an Auslandseinsätzen war allen Wehrpflichtigen gegenüber nur gestattet, wenn sie sich freiwillig dafür meldeten. Die Einheit ist aber einer der aktivsten Einsatzverbände der Zeit gewesen. Sprich, W10er (Leute die nur 10 Monate ihren Wehrdienst ableisten) wurden eh nicht geschickt, sondern nur Leute die freiwillig länger dienen wollten, oder es bereits taten.


    Interessant war, dass von denen, die tatsächlich länger blieben und damit Einsätze und Kriegsgebiete gesehen haben, die wenigsten die waren, welche man erwartet hätte.


    Die meisten, die laut bejaend waren, wenn es um die Frage ging, ob man im Ernstfall schießen würde, ob man in den Einsatz gehen würde, etc. ... all die klassischen Testosteron-Typen...die blieben nie lange genug, um tatsächlich in einen Einsatz zu gehen.
    Wer ging, waren die, von denen ich es selber nie erwartet hätte. Aber von denen ich heilfroh war, sie um mich zu haben. Es waren die, welche das Gemeinwohl vor die eigenen Interessen stellten. Welche, die diese "Opferbereitschaft" hatten, von der Merrhok gesprochen hat.


    Und keiner von uns hatte nicht ein gewisses Maß an "Waffennarrheit". Ich selber mag Waffen. Ich will sie nur nicht in den Händen von Leuten sehen, die damit leichtfertig umgehen. || Aber es waren allesamt nicht diese Hauruck-Haudrauf-Typen, die länger in der Einheit blieben und Einsatz um Einsatz mitmachten. Und nichts von dem, was es dort zu sehen gab war in irgend einer Form Heroisch, großartig oder sonstwas. Krieg in der Realität ist unbeschreiblich grausam und sonst rein gar nichts.
    Aber diese Leute gingen trotzdem immer wieder hin. Was die Leute in meinen Augen auszeichnete, waren, wie erwähnt Opferbereitschaft, Gemeinschaft-Sinn, und irgend wie waren es immer die eher ruhigen Typen. Keiner davon war ein klassischer Adonis in schimmernder Rüstung. Nicht einer, wenn ich ehrlich bin, würde es in ein klassisches Helden-/Krieger-bild schaffen. ^^ Die, welche sich als echte Krieger erwiesen haben, waren so gar nicht, was man sich drunter allgemein vorstellt. Das Wort Zerrbild ist ja hier gefallen...ich denke das trifft es auf mehr als eine Art und Weise :O
    Und zumindest für mich gesprochen, meine Faszination für zB. Kriegsfilme, "Kriegs-Spiele", Waffen, etc. ...die hab ich trotzdem nie verloren. Ich trenne beides ziemlich strikt. Das eine ist Krieg. Das andere ist mein Hobby, meine Leidenschaft, was auch immer. Das eine hat mit dem anderen schlicht nicht das geringste zu tun.


    Keine Ahnung, inwieweit das Sinn macht. (Das Thema beschäftigt mich in jedem Fall genug, dass ich mich hier einklinken wollte :O ) Aber ich denke, man sollte beides nicht zu sehr durcheinanderwürfeln. Kein zB. "Killerspiel" wird irgend jemanden dazu bringen, sich eine Waffe zu kaufen und in einer Schule dutzende Leute umzubringen.
    Wird jemand, der im Kopf Gewaltfantasien hat, sich von "Killerspielen" angezogen fühlen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit.




    Zitat

    Ich halte Krieg für etwas abstraktes, zumindest für die meisten hier in Deutschland.

    Die meisten militärischen Ausbilder geben sich große Mühe, den Krieg/das Töten für ihre Zöglinge möglichst abstrakt zu gestalten. Ob man das nun damit versucht zu erreichen, dass man "den Gegner" versucht zu anonymisieren, oder indem man ihn versucht zu entmenschlichen, indem man ihn zu etwas tierischem/bösartigen hochstilisiert ...letzlich läuft es auf etwas abstraktes hinaus. Sonst würden die meisten Menschen gar nicht kämpfen können. Echte "Killer" unter uns Menschen, zumindest unter den Soldaten, die ich in den 3 Jahren kennengelernt hatte, waren nahezu nicht vorhanden. Und keinen von den wenigen hätte ich als geistig gesund eingestuft, Laie der ich diesbezüglich bin ^^ .


    Ich würde sagen, das trifft also nicht nur für diejenigen zu, die nie ein Kriegsgebiet live gesehen haben. Wenn auch auf unterschiedlicher Ebene.



    Zitat

    Es hat den Anschein nach Heldentum, Action und Überlegenheit (guckt einfach mal auf Youtube nach "military" oder ähnlichen Suchbegriffen), es wird, meiner Meinung nach, vollkommen verklärt zu einem Zerrbild der Wirklichkeit.

    Aye...und das mit Absicht, ob bewußt oder nicht. Ich merke das bei mir. Lustige Bund-Storys erzähle ich dir immer und immer wieder gerne. Wenn du mich normal über meine Zeit bei der Truppe reden hören würdest, könntest du denken, es wären drei Jahre voller Friede Freude Eierkuchen gewesen. Ich merke, dass ich, selbst wenn das Thema mal auf die dunkleren Tage zu sprechen kommt, ich schnell wieder zu den angenehmen Erinnerungen zurückkehre.
    Witzigerweise fällt es in der Anonymität zB. des Forums, deutlich leichter, drüber zu reden. :O


    Aber ich denke, die meisten machen trotzdem die Unterscheidung zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Entweder bewußt, oder unbewußt. Ein Film muss zB. schon unglaublich realitätsnah sein (zB. die erste Szene von Private Ryan am Strand), um in mir die alten unangenehmen Erinnerungen zu wecken. Dagegen Sylvesterballerei tut das jedes Jahr. || Genauso, wie die eigentlich irgendwo surealen schwarzweiß-Aufnahmen aus dem 2. Weltkrieg. Die wirken meist nüchtern betrachtet irgendwie gar nicht nach Krieg, wie man ihn sich vorstellt...aber sie sind so unglaublich nah an manchen meiner Erfahrungen. Es ist ziemlich seltsam, wenn man es genau nimmt. Ich bin immer wieder darüber erstaunt, selbst wenn ich es intellektuell begreife warum, was mein eigenes Gehirn mit diesen Eindrücken, real und fiktiv (letzteres meint Filme, TT, etc.) anstellt.
    Andererseits, wer würde mich schon "normal" nennen...insofern keine Ahnung, ob das zählt. :D


    Gruß


    Sam

  • Danke für Deine Ausführungen! :thumbup:


    Generell kann ich Deine Gedanken nachvollziehen, allerdings stimme ich ihnen nur bedingt zu.
    Testosteron ist wie Östrogen bei Männern und Frauen zu finden, wäre auch traurig wenn nicht, dann würde der gesamte Fortpflanzungsapparat nicht funktionieren. Spannend in dem Zusammenhang ist meiner Meinung nach bei Männern der Vasopressin- und bei Frauen der Oxytozinhaushalt. Die Medizin und Psychologie entdecken immer mehr Bereiche, in denen diese Hormone eingreifen und das Verhalten des Menschen mit steuern. Da aber die Hormonkonzentrationen bei Menschen immer unterschiedlich sind, kann man nicht sagen, dass Männer mehr Testosteron haben als Frauen (nein, ich meine nicht die Sportlerinnen aus sozialistischen Staaten in den 80ern), richtiger wäre es zu sagen, dass ein Mann normalerweise eine höhere Konzentration Testosteron als Östrogen im Körper hat. Der Unterschied zwischen den Konzentrationen soll den Unterschied zwischen den Geschlechtern erklären (einen Erklärungsansatz den ich sehr dürftig finde, allerdings weiß ich von keinen besseren...). Je ausgeglichener der Hormonhaushalt ist, um so höher soll auch der Erfolg bei der Fortpflanzung sein.
    Die letzte Aussage von Humangenetikern, die ich gehört habe, war, dass man zwar das Genom des Menschen aus den aktiven Bereichen entschlüsselt hat, aber die Funktionsweise, was sie alles beeinflussen, davon weiß man noch nicht soviel. Von den inaktiven Bereichen mal ganz zu schweigen, soweit ich weiß steht die Forschung da noch ganz am Anfang.
    Damit möchte ich nun aber nicht sagen, dass es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau gibt. Nur glaube ich, dass der in vielen Bereichen kleiner ist als man denkt. So wie ich in meinem ersten Post dazu geschrieben habe, dass Frauen eine höhere Resilienz gegenüber psychischen Belastungen (z.B. Misshandlungen) haben als Männer, so haben sie eine niedrigere bei physischen Belastungen (Misshandlungen).
    Ich halte ein Komplementärmodell für am wahrscheinlichsten. Die Überlegenheit eines Geschlechts kann ich, aufgrund der mir bekannten Forschungen, getrost ad acta legen. Auch die vielbeschworene längere Lebenserwartung der Frauen ist nicht haltbar, da sich das in der Geschichte immer wieder verändert hat und wenn man alle Daten zusammen nehmen würde es sich ausgleichen würde. Da halte ich externe Faktoren, wie Gesundheitssystem oder Berufsfelder, für einflussreicher. Desweiteren halte ich die genetische Determination des Verhaltens halte ich auch für einen Irrglauben (ja Wissenschaft ist auch nur ein vermuten, Beweise gibt es da auch nicht, nur Hinweise). Ich kenne die Forschungen zu den Aktionspotentialen, die die Determination ja belegen sollten, und weiß auch das die schlussendlichen Ergebnisse selten, bis garnicht ausserhalb der Medizin oder Psychologie diskutiert wurden und werden. Die Versuchspersonen waren in der Lage sich gegen die Aktionspotentiale "zu entscheiden", d.h. das eine Determiniertheit des Verhaltens nicht bestätigt werden konnte, sondern Verworfen werden musste. Diese Ergebnisse konnten mehrfach, unabhängig voneinander repliziert werden und gelten damit als bestätigt. Nicht das wir uns falsch verstehen, Hormone und Gene haben einen Einfluss auf unser Verhalten, aber auch dort gilt, es ist ein geringerer als wir glauben.
    Wie gesagt, ich habe nicht die "Wahrheit" und werde sie nie haben, aber das ist mein derzeitiger Wissensstand.


    Das nächste mal schreibe ich so einen Text am Computer, am Tablet ist es ein Kreuz sondersgleichen... :arghs:
    Aber so ein Meinungsaustausch macht Spaß! :D


    @Good-o-Sam, genau das waren auch meine Erfahrungen! Die Leute, die man nicht an der Waffe sehen wollte und die in Einsatz gingen waren meist die, die dann eh im Lager blieben. grin.png

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    • Offizieller Beitrag

    Da ich beim ersten Überfliegen des Themas quasi auf dem Sprung war, ist bei mir eher der "Warum spielen wir Kriegsspiele"-Teil hängengeblieben und deshalb sind meine Beiden Beiträge auch eher darauf bezogen. Also quasi, "Warum macht der Mensch so viele Trockenübungen?". Im Nachgang und bei erneutem Durchlesen seh ich nun, dass der zweite Teil des Ausgangs-Beitrags und die folgenden Antworten doch sehr in Richtung Krieg gegangen sind. Das ist beinahe nochmal ein extra Thema, aber in der Regel fängt es eben mit Cowboys und Indianern oder eben Rittern und Drachen im Sandkasten an. Der wirkliche und lang geprobte Erstfall ist das was in der Regel keiner gesund übersteht.

    Echte "Killer" unter uns Menschen, zumindest unter den Soldaten, die ich in den 3 Jahren kennengelernt hatte, waren nahezu nicht vorhanden.

    Studien sprechen hier von einem Schnitt von etwa 3% der dienenden Soldaten. Das sind jene, die aus der Sache herausgehen wie sie hineingegangen sind. Der Rest verändert sich.


    Testosteron ist wie Östrogen bei Männern und Frauen zu finden, wäre auch traurig wenn nicht, dann würde der gesamte Fortpflanzungsapparat nicht funktionieren.

    Hab ich irgendwo was anderes geschrieben? :D


    richtiger wäre es zu sagen, dass ein Mann normalerweise eine höhere Konzentration Testosteron als Östrogen im Körper hat.

    Ich dachte das wäre hieraus klar hervorgegangen? ->

    ... und es wird ebenso deutlich, dass Frauen weit seltener mit Testosteron geflutet herumlaufen.

  • @Alvias Warum gehen Menschen freiwillig in den Krieg? Ich halte es mit dem Oberlicht des Menschen genau anders herum :D
    Ich kenne einen Kriegsveteran aus dem Jugoslawien-Krieg persönlich aus der Familie meiner Ex. Der schüttelt alleine schon den Kopf wenn er Paintball oder Airsoft hört. Freiwillige erklärt er für strunzendumm, und ich denke er hat gute Argumente dafür.
    Du hast gesagt, dass zig Menschen freiwillig in den Krieg ziehen. Überwiegend aus Ländern in denen seit Dekaden keine Kriegszustände herrschen. Ich denke, dass diese Leute absolut NICHT wissen was sie da machen und den Krieg verklären. Gerade Amerikaner oder dem frühen 20. Jahrhundert (Nationalstolz) oder IS-Kämpfer (Ideologie) greifen noch Strukturen die dem Einzelnen etwas bedeuten.
    Gepaart mit der Nichtkenntnis des echten Feuergefechtes/Krieges, denke ich, dass die Entscheidung des freiwilligen Kriegseinsatzes aus Naivität die an Dummheit grenzen kann/muss heraus resultiert (ey wasn Satz).


    @Alp of Chaos SIS Weltbild IST der religiöse Fanatismus. Und ja, das ist das reinste Mittelalter was der IS da unten praktiziert. 999/1000 karatig.



    Was Computerspiele angeht denke ich nicht, dass diese die Menschen beeinflussen.. evtl. nur einen 0,stelligen Prozentsatz. Ich habe selber von 16 bis 25 durchgehend Egoshooter oder andere "Killerspiele" gespielt. Counter-Strike, Unreal Tournament, Day of Defeat: Source, GTA, Total War uvm. Die ganzen Spiele haben vielmehr positiv auf meine Reaktionsfähigkeit, soziale Interaktion & die Entwicklung von Problemlösungsstrategien ausgewirkt als mich dazu angeregt in den richtigen Krieg zu gehen. Ich bin nach wie vor sehr friedlebend. Und das als Grünhautspieler :P


    my 2 cents



    Grüße
    Snottie

  • Zitat von Merrhok

    Studien sprechen hier von einem Schnitt von etwa 3% der dienenden Soldaten. Das sind jene, die aus der Sache herausgehen wie sie hineingegangen sind. Der Rest verändert sich.

    Stimmt, das habe ich auch gelesen. Wobei die Veränderung nicht pathologisch sein muss und es auch bei den meisten nicht ist. Spannend sind die drei Prozent, die sich nicht verändern, da sie überdurchschnittlich häufig einen erhöhten Psychopathie-Wert erreicht haben.



    Zitat von Snottie

    Was Computerspiele angeht denke ich nicht, dass diese die Menschen beeinflussen.. evtl. nur einen 0,stelligen Prozentsatz.

    Ich gehe schon davon aus, dass sie einen beeinflussen können, aber die ganzen Amokläufe etc. kann man ihnen siche nicht anrechnen, da muß man andere Erklärungen finden, die schwieriger zu finden und auch viel unangenehmer sind als der Sündenbock Shooter.

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  • Als Pädagoge blickt man durch die ganze Amokgeschichte fix durch. Soziale Isolation & Mobbing, herbeigeführt durch ein mehr als sanierungsbedürftiges Schulsystem und Teilversagen der Eltern.
    Aber sicher keine Shooter.. Auch das Argument "Er hat damit das Zielen geübt" ist völlig hirnrissig ... aber naja. Das ist ein anderes Thema.

  • Stimme ich Dir vollkommen zu, wenn es nicht so traurig wäre könnte man sich schon fast darüber amüsieren, was dann wieder für Blödsinn erzählt wird.
    Umgang mit einer Waffe durch Computerspiele gelernt, ja schon klar, da möchte man doch an eine Wand springen, mit Anlauf...

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  • Zitat

    @Good-o-Sam, genau das waren auch meine Erfahrungen! Die Leute, die man nicht an der Waffe sehen wollte und die in Einsatz gingen waren meist die, die dann eh im Lager blieben. grin.png

    Schon. :tongue: Wobei die nicht unbedingt immer das größte Problem waren. Die Verrückten machten mir immer nur bedingt Sorgen. Die "zu Coolen" und die "nicht ganz so geschickten" waren immer eher mein Sorgenkind. :/ Mein Pech war meist, dass ich oft als "Aufseher beim Schützen" eingeteilt war...da hast du die Wahl schlicht nicht. Du musst jedem dieser Leute eine geladene Waffe in die Hand drücken und kannst dich nicht einfach in einen Bunker auf einem anderen Kontinent in Sicherheit bringen. :O Ich hatte immer Glück. Eine Kugel eine Hand breit neben meinem Fuß, statt drin. Zweimal eine Kugel knapp über dem Kopf vorbei. Einmal wurde der Splint der Handgranate statt der Handgranate geworfen und unser Feldwebel war zum Glück geistesgegenwärtig und schnell genug. :thumbup: Es gibt so Soldaten, bei denen wünscht man sich, sie wären beim Feind angestellt... :augenzu::tongue:


    Aber sonst ja, volle Zustimmung...man kannte seine Pappenheimer und wusste, wen man zu was einsetzen konnte. :tongue:




    Zitat

    Studien sprechen hier von einem Schnitt von etwa 3% der dienenden Soldaten. Das sind jene, die aus der Sache herausgehen wie sie hineingegangen sind. Der Rest verändert sich.

    Die drei Prozent würde ich sogar als zu hoch gegriffen betrachten. Zumindest bei uns war es deutlich unter 1%. Zumindest was die "Killer" angeht. Und wir waren wie gesagt ein Einsatzverband. Wir hatten auch engen Kontakt mit einer Einheit Fremdenlegionäre. Da waren es meiner Einschätzung 100%. Aber da ich weiß, wie die ausgebildet werden, wundert mich das nicht. Wie viele von denen tatsächlich "verändert" werden mussten, ist schwer zu sagen. Vermutlich mehr als genug. Aber in der Legion landet man andererseits auch nicht zufällig. Und beim deutschen Militär war es damals einfach ein Querschnitt der Gesellschaft. Sprichwörtlich. Ich hab einen Flur und das Zelt mit einem polnischen Aussiedler 2. Generation aus dem "Düsseldorfer Ghetto" (seine Worte ^^ ) und dem (theoretischen) Erben des deutschen Kaiserreiches geteilt. :tongue:


    Was die Veränderung angeht, würde ich es dran festmachen, was man unter "verändern" versteht. Jetzt mal den PTSD-Mist, den im Grunde jeder Einsatz-Soldat mehr oder weniger mit sich rumschleppt, außen vor.
    Abgesehen von ein paar dummen Angewohnheiten, wie seltsamen Trinkspielen zu frönen (Spindsaufen, etc. ... ||:tongue: ) und jedesmal zu springen, wenn eine autoritäre Stimme etwas lauter wird, sind die meisten Soldaten, die ich kannte, ziemlich unverändert aus ihrer Bundzeit raus. Damals waren die meisten aber auch schlicht Wehrpflichtige, selbst in meiner Einheit, die kaum was anderes getan haben, als normale Leben zu führen, gelegentlich von irgendwelchen seltsamen Nachtübungen unterbrochen. ^^ Die Freiwillig länger dienenden und die Zeit- und Berufsoldaten dagegen waren ein gänzlich anderes Thema.


    Ich denke, die Themen Krieg und Kriegsspiel sind deutlich enger miteinander verflochten, als du glaubst Merrhok. Weil "Krieg zu spielen" tatsächlich die einzige gangbare Methode für Soldaten ist, zu lernen wie ein Krieg ist. Die Übungen, die wir mitgemacht haben, um uns vorzubereiten, waren teils traumatischer, als ein großer Teil der echten Einsätze. Das mag heutzutage mit Einsätzen in aktiven Kriegsgebieten wie Afghanistan anders sein. Das ist einfach noch mal zwei drei Ecken krasser, als in einem Land das seinen Bürgerkrieg hinter sich hat.
    Aber das war im Grunde das paradoxe an unseren Übungen. Während der Übung ist dir schlicht nicht bewußt, dass es eine Übung ist. Da wird das "Spiel" zum Ernst. Die Unterscheidung zwischen "echtem Einsatz" und bloßer "Übung" verschwimmt nahezu vollständig. Zumindest mir ging es so.


    Dagegen hab ich das selbe bei einem Film, beim TT oder ähnlichem gar nicht. Wie gesagt, es sind für mich absolut zwei unterschiedliche Dinge. Das eine (Hobby) passiert, trotz aller Leidenschaft, eher auf einer intellektuellen Ebene. Das andere tatsächlich auf einer sehr emotionalen Ebene, wo viel im Unterbewußtsein abläuft. Vieles davon wird dir beim Militär anerzogen, aber es brennt sich regelrecht ein. Einiges davon bin ich bis heute nicht los. Und jetzt gehöre ich zu den Glücklichen, die sich dieser Prozesse bewußt sind. Mir tun da vor allem die Leute leid, die gar nicht wissen, was und warum es mit ihnen nicht stimmt.
    Tatsächlich glaube ich, dass mir mein Hobby hier in vielerlei Hinsicht sogar massiv geholfen hat, weil es mir ermöglicht, die Trennung zu vollziehen, intellektuell wie emotional.




    Zitat von Snottie

    @Alvias Warum gehen Menschen freiwillig in den Krieg? Ich halte es mit dem Oberlicht des Menschen genau anders herum biggrin.png
    Ich kenne einen Kriegsveteran aus dem Jugoslawien-Krieg persönlich aus der Familie meiner Ex. Der schüttelt alleine schon den Kopf wenn er Paintball oder Airsoft hört. Freiwillige erklärt er für strunzendumm, und ich denke er hat gute Argumente dafür.
    Du hast gesagt, dass zig Menschen freiwillig in den Krieg ziehen. Überwiegend aus Ländern in denen seit Dekaden keine Kriegszustände herrschen. Ich denke, dass diese Leute absolut NICHT wissen was sie da machen und den Krieg verklären. Gerade Amerikaner oder dem frühen 20. Jahrhundert (Nationalstolz) oder IS-Kämpfer (Ideologie) greifen noch Strukturen die dem Einzelnen etwas bedeuten.
    Gepaart mit der Nichtkenntnis des echten Feuergefechtes/Krieges, denke ich, dass die Entscheidung des freiwilligen Kriegseinsatzes aus Naivität die an Dummheit grenzen kann/muss heraus resultiert (ey wasn Satz).

    Ich würde ihm und dir da ziemlich beipflichten. Und wenn man solchen Leuten zuhört, wenn sie zurück kommen, scheinen sie unter anderem auch genau das zu sagen.




    Zitat

    Stimme ich Dir vollkommen zu, wenn es nicht so traurig wäre könnte man sich schon fast darüber amüsieren, was dann wieder für Blödsinn erzählt wird.
    Umgang mit einer Waffe durch Computerspiele gelernt, ja schon klar, da möchte man doch an eine Wand springen, mit Anlauf...

    ...und das Kopf voraus. Wer so einen Blödsinn als Argument in der "Killerspieldebatte" jemals gebracht hat oder bringt, gehört eigentlich in ein Boot-Camp, damit man ihm/ihr den Blödsinn austreibt. Aber DAS ist ja tatsächlich noch mal ein wirklich gaaaanz ganz eigenes Thema :evil:


    Gruß


    Sam

  • Das ganze Philosophie-Thema hier bietet so viel!
    Ich meine jetzt, auf alle Eure Beiträge bezogen, von vorne bis hinten...Aber mir fehlt die Zeit auf alles einzugehen, obwohl ich voll Bock drauf hätte!
    Darum beschränke ich mich mal auf das, was @Alvias angesprochen hat, da das eines der wenigen Themen hier gerade ist (Computer-Spiele habe ich zum Beispiel zu wenig gezockt und das ist auch schon zu lange her, um da wirklich mitreden zu können), bei dem ich mein Wissen nicht aus Studien oder anderen Quellen habe, sondern was ich selber real erlebt habe; also ähnlich wie @Good-o-Sam, allerdings doch ganz anders:


    Ich war Soldat von 2000 bis 2002 und 2001 für fast sechs Monate im Kosovo-Einsatz gewesen...Ok, das ist auch schon recht lange her, aber im Gegensatz zu den Computer-Spielen sind diese Erinnerungen und Erfahrungen besser abrufbar für mich!
    Natürlich kann ich nicht für Leute aus anderen Ländern mit einem anderen kulturellen Hintergrund und anderen Beweggründen sprechen; da wird´s sicherlich auch Menschen mit religiösem oder fanatischem Eifer, dem Wunsch, für sein Land zu kämpfen, oder ähnliches geben...Aber für das was, in der einen oder anderen Deutschen Kaserne abging, kann ich durchaus sprechen!
    Ich war nicht irgendwie Koch oder so, sondern als MG-Schütze teil der kämpfenden Truppe...Jedoch hat zur der Zeit da im Kosovo niemand von uns gekämpft, ich auch nicht!
    Der Krieg war vorbei und wir hatten andere Aufgaben wie die Grenze zu sichern und so...


    Zu der gestellten Frage der Motivation:
    Also Euphorie, Opfer-Bereitschaft oder "Helden" gab´s da nicht!
    Es gab für geschätzt 80 % der Leute nur einen Grund:
    Die Bundeswehr war damals (kein Plan, wie´s heute ist) ein gut zahlender Arbeitgeber...Und das wurde unter der Truppe (zu den Offizieren hat das natürlich niemand geäußert) auch ganz offen kommuniziert:
    Es ging nur um die Kohle, ausschließlich!
    So schnell so viel Geld ohne eine zivile Ausbildung oder einen anderen Titel haben zu müssen, das war für viele Leute mehr als reizvoll...!
    Einigen wurde es dann zu heiß und sie haben sich dann doch gesagt, daß ihnen das Risiko trotz des Geldes zu groß ist und sie sind nicht in den Einsatz mitgeflogen...Aber es waren alle freiwillig dort, niemand wurde gezwungen!
    Es gab auch ein paar Typen, die sich echt für harte Typen hielten (und es teilweise je nach Definition von "hart" auch waren), aber davon gab es nicht viele...!
    Die 20 %, denen es nicht oder nicht nur um´s Geld ging, hatten verschiedene Gründe:
    Viele verwechseln wohl Krieg mit Abenteuer...Aber mal etwas Anderes machen, "Action" erleben, zuhause etwas erzählen zu können, was sonst niemand kann; das war wohl schon ansprechend für sie!
    Ein häufiges Sprich-Wort zum Beispiel der Unteroffiziere:
    "Krieg ist die Hölle, aber der Sound ist geil...!"
    Stimmt irgendwo...Das Rattern, Knattern, Knallen, Pfeifen, Einrasten, Aufjaulen, Grollen und und und vergißt man nicht; und läßt sich sicher großartig für tolle Helden-Geschichten daheim nutzen!


    Meine persönliche Motivation:
    Ich war mit 20 Jahren noch nicht so reif, wie es ein 20-Jähriger heute ist oder ich es gerne gewesen wäre, und ich wollte auch etwas machen, sehen und erleben, was nicht Alltäglich ist (und das habe ich letztendlich auch, kann man so sagen)...Und ich wollte meinem Vater etwas beweisen, was natürlich aus heutiger Sicht total dämlich ist!
    Ich wollte "mehr erwachsen" werden und hielt das für eine Möglichkeit, gleich nach dem Abitur etwas zu machen, daß mich von anderen Typen (sorry, aber viele von meiner Schule hielt ich einfach für Waschlappen, die nie mal irgendwo richtig anpacken oder sich beschützend vor einen Schwächeren stellen oder überhaupt mal in irgendeiner Form Initiative ergreifen) unterscheidet...Ich schätze es im Nachhinein auch so ein, daß ich tatsächlich "erwachsener" wurde, indem ich zum Beispiel Dinge weit mehr hinterfragte, als ich es vorher getan habe; der Einsatz hat mich jedenfalls definitiv verändert!
    Und ich meine, nicht zu meinem Nachteil...Dennoch bin ich mir bewußt, daß ich auch andere Wege hätte einschlagen können, um zum selben oder gar zu einem besseren Ergebnis meiner selbst zu kommen!
    Was mich aber auch "geschult" hat, war die "Kameradschaft":
    Die gab es nämlich nicht, oder nur kaum, vielleicht in einzelnen Trupps, in kleinen Grüppchen...Da wurde ansonsten nämlich gespottet und gemoppt ohne Ende!
    Als Beispiel:
    Einer hatte sein Barrett verloren (große Schande im Heer) und seine "Kameraden" haben es wieder gefunden...Statt es ihm zu geben, wollten sie Geld von ihm!
    Wenn ich nicht einen guten Kumpel, der mir wenigstens manchmal beistand und mit dem ich noch heute befreundet bin, dort gehabt hätte, wäre ich vielleicht auch nicht unbeschadet aus dieser Zeit hervorgegangen (wer mich und meine Ticks kennt, die hatte ich schon vorher)...Doch so glaube ich bin ich tatsächlich gereift; was nicht heißt, daß ich das Militär deshalb gutheiße!


    Um jedenfalls nochmal zur Motivation (nicht meine) zurückzukommen:
    Es geht in den meisten Fällen echt nur um Kohle...Gefahren hast Du auch in anderen Berufen, kannst auch als Schornsteinfeger oder Busfahrer sterben, also dann doch lieber "männlich" mit der Waffe in der Hand!
    Es gibt ja auch einen "Beruf", bei dem es genau darum geht:
    Der Söldner...Ist ja kein Relikt aus irgendwelchen Geschichten, sondern ganz aktuell verdienen Menschen sich ihr Geld mit der Waffe in der Hand, und sind sich der Gefahren dabei auch ganz sicher bewußt!
    Doch sie nehmen es in Kauf...Allerdings schätze ich (ich bin noch keinem wissend begegnet), sind Söldner auch keine "Rambos", sondern ruhige und besonne Typen, denn sonst wird man in der Branche nicht alt!
    Hoffe, diese meine Zeilen können zur Frage etwas erhellen...
    @the_fear_inside:
    "Also ich bin hier raus, grade diese Diskussionen sind mir in einem Forum ein Graus weil man enorme Massen an Texten zu lesen hat und mit seiner Antwort sowieso immer hinterherhinkt.
    Aber sehr gerne würde ich das Thema auch mal auf einem Boardtreffen RL-diskutieren, da mich die verschiedenen Meinung im Grunde schon sehr interessieren."
    Mir geht das auch so:
    Zu viel Text bei zu wenig Zeit und zu krassen Gedanken-Gängen!
    Aber auf dem kommenden Treffen können wir das gerne mal abends entspannt bei einem Bierchen oder einer Milch in Angriff nehmen; bin ich dabei...
    :)

    Es ist traurig, eine Ausnahme zu sein; es ist noch trauriger, keine zu sein...!


    :bear:


    Gerade gelesen und genau mein Ding:

    "Do more things that make you forget to check your phone"


    :winki:


    Eine Auflistung aller von mir bespielten Tabletop-Systeme und Fraktionen samt der jeweiligen Modell- und Punkteanzahl befindet sich auf meinem Profil hier unter dem Punkt:

    "Über mich"

    Einmal editiert, zuletzt von Arthurius ()

  • @Good-o-Sam


    Mein Oberfeld bei den Schülerlotsen sagte einmal auf dem Schießstand beim Pistolenschießen zu mir:


    Sollten wir auf Streife mal in Feuergefecht kommen, stehen sie auf keinen Fall hinter mir. ;)



    Wäre dann auch prädestiniert für einen Seitenwechsel gewesen.


    Ein Kumpel von mir war bei Radio Andernach und dadurch 5x auf dem ganzen Balkan unterwegs und 3x Afghanistan. Wobei ihn das letztere schwer zu schaffen gemacht hat. War in 2 Feuergefechte verwickelt. Eine Woche nach seinem 3. Einsatz am Hindukusch hat er sich beim Schlittenfahren mit den Töchtern im eigenen Garten einen schweren Trümmerbruch im Sprunggelenk zugezogen. Einen Einsatz sieht er nicht mehr.


    Mein Opa ist erst 1949 aus Russischer Gefangenschaft zurück gekehrt. Er hat nie viel davon erzählt aber ich weiß, dass er regelmäßig Alpträume hatte.

    Der Vater: 132 Machtpunkte, 2.550 Punkte Astra Militarum
    Der Sohn aka Luke: 138 Machtpunkte, 2.500 Punkte Eldar
    Der Kleine aka Shorty: 57 Machtpunkte, 1.023 Punkte Space Marines

  • So schaut´s aus:

    Als Pädagoge blickt man durch die ganze Amokgeschichte fix durch. Soziale Isolation & Mobbing, herbeigeführt durch ein mehr als sanierungsbedürftiges Schulsystem und Teilversagen der Eltern.
    Aber sicher keine Shooter.. Auch das Argument "Er hat damit das Zielen geübt" ist völlig hirnrissig ... aber naja. Das ist ein anderes Thema.

    Wobei ich dem Versagen der Eltern mehr Gewicht beimesse, aber das ufert dann bald wirklich aus...

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    :bear:


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    "Über mich"

  • Ich muss mich zuerst entschuldigen, dass ich nicht früher zurückgeschrieben habe, ich bin nur zurzeit sehr im Stress, schulisch und privat (Überflutung im Keller, plötzlicher Todesfall in der Familie). Ich bin deswegen erst jetzt dazugekommen, mir alles durchzulesen. Mir bitte nicht böse sein :O ich schätze jede Antwort wirklich sehr



    Als Pädagoge blickt man durch die ganze Amokgeschichte fix durch. Soziale Isolation & Mobbing, herbeigeführt durch ein mehr als sanierungsbedürftiges Schulsystem und Teilversagen der Eltern.


    Naja, ich glaube, dass man einen Menschen nie ganz verstehen kann, warum er so oder so handelt. Nichts gegen dich ... ich halte nur nichts davon, wenn man sagt man versteht jemanden, blickt fix durch, das kann man meiner bescheidenen Meinung nach immer nur annähernd. Wie gesagt, nichts gegen dich :O


    @Der Vater Krieg ist für uns einfach nicht greifbar. Eine Bekannte von mir wurde während des 2. WK als junges Mädchen aus Polen verschleppt. Die Geschichten, die sie erzählt, sind grauenhaft, schlimmer als in jedem Horrorfilm. Sie hat Sachen erlebt, die könnte ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen. Man merkt auch bei ihr, dass sie den Krieg nicht verarbeiten konnte, obwohl sie nie bei Kampfhandlungen anwesend war. Krieg besteht nicht nur aus der Front, sondern auch aus dem ganzen Drumherum.


    Ich würde gern auf noch viel mehr meinen Senf dazugeben, doch das würde den Rahmen sprengen.


    Lg Alvias


    Ps: Ich hoffe, dass wir nie einen Krieg miterleben müssen. Doch so wie es zurzeit ausschaut, steuern wir geradeaus und mit Vollgas einem Dritten Weltkrieg entgegen. Durch Kurzsichtigkeit, Unvermögen und vollkommener Arroganz. Ich bin eigentlich nicht pessimistisch. Aber durch den Egoismus Einzelner wird der Grauen des Krieges auch für unsere Generation Wirklichkeit. Und einen Dritten Weltkrieg werden wir nicht überleben.


    Frei zitiert und leicht umgeändert:
    "Vor den ersten beiden Weltkriegen war Europa sehr mächtig, danach noch gut bewohnbar. Doch nach dem Dritten Weltkrieg wird es nicht mehr auffindbar sein."

    5.500 P Hochelfen
    1.500 P Bretonen
    (1.200 P Skaven)


    Wissen ist der Tod des Glaubens, Aufklärung der Tod der Religion.

  • Mein herzliches Beileid, @Alvias!
    Deiner Hoffnung, dass wir hier so schnell keinen Krieg erleben schließe ich mich an.
    Die Beispiele, die ich genannt habe sind Beispiele einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Gut, dass mit dem multiplen Organversagen ist schon extrem, macht aber durchaus Sinn, wenn man sich vor Augen führt was andauernder Stress mit dem Körper anstellt. Adrenalin, Noradrenalin, etc sind nur für kurze Zeit für den Körper gedacht, wenn sie dauernd vorhanden sind gehen sie auf die Organe. Bei meinem zweiten Beispiel sind es die Flashbacks, die betroffenen sind nicht in der Lage sich aus der erlebten Situation zu lösen und durch einen Reiz erleben sie die belastende Situation immer wieder.
    Das Beispiel Deines Urgroßvaters ist leider kein Einzelfall. Ich habe das selber in meiner Familie gehabt und im Studium hatten wir eine sehr spannende Vorlesung darüber gehabt.
    Ich bin ein Optimist und ja, ich sehe Entwicklungen, die mir sorgen machen, aber die Gefahr eines dritten Weltkrieges sehe ich noch nicht. Sei mir nicht böse, aber ich hoffe, dass ich recht behalte. Und selbst wenn, wir können nur in unserem Bereich etwas ändern, wenn wir das tun haben wir uns in dem nichts vorzuwerfen. Je mehr Menschen das tun, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns der größte Müll erspart bleibt.

    Ich spiele:


    Warhammer Fantasy 5., 6. und 7. Edition


    Kings of War 2. Edition


    und


    Infinity

    Einmal editiert, zuletzt von Pinguinbaer ()

  • Ich muss mich zuerst entschuldigen, dass ich nicht früher zurückgeschrieben habe, ich bin nur zurzeit sehr im Stress, schulisch und privat (Überflutung im Keller, plötzlicher Todesfall in der Familie). Ich bin deswegen erst jetzt dazugekommen, mir alles durchzulesen. Mir bitte nicht böse sein :O ich schätze jede Antwort wirklich sehr

    Alles gut Alvias kiss.png Solange du mir keine Ausdrücke an den Kopf wirfst bin ich ganz artig tongue.png
    Das war jetzt auch keine endgültige Diagnose. Lediglich mein Ergebnis eines spontanen Ausschlussverfahrens der Ursachen.. und natürlich ist die Geschichte mit Sicherheit komplexer und hat mehr Einflüsse als die von mir aufgezählten.
    Grüße
    Snottie

  • Danke


    Ich hoffe auch dass du recht behältst :O


    Natürlich. Trotzdem reichen leider ein paar Wenige, um das Tun vieler vieler Menschen zunichte zu machen. "Was wäre wenn Krieg ist und keiner geht hin?" (Wenn mir nur einfallen würde von wem das ist...)



    @Snottie das freut mich :D Ist auch klar, dass das eine Aufzählung von Beispiel war und nicht 'das was da steht sind die einzigen und wahren Ursachen ^^


    Was ich mich noch Frage ... hat Geld wirklich so einen Einfluss auf uns? Ich finde es erschreckend, dass man dafür sein Leben so offensichtlich aufs Spiel setzt, nur um sich mehr leisten zu können, wie @Arthurius1980 (glaub ich) geschrieben hat.


    Was erst indirekt gesagt worden ist: der Adrenalinschub, der durch so ein "Abenteuer" entsteht, könnte für viele auch ein Auslöser sein. Dass jemand gerade so einen Nervenkitzel sucht. (Für mich vollkommen unverständlich, aber naja. Andere gehen halt Bunjee jumping oder Fallschirmspringen)

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    (1.200 P Skaven)


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