Ragnarok

  • Hallo liebe Mitboarder.


    Die folgende Geschichte hat absolut nichts mit Warhammer zu tun,
    sondern ist ein zusammengewürfelter Haufen von kurzen Textstücken
    die ich meiner Exfreundin per Mail geschickt habe während sie im Ausland war.
    Als Inspiration dienten mir dabei vorallem Wolfgang Holbeins "Midgard" und ein ziemlich unbekanntes MMO ^^
    (Ragnarok Online falls es doch jemand kennt xD)


    Ich hab aus offensichtlichen Gründen die Lust verloren weiterzuschreiben, aber
    ich dachte bevor es nur auf der Festplatte verstaubt poste ich es einfach mal.


    Wäre cool ein paar Meinungen von euch dazu zu hören, insbesondere was meinem Schreibstil angeht
    da ich das selbst nicht sonderlich gut einschätzen kann.


    lg
    Rayven



    In der
    Dunkelheit vergangener Zeiten liegen bereits viele Geschichten und
    Geschehnisse
    begraben und jeden Tag verschling diese nimmersatte Bestie
    von neuem
    Taten und Helden. Weder die prächtigsten Tempel, noch die am
    kunstvollsten illustrierten Bücher, vermögen uns ewig an die Vergangenen Dinge zu erinnern
    und ohne sie vergisst der Mensch nur allzu schnell...
    Erlaube mir dir eine Geschichte anzutragen, auf das sie die Zeiten ein
    wenig länger überdauern mag..."


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    Die Sonne schien auf den schmalen Weg, der sich gemächlich hangaufwärts zwischen den eng stehenden Bäumen emporschlängelte, sodass das Spiel von Licht und Schatten,
    welches durch die dicht belaubten Kronen entstand, mit jedem Schritt neue wundersame Muster offenbarte.
    Yuans Schritte hatten auf Grund dieses Anblicks an Bestimmtheit und Stärke eingebüßt, und so ging er nun gemächlich, den Blick fest auf den Boden gerichtet, um auch
    ja keine Nuance des Musters zu verpassen. Die Luft war angenehm warm und auch wenn bereits das ein oder andere Blatt seinen Weg auf den Boden gefunden hatte,
    so schien der Herbst doch noch weit entfernt. Immer wieder blieb er kurz stehen, wischte er sich eine Strähne seines langen braunen Haares aus dem Gesicht oder den
    Schweiß von der Stirn, überprüfte den Sitz seines Rucksacks und rückte den ledernen Riemen zurecht der seine Laute auf dem Rücken hielt.
    Zuweilenüberlegte er auch ein Liedchen anzustimmen, entschied sich dann aber doch dazu weiter das interessante Muster auf dem Weg zu betrachten.
    Erst als die Sonne so tief stand, dass der Wald in ein schummriges Zwielicht getaucht war griff er schließlich zur Laute und fing an zu spielen.
    Der Pfad hatte schon vor einer ganzen Weile seinen Zenit überschritten und führte nun in gewundenen Linien wieder talwärts und auch die Bäume begannen bereits lichter
    zu werden.
    Aehrsee war noch eine Tagesreise entfernt, aber er hatte es nicht eilig. Weiter den Pfad hinab, unweit der nächsten Kreuzung lag die Schänke „Zum Trittstein“, auch
    wenn die nächste befestigte Straße Meilen weit entfernt lag.
    Das alte, ein wenig schäbig wirkende Fachwerkhaus, stand unter einer gewaltigen Eiche, die schon dort gestanden haben musste als der Urgroßvater des derzeitigen
    Besitzers es erbaut hatte, wie selbiger nicht müde wurde zu erzählen.
    Trotz all der langweiligen Anekdoten die der Wirt zuweilen von sich gab musste man den alten Arnfried doch zugestehen, dass
    er mit seiner aufgeschlossenen und fröhlichen Art stets eine gesellige Atmosphäre in den Schankraum zauberte, die auch zu fortgeschrittener Stunde und gehobenem
    Alkoholpegel nichts von ihrer Entspanntheit einbüßte.


    Der Hof sah noch genauso aus wie er ihn seit seiner letzten Einkehr in Erinnerung hatte, schoss es ihm durch den Kopf, als er den Torbogen durchschritt über dem in
    großen Lettern der Name des Wirtshauses eingraviert war. Eine volle Tränke aus grob behauenem Stein dominierte den kleinen Platz der zwischen Haus und Straße
    lag. Rechts und links standen einige windschiefe Verschläge, welche sich ächzend gegen die 9 Fuß hohe Mauer lehnten die das gesamte Gelände umgab.
    Zwei Pferde hatten ihre Schnauze in den Trog hinabgesengt und schlürften genüsslich.
    Ein Knecht kam mit einem Eimer aus einem der Verschläge gelaufen und begann die großen Tiere mit einer Hand voll Stroh abzureiben. Während Yuan einige Schritte in den
    Hof hinein tat und um die Tränke herumging bemerkte er doch die eine oder andere Veränderung, welche der Schänke wiederfahren war.
    Die Dächer der Schuppen wirkten noch heruntergekommener und waren an einigen Stellen gar durchlöchert. Am Rand des kleinen graslosen Platzes spross das Unkraut als
    hätte sich schon Jahrelang keiner mehr darum gekümmert.
    Schutt und Schrott der überall herumlag vervollständigten das Bild auf geradezu klischeehafte Art und Weise.
    Mit einer fließenden Bewegung fischte er ein ledernes Band aus dem Rucksack und verknotete seine Haare zu einem festen Zopf. Dann ging er auf das Hauptgebäude zu, wobei er im
    Vorbeigehen einem der Pferde über die Flanke strich.
    Kurz davor die Tür der Schankstube zu öffnen begann hielt er inne.
    Von drinnen waren laute Stimmen zu hören. Eine ganze Gruppe von Leuten schien sich mit überschlagenden Stimmen über irgendetwas zu streiten, Stühle schabten über die Dielen und irgendeine
    Flüssigkeit schwappte mit einem lauten Platsch auf den Schänkenboden.
    Dann folgte ein dumpfes Klatschen, ein erstickter Schrei und das Geräusch von etwas schwerem das polternd zu Boden fiel. Augenblicklich trat Stille hinter der Tür
    ein.


    Mit sanftem Druck schob Yuan selbige ein Stückchen auf um den Blick auf den Innenraum freizumachen. Ein erneutes Poltern ließ ihn zusammenfahren, ein irdenes Gefäß
    zerbrach klirrend auf dem Boden, Holz splitterte, lautes Gebrüll war zu vernehmen. Mit einem Ruck wurde die Tür von Innen aufgerissen und ein Mann kam
    aus der Schänke gestolpert, direkt an Yuan vorbei, welcher sich geistesgegenwärtig gegen den Rahmen gepresst hatte. Mit einem leisen Stöhnen
    sackte er im Staub des Vorplatzes zusammen.
    Verdutzt löste er sich wieder von dem hölzernen Balken und sah dem Mann zu wie er versuchte auf allen vieren davonzukriechen. „Aus der Tür Bürschlein, hier kommt
    schon der nächste!“
    Ohne nachzudenken warf Yuan sich erneut gegen den Türrahmen, gerade noch rechtzeitig.
    Ein weiterer Mann kam aus der Schänke gestürzt, rollte durch den Straßendreck und riss den ersten ein weiteres Mal zu Boden.
    „Es wäre besser für euch diese Stube nicht erneut zu betreten, ansonsten zeige ich euch gerne aus welchem Stahl ein wahrer Zwerg gefertigt ist.“
    In der Türöffnung stand in der Tat ein Zwerg. Der lange tiefschwarze Bart war zu kunstvollen Zöpfen geflochten, ein schweres Kettenhemd bedeckte den Körper und
    ein kleines Beil hing in einer ledernen Schlaufe am Gürtel. Das Gesicht war sichtlich gerötet und ein grimmiges Lächeln umspielte seine Mundpartie, auch
    wenn es unter dem Bart schwer auszumachen war.


    Mit einigen Mühen kamen die beiden Männer draußen wieder auf die Beine. Beide waren etwa gleich groß, um die 6 Schritt. Doch damit endete bereits sämtliche Ähnlichkeit.
    Der rechte, welcher sich schwer auf seinen Kumpanen stützte war von einer für diese Gegend ungewöhnlich dunklen Hautfarbe, die ein wenig an Bronze erinnerte.
    Schwarzes, zu feinen Zöpfen geflochtenes Haar bedeckte den Großteil seines kantigen Schädels, die linke Hälfte jedoch war komplett ausrasiert und
    offenbarte ein komplexes Muster von Tätowierungen in einem unnatürlich wirkendem Blau. Seine Kleidung war eine merkwürdige Kombination aus
    fremdländischen und heimischen Stücken; Eine weite pluderartige Hose gesellte sich zu festen eisenbeschlagenen Stiefeln und einem knielangen Mantel aus
    festem Leder. Quer über das Gesicht zog sich eine tiefe Narbe, vom rechten Ohr, über Wange und Mund, bis zum Kinn hinunter.
    Der andere war das komplette Gegenteil seines Kumpans. Wo der erste kantig, grob und
    Muskelbepackt erschien, war der zweite von feingliedrigem, zerbrechlich wirkendem Äußeren. Seine schulterlangen Haare und die Haut waren von makellosem
    Weiß. Ein Paar blutroter Augen blitzte den Zwerg in der Tür des Schankhauses zornig an. Staub und Dreck bedeckte nun seine Kleidung, die enganliegende Robe
    aus blutrot gefärbtem Leinen, welche kunstvoll mit einer goldenen Borte besetzt war und ihm bis über die Knie reichte, die Fingerlinge und Stiefel aus
    geschwärztem Leder und der merkwürdige Strohhut, in dessen Hutband eine Rabenfeder steckte.


    „Wie Licht und Schatten“, schoss es Yuan beim Anblick der beiden durch den Kopf
    "Dafür wirst du bezahlen, Steinkind, und zwar eher als dir lieb sein kann“, zischte Licht den Zwerg aus seinem fast lippenlosen Mund an. Mit fließender Bewegung fuhr er
    sich an die Rabenfeder und deutete dann auf den Zwerg.
    „Munin vergisst niemals Schwarzalb! Deine Zeit kommt, du wirst schon sehen!“
    Mit festen Schritten trat der Angesprochene aus dem Eingang der Schenke auf den Vorplatz und starrte beide Verachtungsvoll an.
    „Nichts als leere Drohungen. Ihr seid ja nicht mal zu zweit in der Lage mit mir fertig zu werden. Schert euch fort, dahin wo euresgleichen hingehört. Und nehmt eure
    Tücke und Hinterlist gefälligst mit.“


    Mit diesen Worten warf er Schatten eine Schwertscheide gegen die Brust, die daraufhin klirrend zu Boden fiel. Ächzend ging Schatten in die Knie und hob sie auf um
    sich dann von Licht gestützt zu den beiden Pferden, einem schwarzem Rappen und einer weißen Stute, zu bewegen.
    Der Zwerg sah den beiden unentwegt nach, bis sie in stürmischem Galopp durch den Torbogen und außer Sicht geritten waren.
    Schließlich schüttelte er bedächtig den Kopf und drehte sich um, um an dem sichtlich verwirrten Yuan, welcher immer noch im Türrahmen lehnte, vorbei wieder im
    Schankraum zu verschwinden.
    „Meine Zeit ist bereits gekommen. So oder so, es macht keinen Unterschied.“
    Als kaum vernehmbares Flüstern drangen die Worte an die Ohren des Barden, als der Alb an ihm vorbeischritt. Sein Gesicht hatte sich von einer trotzigen,
    herausfordernden Miene in eine starre Maske voller Sorgen verwandelt. Kurz hielt er in seinem Schritt inne, musterte Yuan mit wachen blauen Augen und
    verzog seinen Mund zu einem feisten Grinsen.
    „Sieh an, ein Musiker. So kommt doch herein, euresgleichen ist bei einem ordentlichen Gelage immer willkommen. Die beiden Genossen von gerade brauchen euch nicht weiter Sorgen.“
    Dann wandte er sich ab, trat festen Schrittes in den Schankraum verkündete mit lauter Stimme, dass die nächste Runde auf seinen Geldbeutel ginge.
    Lautes Gejohle und Zustimmung waren die Folge.
    Nachdem Yuan noch eine Zeit lang in die heraufziehende Nacht gestarrt hatte, wandte auch er sich schließlich dem Innenraum der Taverne zu um sein Freibier in Empfang zu
    nehmen.


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    Die Nacht war früh hereingebrochen. Die Lichter einzelner Gaslaternen leuchteten in der
    Nacht, wie einzelne Streichhölzer in der tiefsten Finsternis des Waldes. Leise ging schwacher Regen auf Häuser und Straßen nieder und bildete Pfützen und Rinnsale,
    welche in Richtung Urdstrom strebten, dem breiten Fluss, der sich einer Schlage gleich durch die Stadt wandte. Lord Dekan Abaddon Zephyrus stand hinter einem
    der riesigen Fenster der Universitätsbibliothek, welche das Zentrum der Stadt mit ihrer dunklen gothischen Architektur überschattete. Eine Hand gegen das
    kalte Glas gepresst sah er den einzelnen Tropfen nach die an der Scheibe hinabperlten. Sein Spiegelbild war als schwache Reflektion auf der anderen
    Seite auszumachen, der große hagere Körperbau, das feine rote Haar, das ihm über die linke Schulter fiel, das ernste Gesicht mit den weichen Zügen, welches
    stets von einem freundlichen Lächeln gezeichnet, doch nun so kalt und ernst erschien. Die bestickte Robe seines Amtes, der schwere, mit Feder besetzte
    Umhang, das Zeremonieschwert an seinem Gürtel, alles büßte seinen Glanz jenseits der Scheibe ein, eingehüllt von tiefster Finsternis und eisiger Kälte.
    Mit dem Zeigefinger der rechten Hand rückte er die Brille zurecht die bis auf die Nasenspitze heruntergerutscht war. Mit Augen die an die windgepeitschte See
    erinnerten musterte er sich von oben bis unten.
    „Mylord Zephyrus. Magister Magus Calvin wünscht eine Unterredung mit euch. Er wartet bereits vor der Tür.“
    Ein Diener war an die Tischgruppe herangetreten an welcher Zephyrus Sekretär Thaddeus nun alleine saß, nachdem der Lord Dekan ihm den Rücken zugewandt hatte um in die
    Nacht zu starren.
    Thaddeus wandte seinen Blick von dem aufgeschlagenen Buch vor ihm ab und Zephyrus zu.
    Der Lord Dekan schwieg beharrlich, während er sich weiter auf die Dunkelheit hinter dem Fenster konzentrierte. Dann drehte er sich abrupt um und schritt zurück zu dem
    von ihm in Beschlag genommenen Tisch, auf welchem ein Stapel von Büchern darauf wartete durchforstet zu werden.
    Bedächtig legte er die Rechte auf den obersten Buchdeckel und fuhr mit dem Zeigefinger über den in Silber geprägten Titel.
    „Bitte ihn herein. Wenn er bei diesem Wetter schon die Mühe auf sich nimmt um meine Aufmerksamkeit zu erhalten, muss es etwas dringendes sein.“
    Mit einer leichten Verbeugung verschwand der Diener in Richtung Eingang des Lesesaals hinter einem gewaltigen Bücherregal das bis knapp unter die 20 Schritt hohe
    Decke reichte.
    Mit einem bedächtigen Grinsen nickte Thaddeus ihm zu: „Es schein unsere Arbeit muss einmal mehr vertagt werden.“
    „Wir werden
    sehen. Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass um diese Uhrzeit und bei diesem Wetter kein Grund dringlich genug wäre mich zu stören.“
    Mit diesen Worten nahm er das oberste Buch vom Stapel und schlug es auf. Thaddeus schüttelte amüsiert den Kopf, nahm einen Füllfederhalter aus seiner roten
    Sekretariusrobe, öffnete das Tintenfass, das neben ihm bereitstand und begann die aufgeschlagene Seite zu füllen.


    Einige Momente verstrichen, ehe der Diener mit Magus Calvin im Schlepptau wieder auf der Bildfläche erschien. Magister Magus Calvin war schon etwas in die Jahre
    gekommen. Das braune Haar zeigte bereits Anzeichen von leichtem grau, auch wenn selbiger vergeblich versuchte es unter
    einer enganliegenden Kappe zu verbergen, sein Kinnbart verriet ihn dennoch. Tiefe Lach- und Sorgenfalten zeugten von einem bewegten Leben und gaben seinem
    Gesicht etwas zutiefst menschliches - wohl einer der Gründe warum er bei den Studenten so beliebt war.
    Seiner schwarzen Magisterrobe sah man den kurzen Weg von der Kutsche zum Bibliotheksportal noch deutlich an. Unter seinem Arm klemmte ein schwerer
    Foliant.
    Mit eiligen Schritten hastete Calvin nun an dem ihn führenden Bediensteten vorbei auf die Tischgruppe zu und ließ sich dann bedächtig auf einem der leeren Stühle nieder.
    Zephyrus schlug sein Buch wieder zu und legte es zurück auf den Stapel, ehe er seinen Blick dem Magister zuwandte.


    „Gideon, entschuldigt das ich die Etikett ausnahmsweise außen vor lasse, aber darf ich fragen was euch bei diesem Wetter und zu solch fortgeschrittener Stunde dazu
    treibt mich aufzusuchen?“ Calvin wirkte sichtlich erschöpft. Sein Atem ging schwer und seine Haltung verriet, dass er einige Entfernung in den letzten Minuten rennend überbrückt hatte.
    Mit einer kleinen Geste zu dem Diener der diskret in einiger Entfernung auf weitere Wünsche der Gäste wartete, orderte Zephyrus etwas Wasser für die Drei. Dann
    nahm er Platz und schob den Bücherstapel so zur Seite, dass er freien Blick auf Calvin hatte.
    Calvin wechselte in schneller Folge die Gesichtsmimik, von verwirrt, über ernst, zu bestürzt, entschied sich aber letztendlich den beiden ein warmes Lächeln zu
    schenken.

  • „Abaddon“, nickte er Lord Zephyrus zu: „In der Tat denke ich auch, dass wir zu solcher Stunde auf die üblichen Gepflogenheiten verzichten
    können. Allerdings muss ich dringend um Diskretion bitten.“ Für einige Minuten herrschte Schweigen. Der Bedienstete kam mit einem
    Tablett zurück auf welchem sich drei Gläser, sowie zwei volle Flaschen Wasser befanden, welches er
    sorgsam neben Calvin auf dem Tisch platzierte ehe ihm von Zephyrus mit einem Wink befohlen wurde sich aus dem Raum zu entfernen.
    Wiederum trat Stille ein. „Ich garantiere für Thaddeus‘ Verschwiegenheit“.
    Als hätten Zephyrus Worte Calvin nicht ganz überzeugt warf er einen Seitenblick auf den Sekretarius ehe er sich räusperte.
    „Nun gut es sei wie ihr sagt. Ich hoffe ihr entsinnt euch unserer Unterhaltung vergangenen Neumond. Ich habe da etwas gefunden. Etwas das
    euch bei euren Nachforschungen eventuell weiterbringen wird. Allerdings solltet ihr damit vorsichtig sein. Es ist durchaus nicht für
    die Augen von jedermann bestimmt.“


    Mit fahrigen Bewegungen löste er den Metallriegel der das Buch geschlossen hielt und öffnete den Deckel. Es war nur eine Attrappe, wenn auch eine äußert kunstvolle.
    Sämtliche Seiten legten sich um einen zwischen den Deckeln eingefügten Holzrahmen, welcher beliebig gefüllt werden konnte. In diesem Augenblick
    enthielt er eine Rolle aus Pergament, fein säuberlich mit einem roten Zwirn zusammengebunden und, soweit Zephyrus es erkennen konnte, eng mit einer
    ihm nur allzu bekannten Sprache beschrieben. „Asgil… Mein lieber Calvin, darf ich Fragen wie euch dieses Pergament in die Hände gefallen ist?“
    Calvin entglitten für den Bruchteil einer Sekunde seine Gesichtszüge. Als er sie wieder im Griff hatte wirkte sein Lächeln nicht mehr freundlich und
    warm, sondern kalt und frostig; seine Augen wirkten glasig. Mit nervösen Bewegungen spielte seine Rechte am Kinnband seiner Kappe herum.
    „Diskretion, Abaddon, Diskretion. Es würde euch in keiner Weise helfen zu wissen wie ich in Besitz dieses Pergaments gelangt bin. Wahrscheinlich würde es
    euch sogar noch behindern. Nein, sagt nichts, “ fügte er rasch hinzu als Zephyrus energisch die Hände auf seinen Tisch stemmte und ihn
    durchdringend ansah: „Ich kann es euch nicht sagen.“


    Zephyrus hob eine Augenbraue und musterte den Magus eindringlich. „Ihr steht unter meinem Eid Calvin, vergesst das nicht. Ich werde euch morgen im
    Konzil befragen und ich hoffe ihr habt dann eine befriedigende Antwort für mich. Der Rat der Magi schätz es ganz und gar nicht wenn ihm
    Informationen vorenthalten werden.“ Mit jedem weiteren Wort aus dem Mund des Lord Dekan war der Magus blasser geworden und sein Gesicht
    hatte jeden Ausdruck verloren. Seine Hände verkrampften sich schmerzhaft um seine Oberschenkel.
    „Nun sagt mir wenigstens ob ihr noch irgendwelche weiteren Informationen bezüglich dieses Schriftstücks habt.“ Dabei trennte er den Faden auf,
    der die Rolle zusammenhielt, griff sich energisch an die Fassung seiner Brille und begann den Text zu überfliegen. „Scheint ein Dialekt
    zu sein… zumindest ist es kein gewöhnliches Asgil. Wisst ihr von wo das Schriftstück geborgen wurde? Thaddeus, fertige bitte eine Liste mit
    allen in Asgil gehaltenen Schriftstücken an die sich in der Bibliothek befinden und lass sie bis morgen Mittag in mein Büro
    bringen. Bei allen Asen verdammt nun sagt doch endlich was ihr wisst Calvin!“ Zornig sah er in die Richtung des Magus, doch sein Platz war leer. Nur der
    Schlüssel mit welchem er die Buchattrappe geöffnet hatte lag noch auf dem Tisch. „Calvin!“
    Zephyrus wandte sich hektisch in alle Richtungen um den Magus zu erspähen. Von der Tür zum Lesesaal war ein lautes
    Poltern zu vernehmen. Zephyrus und der Sekretarius sahen sich kurz an, dann rannten beide in Richtung der Tür. Auf dem Flur stand der
    Bibliotheksdiener und wies mit der Rechten den Gang hinunter. In Zephyrus Gesicht stand Verständnislosigkeit und Zorn, während er mit
    Thaddeus eilig den langen Gang hinunter eilte. Die Gaslichter an den holzvertäfelten Wänden erleuchteten die nächtliche Dunkelheit nur unmerklich.


    Plötzlich fuhr ein Blitz vom Himmel und schlug irgendwo auf der anderen Seite des Flusses in einem Haus ein. Gleißendes Licht blendete die beiden
    Verfolger kurz, dann war ein ohrenbetäubendes Donnern zu hören, Glas splitterte und ein gepeinigter Schrei schallte den Gang entlang.
    Rauch schlug den beiden entgegen als sie schließlich um die Ecke bogen. Ein Teil der Vertäfelung stand in Flammen oder war von Ruß verfärbt,
    Splitter und Scherben bedeckten den Boden und ein gewaltiges Loch klaffte in der Wand zum Vorplatz hin. Mit dem Zeigefinger seiner Rechten
    deutete der Lord Dekan auf die Flammen und hauchte ein Wort in die verrauchte Luft. Das Feuer erstarb augenblicklich. Magus Calvins
    zerschmetterter Körper lag unter ihnen auf dem Vorplatz zwischen Scherben und Stücken des zersplitterten Fensterrahmens. Schwarz zeichneten sich
    Flecke auf seiner Kleidung ab wo das Feuer sie ergriffen hatte. Blut rann über
    die kunstvoll arrangierten Steine, doch der Regen spülte es bereits wieder fort…


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    Schwach fiel die Morgensonne in die Schänke "Zum Trittstein". Das kleine verstaubte Butzenglasfenster in der Eingangstür ließ nur wenige der
    hellen Strahlen in den Schankraum. Von jenseits der mit Leder bespannten Fensterrahmen war leises Vogelgezwitscher und das laute
    krähen eines Hahns zu hören, der seine Stimme offenbar direkt hinter dem Wirtshaus erklingen ließ. Ein dumpfes Dröhnen flutete durch Yuans
    Kopf. Die Schwärze hinter seinen Augenliedern wollte ihn nicht mehr umfangen, doch der Schmerz nahm ihn nur allzu gern in eine Umarmung aus
    erwachen und erkennen. Jeder Ruf des Hahns ließ das abebbende Dröhnen erneut wie eine Sturmflut auf seinen Schädel herniederfahren. Sein
    Körper lag zur Seite gedreht, der Kopf ruhte auf einem klobigen abgerundeten Objekt. Überall um ihn herum spürte er Splitter,
    gebrochenes Holz und eingetrocknete Lachen von irgendeiner Flüssigkeit. Es mochte Bier gewesen sein,
    doch das ließ sich bei dem penetranten Gestank der die Schankstube erfüllte nicht genau ausmachen. Seine Rechte
    schien sich - war es im Schlaf oder in der Ohnmacht – um den Griff eines Bierkruges gelegt zu haben.


    Vorsichtig hob Yuan den Kopf ein kleines Stück von seinem nächtlichen Ruheort und zuckte sofort vor Schmerz zusammen. Sein gesamter Körper war unbeweglich
    und steif wie ein Brett, jede noch so kleine Bewegung fuhr ihm einer Feuersbrunst gleich durch die Nervenbahnen. Sein Körper verkrampfte
    sich, ließ ihn von seinem "Kissen" hinunterrollen, bis er gegen ein vermeintliches Stuhlbein stieß und rücklings liegen blieb. Sonnenlicht
    stach ihm in die Augen, eben jener Strahl der durch das Fenster in der Tür fiel. Der Barde rieb sich die Augen, blinzelte und zog sich dann
    mühsam an dem Stuhl neben ihm hoch. Sein "Kissen" stellte sich beim intensiven um sich Blicken als seine Laute heraus, welche auf der
    hölzernen Bühne lag auf der er gestern Abend gespielt hatte. Das innere der Schankstube war vollkommen verwüstet, kein einziges Teil der
    Inneneinrichtung bestand mehr aus einem Stück, Scherben, Splitter und Lachen
    aus Bier bedeckten den Boden. Yuan schloss erneut die Augen, während er versuchte schwankend auf den Beinen zu bleiben. Ein metallener
    Nachgeschmack lag auf seiner Zunge. Mit der Rechten fuhr er sich an die Schläfe und erschrak als er in etwas Feuchtes griff, das seine Stirn
    hinablief. Ein schmales Rinnsal aus Blut tropfte aus einer Wunde an seinem Kopf, lief ihm über das Kinn und von dort aus auf den Boden. Die
    Schwärze hinter seinen Augenliedern begann sich zu drehen und nahm ihn erneut in ihre Arme.


    Er öffnete die Augen; überall um ihn herum
    war nichts als Wasser, die See. Sturmgepeitscht rollten die Wellen von Horizont
    zu Horizont und brandeten gegen die schmale Felsklippe auf der er stand -
    verloren, einsam. Über das Meer spannte sich ein schwarzer Himmel, so finster
    wie die Nacht und Regen strömte hernieder. Doch er spürte ihn nicht. Kein
    einziger Tropfen berührte ihn. Er spürte auch den Wind nicht der in heftigen
    Böen an ihm vorbeizuwehen schien, auch wenn sein klagen und brüllen deutlich zu
    vernehmen war. Blitze erhellten die Dunkelheit in unregelmäßigen Abständen,
    brannten sich in seine Netzhaut und blendeten ihn. Um ihn herum war nichts
    Außer Sturm und Meer. Er wusste es instinktiv ohne sich umwenden zu müssen. Und
    er wusste auch: dort draußen wartete sein Tod.


    Er verschloss die Augen und lauschte,
    lauschte wie der Wind kreischte wenn er durch die Spalten im Fels wehte. Von
    fern drang ein gleichmäßiger Rhythmus durch seinen Körper, welcher das Meer,
    denn Felsen auf dem er Stand und jede einzelne Faser und jeden Muskel seines
    Leibes erschütterte. Immer näher kam er. Bedrohlich, unheilvoll, todbringend,
    schicksalhaft. Er öffnete die Augen. Am Horizont kam ein Schiff in Sicht, Segel
    und Rumpf so schwarz wie die Nacht mit einem Drachenmaul am Bug das ihn finster
    anzustarren schien. Schwere Trommeln ertönten über die peitschenden Wellen und
    den Sturm hinweg – Nachtschwarze Ruder bewegten sich in ihrem Takt.


    „Das Siegel bricht. Das Ende ist nah. Das
    Kind des verstoßenen entflieht seinen Fesseln und nimmt Rache. Der Weltenbaum
    wird fallen und alles wird erneut Leere sein und doch eins. Fürchte das Kind
    des Zweigesichtigen!“


    Unter ihm bäumte sich das Meer auf. Ein
    gewaltiger Leib stieß aus den Tiefen hervor, eine gigantische Schlage, deren
    Leib das Licht zu verschlucken schien. Aus ihren Augen brannte die Lohe der
    Tiefen, mit ihrer gespaltenen Zunge fuhr sie über die Reihen von riesigen
    Zähnen, ehe sie ein markerschütterndes Brüllen ertönen ließ.


    „Es beginnt mit dir. Und mit dir soll es auch enden.“


    Die Schlange riss das Maul auf und stürzte
    sich auf ihn. Die Welt verging in der Finsternis ihres Rachens.


    Als Yuan wiederrum erwachte strich ein sanfter Luftzug über sein Gesicht. Ein Stück weißer Stoff, dem Muster nach zu urteilen Teil eines
    Sonntagstischtuches, war um seinen Kopf gebunden. Er konnte sich erinnern nach vorne gestürzt zu sein, aber nun lag er auf dem Rücken,
    auf einem vergleichsweise weichen Untergrund, ein runder nachgiebiger Gegenstand stützte seinen Kopf. Als er die Augen aufschlug konnte er
    das kräftige Blau des Himmels und einige Wolken über sich erkennen.
    Vorsichtig tastete er nach dem notdürftigen Verband. Von Vogelgezwitscher und dem rauschen der Bäume einmal abgesehen war es absolutstill.
    Das Schwindelgefühl, welches ihn in diese unsanfte Ohnmacht befördert hatte war verschwunden. Stattdessen nagte ein dumpfer Schmerz an der
    Innenseite seines Schädels. Zum Aufstehen sah er sich nicht im Stande und so versuchte er sich daran zu erinnern was in der Nacht vorgefallen
    sein musste. Gesichter und Gerüchte, Gesprächsfetzen und seine eigenen den Abend untermalenden Melodien und Gesänge spukten durch
    seinen Kopf, aber er konnte keinen Zusammenhang dahinter erkennen. Während Yuan so dalag, knarrte plötzlich eine Tür zu seiner Rechten – es konnte
    nur die der Schänke sein – und zwei schwere Stiefel schritten die drei Stufen hinab, welche
    zum Schankraum führten, direkt auf ihn zu. Eine Gestalt schob sich vor die Sonne und musterte ihn von oben herab.


    Es war der Zwerg, welcher am vergangenen Tag die beiden Schläger aus dem Wirtshaus befördert
    hatte. Hatten sie sich überhaupt geschlagen. Er konnte sich nur an die Geräusche hinter der Tür erinnern, gesehen hatte er nichts. Blut und
    Dreck standen in seinem Gesicht und bedeckten Kettenhemd und Kleidung. Der schwarze Bart war zerzaust und einige der kunstvollen
    Zöpfe hatte sich gelöst und aufgezwirbelt. Sein Gesichtsausdruck war schwermütig, die klaren blauen Augen blickten ihn traurig an. „Hast
    Glück gehabt Skalde. Es scheint als hätten sie dich für Tod gehalten.Der Schlag von diesem Irren, Arek, hat dich ziemlich lange zu Boden
    geschickt. Aber der ist nun hinüber. Komm und sieh es dir selbst an.“ Der Schwarzalb streckte eine Hand entgegen und zog ihn hoch.
    Schwankend kam er auf die Beine. Er tat einen Schritt, dann verlor er den Halt und wäre beinahe erneut zu Boden gestürzt, wäre der Rand der Tränke nicht
    direkt vor ihm gewesen. Mit einer Hand fuhr er durch das Wasser in ihrem Inneren und klatschte ein wenig davon in sein Gesicht. Dann hob er
    den Kopf und sah sich um. Der Boden des Vorplatzes war völlig aufgewühlt, als wäre ein Heerzug darüber hinweggezogen. Mehrere Paare
    schwerer Stiefel mussten ihn so aufgewühlt haben. Auch Hufabdrücke waren bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Das Wirtshaus war kaum
    wiederzuerkennen. Die Tür hing schief in den Angeln, das kleine Butzenglasfenster war von außen zerschlagen worden, sodass nur noch zackige Glasreste im Rahmen zu sehen waren.
    Die Lederplanen über den frontseitigen Fenstern waren eingeritzt und zerschlissen. Doch die auffälligste Veränderung war der gebrochene
    Körper neben den Stufenzur Eingangstür.

    Einmal editiert, zuletzt von Rayven_Sol ()

  • Und da hast Du aufgehört??? Schade darum.
    Storymässig sehr nett zu lesen, macht durchaus Lust, mehr zu lesen.


    Zum Schreibstil: die zT sehr langen Sätze sind eventuell nicht jedermanns Sache. Ich persönlich hatte, nach kurzer Eingewöhnungsphase, kaum Probleme mehr damit.
    Leider sind die Sätze/Zeilenumbrüche beim Übertrag wohl etwas verrückt worden.


    Ab und an gibt's kleine Fehler (zB Worte zusammengeschrieben, weil Abstand nicht vorhanden), aber sind wenige.



    Und yeah, RO :) Lordknight 4 the win!!!!!! (danach [H]Priest *hust*)

  • Vielen Dank für deinen Kommentar ^^


    wenn ich irgendwann mal Muße habe werd ich versuchen das mit den Zeilenumbrüchen wieder gerade zu biegen,
    iwie hat Word da ziemlich rumgezickt, warum auch immer...


    und @ RO
    Uhhhh Yeah Priest xD
    Wobei ich auch nach 2 Jahren und etlichen Servern immer noch net weiß welcher Klasse
    mir am besten gefällt ^^


    lg


    Rayven ; D