Hallo Community.
Vor längerer Zeit habe ich mir mal ein Regiment der Imperialen Armee ausgedacht - 1. Tyr Belagerungsregiment.
Vor einer Woche ist dazu dann mal eine kleine Kurzgeschichte entstanden - Dograd III.
Hier erstmal die Geschichte, Fragen und Kritik sind gern gesehen! Wenn nötig, zerreißt sie
DOGRAD III
Weiß. Weiß war die dominierende Farbe auf dem abgelegenen Schneeklumpen, der als Dograd III bekannt war. Der Planet befand sich am äußersten Rand seines Sonnensystems, vor Generationen von einem Asteroideneinschlag auf eine Umlaufbahn weit entfernt vom Stern des gleichnamigen Systems geschleudert.
Jetzt war Dograd III eine einzige Landschaft aus Eis. Mit Beginn des plötzlichen Klimaumbruchs begann ein kontinuierlicher Schneefall. Flocken gefrorenen Wassers fielen solange, bis jeder Fels, jeder Stein, jede pflanzliche Lebensform, die es wagen sollten, sich gegen den Mantel aus Eiskristallen zur Wehr zu setzen, erdrückt war. Eine geschlossene Schneedecke, die sich überall, wohin man den Blick auch wandte, zeigte, war das Ergebnis dieses Dauerniederschlages. Wäre diese kristalline, harsche Monotonie nicht gewesen, wäre den fünf fast unsichtbaren Gestalten die Kolonne der Orks vielleicht niemals aufgefallen.
Der Wind heulte ohrenbetäubend den Berghang hinab, Myriaden von Schneeflocken stoben hin und her, und hätte es kein Helm-Kom gegeben, wäre jegliche Art der Kommunikation dem Spähtrupp verwehrt geblieben.
„Wie viele können Sie erkennen, Sergeant?“
„...Schwer zu sagen, der Schneesturm macht das alles hier nicht leichter...“
Sergeant Val Kline konzentrierte sich besser, versuchte, mit seinen, trotz Handschuhen, klammen Fingern den Fokus seines Feldstechers zu vergrößern. Das Gerät summte leicht.
„...Ja, na also...“
Jetzt konnte Kline genau erkennen, was sich dort in 1643,12 Metern, wie ihm sein Fernglas verriet, den Bergpfad hinaufschlängelte.
„Das ist ein Konvoi der Orks. Ich zähle...vier, nein, fünf Fahrzeuge.“
„Bestätige“, sagte Soldatin Myrra Lenzen.
Sie hatte ihr Scharfschützengewehr angelegt und beobachtete die Szenerie durch ihr Zielfernrohr.
Die Orks hatten versucht, eine schmale Serpentinenstraße in der Gebirgswand, welche sich gegenüber der Position des ausgesandten Spähtrupps des 1. Tyr Belagerungsregiments befand, hinaufzufahren. Jetzt allerdings stand der Treck still, und einige waren von ihren klobigen Transportern abgesprungen und stapften gestikulierend wirr durch den Schnee.
Val Kline lenkte seinen Blick auf die Spitze des Konvois. Ein mit abstrusen Symbolen und Zeichen übersäter Pick-Up steckte mit der Motorhaube bis zur Fahrerkabine im Schnee. Der Fahrer selbst, auch mit dem Feldstecher kaum erkennbar, schien noch immer drin zu sitzen.
„Sie stecken fest. Das führende Fahrzeug ist entweder in eine Schneewehe gefahren oder wurde von einer kleinen Lawine erwischt. Jedenfalls kommen sie nicht da weg.“ Sergeant Kline senkte seinen Feldstecher und wandte sich seinem Trupp zu.
Die vier Soldaten, die dort vor ihm im Schnee hockten, wären aufgrund ihrer Vollmasken nicht zu unterscheiden gewesen. Das Gesicht war durch sie vollständig bedeckt, und durch diese Maske und der dazugehörigen Atemeinheit war es den Soldaten möglich, in schwierigen Umgebungen problemlos zu operieren, selbst in einer kontaminierten Umwelt, denn der Gefechtshelm der Soldaten beinhaltete einen integrierten Schadstofffilter. Außerdem waren alle mit einem langen, schweren Mantel ausgerüstet, der sich durch vollständige Wasserundurchlässigkeit und Feuerfestigkeit auszeichnete. Die Uniform war aus wärmespeichernden Materialien gefertigt, und da über die Atemeinheit, welche sich über dem Bauch des Soldaten befand, nicht nur gefilterte Luft, sondern auch mit Elektrolyten, Nährstoffen und Stimulanzien angereichertes Wasser aufgenommen werden kann, bildete die gesamte Ausrüstung umfassenden Schutz im Schlachtfeld.
Sergeant Val Kline jedoch wusste, wer sich hinter den Masken und Mänteln verbarg.
„Aber Sergeant, warum haben die überhaupt diesen kleinen Pfad da gewählt? Sie hätten doch auch einfach durch das Tal zwischen uns fahren können“, erklang die durch das Kom verzerrte Stimme von Soldat Braff Quintus in Kline’s Helm. Er sah der Atemmaske links vor sich in die dunklen Augen aus Glasscheiben. Wirklich nichts unterschied diese Augen von den anderen des Trupps, auch nicht von seinen eigenen.
„Ja, das habe ich mich auch schon gefragt,“ antwortete Kline nickend und drehte sich dabei noch einmal um, auf das Tal zwischen den zwei Hängen deutend, „aber sehen Sie genau hin. Da. Sehen Sie, was da aus dem Schnee herausragt?“
Quintus nahm den Feldstecher entgegen, den Kline ihm hinhielt, und schaute auf die Stelle, auf die sein Sergeant gedeuet hatte.
„Heiliger Gott-Imperator! Das sind...Baumwipfel!“
Kline nickte. „Exakt. Vielleicht war es ein Lawinenabgang, aber jetzt ist dieses Tal eine Todesfalle. Die Orks wussten das wohl.“
„Trotzdem sitzen sie in der Falle“, meldete sich Cor Corrodan mit seiner rauhen, tiefen Stimme. Auf Tyr war er Minenarbeiter gewesen, und er war einer der cleversten Männer im Bataillon.
„Mag sein,“ schaltete sich nun auch die Letzte des Trupps, Jen Straab, ein, „aber was wollen wir jetzt machen?“
„Ich weiß es nicht“ antwortete Corrodan. „Aber wir können die Kerle nicht links liegen lassem.“
„Hey, Lenzie“, begann Quintus, „könntest du vielleicht einige von hier aus erwischen?“
„Vielleicht. Und dann? Ich kann nicht alle von ihnen erschießen“, antwortete Myrra Lenzen ohne auch nur einmal den Blick von den Gestalten, die sie durch ihr Fernrohr sah, abzuwenden. „Und nenn mich nicht Lenzie.“
Kline hatte genug. „Schluss mit dem Gerede, halten Sie die Frequenz frei“ sagte er barsch. „Fakt ist, dass wir es niemals mit ihnen aufnehmen können. Wahrscheinlich würden wir es nicht mal nach dort drüben schaffen. Keiner weiß, wie tief oder wie tragfähig der Schnee da überall wirklich ist.“
Stille im Kom. Nur das Heulen des Windes war zu hören. Kline drehte sich wieder um, nahm Quintus den Feldstecher aus der Hand und warf noch einmal einen Blick auf den ungefähr eine Meile entfernten Feind. Er überlegte.
Zwischen den Orks schien eine Streiterei ausgebrochen zu sein. Eine der Gestalten lag am Boden, weitere waren aus den Transportfahrzeugen gestiegen und bildeten Gruppen. Kline kam der Gedanke, wie schnell diese hässlichen Bastarde aufhören würden, sich die Schädel gegenseitig einzuschlagen, wenn sie von ihm und seinen Soldaten wüssten.
Er untersuchte die Steilwand oberhalb der Xeno-Fahrzeuge. Die steile Schneedecke sah nicht sehr stabil aus. Neuschnee. Noch nicht festgefroren. Er lächelte unter seine Maske, als ihm die Idee kam. Die Orks und ihre Pick-Ups würden in einer Welle weißen Todes verschwinden.
„Wir mögen ihnen im direkten Kampf nicht gewachsen sein,“ sagte der Sergeant, während er erneut den Xenos den Rücken zuwandte, „aber wir sind Soldaten des göttlichen Imperators. Was wir haben,“ fuhr er fort, als er nun das Gelände oberhalb seiner Position beäugte, feststellend, dass der Wind den Schnee in die richtige Richtung getrieben hatte, „ist Verstand. Straab, kommen Sie her. Verbinden Sie mich mit dem Bataillonskommando.“ Jen Straab war Funkerin. Sie schnallte ihr schweres Hochleistungsfunkgerät, das sie auf dem Rücken trug, ab, stellte es in den Schnee und begann an den kleinen Knöpfen und Rädchen des Apparates zu drehen. Statik und Interferenzen waren zu hören, während sie versuchte, die richtige Frequenz zu finden. Sie nickte, als es ihr gelungen war, und reichte ihrem Sergeant wortlos die Sprechmuschel. Ein permanentes Rauschen drang aus dem Lautsprecher, Val Kline änderte die Frequenz seines Helm-Koms, und sprach: „An BK 4 Wolfsheim, hier Kilo-1-1. Bitte kommen BK 4. “
Rauschen. Der Schneefall ließ immernoch nicht nacht, all die Flocken bildeten einen weißen Nebel.
Es knackte im Funk. „Kilo-1-1, hier BK 4 Wolfsheim. Sprechen Sie. Ende.“
„Schön, Sie zu hören, BK 4. Hier draußen könnte man meinen, man wäre der einzige Mensch hier...“
„Kilo-1-1, hatten Sie Kontakt? Ende.“
„Wir haben Ihn immernoch. Kilo-1-1 erbittet Feuermission. Ende.“
„Verstanden, Kilo-1-1 erbittet Feuermission. Bitte um Koordinaten, Kilo-1-1. Ende.“
„Verstanden.“ Val Kline lächelte wieder. Er zog eine Datentafel unter seinem Mantel hervor, suchte den passenden Abschnitt und gab die Koordinaten durch.
„Verstanden, Kilo-1-1. Bleiben Sie auf Stand-By, Paket ist unterwegs. Ende.“
„Bestätige. Auf Stand-By. Ende.“
Er schob die Datentafel wieder zurück und sah zu seinem Trupp auf.
„Jetzt warten wir. Sehen wir uns das an.“ Er nickte in Richtung der Felswand, und sah, dass die Orks noch immer nicht vom Fleck gekommen waren.