Die Wälder von Hochland

  • Eine Legende aus den Wäldern von Hochland


    Bitte Kommentare hier schreiben
    TRAID !!!


    Wald der Gottlosen
    Prolog


    Schwüle Hitze, der bittere Geschmack von Kupfer auf der Zunge, und ein süß fauliger Geruch von verwesendem Fleisch. Dies sind die ersten Eindrücke, die Rasmus Sommestad nach seinem Erwachen wahrnehmen kann. Seine rot blonden Haare von Blut der vergangenen Schlacht verklebt und die Augen zu engen Schlitzen angeschwollen, kauert er gefesselt auf matschiger Erde. Schemenhaft huschen Schatten ab und an vorbei. Das blöken und wiehern, das überall um ihn zu Hören ist, und das er vor dem Kampf noch verspottet hatte, schüren nun seine Furcht vor dem Tod. „Werde ein Teil der Miliz! Schütze deine Familie - diene dem Wohl von Hergig!“ dies waren die Worte des Offiziers. Und nun verspottete sein Verstand ihn mit jenen Worten.

    *


    ­Es müssen zwei, vielleicht drei Monate her sein, dass eine Truppe der Miliz bei Sommestad Hof vorbei kam. Sie wollten Proviant für den Marsch, um die Lagerbestände bei den nördlichen Außenposten mit Munition aufzufüllen. Rasmus zählte nun schon 17 Sommer und der alte Per Lundin - Hauptmann der Miliz von Hergig - verpflichtete ihn mit ihnen zu kommen. Es sollte eine leichte Aufgabe werden und er konnte sich so ein wenig Sold verdienen. Die Ernte war bereits vor Tagen eingeholt und seine drei Brüder waren alt genug um den Rest noch zu erledigen. Sein Vater voller Stolz - seine Mutter mit Tränen in den Augen - und Brüder, die die Truppe noch einige Minuten mit Jubelschrei begleiteten. Dies sind die letzten Bilder seiner Familie. Ausgerüstet mit dem Schwert seines Vaters, dieser selber auch lange Jahre ein Teil der Miliz, und in den neuen Kleidern der Miliz folgte er im stetigen Marsch der Truppe. Die Kleidung war solide. Sie bestand zum größten Teil aus Leinen, Wolle und Jute in eichenbraun und saftigem Grün gefärbt. In Schritt, Knien und Schulter mit einfachem Kuhleder gepolstert, sorgte es für einen angenehmen Marsch. Er fühlte sich in der Truppe wohl, viele von ihnen waren nur wenige Jahre älter als er, einige sogar noch jünger. Per Lundin zählte allerdings schon über 30 Sommer. Seine Erscheinung sorgte von Natur aus für Respekt - er überragte die Meisten mit einer ganzen Kopflänge und sein breites Kreuz sorge für eine stattliche Figur. Seine Haut von der Sonne gebräunt wie gegerbtes Lammleder, war mit unzähligen Narben übersät. Ein Zeichen, dass er nicht nur einmal gegen die Horden des Chaos und ihre Jünger bestandet hat.

    *


    Es war die fünfte Nacht nach dem Aufbruch vom letzten Außenposten zurück Richtung Heimat. Die Jäger hatten einen Eber erlegt und es wurden sogar einige Metschläuche verteilt. Da die Truppe ihre Aufgabe sauber und in angemessener Zeit erfüllt hatte, war Lundin einverstanden mit einem Fest zu Ehren Taal´s , und viele der Miliz bedankten sich beim Feuerschein für das gute Fleisch und warfen eine Kupfermünze in den Wald. Alle der hier zwanzig Mann versammelten würden davon für einige Tagereisen satt werden. Ein jäher Aufschrei, aus Schmerz und Angst geboren, ließ Allesamt verstummen. Einige griffen zu den Waffen, Andere zitterten angesichts des erdrückenden Gefühls am ganzen Körper. Fackeln wurden verteilt und die Männer in zu je fünf Mann aufgeteilt. „Ari Vänskä ist nicht da, Hauptmann.“ Es dauerte nicht lange und das tiefe Horn erklang in der Nacht. Ari wurde am Bachufer gefunden, mit runter gelassenen Hosen in seinen Exkrementen liegend, sein Bauch war vom Bauchnabel bis zum Brustkorb aufgeschlitzt. Seine Eingeweide noch festhalten lag er da, sein Gesicht zu einer Fratze des Entsetzens verzerrt. „Hauptmann – Spuren - hier drüben!“ Lundin folgte den Rufen und bückte sich um die Spuren genauer anzusehen. „Zurück ins Lager! Packt soviel wie möglich vom Eber ein, wir schlafen abwechselnd! Sechs Mann zur Nachtwache - keiner geht alleine“. In den folgenden drei Nächten verloren sie noch weitere fünf Männer. Am Tage huschten die ängstlichen Blicke durch die Wälder, nachts weinten sich die Jüngeren in einen unruhigen Schlaf. Der Vollmond schob sich langsam über die Waldlichtung, die an diesem Abend als Lagerstätte diente. Die Männer hatten ihre Zelte dicht aneinander aufgestellt und bildeten einen Kreis. Einige vom Schlaf übermannt, Andere in stille Gebete vertieft. Lundin gesellte sich zu Rasmus und Hannes, die für diese Nacht die Wache übernahmen. „Hauptmann, wisst ihr wer oder was da draußen lauert?“ der Hauptmann starrte in die Dunkelheit des Waldes, seine Augen zeigten Aufmerksamkeit aber keine Spur von Furcht. „Wer weiß schon welche kranken Wesen dieser Wald beherbergt? Aber ich befürchte es wird bald zum Kampf kommen. Es ist nicht nur ein Wesen, das sich mit unserem Blut und Fleisch den Magen voll schlagen will.“ Rasmus erstarrte ob der direkten und gleichermaßen barbarischen Antwort. „Finden wir deshalb von Niilo und Markus Holopainen keine Spur, weil..weil..“ Lundin vergrub sein Gesicht in einer Hand. „Ja Rasmus.. weil sie vermutlich verspeist wurden. Die Spuren lassen mich das schlimmste fürchten. Tiermenschen - niedere Kreaturen des Chaos. Sie versuchten nicht mal sie zu verbergen. Sie testen uns und unsere Stärke und schwächen uns mit diesen niederträchtigen Morden.“ In dieser Nacht schlief Rasmus nicht - zu schrecklich waren die Vorstellungen - verspeist von einem Gottlosen Tier.

    *


    Die Sonne tunkte den Morgen in warmes rot, der Wald lichtete sich bereits und das saftige Grün der Wiesen war zu sehen. Alarmsignal - einer der Späher musste etwas entdeckt haben. „Aus dem Wald aufs Feld - leichte Formation!“. Mit einer festen Stimme, wie eine Glocke der Hergig Kirche, donnerten die Befehle durch den Wald.
    Die Männer, dicht an dicht mit gezückten Waffen, beobachteten die Gegend und warteten auf die Rückkehr der Späher. Miska Nissilä, ein junger Jägersohn, rannte wie vom Teufel gejagt aus dem Wald. „Sie kommen! Bitte helft!“. „Wie vom Teufel“ - diese Worte waren vielleicht zutreffender, als den Männern lieb war.
    Sie waren groß, zotteliges Fell fiel von ihren Häuptern, Rücken und Läufen. Die Brust die eines Menschen, doch der Rest.. verzerrte Wesen, halb Mensch halb Ziege oder Schaf. Es waren sieben oder vielleicht neun - die Schatten der Wälder verbargen womöglich noch mehr. Ihre Augen vor Bosheit und Blutgier entflammt, starrten sie auf die kleine Truppe. „Es sind zu wenige..“, murmelte Lundin. „Haltet Stellung - Fünf-Mann-Reihen!“ Die folgenden Sekunden waren unwirtlich und fühlten sich wie vereist an, beide Parteien warteten auf den ersten Schritt der anderen. Hufgetrampel erklang aus westlicher Richtung. „Das müssen die Reiter von Hergig sein - wir sind gerettet!“, schrie einer der Männer. Vom Eifer des Einen angestochen, brüllte die Mannschaft nun den Wesen am Waldrand die übelsten Beschimpfungen entgegen. Lundin erhob seine Waffe: „Vorrücken - wir greifen an!“. Die Langbüchsen schossen eine Salve. Erst Einer, dann zwei - wie Mehlsäcke fielen diese Wesen um. Durch ihre Wut schienen sie zu ignorieren, wie viele von ihnen fielen. Nun kamen sie aus ihrem Versteck - mehr als ein Dutzend dieser Bruten rannte mit erhobenen Schwertern, Keulen und Äxten auf die Miliz zu. Der blanke Hass auf ihre widerlichen Gesichter gezeichnet. Ein Handgemenge, von Schmerzensschreien erfüllt, entstand.

  • Die schwächeren Tiermenschen waren mit ihren einfachen Holzspeeren den Milizern gänzlich unterlegen. Schwerter prallten auf Tierknochen, Äxte zermalmten Schädel. Lundin veranstaltete eine Metzelei mit einer schier unmenschlichen stärke durch die Reihe der Tiermenschen. Seine Äxte schlugen Gliedmaßen, Hörner und lang gezogene Schnitte über die kleineren Wesen, die ihm im Weg standen. Sein Hammer zertrümmerte seinesgleichen Knochen mit kräftigen schlagen - seinen Blick auf einen einzigen Tiermenschen fixiert: Einen hochgewachsenen, mit Narben übersäten Widderkopf. Dieser drosch mit lauten, unverständlichen Worten auf zwei der Milizer ein. Mit Schnitten übersät versuchten sie einfach keinen tödlichen Schlag ab zu bekommen - ein Gegenangriff wäre sinnlos gewesen. Lundin schwang seine Axt auf den Nacken des Widders. Mit einem lauten Krachen zerschlug er mit einem Hieb Fleisch, Sehen und Wirbelknochen. Der Körper der Bestie sank in die Knie und schlug mit einem schmatzenden Geräusch auf den Blut durchtränkten Boden auf. „Ist das alles ?“ Lundin hob den Widderkopf hoch über sich und schrie die Worte ein zweites Mal: „Ist das alles..... ihr Bestien?“ die von der donnernden Stimme abgelenkten Tiermenschen wurden binnen Sekunden von den Milizern erschlagen. Die, die jedoch Zeit hatten zu sehen, was Lundin geglückt war, warfen sich panisch in den Schutz der Wälder. Doch dann verließ das Glück die Männer von Hergig. Eine zweite Herde schritt aus dem Wald - diese allemal so stark wie der vermeintliche Anführer. Die Reiter aus dem Westen zeigten sich nun auch – es waren widerliche Wesen – ihre Körper wie die eines Pferdes, Ochsen oder Hirsches - doch da wo ein Hals sein sollte war ein kräftiger Männerkörper. "Centigore!" - Rasmus hatte von den Geschichten gehört, sein Mut ließ ihn nun völlig im Stich. Niemand würde sie nun retten - keine Reiter aus Hergig - keiner würde dies überleben. „Hauptmann - was nun ?“ Lundin packte einen Hammer, hob beide Waffen hoch über seinen Kopf und brüllte „Werdet ein Teil der Miliz! Schützt eure Familie - dient dem Wohl von Hergig!“ Die Männer, nun weniger als ein Dutzend, sammelten sich und luden die Langbüchsen. Viele von ihnen, mit Blut und Innereien besudelt, strahlten eine eisige Kälte aus. Jeder wusste, dass dies der letzte Tag war, doch wenigsten würden sie noch einige von dieser verfluchten Brut mit in den Tod nehmen. Eine Stille überzog das Schlachtfeld. Vier Männer richteten ihre Langbüchsen auf die Centigore im Westen. „Einen Schuss für jeden“, dachte Lundin. „Wenn ihr sie nieder streckt mit der ersten Salve, könnt ihr am Lager von Taal speisen, Männer - und das bis in die Ewigkeit!“ Die andere Herde beobachtete das Schauspiel. „Warum greifen sie nicht an Hauptmann? Was tun?“ Lundin spie einen Klumpen Seim und Blut aus: „FEUER!!!“ die Langbüchsen hüllten die Truppe in Rauch, das Donnern hallte von den Wäldern wieder, keiner wusste was nun auf sie zu kommen würde - aber diese Biester würden sich auch nicht sicher sein. Tosender Lärm erfüllte die Luft. Die Schreie der Centigore waren noch nicht verstummt als Rasmus einen Schlag aus dem Nichts gegen seinen Kopf erhielt. Dann Stille - Dunkelheit - Ruhe.


    Rasmus wusste nicht wie viele Tage er nun schon zusammengeschnürt auf dem matschigen Boden saß. Unzählige Fliegen plagten seinen Körper, doch dies war nicht das schlimmste. Durch Fieber geschwächt verlor Rasmus immer häufiger das Bewusstsein. Die Schwellungen an den Augen heilten nur langsam, er konnte nun seine Umgebung besser sehen. Doch als er erkannte, wo er sich nun befand, wäre er lieber auf dem Schlachtfeld gestorben. Er war ein Gefangener der Tiermenschen, in ein Zelt geworfen wie ein Sack Mehl. Die ersten paar Stunden würgte er seinen Magen leer. Der Geruch vermischte sich mit den verwesenden Körper seiner Kameraden, die ihm gegenüber lagen. Allesamt von Armen und Beinen befreit, lagen sie zusammengeworfen da. Ihre Gesichter zu Fratzen des Entsetzens erstarrt, blickten Rasmus still entgegen. Einige der Gliedmaßen hingen über ihnen an schlichten, knöchernen Haken, gehauen aus den Geweihen von Hirschen - oder waren womöglich sogar Überreste ihrer eigenen Artgenossen. Hin und wieder holten sich die Tiermenschen Leichenteile. Sie beachteten Rasmus überhaupt nicht - vermutlich war er für sie nicht mehr wert als einer dieser abgehackten Arme. Rasmus war nun nach Tagen der Gefangenschaft nur noch ein Schatten seiner selbst. Von Zeit zu Zeit wurde ihm eine ekelhafte Brühe eingeflößt. Und damit er das Fleisch im Lager nicht zu sehr mit seinen Exkrementen verderben würde, wurde er am Rande des Tiermenschenlagers an einen Baum gebunden. Die Haut von kleinen Schnitten und Abschürfungen zerfleddert, sein Körper gemartert von Witterung und Folter, bat Rasmus die Götter um Erlösung. Doch wider aller Natur lebte er noch, sein Körper verweigerte die meiste Zeit jedes Gefühl. Weder Kälte noch Schmerz, auch verspürte Rasmus keine Angst mehr. In jedem klaren Moment zweifelte er an seinem Verstand - wie konnte er noch Leben? Rasmus wurde in jeder sechsten Stunde, jedenfalls nahm er das an, von einem kleinen feingliedrigen Tiermenschen heimgesucht - sein Fell Schneeweiß. Es reichte Rasmus gerade bis zur Schulter. Das Gesicht war mehr Mensch als Tier – wohl geformte Lippen, geziert von einer kleinen Stupsnase, die Augen in den Farben von Rittersporn getränkt und seine langen, gradlinigen Ziegenhörner verziert mit wilden Runenmustern, die Rasmus nur schwer zu fassen bekam, faszinierten ihn. Über seinen Schultern hing ein Mantel aus Tierfellen, der seinen Körper bis zu den Knien verbargen. Das Gesamtbild ließ das Wesen wider der Natur elegant, wenn nicht sogar hübsch wirken.
    Bei jedem Besuch zückte dieses Monster ein kleines Messer, nicht mehr als ein flach geschliffenes Tierhorn und mit den selben verwilderten Runen geschmückt, wie seine Hörner. Ein kleiner Schnitt in sein Fleisch, das Gefühl einer warmen, rauen und klebriger Zunge auf seiner Haut - gefolgt von einem stechend-brennendem Schmerz. Und bei jedem mal schüttelte das Wesen den Kopf, murmelte vier Worte in einer Guttural Sprache, die Rasmus erzittern ließ, und verschwand. „Jay Ghur Shas Akesh“ - Wieso klangen diese Worte immer vertrauter? Wie weit würde dieser Wahnsinn noch gehen? Warum ereilte der Tod ihn nicht - konnte er ihn nicht finden in diesem von den Göttern verlassenen Wald?


    Er zählte nun die einundzwanzigste Schnittwunde, der Morgen des 6ten Tages. Vermutlich ist seit der Schlacht mehr als eine Woche vergangen, und trotz wenig Nahrung und seiner ausweglosen Situation, fühlte sich Rasmus besser. Der Klang von Schritten weckte ihn aus einem Tagtraum von glücklicheren Zeiten, auf den Feldern des Sommestad Hof. „Du schon wieder! Ist es so weit? Noch ein Schnitt für den Fleischkalender!“ Rasmus fühlte nun nicht mehr als pure Verachtung gegenüber diesem Biest. Es musterte Rasmus mit seinen violett-blauen Augen. Würde er es nicht besser wissen, lächelte es ihn sogar mit einem sanftmütigen Blick an. Wieder zückte es den kleinen Dolch „Töte mich endlich! Kennt ihr das Wort Gnade nicht?“ Diesmal versuchte Rasmus sich loszureißen, sogar die Kreatur erschien erstaunt über die Kraft von Rasmus, die er nach so langer Tortur noch aufbringen konnte. Ein Schnitt - diesmal am Unterarm - ließ Rasmus erstarren. Sein Blut rann an seinem Arm herunter, über seinen Handrücken bis zu den Fingerspitzen. Das Wesen kniete sich nieder und fing an das Blut von Rasmusses Finger zu lecken. Ein wohliger Schauer durchzuckte ihn trotz des Ekels, den er bei dem Bild empfand. „Was willst du von mir ?“, stöhnte Rasmus, während die Schmerzen in seinem Körper immer mehr der Lust wichen. Minuten vergingen und Rasmus wurde das erste mal mit den Freuden der Lust beschenkt. Das Wesen erhob sich, und schaute ihm sehr lange und tief in die Augen. Er versuchte seinen Blick zu lösen doch sein Verstand verlangte nach mehr - mehr von diesem Wesen. Groteske Bilder huschten durch seine Gedanken. Wilde Orgien voller Lust und niederen Trieben. „Gotteslästerung!“ - „Abscheu!“, waren die Worte, die Rasmus halfen dem Blick zu entkommen. Diesmal streckte sich das Wesen so, dass es mit seinen Lippen ganz Nah an seinem Ohr stand. „Du bist soweit, Menschenkind!“, flüsterte das Wesen mit einer eiskalten Stimme. Das Wesen streichelte sein Brustkorb und schmiegte sich eng an den geschundenen Körper. Ein heiteres Lachen ließ Rasmus in die Welt des Wahns driften. Konnte dieses Wesen seine Sprache oder verstand er die Sprache dieser Kreatur? Wieder übermannte ihn die Schwärze und er fiel in einen wirren Traum.

  • Metamorphose


    Kapitel 1


    Per Lundin saß auf einem Felsen, das plätschern des Flusses und der Gesang von Vögeln ließen ihn fast die Schmerzen und die letzten Tage vergessen. Sein Bein war gestaucht. Bewusstlos geschlagen unter dem toten Körper eines Centigor, hatte er das Gemetzel an seiner Männer überlebt. Er erinnerte sich noch wage, dass nur einer dieser Bestien die Männer der Miliz überhaupt erreicht hatte. Die anderen fielen durch die beißenden Geschosse der Langbüchsen. Seine Rippen schmerzten ebenfalls, ob sie gebrochen waren vermochte er nicht zu sagen. Der Brustharnisch musste schlimmeres verhindern haben. Das Bein hatte er behelfsmäßig mit zwei Speeren der Tiermenschen geschient, vom verbeulten Brustharnisch konnte er sich allerdings nicht mehr aus eigener Kraft befreien. Vor wenigen Tagen war er noch frohen Mutes und nun, alle seine Männer tot, allesamt ein Festgelage für Monster. Sie alle waren zu jung, zu jung um solch ein Schicksal zu erleben. Verzweiflung übermannte Per, wie sollte er mit dieser Scham jemals zurück nach Hergig? Das Knacken von Ästen rüttelte ihn aus seinen Gedanken. So schnell es sein geschundener Körper erlaubte, suchte er Deckung zwischen den Felsen. „Centigore - wie viele dieser verfluchten Bestien beherbergt dieser Wald noch?“ Per merkte nicht einmal dass er mit sich selber sprach. Die Centigore füllten in aller Ruhe Eichenfässer und Wasserschläuche mit dem kühlen Gletscherwasser auf, wobei sie sich nicht sonderlich geschickt anstellten. Immer wieder rutschten ihnen die Fässer aus ihren groben Fingern. Per überlegte nicht lange, als sich die Centigore wieder in den Wald begaben. Vielleicht führen diese Idioten ihn direkt zu einer Lagerstätte. Mit einem Feldzug könnte er so seine Ehre bei Hergig wiederherstellen und vielleicht den Kummer der Mütter und Väter über den Tod ihrer Söhne lindern. Es war nicht schwer den tiefen Hufspuren im Wald zu folgen, der Regen der letzten Tage hatte den Boden selbst tief unter den Wipfeln der Laubbäume aufgeweicht. Der Hauptmann schlich sich vorsichtig durch den Wald, es könnten ihn jederzeit Späher entdecken. Mehre male ducke er sich im Unterholz und späte durch den Wald. Er wusste dass er die Tiermenschen nur an filigranen Änderungen der Schatten im Dickicht erkennen würde. Doch jedes mal war es eine Erleichterung, als nichts seinen Weg kreuzte.


    *


    Stunden vergingen und die Schatten der Bäume wurden länger, der Wald wurde bereits in kupfernen Farben des Sonnenuntergangs gehüllt, als er gutturale Laute hörte. Eine Kakophonie von blöken, wiehern und schreien schallte durch den Wald. Er hatte das Lager der Tiermenschen erreicht. Im Schutz einer Eiche spähte Per über das Lager der Tiermenschen. Per war erstaunt und erschrocken gleichermaßen über das Lager. Es herrschte eine wilde Ordnung. Reihen von kleinen Zelten im Halbkreis aufgestellt, säumten vier große Zelte, die sich an eine Felsenwand schmiegten. In der Mitte dieser Zelte klaffte eine Höhle in den Felsen. Grüner Nebel schlich aus dem Eingang und verflüchtigte sich in den Himmel. Im Lager waren etliche Feuerstellen, an denen man die Rangordnung in der Herde gut einschätzen konnte. Je größer das Feuer und je üppiger die Spieße mit Fleisch gespickt, desto größer waren die Bestien, die sich um das Feuer sammelten. Per weinte vor Zorn - ausgenommene Leichen seiner Männer säumten die Feuerstelle in der Mitte des Lagers. Festgebunden an Pfählen wurden die Leichen enthäutet und in Stücke geschnitten. Einige Tiermenschen schienen um die besten Stücke zu Kämpfen. Und einer dieser Bestien lag mit gespaltenem Schädel am Boden. Per wusste, auch diese Kreatur würde heute verspeist, denn eine Gruppe kleiner Tiermenschen versuchte den Kadaver weg zu schleppen. Ein hünenhafter Widderkopf saß auf einem mit Blut bemalten und Tierfellen geschmückten Felsen, in seiner Hand hielt er ein geöffneten Schädel und schlürfte den Inhalt mit großem Geschick aus. Per erschauerte und wünschte sich nichts lieber als dieser teuflischen Kreatur seinen Hammer über den Schädel zu ziehen. Per ließ seinen Blick weiter über das Lager schweifen, anscheinend dauerte das Fest schon mehrere Tage, denn viele Tiermenschen schwankten in ihren Bewegungen, einige waren mit Schnittwunden übersät und ein nicht zu verachtender Haufen kleiner Tiermenschen lag übereinandergelegt am Rande des Lagers. Sie hatten sich womöglich zu viel zugetraut. Per stutze - ein Mensch war noch am Leben, angebunden an einem Baum in der Nähe der Höhle. Er konnte nicht erkennen um wen es sich handelte, doch bei Taal - einer lebte. Diese arme Seele wehrte sich anscheinend immer noch gegen den Tod. Per fasste einen Entschluss: „Ich werde dich befreien Kamerad, oder ich werde mit dir hier sterben!“


    Ein schreckliches Singsang weckte Per aus einem unruhigen Schlaf. Hätten ihn seine Erfahrungen als Bergjäger nicht gewarnt, wäre er vom Ast gefallen. Er musste beim Beobachten eingeschlafen sein. „Bei Taal - bitte sag mir, dass du noch lebst!“, er späte durch die Nacht. Das Lager der Tiermenschen war erfüllt von Schatten und flackernden Lichtern der Lagerfeuer. Der Baum war leer, tiefe Bestürzung packte Per und ein Hass auf seine eigene Dummheit erdrückte ihn. Doch da erblickte er den Menschen, der von einem riesigen Wesen aus Fell und Muskeln zur Höhle getragen wurde. Sein Fell war gestreift, wie das eines Bergtigers, ein Lendenschurz gerissen aus den Kleidern der Miliz verdeckte sein Gemächt nur unzulänglich. Ein Schwanz zuckte hinter dem Tier, seine Knöchel und Handgelenke waren mit Eisenmanschetten geschützt, und der Hals wurde von einem gewaltigen Halsband aus Leder und Eisen geschmückt. Alles an diesem Wesen erinnerte Per an die Legenden der Kislev, nach denen einige der Tiermenschen in den östlichen Ländereien sogar die verzehrten Formen von Raubkatzen besitzen. „Was in allen Götternamen wollt ihr mir noch in den Weg stellen?“


    *


    Dieses mal schmecke das Getränk süß und nach Kupfermünzen. Sein Magen rebellierte ab der ungewohnten Kost und beinahe hätte er sie dem Tiermenschen wieder ins Gesicht gespuckt. Doch ausgehungert und halb verdurstet überwand er jeden Abscheu. Wenn sie ihn töten wollten, würden sie bestimmt nicht auf Gift zurückgreifen. Einen Augenblick später bäumte sich ein riesiger Schatten über Rasmus auf, der Geruch von Aas stieg ihm in die Nase. Kräftige Pranken packten Rasmus und rissen dabei seine Fessel auseinander. „Nun ist es also soweit - was bin ich - der Hauptgang oder nur die Nachspeise?“. Die Kreatur schwieg. Auf die Schulter gehoben sah Rasmus etliche Fuß tief auf den Boden. Ein Tiermensch, so groß wie ein Oger, trug ihn weg von seinem Pranger. Sein Fell roch modrig wie die Luft eines Weinkellers, und im flackernden Feuerschein erkannte er ein schneeweißes Fell, durchzogen von schwarzen Streifen. Gemächlich trotte das Tier durch das Lager der Tiermenschen. Einige Wesen machten sich einen Spaß daraus, das Wesen mit Speeren zu pisaken, doch dies war allem Anschein nach keine gute Idee. Einer der Kreaturen kam dem Riesen zu nahe. Blitzschnell schloss es die freie Pranke um einen Arm des Tieres, riss ihn mit übermenschlicher Stärke heraus und verspeiste diesen gemächlich, während es durch das Lager trottete. Die Kreatur wurde binnen Sekunden von seinen Artgenossen in Stücke gerissen. Rasmus konnte sich trotz seiner misslichen Lage ein Kichern nicht verkneifen: „Harte Sitten“, murmelte er belustigt. Der Weg endete abrupt an einem Höhleneingang. Kalte Luft, von Nebelschwaden erfüllt, kroch aus dem Eingang. Ein fahler Schein von grünlichem Licht glimmte in der Dunkelheit. Ein Kribbeln überzog seine Haut und der modrige Geruch überdeckte nun alles. Erst jetzt vernahm Rasmus den lauten Singsang um ihn herum. Von seiner Position aus konnte er sehr viel vom Zentrum des Lagers erkennen. Ein riesiges Feuer züngelte in mitten von dutzenden Tiermenschen, die um das Feuer tanzen und abscheuliche Rufe ausstießen: „Tod den Anderen!“ - „Schädel für Korn!“ - „Blut dem Allmächtigen!“. Nun war sich Rasmus sicher - er war verflucht - er verstand diese Bestien. Das Wesen hob Rasmus über sich. Mit den Füßen gegen Himmel gerichtet blickte er in die Fratze des Wesen. Ein Schrei entwich Rasmusses gemarterter Kehle ob des Anblicks dieser Bestie, zwei riesige Eckzähne, lang wie Dolche, säumten wie Säulen ein katzenhaftes Gesicht. Stahlblaue Augen blickten ihm grimmig entgegen: „Stehen du kannst, selber du laufen zu Skella!“. Rasmus spürte wie seine Fußfessel nun auch zerrissen wurden, brutal wurde er auf die Beine gestellt. Nur mühsam konnte sich Rasmus aufrecht halten, sein Gang war instabil, so dass das Wesen gezwungen war, ihn mit einer Pranke zu stützen. Er fühlte die beklemmende Stille in der Höhle sofort. Kaum hatten sie die letzten grob in den Stein gehauenen Stufen, die zum Eingang führten, überschritten, vernahm er keinen Laut mehr von den wilden Orgien vor der Höhle. Er vernahm nur ein leises Flüstern, das er nicht zuordnen konnte. Kam es von den Wänden oder aus dem Nebel - vielleicht war es auch ein Streich seines eigenen Verstandes. Was kümmerte ihn das noch? Bald würde er sterben - nur wie und warum, das würde er sich wohl bis zuletzt fragen. „Werde ein Teil der Miliz! Schütze deine Familie - diene dem Wohl von Hergig!“. Wie eine Litanei murmelte Rasmus diese Worte immer und immer wieder vor sich hin, und die Stimmen um ihn herum wiederholten dies. Ob grässliche Folter seines eigenen Verstandes oder Echo der Höhle. Es erfüllte ihn mit Stolz, ein Miliz gewesen zu sein - und mit unstillbarem Hass gegenüber diese Wesen. Viele Minuten verstrichen und Rasmus wanderte unmerklich immer tiefer ins Erdreich. Von Zeit zu Zeit huschten Schatten im Nebel an ihnen vorbei, die er jedoch nur im Augenwinkel erkennen konnte. Ab und an verharrte das Wesen, knurrte in die Dunkelheit und stieß Rasmus weiter voran.

  • Stalagmiten und Stalaktiten säumten die Höhle, einige von ihnen strahlten ein grünliches Leuchten aus. Von einem Netz aus Kalk überzogen sahen sie aus wie von Insekten geschaffene Laternen. Der Geruch von Moos und Brackwasser durchzog die Luft, und mit jeder Minute wurde es kälter. Die Zeit schien für Rasmus stehen zu bleiben, er konnte nicht sagen wie lange sie den verwirrenden Pfaden durch die Höhle gefolgt waren. Vorbei an riesigen Höhlenmalereien, die Tiermenschen in verschiedensten Posen zeigten. Einige von ihnen waren selbst für Rasmus verständlich, denn er erkannte einige Scharmützel gegen die Hergigarmee. Die Tiermenschen hatten den kleinen Strichmännchen Flaggen in roter und grüner Farbe gezeichnet. Der Tigermensch blieb vor einem Gebilde aus Moos und Farnen stehen, packte Rasmus am Genick und warf ihn richtung Felsen. Rasmus wollte schon vor Schmerzen schreien, doch in diesem Moment öffnete sich das Moosgeflecht und er rutschte über kalten, von Wasser glatt geschliffenen Boden. Rasmus spürte im gleichen Augenblick tausende Nadeln, die sich durch seine Haut fraßen und ihm die Kehle zu schnürten. Seine Wahrnehmung war getrübt. Als wenn er in Honig baden würde, wurden Geräusche und Gerüche ebenso gedämpft. Sein Körper wand sich am Boden vor Schmerzen. Nach jedem Atemzug schien der Schmerz zu versiegen, um im darauf folgenden mit stärkerer Wucht auf ihn einzuwirken. Rasmus spürte, wie sich eine Hand auf seine Stirn presste. Einige Wortlaute drangen an sein Ohr aber durch den Schmerz verstand er nichts, was einen Sinn ergeben würde. Dann fühlte er, wie etwas klebriges seinen Brustkorb berührte, und nun endlich versiegten die Schmerzen mit jedem Atemzug mehr und mehr. „Bolgar du dummes Tier, hab ich dir nicht gesagt ruf mich, wenn du da bist?!“ Rasmus erkannte den Tiermenschen wieder: es war sein Quälgeist, der ihn stetig besuchte. Der große Tiermensch zog Kopf und Schwanz ein und versuchte sich klein zu machen, obwohl das Tier fast dreimal so groß war wie der Tiermensch. „Bolgar geh - geh einfach!“ Das große Tier warf Rasmus einen gehässigen blick zu und verschwand in einem Moosgeflecht. Nun konnte er sich aufsetzten, der Tiermensch ließ ihn in Ruhe. Rasmus versuchte seine Umgebung wahrzunehmen. Er befand sich in einer riesigen Kathedrale von Wasser und Zeit erbaut, die Höhlenwände waren gesäumt mit flackernden Lichtern in grün, türkis und blau, die sich bis ins dunkle Nichts über ihm erstreckten. Der Raum war fast gänzlich rund und die Wände über und über mit Moos und Farnen bewachsen. An einigen Stellen griffen Klauen aus Knochen aus dem Moos oder Tierschädel beobachteten das Geschehen. Und wie in den Gängen der Höhle streckten sich seltsame Gebilde aus den Wänden, die dem Raum dieses geisterhafte Licht spendeten. Der Tiermensch saß nun regungslos auf einem Felsen, geschmückt mit allerlei Knochen, Fellen und Kupferplatten, auf denen seltsame Zeichen gekratzt wurden. Eine kleine Treppe führte zu dem Platz an dem Rasmus jetzt saß. Die Luft war warm, keine Kälte schien von den Wänden aus zu gehen und es roch süßlich nach frischem Blut und Lavendel.


    Rasmus war wütend, nein - in ihm tobte ein Orkan der Wut. Wut auf die Tiermenschen, die seine Kameraden abschlachteten, aßen und ihn über all die Tage so Quälten. Wut auf sich und seine Unfähigkeit sich und seine Kameraden zu schützen. Wut auf Per Lundin der ihn aus seinem friedlichen Leben riss. Wut auf alles und Jeden, Wut auf diese Wesen. „Du Quälgeist! Ausgeburt der Hölle, was in alle Götternamen willst du von mir?“. Rasmus wollte das Wesen anspringen, es mit bloßen Händen erwürgen. Doch nichts - er saß nur da und die Worte, die er am liebsten dem Tier ins Fell geschnitten hätte, blieben ihm verwehrt. Wie gelähmt gefangen in seinem Körper, nur seine Augen schienen ihm noch zu gehorchen. „Dämon, du verfluchter Hexer!“, da verstand er, dass er nicht sprechen konnte. Rasmus suchte sich die wüstesten Beschimpfungen für diese Kreatur aus und jagte jeden Gedanken mit Aufschrei durch seinen Verstand. Nun beugte sich das Wesen vor, seine Augen fixierten die von Rasmus: „Aha, du trägst so viel Wut in dir, das gefällt mir. Außerdem bist du ja klüger als ich erhoffte. Ja.. ich bin die Schamanin dieser Herde. Sie nennt mich Skella Mondtrauer. Aber eins scheinst du noch nicht verstanden zu haben: ich bin kein Mann!“
    Mit diesen Worten streckte sich das Wesen, stand mit der Grazie einer Katze auf und öffnete ihren Mantel. Nun stand Skella vor Rasmus. Ein weißes Fell zierte einen Wunderschönen feingliedrigen Frauenkörper. Nackte Haut schimmerte im blaugrünen Licht von den Brüsten bis unter den Bauchnabel. Sie stieg langsam die Treppe zu Rasmus hinunter, ein kleiner Ziegenschwanz zuckte über ihren wohl geformten Hintern. Die Hufe auf denen sie ging ließen Rasmus bei jedem Schritt zucken, denn jedes mal zuckte auch die Hüfte dieses Wesens. Mit Händen einer Frau streichelte sie über Rasmusses Gesicht: „Schau mich an Menschensohn, findest du mich hübsch?“ Sie zog ihn sanft und ohne Zwang an sich heran und Rasmus gehorchte - nichts in ihm sträubte sich gegen diesen Kuss.

  • Mit Vorsicht schlich sich Per um das Lager. Doch um die Höhle zu erreichen würde er wohl oder übel an der Felsenwand entlang müssen oder von Zelt zu Zelt schleichen. „Ich muss den Jungen hier lebend raus bringen, koste es was es wolle - diese Bestien werden nicht alle meine Männer verschlingen!“ Dieser und weitere Gedanken gingen dem Hauptmann durch den Kopf während er sich wie ein Tier am Boden durchs Unterholz robbte. Nahe der Felswand wehte der Wind ihm den Geruch von gebratenem Fleisch und frischem Blut entgegen. Der Himmel verfärbte sich bereits zur Morgenröte und Per wusste, dass er keine Chance hätte bei Tageslicht irgendetwas auszurichten. In der Nähe von seinem Versteck erspähte er in Reih und Glied Tiermenschenfelle und Menschenhäute aufgespannt, wie die Wäsche einer alten Fettel. Dies könnte die Lösung sein, er huschte geschwind wie ein Wiesel und schnappte sich eins der Tierfelle. Ein beißender Gestank von Verwesung strömte aus dem Fell. Doch trotz allen Ekels streifte er sich das Fell über und schlich sich mit Bedacht an der Felswand entlang. Für Per Lundin erstreckten sich die wenigen Meter bis zur Höhle in Meilen und bei jedem Schritt verharrte er und lauschte auf ein Anzeichen von Alarm. Im Lager konnte er nur noch wenige aufrechte Tiermenschen entdecken, die meisten lagen schmatzend und rülpsend am Boden und murmelten vor sich hin. Endlich hatte er die Höhle erreicht, es roch nach Schimmel und Brackwasser und seine Haut fing augenblicklich an zu Jucken als ob er sich die Krätze geholt hätte. In den düsteren der Höhle konnte er nur wenig erkennen, doch das fahle, geisterhafte Licht bot ihm immerhin die Gewissheit nicht ins bodenlose zu fallen. Schatten huschten ab und an ihm vorbei, doch fehlte ihnen der Mut oder das Tierfell streckte die Wesen zu sehr ab. Unzählige der Gänge führten in jede erdenkliche Richtung, mehrere male musste er Kehrt machen und einen anderen weg suchen. Mit der Zeit verstand Per die Spuren auf dem von Wasser und Zeit glatt geschliffen Boden die Spuren zu erkennen. Nach etlichen Biegungen und Sackgassen fand Per eine Wand mit seltsamen Malereien, doch erkannte er unvermeidlich die Armeen von Hergig und jeder der Bilder ließ ihn zusammenfahren ab der abscheulichen Grausamkeit der Bestien. Mit Schmerzen erinnerte er sich an den Überfall der Bestien auf Esk. Er selbst nicht mehr als neun Sommer überlebte das Gemetzel in einem sicheren Versteck. Doch die Bilder der Tage danach würde er nie vergessen. Keiner wurde von den Biestern verschont - Männer wie Frauen abgeschlachtet auf jede erdenkliche Art. Vielen Frauen wurden die Kinder geraubt, einigen sogar aus dem Leib geschnitten. Die alten behaupteten, dass die Kinder als Delikatessen bei den Tiermenschen gelten, doch die Bilder hier offenbarten den wahren Nutzen der Kinder. Eine Zeitlinie erstreckte sich an einem Stalagmiten empor, ein schwarzer Baum, seine Wurzel von grünlichen Nebel umschlossen und auf jeden Ast saß ein Wesen. Per erschauerte: Ein Kind verformte sich nach und nach mit jedem Ast mehr und mehr in eine Bestie. „Metamorphose..“, hauchte Per Lundin in die Dunkelheit. Er Packte seinen Hammer und schmetterte ihn mit seiner vollen Kraft gegen den Stalagmiten der in hunderte Bruchteile zerbarst. Voller Wut und Trauer versagten im die Beine und er sank schluchzend in die Knie. Mit zitternden Händen nahm er eins der Bruchstücke auf, das Bildnis des Kindes war noch in Takt und Per Lundin drückte es an seine Brust „Anna, Anna warum nur Anna? Warum?“ flüsterte er leise in die Dunkelheit.


    *


    Schmerzen plagten Per nun seit mehreren Stunden, das Jucken auf der Haut wurde von Stunde zu Stunde schlimmer und sein Magen wand sich um seine Innereien. Der Pelz schütze gegen die beissende Kälte, dennoch schauderte es ihn bei jedem Schritt ob dem beklemmenden Gefühl. Ein Geräusch ließ Per aus dem monotonen Trott, den er eingeschlagen hatte, erwachen. Ein Stimmengewirr - hatte er sein Ziel erreicht? Würde er noch rechtzeitig kommen? Die Stimmen wurden lauter, und Per vernahm aus einem Spalt im Felsen nun die Stimmen ganz deutlich. Der Spalt war eng aber Per konnte sich darin bewegen. Flackerndes Kerzenlicht mischte sich mit dem fahlen Licht der Stalagmiten in einem fast kreisrunden Raum sah er Rasmus, blutverschmiert und mit Schnittwunden übersät lag er regungslos auf einem Lager aus Tierfellen. Doch Per konnte sich unmöglich weiter fortbewegen. Die Stimmen kamen aus den Wänden, dutzende Schädel und jeder von ihnen sang sein eigenes Klagelied. Ein Dumpfer schlag rüttelte Rasmus wach „Hier drüben, Rasmus bist du es?“, in Rasmus drehte sich alles, sein Kopf schwer und verwirrt von seiner Umgebung, seine Glieder wie Blei und voller stechender Schmerzen. „Rasmus komm zu dir!“. Nun erkannte Rasmus die Stimme, doch konnte er nichts erkennen, zu sehr schwankte der Raum vor ihm. „Hauptmann seit ihr es?“, ein Kratzen an der Wand ließ Rasmus herumwirbeln „Hier drüben im Spalt!“, flüsterte die Stimme und Rasmus erkannte das Aufblitzen von Metall. Mit schweren Schritten, fast mehr auf vier als auf zwei Gliedern, machte sich Rasmus in die Richtung, Hoffnung keimte in ihm auf, aus dieser Hölle zu entkommen. „Kannst du dich hier durchzwängen?“. Mit Müh und Not schaffte es Rasmus - außer Atem und völlig entkräftet starrte er nun auf das, was vor ihm stand: „Ich werde dich Töten falsche Zunge!“ Per, völlig von dem Wutausbruch von Rasmus überrascht, versuchte sich gegen den Würgegriff zu wehren: „Rasmus warte, Ich bin es wirklich! Schau mir ins Gesicht mein Junge, Rasmus!“. Langsam und zögerlich löste sich der kräftige Griff um Per´s Hals und Rasmus kniete nun völlig entgeistert über seinem Hauptmann. „Verzeiht, ich hab das Fell gesehen und ...“ Per legte die Hand auf Rasmusses Schulter: „Schon gut mein Junge, keine Sorge. Aber nun runter von mir! Lass uns versuchen hier lebendig raus zukommen!“


    *


    “Bolgar ! Bolgar du verfluchter Kerish! Wo steckst du Bolgar?“Skella´s Stimme bebte vor Zorn. „Wo ist er Bolgar? Wo ist mein Geliebter?“ Bolgar presste sich aus einer der zahlreichen Felsspalten. „Skella ihr mich rufen“ Skella schnellte wie eine Viper auf Bolgar zu und hielt ihren Dolch an seine Kehle. „Ja Natürlich oder denkst du ich schreie mir gerne für nichts und wieder nichts die Seele aus dem Leib?“ ein Klagelaut entwich Bolgars Kehle und frisches Blut tropfte über das weiße Fell. „Ich habe dir befohlen über meinen Geliebten zu Wachen!“ der Kerish schaute sich im Raum um „Ich nichts sehen Weichhaut“ Skella rammte nun das Messer mit voller Wucht in den Oberarm des Kerish und mit lauten Gebrüll verzog er sein Gesicht „Du dummes Tier, natürlich nicht - er ist geflohen!“ flüsterte Skella mit eiskalter Stimme Bolgar ins Ohr. „Bolgar suche meinen Geliebten, bringe ihn mir lebendig und wage es nicht ohne ihn zurückzukehren! Ich hoffe nur für dich, das schwarze Blut hat bereits seine Wirkung getan, dann musst du ihn nicht mehr finden. Dann wird er den Weg seiner Bestimmung von selber finden. Nimm Aryka und ihre Centigore mit, sie kennt sich im Wald bestens aus. Und nun geh!“ mit einer Drehung riss sie den Dolch aus dem Oberarm und wieder grollte das Wesen voller Schmerz.

  • Die gejagten Jäger


    Kapitel 2


    Per und Rasmus gewöhnten sich allmählich an das geisterhafte Licht und kamen trotz den widern Umständen gut voran. „Ich hoffe die Höhle hat mehrere Ausgänge, den Weg den wir gekommen sind dürfen wir mit Sicherheit nicht nehmen. Sie werden mittlerweile dein verschwinden bemerkt haben.“ mit besorgter Mine beobachtete Per seinen Schützling. Obwohl Per seit geraumer Zeit einen Monolog führte sprach Rasmus kein Wort. Per verstand das die Gefangenschaft bei dieses Monstern in diesem jungen Knaben so einiges verdreht hat. Sie hatten gerade einen düsteren Gang durchquert als ein Brüllen ihnen durch Mark und Bein fuhr. „Das ist Bolgar“ flüsterte Rasmus „er ruft meinen Namen“ er lief weiter ohne sich umzusehen. Per war geschockt Rasmus Gesicht hatte keine Emotion gezeigt und der eiskalter Ausdruck in seinen Augen lies Per schaudern. Und wie um Himmels willen wollte er wissen das diese widernatürlichen Laute ihm galten.


    Einige Minuten später erreichten die zwei Männer eine weitere Kapelle wie die von Skella war sie von duzenden Lichtern erleuchtet, nur war sie um das zehnfache größer und in der Mitte gespalten. Ein Abgrund bis ins Bodenlose klaffte in mitten der Kapelle. Hunderte Schädel waren wie eine Mauer vor dem Abgrund aufgebäumt. Die Luft roch nach Verwesung und überall legte sich ein feiner Staub aus zermahlener Knochen und Pilzsporen nieder. Eine natürliche Brücke führte über den Abgrund, ein schwaches Licht im stetigen Rhythmus pulsierte auf der gegenüberliegenden Seite aus einer weiteren Öffnung und Tauchte diesen Ort in ein lebendiges Lichterspiel. Der Weg war von Knochenhaufen gesäumt, und der Boden mit splittern übersät. Bei jedem schritt knirschte es unter dem Gewicht der Männer und Staub wirbelte auf. Einige der Knochenhaufen waren mit Pilzen und Moosen über wachsen, an anderen klebte noch frisch geronnenes Blut. Sie hatten den Anfang der Brücke gerade erreicht als ein weiterer Schrei sie herumwirbeln lies. Bolgar stand mitten in der Öffnung aus der sie gekommen sind, sabbernd vor Blutdurst schnellte das Wesen auf sie Zu. Per zog sein Hammer und Warf das Schwert Rasmus entgegen, er packte sich einen dicken Oberschenkelknochen und trat der Bestie gegenüber. Rasmus starte auf die Klinge die vor ihm im Boden steckte. Mit zitternden Händen griff er nach hier, die Lichter spiegelten sich im geschundenen Metall. Rasmus dachte an die vielen Schnitte die ihm Skella zugefügt hat, weder Hass noch Schmerz berührten ihn, nur die Gewissheit das Bolgar heute für dies Bluten wird. Per täuschte mit dem Knochen einen Angriff auf die Rippen der Bestie, sie wich elegant aus, doch Per setze mit einem Schlag aus der Rückhand mit seinem Hammer auf den Kopf des Tieres nach. Blut spritze ihm entgegen, ein rotes Rinnsal lief Bolgar über den Rücken. Und wieder presste Bolgar auf Per los. Mit einer Wucht eines Bären zerfetze es den Knochen in Per´s Hand und schlug mit der zweiten Pranke nach seinem Bauch. Per´s jahrelange Kampferfahrung lies instinktiv nach hinten fallen und die krallen der Bestie, jede einzelne scharf und groß wie ein Dolch, erfasste nur den Brustharnisch des Mannes. Seine linke Hand schmerze von Knochensplittern gespickt, und der Harnisch samt Kleider aufgerissen. Bolgar setze zu einem weiteren Angriff an und Per rollte sich rechts weg und schlug mit dem Hammer auf den Oberarm der Bestie. Per rollte sich noch weiter weg und lies seinen Hammer im Halbkreis schwingen, in der Hoffnung einen weiteren Angriff abzuwehren. Die Bestie immer noch auf den knien griff nach ihrem Arm, Der Ellbogen verdreht und die Elle bohrte sich aus dem Fleisch. Ein Ruck und ein widernatürliches knirschen, ließen die Kreatur leicht zucken. Dann musste Per mit schrecken ansehen wie sich die wunde Schloss. Rinnsale aus schwarzer Saim liefen aus den letzten Anzeichen der eben erst zugefügten Wunde. Mit einem knurrenden Lachen blitze sie Per an „Weichhaut nicht gewinne kann, Bolgar stark durch macht von Skella“ das glutrale Gemurmel der Kreatur verwirrte Per, dachte dieses Bist er verstünde ihn? Ein Aufschrei das die Knochen zum zittern brachte fuhr aus der Kehle des Tieres, mit verdrehten Augen viel sie um. Rasmus stand hinter dem Tier, das Schwert Tief in die den Boden durch die Wade der Kreatur versunken. Per zögerte keine Moment. Er packte seinen Hammer mit beiden Händen und Schlug ihn mit voller Wucht gegen den Hinterkopf der Kreatur.


    Per musste sich setzen und versuchte die groben Knochensplittern aus seiner Hand zu ziehen, die sich beim letzten Angriff tiefer in sein Hand bohrten. Mit einem Fetzen seiner Kleidung verband er seine Hand, Das muss vorerst reichen. Rasmus saß nur da und starte ins nichts, das knacken von Knochen holte Per aus seinen Gedanken. Die Kreatur bewegte sich, der zertrümmerte Schädeldecke war fast vollständig verwachsen, ein schwarzer Saim lief auch hier über die frisch vernarbte Haut. „Las uns gehen Hauptmann“ Rasmus blick lies er die Kreatur keinen Moment aus den Augen.


    Die schmale Brücke war glitschig und mit Moosen bewachsen, mehr als einmal mussten die Männer ihr Gleichgewicht auf die probe stellen. „Geschafft, Endlich!“ Per drehte sich um, Die Kreatur hatte sich mittlerweile erhoben und starte mit fletschenden Zähnen zu den zwei Männer herüber. Mit einem tiefen grollen riss Bolgar das Schwert aus seiner Wade. Per faste seinen Hammer mit beiden Händen hob in weit hinter seinen Kopf „Für Hergig!“ Per schlug mit all seiner Kraft auf die Brücke. Einmal, zweimal ein riss bildete sich, dreimal das Tier humpelte Richtung Brücke vor Zorn schrie sie gluturale Worte. Mit jedem schritt festige sie ihren Gang und wurde schneller. Fünfter schlag, Sechster, Siebter. Mehr und mehr Risse bildeten sich im Gestein. „Für meine Männer!“ Bolgar hatte die Brücke gerade erreicht als ein lautes Knacken durch die Kapelle hallte. Die Risse rannten die schmale Brücke entlang und mit lauten krachen brach die sie in hunderte Stücke. Ein lautes Wehklagen halte durch die Kapelle, Hass erfüllt starrte Bolgar die Männer an. „Finden wird Bolgar euch! Fressen wird Bolgar euch!“ Per drehte sich um, Rasmus stand bereits in der Öffnung die sie aus der Kapelle führen würde. Und blickte mit lehren Augen in Richtung der Kreatur. „Bolgar ist sein Name, er ist ein Kerish aus den fernen Ländern von Innd. Ich glaube kaum das er aufgeben wird Hauptmann.“
    Mühsam kamen Per und Rasmus voran, immer wieder bogen die unterirdischen Gänge in Sackgassen ab oder wurden von unüberwindbaren Wassermassen durchzogen. Das Pulsierende war nun allgegenwärtig, die Wände getränkt mit grünlichem Gestein verursachte bei Per Kopfschmerzen die er bis zu diesen Stunden nie erfahren hatte. Rasmus hingegen schien sich nicht darum zu kümmern im Gegenteil von Stunde zu Stunde wurde er energischer. Rasmus hörte aus weiter ferne ein leises Flüstern, seit sie Bolgar abgehängt hatten leitete es Rasmus immer weiter durch die Höhlen. Von Zeit zu Zeit verstummten sie und Rasmus quälten die Fragen über seinen Geisteszustand immer mehr, doch fühlte er sich Kräftiger als je zuvor, seine Augen hatten sich mittlerweile an das fahle Licht gewöhnt. Mit der Zeit wurden die Sackgassen weniger und auch Hindernisse zwangen sie nur selten zur Umkehr. „Rasmus lass gut sein, ich denke wir haben genügen Vorsprung erarbeitet, lass uns rasten wir brauchen den Schlaff.“ In der nächsten halbwegs trockenen Kathedrale versuchten sie ein Lagerfeuer zu entzünden. Doch die Wenigen Holzstücke – die von den Wassern angespült wurden – reichte nur für einige Stunden. Doch das kleine Feuer würde ihnen Kraft geben und die Kälte von den Knochen halten. Ein lautes Quieken weckte Per aus einem Unruhigen schlaff, er hatte mühe sich zu Orientieren und wusste zunächst nicht wo er sich befand noch was er in dieser Dunkelheit zu suchen hatte. Nun sah er Rasmus anscheinend hatte er sich aus einem Ast und Knochen einen behelfsmäßigen Speer gebastelt, von dessen Spitze dunkelrotes Blut liefen, über seiner Schulter hing eine unnatürlich große Ratte. „Wir müssen Essen, Hauptmann“ Per war erstaunt wie sehr sich Rasmus an die Umgebung anpassen konnte, er war doch nur ein Bauernjunge. „Denkst du wir sollten das Essen, sie sieht sehr seltsam aus.“ Rasmus war daran mit einem scharfkantigem Knochen der Ratte das fehl über die Ohren zu ziehen „Spinnen und Pilze scheinen mir die schlechtere Alternative, aber wen ihr wollt kann ich euch gerne einige davon Sammeln.“ Das war zu viel was erlaubte sich dieser Stallknecht, Per verpasste Rasmus eine Ohrfeige. „Wage es nicht mehr in diesem Ton mit mir zu Sprechen, ich kann dein Leid verstehen. Doch du unterstehst immer noch unter meinem Kommando.“ Rasmus war es als wache er aus einer tiefen Schlummer. All seine Gleichgültigkeit viel mit dem Schlag von ihm ab und die schrecken, schmerzen und Gefühle übermannten ihn. Die Beine an seinen Brustkorb gezogen den Kopf in den von Rattenblut getränkten Händen weinte er Minuten lang.

  • Die Ratte war zäh aber der Hunger überdeckte das dumpfe Gefühl ein Monster zu verspeisen. Rasmus hatte sich schon ein wenig beruhigt und schluckte und würgte unter schluchzen die letzten Rattenstücke hinunter. „Verzeiht mir Hauptmann, ich hatte das Gefühl . . . “ wieder liefen Rasmus Tränen und ein Schluchzen ließ in zittern „ich wäre nicht ich selbst, ich wollte nur überleben.“ Per starrte lange Zeit ins Nichts und schaute sich um, als wenn er die nächsten Worte irgendwo in der Dunkelheit erspähen könnte. „Der Krieg gegen die Tiermenschen ist seit meiner Kindheit allgegenwärtig, und ich kann mich an so manchen guten Soldaten erinnern, der im Kampf gegen diese Bestien den Verstand verloren hat. Ich hoffe inständig dir bleibt dieses Schicksal erspart. Wir müssen weiter, wenn ich mir vorstelle, dass einfache Ratten hier so schwer wie ein Hund werden, möchte ich nicht wissen, was noch in dieser Dunkelheit auf uns lauert.“ mit diesen Worten packte er seine Waffen und half Rasmus auf die Beine. Nach einigen Stunden hatten sie einen Flusslauf entdeckt, der stetig nach oben zu führen schien. Ihre Füße halb erfroren, kamen sie nur träge voran aber die Aussicht auf Frische Luft und Sonnenlicht erfüllte die beiden Männer mit Hoffnung. Sie folgten gerade einer weiteren Biegung des Flusses, als in Rasmusses Kopf die flüsternden Stimmen wiederkehrten. Rasmus folgte einem Drang, der ihn eine Abzweigung vom Fluss nehmen ließ. Per, von den Anstrengungen der letzten Tage gezeichnet, bemerkte es erst, als Rasmus im Eingang verschwand. Fluchend über die Torheit des Bengels stampfte er Rasmus hinterher, fest entschlossen ihn diesmal mehr als nur eine Ohrfeige zu ziehen und verschwand in der Dunkelheit.


    Rasmus stand nun in einem Raum, dessen Ausmaße er nur erahnen konnte. Eine schmale Steinbrücke führte zu einem kleinen Altar mitten im Nichts. Die Luft war erfüllt vom Knistern der Staub- und Steinkörner, die von der Decke fielen. Doch diese war so hoch, dass sie das fahle Licht der Steine rings um die Höhle verschluckte. Nun war sein Kopf von einem Singsang erfüllt der ihn fast glücklich machte, sein Verstand schien wie von einem dichten Nebel verschleiert. Einige Sekunden starrte er ins bodenlose Nichts und machte sich dann gedankenverloren daran die steinerne Brücke zu überqueren. Mit jedem Schritt, den er zurücklegte, verwandelte sich die steinerne Brücke mehr und mehr zu einem Kunstwerk der Bildhauerei. Mehr und mehr Fresken von unnatürlichen Gestalten hielten einander an Schwänzen, Hörnern, Gliedmaßen und Zungen. Aus den Mündern der aus Stein gehauenen Kreaturen, tropfte ein süßlicher Seim, und es schien, als würde dieser mehr als der Stein selber der Brücke halt geben. Am Ende der Brücke empfingen ihn zwei steinerne Wächter. Den Blick aufeinander gerichtet hielten sie zwei prächtige Lanzen gekreuzt über den Pfad. Ein Altar aus dreiundzwanzig Stufen erwartete Rasmus hinter den Wächtern. Jede Stufe so Hoch wie ein halber Mann, verziert mit Wesen aus einer anderen Zeit. Keine der Stufen hatte Ähnlichkeit mit der Anderen, jede von ihnen beherbergte eine eigene Art von in Stein gehauenen Kreaturen. Fasziniert durch jede Stufe, die er erklomm, wurde der Drang stärker an die Spitze zu gelangen. Viele der Wesen kannte Rasmus nicht, doch die drei letzten Treppen erkannte er genau. Die einundzwanzigste wurden aus Elfen gebildet, die nächste aus Orks und die letzte aus Tiermenschen. Doch es kümmerte ihn nicht mehr - irgendwas zog ihn hinauf. 23 Sarkopharge standen im Kreise aufgebahrt am Rande des Podiums, jeder von ihnen ein Meisterwerk, einzigartig, gemacht für die Ewigkeit. In mitten des Kreises stand ein Bildnis, dessen Schönheit Rasmus nicht erfassen konnte, Tränen des Glücks rannten Rasmus hinunter, während er sich dem Bildnis, gehauen aus Edelstein, näherte. In ihren sechs Händen hielt das Bildnis eine Lanze. Ein langer Unterleib, gewunden wie der einer Schlange, - gehauen aus Smaragd und Türkis, trug einen muskulösen Oberkörper aus reinstem Onyx - halb Frau und halb Mann. Flügel aus Opalen, schimmernd in den Farben des Regenbogens, das Gesicht eines Engels – geschliffen aus Diamant - und die Haare in feuerrotem Rubin gehauen, blickte es mit Augen aus Amethyst Richtung Rasmus. Das Stimmengewirr in seinem Kopf, nun fordernd, schreiend und gierig, lenkten ihn Richtung Waffe. Nur zögernd, von der Schönheit der Statue beeindruckt, legte er seine Hände um die Lanze. Die Hände und Fänge des Bildnisses ließen die Waffe los und das Podium fing so gleich an zu beben. Rasmus hörte in seinem Kopf jede einzelne Stimme singen: „Prüfe ihn, richte ihn, zeig ihm den Weg!“, und immer wurden die Worte in tausend Stimmen in tausend Sprachen wiederholt. Nach einigen Sekunden hatte das Beben nachgelassen, größer als zuvor standen nun vierundzwanzig Sarkopharge auf dem Podium. Rasmus wurde es übel, denn aus dem neuen Sarkopharg spritze Blut und Seim, Blutbahnen schlängelten sich wie Ranken um den Sarkopharg und Schreie ertönten aus allen dreiundzwanzig Särgen. Die Luft war erfüllt vom süßen Geruch des Blutes, wie Nebelschwaden stieg es aus allen Sarkophargen auf und sammelte sich im Letzten. Knochen, die zuvor verteilt auf dem Podium lagen, zitterten und schwebten langsam in den Sarkopharg. Rasmus umklammerte den Schaft der Waffe fester - egal was kommen mochte, er würde diese Waffe behalten - ohne sie wollte er nicht mehr Leben. Er dachte nur Sekundenbruchteile an Flucht und die Treppe verschwand zugleich im Nichts. Nun kamen die Stimmen aus den Sarkophargen: „Prüfe ihn, richte ihn, zeig ihm den Weg!“ . Aus dem blutigen Teich erhob sich eine Gestalt, zuerst fehlten ihm noch viel Fleisch und Haut doch nach und nach sponnen dünne Fäden der Kreatur einen Körper. Ein blubberndes Lachen hallte in der Kehle dieses Absurdums. Nach und nach formten die Fleischfäden und der Nebel aus Blut einen Menschen. Und als dieser sein Haupt erhob, stockte Rasmus der Atem. Der Mensch griff in den Sarkopharg und zog eine lange Lanze aus Knochen aus dem Seim und sprach mit hasserfüllter Stimme: „Hallo Ich, lass uns Spielen!“ - Rasmus stand seinem verzehrten Ebenbild gegenüber.

  • Nun umklammerte er den Griff der Waffe so entschlossen, sodass seine Knöchel sich weiß färbten. Das Absurdum streckte die Lanze Rasmus entgegen und sprach mit echohafter Stimme: „Ich bin Agrim, dein Seelenbruder. Wir werden nun zusammen tanzen und uns vor dem „Dunklen Prinzen“ als würdig erweisen, so wie es das Schicksal von unseren Seelenbrüdern seit Äonen verlangt hat.“ Rasmus zitterte am ganzen Körper, die Lanze in seinen Händen fühlte sich kalt an und ein ebenso eisiger Wind wehte über das Atoll aus Seim und Stein. Agrim drehte sich im Kreis und ließ seinen Blick auf dem einen der dreiundzwanzig Gräbern ruhen. Rasmus wandte sich ebenso dem Sarkopharg zu und mit Entsetzen musste er mit ansehen, wie auch dieser sich langsam öffnete und ein Schauspiel, wie bei Agrim, stellte aus Seim, Blut und Sehnen eine kleine gedrungene Gestalt auf die Beine. Ihr Körper war verwittert wie eine alte Eiche, Fleisch so dürr wie Leder verdeckte nur einen kleinen Teil des Skelettes, und an einigen Stellen hingen Fetzen von Fell. Breite Schultern trugen einen massiven Schädel, aus dessen Augenhöhlen ein schwaches Leuchten hervor ging. Es war nicht größer als ein Kind und dennoch fühlte Rasmus die immense Kraft, die dieses Wesen einst gehabt haben musste. „Ah ... da schau an, Ug-Mog wird zuerst gegen uns kämpfen. Er war einer der Ersten, die den Segen des Dunklen Prinzen erhalten haben, er ist so alt wie so mancher Stein.“ Agrim stand nun direkt neben Rasmus und seine knöcherne Hand ruhte auf Rasmusses Schulter. Einen Herzschlag später spürte Rasmus beißende Schmerzen in seiner Schulter – wie Eiswasser durchströmte die Energie von Agrim seinen Körper – Agrim schien mit ihm zu verschmelzten. Wie gelähmt musste Rasmus mit ansehen, wie sein Körper sich mehr und mehr mit Agrim verband. Mit Abscheu und sündigen Gefühlen genoss Rasmus diese Kaskade von Schmerzen. Als Rasmus sich wieder zu fassen bekam, war von seinem einstigen Aussehen nur noch wenig übrig. Nun war er Agrim sehr nah, Muskeln und Sehnen wie Stahlseile, überspannt von einer samtenen Haut. Nun war Ug-Mog - wie Agrim ihn nannte - bereit zum Kampf. Aus seinem Grab hatte er mittlerweile eine zweihändig geführte Axt ergriffen. Aus Knochen und dunklem Kristall geschaffen, sorgte sie beim bloßen Ansehen für Respekt. Der Kiefer von Ug-Mog öffnete sich gemächlich, um im nächsten Augenblick blitzartig zu zu schnappen. In diesem Moment begann der Kampf. Mit der Schnelligkeit eines Wolfes stürmte nun Ug-Mog auf Rasmus zu - die Axt hinter sich her ziehend. Wie von selbst führten seine Hände die Lanze zur Parade, Rasmus spürte den heftigen Aufprall der Waffe auf dem Schaft seiner Waffe bis ins Mark. Mit kräftigen Hieben drängte Ug-Mog ihn immer weiter zum Rand des Atolls. Rasmus wurde sich bewusst, dass es keinen anderen Weg gab: kämpfen - alles andere zählte nicht. Mit wütenden Schlägen und Paraden verschaffte sich Rasmus mehr und mehr Platz, und in ihm wuchs mehr und mehr Kampflust heran. Vergessen waren Angst und Zweifel - „Überleben“- nicht mehr und nicht weniger. Agrims Stimme flüsterte Rasmus leise neue Ideen ins Ohr, mit welchen Finten, Attacken und Paraden er siegen würde. Und Rasmus gewann mehr und mehr an Boden, er fing an den Worten seines „Seelenbruders“ zu vertrauen. Eine Finte auf Ug-Mogs Schulter, ein kräftiger Tritt gegen eins der Knie, das mit Knacken zerbrach, und ein kraftvoller Schlag gegen das Rückrad des Untoten beendeten diesen Kampf. In jenem Moment fühlte sich Rasmus lebendiger als je zuvor und er kostete jede Sekunde seines Triumphes aus. Lange, schleimige Tentakeln schossen zugleich aus Ug-Mogs Sarkopharg und zogen die Überreste des gefallenen wieder in sein dunkles Grab. Mit einem Knall schloss sich der Deckel, nur noch die Waffe lag auf dem Boden und funkelte im Zwielicht des Atolls und mit schleifendem Geräusch öffnete sich ein weiterer Sarkopharg.


    *

  • Per Versuchte seit geraumer Zeit seine Wut auf Rasmus zu unterdrücken. Nach dem er Minuten lang in den Höhlen nach ihm suchte, entschied sich Per für sich selbst zu sorgen. Die Schmerzen in seinem Kopf ließen mehr und mehr nach, und er verstand dies als Zeichen, dass er auf dem richtigen Weg sein musste. Seine haut fühlte sich jedoch fiebrig an und seine Knochen schmerzten ihm, lange würde er es nicht mehr überleben. Ein frischer Wind blies im entgegen und Per fasste nach langer Zeit das erste mal Hoffnung. Es roch nach Kiefern und frischem Regen, und endlich erkannte er einen Ausgang - endlich. Per hatte sich in wenigen Stunden ein kleines Lager zurecht gemacht, das Fell, das er immer noch getragen hatte, schütze ihn vor dem Nieselregen und mit Hilfe von einigen Jägertricks konnte er sich sogar einen Hasen fangen. Alles in allem waren die Strapazen der letzten Tage immer noch zu spüren aber der trockene Platz unter einer dicken Rot-Tanne sowie der Hasenbraten linderten alles ein wenig. Per hatte von seinem leicht erhöhten Lagerplatz einen guten Überblick auf den Wald und den Höhleneingang. Die Morgenröte machte dem Tage platz und sogar die Regenwolken verzogen sich, und das erste mal seit langem schlief Per in Ruhe ein.


    Das Knacken von Ästen ließ Per ruckartig hochfahren und zu seiner Waffe greifen. Langsam schmiegte er sich an den Stamm der Tanne und schaute sich um, sein Lager war inmitten von Brombeersträuchern gut vor Einblicken geschützt. Noch ein Knacken - diesmal konnte Per auch die Richtung ausmachen. Er erspähte wenige Schritte weit von sich eine große, braun-schwarze Gestalt. Als Per erkannte, dass es sich um einen Bären handelte, der sich an den Brombeeren den Bauch voll schlug, war er erleichtert. Wenn man es genau nimmt, war es im Vergleich zu den letzten Tagen ein willkommener Anblick von Normalität. Es kommt nur sehr selten vor, dass sich ein Bär aggressiv verhält, und bei Taal - er würde sich hüten, den Bären zu ärgern. Nach dem ersten schrecken setzte er sich hin und gönnte sich ebenfalls einige süße Beeren. Er fragte sich, wo ihn die verschlungen Höhlen wohl hingeführt hatten, wie es Rasmus ging und was er nun als nächsten tun sollte. Schließlich beschloss er, nach alter Jäger Manier, erst einmal die Gegend auszukundschaften. Da ihm Rasmus ans Herz gewachsen war und er sich selbst zum weit reisen noch zu schwach fühlte, wollte er noch zwei Tage in der Nähe des Eingangs warten, vielleicht, so hoffte er, würde der Junge doch noch heil aus diesen Höhlen davonkommen. Der erste Tag verlief sehr ruhig, der Bär trottete nach einer Weile von selbst weiter, und Per durchforstete den nahe liegenden Wald. Während er unter dem kräftig gewachsenen Laub- und Nadelbäumen umher schlich, blickte er in die Höhen und sah dicke, faserige Stränge von Flechten, die sich von Ast zu Ast spannten – an manchen Stellen so dicht, dass sie einen natürlichen Regenschutz bildeten. Die Wildpfade, die sich um die Baumwurzeln zogen, erschienen wie überwölbte, gesponnene Gänge, durch die sich immer wieder einzelne Sonnenstrahlen einen Weg bahnten. Der Wald verwandelte das Tageslicht in ein mildes, flüssiges Leuchten. Und seit langer Zeit spürte Per Lundin Frieden in seinem Herzen. Eine klare Quelle, die sich aus dem Gestein des Berges ergoss, löschte seinen Durst und einige Beeren, sowie ein großes Kuckucksei, stillten seinen Hunger. Er wollte dem Amselpaar die Tragödie ersparen, einen fetten Schmarotzer aufzuziehen, und das mickrige Amsel-Ei hätte ihn eh nicht satt gemacht. Er war froh den Dreck und das Blut von seinem Körper gewaschen zu haben. Allmählich erholte sein Körper sich mehr und mehr, mit Hilfe von Stein und seinem Hammergriff konnte er sich sogar von seinem verbeulten Harnisch befreien. Ein großer Bluterguss bewies die Stärke des Schlages, aber die Rüstung hatte schlimmeres vermieden. Am zweiten Tag ging Per früh morgens auf die Jagd. Mit einer Falle aus Lederriemen, die er am Abend zuvor aufgestellt hatte, fing er einen weiteren Hasen und mit einem behelfsmäßigen Speer - aus Holz und Knochen - erlegte er noch zwei Bachforellen. Per fühlte sich wohl in der Rolle des Jägers und Sammlers, dennoch wusste er: morgen musste er sich entscheiden. Doch für diesen Tag galt das Motto „genesen und genießen!“


    *


    Der Vollmond stand bereits über dem Blätterdach des Waldes, als Per von Klagelauten - gedämpft aber hörbar - geweckt wurde. Per dachte an Rasmus und hoffte innerlich, er könnte den Jungen doch noch heil nach Hause bringen. Also packte er seine Sachen und lief in Richtung Höhle. Auf halben Weg nahm er die Stimme deutlicher wahr - es war ein Schluchzen und Wehklagen. „Hoffentlich ist dem Jungen nichts passiert...!“ Nun rannte Per durchs Unterholz, mit einem kräftigen Sprung hetzte er über eine dicke Wurzel, doch im gleichen Moment in dem er landete, ließ der Boden unter seinen Füßen nach und er stürzte in die Dunkelheit.


    Per rutschte etliche Meter einen schmalen Tunnel in die Tiefe, Wurzelwerk und Moos bremste seinen Fall. Jene Höhle war im Gegensatz zu denen der vergangenen Tage nicht von seltsamen Steinen erhellt - fahles Mondlicht floss sich wie silberner Nebel den weg durch Spalten und Löchern ins Innere. Per raffte sich auf und befreite sich vom gröbsten Schmutz. Verfluchtes Pech - wie oft werde ich die Tage noch in engen Höhlen verbringen, ein Jäger, müsste man meinen, sollte nicht zum Maulwurf verkommen. Erst jetzt fiel Per auf, dass die wimmernden Laute ein jähes Ende gefunden hatten. Der arme Teufel, dachte sich Per. Doch nun konnte er ganz leise und kaum hörbar ein Schluchzten hören - wie das eines Kindes, oder einer jungen Frau. Per musste dem auf den Grund gehen, und schlug die Richtung ein, aus der er die Geräusche vermutete. Als Per das Ende des Tunnels erreichte, fand er sich in einer Grotte wieder. Er stand ein bis zwei Mann über ihr und blickte von seinem Vorsprung in die Dunkelheit. Es roch nach feuchtem Moos und Farnen - die Grotte war voll von ihnen - ein kleiner Teich lag am anderen Ende und spiegelte das Mondlicht wieder, das durch eine große Öffnung eintrat. Und wieder hörte er in der Dunkelheit das Wimmern - diesmal kräftiger. „Das isch so fiss, nei nei nei“, Schluchzen, und Wimmern erfüllten den Raum: „Wie selli das nur überläbe, nei nei nei“. Per überlegte nicht länger, er kletterte ein kurzes Stück und ließ sich dann fallen. Unten angekommen war das Wimmern verstummt und nur noch ein gelegentlicher Seufzer war zu hören. Nun erkannte Per eine Gestalt - sie lag auf einer kleinen Anhöhe, hielt ihre Arme um sich geschlungen und zitterte bei jedem Schluchzen am ganzen Körper. Ihre Haut war blass blau und ihre Haare kräuselten sich in schwarzen und weißen Locken über ihren nackten Rücken. Per ging vorsichtig näher und versuchte seiner Stimme so viel Sanftheit zu geben wie nur möglich: „Junges Fräulein, Ich bin Per Lundin aus Hergig. Kann ich dir Helfen?“. Die Frau erstarrte und flüsterte: „Blib sta da wo du bisch, Blib sta!“ Per verstand, auch wenn die Sprache sehr fremd klang. Nun fing auch Per an zu flüstern: „Warum? ist hier ein Monster? Glaub mir Mädchen, ich habe nicht die Absicht dir schaden zuzufügen.“ Mit diesen Worten zog Per langsam seinen Hammer, er wollte nun auf alles gefasst sein. „Äs Monschter, Ja und Nei chund druf a mit wellche Auge me es aguckt“. Per drehte sich langsam im Kreis - bedacht kein Geräusch zu verursachen. Doch als er dem Mädchen nun vollständig den Rücken zukehrte, spürte er Sekunden später etwas kaltes, spitzes an seinem Nacken. „Es Mönschli i mire Höhli, das isch en sehr sehr seltene a blick ja das isches, en seltene a blick“ Per drehte sich um und sprach nun im energischen Ton: „Weib - stecke das Messer weg ich sagte dir schon ich will dir .....“ - es war kein Messer, nein - ein Teil einer Spinne. Überrascht und voller Furcht ließ sich Per fallen und starrte die Frau an. Es war keine Anhöhe auf der sie lag, es war ein Leib! Wie bei den verfluchten Centigoren war sie eine Vergewaltigung der Natur, ihr Oberkörper der einer Frau, ihr Gesicht ebenfalls, doch die nachtschwarzen Augen, die den Schimmer des Mondes reflektierte, sprachen keine Empfindung. Der untere Körper war der einer Spinne, drei Beinpaare gespickt mit dornigen Spitzen und feinen Haaren. Mit einem dieser bedrohte sie nun Per, während sie sich immer noch mit ihren Armen umschlungen hielt, so als ob sie frieren würde. Nun sprach sie mit mehr Kraft in ihrerer Stimme: „En „Arachni“, kei Vergewaltigung vo de Natur! Es gid nur no wenig vo üs aber mir sind weis Ashok älter als euchi Rasse. Und mir hei euch sit langem in ruhe gla!“ Sie pickte nun Per mit ihrem Bein ein wenig in seine Haut, so dass ein kleines Rinnsal über seinen Brustkorb floss. Sie setze sich einen Tropfen auf ihre Zunge und ließ anscheinend das Blut auf ihr zergehen. „Kei Og i dir, nöd schlächt“ zitternd zwang sich Per zu sprechen: „Was willst du von mir?“ konnte sie meine Gedanken lesen? die Arachni legte eine Hand an ihren Unterkiefer, nachdenklich mit gelegentlichen Seufzer musterte sie Per eingehend. „Na gut, ich wird versuche dir es zu erklären, und ja Per Lundin von Hergig ich Chönt dini Hilf bruche, und ja ich chan dini Gedanke läse und nid nur das“, mit diesen Worten ließ die Arachni sich wieder sinken und zog ihr Bein zurück an ihren Leib. „Wen du nid drus chunsch, Frag eifach - eifach Frage“ Per schüttelte den Kopf; Ich versteh schon lange nichts mehr. Dachte er und setzte sich in eine bequemere Position.


    *

  • Lange erzählte die Anush Ka - so nannte sich die Arachni - von sich und sprach viel über ihre Zeit hier in den Wäldern. Und von Ihrem Volk und warum es langsam aber sicher ausstirbt, auch dass sie selten, sehr selten betonte sie, Menschen jagte. Es gäbe doch schmackhafteres, was Per nicht unbedingt als eine angenehme Begründung ansah. Per konnte ihren doch sehr eigentümlichen Dialekt immer mehr verstehen, und erkannte, dass ihre Worte eben sehr weise gewählt waren. Nur ein Monster wenn man es in ihr sehen will Auch Per erzählte über sich und seine Odysee in den Bergen, von Rasmus und den Tiermenschen. Sie billigte die Tiermenschen nicht, sie waren voller Og, so nannte sie es das „Böse“ und nun wurde ihre Heiterkeit jäh unterbrochen „Ja die Bieschter, genau bi dene ligt auch mis broblem, obwohl sie so viel Og in sich dräge, die meischte chani denoch Ässe.“ Ein lächeln entblößte ihre Giftfänge „ i ha viel vo ihne gjagt.“ sie zeigte in eine der Einbuchtungen in den Höhlen, in dessen Ecke eine kleine Gruppe von weißen Kokons hingen - die Hörner ließen kein Zweifel daran. „Verzeih mir Anush Ka, aber ich würde gerne den Grund für deine Traurigkeit wissen - du sagtest du brauchst meine Hilfe. Wie sollte ich dir helfen - an Kraft und Weisheit scheint es dir jedenfalls nicht zu mangeln“ ein lächeln huschte über Anush Ka´s Gesicht. Doch innerhalb Sekunden spiegelten sich Hass, Traurigkeit, Verzweiflung und Hoffnung über ihrem Gesicht. „I bi verfluecht worde, en Stockträger vo de Tiermenschen hed mi verfluecht. Ich cha nüd me gse - Blind wie en Mulwurf, und au weni no Jage cha, egal wasi und wie viel ich isse, ich kann min Hunger nid stille. Da ich chen underschied me gse, wär jetzt de Stockträger isch, chani de Fluech a nid bräche. Es isch so trurig, ja das isches so so trurig..“ Per schwieg lange, und er empfand aufrichtiges Mitleid für Anush Ka, mochte sie auch ein Wesen sein, das Sigmar sicher nicht gerne sah, so war sie voller Achtung gegenüber der Natur und somit ein Teil von ihr. Ihr Schluchzen und ihre Tränen berührten Per´s Herz und er streichelte vorsichtig ihre Wangen. „Und wie kann ich dir Helfen?“ mit einem Bein strich sich Anush Ka ihre Haare aus dem Gesicht und kam Per ganz nah. Nun sagte sie in ihrer Sprache: „Du, de Gjagti wird wieder zum Jäger, bisch mine Augen und i werd dine Waffe sei. Erscht wen dä Stockträger durch mi stirbt wird der Fluch gebrochen SI.“ Per halten die Worte durch den Kopf: Die gejagten Jäger

  • Vertrauter Feind


    Kapitel 3


    Langsam glitten die Schwerter aus den Händen, ein dumpfer Schlag folgte dem Klirren und das stumme Gesicht des Dunkelelfen traf den Boden. Kampf um Kampf hatte sich Rasmus jedem Champion gestellt, der sich ihm entgegensetzte. Rasmus spürte weder Ermüdung noch Reue, nach einigen Kämpfen hatte er begonnen jede Waffe, die die besiegten hinterließen, im Halbkreis in den Boden zu rammen, und zu jedem dieser Kämpfer wusste Agrim einige Worte zu sprechen. Rasmus wusste nicht warum er Kämpfte, aber es gefiel ihm, sich wie ein Orkan der Zerstörung in dieser Arena zu bewegen. Er fühlte sich mit jedem Kampf stärker, schneller, wilder und dieses Gefühl von Überlegenheit empfand er vermutlich das allererste mal in seinem Leben. Obwohl zahlreiche Verletzungen seinen Körper zierten, empfand er weder Schmerz noch behinderten sie ihn in seiner Bewegung - und zu seiner Zufriedenheit heilten die meisten nach wenigen Minuten.


    „Nun Rasmus, ich sehe dir gefällt dieser Tanz sehr. Hab ich dir zu viel versprochen?“, nun spürte Rasmus wie sich Argrim in seinem Inneren wand und es genoss, sich von Kampf zu Kampf stärker zu fühlen, genau wie Rasmus es tat. „Der Nächste wird nicht einfach sein Rasmus! Man sagt, keiner hat ihn zu seinen Lebzeiten besiegt und auch nach seinem Tode nicht.“ Rasmus ignorierte die Worte, denn das Schauspiel hatte bereits begonnen. Klumpen aus Fleisch und Knochen schossen aus dem dunklen Nichts des Sarkophargs, während sich ein stetiger Strom Blut um jene Brocken zog und sie in die Mitte des Atolls riss. Muskeln zehrten an den Knochen und zogen sie ins Innere, ordneten sie nach und nach zu einer massigen Gestalt aus Fleisch und Metall. Im Gegensatz zu seinen vorherigen Gegnern wies dieser Orc fast keine Spuren der Verwesung auf. Seine Züge waren makellos, seine Haut glatt und von tiefem Grün. Er schnappte nach Luft und ließ ein tiefes Grollen ertönen. „Das ist Ugnock Knochenbrecher, ein würdiger Gegner“ Nun erblickte Rasmus ein tiefes Loch in mitten der Rüstung dieses Giganten, direkt an der Stelle, an der einst das Herz dieses Monsters geschlagen hatte, „Scheint mir, Argrim, dass er doch nicht unbesiegbar ist“. Ugnock hielt seine Hände über die verbliebene Blutlache und Überreste aus Gebein und Fleisch, diese fingen augenblicklich an zu wabern und verformten sich zu zwei Kampfäxten aus dunklem Kristall. Er betrachtete die Fäden von Blut, die sich langsam von der Waffe lösten, und leckte die letzten Tropfen ab. In den Händen dieses Orcs boten sie einen Furcht einflößenden Anblick. Langsam bewegten sich die zwei umeinander, keiner ließ auch nur ein Gefühl erahnen. Einzig und allein die Muskeln waren bei beiden bis zum äußersten gespannt. Dann folgte der erste Schlagabtausch, beide Körper so unterschiedlich sie auch sein mochten, bewegten sich in absoluter Harmonie. Funken sprühend rasten die Klingen der Waffen aufeinander und lösten sich nur Sekundenbruchteile später um aufs neue aufeinander zu treffen.

    Der tödliche Tanz erstreckte sich über Minuten, ohne dass einer der Beiden Schwäche zeigte. Rasmus schmunzelte als die beiden Kontrahenten sich nach einer Kaskade von Schlägen voneinander trennten. An Ugnocks Schulter verlief langsam aber beständig ein dünner Faden grünliches Blut. Ungock`s Kehle ließ ein tiefes Grollen aus, den Kopf wie ein Stier gesenkt, die Arme weit auseinander schoss er auf Rasmus zu. Die Äxte trafen mit einem krachenden Knall aufeinander, und im selben Moment riss Ugnock seinen Schlund weit auf und ein lange Klinge ragte aus seinem aufgerissenen Maul. Rasmus hatte sich wider der Natur mit unglaublicher Geschwindigkeit vom Boden abgestoßen, sich in der Luft überschlagen und seine Lanze in den Hinterkopf des Orcs gerammt.


    Rasmus stemmte seinen Fuß gegen den Schädel und zog mit einem schmatzenden Geräusch seine Waffen heraus.
    Erst jetzt bemerkte er die Schnittwunde, die sich über seine Wade zog.

  • Und ein diabolisches Lächeln blitze über sein Gesicht: „Noch einer Agrim, oder irre ich mich?“ in Arroganz schwelgend packte Rasmus die zwei Äxte und rammte sie in den Boden. „Ich hoffe deine Herren lassen mich nicht all zu lange warten, der Gestank in dieser Höhle widert mich an.“ und wie auf Wunsch öffnete sich der letzte Sargdeckel. Des Schauspiels von Blut und Fleisch langsam überdrüssig, setzte sich Rasmus und fing gemächlich an seine Waffe von Saim und Blut zu reinigen. Doch durch ein Schimmern in der Ferne ließ er von seiner Arbeit ab, denn im Gegensatz zu jedem anderen Wesen war dieser Tiermensch lebendig. Rasmus konnte es am Atem, der sich in der Kälte zu einem feinen Dunst bildete und dem lebendigen Funkeln in den Augen erkennen. Rasmus konnte sich ein Lächeln über die Ironie nicht verkneifen: „Agrim - ein Tiermensch? Ist es üblich dass ihr oder deine Herren sich bis zum Schluss über eure Auserwählten amüsiert?“ doch Agrim schwieg. Rasmus musterte den Tiermenschen nun genauer - er war selbst für einer der Wilden eine riesige Gestalt. Hörner eines Steinbocks stachen als erstes heraus, das Fell, fast golden und länger als üblich, überdeckte den größten Teil des Körpers, und sie besaß eine Muskulatur, die sogar Rasmus in seiner selbstverliebten Art über einen leichten Sieg zweifeln ließen. In seinen Händen blitze eine kristalline Sense auf , wie jede Waffe war auch diese rabenschwarz. Langsam und mit bedachten Schritten bewegte sich die Kreatur nun in die Mitte des Waffenkreises, es schien Rasmus nicht zu beachten. Es streckte die Sense hoch in die Luft und mit kehliger Stimme sprach es: „Ich bin Agrim, genährt durch den Tanz des Rasmus, Champion der vergangenen Äonen. Gebt mir euren Segen!“


    Rasmus erstarrte, ein eiskalter Schauer durchzog ihn. Binnen weniger Herzschläge wurde sein Körper von Stößen erschüttert, die ihm die Luft raubten. Immer wieder durchfuhren ihn Schmerzen, die ihn an den Rand des Wahnsinns trieben und mit den Nächsten zurück holten. Bilder von längst vergangenen Kriegen, Schlachten und Massakern beherrschten seine Gedanken. Die Schmerzen der Gefallenen quälten seine Seele, genauso wie die Machtgefühle der Eroberer sie salbten. Alle Champions schienen ihre Geschichte mit Rasmus zu teilen, und die ihrer Opfer und letzten Endes auch die ihrer Bezwinger. Nur am Rande nahm er noch wahr wo, als was und wann er wirklich existierte. Und mit einer Kaskade aus Schmerz und Qual endete es so abrupt wie sie begonnen hatte.
    Nur mit Mühe konnte Rasmus sich wieder auf die Beine raffen, seine Waffe lag unversehrt vor ihm und sein Körper war wider der seine, wenn auch deutlich kräftiger. Er befand sich, wie zu erwarten, auf dem Atoll. Doch weder seine gesammelten Waffen waren zu sehen, noch die Gräber der Champions.


    Nur Agrim stand ihm direkt gegenüber „Warum?“ flüsterte Rasmus. „Warum Agrim, warum diese Scharade?“ Agrim senkte seine Sense und blickte in die Dunkelheit der Höhle „Es war eine schwierige Entscheidung Rasmus, und sicherlich nicht die meine. Du warst weder Mensch noch Bestie als du diese Tore durchschritten hast. Die meisten sterben beim berühren der Dunkelstein, doch wir haben überlebt. In diesem Augenblick wurde ich geboren, wir wurden auseinander gerissen Rasmus. Wir waren schon fast eins, Rasmus fühlst du den Schmerz nicht, wie den Verlust eines Bruders?“ Agrim seufzte und packte seine Sense nun mit voller Kraft „Die Champions haben wir überlebt, die Dunkelstein trugen, und ich war überzeugt, dass wir die Auserwählten sind und gemeinsam für ihn eine neue Welle der Zerstörung über diese Welt bringen können. Doch er hat entschieden dich, nein uns, einer letzten Prüfung zu unterziehen. Du darfst die Waffe behalten, und auch deinen Körper, wenn du mich besiegst. Verlierst du allerdings, wird deine Seele meine nähren und dein Körper wird nichts weiter als eine weitere Schicht Staub an diesem heiligen Ort.“ Agrim ließ die Sense durch die Luft schnellen, wieder und wieder kreiste er mit der Klinge um seinen Körper. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass er mir einen eigenen Körper schenkt, allerdings wurde selbst ich betrogen. Es macht den Anschien als hätten wir beide den Segen erhalten.“ Rasmus verstand nun allmählich was hier vorging. Er wusste nicht welcher Dämon oder Gott sein Spiel spielte, aber anscheinend fürchtete dieser, dass Rasmus ihm nicht all zu treu sein würde. „Agrim, Bruder, Dämon - was du auch sein magst - ich werde heute nicht Sterben!“ mit diesen Worten trat Rasmus gegen den Schaft der Lanze, mit einer Drehung flog diese vom Boden empor. Im Laufen packte Rasmus seine Waffe und schwang sie einmal um seine eigene Achse, ließ sie einige male vor seiner Brust wirbeln und endete in einer herausfordernden Position. Agrim schnaubte tief und ließ es sich nicht nehmen seine Waffenbeherrschung ebenfalls zu präsentieren.


    Und wie im Chor sprachen die zwei: „Lass und Tanzen!“. Eine Parade folgte der nächsten, Finten um Finten wurden geschlagen und die Funken von aufeinanderprallendem Kristall erleuchteten das Atoll. Agrim startete eine hohe Attacke und stieß nur um Haaresbreite an die Lanzenspitze, als diese unter seinem Kinn auftauchte. Mit einer Drehung tauchte er unter der Waffe weg und überschlug sich, um nicht den Schaft in den Rippen zu spüren. Mit einem Donnern prallte das Ende von Rasmus`s Waffe auf den steinernen Boden. Agrim, die Waffe hinter den Rücken gelegt und den Körper in einer tiefen Grätsche zum Sprung bereit, zögerte keinen Moment und attackierte von neuem. Diesmal zielte er auf den Rücken von Rasmus, jedoch ließ dieser seine Waffe hinter sich schnellen um die Sense abzufangen. Eine schnelle Serie von Schlägen folgte, bei der keiner der beiden dem anderen auch nur die Zeit ließ, sich Gedanken über die Folgen der Attacken zu machen. Doch keiner konnte einen Treffer für sich entscheiden. Die Klingen der Waffen glühten nun vor Belastung, dünne Rauchfäden stiegen auf. Die Luft durch frischen Schweiß und dem Geruch glühenden Kristalls geschwängert, ließ beide in einen wilden Rausch verfallen, und wieder prallten die Waffen aufeinander. Rasmus sprang in die Luft, nach einer wilden seitlichen Attacke von Agrim - den Ork hatte er so besiegt, warum also nicht auch Agrim? Die Drehung vollendet und die Lanzenspitze sicher im Hinterkopf von Agrim versenkt, starrte Rasmus auf seinen Brustkorb, rücklinks durchbohrt durch die Sensenklinge Agrims. Wie ein paradoxes Gemälde, beide Tot und durch die Waffe des Gegners am Zusammenbrechen gehindert, hingen sie nun da.

  • Blutige Pfade


    Kapitel 4


    Die Zeit schlich unter der Erde unerträglich dahin. Bolgar, der lieber das Gefühl von feuchtem Gras unter seinen samtenen Pfoten spürte, war es Leid in diesen Höhlen. Es roch nach Brackwasser, modriger Erde und Tod und seine Nase juckte seit Stunden. Er würde die Menschen hier unten bestimmt nicht finden. Dieser magere Junge müsste mittlerweile einer der ihren sein oder immerhin Tot. Die Luft, seit wenigen Stunden nicht mehr ganz so stickig, strich mit kühlen Brisen über Bolgar`s Körper und Gesicht, um das Ende der Höhlen anzukündigen. Er war lange unterwegs und sein Magen knurrte seit geraumer Zeit. Er hätte sich mühelos in den Höhlen einige Schleicher oder Wark fangen können. Doch Skella hatte ihm einiges über diese Tiere erzählt und auch die folgen von übermäßigem Verzehr ihres Fleisches gesehen. Und kein Kerish würde es zulassen, dass sein Körper durch Mutationen verunstaltet werden würde. Bolgar zuckte mit dem Kopf, als er an den kleinen Ungor dachte, dem ein Panzer aus Horn und Dornen zum Verhängnis wurde. Es lässt sich ohne Mund nun mal schlecht fressen. Genug gesucht dies wäre der fünfte oder sechste Ausgang den er nun auf Spuren der Menschen kontrolliert. In dieser Nacht wird gejagt und gefressen. Skella kann auf ihren Jüngling warten, er wird von selber zurück kommen, sollte er noch Leben. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lungen mit frischer Waldluft, er hatte die Oberfläche erreicht. Frühe Dämmerung tauchte die Welt in purpurne Töne und der Wind säuselte leise durch die malerische Landschaft.


    Für einen Kerish war die Jagd etwas wunderbares, nur auf der Jagt vermischen sich menschliche schlaue und tierische Instinkte zu einem vollkommenen ganzen.Es gibt nur wenige Wesen die so lautlos sich durch den Wald bewegen können wie ein Kerish. Im Gegensatz zu den Tiermenschen dieses Landes glauben die Kerish nicht das sie durch die Chaosgötter zum Leben erwacht sind. In seiner Kultur gab es einen sehr simplen Grund. Die Legende eines Kriegertempels und ihren Priesterinnen und verbotenen Liebeleien mit Tigern. Ein Schmunzelnd überflog seine Gesicht während er seit wenigen Minuten einen Eber beobachtete, immer bedacht sich mit dem Wind zu bewegen. Grunzen und Quicken fraß der Eber genüsslich Heidelbeeren von den Sträuchern. Einige Meter von dem Tier entfernt bereitete sich Bolgar auf seinen Angriff vor. Er schloss die Augen für ein stilles danke an seine Ahnen, lies seine krallen vorschnellen und sprang auf den rücken des Ebers. Seine Arme um den Kopf gelegt lies er das Genick des Ebers laut knacken.Sein Stolz über den riesigen Eber, der vor ihm lag, füllte seine Brust und sein Fleisch den Magen. Mit schmatzendem Geräusch zerrissen Sehnen und Muskeln und das Fleisch gab seine noch warmen Säfte frei. Als er seinen Hunger gestillt hatte, brach er die prächtigen Hauer aus dem Gebiss des Ebers, säuberte sie mit wenigen Handgriffen und schob sie in das Leder seines Lendenschurz. Bald würde er einen Muwack tragen müssen, ein einfaches System aus Riemen, Eisenringen und Gürteln, das den Oberkörper samt Lenden bedeckte. Es würde ein geringer Verlust von Freiheit sein da es um so mehr platz für Trophäen und Waffen bot. Ich frage mich ob sich Skella bereit erklären würde ihm einen zu schaffen, sie weiß sehr gut mit Haut und Fleisch umzugehen, dann bestimmt auch mit Leder.


    Es wurde Zeit sich bei Skella zu melden, diese Hexe würde so oder so wieder alle Schuld ihm zukommen lassen und ihn mit tausenden von Flüchen die Ohren voll jammern. Wer hätte gedacht, dass so ein mickriger Wurm so viel ärger bereiten würde? Seit sich Bolgar von Skella dazu überreden ließ seine Heimat Indesh mit ihr zu verlassen, hatte diese kleine Hexe so manche Flausen im Kopf. Was ihm am meisten im Pelz juckte war die Tatsache, Tag aus Tag ein dem Dummen Troll zu spielen, damit die ach so starken Auerochsen sich nicht von seiner Anwesenheit bedroht füllen. Aber der Packt mit ihr bot einfach zu viele Vorteile. Nur die neuen Mächte ließen seine Gedanken wieder trüber werden. Sicher, der Prinz versprach viel und gab auch viel, doch wie viel würde Skella für all die Macht geben müssen? Und würde sie ihren Teil des Pakts noch einhalten können?


    Es dauerte sehr lange bis die sanfte Atemstöße Bolgar in die Anderswelt sinken ließen. Mit so vielen sorgen lässt es sich nun mal schlecht zu ruhe kommen. Mit suchenden Gedanken durchlief er die Anderswelt nach Skellas Geist. Anscheinend hatte sie ihn bereits erwartet, vulgäre Fluchtiraden schossen seinem Geist entgegen: „Du kleingeistiger Fellbrocken, du Sohn einer Pocken verseuchten Schindmäre, du Auswurf an Dummheit. Kannst du mir einen vernünftigen Grund, nur einen sagen warum sie dir entkommen sind?“ Bolgar schwieg, da er wusste dass dies nur eine rhetorische Frage war. Vor sich Manifestierte sich nun Skella, in der Anderswelt war ihr Wesen noch reiner, verführerischer und graziler als es ohne hin schon ist. Ihre Hörner würden von duzenden Lichtern umkreist, wie Leuchtkäfer in einer warmen Sommernacht. Ihre Haut schien aus feinste Porzellan zu bestehen, ihr Fell glühte wie Mondlicht und ihre Augen funkelten in der Farbe der Morgenröte. Bolgar selbst beließ es dabei nur eine schwarze Silhouette seiner selbst zu zeigen, nicht mehr als ein Schatten. „Aus irgendwelchen gründen ist mir der Kontakt zu dem Jüngling verschleiert worden. Ich kann nicht sagen ob es an dem Unmengen verzerrten Gestein in den Bergen liegt oder eine andere macht dahinter steckt. Ich habe die Donnerhufe auf Patrouille geschickt, ich werde die Anführerin in deine Richtung leiten. Sie hat für dich ein Geschenk dabei und ich bette für deinen und meinen Pelz das wir ihn so schnell wie möglich finden.“ Bolgar nickte und zog sich zurück. Bolgar fand es am vernünftigsten sich nun auszuruhen und das eintreffen der Donnerhufe abzuwarten, außerdem würde im der Schlaf helfen bei klarem verstand zu bleiben.


    Am nächsten Morgen erwachte Bolgar. Der Wald erwachte seinerseits selber zum Leben und aufgebrachte Krähen kündeten die Donnerhufe an. Bolgar strecke seinen Körper und leckte sich das Fell glatt. Annsua war zwar ein seltsames wenn auch gleich interessantes Wesen, eine „Centigore“. Chymären aus Mensch und vierbeinigen Kreaturen zumeist Pferde oder Hirsche. Annsua war die Anführerin ihrer Donnerhufe, eine Bande von fünf Centigoren der Brachlandsteppe. Im Umgang mit Speer und Wurfaxt waren sie wahre Meister. Aber vor allem Ansuas schlaue Art hatte sie als eins der wenigen Weibchen der Bestien zur Anführerin gemacht. Skella wurde von Annsua mit Mutter angesprochen, sie sei die erste gewesen, die durch Skella´s Ritual geboren wurde. Bolgar kannte sie deshalb recht gut, sie waren die ersten Tiermenschen der Alten Welt, die er nach Skella kennen gelernt hatte. Abgesehen von Annsua waren alle anderen Centigore nicht viel mehr wert als ihre tierischen Verwandten. Einfältig, dumm, aggressiv und zumeist über alle Maßen betrunken.


    „Ansh Ka Wesh Bolgar“ säuselte Annsua als sie die Lichtung betrat. „Wesh Ka Ansh“ erwiderte Bolgar. „Mutter hat mir das für dich mitgebracht, du sollst uns so schnell wie möglich zu den Menschen bringen“ die Stimme tropfte förmlich vor Arroganz. Bolgar fischte den geworfenen Lederbeutel aus der Luft und ärgerte sich innerlich wie er dieses Wunder denn vollbringen sollte. Er griff in den Beutel und zog eine Anhänger aus geschliffenem Knochen heraus. Er studierte ihn eindringlich, eine scharfkantige Pfeilspitze verziert mit allerlei Linien. Dann schaute er fragend zu Annsua. Ihr rechtes Vorderbein scharrte ungeduldig den Waldboden auf während sie mit den Schultern zückte. Er packte abermals in den Beutel doch er war leer. Jedenfalls schien es so, doch als er hinein sah erkannte er die Runen von Skella. Er rupfte den Lederriemen weg und öffnete den Beutel. Ein Schmunzeln huschte über Bolgar`s Lippen, die Gesichtshaut eines Menschen und lediglich drei Zeichen zierten das Gesicht. Auf der Stirn stand das Zeichen für „Blut“ und die Wangen waren „Knochen“ und „Richtung“ verziert. Er legte sich den Anhänger in die Hand und schloss sie so stark, dass die scharfen Kanten in sein Fleisch schnitten. Nun begann seine Hand an zu leuchten, die Linien auf dem Anhänger strahlten Purpur während sie Bolgar`s Blut aufsogen.
    Er streifte sich den Anhänger über seinen Kopf und fühlte wie ein eiskalter Schauer seinen Körper durchfuhr. Vor seinem inneren Auge rasten Bilder von hunderten Gesichtern vorbei, doch instinktiv konnte er die Flut an Informationen beim Gesicht des gesuchten Knabens anhalten. Der Anhänger rührte sich nicht. Er konzentrierte sich, durchstreifte im Geiste die vergangenen Tage und blieb an dem von Zorn und Wut verzehrten Gesicht des Mannes hängen, der den Knaben befreite. Nun spürte er einen Zug an seinem Nacken, die knöcherne Pfeilspitze bewegte sich wie ein Schlangenkopf auf der Jagt. Sie schwenkte erst nach Rechts dann nach Links und fixierte sich nach weiteren Bewegungen steif in eine Richtung. Zufrieden betrachtete Bolgar die Spitze, sein Blut versickerte binnen sekunden restlich im Anhänger, das Glühen Flaute ab, und der Anhänger sank auf seine Brust.

  • Der Verlorene Gott


    Kapitel 5


    Stille, reine unberührte Stille, Gedanken klar wie Kristallsäulen. Zeit hatte keine Bedeutung an diesem Ort, an diesem Ort ohne Namen, kämpfte eine Seele um sich selbst. Eine Seele? Nicht ganz, diese Seele war im Zwiegespräch. Sie hatten ihre Körper gegenseitig ausgelöscht. Zwei Wesen um den Kampf für eine verbliebene Seele. Sie rangen selbst nach dem Tot noch um einen Sieg, doch keiner der beiden schien auch nur einen Moment von Schwäche zu zeigen. In diesem Nichts flüsterte auf einmal eine Stimme: „Haltet ein Krieger, oder wollt ihr für immer in diesem absurden Kampf verweilen? Ich biete euch einen Handel an. Ich bin mir sicher, dieser wird für uns alle genügend Lohn versprechen um diesem unnötigen Treiben ein Ende zu setzen.“ Agrim und Rasmus hielten inne und lauschten der Stimme. „Ich biete euch einen Körper an, und ihr verpflichtet euch zum Dienste im Namen meines Herren an.“ Agrim grollte: „Und wer ist dein Herr?“ die Stimme schwieg, doch nun bildete sich in diesem Nichts ein dichter Nebel. Agrim und Rasmus wurden eingehüllt und fanden sich am Ort ihres Untergangs wieder. Sie, nur Schemen ihrer selbst betrachteten das Stillleben ihrer zwei Körper. Eine Wolfsbestie, groß und breit wie ein Stier, mit Schuppen am Unterleib und schwarzem Fell, umkreiste sie. Er setzte sich auf seine Hinterläufe und schloss seine Augen, jedoch öffnete sich in mitten seiner Stirn ein drittes Auge. „Meinen Herren nennt man Malal“ Agrim entwich ein Seufzen: „Der Verlorene Gott..“ der Wolf fletschte die Zähne: „Gewiss Bestie, so ist es. Aber seht was euch mein Meister als Geschenk anbietet und entscheidet schnell.“ der dichte Nebel umschlang das groteske Gebilde von Agrim und Rasmus Körper. Ein Wesen geformt aus purem Chaos stand nun vor ihnen. Ein Hüne, eine Wolfsmähne zierte ein menschliches Gesicht, dessen Reißzähne an einen Wolf erinnerten. Vier Hörner aus dunklem Horn, gekrümmt und gedreht wie die eines Widders, die Haut von Schuppen geschützt, die im falen Licht wie schwarzes Metall glänzten. Die Mähne zog sich über den ganzen Rücken und schimmerte weiß-silbern. Wie der Wolf so hatte auch dieses Wesen ein drittes Auge inmitten der Stirn. In den Händen hielt es einen Speer aus Knochen und schwarzem Kristall. „Dämon des Malal, ich Kämpfe lieber einen hoffnungslosen Kampf für Aoenen als dass ich meine Seele an einen Gott des Chaos verliere!“ Rasmus Stimme bebte vor Zorn. Die Wolfsbestie neigte den Kopf „Und was, wenn ich dir sage, dass für jeden Sieg den du erringst, es dich deiner Menschlichkeit ein Stück näher bringt. Und für dich, Agrim, gilt das selbe, für jeden Sieg deinerseits gewinnt die Bestie mehr und mehr die Oberhand. Seht es als Wettstreit, mein Herr verzichtet auf ein Urteil. Wer von euch siegt, das entscheidet diese Waffe.“ abermals grollte Agrim´s Stimme durch den Raum: “Diese Waffe gehört dem Dunklen Prinzen und ist seit Ewigkeiten in meinem Besitz. Wie kann er es wagen sie derart zu missbrauchen?“ Nun neigte der Wolf den Kopf in die andere Richtung und alle drei Augen fixierten Agrim. „Malal hat tausende von Gründen warum er es wagen kann. Entscheidet jetzt! Willigt ein oder Kämpft bis eure Götter diese jämmerliche Darbietung satt haben“ Rasmus überlegte nur einen Herzschlag und nickte: „So sei es“. Schattenhafte Tentakeln fuhren aus dem Leib des Hünen und zogen die Seele von Rasmus und Agrim in seinen Körper. Das Wesen knurrte: „Ich habe niemals eingewilligt diese Scharade mit zuspielen“ der Wolf fletschte die Zähne, gähnte und sagte „Eure Seelen gehören zusammen, und meinem Meister reicht ein einziges Ja“. Ich verfluche dich, du menschlicher Bastard, hättest du dich von Anfang an ergeben. Rasmus lachte innerlich Was dann, dann hätte ich auch einem Chaos-Gott gedient, so habe ich vielleicht Hoffnung auf Erlösung. Und es wird mir eine Freude sein zu erleben wie dein Geist immer schwächer wird. In diesem Moment spürten beide einen Schmerz und mit einem dumpfen Scheppern fielen die zwei rechten Hörner auf den Boden. Die Wolfsbestie verschwand in dem sich auflösenden Nebel und man hörte sein lachen wie ein Echo verhallen „Mögen die Spiele beginnen“


    Es dauerte nicht lange bis der Boden anfing zu beben und sich die Treppe, die Rasmus auf dieses Podest führte, sich aus den Tiefen erhob. Doch Rasmus fiel sofort auf, dass nun eine Stufe mehr existierte. Diese war mit einer Freske verziert, das einen Kampf zwischen der Armee des Imperiums und einer Tiermenschenherde zeigte. „Wie Ironisch !“ dachte sich Rasmus und schnaubte aus den Nüstern. „Da muss ich dir zustimmen, Skella säte meine Saat in dir, auseinander gerissen durch die Macht Slaanesh, vereint durch einen verräterischen Abtrünnigen zu fast einem ganzen!
    Die steinernen Wächter hatten ebenfalls ihr Aussehen verändert, der eine zeigte Rasmus und der gegenüber Agrim. Eine Träne floss über die rechte Wange des Hünen, als Tribut für all das verlorene Mensch sein. „Wie wollen wir uns nennen?“ fragte Rasmus im Geist. „Wir beide sind zu stolz den Namen des anderen zu akzeptieren, das weiß ich.“ doch Agrim schwieg. „Wie wäre es mit Arasig oder Mirmus, Musrim, Agrasmus, Rasgrim.“ „Stopp!Das reicht ich hab diene Gedanken wirklich satt und dein ewige Fragerei nach sinnlosen Details. Du wirst so oder so nicht lange genug leben.“ „Das gleiche könnt ich von dir behaupten.“ der Rest der Zeit schwiegen sie. Es war wie Sprechen, nur dass man in sein inneres spricht. Rasmus erkannte dass seine Gedanken von Agrim abgeschnitten waren. Nur wenn er es wollte konnte Agrim ihn hören. Sie überquerten die steinerne Brücke, dem schmalen Tunnel der Dunkelheit entgegen. Grelles Sonnenlicht blendete Rasmus nach ein paar wenigen Schritten in der Dunkelheit des Tunnels. Er hob die rechte Hand um sich vor den Strahlen zu schützen.


    Bei Taal! Er hatte wieder seine Menschlichkeit, nichts von all dem was er erlebt hatte zeigte sich. Kein Fell, keine Hörner, kein Hüne mit drei Augen, nichts. Doch dann bemerkte er das Gewicht der Sense in seiner linken Hand und ein Lachen erklang in seinen Gedanken. „Das Spiel hat wohl so ein oder andere Regeln, von denen wir noch nichts wussten. Du brauchst dir wohl doch keinen Namen auszudenken. Ich frage mich wann ich am Zug bin?“ Rasmus hatte wieder seine Kleider der Imperialen Miliz an, nichts schien von den letzten Tagen passiert zu sein. Keine Narben von Skella, nichts. Die Wäsche roch frisch gewaschen und die Farben waren sogar noch intensiver, als wären sie frisch vom Schneider. Seine Kleider waren nicht das einzige was Malal ihm zurück gab; Wasserschlauch, Messer und ein Lederbündel mit Feuerstein und Zunder hingen an seinem Gürtel. „Danke Malal!“
    Ob es ein Fehler war einem übermächtigen Wesen zu danken, das so Böse war aber dennoch eine Chance ließ seinen Verstand und sein Leben nicht zu verlieren. Rasmus wollte keine Antwort. Er verspürte Hunger und Durst und er wollte so schnell wie möglich weg von diesen Höhlen. Mit übermenschlichen Reflexen, Stärke und Geschick gesegnet merkte Rasmus, dass es nicht war wie früher. Innerhalb weniger Minuten hatte er die Witterung eines Fasans aufgenommen, ihn verfolgt und mit einem kräftigen Hieb seiner Sense enthauptet, bevor das Tier ihn überhaupt bemerkte. Es dauerte bis das Tier gerupft, ausgenommen und über dem Feuer hing. Doch der Geruch von frisch gebratenem Fleisch entschädigte alles. Rasmus überlegte, was er nun tun sollte. Zurück zum Sommerhof, nein das wäre zu gefährlich er konnte unmöglich wissen wann Agrim die Kontrolle erhalten würde. Und wie sollte er erklären was geschehen ist? Er würde sich vermutlich kurzum auf dem nächsten Scheiterhaufen wiederfinden. Er konnte und wollte nicht irgendwelche Menschen in Gefahr bringen. Nein als erstes würde Skella, die ihm das angetan hatte, büßen müssen! „Wo willst du hin?“ Dieser Gedanke brannte sich wie ein glühendes Eisen in Rasmus. Agrim brüllte in Rasmus Inneren: „Glaub ja nicht, nur weil du diesen Körper zurück hast, hätte ich keine Macht mehr über dich!“ Rasmus verdrängte den Schmerz mit aller Kraft, schob in Gedanken das heiße Eisen aus seinem Leib. „Da wo alles anfing, in die Wälder zu Skella“ Agrim schwieg lange Zeit. Rasmus fragte sich ob er ihm damit einen Gefallen tat. Schließlich war Skella für ihn so etwas wie eine Verbündete oder sogar eher wie eine Mutter. Doch Tot würde sie ihm nicht viel nützen. Rasmus fragte sich, was mit seinem Hauptmann geschehen war. Hatte Bolgar ihn gefunden? Hatte er die Oberfläche aus den Höhlen erreicht? Rasmus erinnerte sich düster an einen Bachlauf, dem sie gefolgt waren. „Bei Taal! Bitte bring den Hauptmann heil nach Hause“. Die Stunden des Tages verstrichen, ohne Halt marschierte Rasmus immer weiter nach Norden. Er spürte instinktiv den Sog von Skella und auch wenn er sich irren könnte, jede andere Richtung wäre genau so gut gewesen.

  • Der siebte Tag neigte sich und die Schatten der Bäume wurden länger. Der Regen hatte seit geraumer Zeit die Welt in seinen stummen Vorhang genommen. Rasmus spürte die Kälte an seiner Haut, die Feuchtigkeit, die an jede Stelle seines Körper sickerte. Doch spürte er keinen Schmerz, kein Unbehagen, er war sich des Regens einfach nur bewusst. Die Sonne verschwand hinter den fernen Berggipfeln und die grauen Wolken vermischten sich mit einem düsteren Gelb. Rasmus hatte in den letzten Tagen viel mit Agrim sprechen können. Er war von jähzorniger Natur und Rasmus hatte das Gefühl ihn zu kennen. Er vermutete sogar, dass Agrim die Verkörperung aller schlechten Gedanken und Taten in seinem eigentlich noch jungen Leben darstellte. Agrim war einverstanden Skella zuerst aufzusuchen. Er begründete es damit, dass Skella´s große Macht diesen Fluch sogar brechen könnte. Rasmus wusste allerdings instinktiv, dass dies eine Lüge war und Agrim jederzeit versuchen würde ihn auszulöschen. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden hinter den Bergen. Er würde nicht mehr als einen weiteren Tag brauchen um das Lager der Bestien zu erreichen. Seit Tagen zermarterte Rasmus sich den Kopf, wie er an Skella nur ran kommen könnte. Und ob nicht noch immer Späher nach ihm suchten. Der Regen ließ nach, die Wolken teilten sich und fahles Mondlicht warf die Welt in ein Zwielicht. Rasmus spürte ein Hämmern in seiner Brust, sein Herz fing immer stärker an zu pochen. Seine Adern wurden heiß, seine Muskeln verkrampften. Wie glühender Stahl durchfuhr sein Blut den ganzen Körper. Schwarze Flammen flackerten über seine Brust, über seine Haut, verbrannten die Kleider. An weiteren Stellen platze seine Haut auf um die schwarzblauen Flammen frei zulassen. Rasmus schrie! Der Schmerz dessen, was er sah, übertraf beinah den Schmerz, den die Flammen seinem Körper antaten. Sie loderten über die Haut, verkohlten sie und ließen feine Schuppen unter der verbrannten Haut erkennen. Rasmus warf sich auf den Boden, versuchte das Feuer im Matsch zu ersticken. Doch sie brannten gnadenlos weiter. Hörner bohrten sich durch seine linke Schläfe. Sein Rücken und seine Gliedmaßen fühlten sich wie auf der Streckbank, wurden ruckartig Stück für Stück in die Länge gezogen. Seine Kehle spie schwarzen Saim auf den Waldboden. Wo er auftrat züngelten Flammen über den Boden um binnen Sekunden alles Leben zu verbrennen, bis nur noch eine kahle grauschwarze Stelle übrig blieb. Was Rasmus anfasste wurde binnen Sekunden leblos und grau. Er versuchte nicht mehr sich zu wehren, er wusste, dass seine Zeit vorbei war. Und Agrim seinen Platz in Anspruch nehmen würde. Schreiend, Feuer und Saim spuckend verwandelte sich Rasmus unter Kaskaden von Schmerzen in den Wolfshünen des Malal´s.
    Agrim bäumte sich auf, die Verwandlung war vorüber, er spürte endlich den Wind in seinem Fell. Nun war seine Zeit gekommen und es war vielleicht besser für Rasmus, ein Mensch hätte sich durch die Massen des Lager kämpfen müssen um auch nur in die Nähe von Skella gelangen. Auch wen Rasmus an eine Finte glaubte, Skella war der erste Schlüssel. Ob mit oder ohne Malal, mit diesem oder einem anderen Körper, Agrim wurde sein Geburtsrecht bekommen. Aber zuerst muste er mit Skella sprechen, und das am besten Bald und ohne Blutvergießen. Ihr Stamm könnte lebend nützlicher sein. Er schüttelte den letzten Reste Staub und Asche von seinem Fell und machte sich auf dem weg in Richtung Lager. Agrim fletschte die Zähne, er witterte die Tiermenschen, aber der Geruch hätte sogar einem Stinktier die Haare zu berge stehen lassen. Wimmert und Jaulen hallte durch den Wald, der Geruch von Jauche begleiteten die Geräusche. Ein Unhorn, die niederste Form der Tiermenschen, versuchte sich krampfhaft über der Oberfläche in dem es sich an ein Seil klammerte. Agrim zog an dem Seil, mit jedem Ruck zog er den Unhorn Meter um Meter an dem Abhang der Jauchegrube. Er bemerkte erst nach dem sich der Unhorn vom seil befreit und vor ihm kniete, das am Seil drei Unhorn ihren Tot gefunden hatte. „Skid danken Schattenwolf, Skid keine Uwag mehr“ er packte das nieder Wesen am Hals und hob vor sein Gesicht. Wimmert zappelte Skid in der Hand von Agrim, schnappte genau wie eben nach Luft. Zähne fletschte durch den widerlichen Geruch der Jauche blickte er Tief in die Augen des Unhorn. Das Braune Fell des Tiermenschen bleichte am Hals aus, wie eine Feuer raste die Veränderung über den Kopf, Den rücken hinunter bis zu den Hufen. Nachtblaue Haut, und weißes Fell überzog nun den Körper des Unhorn, und ein einzelnes kurzes Horn bohrte sich in der Mitte des Schädels seinen weg. Der Körper lag nun schlaff in Agrim Klaue. Doch das feine pochte der Schlagadern am Hals verrieten ihm das Skid die Verwandlung zum Ungor überlebt hat. Er setzte Skid auf den Boden und beobachtet ihn seine Muskulatur schwoll ein wenig an, seine Gliedmaßen wurden länger und eine silbernes Muster bildete sich auf der Schwarzen haut. Er fragte sich ob er das mit jedem Wesen tun konnte, man wird sehen. Skid öffnete die Augen, die nun in Türkis leuchteten, rücklings auf allen Viren schob er sich von Agrim weg, bis sein rücken an einen Baum stieß. Agrim rührte sich nicht und Skid begann die Veränderungen an seinem Körper zu bemerken, er strich sich über das Fell, betrachtete das schimmern der Muster auf seiner haut. Als seine Hände das Horn zu fassen bekamen kniete Skid vor Agrim nieder und Tränen flossen dem Ungor über die Wangen. „Skid imqua treu sein wilk, Schattenwolf mächtiger, Skid Diener sei wilk“ Agrim schnaubte und flüsterte „Kennst du Skella“ Skid nickte und kicherte „Skella hübsche, süße Skella. Mächtiges Weibchen, Skid wissen Skid wissen von Skella!“ wie in Euphorie begann Skids Körper im Takt mit seinem Kopf zu wippen und sein Ziegenschweif zückt wild umher während er weiter plapperte und immer stärker beteuerte das er Skella kennt. Agrim legte einen Finger an seine Lippen „Ssscht, du gehst zu ihr und sagt ihr ich will sie sprechen, sag ihr Agrim schickt dich.“ Skid Körper fing an zu Zittern „Lager Böse, Skid sterben will nicht, doch Skid gehen wird, Böse sein nicht wen Sterben“ Agrim fing an zu lachen „Keine Sorge Skid, du wirst nie Sterben solange du mir treu bist.“ Der klein Skid machte sich langsam auf denn weg ins Lager, er drehte sich noch mehrere mal um. Suchte den Blick von Agrim, anscheinend schenkte es im Mut.

  • Scheint ja interessant zu werden, leider hab ich nicht mehr als 3 Blöcke gelesen, da mir danach die Augen weh taten.


    Vorschlag: Benutze den Blocksatz und mach mehr Absätze. Nicht mehr als 5 Sätze pro Block. So verliert man beim Lesen zu schnell die Übersicht und verhaspelt sich in den Zeilen - es heißt ja nicht von ungefähr: Achtung! Wall of Text incomming!

    Nicht der Zweck heiligt die Mittel - sondern der Erfolg.
    _________________________________________________


    WHFB: O&G, Imperium, Zwerge, Chaoskrieger
    40k: CSM, Imperiale Armee
    BFG: Imperiale Flotte, Chaos Flotte, Orc Flotte
    Warmaster: Hochelfen, Chaoskrieger, Imperium


    ManOWar, Mordheim, WHQuest und Bloodbowl habe ich verkauft...