Eine kleine Geschichte, die ich auf meine neu erstellte Homepage (Blickpunkt Neubrandenburg) gestellt habe:
Naziaufmarsch
Es ist Sonntag, 15.00 Uhr. Träge durch die Anstrengungen der vergangenen Woche (und noch träger beim Gedanken daran, dass es morgen wieder losgeht) sitze ich am PC und beachte das beharrliche Trommeln des Regens an meiner Fensterscheibe kaum noch. Gelangweilt schaue ich durch die Medienvielfalt des Internets, als mir plötzlich eine Schlagzeile ins Auge springt: „Aufmarsch der Neonazis“
Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen...
Zuerst werfe ich einen Blick auf den Termin: Nächstes Wochenende? Wann auch sonst? Bis dahin hat das Arbeitsamt ja wieder ALG2 überwiesen, so dass solch ein Aufmarsch mit allen benötigten Utensilien (Bier, Bier, Korn, Transparente, Bier, Buntstifte, Bier, Korn, Schuhcreme, Korn, Bier, Bier, Überraschungseier, Bier und... Bier) gebührend begangen werden kann.
Dann schaue ich mir die Route an: Bahnhof – Vogelviertel – Reitbahnviertel – Bahnhof
Tja, so ein Nazi muss halt nicht sportlich sein...
Dennoch wundert es mich, dass sich ein „Aufmarsch durch Neubrandenburg“ auf den Norden beschränkt. Irgendwie finde ich das ein wenig unfair. Die Südstadtbewohner müssen sich diese Freakshow mal wieder in den Medien anschauen. Und die Oststadt (auf der Landkarte immerhin das rechte Stadtviertel Neubrandenburgs – Ist doch euer Ding, hä?) wird genauso übergangen.
Aber wenn ihr meint...
Der Beschluss, mich dort blicken zu lassen, ist schnell gefasst.
Knapp eine Woche später geselle ich mich also zum restlichen Publikum und verdoppele damit die Zuschauerzahl mit einem Schlag – Irgendwas macht ihr falsch, liebe Nazis!
Einige der Pseudoleukämieerkrankten haben sich bereits gefunden und zelebrieren eine Begrüßung auf ihre unverwechselbare Art – Kopfnuss
Ich schaue mir jeden einzelnen der NPD-Knuddler genauer an und versuche, anhand ihrer körperlichen Merkmale Namen für sie zu finden. Dort sehe ich Norbert Naseschief, da drüben Willi Wampe. Sigurd Segelohr umarmt gerade herzlich und recht homoerotisch Kai Kurzgeraten, während Peter Pickelpo daneben steht und sich scheinbar auch sehnlichst ein kleines Drückerchen wünscht. Gerhard Grimmblick steht wie immer etwas abseits, weil niemand mit ihm spielen will.
All die Namen erinnern mich entfernt an eine neue Überraschungsei-Kollektion im Sinne von „Narkoleptische Neonazis“.
Langsam scheint sich die Gruppierung in Bewegung zu setzen, als plötzlich mehrere Polizeiwagen hinzustoßen und den kleinen Nazis dazu raten, sofort nach Hause zu gehen, weil Mama sonst morgen keinen Kuchen macht.
Na ja, dann müsst ihr wenigstens nicht so weit laufen, liebe Nazis...