Einige Tage lassen schon beim Aufstehen erahnen, was noch folgen wird...
Nach großzügigen 5 Minuten Schlaf (es ist hart, wenn das morgendliche Zähneputzen länger dauert als die voran gegangene Bettruhe) quäle ich mich im Halbdunkel aus den zerschundenen Fetzen, die ich liebevoll "Bettzeug" nenne. Ich hätte noch gut und gerne 30 Minuten länger liegen bleiben können, aber die Nikotinsucht ist zu stark.
Noch bevor ich richtig bei Verstand bin, habe ich die erste Zigarette in der Hand. Leider stelle ich erst jetzt fest, dass mein gestriger Abendbesuch das letzte funktionierende Feuerzeug mitgenommen hat. Ich probiere jeden der schätzungsweise 53 Aushilfswärmespender in Reichweite aus. Mehrfach erlebe ich einen Adrenalinschub beim typischen Ratschgeräusch... Nur die Flamme bleibt aus. Nun gut, für den Fall habe ich immer eine Packung Streichhölzer vorrätig... Der Mythos Streichholz: Jeder hat schon mal gesehen, wie es funktioniert, aber niemand kann damit umgehen. Mir ergeht es nicht besser: 15 Hölzer sind bereits zerbrochen... Ich innerlich auch schon.
Aber in meinem Kopf bildet sich ein Gedanke: In einem Western aus meiner Kindheit (am frühen Morgen liegt diese gefühlte 81 Jahre hinter mir) habe ich einmal gesehen, wie sowas am Schuh entzündet worden ist. Ich versuche es - Und es brennt - Leider nicht das Holz, sondern die Ferse... Egal, Schreien, Pflaster rauf, Jammern und unter die Dusche humpeln.
Nachdem ich dort 10 Minuten nur dafür aufgewendet habe, die letzten Reste aus der Duschbadflasche rauszuquetschen, bin ich schon wieder reif für das Bett... Aber nein, ich muss zur Arbeit. Also schnell angezogen, fein gemacht (was unter diesen Umständen keinen Unterschied mehr macht) und ab in Richtung Bus... Und ab in Richtung des nächsten Busses, weil Nummer 1 mir vor der Nase wegfährt. Dasselbe passiert auch an den nächsten Haltestellen. Irgendwann erwische ich endlich einen Bus, stelle aber (natürlich erst nach dem Entwerten des Fahrscheins) fest, dass ich an selbiger Haltestelle aussteigen muss. Die verwunderten Blicke der Menschen ringsum nehme ich kaum wahr.
Bevor ich mich in Richtung Arbeit begebe, suche ich erst noch nach einem neuen Feuerzeug. Der von mir liebgewonnene Tabakladen ist wie jeden Morgen geschlossen, weil die Verkäuferin scheinbar immer dann ihr Frühstück holen muss, wenn ich ankomme. Aber daran habe ich mich gewöhnt, also warte ich... 5 Minuten vergehen; dann 10; dann nochmal 20. Erst jetzt entdecke ich ein Schild an der Tür, das aussagt, dass der Laden heute den ganzen Tag geschlossen bleibt. Der Kombination aus vergeudeter Zeit und Nikotinmangel fallen einige Passanten zum Opfer. Aber ich habe keine Zeit mehr und hechte in Richtung vergüteter Freizeitaktivität (=Arbeit).
Dort angekommen hebt sich meine Stimmung etwas, da ich erfahre, dass ich heute beruflich mit Models zu tun haben werde. Ich fürchte allerdings bereits jetzt, dass sie mein nikotinmangelbedingtes Zittern falsch auffassen werden. Meine Laune schnellt allerdings in die Höhe, als ich erfahre, dass die mich begleitende Kollegin raucht.
Nachdem ich zwei Schachteln am Stück (nein, das ist KEIN Schreibfehler) weggezogen habe, bin ich bereit, mich den Mädels zu stellen.
Tatsächlich gestaltet sich das Arbeiten sehr angenehm. Am Ende rauche ich noch eine weitere Schachtel weg (Wieso schauen die eigentlich so seltsam?), dann geht es zurück.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Schreibarbeiten - Und Rauchen. Dazu kommen Recherchen - Und Rauchen. Es folgen einige Gespräche - Und Rauchen. Es folgt der Feierabend. Nebenbei rauche ich noch eine (Schachtel, versteht sich).
Zuhause ist erstmal Entspannung angesagt. Ich werfe den PC an, lasse aus Wut über die Langsamkeit meines Rechners einige Flaschen durch die Wohnung fliegen und nehme mir eine Zigarette. Ich stelle fest, dass ich vergessen habe, ein eigenes Feuerzeug zu kaufen...