Hier nochmal eine Geschichte, mit der ich an einem anderen Geschichtswettbewerb recht erfolgreich teilgenommen habe...
Freue mich ueber Kommentare und vielleicht kann ja auch jemand das Raetsel um den Namen des Propheten loesen
Viel Spass beim lesen!
„Hoch im Norden findest du das unheilbringende Warptor, Geißel dieser Welt und Pforte zum Wahnsinn. Einzig ein vollständig reines Wesen kann auf die Vernichtung und Zerstörung dieses Übels hoffen, denn…“
- Bruchstück des Orakelsteins des Propheten Nitupsar, aufbewahrt im Sigmarkloster zu Hohenstein.-
Warren ließ seinen Blick über die unter ihm liegende Wüste aus schwarzem Gestein schweifen. Nicht zum ersten Mal während seiner Mission überkamen ihn Zweifel. Unterhalb des Hügels, auf dem Warren und seine Garde aus Ordensrittern Position bezogen hatten, tobte eine Schlacht von gewaltigen Ausmaßen. Über den gesamten Horizont erstreckten sich die Reihen der verdorbenen Diener der dunklen Götter. Lächerlich winzig wirkte der Trupp imperialer Krieger, der sich ihnen entgegenstellte. Ihre farbenfrohe Erscheinung setzte sich trotzig von ihren dunkel gewandeten Gegnern ab.
Doch nicht nur ihre Gegner, auch die sie umgebende Landschaft war geprägt von dunklen, beängstigenden Farbtönen. Leichter Nieselregen fiel aus einem Himmel, der von pechschwarzen Wolken bevölkert war. Scheinbar zufällig traten in diesem punktuell Areale von tiefster Dunkelheit auf, die sich schnell ausbreiteten. Die aufgestaute Spannung entlud sich schließlich in verschiedenfarbigen Explosionen: lila, rot, grün, blau, orange, gelb...
Warren gelang es nicht, ein Muster in diesem bedrohlichen Lichtspektakel zu erkennen. Zusätzlich verstörten fadenartige Ausläufer der Wolken den Menschen weiter. Gleich einer angreifenden Riesenkrake streckten sie sich einem Punkt entgegen, der sich in der Mitte der Wüste erhob. Einem mit arkanen Symbolen beschriebenen, rötlich pulsierenden Kreis von gewaltigen Ausmaßen, der ein metallisch glänzendes Portal umrahmte. Eine schmale Treppe aus schwarzem Marmor stellte die einzige physische Verbindung zwischen dem Warptor und Warrens Welt dar. Sobald einer der Auswüchse der Wolken das Tor erreichte zuckten Blitze durch die Luft und wie erschreckt zogen sich die Auswüchse der Wolken zurück. Nur um durch neugebildete Strukturen, ebenfalls angezogen von der Pforte in die Welt des Chaos, ersetzt zu werden.
Der Anblick des Warptores raubte Warren schier den Atem. Obwohl es nicht mit seinen bisherigen Lebenserfahrungen in Einklang zu bringen war, schien die metallisch glänzende Füllung des Tores eine flüssige Form aufzuweisen. Diese weigerte sich jedoch den Weg von Flüssigkeiten zu gehen und nach unten, aus dem Portal heraus, zu fließen. „Was zählen meine bisherigen Erfahrungen schon an einem solchen Ort“, ging es dem jungen Menschen durch den Kopf.
„Lasst euch nicht von der puren Präsenz eures Ziels oder dem Weg dahin einschüchtern, ihr werdet es vernichten!“ In den Worten von Choran, seinem langjährige Mentor, konnte Warren nicht die Spur eines Zweifels entdecken. „Wir dürfen unsere Zweifel nicht zeigen, sonst verlieren die einfachen Soldaten den Glauben in unsere Sache!“ Die Antwort Warrens klang verbittert: „Wie können diese, diese… Menschen nur!“ Angeekelt von seinen dunklen Brüdern presste Warren das „Menschen“ nur mit Mühe zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. Wie lange hatten sie diese Expedition vorbereitet, wie lange auf diesen besonderen Moment gewartet. Die Winde der Magie wehten nur schwach. Zu schwach, als dass sich die dämonischen Kreaturen des Chaos manifestieren und Warren an der Erfüllung seiner heiligen Aufgabe hindern könnten:
Die Zerstörung der Eintrittspforte des Chaos in diese Welt.
Verzweiflung machte sich in Warren breit, die Erfüllung seiner Aufgabe war so nah und schien trotz allem so unerreichbar wie eh und je. Hier stand er nun, sein Ziel in Reichweite und kein Dämon in Sicht. Mit einem Mal wurde er sich der Ironie der Situation bewusst. Er war gekommen, die menschliche Rasse von seiner größten Heimsuchung zu befreien und vor ihm standen Exemplare genau dieser, seiner eigenen Rasse, um ihre Befreiung zu verhindern. Etwas Heißes, dem Zögling Charons bisher Unbekanntes, kochte in ihm hoch. Seine Augen blitzten vor Hass und Zorn als er die in der Ebene versammelten Chaosanhänger verächtlich fixierte.
„Konzentriere dich, lass nicht zu, dass deine Gefühle die Überhand gewinnen!“ Charons Worten folgend schloss Warren die Augen, blendete seine Empfindungen aus und konzentrierte sich stattdessen auf seine Erinnerungen. Sein Geist kehrte zurück an den Ort seiner Kindheit: Das Sigmarkloster zu Hohenstein. Ein ruhiger, friedlicher Ort, an dem er behütet und ohne Kontakt zu den Mächten des Bösen aufgewachsen war. Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht des kaum dem Kindesalter entsprungenen Jünglings, als sich Harmonie in ihm ausbreitete und eine wohlbekannte Kühle, aus seinem tiefsten Inneren kommend, die hochkochenden Emotionen bekämpfte. Sein Geist kam zur Ruhe.
Als er die Augen wieder öffnete war jedes bösartige Funkeln in Warrens Augen erloschen. Stattdessen hob er den Arm und zeigte auf einen steinernen Menhir, der sich etwas links von ihrer Position hinter den feindlichen Linien erhob. Dann erklang seine Stimme, fest und entschlossen: „Dort werden wir durchbrechen!“ Er wusste nicht woher diese plötzliche Sicherheit kam, doch er vertraute einfach seinen Instinkten. Ein gewaltiger Blitz zuckte vom Himmel, erhellte die Landschaft und ein tiefes Donnergrollen untermalte Warrens Zeichen zum Angriff.
Die Reiterkolonne setzte sich in Bewegung und suchte sich, Warren und Charon an ihrer Spitze, ihren Weg über die steinigen Hänge des Hügels. Dicke, schwere Tropfen klatschten auf polierte Rüstungen, als der leichte Nieselregen zunahm. Noch einmal warf Warren einen Blick auf die Stelle, die er für den Durchbruch vorgesehen hatte. Doch er konnte keinerlei Schwäche der feindlichen Reihen erkennen. Im Gegenteil, die größere Zahl ihrer Feinde drängte die imperialen Fußsoldaten immer mehr in die Defensive.
Dann erreichte Warren den Fuß des Hügels und trieb sein Streitross an. Immer schneller flog der Boden unter dem kraftvoll ausgreifenden Tier dahin und sein Reiter genoss das schmatzende Geräusch der Hufe, die auf die immer nasser und rutschiger werdende Oberfläche trafen. Währenddessen schmolz die Entfernung zwischen der anpreschenden Reiterei und der eigentlichen Schlachtlinie dahin. Schon schälten sich die ersten klaren Einzelheiten aus der hin und her wogenden Masse der ineinander verkeilten Kontrahenten heraus: Rüstungen, Waffen, einzelne Gesichtszüge und … Panik!
Die imperialen Soldaten konnten dem Druck der Chaosbarbaren an der geplanter Durchbruchsstelle nicht länger standhalten. Erst zögerlich und vereinzelt, dann auf der gesamten Linie wandten sich die imperialen Soldaten zur Flucht. Ein unnachgiebiger Zug legte sich auf das Gesicht Warrens, als er die ersten Flüchtenden passierte. Ohne Rücksicht und Mitleid für die im Weg stehenden Fußsoldaten preschte er vorwärts. Ob fliehendes Mitglied der Staatstruppen, ob nachsetzender Chaosbarbar, rechts und links wirbelten die von seinem Pferd getroffenen Körper beider Seiten durch die Luft.
Dann krachte die Ritterattacke mit unverminderter Geschwindigkeit in die Reihen der Chaosdiener. Das Nachsetzen der Barbaren erwies sich als Segen für die angreifenden Ritter, da sich ihnen statt eines dichten Schildblocks nur eine lockere Ansammlung an Gegnern entgegenstellte. Warrens Lanze bohrte sich tief in den Körper eines der Barbaren. Verwundert starrte dieser auf den hölzernen Schaft der Waffe, die ihn von den Füßen riss. Warren drang tiefer in die feindlichen Linien ein, ließ die gesplitterte Lanze fallen und riss seinen Hammer Valdoriel aus der Halterung an seinem Sattel.
Mit kreisenden Bewegungen ließ Warren seine Waffe auf die ihn umringenden Soldaten des Feindes niederfahren. Er zerschmetterte den Helm eines Barbaren zur Linken, fuhr herum und schlug wieder zu. Ein hastig erhobener Schild fing den Schlag ab, aber die pure Kraft des Schlages ließ seinen Gegner in die Knie gehen. Warren beachtete ihn nicht weiter und trieb sein Schlachtross wieder an. Er verschwendete weder einen Gedanken an seine eigene Sicherheit noch bezüglich des Nachrückens seiner Mitstreiter. Als er den Menhir beinahe erreicht hatte, war der Schwung seiner Attacke endgültig aufgebraucht. Eingekreist und abgeschnitten von seinen Kameraden blieb er in einer Gruppe von Gegnern stecken.