(Traumsequenz aus dem Roman "Beutewelt" von Alexander Merow, kleine Anlehnung an WH 40000)
Franks Geist nahm seinen Besitzer in dieser Nacht mit auf eine Traumreise. In der
Tiefe des Schlafs breitete sich ein fremdartiges Bild vor dem inneren Auge des
jungen Mannes aus. Er sah ein riesiges Raumschiff, dessen metallischer Körper
nur schwach von den Sternen in der weiten Ferne beschienen wurde, es glitt
lautlos durch den endlosen Weltraum.
Plötzlich konnte Frank das Innere des Sternenschiffs erblicken. Hier befanden sich
Hunderte von Menschen, es waren Soldaten, eingehüllt in perfekt anliegende
Rüstungen aus einem matt glänzenden Material.
Die Gesichter der jungen Männer verrieten Furcht. Einige hatten ihre Augen
verschlossen und schienen nachzudenken oder zu beten, andere blickten nervös
umher und machten den Eindruck als ob sie etwas Schreckliches erwartete.
Ein hünenhafter Mann mit einem künstlichen Arm, vernarbtem Gesicht und einer
Stoppelfrisur kam zu den Soldaten und sprach: „Beruhigt euch Männer, in einer
Stunde erreichen wir den Orbit von Ryann III und werden zum Landeanflug
ansetzen!“
Die Soldaten schwiegen und warfen ihm ängstliche Blicke zu. Der Mann, vermutlich
ein Vorgesetzter, rief: „Ich sehe es euch an. Ihr habt Angst vor dem, was euch
auf Ryann III erwartet. Die Tyronn sind furchtbare Gegner, aber sie sind nicht
unbezwingbar. Wir müssen die Hauptstadt des Planeten unter allen Umständen
halten. Daran führt kein Weg vorbei!“
„Stimmt es, dass die Tyronn Kreaturen haben, die größer als ein imperialer
Geschützpanzer sind?“ fragte ein Blondschopf mit zitternder Stimme.
„Ja, mein Junge. Aber auch diese Viecher kann man töten!“ Der Mann klopfte ihm mit
seiner metallischen Hand auf die Schulter.
Die jungen Rekruten nickten. Nach einer Weile erreichte das Raumschiff den Orbit
des Planeten Ryann III, dessen rötliche Atmosphäre bedrohlich wirkte. Die
Männer gingen in die Landungskapseln und wurden aus dem Sternenschiff
herauskatapultiert. Wie Hagelkörner schnitten sie durch den feuerroten Himmel
und schlugen schließlich auf der Planetenoberfläche auf.
Eine stählerne Luke öffnete sich und die verängstigten Soldaten stürmten über eine
Wüstenebene. Sie waren mitten auf einem Schlachtfeld gelandet. Um sie herum
bedeckten unzählige, tote Soldaten, Alienkreaturen und Panzerwracks den
staubigen Boden.
Am Horizont zeichneten sich die Umrisse einer riesigen Horde insektenähnlicher
Wesen ab, zwischen den kleineren Kreaturen stapften schwerfällige, riesige
Monster mit sensenartigen Klauen umher und stießen furchteinflössende Laute
aus.
„Es sind so viele. Wie sollen wir gegen einen ganzen Schwarm von Tyronnids
standhalten?“ stöhnte ein Soldat und umklammerte voller Sorge sein Lasergewehr.
„Wir werden aushalten. Zusammen mit unseren Kameraden auf Ryann III. Der Planet darf
diesen Aliens nicht in die Hände fallen. Er ist der Knotenpunkt des ganzen
Sektors“, antwortete der Vorgesetzte mit versteinerter Mine.
Die Soldaten schwiegen und wichen den Blicken ihres Truppführers aus. Entsetzten
und Furcht zeichnete ihre oft noch jugendlichen Gesichter und es verschlimmerte
sich mit jeder verstreichenden Sekunde. Die furchterregenden Gegner näherten
sich, es waren Tausende. Zischende Kreaturen mit spitzen, blitzenden Zähnen und
messerscharfen Klauen.
„Man kann immer siegen, wenn man ein mutiges Herz hat! Denkt an die Altvorderen,
Männer! Denkt an Artur den Großen und Frank den Tapferen!“ rief der Hüne mit
donnernder Stimme und seine Männer blickten zu ihm auf.
„Artur der Große musste aber nur gegen andere Menschen kämpfen, nicht gegen diese
verfluchten Tyronn“, bemerkte der Blondschopf mit einem gequälten Lächeln.
Der Anführer ging zu ihm und schaute ihm tief in die Augen. „Mein Junge, Artur der
Große kämpfte vor vielen Jahrhunderten gegen eine noch viel größere Übermacht
als wir. Seine Feinde waren viel zahlreicher als es die Tyronn auf Ryann III
sind. Er rettete die Völker des Lichts vor ihrem endgültigen Untergang, in
einer Zeit, in der es fast keine Hoffnung mehr gab.
Nur sein eiserner Wille und sein mutiges Herz verliehen ihm die Kraft, in den
vielen Stunden der finstersten Verzweiflung nicht aufzugeben. Gleiches gilt für
Frank den Tapferen, seinen General, welcher gegen eine vielfache Übermacht
ankämpfen musste“.
„Aber ich bin nicht Artur der Große oder Frank der Tapfere“, antwortete der junge
Soldat.
„Du kannst werden wie sie! Ihr könnt alle werden wie sie! Wenn Artur der Große
nicht den Mut eines Löwen gehabt und seine Kämpfe bis zum Sieg ausgefochten
hätte, dann würde es heute kein Imperium der Menschheit geben.
Denkt an ihn, den Retter der Menschen des Lichts, den Erlöser der Kulturschaffenden!
Seine Nachfolger führten unsere Vorfahren zu den Sternen, aber ohne ihn, wäre
das Licht auf Erden für immer erloschen und unser Reich niemals gegründet
worden. Heute beherrschen wir große Teile der Galaxis und werden uns niemals
einer außerirdischen Rasse beugen.
Der heilige Artur hat Not, Angst und Verzweiflung besiegt! Und wir werden es auch!“
rief der Mann seinen Soldaten zu.
„Denkt an Artur den Großen und Frank den Tapferen, wenn diese Biester auf euch
zustürmen. Habt keine Furcht! Folgt mir Männer!“ brüllte der Truppführer und
winkte mit seinem künstlichen Arm.
„Hätte Artur der Große nicht wenigstens Frieden bringen können?“ fragte der junge
Blondschopf den Veteranen.
„Frieden? In der Finsternis dieser Gegenwart gibt es keinen Frieden! Frieden ist nur eine
Illusion, Junge! “ rief ihm der Vorgesetzte zu und aktivierte sein Lasergewehr.
Die geifernde, fauchende Horde von außerirdischen Monstrositäten stürmte
heran...