Das Schwinden

  • Da ich diese Geschichte aus GWFW kenne und einfach klasse finde wollte ich sie euch näherbringen. Diese ist NICHT!!! von mir sondern von Nakago

    Komemntare werde ich an ihn weiterleiten...und werde es je nachdem wieviel nachfrage besteht aktualisieren,damit ihr nicht immer das Forum wechseln müsst.

    So erstmal etwas einleitendes von ihm:

    Mit dem nachfolgenden Text habe ich mich mal an eine recht epische 40K Geschichte getraut. Sie beruht auf meine Ureigenste Interpretation gewisser Daten, die im Hintergrund nur grob angerissen werden. Ich habe mir eine gewisse künstlerische Freiheit gegönnt und weiche auch in einigen Punkten bewusst vom Canon ab. Eigentlich sollte die Geschichte so mit 15 Seiten erzählt sein. Aber irgendwie hat mich meine eigene Geschichte immer mehr mitgerissen, so das sie doch etwas klein wenig länger geworden ist. Nun aber viel Spaß beim Lesen.

    und Los gehts...


    Das Schwinden

    Buch I
    Kapitel I


    Position:
    Imperium
    Segmentum Pacificus
    Sektor Jyoti
    System Ghersom
    Planet Ghersom IV
    Nördliche Hemisphäre
    Kontinent Ephrat
    Kathedralsstadt
    Imperatorkathedrale
    3 Bestattungsebene
    Zeit: 2 227 994.M41
    Person: Gavri Pilgerstochter

    „Da ist das Amulett von meiner Mutter hineingefallen!“ schluchzte die kleine Saphira, die in dem typischen weißen Gewand der Pilger gekleidet war. Anklagend zeigte die Sechsjährige auf die dunkle runde Öffnung von etwas über einem halben Meter Durchmesser am Boden an der mit unzähligen Schädeln bedeckte Wand der Gruft. Gavri war nicht ganz klar, welchen Zweck dieser Schacht ursprünglich gehabt hatte, aber nun hatte er unweigerlich das Wertvollste verschluckt, was die kleine Saphira ihr Eigen nannte. Saphiras Mutter war vor einem Jahr bei einer Prozession zu Tode getrampelt worden, als es eine Massenpanik unter den Pilgern gegeben hatte. Bei der Bestattungszeremonie hatte man den rechten Zeigefinger der Toten Frau entbeint, in durchsichtigen Kunststoff gegossen, so dass ihre Tochter nun immer ermahnt wurde, die Gebote des Imperators gewissenhaft zu folgen und die Pilgerreise auf Terra zu beenden.

    Gavri kniete vor die Öffnung, die wohl mal einst mit einem Gitter gesichert war, jedenfalls fanden sich noch einige rostige Überreste an der Fassung davon. Da sich um die Öffnung herum ein kleines Rundes Becken in den Boden eingelassen war, wurde wahrscheinlich hier einst regelmäßig eine Flüssigkeit ausgeschüttet. Inzwischen wurde dieser Schacht als Toilette und Ausguss missbraucht. In den darum liegenden Boden war der Satz, „Gepriesen und geheiligt sei der Tag, wenn der Fluss der Tränen für immer versiegt“ mit altgotischen Lettern geschrieben. Mit ihrer Lampe leuchtete das Mädchen in den Schacht hinein. Die Öffnung führte in einen Runden Schacht, der sich mit geschätzten 45° recht steil nach unten neigte und dann senkrecht nach unten abknickte. In dem ganzen angefaulten Unrat konnte das zwölf Standard Jahre alte Mädchen die bleichen Fingerknochen des Amuletts erkennen.

    Mit ihrem Pilgerstab versuchte sie an das Amulett heran zu kommen, aber es war viel zu weit entfernt. Das Pilgermädchen sah sich vergeblich suchend um. Sie waren hier in einem Teil der Imperatorkathedrale, der sonst kaum von Besuchern frequentiert wurde. Eigentlich hatten sie hier nur ganz profan Verstecken spielen wollen, um die Kinder etwas toben zu lassen. Als kleine Belohnung, weil sie den ganzen Tag über brav gewesen waren und nicht herum gequengelt hatten. Dabei wäre die kleine Saphira beinahe in den Schacht gestürzt, da das kleine Mädchen gedachte hatte, diese Nische wäre ein prima Versteck. Die Sechsjährige konnte sich retten, verlor dabei aber ihr Amulett.

    Saphira schluchzte neben ihr und Gavri nahm sie erst mal fest in den Arm und küsste ihr dann die Tränen von den Wangen. „Verzage nicht, Saphira, sondern vertraue auf den Imperator, der auf Terra auf seinem goldenen Thron sitzt und uns alle beschützt. Beten wir gemeinsam den vierten Psalm der Erbauung. Auch ihr, auf die Knie, nur dem demütigen Gläubigen des Gottimperators zu Terra wird seine Erlösung zu Teil.“ Und so knieten alle ihre Schutzbefohlenen gehorsam mit bloßen Knien auf dem harten Steinboden nieder. Aus dem Gedächtnis rezitierte sie den Psalm und ihre Kinder wiederholten ihn gewissenhaft.

    Eine Gruppe von insgesamt zwölf Kindern im Alter von Drei bis Acht Jahren hatte Gavri unter sich, für die sie persönlich Verantwortlich war. Alle waren wie sie auch Waisen, deren Eltern einst auf dem Pilgerschiff „Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen“ die langwierige Reise nach Terra aufgenommen hatten, welche dem heiligen Pfad des Imperators folgte. Gerade besuchten sie die weitläufigen Andachtsträumen der Imperatorkathedrale auf Ghersom IV, wo Steine verehrt wurden, über die einst der Imperator selbst gewandelt war. Inzwischen waren die Felsen von unzähligen Lippen Milliarden von frommen Pilgern vollständig glatt geküsst worden. Die Steine standen auf massiven Sockel aus reinem Gold, die mit unzähligen Edelsteinen verziert waren. Die Kathedrale war ein gewaltiges Gebäude, in dessen Vorhalle ihr Pilgerschiff, die„Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen“ bequem Platz gehabt hätte, wo es doch selbst weit über zehntausend Pilgern ein ständiges Zuhause bot.

    In den Andachtsräumen herrschte qualvolles Gedränge unzähliger Besucher, war doch jetzt gerade ein hoher regionaler Feiertag der Schutzheiligen dieses Planeten und die Bewohner der Stadt besuchten zur geistigen Erbauung auch diesen Ort. Deshalb hatte Gavri die Möglichkeit genutzt, in die Gruft der Kathedrale herabzusteigen, die jedem Besucher offen stand. Hier waren gewaltige Labyrinth artige Begräbnisstätten aus vielen Jahrtausenden zu sehen. Es gab drei Ebenen, die ersten zwei waren auch recht überlaufen gewesen, aber hier, in der dritten Ebene war kaum ein Mensch. Von einem jungen Mönch hatten sie sich vorher noch einige Gasgespeiste Fackeln für die Gebühr von einem Schekel leihen müssen, da es hier keine eigenständige Beleuchtung gab. Laut dem Mönch war dies der älteste Teil der Anlage und die Gräber mindesten siebentausend Jahre alt. Die Inschriften auf den Sarkophagen waren teilweise so verwittert, dass man sich nicht mehr lesen konnte. Und das Beste war, dass hier nur wenige andere Menschen herum liefen und die waren fast alle bei einem Gangsegment, wo die obligatorischen an den Wand befestigen Totenschädel herab gefallen waren und schöne Reliefs aus uralter Zeit frei gelegt hatten. Sie zeigten Mädchen beim Beten, lernen und körperlichen Ertüchtigungen. Dabei wachte immer eine zentrale Gestalt über sie, der Gottimperator. Auch wenn seine Erscheinung wohl erst später in die Reliefs eingearbeitet wurde, da die ursprünglichen Teile offensichtlich herausgeschlagen worden waren, da die Segmente des Imperators nicht aus dem gleichen Material wie der Rest der Reliefs bestanden.

    Von dort gab es Zugänge zu gewaltigen Hallen, die voll uralter Sarkophage standen. Ein wahres Labyrinth, vielleicht etwas gruselig, aber auch spannend, da jeder Schritt in eine unbekannte stille Welt führte, die voller Schatten und Geheimnisse war. Genau das richtige, um eine Schar Kinder zu verzaubern und sie die Sorgen des Alltags vergessen zu lassen. Und Gavri selbst hatte dann vorgeschlagen, diese Abgeschiedenheit für ein Spiel zu nutzen. Sie verteilten die Fackeln in diesem weitläufigen Raum und sie gab ihren Schutzbefohlenen Fünfzig Sekunden Zeit sich zu verstecken. Dabei war dann Saphira auf die Idee gekommen, in den Schacht hineinzukrabbeln. Ein gutes Versteck, wäre der Schacht nicht so steil. In dem flackernden diffusen Licht hatte sie es wohl für eine Nische gehalten, was es leider nicht war. Da es letztendlich ihre Schuld war, dass Saphira in diese missliche Lage gekommen war, lag es nun an Gavri selbst, die Reliquie zu bergen. Das war ihre heilige Pflicht!

    „Jadon, halt mich an den Knöcheln fest“, sagte sie zu dem ältesten Jungen ihrer Gruppe Schutzbefohlener, ein kräftiger kleiner Kerl von acht Standardjahren. „Und ihr anderen helft ihm!“
    „Hältst du das für eine gute Idee? Wenn du nun abrutschest, wer weiß wo der Schacht hinführt!“ wagte Jadon einzuwerfen.
    „Wer fest im Glauben ist, dem kann alles gelingen! Und wir sind Fest im Glauben!“
    „Aber, wäre es nicht klüger, vielleicht einen Erwachsenen zu holen? Oder ein Seil zum festbinden zu besorgen? Und jemand hat in den Schacht gekackt, das ist voll Scheiße, wenn du da rein rutscht!“
    „Bis dahin ist das Amulett vielleicht schon viel weiter gerutscht. Das ist alles, was Saphira von ihrer Mutter noch hat. Was soll sie im heiligen Terra denn sonst zur Ruhe betten? Ihre Mutter verdient Erlösung, so wie wir alle und wenn du mich fest hältst, passiert ja auch nichts. Und glaub mir, kleiner frecher vorlauter Jadon, ich will auch nicht durch den Kot anderer Leute robben. Aber nur wer bereit ist, alles für etwas zu geben, dem gewährt der Gottimperator zu Terra die Erlösung! Ich will, dass du dir bis zur Morgenmesse überlegst, was Demut bedeutet. Und ich bete für dich, dass dir die notwendige Erleuchtung zu Teil wird. Wenn nicht, werde ich im Buch der Strafen nachschlagen, was die Strafe für denjenigen ist, welcher seiner großen Schwester offen widerspricht. Und das S Wort will ich aus deinem Munde auch nicht mir hören oder ich werde mit Seife dafür sorgen, dass dein Mund wieder rein wird. Schließlich sprichst du damit auch die heiligen Gebete. Haben wir uns verstanden, Jadon?“ fragte sie ihm scharfen Tonfall, den Zeigefinger streng erhoben.

    „Ich habe es doch nur gut gemeint!“ Jadon schob bebend die Unterlippe vor.
    „Ich weiß, Jadon, ich weiß. Verstanden?“ Sagte sie schon viel milder und legte ihm segnend wie auch tröstend die Hand auf den Kopf.
    „Ja, große Schwester Gavri, ich habe verstanden“, sagte Jadon und senkte den Kopf.
    „Gut! Möge der Gottimperator, der da auf seinem Goldenen Thron zu Terra herrscht, mir nun den Mut, die Kraft und die Geschicklichkeit geben, diesem gläubigen Kind namens Saphira den ermahnenden Zeigefinger ihrer Mutter zurück zu geben. Und euch die Kraft, mich Festzuhalten. Gemeinsam werden wir es schaffen! So sei es!“

    „Gemeinsam werden wir es schaffen! So sei es!“ Wiederholten ihre Schutzbefohlenen brav, selbst der Kleinste unter ihnen mit großer Inbrunst. Jadon schien noch was sagen zu wollen, aber mit einem strengen Blick hieß sie ihm zu schweigen.

    Gavri griff nach dem schweren Buch, dass sie von dicken eisernen Kettengliedern um den Hals trug. Der Einband bestand unter anderem aus den Knochen ihres Großvaters, der vor vielen Jahren die Pilgerreise vom weit entfernten Planeten Coelia, der weit im östlichen Spiralarm im Segmentum Ultima lag, zum geheiligten Terra angetreten hatte. Dem langen Pfad des Imperators folgend, der größten, längsten und heiligsten aller Pilgerreisen, die Vierzig lange Standardjahre dauerte und oft nur von den Nachkommen vollendet werden konnte. Leider war er schon vor ihrer Geburt gestorben, aber seine Knochen waren nun Reliquien, um sie einst im heiligen Terra zu den Füßen des goldenen Throns abzulegen. Inzwischen waren auch die Handknochen ihres Vaters, Onkels und ihrer Mutter auf dem Deckel verarbeitet. Ihre Mutter war schon lange tot und kannte sie eigentlich nur aus Erzählungen. Ihr Vater war vor zwei Jahren gefallen, als auf dem Planeten, dessen heilige Orte sie gerade besuchten, von einem regionalen Aufstand von Ketzern gegen den einzig wahren Gottkaiser erschüttert worden war. Er hatte sich freiwillig einer Kampfgruppe der Zeloten unter einem fanatischen Prediger des Schiffes angeschlossen und war heldenhaft beim Sturm auf einen Bunker gefallen. Man hatte ihr die Knochen seiner Hände zurück gebracht und ein Handwerker auf dem Schiff hatte sie in den Buchdeckel eingearbeitet.

    In dem Buch selber standen auf dicken Pergament Lobpreisungen, Psalmen und Gebete an den Imperator und ausgewählten Schutzheiligen mit ihrem eigenen Blut geschrieben. Sie küsste das Antlitz des Imperators, welche sich auf einem Miniaturbildnis im Zentrum des Buchdeckels umgeben von Hand und Fingerknochen befand. Sie schob das Buch auf ihren Rücken, nahm den Pilgerstab in die rechte Hand und die Lampe in die linke Hand. Auf dem Bauch rutschte sie in den nach verfaulenden Unrat stinkenden Schacht. Jadon hatte durchaus recht gehabt, es war wortwörtlich Scheiße, durch den Kot anderer Leute zu robben. Aber dies war ein Teil ihre Buße, weil sie durch Gedankenlosigkeit ihre Schutzbefohlenen in Gefahr gebracht hatte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Saphira in den Schacht gefallen wäre und nicht das Amulett. Die Pilgerin beschloss, sich bei nächster Gelegenheit mit zwanzig Hieben selbst zu züchtigen, dass würde sie in Zukunft lehren, besser nach zu denken, bevor sie in ungesicherten Grüften ihre Schutzbefohlenen verstecken spielen lies.

    Das was sie unter ihrem Kleid spürte, war eine rutschige schleimige Substanz, die sich hier festgesetzt hatte. Sie spürte wie Hände nach ihren Knöcheln griffen und sie festhielten. Sie stocherte vorsichtig mit dem gebogenen Ende ihres Pilgerstabes nach dem Amulett, aber fehlten noch ein paar wenige Zentimeter.
    „Ich muss noch etwas tiefer hinein!“ rief sie nach hinten und wand sich wie eine Schlange. Nur noch ein ganz kleines Stück.
    „Lass das! Wir können dich so schon kaum halten! Komm zurück!“ jappste Jadon und auch die andren Kinder, welche halfen, jammerten laut.
    „Strengt euch im Namen des Imperators gefälligst richtig an! Nur noch ein ganz kleines Stückchen und ich habe es! So sei es!“ Sie wand sich gegen den Widerstand weiter.
    „Nein! Hör auf!“ schrie Jadon entsetzt, aber sie ignorierte seine Worte. Jetzt hatte sie die richtige Entfernung. Ihr Pilgerstab fing das Amulett ein. Gerade als sie es zu sich heranziehen wollte, spürte sie, wie die erste Hand abglitt, dann die zweite. Das Mädchen spreizte die Beine und stützte sich mit Armen an der Schachtwand ab. Die Wände waren glitschig und sie fing an zu rutschen. Erst unmerklich, dann immer schneller, der Winkel war einfach zu hoch und die Schwerkraft dieses Planeten mit über 1.02 Standard Gravitation tat ihr übriges.
    „Gavri!“ schrien die Kinder panisch über ihr, aber die konnten ihr in dieser Lage nicht helfen. Mit aller Kraft versuchte sie sich abzustützen, aber der Schacht weitete sich immer mehr und auch die Neigung nahm rapide zu.
    „Imperator! Schütze mich!“ rief sie, dann war der Schacht zu Ende und sie stürzte in einen schier bodenlosen Abgrund.