Ich bin grade dabei nach einem gemütlichen Urlaub ein bisschen Hobby-catch-up zu betreiben, und bin dabei über einen, wie ich finde, höchst interessanten Artikel gestolpert, den ich dem Publikum hier nicht vorenthalten möchte. Ich hab lange überlegt, wo am besten zu posten wäre - Gerüchteküche erschien mir falsch, und da ist schon genug offtopic, und das AoS Unterforum erschien mir zu aggressiv - AoS fans aufgepasst, das wird ein sehr negativer Post.
Der gute Hastings hat BolS ein längeres Interview gegeben, das ich hier nur beiläufig erwähnt gesehen habe. Es ist eine ziemliche Textwand in englisch, was hier evtl einige Leute abschrecken könnte, daher hab ich mir die Mühe gemacht das auf deutsch zu übersetzen (ist auch eine kleine Übung für mich, Deutsch aufbessern geht immer.)
Quelle. Anmerkung: Ich halte relativ wenig von Bell of Lost Souls. Aber genau wie man nicht drum herumkommt anzuerkennen dass GW die besten (qualitativ) Miniaturen herstellt, kommt man auch nicht drum rum zuzugeben dass BolS eins (wenn nicht das) grösste und bestvernetzte Forum zum Thema TT ist.
(anm.: Frei und nicht 100% wortwörtlich übersetzt, zum Lesefluss. Preise von Britischen Pfund in Euro umgeschrieben, weil ich zu faul bin mir das GBP Symbol auf die Tastatur zu legen oder Pfund auszuschreiben.)
Age of Sigmar vs Warhammer FB - Ausgaben (mehr eine Analyse des Models Age of Sigmar).
Stellen wir uns vor, die Kosten für die Entwicklung einer Box betragen 5€. Die Produktion für eine Box beträgt 1€. Der Verkaufspreis am Ende beträgt 10€. Das würde bedeuten, wenn ich eine Box verkaufe, dann mache ich einen Gewinn von 4€. Verkaufe ich 2 Boxen, dann mache ich bereits 13€ Gewinn, denn die Entwicklungskosten kriege bezahle ich nur ein mal. Ganz klar - mehr verkaufte Boxen = höherer Gewinn.
Hier wurde GW gierig. Anfangs hielt sich das noch in Grenzen, aber zum Ende von WHFB hin wurde der einstieg allein schon aus finanziellem Grund schwieriger.
Eine normale Einheit für WHFB war locker 40 Mann groß, das bedeutet meistens 4 Boxen, nach dem vorherigen Modell, abzüglich 4€ Produktionskosten und 5€ für die Entwicklung bleiben mir also von 40€ 31€ Profit. 7.75€ pro Box.
Jetzt schauen wir uns AoS an, wo Einheiten eher klein sind (daumen hoch von mir), da es sich um einen Skirmisher handelt, sind Einheiten deutlich kleiner. 10 - 20 Mann vllt. Gehen wir von vergleichbaren Kosten aus (und wieso sollte man das auch nicht, wer mir erzählen will dass AoS Boxen wundersamerweise billiger oder teurer in der Herstellung sind als WHFB Boxen wird ab sofort genau so ernst genommen wie Trump.) Haben wir bei 2 verkauften Boxen 20 Euro Einnahmen, abzüglich 7€ Produktion und Entwickling, 13€ Gewinn - 6.50€ pro Box.
Hier kommt das Problem: Man muss entweder:
A) Mehr verkaufen um den alten Gewinn weiterhin einzufahren, was aber schwierig ist, denn ein Skirmishsystem stimluliert weniger zum wiederholungskauf, oder
B) den Preis erhöhen. Auf 12 Euro pro Box, in dem Fall, um grob den gleichen Profit zu fahren.
Im letzten GW Halbjahresreport berichtete uns Nottingham allerdings von gesunkenem Umsatz, trotz gestiegenen Preisen, was das Buisnessmodell unmöglich zu erhalten macht. Entweder verkauft man sehr wenige Boxen für einen sehr hohen Preis, man reduziert die Entwicklungskosten, was meistens leidende Qualität zur Folge hat, oder man findet wieder Wege mehr Produkte an einzelne Kunden zu vertreiben. Ein ziemlicher Teufelskreis, wie man sieht, der uns quasi zurück zum Scheitern von WHFB führt. Ohne verbesserte Verkäufe kann GW entweder den Support für AoS nicht fortführen, oder hat am Ende eine (vermutlich sehr kleine) Community, die bereit ist wirklich jeden Preis zu bezahlen. Beides ist ungünstig für Wachstum und Nachhaltigkeit.
Age of Sigmar - Beliebtheit.
(Anm.: Fragestellung von BolS eingefärbt)
AoS verkauft sich schlechter als Warhammer, die Beliebtheit ist geringer, wenn GW nicht mehr Spieler erreichtund leute zum spielen (und kaufen) kriegt, glaubst du dass GW AoS lange supporten wird, wenn es weniger Geld bringt als Warhammer?
Da haben wir die Ursache für die '3 Wege zu spielen', GW muss versuchen einen größeren Markt zu erschliessen, weil der Markt auf den sie es abgesehen haben nicht genug Geld bringt. Wir haben ein Profit Warning an die Teilhaber, trotz zwei extrem gut gelaufener Releases (Battle of Calth und Deathwatch: Overkill) und einger gut gelaufener 40k releases. Das allein sollte auch dem eingefleischtesten Fan zeigen dass AoS gewaltig hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. (Hastings benutzt hier den ausdruck 'tanked' - gesunken oder schiefgelaufen, ich hab mich für eine etwas höflichere Variante entschieden.)
Persönlich mag ich AoS nicht. Ich würde mir aber nie irgend was aus den Fingern saugen nur um meinee eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen. Wie ich bereits zuvor erwähnt habe, min Bruder hat sich das Spil gekauft und mag es sehr (auch wenn er sich schwertut Gegner zu finden). Ich berichte von schlechten Verkäufen, und es gibt viele Hinweise, die das Unterstützen. Hier ein paar Beispiele:
Die meisten Umfragen, die man zum Thema AoS startet, fallen zu 80% negativ aus (das erscheint mir persönlich etwas stark negativ... müsste man in einem der großen evtl mal wieeder versuchen)
Das Spil selbst, Warhammer und mancherorts auch 40k sind von Spieleclubs aufgegeben worden (kann ich persönlich in vier Spielegmeinden bestätigen)
Viele Einzelhändler berichten von noch vorhandenen Anfangsbeständen.
Limitierte Bücher verkaufen sich nicht, auch in geringeren Auflagen, wohingegen WHFB limitierte Produkte manchmal in Stunden ausverkauft hat.
Es gibt noch mehr Anzeichen, die damit einhergehen, aber ich dneke ich habe mich zu Genüge ausgeführt (er sagt hier 'ich kann wohl kaum bemüht werden zu rechtfertigen dass ich akurat berichte in wie weit/dass AoS sich schlecht verkauft, was mir irgend wie sehr arrogant vorkam... bei aller Liebe.)
Nebenher, für die die fragen: Ich habe keine Informationen wie gut oder schlecht genau sich welches Produkt verkauft hat, aber hier sind 2 Dinge die mir impliziert wurden:
1. WhfB hat vor den End Times noch Gewinn gemacht, aber nicht so viel wie manche Leute sich das erhofft haben. Das ist meiner Meinung nach ironisch, denn die Gründe wieso es wenig Profit machte war, dass es eine zweitrangige Position hinter gewissen gutgerüsteten Kriegern abgeschoben wurde - was, wenn man deren Beliebtheit bedenkt, nicht ganz unlogisch ist. Das, und die Einstiegskosten. Für letzteres trägt GW ganz allein die Verantwortung. Kosten für eine komplette Armee waren gegen Ende von Warhammer obszön, mit teilweise gut über hundert Euro für eine einzelne Einheit, was pervers ist, grade wenn man die vielen Alternativen bedenkt, die es gibt. Was hier einfach unverzeilich dämlich ist, dass es eine deutlich einfachere Alternative gegeben hätte, und zwar ein Einstiegslevel-Skirmishsystem für Warhammer zu erschaffen, die Leute kaufen die exakt gleichen Figuren die für WHFB produziert werden, was bedeutet dass die Entwicklungskosten für Figuren gleich bleiben. Jede 'alte' auf diese Weise verkaufte Box ist extra Profit. Und sobald sie ein paar kleine Einheiten im Skirmisher haben und blut geleckt haben steigen sie auf das größere System um. Eine sachte Herangehensweise, statt alles auf einmal in einem großen Hit verkaufen zu wollen/müssen.
(Anm. von Mir: Was jetzt natürlich gerne als Argument dagegen kommen würde, dass das funktioniert, ist, 'was wenn die Leute alle beim Skirmisher bleiben?' Antwort: Würden sie nicht. Ein Teil, ja. Aber viele standen und stehen immer noch auf Massenschlachten. Es geht einfach darum, die gleichen Figuren einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, ähnlich wie Apocalypse für 40k, nur eben anders rum. Anreize, das 'große' Spiel zu spielen, kann man einfach schaffen, indem man namhafte Helden und die bösesten Monster für das 'große' Spiel aufhebt. "Naja, Archaon lässt sich nicht dazu herab, mal einfach 20 Krieger in die Schlacht zu führen, ich bitte dich. Wo der hingeht erzittert die Erde unter den stiefeln seiner Armee!" Auch 40k ist für verhältnissmässig kleinere Armeen ausgelegt (gewesen -.-), und Apoc lief trotzdem für die die es wollten, was nicht wenige waren.
2. AoS Verkäufe sind schlecht, und es hat nirgends auf der Welt eine anständige Verbraucher/Spielerbasis. In manchen Ländern ist es quasi tot, in manchen hat es eine kleine, aber stetig wachsende Community, die aber nicht ansatzweise an WHFB rankommt, auch nicht vor der End Times spitze. Die Reaktion der community war grösstenteils Negativ, was Hintergrund und Regeln angeht (und in vielen Fällen auch Miniaturen.) (Und ja, es stimmt. Negative Meinungen sind oft lauter vorgetragen als positive, und ich denke auch hier ist das irgend wo der Fall. Es ist aber ein Irrtum anzunehmen, dass jeder der schweigt, automatisch positiv gestimmt ist. Es gibt sicher auch einige, die sich einfach stillschweigend abwenden, und woanders ihr Hobbyglück suchen.)
Normalerweise erleben neue Systeme (von GW) einen regen zuwachs am Anfang, und, zumindest die letzten Jahre, brauchten sie keine Anlaufperiode von einem Jahr um attraktiver zu werden. Das ist nicht AoS's Schuld, sondern einfach ein Mangel an primärer Zielgruppe. Es war nicht für die bestehende Fantasy-Gemeinde gedacht, aber es wurde keinerlei Marktforschung betrieben, wer ein solches neues Produkt denn kaufen würde, und, noch schlimmer, es wurde kaum ausserhalb von GW Kreisen beworben. Das Produkt wurde erst mal nur Leuten vorgeführt, die bereits GW Kunden waren, und diese waren, wie auch viele Leute gerne betonen, NICHT die Zielgruppe (weil sie nich genug Geld bringen).
Und zum Thema Anlaufperiode, sollen wir annehmen dass alle neuen GW Produkte sowas brauchen? Dann hätte Betrayal at Calth auch (noch) kein Erfolg sein dürfen. Mit 30 Jahren Erfahrung im Tabletopbereich, als Marktführer, sorry, da zieht das Kinderschuhe Argument einfach nicht. GW sollte es besser wissen.
Ich hoffe ja, dass GW das ganze rumreisst. Aber anhand von schlechten Verkäufen und der sehr frühen Warnung an Teilhaber denke ich, dass es bereits zu spät ist. (Eine Meinung die ich nicht teile, btw.)
(Anmerkungen von BolS)
Al das klingt wirklich, wirklich negativ, aber passt genau zu dem, was BolS von Profis aus dem Gewerbe aus Nordamerika gehört hat. Es wird mit Sicherheit einiges an Betriebsschönmalerei kommen, in form von AoS ist was die Spieler wollen. Es hat immer noch das Potential, ein großartiges System zu werden.
Aber.
Man kann sicher eins sagen - keine Firma verändert ein gut laufendes Spiel nach nur 9 Monaten so drastisch, ohne dass irgend etwas enorm schief läuft. Die Änderungen die wir jetzt sehen sind Anzeichen für Produktschwäche, nicht Produktstärke. (Anzeichen von Produktstärke wäre mehr vom gleichen). Wenn es von Anfang an so gedacht gewesen wäre, wieso hat man das nicht direkt von Anfang an so gemacht?
Puuh. Was ein Text. Viel Spaß damit! Und, falls es zu einer Diskussion kommt - bleibt bitte sachlich und höflich. Ich spare mir (weitere) Kommentare und Anmerkungen, wurde eigentlich fast alles gesagt.