• So,
    hier mal ein kurzer Auszug aus meiner Geschichte;

    Schwärze, nichts als Schwärze. Finsternis! Kälte! Nackter Stein. Bloße Felsen, aneinandergereiht,
    verbunden zu ewigen Serpentinen, zu Felsenbrücken ohne Pfeiler, in die Schwärze, ins Nichts..
    Stumpfer Geist, O tumbe Seele. Kein Schmerz. Kein Leid. Schwärze! Frost! Doch kein Gefühl.
    Keine Regung des einstmals kecken Gesellen. Geschundene Gestalt. Gemarterte Seele.
    Monotonie.
    Rinnsale quellen aus dem steinernen Pfad, schmiegen sich an die Sohlen der bloßen Füße, die,
    in einen ewigen, ziellosen Trott verfallen, den schlaffen, hörigen Körper weiter schleppen.
    Plitsch! Platsch! In einem Fort. Willfährig immer fort. Plitsch! Platsch! Immer zu, stetig weiter, sinnlos weiter.
    Stumpf ist der Verstand. Stumpf die einstmals scharfe Zunge. Abgestumpft der Mensch, der vor unzähligen Dekaden kraftvoll und kühn gewesen.
    Beständig fließt das Wasser den Pfad entlang, um an dessen Flanken hinabzutropfen in die ewige Tiefe.
    Doch kein prasseln, kein Laut, nur das leise Plätschern.
    An langen, rostigen Ketten pendeln dampfende Leuchter. Sie gründen in der ewigen Schwärze.
    Dolchartig hängen sie herab und leuchten dem Geschundenen seinen niemals endenden Weg.
    Spottend. Höhnend. Jegliche Würde verachtend.
    Der Rücken ist gekrümmt, die Arme hängen kraftlos herab.
    Dennoch geht er weiter, dem tristen Steig folgend. Sklave, eines grotesken Willens.
    Getrieben von einer erbarmungslosen Macht.
    Schritt für Schritt, Fuß vor Fuß. Ohne zu streben, ohne zu murren.
    Doch plötzlich tritt ein Glimmen, ein kleiner Funke in seine ausdruckslosen Augen.
    Ein zaghaftes Aufbäumen. Wie ein Lauffeuer breitet es sich aus.
    Fetzen der gebrochenen Menschlichen Seele sammeln sich zu ihrem letzten Gefecht.
    Leuchtende Augen. Gespannte Muskeln. Ein kraftvoller, gellender Schrei.
    Der Kampf erreicht seinen Höhepunkt. Offen begehrt der Geist auf, gegen sein Joch, gegen den Zwang,
    gegen den Schmerz, der in seinem Innersten gefangen, ihn schon lange nicht mehr zu bewegen vermochte.
    Eine Eruption der Gefühle, Ausbruch der Pein, die unter der scheinbar ruhigen Oberfläche wogte.
    Der Damm ist gebrochen, es gibt kein Halten.
    Er springt. Er fällt. Kleiner, immer kleiner werden die Felsen, wird der gottlose Grat. Schwarz, alles Schwarz.
    Er fällt und doch fällt er nicht. Er hofft und doch hofft er nicht. Er ist Herr seines Willens, gebrochen ist Knechtschaft und Fron. Er denkt, er fühlt, er sieht, zuerst glaubt er, es sich nur einzubilden, einen fernen,
    schwachen Schein. Ein Leuchten. Langsam, doch immer schneller, wird es kräftiger. Es dehnt sich aus.
    Er scheint geradewegs auf den Ursprung hinab zu stoßen.
    Es ergreift ihn. Weiß, grell. Er badet wonniglich in einem Meer aus heißen Strahlen.
    Lust keimt in ihm auf. Glückseligkeit. Die Energie durchflutet den verelendeten Körper und erhellt
    das gequälte Gemüt.
    Weg, alles ist weg.
    Erschrocken riss Bertrand die Augen auf. …


    Gruß Cibout