Hallo liebe Mitboarder.
Die folgende Geschichte hat absolut nichts mit Warhammer zu tun,
sondern ist ein zusammengewürfelter Haufen von kurzen Textstücken
die ich meiner Exfreundin per Mail geschickt habe während sie im Ausland war.
Als Inspiration dienten mir dabei vorallem Wolfgang Holbeins "Midgard" und ein ziemlich unbekanntes MMO
(Ragnarok Online falls es doch jemand kennt xD)
Ich hab aus offensichtlichen Gründen die Lust verloren weiterzuschreiben, aber
ich dachte bevor es nur auf der Festplatte verstaubt poste ich es einfach mal.
Wäre cool ein paar Meinungen von euch dazu zu hören, insbesondere was meinem Schreibstil angeht
da ich das selbst nicht sonderlich gut einschätzen kann.
lg
Rayven
In der
Dunkelheit vergangener Zeiten liegen bereits viele Geschichten und
Geschehnisse
begraben und jeden Tag verschling diese nimmersatte Bestie
von neuem
Taten und Helden. Weder die prächtigsten Tempel, noch die am
kunstvollsten illustrierten Bücher, vermögen uns ewig an die Vergangenen Dinge zu erinnern
und ohne sie vergisst der Mensch nur allzu schnell...
Erlaube mir dir eine Geschichte anzutragen, auf das sie die Zeiten ein
wenig länger überdauern mag..."
----
Die Sonne schien auf den schmalen Weg, der sich gemächlich hangaufwärts zwischen den eng stehenden Bäumen emporschlängelte, sodass das Spiel von Licht und Schatten,
welches durch die dicht belaubten Kronen entstand, mit jedem Schritt neue wundersame Muster offenbarte.
Yuans Schritte hatten auf Grund dieses Anblicks an Bestimmtheit und Stärke eingebüßt, und so ging er nun gemächlich, den Blick fest auf den Boden gerichtet, um auch
ja keine Nuance des Musters zu verpassen. Die Luft war angenehm warm und auch wenn bereits das ein oder andere Blatt seinen Weg auf den Boden gefunden hatte,
so schien der Herbst doch noch weit entfernt. Immer wieder blieb er kurz stehen, wischte er sich eine Strähne seines langen braunen Haares aus dem Gesicht oder den
Schweiß von der Stirn, überprüfte den Sitz seines Rucksacks und rückte den ledernen Riemen zurecht der seine Laute auf dem Rücken hielt.
Zuweilenüberlegte er auch ein Liedchen anzustimmen, entschied sich dann aber doch dazu weiter das interessante Muster auf dem Weg zu betrachten.
Erst als die Sonne so tief stand, dass der Wald in ein schummriges Zwielicht getaucht war griff er schließlich zur Laute und fing an zu spielen.
Der Pfad hatte schon vor einer ganzen Weile seinen Zenit überschritten und führte nun in gewundenen Linien wieder talwärts und auch die Bäume begannen bereits lichter
zu werden.
Aehrsee war noch eine Tagesreise entfernt, aber er hatte es nicht eilig. Weiter den Pfad hinab, unweit der nächsten Kreuzung lag die Schänke „Zum Trittstein“, auch
wenn die nächste befestigte Straße Meilen weit entfernt lag.
Das alte, ein wenig schäbig wirkende Fachwerkhaus, stand unter einer gewaltigen Eiche, die schon dort gestanden haben musste als der Urgroßvater des derzeitigen
Besitzers es erbaut hatte, wie selbiger nicht müde wurde zu erzählen.
Trotz all der langweiligen Anekdoten die der Wirt zuweilen von sich gab musste man den alten Arnfried doch zugestehen, dass
er mit seiner aufgeschlossenen und fröhlichen Art stets eine gesellige Atmosphäre in den Schankraum zauberte, die auch zu fortgeschrittener Stunde und gehobenem
Alkoholpegel nichts von ihrer Entspanntheit einbüßte.
Der Hof sah noch genauso aus wie er ihn seit seiner letzten Einkehr in Erinnerung hatte, schoss es ihm durch den Kopf, als er den Torbogen durchschritt über dem in
großen Lettern der Name des Wirtshauses eingraviert war. Eine volle Tränke aus grob behauenem Stein dominierte den kleinen Platz der zwischen Haus und Straße
lag. Rechts und links standen einige windschiefe Verschläge, welche sich ächzend gegen die 9 Fuß hohe Mauer lehnten die das gesamte Gelände umgab.
Zwei Pferde hatten ihre Schnauze in den Trog hinabgesengt und schlürften genüsslich.
Ein Knecht kam mit einem Eimer aus einem der Verschläge gelaufen und begann die großen Tiere mit einer Hand voll Stroh abzureiben. Während Yuan einige Schritte in den
Hof hinein tat und um die Tränke herumging bemerkte er doch die eine oder andere Veränderung, welche der Schänke wiederfahren war.
Die Dächer der Schuppen wirkten noch heruntergekommener und waren an einigen Stellen gar durchlöchert. Am Rand des kleinen graslosen Platzes spross das Unkraut als
hätte sich schon Jahrelang keiner mehr darum gekümmert.
Schutt und Schrott der überall herumlag vervollständigten das Bild auf geradezu klischeehafte Art und Weise.
Mit einer fließenden Bewegung fischte er ein ledernes Band aus dem Rucksack und verknotete seine Haare zu einem festen Zopf. Dann ging er auf das Hauptgebäude zu, wobei er im
Vorbeigehen einem der Pferde über die Flanke strich.
Kurz davor die Tür der Schankstube zu öffnen begann hielt er inne.
Von drinnen waren laute Stimmen zu hören. Eine ganze Gruppe von Leuten schien sich mit überschlagenden Stimmen über irgendetwas zu streiten, Stühle schabten über die Dielen und irgendeine
Flüssigkeit schwappte mit einem lauten Platsch auf den Schänkenboden.
Dann folgte ein dumpfes Klatschen, ein erstickter Schrei und das Geräusch von etwas schwerem das polternd zu Boden fiel. Augenblicklich trat Stille hinter der Tür
ein.
Mit sanftem Druck schob Yuan selbige ein Stückchen auf um den Blick auf den Innenraum freizumachen. Ein erneutes Poltern ließ ihn zusammenfahren, ein irdenes Gefäß
zerbrach klirrend auf dem Boden, Holz splitterte, lautes Gebrüll war zu vernehmen. Mit einem Ruck wurde die Tür von Innen aufgerissen und ein Mann kam
aus der Schänke gestolpert, direkt an Yuan vorbei, welcher sich geistesgegenwärtig gegen den Rahmen gepresst hatte. Mit einem leisen Stöhnen
sackte er im Staub des Vorplatzes zusammen.
Verdutzt löste er sich wieder von dem hölzernen Balken und sah dem Mann zu wie er versuchte auf allen vieren davonzukriechen. „Aus der Tür Bürschlein, hier kommt
schon der nächste!“
Ohne nachzudenken warf Yuan sich erneut gegen den Türrahmen, gerade noch rechtzeitig.
Ein weiterer Mann kam aus der Schänke gestürzt, rollte durch den Straßendreck und riss den ersten ein weiteres Mal zu Boden.
„Es wäre besser für euch diese Stube nicht erneut zu betreten, ansonsten zeige ich euch gerne aus welchem Stahl ein wahrer Zwerg gefertigt ist.“
In der Türöffnung stand in der Tat ein Zwerg. Der lange tiefschwarze Bart war zu kunstvollen Zöpfen geflochten, ein schweres Kettenhemd bedeckte den Körper und
ein kleines Beil hing in einer ledernen Schlaufe am Gürtel. Das Gesicht war sichtlich gerötet und ein grimmiges Lächeln umspielte seine Mundpartie, auch
wenn es unter dem Bart schwer auszumachen war.
Mit einigen Mühen kamen die beiden Männer draußen wieder auf die Beine. Beide waren etwa gleich groß, um die 6 Schritt. Doch damit endete bereits sämtliche Ähnlichkeit.
Der rechte, welcher sich schwer auf seinen Kumpanen stützte war von einer für diese Gegend ungewöhnlich dunklen Hautfarbe, die ein wenig an Bronze erinnerte.
Schwarzes, zu feinen Zöpfen geflochtenes Haar bedeckte den Großteil seines kantigen Schädels, die linke Hälfte jedoch war komplett ausrasiert und
offenbarte ein komplexes Muster von Tätowierungen in einem unnatürlich wirkendem Blau. Seine Kleidung war eine merkwürdige Kombination aus
fremdländischen und heimischen Stücken; Eine weite pluderartige Hose gesellte sich zu festen eisenbeschlagenen Stiefeln und einem knielangen Mantel aus
festem Leder. Quer über das Gesicht zog sich eine tiefe Narbe, vom rechten Ohr, über Wange und Mund, bis zum Kinn hinunter.
Der andere war das komplette Gegenteil seines Kumpans. Wo der erste kantig, grob und
Muskelbepackt erschien, war der zweite von feingliedrigem, zerbrechlich wirkendem Äußeren. Seine schulterlangen Haare und die Haut waren von makellosem
Weiß. Ein Paar blutroter Augen blitzte den Zwerg in der Tür des Schankhauses zornig an. Staub und Dreck bedeckte nun seine Kleidung, die enganliegende Robe
aus blutrot gefärbtem Leinen, welche kunstvoll mit einer goldenen Borte besetzt war und ihm bis über die Knie reichte, die Fingerlinge und Stiefel aus
geschwärztem Leder und der merkwürdige Strohhut, in dessen Hutband eine Rabenfeder steckte.
„Wie Licht und Schatten“, schoss es Yuan beim Anblick der beiden durch den Kopf
"Dafür wirst du bezahlen, Steinkind, und zwar eher als dir lieb sein kann“, zischte Licht den Zwerg aus seinem fast lippenlosen Mund an. Mit fließender Bewegung fuhr er
sich an die Rabenfeder und deutete dann auf den Zwerg.
„Munin vergisst niemals Schwarzalb! Deine Zeit kommt, du wirst schon sehen!“
Mit festen Schritten trat der Angesprochene aus dem Eingang der Schenke auf den Vorplatz und starrte beide Verachtungsvoll an.
„Nichts als leere Drohungen. Ihr seid ja nicht mal zu zweit in der Lage mit mir fertig zu werden. Schert euch fort, dahin wo euresgleichen hingehört. Und nehmt eure
Tücke und Hinterlist gefälligst mit.“
Mit diesen Worten warf er Schatten eine Schwertscheide gegen die Brust, die daraufhin klirrend zu Boden fiel. Ächzend ging Schatten in die Knie und hob sie auf um
sich dann von Licht gestützt zu den beiden Pferden, einem schwarzem Rappen und einer weißen Stute, zu bewegen.
Der Zwerg sah den beiden unentwegt nach, bis sie in stürmischem Galopp durch den Torbogen und außer Sicht geritten waren.
Schließlich schüttelte er bedächtig den Kopf und drehte sich um, um an dem sichtlich verwirrten Yuan, welcher immer noch im Türrahmen lehnte, vorbei wieder im
Schankraum zu verschwinden.
„Meine Zeit ist bereits gekommen. So oder so, es macht keinen Unterschied.“
Als kaum vernehmbares Flüstern drangen die Worte an die Ohren des Barden, als der Alb an ihm vorbeischritt. Sein Gesicht hatte sich von einer trotzigen,
herausfordernden Miene in eine starre Maske voller Sorgen verwandelt. Kurz hielt er in seinem Schritt inne, musterte Yuan mit wachen blauen Augen und
verzog seinen Mund zu einem feisten Grinsen.
„Sieh an, ein Musiker. So kommt doch herein, euresgleichen ist bei einem ordentlichen Gelage immer willkommen. Die beiden Genossen von gerade brauchen euch nicht weiter Sorgen.“
Dann wandte er sich ab, trat festen Schrittes in den Schankraum verkündete mit lauter Stimme, dass die nächste Runde auf seinen Geldbeutel ginge.
Lautes Gejohle und Zustimmung waren die Folge.
Nachdem Yuan noch eine Zeit lang in die heraufziehende Nacht gestarrt hatte, wandte auch er sich schließlich dem Innenraum der Taverne zu um sein Freibier in Empfang zu
nehmen.
-----
Die Nacht war früh hereingebrochen. Die Lichter einzelner Gaslaternen leuchteten in der
Nacht, wie einzelne Streichhölzer in der tiefsten Finsternis des Waldes. Leise ging schwacher Regen auf Häuser und Straßen nieder und bildete Pfützen und Rinnsale,
welche in Richtung Urdstrom strebten, dem breiten Fluss, der sich einer Schlage gleich durch die Stadt wandte. Lord Dekan Abaddon Zephyrus stand hinter einem
der riesigen Fenster der Universitätsbibliothek, welche das Zentrum der Stadt mit ihrer dunklen gothischen Architektur überschattete. Eine Hand gegen das
kalte Glas gepresst sah er den einzelnen Tropfen nach die an der Scheibe hinabperlten. Sein Spiegelbild war als schwache Reflektion auf der anderen
Seite auszumachen, der große hagere Körperbau, das feine rote Haar, das ihm über die linke Schulter fiel, das ernste Gesicht mit den weichen Zügen, welches
stets von einem freundlichen Lächeln gezeichnet, doch nun so kalt und ernst erschien. Die bestickte Robe seines Amtes, der schwere, mit Feder besetzte
Umhang, das Zeremonieschwert an seinem Gürtel, alles büßte seinen Glanz jenseits der Scheibe ein, eingehüllt von tiefster Finsternis und eisiger Kälte.
Mit dem Zeigefinger der rechten Hand rückte er die Brille zurecht die bis auf die Nasenspitze heruntergerutscht war. Mit Augen die an die windgepeitschte See
erinnerten musterte er sich von oben bis unten.
„Mylord Zephyrus. Magister Magus Calvin wünscht eine Unterredung mit euch. Er wartet bereits vor der Tür.“
Ein Diener war an die Tischgruppe herangetreten an welcher Zephyrus Sekretär Thaddeus nun alleine saß, nachdem der Lord Dekan ihm den Rücken zugewandt hatte um in die
Nacht zu starren.
Thaddeus wandte seinen Blick von dem aufgeschlagenen Buch vor ihm ab und Zephyrus zu.
Der Lord Dekan schwieg beharrlich, während er sich weiter auf die Dunkelheit hinter dem Fenster konzentrierte. Dann drehte er sich abrupt um und schritt zurück zu dem
von ihm in Beschlag genommenen Tisch, auf welchem ein Stapel von Büchern darauf wartete durchforstet zu werden.
Bedächtig legte er die Rechte auf den obersten Buchdeckel und fuhr mit dem Zeigefinger über den in Silber geprägten Titel.
„Bitte ihn herein. Wenn er bei diesem Wetter schon die Mühe auf sich nimmt um meine Aufmerksamkeit zu erhalten, muss es etwas dringendes sein.“
Mit einer leichten Verbeugung verschwand der Diener in Richtung Eingang des Lesesaals hinter einem gewaltigen Bücherregal das bis knapp unter die 20 Schritt hohe
Decke reichte.
Mit einem bedächtigen Grinsen nickte Thaddeus ihm zu: „Es schein unsere Arbeit muss einmal mehr vertagt werden.“
„Wir werden
sehen. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass um diese Uhrzeit und bei diesem Wetter kein Grund dringlich genug wäre mich zu stören.“
Mit diesen Worten nahm er das oberste Buch vom Stapel und schlug es auf. Thaddeus schüttelte amüsiert den Kopf, nahm einen Füllfederhalter aus seiner roten
Sekretariusrobe, öffnete das Tintenfass, das neben ihm bereitstand und begann die aufgeschlagene Seite zu füllen.
Einige Momente verstrichen, ehe der Diener mit Magus Calvin im Schlepptau wieder auf der Bildfläche erschien. Magister Magus Calvin war schon etwas in die Jahre
gekommen. Das braune Haar zeigte bereits Anzeichen von leichtem grau, auch wenn selbiger vergeblich versuchte es unter
einer enganliegenden Kappe zu verbergen, sein Kinnbart verriet ihn dennoch. Tiefe Lach- und Sorgenfalten zeugten von einem bewegten Leben und gaben seinem
Gesicht etwas zutiefst menschliches - wohl einer der Gründe warum er bei den Studenten so beliebt war.
Seiner schwarzen Magisterrobe sah man den kurzen Weg von der Kutsche zum Bibliotheksportal noch deutlich an. Unter seinem Arm klemmte ein schwerer
Foliant.
Mit eiligen Schritten hastete Calvin nun an dem ihn führenden Bediensteten vorbei auf die Tischgruppe zu und ließ sich dann bedächtig auf einem der leeren Stühle nieder.
Zephyrus schlug sein Buch wieder zu und legte es zurück auf den Stapel, ehe er seinen Blick dem Magister zuwandte.
„Gideon, entschuldigt das ich die Etikett ausnahmsweise außen vor lasse, aber darf ich fragen was euch bei diesem Wetter und zu solch fortgeschrittener Stunde dazu
treibt mich aufzusuchen?“ Calvin wirkte sichtlich erschöpft. Sein Atem ging schwer und seine Haltung verriet, dass er einige Entfernung in den letzten Minuten rennend überbrückt hatte.
Mit einer kleinen Geste zu dem Diener der diskret in einiger Entfernung auf weitere Wünsche der Gäste wartete, orderte Zephyrus etwas Wasser für die Drei. Dann
nahm er Platz und schob den Bücherstapel so zur Seite, dass er freien Blick auf Calvin hatte.
Calvin wechselte in schneller Folge die Gesichtsmimik, von verwirrt, über ernst, zu bestürzt, entschied sich aber letztendlich den beiden ein warmes Lächeln zu
schenken.