Hallo zusammen,
ich hatte gestern Nacht einen Traum, der mir merkwürdig genau in Erinnerung geblieben ist. Ich hab beschlossen, ihn aufzuschreiben und etwas weiterzuführen. Wenn es euch (und auf Dauer auch mir) gefällt, werde ich damit weiter machen. Noch ist es sehr real und unspektakulär, mein Konzept sieht jedoch auch reichlich Transzendenz vor, also nicht zu früh aufgeben!!
Hier ist also der Erste Teil:
Kapitel 1:
,,Zieh das Sakko an", klaffte mich Joaquin von der Seite an, als ich meinen Koffer nach meinem heutigen Abendoutfit durchwühlte. ,,Ist n' ziemlich feiner Laden hier. Wir wollen nicht so aussehen wie gewöhnliche Touristen."
,,Sind wir aber doch", sagte ich beiläufig, während ich mein zerknittertes Sakko unter einem Haufen ungefalteter Wäsche hervorzog und überwarf.
,,Seid ihr endlich fertig?", hallte es von draußen. Eilig band ich mir die schlanke schwarze Krawatte um, die mir Joaquin geliehen hatte. Ein schlichtes weißes Hemd sollte wohl "fein" genug für seine Ansprüche sein. ,,Beeilt euch, das Abendessen hat schon begonnen, der Rest ist schon längst los gegangen!" Joaquim rollte mit den Augen , als wir die Tür hinter uns abschlossen und ich bemerkte wieder dieses seltsame Schimmern in seinen Augen, von dem er behauptete, es komme von seinen Kontaktlinsen. ,,Weiber.... da sind die einmal schneller fertig als wir und schieben direkt so einen Stress." Im Stillen gab ich ihm Recht, als ich am Ende des gefliesten Hotelkorridors zwei ungeduldig zappelnde gestalten sah, die uns zu sich her winkten.
Ein "Hallo" schienen sie nicht für nötig zu halten , geschweige denn eine Umarmung. Stattdessen joggten sie voraus so schnell es ihre High Heels erlaubten und wir hinter ihnen her. Ein flüchtiger Griff in die Tasche verriet mir, dass ich nicht mehr allzu viel Geld übrig hatte. Joaquim blickte zu mir rüber. ,,Ich leih dir was." Ich hasste es, wenn er das tat. Ich wollte mir nichts leihen. Ich kam sehr gut zurecht mit meinem Geld. Und Almosen hatte ich weiß Gott nicht nötig. Auch die Frauen hatten sich in Schale geworfen und beim Anblick zweier Silhouetten, die im leichten Abendkleid angestrengt vor mir hin und her wackelten, vergaß ich meine Wut und genoss das Panorama.
,,Das ist wirklich ein feiner Laden", schoss es aus mir heraus, als wir das Restaurant des Hotels betraten.
Große, runde, weiße Tische bedeckten perfekt symmetrisch angeordnet den glänzenden Parkettboden. Prunkvoll verzierte Kronleuchter schwebten unter der Decke , die fünf Meter hoch zu sein schien. Das Personal war ausschließlich in Weiß gekleidet, was einigen Kellnerinnen aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe einen gottgleichen Kontrast verlieh. An den Wänden hingen pompöse Gemälde berühmter historischer Gestalten, wie Julius Cäsar, Abraham Lincoln, Giuseppe Garibaldi ,Napoleon und schließlich sogar Hitler, was mich stutzig machte. Für diese Gesellschaft steht Kunstgeschmack wohl über Moral und Ethik. Über unseren Köpfen hing schließlich ein gewaltiges Banner auf dem der Schriftzug "Hotel Bonaparte" in goldenen Lettern zu lesen war.
,,Nicht schlecht für einen Zwischenstop, hä?" Joaquim grinste bis über beide Ohren , als er das erstaunte Gesicht seiner drei Freunde bemerkte. Sicherlich hatten wir einiges erwartet, als wir hörten, dass Joaquim uns eine Bleibe für die letzten drei Tage unserer Europareise organisiert habe. Dies jedoch übertraf selbst meine Erwartungen und ich kannte Joaquim schon sehr lange.
,,Du leihst mir was", musste ich schweren Herzens feststellen, in der Gewissheit meine Prinzipien verraten zu haben.
Wir schritten auf einen der Tische zu, an dem bereits eine Person Platz genommen hatte. Es war ein Mann afrikanischer Herkunft, Mitte zwanzig, groß gewachsen. Er stellte sich als Imad Ibn Nassour vor, ein alter bekannter und ehemaliger Arbeitskollege von Joaquim, der uns kurzfristig zwei Zimmer in diesem Hotel hatte besorgen können. ,,Also haben wir Ihnen diesen wundervollen Aufenthalt zu verdanken?", fragte eine unserer Begleitungen. ,, Nicht der Rede wert, junge Dame. Solch eine attraktive Gesellschaft entschädigt den Aufwand ." Nassour beugte sich über den Tisch und hauchte ihre Hand sanft an. Ich bemerkte, wie seine Augen im Licht des Kronleuchters schimmerten. Hätte nicht gedacht, dass Kontaktlinsen so verbreitet sind.
,,Ein perfekter Gentleman der alte Imad, nicht wahr? Was wollt ihr essen?"
Joaquim schlug die Karte auf.