Schreie rissen Kapellmeister Karg aus seinem Schlaf. Schnell schwang er sich in seinen Morgenmantel und eilte zum Fenster. Sobald er es einen Spalt weit geöffnet hatte, drang der Geruch von verbranntem Fleisch ein seine Nase. Die Straße war erfüllt von dichtem, schwarzem Rauch und die Schreie sterbender Menschen schienen nicht verstummen zu wollen. Aufgeregt stürmte er den Treppengang hinunter in die Korridore, die ins Atrium führten. Sie waren nur spärlich beleuchtet denn einige der Fackeln waren zur Nachtruhe gelöscht worden. Als er das Atrium erreicht hatte, sah er jemanden vor dem großen, steinernen Altar Sigmars knien, unverständliche Worte vor sich hermurmelnd. Karg trat näher an die Person heran und plötzlich umschloss ihn ein Gefühl der Wärme und Vertrautheit. Die glänzende, reich verzierte Rüstung des Sigmarpriesters knarrte, als er sich erhob und sich dem Kapellmeister zuwandte.
,, So steht Ihr nun hier vor mir, in den geheiligten Hallen Sigmars, unseres Herrn und verteidigt diese letzte Bastion gegen die wogenden Horden vor den missgestalteten Kindern der Chaosgötter an meiner Seite, Ernst- Horst Karg.”
Die Worte des Sigmarpriesters waren von einer faszinierenden Intensität und das Vibrato in seiner Stimme schien das klamme Gemäuer erzittern zu lassen.
,,V- v- verteidigen? Aber was ist denn nur passiert?” Ernst- Horst Karg klammerte sich an seinen Gehstock weil er befürchtete, dass ihm seine Beine den Dienst verweigern würden.
,, Fürchte dich nicht, Sohn Sigmars, denn auch du sollst unter seinem Segen stehen.”
Wieder vibrierten die Wände. Doch Ernst-Horst Karg bemerkte, dass dies nicht vom Priester auszugehen schien. Mit einem ohrenbetäubendem Krachen schlug ein Fels in die Außenwand der Kapelle und schlug eine Bresche in das Gemäuer, durch die bizarre Kreaturen in das Atrium strömten . Ihre Köpfe ähnelten denen von Zeigen, außer, dass in ihren Augen der blanke Wahnsinn zu wohnen schien. Sie führten grobschlächtige Äxte und Schwerter und sie geiferten, als sie die beiden Vertreter Sigmars vor sich sahen, begierig, sie hier in der Kapelle ihres eigenen Gottes hinzuschlachten.
,,So ist die Zeit gekommen, Sigmars Zorn über diese Kreaturen kommen zu lassen. Verteidigt den Altar!”
Der Sigmarpriester war plötzlich erfüllt von einem inneren Feuer, das aus seiner Seele hinaus über seine Körperöffnungen zu entweichen schien. Seine blank polierte Glatze pulsierte und die Tiermenschen wurden von diesem puren Glanz geblendet und bedeckten gequält ihre Augen.
,,FÜR SIGMAR!” In einem Ansturm, der dem eines Wildschweins glich, schmetterte der Sigmarit in die Reihen der Tiermenschen und schwang seinen Hammer gegen die verdorbenen Ausgeburten des Chaos. Die Tiermenschen, noch immer geblendet von der reflektierenden Schädeldecke des Menschen, wurden unvorbereitet getroffen. Der erste Ziegenmann wurde mitten ins Gesicht getroffen, woraufhin er leblos zur Seite geschleudert wurde. Als ein zweiter Gor den Priester angreifen wollte, rammte dieser den verdickten Knauf seines Kriegshammers in dessen Magengrube. Der Tiermensch knickte kurz zusammen, um den Schlag zu kompensieren, da schwang auch schon der Hammer Sigmars von unten gegen sein Kinn, was dem Tiermenschen den Kopf von den Schultern riss
Reihenweise fielen sie unter den wuchtigen Hieben des Sigmarpriesters, der in seinem Glauben an Sigmar seinen eigenen Überlebensdrang zurückstellte.
Kapellmeister Karg war überwältigt von der Leidenschaft, mit der der Sigmarit kämpfte und war starr vor Ehrfurcht, denn er hatte sich aus Kriegsbelangen immer grundsätzlich herausgehalten. Doch nun standen sie vor ihm und vernichteten alles, woran er geglaubt hatte, wofür er gelebt hatte. Er konnte diese Vergewaltigung menschlichen Lebens nicht mit ansehen und Zorn machte sich in seiner Seele breit. Zorn über das Chaos, aber auch Zorn über sich selbst, dass er nicht in den Kampf eingriff und feige auf der Stelle stand, während sich ein Mann Sigmars der Übermacht der Feinde stellte.
Er schrie. Schrie über seine Feigheit und Unfähigkeit, für seine Sache zu Kämpfen. Dann wurde auch er vom Feuer Sigmars erfüllt. Seine Augen glänzten und der Mut schwoll in ihm an. Er schloss seine Faust um seinen Gehstock und stürmte dem Sigmarpriester zur Hilfe. Er rammte einem Tiermenschen die Spitze seines Gehstockes ins Auge, was den Tiermenschen schmerzvoll aufscheien ließ ( ,,Määäh!”).
Ernst Horst Karg erfuhr daraufhin einen Schmerzlichen Huftritt des Ziegenmannes, welcher ihn zu Boden schleuderte. Der Ziegenmensch riss den Gehstock aus seinem Schädel und stampfte auf den Kapellmeister zu, seine Axt bedrohlich langsam hebend. Nun war aller Mut aus Ernst-Horst Karg gewichen. So schnell, wie er in ihn gefahren war. Er murmelte ein Stoßgebet an Sigmar, auf dass er ihn schmerzlos sterben lasse.
In diesem Moment schlug ein weiteres Geschoss durch das Dach der Kapelle und schmetterte durch eine der Stützsäulen des Atriums. Erst langsam, dann immer schneller bröckelnd fielen Teile des Daches und des Gebälks auf den marmornen Boden, bevor schließlich das Dach in sich zusammenfiel und die gesamte Szenerie unter sich begrub.