Das Unleben der Felizia Murcatto

  • Hiho, liebe Leute!


    Hiermit präsentiere ich euch mein Werk. Es erblickte im Rahmen des Projekts 500er das Licht des WordPad und wuchs schon bald zu stattlicher Größe heran. Für eine simple Armeebeschreibung war es bald zu lang, daher kommt es nun hierher.
    Eins vorweg: Einige Figuren der Geschichte sind nach anderen Romanfiguren benannt. Das ist volle Absicht. Ich möchte nicht bei irgendwem abkupfern, sondern an diese Figuren erinnern.
    Ich hoffe, es gefällt euch. Rückmeldungen sind natürlich erwünscht!



    "Gott weiß, wer unrecht hat und wer gesündigt hat, und bald wird Unglück über die hereinbrechen, die uns fälschlich verurteilen. Gott wird unseren Tod rächen. Herr wisse, daß in Wahrheit alle, die gegen uns sind, von uns zu leiden haben werden."
    Jaques de Molay, letzter Großmeister des Templerordens


    Das Unleben der Felizia Murcatto, Kapitel Eins: Mein Leben für die Rache
    Abschnitt Eins: Rachegelüste



    In den Stadtstaaten von Tilea war der Sommer in schnellen Schritten gekommen und tauchte das Land in einen bunten Schleier aus Blüten. Felizia Murcatto genoss das Gefühl der Blumen, die sie an ihren nackten Füßen kitzelten, und kicherte unwillkürlich.
    Sie liebte den Sommer. Sommer war nicht nur die Erntezeit, und damit für ihre Verwandten und Freunde, die auf den Getreidefeldern arbeiteten, überlebenswichtig, Nein, Sommer war eine Zeit des Fröhlichseins. Felizia liebte es, mit andern zusammen Spaß zu haben, und freute sich jedesmal, wenn ein Tanzfest im Dorf angekündigt wurde. Außerdem konnte man im Sommer unheimlich gut wandern gehen. Felizia war gern im Freien. Der Wind wehte durch ihr langes, rabenschwarzes Haar, sie spürte die Sonne auf ihrer Haut und war glücklich.
    Felizias Dorf war ziemlich klein. Es lebten vielleicht ein, zweihundert Leute darin. Die meisten wollten irgendwann daraus wegziehen, doch bislang hatten es nur wenige geschafft. Es wurde hauptsächlich von Bauern, Handwerkern und Tagelöhnern bewohnt, wer es sich leisten konnte, lebte besser. Trotzdem war Felizia froh, in ihrem Dorf leben zu können.
    Die Nachbarn kannten einander und waren immer freundlich. Wenn jemand Hilfe brauchte, war immer einer für den anderen da. So konnte die Dorfgemeinschaft sogar die schwersten Zeiten zusammen überstehen. Die Familie Murcatto war unter den Dörflern sehr angesehen, Felizias Großvater war der beste Schreiner außerhalb der Zwergenschmieden gewesen, hieß es immer. Er war vor wenigen Jahren bei einem Kampf gegen die widerwärtigen Skaven umgekommen. Das ganze Dorf vermisste ihn sehr.
    Während sie genüsslich über die Blumenfelder spazierte, konnte Felizia ihr Haus in der Ferne ausmachen. Es war eins der größeren Häuser im Dorf, denn ihr Großvater hatte sein Geld vernünftig angelegt. Es war aus roten Ziegeln gebaut, die schon aus großer Entfernung ins Auge stachen. das Dach war Flach und es wuchs bereits Moos darauf. Bei Wind knarrten die Dielen des Dachbodens. Felizia mochte dieses Geräusch - es half ihr beim Einschlafen.
    Vor ihrem Haus erstreckten sich Felder. Getreidefelder, die die Murcattos für ihre eigene Versorgung nutzten und nur wenig davon an die Kornspeicher abgaben. Diese Felder mochte Felizia nicht sehr. Sie hasste den Gedamken, dass andere Familien hunger litten und die Murcattos schon immer bis zum Rand volle Speicher besessen hatten. Es passte gar nicht zu ihrer Weltanschauung.
    In der Ferne erpähte sie einen Reiter. Er steuerte im Galopp auf ihr Haus zu, bei genauerem Hinsehen erkannte Felizia, dass auf dem Pferd zwei Personen saßen: ein Junger, schöner Mann mit schwarzem Kinnbart, in der typischen Kluft eines tileanischen Wachmannes und ein Kind. Das Kind, ein Knabe von acht Jahren, saß vorn. Der Wachmann hatte seinen linken Arm um seinen Sohn gelegt. Mit der Rechten hielt er die Zügel und bewegte sein Pferd zum Anhalten. Er sah den Hügel hinauf und winkte Filizia zu.
    Felizias Ehemann hieß Gasparde. Er war der Sohn eines Feldwebels in der tileanischen Armee und in die Wache eingetreten, da war er gerade einmal dem Knabenalter entwachsen. Er lernte Filizia kennen, als sie 17 und er 21 war. Er war beim ersten Blick verliebt in sie, und nutzte seine Position in der Wache schamlos aus, um sie zu umwerben. Er führte ominöse "Hausdurchsuchungen" durch oder hielt die Kutsche an, wenn sie damit fuhr. Anfangs war ihr das lästig gewesen, aber als Gasparde eins Nachts vor ihrem Fenster stand und ihr ein selbst geschriebenes Gedicht vortrug, war sie verliebt. Denn eins stand fest: niemals hatte sie mehr über etwas gelacht als über Gaspardes Fähigkeiten im Bereich der Poesie.
    Wenig später wurde ihr Sohn Dominiko geboren.
    Nun war ihre kleine Familie vom Pferd abgestiegen und betrat das rote Ziegelhaus. Felizia hätte eigentlich schon vor ihnen zu Hause sein wollen. Sie fragte sich, was sie wohl zum Abendessen zubereiten solle.
    Sie blieb einen Moment stehen und sog die frische Luft ein. Es roch nach Gras, Birken und Heckenrosen. Es roch nach Sommer.
    Felizia Murcatto hätte in diesem Moment nicht glücklicher sein können.


    Antoine dês Chatillon hasste den Sommer. Er war für ihn eine reine Folter.
    Dies hatte verschiedene Gründe. Zum einen war er ein Bretone.
    Das allein verdarb ihm seine Freude am Sommer noch nicht, aber in Bretonia waren die Sommer meist kurz und regnerisch. Das gefiel Antoine immer sehr. Er sah von seinem Fenster in seiner Burg gern den Regentropfen zu, wie sie sich auf dem Boden zu riesiegen Pfützen vermengten. Das war eine seiner wenigen Freuden, wenn er in seiner Burg saß, ganz allein, versunken in tiefe Nachdenklichkeit und Wut über sein Schicksal.
    Doch leider war er nicht in seiner Burg.
    Er war zu seinem Herzog berufen worden, um sich irgendein Problem mit den verdammten Tileanern anzuhören. Für so etwas war er nicht Baron geworden. Der Herzog wusste genau, dass Antoines lieber, guter Sohn im Krieg gegen diese Hunde gefallen war! Die Tileaner waren eine Plage, ein Ungeziefer. Widerwärtige Schmarotzer, die sich bei den ehrenwerten Bretonen durchfraßen wie Ratten an den Vorräten der Leibeigenen. Er wünschte, er könnte sie ausmerzen. Doch gleichzeitig war er sich darüber im klaren, dass der Herzog mit den meisten dieser sonderbaren, geckenhaften Landsherren Verträge abgeschlossen hatte, die ihnen den Schutz durch Bretonias Ritter im Kriegsfalle zusprachen. Das bedeutete: Frieden zwischen den Ländern. Damit war ein offener Konflikt undenkbar.
    Welch bittere Ironie, dass diese Verträge erst nach dem schweren Grenzkonflikt, der Antoine seinen Sohn gekostet hatte, abgeschlossen wurden!
    Langsam und bedächtig stieg Antoine die Stufen zum Konferenzraum hinauf. Ihm war unerträglich heiß. Vielleicht hätte er seine Paraderüstung lieber nicht angezogen. Es sahen ihn doch sowieso nur Pöbel, seine Leibwache und der Herzog.
    Als Antoine die letzte Stufe erreicht hatte, war es ihm zu viel. Er setzte seinen Helm ab und schnaufte schwer. Seine Gefolgsleute Korporal Gaston und Hauptmann Phoebus, die mit ihm hergekommen waren, fächerten ihm etwas Luft zu.
    Antoine war 45 Jahre alt. Als sein Erstgeborener das Licht der Welt erblickte, war er 24 gewesen und bereits ein Hauptmann der Ritter des Königs. Er verlor seine Frau im Kindbett und war umso glücklicher über den gesunden, prächtigen Jungen, den sie ihm geschenkt hatte. Er hatte seinem Sprössling immer seine Liebe gezeigt und ihn in die Tugenden eines Ritters eingewiesen. Schon mit 10 Jahren konnte sein Junge ein Pferd reiten, und als er mit 15 Jahren als Knappe unter einem berühmten Paladin dienen durfte, war sein Vater vor Stolz fast geplatzt. Bald, schon vor seinem 19. Geburtstag, wurde der junge Chatillion ein fahrender Ritter. Antoine schenkte ihm ein wundervolles Pferd. Sein Sohn hatte es bis zum Standartenführer seines Regiments gebracht, bis er starb. Die Regimentsflagge seiner Kameraden, der "Gerechten Klingen" wurde über seinem prunkvollen Grab gehisst.
    Im Nachhinein, sagte Antoine sich selbst, wäre er lieber ein Knecht mit einer Famile gewesen als ein Baron, der am Grab seines Sohnes Blumen niederlegen musste. Was für eine ungerechte Welt! Er, der Baron von Guêvaresse, der sich in den Grünhaut-Kriegen den Beinamen "der Wall" erworben und den Anführer des Wurzlwühla-Stammes eigenhändig enthauptet hatte, Er, der im Dienst des Herzogs einen der obersten Plätze belegte, würde in wenigen Jahren einsam und alt sein. Und bald darauf tot.
    "Mein Herr?"
    Antoine fuhr zusammen, als er die Stimme seines Korporals hörte. Er bemerkte, dass er die ganze Zeit vor der Tür gestanden hatte, die zum Raum führte, in dem Herzog Frederîc auf ihn wartete. Leise stöhnte Antoine auf, und mit müder, trauriger Stimme sagte er, kaum hörbar:
    "Bringen wir's hinter uns."
    und stieß die Tür auf. Gaston und Phoebus blieben schweigend zurück.
    Die Tür fiel hinter Antoine donnernd in die Angeln.


    Zur selben Zeit regte sich in einer dunklen Gruft etwas böses.
    Es hatte lange dort versteckt gelegen und mit Adlerblick in die finstere Zukunft gesehen. Die Winde der Magie erlaubten ihm ungetrübte Einsichten in die Geschenisse außerhalb seines Verstecks.
    Es hatte Kriege, Mord und Intrige in der Zukunft erblickt, hatte die Fehler der Vergangenheit ergründet und die Geheimnisse der Gegenwart entschlüsselt. Nichts von alledem erachtete es seiner Aufmerksamkeit als würdig. Es empfand derlei Dinge als höchst langweilig und versprach sich von ihnen nur geringe Aussichten auf das persönliche Amusemont.
    Doch in all den Strängen der Finsternis, um die die ungewisse Zukunft sich rankte, hatte es nun etwas ausgesprochen interssantes entdeckt. Es schien auf den ersten Blick klein und unbedeutend, doch die Winde von Shyish ließen ungeahntes Potential vermuten. Es mochte sogar sein, dass dieses verborgene Geschick den Verlauf der Welt auf besonders vielversprechende Weise zu ändern vermochte. Die Böse Kreatur sah die Winde von Ulgu gen Süden ziehen, um dort Leere und Einsamkeit zu verkünden.
    100 Jahre hatte die böse Kreatur in ihrem Versteck geschlummert. Doch nun galt es, schnell aktiv zu werden. Die Winde wurden von Sekunde zu Sekunde stärker und prophezeiten Tod und Blutvergießen, aber auch neu erstehende Stärke ungeahnten Ausmaßes.
    Das versprach, interessant zu werden.


    Antoine betrat den hell erleuchteten Saal des Herzogs und wollte sofort wieder hinaus. Das Licht, dass durch die bunten Mosaikfenster fiel, tat ihm in den Augen weh.
    "Seid gegrüßt, Herr Baron. Nehmt bitte Platz.", ertönte eine freundliche, aber strenge Stimme am anderen Ende des langen Saals. Obwohl er eigentlich schnell wieder gehen wollte, tat Antoine wie ihm geheißen.
    "Ich habe euch eine Weile nicht gesehen, mein Freund. Ihr solltet eure Burg öfter verlassen, man sorgt sich um euch."
    Wen kümmert das, dachte Antoine. Man hat sich nie um meine Familie gesorgt. Und die ist schon seit langer Zeit tot.
    "Ich verstehe, Exzellenz."
    "Wisst ihr, ihr seid einer meiner engsten Freunde und zudem mein Stabschef. Ich sehe euch ungern in diesem traurigen Zustand."
    "Danke, Exzellenz."
    Alter Holzkopf, dachte Antoine. Dein Sohn, auf seinem riesigen Gut, kommandiert statt heißblütigen Jungrittern Bauern herum, was weißt du schon von dem Verlust, den ich erlitten habe?
    "Ihr solltet euch mal wieder unters Volk mischen. Nehmt doch am Maskenball im nächsten Monat teil!"
    "Ich werde darüber nachdenken, Exzellenz."
    Das werde ich ganz bestimmt nicht, dachte Antoine.
    "Nun, wie auch immer... Ich habe unerfreuliche Nachrichten für euch. es geht um eine Provinz in Tilea. Dort gibt es Probleme."
    "Probleme welcher Art, Exzellenz?"
    "Grenzprobleme. Einer der Landsherren von Tilea hat Truppen über unseren Grund und Boden marschieren lassen, zudem sind die Tileaner erbost über die Besteuerung ihrer Fenster. Ich befürchte einen Aufstand."
    "Besteuerung der Fenster, Exzellenz?"
    "Frage nur meinen Schatzmeister. Es war seine Idee."
    "Na Gut. Welche Art Hilfe können meine Truppen und ich bei dieser Sache leisten?"
    Antoine war gefasst auf jede Antwort, er wusste, das es vermutlich auf eine freundliche, öffentliche Rede oder eine Zurschaustellung guten Willens seitens der Bretonen werden würde. Und das nur für diesen Abschaum! ihm wurde wahrlich schlecht bei diesem Gedanken. Vor den Mördern seines Sohnes eine Rede halten! Er wollte vor Wut kotzen.
    "Antoine, ich möchte, dass du weißt, dass ich es wirklich im Guten versucht habe. Ich habe mit dem Landsherren gesprochen, aber er wollte nicht auf mich hören. Ich muss es tun, um vor den anderen Provinzen nicht das Gesicht zu verlieren."
    Antoine wurde hellhörig.
    "Was meint ihr, Exzellenz?"
    "Antoine, ich weiß, dass ich dir vertrauen kann. Du wirst mich in dieser Sache nicht enttäuschen, Aber ich schäme mich dafür, dass ich diese Bürde gerade dir auflasten muss. Wo doch dein armer Sohn..."
    Antoine wurde ganz zittrig vor Aufregung. Seine Melancholie war wie weggepustet, seine Nachdenklichkeit war von blindem Eifer ersetzt worden.
    "Was ist zu tun?" Er bemerkte gar nicht, dass er den Titel des Herzogs vergaß.
    Der Alte Herzog sah Antoine tief in die Augen, und er erwiderte den Blick. Eine Weile, die Antoine wie eine Ewigkeit vorkam, saßen sie einander schweigend gegenüber. Antoine hörte sein Herz in seiner Brust schlagen. Die Stimme des Herzogs erfüllte den ganzen Raum, als er ein Paar folgenschwere Worte aussprach.
    "Ich muss ein Exempel statuieren."
    Die Worte hallten einen Moment in dem Saal wider, lagen schwer darin und drehten sich in Antoines Kopf hin und her. Hatte er richtig gehört? Hatte er soeben Gelegenheit erhalten, den unverdienten Tod seines Sprosses zu rächen? Hatte er endlich wieder einen Grund zu kämpfen? Der Herzog ergriff wieder das Wort.
    "Du und deine Männer werden in ein kleines Dorf in der Nähe unserer Grenzen ziehen. Brennt alles nieder, aber verschont jene, die sich ergeben. Ich möchte nicht, dass durch eure Taten noch stärkere Unruhen entstehen. Ihr müsst euch vor Augen halten, dass die Tileaner uns nicht verachten, sondern unterstützen sollen. Euer Ziel ist, den nötigen Respekt vor... der Obrigkeit wiederherzustellen. Jeden, der eine Waffe trägt, betrachtet als Feind. Geht möglichst schnell vor, damit ihnen keine Zeit zur Reaktion bleibt. Hast du mich verstanden?"
    Antoine war wie vom Donner gerührt. Endlich konnte er das Ketzervolk abschlachten, dessen Hände mit dem Blut seiner Familie beschmutzt wurden. Er konnte es kaum fassen. Damit hatte sich sein einziger Wunsch auf der Welt erfüllt. Er stellte sich vor, wie die Soldaten vor ihm um Gnade flehen würden, und genau wie sie würde er keine Gnade kennen. Er würde die Männer des Dorfes zwingen, ihren Söhnen beim Verbluten zuzusehen, bis sie ihn um ihren eigenen Tod anflehen würden. Und als ein ehrenwerter Ritter Bretonias würde er ihnen diesen Wunsch nicht absprechen. In ihrem eigenen Blut würde er sie begraben, ihre Schädel auf seine Lanze gespießt...
    "Antoine!"
    Erschreckt von der plötzlichen Strenge in des Herzogs Stimme zuckte der Baron unwillkürlich zusammen. einen kurzen Moment fragte er sich, ob der alte Mann womöglich seine Gedanken gelesen habe. Dieser Gedanke beunruhigte Antoine mehr,als er sich eingestehen wollte.
    "Ja, Exzellenz?"
    Antoine mühte sich, seine Stimmer selbstsicher klingen zu lassen. Es fiel ihm nicht leicht.
    "Ob du mich verstanden hast."
    Antoine schuckte. Sein Herz schlug vor Erwartung bis zum Hals, und er musste die Kontrolle über seine zitternden Hände wiedererlangen.
    "Schweren Herzens werde ich meine Pflicht tun, aufdass sie Bretonia zum Ruhme gereiche. Ich reite noch heute richtung Tilea."
    "Ich wusste, auf dich ist Verlass, Antoine."
    Feierlich erhob der alte Herzog sich und legte Antoine eine Hand auf die Schulter. Der Baron spürte den Siegelring auf seinem Waffenrock.
    "Geh mit dem Segen der Herrin des Sees und dem meinen. Weiche nicht vom Pfad der Ritterlichkeit ab und lasse Gerechtigkeit dein Handeln bestimmen."
    Antoine lächelte, kaum merklich, und nicht wegen der Worte des Alten.
    "Das werde ich. Die Herrin wache auch über euch, Exzellenz."
    Ehe er sich abwenden konnte, hatte der Herzog ihn mit einem mal fest umarmt. Antoine spürte, wie die Hände des Adligen zitternd auf seinen Rücken klopften. Die Stimme des Herzogs war sehr leise geworden und Antoine glaubte zu hören, wie sie von leisem schluchzen gedämpft wurde.
    "Du ahnst nicht, wie sehr es mich schmerzt, Antoine. Du ahnst es nicht. Es tut mir so Leid, mein Freund... du ahnst... es nicht..."
    Antoine erwiderte die Umarmung. Er hatte das Gefühl, er ahnte es schon.


    Als Antoine des Chatillion den Konferenzsaal verließ, war er bester Laune. seine Männer warteten immer noch vor der Tür und hatten sich die Zeit mit einem Würfelspiel vertrieben.
    "Wie ist es gelaufen?", fragte Gaston.
    "Blendend!", sagte der Baron und lächelte.
    "Blendend."

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
    Necrons die Garde des Sepet-en-Ra (Der Herold der Abyss erhebt sich abermals...)
    Vampirfürsten, in Arbeit: die Frau, die Finsternis anzieht

  • Hab noch nicht wirklich gelesen, nur den Anfang mal überflogen. Was mich wundert, die Geschichte hat "nur" 461 Wörter zu viel, dann könnteste sie auch im Rahmen des Wettbewerbs veröffentlichen und würdest wahrscheinlich mehr Kommentare + ne Punktebewertung kriegen, wäre das nicht interessant?


    Wenn ja, dann kürz doch ein bisschen und hau sie da rein, denke Drachenzorn sollte sicher kein Problem damit haben, da du es ja erst nach Beginn des Wettbewerbs gepostet hast, sprech es aber zur Sicherheit nochmal mit ihm ab...


    Wäre einfach schön, wenn möglichst viele mitmachen würden beim Wettbewerb, daher gild der Aufruf hier auch an alle Leser da draußen :P

  • Klar wäre das interessant, aber ich komme einfach in so "weing" Worten zu keinem Ende. Ich schreibe gerade am 3. Kapitel dieser Story, jedes Kapitel ungefähr so lang wie das hier, aber komme noch lange nicht zum Ende! Vielleicht kann ich mir eine andere Story für den Wettbewerb ausdenken... werd DZ mal fragen, wie's ausschaut.


    Edit: Tut nicht Not, habe die Antwort eben dem Regel-Thread entnommen.

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

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    Einmal editiert, zuletzt von Rote_Ratte ()

  • Hey,


    hab die Geschichte gerade durchgelesen und muss sagen, dass sie mir echt gut gefällt. Einige interessante Handlungsstränge werden aufgezeigt, diese liebevoll mit Leben gefüllt und eine Verknüpfung deutet sich bereits an. Auch die Charaktere wirken durchweg sehr authentisch. Ich bin gespannt auf die nächsten Kapitel!


    Wirklich zu bemängeln hab ich nicht viel, manchmal ist deine Satzstellung für mich etwas verwirrend, zum Beispiel hätte ich statt:


    Die Tür fiel hinter Antoine donnernd in die Angeln.


    "Donnernd fiel die Tür hinter Antoine in die Angeln.", das ist aber wohl eher Geschmackssache. Ansonsten sind mir nur Kleinigkeiten aufgefallen einmal hast du bei Gesche(h)nissen das h vergessen und Amusement schreibt man glaube ich so, aber wie gesagt alles nur Kleinigkeiten.


    Zum Schluss ist mir dann aber doch noch ein inhaltlicher Fehler aufgefallen. Zumindest stelle ich mir unter ner Paraderüstung eines Bretonen ne Vollplattenrüstung vor, da wird es schwer durch das Metall hindurch den Siegelring auf dem Waffenrock zu spüren :P


    Abschließend fänd ich es schön, wenn du dir für den Wettbewerb noch was einfallen lässt, gerade weil mir die Geschichte echt gut gefallen hat! Vielleicht baust du eine der Ideen in Sachen Handlungssträngen einfach in eine eigene kleine Kurzgeschichte ein, so kann sich niemand beschweren, dass du ne Geschichte fortsetzt, du hast schon ne Grundstruktur/Idee und kannst überraschende Wendungen und ein anderes Ende einbauen, sodass du deiner eigentlichen Geschichte nicht zu viel vorwegnimmst. So hab ich das zumindest bei meiner Geschichte gemacht, bzw. überarbeite es noch, weiß aber auch noch nicht, ob die Grundgeschichte überhaupt hier veröffentlicht wird...

  • Danke, Don Kraevok! Freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt, speziell weil du ja selbst ein toller Geschichtenschreiber bist.
    Zu den Fehlern: Mea Culpa. Das mit der Rüstung erscheint mir tatsächlich etwas unlogisch... :O Es könnte höchstens ein SEHR großer Ring gewesen sein.
    Der Idee mit der Kurzgeschichte für den Wettbewerb habe ich bereits angenommen, bin schwer am tüfteln und, wer weiß, vielleicht wird ja wirklich eine Art "Verknüpfung" draus.
    Das nächste Kapitel kommt übrigens Montag.

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    Heinrich Heine

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    • Offizieller Beitrag

    Unter der Paraderüstung eines Bretonen stelle ich mir seine beste Kampfrüstung vor. Ein langes Kettenhemd, mit Essig und Sand auf Hochglanz poliert. Möglicherweise durch Plattenteile ergänzt. Volle Plattenpanzer sind den Bretonen aber unbekannt.


    Trotzdem dürfe es schwer werden den Ring auch nur durch den Gambeson zu spüren. Aber das ist ein kleiner Logik-Fehler, nix dramatisches.

  • Kapitel Zwei


    verdrehte Gerechtigkeit


    In Tilea war es Abend geworden. Felizia Murcatto hatte ihren Sohn bereits ins Bett gebracht. Sie hatte ihm seine Lieblingsgeschichte vorgelesen: "der edle Rittersmann". Darin ging es um einen Ritter, der sein ganzes Leben lang gutes getan hatte. Als er dann alt und gebrechlich auf seinem Sterbebett lag, erschien ihm eine Fee. Sie sagte zu ihm: "guter Ritter, du warst im Leben einer der besten Männer des Landes. Vor deinem Tode möchte ich dir einen Wunsch erfüllen." Der Ritter entgegnete: "ihr müsst mir keinen Wunsch erfüllen, gute Fee. Mein einziger Wunsch war, meinem Land und meinem Volk zu dienen, bis ich sterbe. Und das habe ich getan." Dann schloss der Ritter die Augen und war glücklich gestorben.
    Ihr Sohn sagte, wenn er groß sei, wolle er auch ein edler Ritter werden.
    Nun ging Felizia noch einmal in den Garten. Sie schlenderte an ihren Beeten vorbei und setzte sich auf das weiche Gras. Am Horizont warf die Sonne ihre letzten, goldroten Strahlen über den Himmel.
    "Träumst du schon wieder?"
    Ihr Ehemann hatte sich hinter ihr angeschlichen. Als Wachmann beherrschte er derartige Disziplinen wie kein zweiter.
    "Ich habe gerade über unser Leben nachgedacht, Gasparde."
    Ihr Mann spielte Entsetzen vor und schlug sich die Hände über dem Kopf zusammen.
    "Gütiger! meine Frau hat vor, mich zu verlassen!"
    Felizia lachte und blickte ihrem Angetrauten ins die Augen. Er setzte sich zu ihr und die beiden betrachteten den Sonnenuntergang. Als die rote Scheibe hinter den Horizont gerutscht war, schmiegte Felizia sich an die Schulter ihres Mannes.
    "Kannst du mir etwas versprechen?"
    Ihr Mann sah sie ernst an. Sein Blick verriet Entschlossenheit und Hingabe.
    "Versprich mir, dass es immer so bleibt."
    Gasparde lächelte und zog seine Frau näher an sich heran.
    "Für immer. Versprochen. In Hundert Jahren wirst du immer noch durch die Felder wandern und den Sonnenuntergang beobachten. Das schwöre ich dir."
    Felizia war gerührt.
    "Und du? wo wirst du sein, wenn ich über die Felder streife und den Himmel anstarre?"
    Ihr Mann nahm ihre Hand und hielt sie fest. Sanft, aber bestimmt. seine andere Hand wanderte in seine Westentasche und zog etwas kleines, glänzendes hervor. Er steckte seiner Gemahlin behutsam einen Ring an ihren Finger.
    Felizia besah sich das Schmuckstück genau. Es war von silberner Färbung, glatt und eben an fast jeder Stelle außer drei Fassungen, in die wunderschöne grüne Edelsteine eingearbeitet waren - Zwei kleine und ein größerer, kreuzförmiger. Der Ring war bildhübsch.
    "Gasparde, wie kannst du dir so etwas..."
    "Selbst, wenn ich schon lange in meinen Grab vermodere," begann Gasparde mit ernstem Gesicht, "werde ich immer in deinem Herzen leben. Und diesen Ring nimm auch du mit einem Versprechen an, Felizia."
    Felizia nickte. Tränen der Rührung ließen ihre Worte untergehen.
    "Vergiss niemals, wie sehr ich dich immer lieben werde. Mehr als alle Reichtümer und alle Menschen auf der Welt."
    Felizia nickte erneut und fiel ihrem Gatten um den Hals.
    "Das werde ich niemals vergessen."
    Sie war in diesem Moment eine wahrhaft glückliche Frau.
    "niemals."


    Am nächten Tag war Felizia früh auf den Beinen. Ihr Mann schlief und schnarchte neben ihr, tief und fest. Ihr Sohn lag ebenfalls noch in tiefem Schlummer. Felizia hingegen war putzmunter. Sie fühlte sich, als könnte sie Berge versetzen. Nachdem sie ein kühles Bad genommen und sich angekleidet hatte, gab es nichts mehr für sie zu tun. Die Sonne war noch nicht einmal vollständig aufgegangen, und die Arbeit von Gasparde als Wächter begann erst am Nachmittag.
    Felizia setzte sich also in ihr Wohnzimmer und überlegte, was sie tun könnte. Gelangweilt schaute sie sich in ihrem Haus um, doch sie entdeckte keine lohnenswerte Tätigkeit.
    Ihr Blick fiel auf ihren neuen Ring. Er sah sündhaft teuer aus. Das Silber glänzte und Felizia konnte ihr verkleinertes Spiegelbild darin erkennen. Wo Gasparde ihn wohl her hatte? Felizia kannte keinen Kunstschmied im ganzen Dorf. Ob der Ring magischen Ursprungs war? In einem abgelegenen Winkel des Dorfes lebte angeblich ein Zauberer, der sich auf das herstellen magischer Gegenstände verstand. Doch würde ein solcher seine Arbeiten so freimütig verkaufen? vielleicht hatte Gasparde einen wahnsinnig hohen Preis veranschlagen müssen...
    Felizia schüttelte hastig den Kopf. Ihre Fantasie spielte ihr bestimmt nur einen Streich. Wenn man zu viel Zeit hat, hatte ihr Großvater immer gesagt, macht man nur dummes Zeug.
    Sie überlegte, wie sie sich bei ihrem Mann dafür revanchieren könnte. Nach einigen anrüchigen, aber schnell verworfenen Ideen (ihr Sohn war ja immer noch im Haus...) ersann sie eine Überraschung. Während ihre Männer noch schliefen, wollte Felizia ins Nachbardorf gehen und dort ein zünftiges Essen organisieren. Vielleicht hatte sie noch genug Geld für eine schöne Torte oder ein Paar Stücke Kuchen. Das würde allen Familienmitgliedern zugute kommen. Ein wenig Luxus musste selbst in einem harten Leben manchmal sein. Leise wie eine Einbrechererin holte sie ihre Börse aus dem Schlafzimmer und steckte sie in die Tasche ihres Gewands. Als sie das Haus verließ, machte sie die Tür sacht hinter sich zu. Sie blickte sich noch einmal um und ging dann die Straße hinunter.
    Die dunklen Sturmwolken am Himmel bemerkte sie gar nicht.


    Die Winde von Shyish, Ulgu und Chamon bliesen heftig, und das uralte, böse Wesen musste sich nicht besonders anstrengen, um die Spur zu finden, die es suchte. Seit vielen Jahren hatte es derartige Vorkommnisse nicht mehr erlebt, und die Intensität der magischen Energien nahm immer noch zu. Das Wesen erinnerte sich an das goldene Zeitalter seiner Rasse, als der große Fürst der Carsteins die Winde der Magie meisterte und den Tod bezwang. Jahrzehnte und Jahrhunderte waren seitdem vergangen, doch noch immer wehten schwache Echos von Vlads nekromantischen Anrufungen durch das Land. Es zweifelte nicht, dass der alte Vlad auch indirekt für dieses Spiel der Winde der Magie verantwortlich war, und es empfand es als ausgesprochen passend, dass sein Meister der arkanen Studien durch dieses Unwetter aus seinem lethargischen Schlummer erweckt wurde. Fast hatte es sein Ziel erreicht, und sein mitternachtschwarzes Reittier, ähnlich einem Pferd, nur größer, wilder und mit einem seelenlosen Glühen in den Augen, schnaubte vor Energie. Ja, die toten Kreaturen der Welt reagieren mit erstaunlich viel Vitalität auf die magischen Stürme... der untote Nachtmahr machte dabei keine Ausnahme.
    Die finstere Kreatur fühlte sich ebenfalls so vital wie schon lange nicht mehr. Seine scharfen Ohren hörten das rumoren eines in aller Eile voranrauschenden Schicksals.
    Das fintere Wesen hörte auf viele Namen, doch es selbst bezeichnete sich als Haliax von Carstein, ein Spross aus einem verfluchten Adelsgeschlecht, gesegnet mit den Gaben der Nachtfürsten: ein Unsterblicher, dessen magische und kämpferische Begabungen jedem Sterblichen ewig verwährt bleiben, denn für Haliax spielte die Zeit keine Rolle. Er konnte die Winde der Magie manipulieren und sein unseliges Dasein als alter, verrottender Leichnam fristen und dennoch unter den Lebenden wandeln, für den geringen Preis eines Bluopfers alle Paar Jahre. In ihm schlug kein Herz, in ihm floss kein Blut. In ihm brannte nur das Feuer der Boshaftigkeit und ein immerwährender Hass auf alle Lebenden.
    Haliax von Carstein, der Vampir, ritt mit sagenhafter Geschwindigkeit auf Felizia Murcattos Heimatdorf zu.


    Auch Antoine des Chatillion ritt mit seinen Mannen durch die Tileanische Dorfgegend.
    Er hatte eine Ewigkeit auf diesen Augenblick gewartet. Er hatte davon geträumt, hatte sein ganzes Dasein darauf ausgerichtet, seit sein Sohn dem ungerechten Schicksal erlegen war. Antoine war kein Fantast. Er wusste, dass das Blutvergießen, welches er schon in wenigen Stunden anrichten würde, seinen Sohn nicht wieder zurückholen würde. Doch es war nicht der Wunsch nach Wiederherstellung, der in dem Baron brannte - es war der Wunsch nach Gerechtigkeit.
    Immer hatte sein Sohn nur das Richtige im Leben getan. Er hatte sich nicht auf Mädchen eingelassen, hatte nie seine Ehre beschmutzt mit sinnlosen Akten der Grausamkeit, war stets eine bescheidene, ritterliche Seele im Dienste Bretonias und der Herrin des Sees gewesen.
    Nun lag er kalt und vermodernd in der Erde.
    Die Tileaner jedoch waren ein korruptes, bestechliches Volk, dessen Leichtsinn die widerwärtigen Skaven nach Bretonia einwandern ließ. Die Tileaner verbrachten die meiste Zeit ihres Lebens entweder auf schmutzigen Gehöften oder in protzigen, überladenen Palästen, welche bis zum Rand mit Beutegut aus sinnlosen Kriegen behängt waren. Sie waren ein Greuel für jeden Mann und jede Frau, denen die Begriffe von Ehre, Treue und Tugend geläufig waren.
    Antoine hatte auf den Gral geschworen die Sünder zu bestrafen und die Missetäter ihrem verdienten Schicksal zukommen zu lassen. Das war seine Pflicht als Ritter von Bretonia und als tugendhafter Mann. Mit Feuer und Schwert würde er die Tileaner Respekt lehren, Respekt vor ihren Beschützern, den edlen Männern der Herrin.
    Antoine ließ seinen Blick über seine versammelte Gefolgschaft schweifen. Seine treuesten Anhänger, Hauptmann Phoebus und Korporal Gaston, ritten auf ihren Schlachtrössern neben ihm her.
    Phoebus war ein Freund seines Sohnes gewesen und hatte im selben Regiment gekämpft. Er hasste die Tileaner seit dem tragischen Ende seines Standartenführers mit versessener Inbrunst und schien mehr als bereit, ihnen entgegenzutreten. Sein Kriegshammer, den er an der rechten Seite trug, glänzte matt im schwachen Sonnenschein. Antoine setzte Phoebus als Anführer eines kleineren Kavalleriezuges ein, wo seine heißblütige Veranlagung am besten zu Geltung kommen sollte.
    Korporal Gaston war seit 12 Jahren der Verwalter von Antoines Länderein und gleichzeitig oberster Aufseher in der Burg. Er war ein misstrauischer alter Krieger, dessen Jahrelanger Dienst an der Waffe ihn zu einem engen Freund und wichtigen Vertreter des Barons gemacht hatten. Jedoch war Gaston von eher niederer Herkunft und brachte es damit nie zu einem Ritter Bretonias. Er focht in der Schlacht meistens mit den einberufenen Landsknechten, die ihn als Zierde ihres Standes verehrten. Antoine schätzte seine ehrliche und unbefangene Seite.
    Die zum Auftrag zusammengerufene Streitmacht umfasste etwas mehr als 60 Mann, die Befehlshaber nicht eingerechnet. Sie bestand hauptsächlich aus einberufenen Bogenschützen von Antoines Burg und einigen fahrenden Rittern, die dieses Spektakel interessant oder vielversprechend zu finden schienen. Eine weitere Komponente des Zuges wurde von dem Herzog persönlich gestellt: seine fünf besten Ritter, von denen zwei bereits ihre Queste absolviert und damit den höchsten Ritterstand erreicht hatten. Antoine fühlte sich unter ihren gestrengen Blicken nicht wohl. Vielleicht verstanden diese Männer die Dringlichkeit dieser Mission nicht. Vielleicht dachten sie, die Tileaner seien die Opfer in diesem Spiel.
    Antoine sah hoch zum Himmel. Dunkle Wolken schoben sich vor die Sonne und tauchten die Szenerie in ein trübes grau. Der Himmel hatte auch so ausgesehen, als der Sarg seines Nachkommen in der kalten Erde versunken war.
    Antoine würde ihnen zeigen, wie sehr sie sich irrten. Gastons knarrige Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    "Baron! seht nur dort!"
    Gaston deutete mit dem Finger auf den Horizont, Antoine folge dem ausgestreckten Zeigefinger seines Korporals und erspähte etwas. Es war ein Haus, gebaut aus roten Ziegeln mit einem abgeflachten Dach. Es gab dort noch viele andere Häuser derselben Machart, doch schien dieses etwas größer. Antoines Zug hatte das Ziel des Exempels gefunden.
    Die Schar ritt auf das Zeichen des Barons die Straße weiter entlang. Antoine war der erste, der den Hauptplatz des kleinen Dorfes erreichte. Er fühlte sein Herz vor Aufregung höher schlagen. Majestätisch schwang er sich von seinem Pferd und gab seinen Soldaten das Zeichen, den Platz zu umstellen. Antoine sah, wie die Dorfbewohner sich um ihn scharten und sah die Verwirrung in ihren Gesichtern. Er steuerte auf eine große Statue im Zentrum des Platzes zu, welche einen nationalen Helden zeigte, der mit einem schmalen Schwert einen Skaven niederstreckte. Antoine rief mit seiner Rednerstimme in die aufgebrachte Meute.
    "Bürger Tileas! im Namen des ehrenwerten Herzogs Frederîc Louis des Rêmans wird auf dieses Gebiet, unter der Schirmherrschaft Bretonias stehend, Aufgrund der unerlaubten Truppenbewegungen über bretonischen Grund und Boden und eurer Weigerung zur Bezahlung der Fenstersteuer eine Strafe auferlegt! Hiermit verkünde ich als Stellvertreter des..."
    Weiter kam Antoine nicht. Eine überreife Tomate hatte ihn im Gesicht getroffen. Die Menge war außer sich.
    "Wir sind nur Bretonias Sklaven!", grölte einer.
    "Dies ist keine Schirmherrschaft, das ist Tyrannei!" brüllte ein anderer.
    Ein besonders mutiger Mann, in die typische Kluft eines Wächters gekleidet, trat vor. Antoine wischte sich den Tomatendreck aus dem Gesicht und trat ihm gegenüber.
    "Ritter Bretonias," begann der Wächter in ungewöhnlich gutem bretonisch.
    "euer Herzog will seinen Zehnten haben, aber unsere Felder reichen kaum uns selbst über den Winter zu bringen. Und nun kommt ihr in eurer feinen Rüstung daher und wollt uns dafür bestrafen, dass wir leben wollen? Euer Herzog wird von uns nichts kriegen. Es gibt einfach nichts zu holen. Geht nachhause, und nehmt eure Dienerschaft mit. Wir wollen hier keinen Ärger mit euch haben, aber wir sind bereit uns gegen eure Schikane zu wehren!"
    Die Meute der Tileaner johlte. Einige hatten Waffen oder Werkzeuge gezückt, um die Besatzer zu vertreiben.
    Antoine war zornesrot. Dieser spitzbärtige Rädelsführer hielt sich wohl für besonders clever. Doch Antoine wusste einen Weg, ihm das selbstsichere Funkeln aus den Augen zu wischen. Er trat langsam auf den Wachmann zu. immer näher, bis er die roten Äderchen in den Augen des Mannes erkennen konnte. Er sah ihm tief in die Augen.
    "Bürger Tileas..."
    Antoine zog ohne ein Geräusch sein Schwert aus der Scheide und stach es dem Wachmann tief in die Magengrube, einmal, zweimal, glatt und präzise. Die Klinge glitt in Gaspardes Körper und wieder hinaus, und das einzige Geräusch, dass dabei erklang, war das Prasseln von beginnendem Regen. Blut befleckte die Bodenplatten des Hauplatzes und breitete sich in dunklen Flecken auf Gaspardes Uniform aus.Er wankte noch ein paar Augenblicke, dann fiel er mit einem klatschenden Laut auf den Boden und die tieanische Schar heulte entsetzt auf. Der Wachmann röchelte noch kurz, sah ungläubig zu seinem Mörder auf, seine Augen wurden trübe. Ein seltamer Laut, ein abgehacktes Geräusch, drang aus seiner Kehle. Blut rann dabei aus seinem Mund. Dann stach Antoine ihn noch einmal wie aus Gnade ins Herz und er lag regungslos im Staub. Ein kleiner Junge aus den vorderen Reihen schrie lauthals. Antoine gab seinen Soldaten das Signal, er hörte Bogen spannen und Waffen klirren. Die Stunde der Abrechnung war endlich gekommen. er tat dies nicht für sich, nicht für den Herzog, nicht für sein Land - einzig und allein für die Gerechtigkeit. Antoine breitete seine Arme zu einer pompösen Geste aus und rief den Rest des Satzes zum Himmel hoch, aufdass sein Sohn ihn hören möge.
    "...hiermit ist euer Leben verwirkt!"
    Blutrünstiges Gelächter ging in den Schreien und Wehklagen der Tileaner und dem Prasseln des Regens auf den Pflastersteinen unter.


    Nächstes Kapitel am Donnerstag.

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
    Necrons die Garde des Sepet-en-Ra (Der Herold der Abyss erhebt sich abermals...)
    Vampirfürsten, in Arbeit: die Frau, die Finsternis anzieht

  • Wirklich sehr schön geschrieben.
    Eine Sache die mir ins Auge gefallen ist:

    Zitat

    Jedoch war Gaston von eher niederer Herkunft und brachte es damit nie zu einem Ritter Bretonias.


    Es ist zwar nicht üblich in Brettonia aber durchaus möglich von einem Bauer / Handwerker in den Ritterstand zu kommen. Dafür muss man nicht weniger tun als ein fahrender Ritter, sprich eine Heldentat/Queste erfüllen. Es kann auch passieren das wen der Herscher über ein Dorf verstirbt ohne Söhne zu hinterlassen und somit das Dorf schutzlos ist das aus den Reihen der Dörfler jeder der sich stark genug fühlt auf eine Queste geschickt wird und bei bestehen dieser selbst die Herschaft übernimmt (und die Hand der Tochter, wenn vorhanden)

    I don't need Vampire: 14000 Punkte

    Their sympathy Tyraniden: 6000 Punkte
    I know who I am Tau: 5000 Punkte

    ▲ ▲

  • Kapitel Drei


    Das Leid des Lebens


    Felizia Murcatto ahnte von alledem noch nichts.
    Glücklich und ein Liedchen summend lief sie die Straße in Richtung Heimat entgegen. Sie hatte ein köstliches Stück Torte vom Händler erworben und freute sich darauf, ihren Mann und ihren Sohn damit zu beschenken. Der Regen machte ihr kaum etwas aus. Ihr Gewand wurde zwar etwas nass, aber das konnte man bestimmt wieder hinbekommen.
    Mit einem mal spitzte Felizia die Ohren.
    Hatte sie jemanden schreien gehört? Nein, bestimmt nicht. Ihre Einbildung hatte ihr einen Streich gespielt, das war alles. Sie setzte ihren Weg fort. Etwas schnelleren Schrittes.
    Da! schon wieder!
    Felizia hatte ganz sicher etwas gehört, und es klang nicht gut. Jemand hatte irgendetwas geschrien... Sie blieb stehen und lauschte. Sie hoffte, dass niemand verletzt war. Hier draußen konnte es gefährlich sein... Womöglich waren die heimtückischen Rattenmenschen im Schutz des Sturms an die Oberfläche gekommen? Das wäre fürchterlich! Diese abscheulichen Kreaturen waren zu allem fähig. Sie beschleunigte ihren Schritt erneut. Hoffentlich ging es all ihren Freunden und ihrer Familie gut! Sie brachte schnell eine ordentliche Strecke hinter sich, bis sie auf einer kleinen Anhöhe stehen bleiben musste, um zu verschnaufen. Den Kopf gesenkt und die Hände auf ihren Knien atmete Felizia stoßweise ein und aus. Als sie den Kopf hob, erblickte sie es.
    Ihr Dorf stand unter Beschuss.
    Sie sah einige der Bürger panisch davonrennen, singende Bögen und gellende Schreie durchschnitten die Stille. Ihr Herz fühlte sich an, als hätte ein grausamer Dämon es zwischen seinen Pranken zerquetscht. Sie schüttelte den Kopf. Dies konnte nicht wahr sein! Es durfte nicht wahr sein! Felizia hatte ihr ganzes Leben in diesem Dorf verbracht, hatte dort Freunde und Verwandte und ein Leben. Wenn das Dorf zerstört wäre, dann... Sie spannte all ihre Muskeln an, doch sie war so hilflos wie eine Maus in der Falle.
    Felizia rannte mit der Kraft der Verzweiflung in ihrem Herzen weiter. Tränen der Hoffnungslosigkeit ronnen über ihre Wangen und ihre Lungen schmerzten vor Anstrengung. Dennoch trieb sie die lächerliche Hoffnung vorwärts, etwas unternehmen zu können.


    Auch Haliax von Carstein war in aller Eile. Er trieb sein untotes Ross zum größten Tempo an, zu dem es fähig war, doch das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen. Die Winde, die eben noch aufsteigende Glorie und schreckliche Verschwendung von Leben vorhergesagt hatten, wehten jetzt in orkanartiger Stärke und zogen hastig weiter gen Süden. Doch da lag noch etwas in der Luft.
    Halix keuchte vor Zorn. Er spürte in seinem verdorbenen Herzen die Gegenwart seines uralten Feindes. Die Bretonen hatte sich nach Tilea begeben... Und sie streuten Salz in seine Suppe.
    In der Ferne erpähte der Vampir das Dorf. Die Winde tosten um die roten Ziegelbauten, Leben wurde hier ausgelöscht.
    Verdammt, dachte der Vampir. Diese verabscheungswürdigen Pferdemenschen würden noch die Abläufe des Schicksals verändern! Haliax' Fäuste ballten sich vor Zorn, wobei sich seine langen Fingernägel in sein kaltes Fleisch gruben. Er wollte eingreifen, doch die Vernunft siegte über seinen Zorn. Er würde sein Unleben zwar teuer zu verkaufen wissen, doch durch sein Eingreifen gefährdete auch er die Abläufe des Schicksals. Es war am besten, die Bretonen bei ihrem Massaker an den Landbewohnern nicht zu stören.So blieb dem untoten Fürsten nichts anderes übrig, als am Rande des Geschehens abzuwarten. Der Duft des Todes kitzelte seine Nase, und um ihn herum krochen wie makabere Nebelschleier die Winde von Ulgu, die Vorboten der Verzweiflung. In der Ferne sah er eine junge Frau heraneilen. Ihr folgten unerklärliche Abnormitäten in den Winden von Shyish, den Todeswinden.Haliax kicherte vergnügt.
    Es war wirklich interessant geworden.


    Antoine hatte auf diesen Moment seit Jahren hingearbeitet und kostete ihn nun voll und ganz aus. Er trieb einem, mit einem Hackbeil bewaffneten Bauern sein Schwert in den Magen. Der Mann klappte kreischend zusammen, versuchte erfolglos sein Blut zu stillen, das wie ein makaberer Wasserfall aus seiner Wunde floss. Antoine hatte währenddessen ein weiteres Opfer erpäht.
    Ein älterer Mann stürmte brüllend auf ihn zu, einen Hammer über dem hässlichen Haupt schwingend. Antoine wich dem plumpen, behäbigen Schlag mühelos aus und trennte dem Tileaner mit einem gezielten Streich den Kopf von den Schultern.
    Bei der Herrin, niemals hatte er sich so befreit gefühlt!
    Mitten in dem Getümmel aus Leibern, Waffen und Gebrauchsgegenständen hielt Antoine inne und besah sich sein Werk.
    Überall lagen die gebrochenen Körper des tileanischen Abschaums. Die Mörder seines Sohnes waren ihrer gerechten Strafe zugekommen. Antoines Blick wanderte über die roten Ziegelhäuser...
    Mit donnernder Stimme rief Antoine nach seinem Hauptmann.
    "Phoebus!!"
    Der junge Ritter focht mit einem Bauern, der sich als provisorische Waffe eine Sense organisiert hatte. Doch der Bretone hatte die Gefährlichkeit dieser Waffe unterschätzt: Wenn sie von wütender Kraft geschwungen wird, weiß nicht einmal der Benutzer, wohin die Schneide schlägt. Dieses Unwissen hatte Phoebus offenbar Zwei Finger gekostet. Er kämpfte ohne Schild, presste seine verwundete Hand an seine Brust. Nun sah er kurz zu seinem Herren auf.
    "Ja, Sire?" seine Stimme war angeschlagen und keuchend.
    Antoine wies auf die roten Gebäude.
    "Brennt sie nieder!"
    Ein wölfisches Grinsen huschte über Phoebus` erschöpftes Antlitz. Mit einem schnellen Streich entledigte er sich seines Gegners, bevor er antwortete.
    "Jawohl, Sire!"
    Er vollzog knappe Gesten in Richtung der Landsknechte. Selbige verstanden offenbar. Sie griffen sich einige der mitgeführten Fackeln und stürmten in die Häuser. Schon bald stieg schwarzer, dicker Rauch auf. Antoine sog ihn ein wie den Geruch einer seltenen Blume. Was könnte diesen Genuss, diesen Rausch der Rechtschaffenheit, nun noch verderben?
    Als hätte eine seltsame Macht seine Gedanken erraten, hörte der Baron ein grauenvolles Geräusch hinter sich. Einen Schrei, ausgelöst durch den Schrecken des Todes, der von tiefem Elend und einer zertrümmerten Seele kündete. Ein Schrei, wie man ihn bei dem Untergang der Welt erwarten würde, denn die Hoffnung war mit diesem erschütternden Laut aus dem Körper gefahren. Zurück blieb nur...
    Eine Frau. Antoine hatte sich, als er den Markerschütternden Klageschrei von Felizia Murcatto gehört hatte, erschrocken umgedreht. Er sah die junge Frau im blutigen Schlamm stehen, das Haar hing in nassen Strähnen in ihr schönes Gesicht, aus dem aber jede Farbe gewichen war, und ihre Augen waren vor einem unsagbaren Schrecken verschlossen. Ihr Hemd, das einst weiß gewesen sein mochte, war von Nässe, Dreck und Blut getränkt, und in ihren zitternden Armen wiegte sie etwas.
    Es war ein Kind.
    Antoines Herz wurde mit einem mal von einer unerklärlichen Welle der Kälte erfasst. Er fühlte, wie seine Knie weich wurden und wie das Blut in seinen Adern regelrecht gefror. Sein Verstand wurde von tausend Fragen gleichzeitig erschüttert, doch eine blieb in seiner Seele haften und ließ ihn auf der nassen Straße auf die Knie fallen:
    habe ICH das getan?
    Die Frau klagte in ihrer Muttersprache unentwegt weiter, wiegte ihren toten Sohn in den Armen und hielt ihre Augen fest verschlossen. Dieses Blid brannte sich in Antoines Gehirn ein wie ein böser Fluch. Er konnte seinen Blick nicht abwenden von diesem Drama der Mutterliebe, konnte sich nicht mehr umdrehen zu seinen Männern, die die Häuser plünderten.
    Mit einem Mal empfand Antoine einen furchtbaren Ekel vor seinem blutigen Schwert und ließ es angewidert in den Dreck fallen.
    Er wandte sich von der, von ihm ausgelösten, Tragödie ab und besah seine Männer.
    Sie töteten jeden übriggeliebenen mit unbarmherziger Wut. Sie kämpften mit Schwert, Bogen und Lanze gegen Männer, die sich mit Heugabeln bewaffneten. Antoine empfand etwas in seinem verstockten Herzen. Es fühlte sich seltsam an, schlicht... Falsch.
    Mit zittriger Stimme rief er in die marodierende Armee.
    "Zurück! Zurück! lasst alles stehen und liegen! zurück nach Bretonia!"
    Er drehte sich nicht einmal mehr um, um die fragenden Gesichter seiner Leute zu betrachten. Er schwang sich wieder auf sein weißes Ross und preschte über die Felder Richtung Osten.
    Er wusste nicht, was er getan hatte oder was er tun sollte. Doch eines wusste er:
    mit Gerechtigkeit hatte dies nichts zu tun.
    Er war schon fast eine Meile vom Ort des Geschehens entfernt, als all seine Männer ihm folgten.


    Felizia Murcatto blieb völlig allein im Dorf ihrer Kindheit und Jugend zurück, ihren toten Sohn in den Armen wiegend. Sie brachte es nicht fertig, die Augen zu öffnen, solche Angst vor dem um sie befindlichen Grauen hatte sie. Sie konnte nichts tun als auf ihren wunden Knien sitzenzubleiben, zu weinen und sich nach dem Warum zu fragen.


    Haliax von Carstein sah den Bretonen nach, die sich mit rasender Geschwindigkeit dem Horizont näherten. Sie hatten offensichtlich alles Leben im Dorf ausgelöscht. die Winde des Todes bliesen stärker denn je, und Ulgus Nebelschwaden lagen über jedem Dach. Haliax hatte die Chance vertan und musste sich wieder der Wacht in seiner Gruft hingeben. Gerade als er seinen Nachtmahr zum kehrtmachen anspornen wollte, bemerkte er etwas.
    Es war eine Seele, eine lebende Seele, irgendwo in diesem Dorf. Schatten und Tod lagen auf ihr, doch ein Feuer brannte schwach, aber mit der Hitze von tausend Sonnen in ihr. Haliax durchfuhr ein Schauer, als er sich der einmaligen Gelegenheit gewahr wurde. Er spürte die Präsenz des Schicksals. Er las die Zukunft aus ihm heraus und erblickte einige Dinge, die er als... interessant empfand.
    Es war eine herausragende Möglichkeit, wieder aktiv zu werden! Haliax könnte den Zirkel wieder zusammenrufen und sich einen Aspiranten zulegen, einen würdigen Mitstreiter im Kampf gegen die Sterblichen. Nicht ehrgeizig, sondern leicht zu kontrollieren und willig zu dienen, im Austausch für Macht, Unsterblichkeit und eventuell... Vergeltung.
    Haliax von Carstein stieg von seinem Ross. Seine Rüstung klapperte am Körper, als er am Boden auftrat. Er schlenderte langsamen, aber entschlossenen Schrittes ins Dorf von Felizia Murcatto.
    Es gab keine besseren Diener als jene, die nach Rache dürsteten.



    By the way: Danke an Morgwath für die Info, die ich sogar gesucht habe, aber nicht fand, und seinen Kommentar im allgemeinen. :)

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
    Necrons die Garde des Sepet-en-Ra (Der Herold der Abyss erhebt sich abermals...)
    Vampirfürsten, in Arbeit: die Frau, die Finsternis anzieht

  • Also das geht doch mal rasant weiter hier in den Kapiteln. Die einzelnen Handlungsstränge verdichten sich immer mehr und was schon abzusehen war, scheint sich zu bewahrheiten (Dorf wird von Antoinne angegriffen, Felizia wird Vampirin etc.).
    Allerdings stören mich diesmal ein paar mehr geschichtstechnische Kleinigkeiten, aufgrund von akutem Zeitmangel werde ich die auch nur kurz aufführen und die vergessenen Buchstaben oder dergleichen (erinner ich mich gerade nicht mehr wirklich dran) weglassen!


    Zunächst einmal finde ich es etwas seltsam, dass die Dorfbewohner so offen feindselig gegenüber den Bretonen auftreten. Klar, sie werden von ihnen ausgebeutet, es ist ne Art von "Fremdherrschaft", aber ich glaube nicht, dass größtenteils unbewaffnete Bauern so auf Krieger losgehen, wenn die schon ihr gesamtes Dorf umstellt haben. Da hätte ich mir eher vorstellen können, dass sie zunächst einlenken zu scheinen, um dann einen Hinterhalt zu legen und damit den Bretonen endgültig den Grund für die Zerstörung des Dorfes geben. Oder halt, dass Antoinne Gasparde mehr ohne Grund niederstreckt und das ganze dann eskaliert, aber so ist mir Gasparde für die Situation in der er und sein Dorf steckt, etwas zu forsch.


    Was ich dagegen sehr gut finde ist der Anfang mit dem Ring und Gasparde/Felizia... Allerdings versteh ich das "niemals" am Ende des Absatzes irgendwie nicht so richtig, wiederholt sie das leise nochmal für sich, so als Bestätigung, oder wie ist das gedacht?!?


    Dann die Sache mit der Heldenstatur, die einen Skaven niederstreckt. Ich bin nicht wirklich bewandert in der Geschichte der Skaven und Tilea, aber meines Wissens nach wird die Existenz der Skaven, zumindest im Imperium, von der Obrigkeit geleugnet und ist eher den Charakter eines Mythos/Schreckensgeschichte bei dem einfachen Volk. Dann ne Statur von einem Helden, wie er eine dieser Kreaturen niederstreckt passt nicht. Kann aber auch sein, dass ich da nicht richtig liege, bin bei Skaven nicht so sattelfest, aber du solltest es ja sein, alte rote Ratte :P


    Dann die letzte Sache zu dem 2. Kapitel. Die von Carsteins sind ja aus Sylvania, wenn ich mich nicht irre. Klar kann es sein, dass es einen der Vampire, gerade einer der weniger bekannten, bis nach Tilea geschafft hat, bzw. bis dahin verfolgt wurde, fände es aber zumidnest schön, wenn dazu noch was kommen würde, also warum er sich gerade da aufhält. So klingt es in meinen Ohren etwas weit hergeholt, ich schätze aber, dass irgendwas mit dem Ring in Sachen Carsteinring oder dergleichen abgehen wird, daher muss es wohl ein von Carstein sein. Mach in nem kleinen Unterkapitel vielleicht nen Rückblick oder sowas von Haliax, damit du diese Lücke schließen kannst!


    So, dann zu Kapitel 3:

    Mit einem mal spitzte Felizia die Ohren.


    Hatte sie jemanden schreien gehört? Nein, bestimmt nicht. Ihre Einbildung hatte ihr einen Streich gespielt, das war alles. Sie setzte ihren Weg fort. Etwas schnelleren Schrittes.


    Da! schon wieder!


    Das klingt mir irgendwie zu direkt. Klar kennen wir alle diese Art von Situation aus Filmen oder anderen Geschichten, hier wirkt es allerdings irgendwie etwas deplaziert, bzw. geht zu schnell hin und her, hat sie nun was schreien gehört, nein Einbildung, dann wieder... Hoffe du verstehst was ich meine!


    Die Sache mit den Winden der Magie und Haliax verwirrt mich ehrlich gesagt etwas. Zunächst sehen sie total interessant aus für ihn, dann wiederum ziehen sie ab und er ist enttäuscht oder so und dann wird es doch wieder interessant. Für mich fehlen da die Verknüpfungen, warum es interessant war, bzw. nicht mehr, bzw. wieder. Allerdings vermute ich, dass du hier den Hauch von Unwissenheit beim Leser behalten willst, um Spannung aufzubauen, finde ich an sich gut, allerdings müsstest du die Teile da vielleicht noch etwas überarbeiten, um in dem Leser mehr Bilder zu erzeugen, von dem was passiert und was der Vampir fühlt. Erklären brauchst du nicht unbedingt direkt, was das bedeutet, aber so hüpft es für mich ohne erkenntlichen Hintergrund hin und her...


    Die Wende in der Reaktion des Barons finde ich dagegen ziemlich schön. Zeigt, dass dieser Sack von Ritter neben seiner ganzen Verbitterung wohl doch noch ein bisschen was von dem in sich zu tragen scheint, was er an seinem Sohn so gemocht und geschätzt hat! Ich hatte eigentlich mit einer tödlichen Verwundung von Felizia gerechnet, die der Vampir dann nachdem die Bretonen abgezogen sind "heilt", so gefällt es mir aber besser!



    Insgesamt immer noch sehr schön und ich bin gespannt wie es weitergeht, auch wenn sich ein paar mehr Fehler eingeschlichen haben. Aber je größer und komplexer eine Geschichte wird, desto härter wird es, den Überblick zu behalten, daher hoffe ich wie immer, du nimmst die Sache als positives Feedback mit und vielleicht kannst du ja mit meinen Anmerkungen hier und da etwas anfangen, ist immer wichtig, dass neutrale Leute auch nochmal unvoreingenommen über das Geschriebene drübergehen und eingehend und ehrlich bewerten finde ich ;)


  • In eigener Sache: Leider ist mein PC gestern mit verheerender Endgültigkeit abgestürzt und riss im Todeskampf die kommenden zwei Kapitel mit sich... Da ich hier, auf der Arbeit, kaum Zeit zum tippen habe, müsst ihr euch noch etwas gedulden, Sorry...

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
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  • Kapitel vier


    Angebot


    Felizia blieb völlig allein, dreckverschmiert und leise wimmernd auf dem Nassen Pflaster zurück, ihren kalten, erstarrten Sohn unablässig in den Armen wiegend. Alles woran sie lebtags geglaubt hatte, worauf sie hingearbeitet, was ihr Kraft gegeben hatte, war nun fort. Sie konnte und wollte das nicht glauben! Bretonia war ein riesiges, einflussreiches Königreich mit Millionen von Untertanen, Tilea war ein Sammelsoriom zerütteter Stadtstaaten, regiert von Gecken, Tyrannen und Monarchen. Sie hatte die rechtschaffenen Bretonen immer bewundert, wie sie ihren Kodex von Ehre und Tugend lebten und in der ganzen Welt verbreiteten. Warum, fragte sie sich, warum sollten die Ritter dieses mächtigen Landes Bauern und Handwerker erschlagen? Ihr Verstand war mit der Verwunderung und dem Entsetzen restlos überfordert, also blieb Felizia einfach am Boden und wiegte den Leichnam ihres Kindes. Sie verschloss ihre Augen vor dem Grauen des Todes um sie herum. Sie nahm nur ihr eigenes Schluchzen, das Prasseln des Regens und das Knistern ersterbender Flammen wahr.
    In ihr brodelte ein seltsames Gefühl von Verrat und Vergeltung. Sie spürte es, als würde ein schwaches, aber heißes Feuer ihr Herz in Brand setzen. Sie wollte diese Tragödie nicht einfach geschehen lassen und irgendwann vergessen. Sie hatte ihrem Mann versprochen, ihn für immer zu lieben, und Liebe Zwang Menschen manchmal dazu, etwas böses mit Bösem zu vergelten...
    Doch sie war nur eine enfache Frau. Sie konnte kein Schwert führen und kaum reiten. Sie hatte ihr ganzes Leben die schwere Arbeit der Farmerein getan, doch was brachte ihr dieses, wenn sie gegen ein Königreich zu Felde ziehen sollte?
    Als hätte eine böse Himmelsmacht ihre Gedanken erraten, fuhr in diesem Moment ein Donnerschlag vom Himmel hernieder, ein Knall wie ein Kanonenschlag ertönte. Kaum war dieses beängstigende Schauspiel der Natur beendet, hörte Felitia hinter sich leise Geräusche.
    Es war ein leises, klapperndes Geräusch, in regelmäßigem Takt, ohne große Hektik reihten sich zwei kurze Laute aneinander. Sie kamen unweigerlich näher, doch Felizia maß ihnen kaum Beachtung bei. es hätte von ihr aus der Schnitter höchstselbst sein können, um sie wieder mit ihrer Familie zu vereinen.
    Selbst über die Regentropfen, die den Boden benetzten und sich in großen Pfützen zusammentrafen, konnte man das klappernde Geräusch vernehmen. Mit einem Mal kam Felizia ein Gedanke. Vielleicht hatte jemand überlebt! vielleicht konnte sie helfen, vielleicht konnte man ihr selbst helfen. In hoffnungsvoller Erwartung wand Felizia ihr Haupt von ihrem verstorbenen Sprössling ab und spähte die Srasse entlang.
    Näher kam eine Gestalt, von menschlicher Erscheinung, jedoch mehr als ein Mensch. Umgeben von einer Aura der Überlegenheit schien allein die Präsenz dieses Phantoms von Entschlossenheit und raubtierhafter Schläue zu künden. Die Gestalt war männlich, hatte schöne Gesichtszüge, jedoch war ihren Haut von einer seltsamen Färbung. Einst mochte sie gebräunt gewesen sein wie die von Felizia, jedoch war sie nun blass und leicht gräulich, stellenweise konnte Felizia Adern durch seine Haut schimmern sehen, blau und lila in der Nähe von Wangen und Stirn, jedoch schien keine einzige von ihnen zu pulsieren...
    Die Augen des Mannes waren eisig blau, kalt und gefühllos, sie blickten an den Massen der ausgebrannten Häuser und den verstümmelten Leichen vorbei, als wären sie gar nicht da. Stattdessen blickten sie Felizia an, wobei sie sich etwas unangenehm fühlte, als blickte der mysteriöse Mann direkt in ihre Seele. lange, Schwarze Haare hingen ihm ins Gesicht, sie glänzten selbst in dem gedämpften Sonnenlicht, welches kaum noch durch die dicken, schwarzen Gewitterwolken schien. In einer aufkommenden Windböe wehten sie elegant in die entgegengesetzte Windrichtung .
    Den Körper dieser Erscheinung umhüllte eine Rüstung. Die Rüstung selbst war aus einem erstaunlich dunklen Metall gefertigt, doch verziert war sie mit widerwärtigen Symbolen von giftigem grün, die beim bloßen Ansehen ein Gefühl der Bedrohung vermittelten. Seine Schultern wurde von einem schweren Umhang bedeckt, der sich, nass und schwer wie er war, schlaff hinter ihm herzog, ihn dabei jedoch kaum zu behindern schien. Dieser Umhang war ebenso kohlschwarz wie sein Haar, das Innenfutter jedoch war in einem seltsamen grün gehalten. An beiden Hüfte trug dieser Mann jeweils ein dünnes Schwert, die Griffe hatten verblüffende Ähnlichkeit mit menschlichen Totenschädeln. Felizia hatte von Kämpfern gehört, die mit schrecklich aussehenden Waffen ihre Gegner beeindrucken wollten, doch der selbstsichere Gang und die Aura der Vollkommenheit, die diesen Fremdling umgab, ließ keinen Zweifel an seiner Fertigkeit im Waffengang. Das Klappern rührte von den gepanzerten Stiefeln her, welche er als Teil seiner Rüstung trug.
    Diese beeindruckende Gestalt ging nun ohne große Eile auf Felizia Murcatto zu und baute sich vor ihr auf, dunkel und schrecklich wie ein Berg. Sie konnte ihren Blick nicht von seinen Augen abwenden, die beim Anblick ihrer zitternden Hände, die ihren Sohn festhielten einen mitleidigen Ausdruck annahmen.
    Wer war dieser Mann?


    Haliax sah sich den Quell dieses magischen Tohuwabohus an und war sowohl ein wenig enttäuscht als auch seltsam interssiert. Es war lediglich ein Menschenweib, jedoch konnte er in ihr einen enormen Wunsch nachetwas spüren, das ihm bei seinen Umtrieben und der Ergreifung der Macht dienlich sein würde: Gerechtigkeit... Eine Illusion. Haliax hatte lang genug gelebt, um die Unsinnigkeit dieses Ausdrucks zu verstehen. Gerechtigkeit lag einzig und allein bei denen, die stark genug waren, die Konsequenzen ihres Handelns selbst zu bestimmen. Wer würde die Bretonen, die diese Verbrechen begangen hatten, aufhalten? Wer würde im Namen dieser ermordeten Bauern sprechen? Darin lag der Haken. Nur der Starke konnte die Gerchtigkeit durchsetzen. Er konnte dieser Frau Stärke geben, die jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft lag. Dann würde sie ein Weilchen damit zubringen, ihre lächerlichen Ideale von Rache und Gerechtigkeit durchzusetzen, eine wundervolle Marionette in seinem Dienst. Dann, wenn sie ihren Spaß gehabt und einige lästige Fliegen erschlagen hatte, würde er ihr ihr Potential aufzeigen, und gemeinsam könnten sie die ganze Welt unterwerfen, als unbezwingbare Fürsten des Todes. Doch zunächst musste Überzeugungsarbeit geleistet werden...


    Felizia erschauderte, als der mysteriöse Krieger sich zu ihr hinunterbeugte und sie durchdringend ansah. Sein Blick wanderte über sie zu ihrem Sohn, wieder zurück und schließlich trafen sich ihre Blicke. Einen sehr langen Moment war die Welt still.
    Dann sprach der Krieger mit einer Stimme, die Felizia in dieser Form noch nie gehört hatte.
    Sie war weder wirklich tief noch besonders hoch, weder piepsig noch dröhnend, sondern kam so geschmeidig und verlockend, aber trotzdem mit einem Brustton der umtriebenen Intelligenz über seine Lippen wie vergiftete Schokolade, der am einen Klang gegeben hatte. Es war, als könnte diese Stimme jemanden davon überzeugen, den eigenen Vater zu ermorden, ohne das der angesprochene es hinterfragte.
    "Wie heisst du, mein Kind?"
    Obwohl Felizia weder Vertrauen in diesen mann setzte noch ihm wirklich antworten wollte, formten ihre Lippen die Antwort wie von selbst.
    "Felizia Murcatto."
    Der Mann richtete sich wieder auf und besah die Szenerie mit einem seltsam unbeteiligten Blick. Dann sprach er wieder, und diesmal fast flüsternd.
    "Wer hat das getan, Felizia?"
    Felizia merkte, wie ihr wieder Tränen in die Augen schossen, und ihre Stimme versagte.
    "Die...die Ritter Bretonias, sie sind schon weg... ich... ich wollte nicht... ich wollte....)
    Dann begann sie wieder zu weinen und barg ihr Gesicht in den Händen.
    Der Mann legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Felizia spürte, wie stark er war. Doch seine Hand bewegte sich so sanft wie möglich und strich ihr über das zerfetzte Kleid.
    "Natürlich wolltest du das nicht. Niemand will, dass solche Dinge passieren. Du konntest es nicht verhindern. Du hast keine Schuld."
    Während er sprach, fühlte Felizia sich geborgen und sicher. Sie ließ ihren Tränen freien Lauf. Doch eine sonderbare veränderung ging in der Stimme des Kriegers vor. beim nächsten Satz klang sie erzürnt, grausam und hart wie Stahl.
    "Aber deine Famile ist tot, Felizia Murcatto, und die Ritter Bretonias sind an allem Schuld."
    Felizia sah dem Krieger ins Gesicht. Dort war kein Mitleid mehr, nur Zorn. Sie wand sich ab und sah wieder ihren toten Sohn an.
    "Ich wünschte... Ich wünschte, ich wäre tot."
    Der Krieger erhob sich wieder, und seine Stimme war wieder zur Normalität zurückgekehrt.
    "Doch würde dies irgendwen nützen? Ich könnte dich töten, das würde überhaupt kein Problem darstellen, weisst du? Ich bräuchte nur mein Schwert zu ziehen und es dir ins Fleisch zu rammen. Dann wärest du tot und würdest die Mörder deiner Freunde und Verwandten ohne ihre gerechte Strafe davonkommen lassen."
    Felizia nickte. Fast war sie bereit, dass er sie von hinten erstach.
    "ABER!"
    Felizia fuhr zusammen, von der plötzlichen Begeisterung in der Stimme des Kriegers überrascht.
    "Was würdest du wohl tun, wenn du die Chance bekämst, es den Bretonen, die für den Tod deines Sohnes..."
    Er deutete auf die kalte Leiche in Felizias Armen.
    "Deines Mannes..."
    Er wies auf den Platz, wo eine zusammengesunkene Leiche vor der Statue von Pascal dem Skaventöter lag. Woher wusste dieser Mann, dass...?
    "Für die Zerstörung deines Dorfes..."
    Er breitete die Arme aus und machte eine theatralische Geste, wobei er sich im halbkreis drehte und das ganze Dorf besah.
    "Und für dein in Trümmern liegendes Leben verantwortlich sind..."
    Ein langer, bleicher Finger deutete auf Felizia und kan kurz vor ihrer Stirn zum Stillstand. Ein wölfisches Grinsen huschte über das Gesicht des Kriegers, ehe er das nächste Wort aussprach:
    "Heimzuzahlen?"
    Felizia dachte nach. Es war in der Tat nicht gerecht... Diese Bretonen hatten Gelder und Diener im Überfluss, und nun hatten sie unschuldige, arme Farmer getötet, weil diese ihren mageren Zehnten nicht herausgeben wollten? Und wer würde sie ihrer Strafe zuführen? Wer würde im Namen dieser ermordeten Männer und Frauen Recht sprechen ? Wer, wenn nicht sie? Die Bretonen konnten die Konsequenzen nicht länger abschütteln.
    "Aber... Wie willst du dies vollbringen, Fremder?", fragte sie.
    "Ich bin nur eine einfache Farmerin und kann nicht kämpfen, ich kann auch nicht ganz allein ein Königreich herausfordern. Wie kannst du so ein Wunder bewirken?"
    Der Krieger lächelte. Dann begann er, wie eine lang einstudierte rede, zu sprechen.
    "Mein Name ist Haliax von Carstein. Ich bin einer der Vampirfürsten Sylvanais, ins Exil getreiben, schon vor langer Zeit. Ich bin ein Krieger jenseits aller menschlichen Fähigkeiten, mein Talent im Kampfe kann von keiner sterblichen Kreatur übertroffen werden, seit über 200 Jahren hat mir niemand im Duell mehr widerstanden. Ich kann die Winde der Magie sehen und manipulieren, kann Raum und zeit meinem Willen unterwerfen und den Tod selbst bezwingen. Ich wurde aus meinem sterblichen Dasein erlöst, habe den Blutkuss angenommen und mit den Gaben der Nacht beschenkt. Mein Meister, Vlad von Carstein, der erste Vampirfürst, machte mich zu einem seiner Rasse und anschließend zu seinem Gehilfen. Ich lebe seit Jahrhunderten und verfolge meine Ziele mit Geduld. Ich mache dir ein Angebot, Felizia Murcatto: Werde meine Dienerein im Untode, lerne unter meiner Führung den Zweikampf und die Magie, aufdass du es unserem gemeinsamen Feind, den Bretonen, eines Tages heimzahlen und deine Geliebten rächen kannst. Werde unsterblich als Vampirin, und ich werde dir bei deinem Feldzug behilflich sein. Hiermit biete ich dir die höchste Macht der Welt an..."
    Er streckte seine graue, knochige Hand aus.
    "Was sagst du?"
    Einen Moment lag eine perfekte Stille in der Luft, unterbrochen nur vom leisen Prasseln des Regens.

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
    Necrons die Garde des Sepet-en-Ra (Der Herold der Abyss erhebt sich abermals...)
    Vampirfürsten, in Arbeit: die Frau, die Finsternis anzieht

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  • nach langer Pause bekommt ihr wieder was zu hören... ich komme momentan einfach nicht sehr oft zum malen und schreiben.


    Kapitel 5


    für immer Verflucht


    Felizia Murcattos Herz trommelte wie von Sinnen gegen ihre Brust und schien jeden Moment vor Schreck stehenbleiben zu wollen. Kalter Schweiß benetzte ihre Stirn und ihr Atem ging in abgehackten, kurzen Stößen. Dieser Mann war tatsächlich ein Vampir? Felizia erinnerte sich an ihre Kindheit.... sie hatte Geschichten über die "Fürsten der Nacht" gehört, die ihr schon damals das Blut in den Adern gefrieren ließen. Die Vampire verfügten über seltsame und fantastische Fähigkeiten, konnten fliegen oder sich in Wölfe und Fledermäuse verwandeln. Um ihre unheilige Existenz zu erhalten, mussten sie Blut trinken, dass sie mit ihren spitzen und tödlichen Fangzähnen aus ihrem unglücklichen Opfer saugten... Ihre Stärke war berüchtigt und ihre Gewandtheit legendär. Und nun stand leibhaftig einer vor ihr, behauptete, ein von Carstein zu sein und bot ihr seine Fähigkeiten an. Felizia sah verschreckt zu ihm auf. Immer noch hatte er die Hand zum Handschlag ausgestreckt. An seinen bleichen Fingern rannen Regentropfen herunter und fielen zu Boden. Das Gesicht des Vampirs wurde von einem einladenden Lächeln beherrscht, als ob Felizia ihre Antwort schon gegeben hätte.
    Doch Felizia wich zurück. Sie presste sich mit dem Rücken gegen die Wand ihres niedergebrannten Hauses und ließ den Vampir nicht aus den Augen. Sein Gesicht hatte einen Ausdruck verwirrter Belustigung angenommen, als hätte jemand einen Witz gemacht und er verstünde ihn als Einziger nicht.
    "Du... Lügst auch nicht?" fragte Felizia mit unheimlicher Angst in ihrer zitternden Stimme. "Du bist wirklich..." sie zögerte, als ob das Wort ihr mehr Angst mache als seine Bedeutung. "...ein Vampir?"
    Haliax kicherte. Sein schwerer Umhang zuckte hinter seinem Rücken, als seine gepanzerte Brust sich vor Lachen hob und senkte.Ein leises Klappern von metallenem Geflecht gesellte sich zu Haliax' immer lauter werdenden, unheimlichen Lachen, humorlos und hart. Er warf seinen Kopf zurück und Felizia lief ein Schauer über den Rücken, als er seinen weit geöffneten Mund präsentierte - Reißzähne.
    Haliax' Lachen verebbte, er wandte sich wieder Felizia zu.
    "Ich könnte es dir auch auf anderem Wege beweisen. Sag, wie alt bist du, mein Kind?"
    Felizia schlotterte und fragte sich unwillkürlich, wozu er diese Information wohl brauche. Sie sagte nichts.
    "Nun?"
    Sie schwieg weiterhin. Vielleicht aus Angst, vielleicht weil sie diesem Mann einfach keine Auskunft mehr geben wollte.
    Dann beugte sich der Vampir hinunter zu ihr und blickte ihr direkt in die Augen. Sein Blick traf den ihren und übte eine seltsame Wirkung auf sie aus. Irgendetwas lag in diesen eisigen Augen, ob es Drohung oder freundliche Aufmunterung war, ließ sich nicht sagen. Mit einem Mal fühlte sich Felizia seltsam ruhig, als würde die ganze Szenerie um sie herum verschwimmen und sich in Wohlgefallen auflösen, solange sie dem Vampir nur immer weiter in seine blauen Augen blickte. Selbige übten mit einem Mal eine ungeheure Faszination und Anziehungskraft aus, fast schien es, als spräche Haliax mit seinen Augen. Felizia bewunderte die makellose Schönheit, welche von den Augen des Vampirs ausging und nun hatte sie das Gefühl, als könne sie diesem Mann blind vertrauen...
    Sie konnte sich nicht mehr zum Schweigen zwingen und gab Antwort. "28, Herr. Geboren im Jahr 2498 des imperialen Kalenders..."
    Haliax dachte kurz nach, als rechnete er etwas von höchster Wichtigkeit aus. Sein Blick schwifte ab und Felizia fragte sich erschüttert, warum sie ihm geantwortet hatte. Haliax schien konzentriert nachzudenken. Er führte seinen langen, bleichen Zeigefinger zur Schläfe und rieb sie ein wenig.
    "Nun, Felizia Murcatto..." er beugte sich wieder herunter und sah ihr direkt ins Gesicht. Nur wenige Zoll lagen zwischen Felizias schönem, braunen Gesicht und seiner bleichen, fast grauen Maske des Untodes. Felizia konnte seinen übelriechenden Atem in ihrem Gesicht spüren. Dann schlug Haliax einen Ton ein, den man wohl von einem besonders erfahrenen Redner oder einem Dichter mit Hang zur selbstdarstellung erwarten würde, doch nicht von einem reisenden Krieger.
    "Ich wurde im Jahr 1977 des imperialen Kalenders geboren und im Jahre 2009 getötet von Vlad von Carstein. Ich war einer der letzten seines edlen Geblüts, die den Blutkuss empfingen, nach mir kamen nur noch..." Wieder legte er in seinem pompös dargestellten Vortrag eine Denkpause ein."Ah, Ja, dieser verrückte Konrad und sein unsäglicher Bruder Pieter. Das heißt, ich bin in etwa... hm, 521 Jahre alt. Und, mit Verlaub, dafür sehe ich immer noch ziemlich gut aus, nicht wahr? " Felizia besah sein graues, von Äderchen durchzogenes Gesicht und wagte nicht, zu widersprechen. "Das Alter kann mir nichts anhaben, denn ich bin schon sehr lange Zeit tot. Doch wandle ich noch unter den Lebenden... Ich habe die letzte Schlacht des Vlad von Carstein miterlebt und ich sah, wie er von Wilhelm dem dritten von Altdorf erschlagen und von den Burgmauern geworfen wurde. Ich habe den Sturm des Chaos mit meinen eigenen Augen erblickt und könnte dir den Schlachtverlauf detailliert berichten... Willst du ihn hören? Ich glaube, er würde dich langweilen. Oder glaubst du mir jetzt endlich, dass ich einer der Vampirfürsten bin? das wäre schön, denn ich versichere dir-" Eine eisig kalte Hand mit langen Nägeln legte sich unerwartet sanft auf Felizias Schulter ." - ich lüge selten."
    Es war so - Felizia glaubte es ihm. Sie konte nicht anders, als ihm jedes Wort dieser Geschichte zu glauben. Dieser Mann lebte seit vielen Hundert Jahren als Untoter.
    Doch wie könnte man so ein... Leben bloß anstreben? Es war verwerflich und falsch, sich von Blut zu ernähren und mutwillig Menschen zu töten, die niemandem etwas getan hatten! Wie konnte diese Kreatur bloß ihr Gewissen verloren haben?
    Haliax stand wieder auf.
    "Nun, da du mir jetzt glaubst, würde ich gern eine Antwort auf mein großzügiges Angebot hören. Ich biete dir nahezu unbegrenzte Macht, Diener, Kriegsbeute und... Vergeltung... im Überfluss an. Aber du musst dich entscheiden, Murcatto: Willst du elend und von allen verlassen sterben oder mit mir kommen und ewig leben?"
    Wieder steeckte er die Hand aus.
    Felizia dachte erbittert nach... so sehr diese Kreatur sie auch abstieß, so verführerisch klang ihr Angebot. Wer war sie jetzt schon, wo lag ihre Zukunft? im Dreck der eigenen Existenz zu sterben für ein Verbrechen, das keines war? Sie war eine einsame, schwache junge Frau ohne jedwede kämpferischen Qualitäten. Ihr Wunsch nach Rache konnte sich nie erfüllen, ihr Sohn und ihr Gatte würden in Vergessenheit geraten, ebenso wie sie und ihr gesamtes, von einem wirren Schicksal niedergestrecktes Dorf. Doch wenn sie annahm, so würde sie stärker werden als jeder Mensch im Land. Sie könnte bretonisches Blut vergießen und Gerechtigkeit walten lassen, zum Preis für ihre eigene Menschlichkeit. Hätte ihre Familie dies gewollt?
    Felizias Dilemma wurde jäh von einem energischen Geräusch unterbrochen. Der Vampir scharrte mit seinen gepanzerten Füßen auf dem Pflasterstein und blickte höchst ungeduldig drein.
    "Darf ich," fragte er spöttisch, "Heute noch mit einer Entscheidung rechnen?"
    Felizia wurde wütend. Was erwartete dieser Kreatur eigentlich?
    "Tut mir leid," erwiderte sie scharf, "wenn manche von uns noch eine Bindung an ein normales Leben haben und nicht bis in alle Ewigkeit verflucht sein möchten!"
    Es gab ein beunruhigendes, knirschendes Geräusch, und Haliax' eben noch so entspanntes, lediglich leicht ungeduldiges Gesicht verwandelte sich in eine Fratze der Wut. Um den Vampir herum begann die Luft regelrecht zu vibrieren, Risse taten sich im Pflaster auf und Felizia wich erschrocken noch mehr von ihm zurück. Die Stimme des zornigen Untoten war leise und zischend, jedoch lag hinter jedem Wort eine brennend heiße Verachtung.
    "Verflucht, sagst du? Du behauptest, du unverfrorene kleine Göre, dass ICH bis in alle Ewigkeit verflucht bin? Willst du das damit sagen?"
    Felizia wagte kaum zu antworten, doch ein leises, kaum geflüstertes "Ja" entfuhr ihr.
    "Aha. Soso. Ich bin also derjenige, der verflucht ist, sagt die Menschenfrau. Nun, Mädchen, lass mich dir ein Paar rein hypothetische Fragen stellen. Wie alt wirst du, schätzungsweise, wenn die Umstände gut sind und wir davon ausgehen, dass du nie krank wirst? Vielleicht 60 Jahre? 70, höchstens. Irgendwann werden deine Kräfte dich verlassen und du wirst schlicht und ergreifend nutzlos sein. Unfähig zu arbeiten, Kinder zu bekommen, dich selbst zu versorgen und irgendwann auch unfähig zu leben. Das ist die Antwort. Und ich? Ich werde niemals krank, ich werde niemals sterben. Selbst wenn ich 100 Jahre schlafe... oder von zwanzig Speeren durchbohrt werde..." Haliax' Augen weiteten sich, er sah Felizia direkt an. Zu ihrem Entsetzen stellte Felizia fest, dass seine Augenfarbe sich von eisblau in ein tiefes, dunkles rot gewandelt hatte. "...Ich werde niemals sterben, und meine Kraft wird sich über die Jahre immer weiter mehren. Eine weitere Frage an dich: Was denkst du, warum die Bretonen deine Familie abgeschlachtet haben wie die Schweine?" Felizia war zwar zornig ob dieser Frage, jedoch wusste sie in der Tat keine Antwort. Stille kehrte einen Moment ein. "Das habe ich mir gedacht. Du weisst es nicht. Menschen töten ohne jeden Grund, Felizia! Sie sind grausam und machtbesessen, würden ihre Brüder und Mütter für die richtige Menge wertlosen Goldes hinterrücks erdolchen! Sieh meine Rasse an, Murcatto: Wir sind uns unserer Überlegenheit bewusst. Vlad, Manfred und in gewissem Sinne auch Konrad, meine Brüder... Sie alle strebten nach einer besseren Welt, um darin zu leben. Sie wollten mit ihrer Macht Ordnung dahin bringen, wo das Chaos regierte! Die Kurfürsten des Imperiums, die Herzöge Bretonias... sie alle sind nur Tyrannen, die wiederrum von noch größeren Tyrannen kommandiert werden! Sie töten für Geld, Ansehen, Frauen... Und manchmal auch ohne Grund.Vampire töten Menschen und andere Lebewesen nur aus zweierlei Gründen: Zur Nahrung, um unsere edle Existenz zu erhalten, und um sie für ihr falsches Verhalten zu bestrafen. Das ist unser Los, unsere Aufgabe. Wenn die Menschen auch nur im Ansatz etwas von der Mystik unserer Welt begreifen würden, sie würden ihre niedrige Stellung im Gefüge der Realität sofort erkennen! Aber stattdessen nehmen sie Orte und Lebewesen in Beschlag, die ihnen nicht gehören und bilden sich ein, ihr kurzes und erbärmliches Leben sei wichtiger als ein Windhauch.Siehst du nicht die grausame Ironie? Eins der unbedeutensten Wesen der Welt regiert sie und unterdrückt alle anderen. Du, Felizia Murcatto, bist ebenso unterdrückt wie ich. Deshalb mache ich dir mein Angebot. Es würde mich sehr betrüben, wenn du nach alledem, was du erlebt und von mir gehört hast, immer noch zu deiner eigenen Rasse, die dich so schändlich verriet, hältst. Doch wie bereits erwähnt: Es ist ein Angebot, kein Zwang. Nimm es an oder lass es sein, das ist mir gleich."


    Verflucht, dachte Haliax von Carstein bei sich und stieß in Gedanken heftigste Verwünschungen gegen dieses Weibsbild aus. Warum musste sie sich so sehr sträuben? Haliax hatte nicht das gesamte Gefüge der Realität durchsucht, um jetzt am Eigensinn einer gefühlsduseligen Tileanerin zu scheitern! Doch er brauchte sie dringender, als er sich eingestehen mochte. Ein weiterer Vampir, um als Vollstrecker seines Willens zu dienen und lästige Aufgaben zu übernehmen, würde den Zirkel der Verlorenen wahrlich zu einer beeindruckenden Kriegsmacht werden lassen. Dann könnte sein Ziel, das er schon seit drei Jahrhunderten verfolgte, endlich in greifbare Nähe rücken. Warum, fragte sich Haliax nun ungeduldiger und angespannter denn je, warum nimmt sie mein Angebot nicht an?


    Felizia Murcatto war hin- und hergerissen. Ihr Kopf füllte sich mit Bedenken und Sorgen angesichts der Dringlichkeit, die der Vampir diesem Abkommen beimaß, aber auch wegen der unbestreitbar komplizierten moralischen Aspekte. War es richtig, gleiches mit gleichem zu vergelten? Immerhin hatten die Bretonen ebenso Familie und Freunde, genau wie sie. Doch hatten sie nicht auch mutwillig und völlig ohne jede Konsequenz hunderte Unschuldige abgeschlachtet? Leben zerstört? War es das, was die Tileaner von den Bretonen unterschied: Die einen mussten folgen, wenn die anderen riefen? Das würde bedeuten, dass die Tileaner, sollten sie von den Bretonen angegriffen und getötet werden, sich diesem Schicksal ohne Wiederworte zu fügen hatten. Und das, da war Felizia sich sicher, war nicht richtig. Es gehörte... vergolten.
    Ein weiteres Mal ließ sie ihren Blick über die qualmenden Überreste ihres Dorfes wandern.
    Es musste geschehen. Sie hatte die Pflicht als einzige Überlebende, im Namen ihrer ermordeten Freunde und Verwandten Recht zu sprechen und ihr Land, ihr Volk, aus den Fängen der bretonischen Unterdrücker zu befreien. Schweren Herzens stand Felizia Murcatto auf, klopfte sich Staub, Dreck und Schmutz von ihrem zerfetzten Kleid und blickte entschlossen in das Gesicht des Vampirs.
    "Ich nehme das Angebot an. Nennt die Bedingungen."
    Haliax' Mundwinkel zogen sich merklich nach oben, seine Augen nahmen wieder ein eisiges blau an und blickten Felizia gratulierend an.
    "Nun, Lady Murcatto, im Prinzip sind die Bedingungen sehr einfach. Ihr werdet meine Gehilfin, keine Sklavin, sondern ein wert- und machtvolles Mitglied meiner Organisation, zu der ich euch später mehr erzählen werde. Ihr werdet unter mir sowohl den Waffengang als auch die Geheimnisse der Nekromantie erlernen, und solltet ihr euch als gute Schülerin erweisen, so werde ich euch auf dem ein oder anderen Wege belohnen. Eure Vergeltung an den Bretonen sollt ihr haben und ich werde euch dabei nach Kräften unterstützen, doch werdet ihr auch meinen Zielen und Idealen folgen und sie nicht infrage stellen. Sollte ich nicht gegenteiliges verlangen, so werdet ihr euch ausschließlich und zu eurem eigenen Wohl bei Nacht draußen aufhalten. Eure dunklen Gaben, also die Kräfte, die ich euch mit dem Blutkuss übertrage, kann ich zwar unmöglich vorhersehen, werde mich aber mühen, sie zu fördern. Ihr werdet, sollte es soweit kommen, eure Streitmacht unter meinem Banner in den Krieg führen und mir einen gutteil der Kriegsbeute überlassen, zum Wohle unserer Organisation. Besagten Anteil könnt ihr, sofern ich es nicht anders angeordnet habe, selbst bestimmen. Bei Versammlungen des Hauses von Carstein werdet ihr mich als persönliche Stellvertreterin begleiten und ihr werdet den Namen von Carstein tragen. Sind meine Bedingungen klar und akzeptabel?"
    Felizia überlegte. Es missfiel ihr, sich unterzuordnen, aber sie entdeckte auf Anhieb keinen Haken, dafür aber umso mehr Vorteile für sich. Sie blickte auf ihre Hand hinab und sah ihren Ring an.
    in 100 Jahren wirst du noch über die Felder streifen und den Sonnenuntergang beobachten.
    Bis auf einen Punkt könnte diese Vorhersage sich als richtig erweisen. Was hatte sie ihm versprochen?
    Ich werde dich für immer lieben.
    Und so sollte es sein. Bis in alle Ewigkeit. Was waren schon 500 Jahre?
    Felizia Murcattos Gesichtsausdruck veränderte sich radikal. Sie sah wild, entschlossen und bereit für blutige Taten aus. Sie nickte kurz, aber entschieden mit dem Kopf. Dann schlug sie mit ihrer Ringhand in die eiskalte Hand des Haliax von Carstein.
    Der Pakt war geschlossen.
    "Na gut..." Sagte Haliax mit seiner säuselnden, fast melodischen Stimme. "Ich gebe dir einen weiteren Tag. Verabschiede dich von den Dingen, die du liebst... dem Sonnenlicht... Wenn du kannst, such dir etwas an Bewaffnung zusammen. Morgen soll unsere gemeinsame Arbeit beginnen!"
    Dann drehte er sich lächelnd um und ging den Weg zur Straße hinab. Wieder waren die Klackenden Geräusche seiner Rüstung und das Schlurfen seines Umhangs zu hören. Felizia beobachtete ihn, bis er außer Sichtweite gegangen war und sich nur als als kleiner Punkt am Ende der Straße zeigte.
    Ungeheuer, dachte Felizia. So wie du will ich niemals werden.

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
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  • Kapitel 6


    Die Pläne des Haliax von Carstein


    Während er vergnügt und ausgesprochen zufrieden mit sich selbst den ausgetreten Pfad zur Hauptstraße entlangschlenderte, überlegte Haliax, was als nächstes zu tun sei.
    Er könnte den Zirkel sofort von seiner neuen Gehilfin in Kenntnis setzen, was seine Rückkehr ankündigen und damit eine neue Ära für seine Getreuen Untertanen einläuten würde. Selbige könnten alles für seine Ankunft vorbereiten und eventuell die Einweisung in die Kust der Nekromantie für die Tileanerin übernehmen. Damit wäre jedem gedient. Vor wenigen Wochen erst hatte Haliax sich zuletzt bei seinem obersten Nekromanten per Telepathie in Verbindung gesetzt. Dieser versicherte seinem Meister überrascht, dass alles nach Plan verlaufe und der Zirkel in den 100 Jahren der faktischen Abwesenheit seines Führers zahlreiche neue Mitglieder hatte anwerben und neues Wissen hatte zusammentragen können. So weit, so gut. Doch Haliax wusste, dass seine Vereinigung sich in permanenter Gefahr von außen befand. Eine derart große Ansammlung an Totenbeschwörern, Grabräubern und anderweitigen Kriminellen im Bereich der schwarzen Künste war etwas, dass früher oder später Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Als das Genie, das er war, hatte Haliax vor seinem Ausflug in die unendlichen Weiten der Magie und der Winde reichlich Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Er konnte sich fast gewiss darüber sein, dass ein Uneingeweihter das Versteck der Verlorenen finden würde. Und wenn doch: Knapp 10 Dutzend Totenbeschwörer mit den Lagerräumen voller Leichen wussten sich schon zu wehren. Da hatte der Vampirfürst keinerlei Bedenken.
    Die Tileanerin hatte sich nach einigen Halbwahrheiten und der gerechtfertigten Verunglimpfung ihrer kümmerlichen Rasse als relativ einsichtig erwiesen. Vielleicht würde sie eine erstklassige Aspirantin abgeben, doch ziemlich sicher würde sie Haliax viele lästige Pflichten abnehmen, und das nur für das kindische Versprechen auf Rache!
    Haliax' Grinsen wurde noch ein bisschen breiter. Wie konnte eine Rasse von zumindest moderater Intelligenz nur derart lächerliche Vorstellungen von so einfachen Dingen haben? Gerechtigkeit zum Beispiel. Jeder rational denkende Vampir lernt, eine solche Denkweise von "Auge um Auge" möglichst schnell und endgültig abzulegen. Es brachte wesentlich mehr Ärger ein, als die daraus resultierende Illusion des "im Recht seins" wert war. Haliax hoffte zwar inständig, dass dies nicht zu bald geschah, doch er wünschte sich, dass Felizia diese Vorstellung irgendwann als falsch akzeptierte. Nicht zu bald, denn ihre verzehrende Rachsucht sollte das Volk von Bretonia noch einiges an Blut und Tränen kosten. Doch wenn das noble Ziel erst erreicht war, so könnte sie sich hoffentlich von dieser Gerechtigkeitsgeschichte befreien. Haliax dachte an seine Verwandten im Westen. Manfred war seines Wissens nach der einzige, der noch übrig war. Was für ein Jammer. Doch hatte Haliax diesen öden Landstrich schon lange hinter sich gelassen...
    Ein verächtliches Schnauben entfuhr den Nüstern des Vampirs, als er an das Imperium der Menschen dachte. Was für eine Farce! Was für eine einzige, große Intrige! Vernunftbegabte Wesen sollten durchschauen, dass alle menschlichen Edelmänner habgierige, rückgratlose Tyrannen waren. Diese Gecknhaften, sogenannten "Krieger, die sich in schillernde Gewänder und edle Stoffe kleideten, aber mit ihren juwelenbesetzten Schwertern nicht eine anständige Parade hinbekamen, erfüllten die schwarze Seele des Vampirfürsten mit blanker Abscheu. Wie konnte ein Diener zu solch einer... Person bloß aufsehen? Kurfürsten, Grafen, Imperatoren... All die Titel, die die angeblich erfolgreichen oder kriegerisch begabten Menschen sich gaben, waren nur ein weiters Zeichen ihrer Schwäche. Wenn ein Feind mich fürchten soll, dachte Haliax, so schüchtere ich ihn mit meinen Taten ein, nicht mit meinem Namen oder meiner Abstammung. Natürlich war Haliax nichtsdestotrotz stolz darauf, ein von Carstein zu sein. Doch er hatte sich diesen Stolz mehr als einmal verdient und so manche bleibende Erinnerung an seine Taten erhalten. Er hatte seinem Namen Ehre gemacht, nicht sein Name hatte ihm Ehre gegeben. Das unterschied ihn von den Adeligen der Menschen.
    Menschliche Fürsten waren außerdem wirklich ungeheuer einfallslos, wenn es um die Ausweitung ihre Herrschaftsbereichs ging. Sie versuchten, das Volk mit Hetzreden oder niedrigen Steuern auf ihre Seite zu ziehen, im Notfall schlachteten sie ein Paar ab, der Rest blieb aus Angst ruhig und hielt zu seinen neuen Herrschern. Nicht selten kam es im Nachhinein zu Aufständen und Unruhen, und der ganze Aufwand endete für den Menschenfürsten mit einem straff gespannten Strick um den Hals oder dem scharfen Ende eines Messers im Leib.
    Haliax' Art und Weise hingegen, einen Menschen auf seine Seite zu ziehen, war zwar einfach, aber in den meisten Fällen versprach sie Erfolg. Unterbreite Angebote, die er nicht ablehenen kann. Beeindrucke ihn. Mach ihm Versprechungen. Er bemerkte immer wieder, dass mehrere Dinge unter Menschen hochbegehrt waren: ewiges Leben, Macht und Wissen. Drei Dinge, mit denen Haliax sich bestens auskannte. Es war daher immer die selbe Leier mit den von Haliax angeworbenen Menschen, was ein Glück war, denn es wäre doch recht schwierig, eine anständige Gefolgschaft auszubauen, wenn man sich ständig neue Dinge zu propagieren suchen musste.
    Die Angeworbenen waren meist glücklose Grabräuber, Diebe und anderweitiger Abschaum der Gesellschaft, mit etwas Glück kam schon mal ein Nekromant von sich aus, was die Arbeit mit ihm erleichterte. Diese Individuen erhofften sich von Haliax die unterschiedlichsten Dinge, welche sich jedoch, wie zu erwarten, in drei Hauptkategorien einteilen ließen: Wer seine Frau oder eine andere geliebte Person vor dem Tod schützen wollte oder neue magische Kenntnisse erwerben, suchte nach Wissen. Wer (so wie die kleine Tileanerin) Vergeltung oder eine Chance auf besonderen Erfolg suchte, benötigte Macht. Diejenigen, die sich den Blutkuss versprachen, wollten ewig leben.
    Das Konzept, welches hinter der Gründung des Zirkels der Verdammten steckte, war also ebenso simpel wie genial: Haliax, der mächtige Vampir, scharte dutzende schwacher, erbarmungswürdiger Menschen um sich und versprach ihnen im Gegenzug für (über)lebenslangen Dienst diverse Gefälligkeiten. So erhielten manche Zugriff auf die gewaltige Bibliothek, in der Haliax über die Jahrhunderte eine gewaltige Sammlung magischer Literatur aufgebaut hatte. Die anderen täuschte der Vampir mit einem Serum, von dem er vorgab, es sei sein Blut... Die Trinkenden erwartete eine verlängerte Lebensspanne, ohne dabei je Vampirkräfte zu entwickeln und somit eventuell eine Gefahr für ihn darzustellen. Doch seltsamerweise schien dieser Umstand den Trinkenden nichts auszumachen, im Gegenteil. Sie freuten sich regelecht diebisch über die vielleicht 50 oder 100 Jahre, die sie länger zu leben und damit Haliax zu dienen hatten. Die Nachricht eines Vampirfürsten, der bereit und willig war, seine Macht mit anderen zu teilen, verbreitete sich unter den Halunken und Nekromanten Bretonias und des östlichen Imperiums wie ein Lauffeuer. Durch Mund-zu-Mund Propaganda und sonderbare Erzählungen von einem mächtigen Wesen der Dunkelheit irgendwo unter den Katakomben von Mousillion wurden Aufenthaltsort und Ambitionen des Zirkels der verdammten schnell unter dem Abschaum der Gesellschaft bekannt.
    Ja, Haliax hatte diese uralte Stadt, Mousillion, schon vor sehr langer Zeit zum ersten mal besucht. Sie war perfekt, ein Tribut an die wundersame Kraft des achten Windes der Magie. Alles, was er brauchte, war dort zu finden. Unmengen verlassene Häuser, in denen sich Wissen verbarg. Wissen sowohl um die einstigen Bewohner als auch um die genaue Kartographie der Stadt. Haliax entdeckte die Katakomben, die Abwasserkanäle... Verstecke, tief unter dem Angesicht der Sonne, bevölkert von nichts als Ratten und lebenden Leichen. Die ganze Stadt war wie eine köstliche Frucht, die zum Pflücken bereit an einem niedrigen Ast hing. Die rastlosen Toten gingen um, Leichenkarren fuhren ein und aus, Warpstein in rauhen Mengen stand zur Verfügung! Und just in diesem Moment der Euphorie ob des idealen Verstecks, des idealen Angelpunkts nekromantischer Aktivität jenseits von Hell Fenn, war es Haliax klar geworden:
    Dieses Land musste sein werden.
    Er begann, die ortsansässigen Nekromanten anzuwerben und ihre Kräfte zu vereinen. Er brachte die Leichenkarren der Stadt unter seine Kontrolle und wurde somit mit einem unendlichen Vorrat frischer Leichen und somit einem nimmer endenden Fundus an Soldaten versorgt. Seine Skelette gruben in den tiefsten Schächten der Stadt nach Warpstein und förderten viel zu Tage. Und das alles vermochte er ohne dabei die Aufmerksamkeit der Hexenjäger auf sich zu ziehen. Sämtliche Operationen fanden unterirdisch statt. Bald schon füllten die Gruften sich mit den Rohmaterialien für Zombies bis obenhin. Und all das lag über 200 Jahre zurück... Mittlerweile. so erfuhr Haliax vor kurzem, mussten seine Gefolgsmänner dazu übergehen, die leerstehenden Häuser der Stadt mit den Kadavern anzufüllen. Durch die besondere Methode, die Haliax und sein oberster Nekromant sich zur Konservierung von Zombiekörpern hatten einfallen lassen (Beleuchtung des Lagerraumes mit Höllenfeuer, einer Substanz aus geringen Anteilen Warpstein, welche unter Ritualen entzündet wurde und dann sehr lange in grünlichem Schimmer brannte. Die Warpsteinpartikel blieben in dem unbelüfteten Raum in der Luft und sorgten für stetige Unterbindung von Verwesungsprozessen), konnten die verottenden Fußsoldaten nahezu unendlich lang intakt gehalten werden, ohne dass Knochen brachen, morsch wurden oder die unbedingt notwendigen Gehirne verwesten. Lediglich die Ghule, die sich in den Katakomben zu tausenden eingenistet hatten, stellten nach wie vor ein Problem dar. Sie verspeisten das Fleisch seiner Zombies und machten Jagd auf einsam wandernde Nekromanten, was für Ausfälle und Schaden an den Leichenkammern sorgte... Haliax hatte nie verstanden, wie sich derart viele seiner Artgenossen so stark für diese ekelhaften Viecher begeisterten, mit ihnen in die Schlacht zogen oder sie als Hofdiener einsetzten. Er selbst hatte für diese Kreaturen nur Verachtung übrig. Seine Zombies und Skelettkrieger waren es, die seine volle Aufmerksamkeit innehatten. Haliax legte großen Wert darauf, dass die Leichenkammern stets zum bersten voll waren und in zumindest akzeptablem Zustand gehalten wurden Eine besonders elegante Lösung für das wiederkehrende Problem der Überfüllung war rasch zur Hand: Sollte es Platzmangel oder Ausfälle geben, so wären die Zombies entweder Einsatzbereit für die Arbeit oder die Schlacht, oder aber könnten anderswo, beispielsweise in leerstehenden Häusern untergebracht werden, um vollständig zu verotten sich in spätere Skelettkrieger zu verwandeln. Wunderbar!
    Bald schon war Haliax klar, dass die Erweckung dieser gewaltigen Armee das größte Ritual seit der großen Beschwörung des Nagash vor dreitausend Jahren sein würde. Über Einhundert Nekromanten arbeiteten unter seinem Dienst auf diese Massenerweckung hin, und nun, endlich, hatte Haliax auch eine Vampirin gefunden. Er hatte solange auf diesen Moment hingearbeitet, so verbissen darauf gehofft, eine würdige Mitstreiterin zu finden. Er hatte sogar seinen zirkel 100 Jahre lang mit nichts als Anweisungen und Notfallplänen zurückgelassen, nur um diese eine Frau zu finden. Mit der magischen Kraft von ihm selbst, einer großen Anzahl streng geschulter Nekromanten und dem unerbittlichen Hass seiner Tileanerin würde nichts seinem Erfog im Weg stehen. Und dann, endlich, würde seine Armee der Toten das Land überrollen und Haliax zu dem Ziel verhelfen, dass er seit dem Ende seines Herren Vlad so verbissen angestrebt hatte...
    Wieso, hatte Haliax sich stets gefragt, hatte seine ganze Familie stets dasselbe Ziel, das verlotterte Imperium anzugreifen? Es war der Herrschaft durch einen Vampir edelsten Geblüts nicht würdig und stellte in seinem ewigen Zwist mit sich selbst kaum eine Gefahr für den Aufbruch in eine bessere, eine untote Welt, dar. Doch es gab lohnendere Ziele.
    Das Imperium war schwach, dekadent, abstoßend. Ein Vampir der Carsteins sollte in einem Land herrschen, das sich zu erobern lohnte. Haliax würde gleich dem Drachen der alten Tage aufsteigen und den Krieg des Jahrhunderts entfesseln, Jahrhunderte des Planens und der kleinlichen Vorbereitung würden sich endlich auszahlen und er, er allein, würde als unsterblicher, unbesiegbarer König herrschen. An seiner Seite wäre nur noch das Fräulein Murcatto. Schließlich war Haliax von Carstein jemand, der seine Schulden zurückzahlte.
    Haliax kehrte mit seinen Gedanken ins hier und jetzt zurück. Ja, der Zirkel musste dringlichst informiert werden. Der Erfolg der Unternehmungen war zum Greifen nah.
    Doch er besann sich, vorsichtig zu sein. Unvorsicht war eine Schwäche der Menschen, er war darüber weit erhaben. Er würde den Zirkel zu einem nahenden Zeitpunkt informieren. Wenn die Sache mit seiner neuen Komplizin unter Dach und Fach war.
    Haliax lächelte vergnügt. Er hatte sehr lange Zeit nichts mehr getrunken... vielleicht könnte man sich irgendwo in der Gegend die Kehle etwas anfeuchten. Er hatte immerhin noch einen halben Tag totzuschlagen.
    Er stieg auf seinen schnaubenden Nachtmahr und gab ihm die Sporen. Der Vampirfürst ritt geradewegs auf mehrere flackernde Lichter in der Dunkelheit zu...

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
    Necrons die Garde des Sepet-en-Ra (Der Herold der Abyss erhebt sich abermals...)
    Vampirfürsten, in Arbeit: die Frau, die Finsternis anzieht

  • Sehr schöne Geschichte, bekomtm man direkt Lust auf mehr.


    Eine Sache ict mir noch aufgefallen, da Haliax ein von Carstein ist müste er eigentlich wissen, das sein Zauber nicht der mächtigste seit Nagash ist, sonder "nur" seit Vlad von Carstein die Toten von Sylvanien auf einen Schlag wiederbelebt hat.
    Aber vielleicht ist er auch nur ein bischen größenwahnsinnig.

    I don't need Vampire: 14000 Punkte

    Their sympathy Tyraniden: 6000 Punkte
    I know who I am Tau: 5000 Punkte

    ▲ ▲

  • @ Morgwath: vermutlich ist er eher größenwahnsinnig... hat nichts mit mangelnder Recherche meinerseits zu tun, nein. Überhaupt nicht. :blush:
    (Danke für den Hinweis! ;) )

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
    Necrons die Garde des Sepet-en-Ra (Der Herold der Abyss erhebt sich abermals...)
    Vampirfürsten, in Arbeit: die Frau, die Finsternis anzieht

  • Geht die Geschichte noch weiter ??? Denn ich finde sie überragend geschrieben. mfg Kriegerstolz :D :alien:

    Veni Vidi Vici
    (Chaos)Zwerge 3000 Pkt(Im Aufbau)
    Monsterarmee des Chaos(Trolle und Oger und Drachenoger und und .....)
    Hochelfen
    Zitat Jervis Johnson: Nun, :D das Sammeln einer Armee ist eine sehr persönliche Sache und daher gibt es dabei kein Richtig oder falsch
    Man hat erst verloren,wenn der Stolz gebrochen ist.

  • Hey rote Ratte,


    nach längerer Abstinenz mal wieder was von mir und ich muss echt sagen zwei beeindruckende Kapitel. Vor allem deine Dialoge gefallen mir wirklich gut, ich selbst tu mich mit den Dingern immer mehr als schwer!
    Trotz allem ein paar kleinere Anmerkungen, Kritik kann man sie eigentlich kaum nennen und ich denke/hoffe du bist froh drüber, wenn du sie aufgezeigt bekommst!
    Mich hat die Überzeugung von Haliax irgendwie nicht wirklich überzeugt. Ich meine ein paar Geschichtsdaten zu rezitieren ist nicht wirklich das, womit er beeindrucken könnte. Da wäre es schon cooler gewesen, wenn er sich wirklich in ne Fledermaus verwandelt hätte oder ihren Mann bzw. ihren Sohn wiedererweckt hätte (ist vielleicht eine Art Belohnung, die du später einbauen könntest, weiß ja nicht ob die Zwei sich immer so grün sein sollen, das wäre aber ne interessante Idee, um nen Zwist zwischen beiden zu initiieren, abhängig davon wieviel "Menschlichkeit" noch in Felicia vorhanden ist und wie angepisst sie davon wäre, ihrem Mann als schwächlichem Zombie zu begegnen, während sie eine erhabene Vampirin ist... oder halt sowas wie "sag dich los von deiner Vergangenheit, erschlag deinen Zombiemann...), das mit den Geschichtsdaten hätte auch von irgendnem gut informierten Schreiberling kommen können und wenn er sie mit seinem Blick allein schon überzeugen kann (wie es für mich den Anschein hatte), warum dann eigentlich die Mühe mit der Propaganda, auch wenn sie echt gut rüberkommt!


    Irgendwo, ich finde es gerade nicht mehr, hast du nen Satz falsch gehabt, weil du statt kein glaube ein ein verwendet hast. Finde es aber nicht mehr, sorry... :P
    Die Zusage zum Angebot sollte eigentlich erst kommen, wenn Felicia die Bedingungen komplett kennt, denke bei so ner Entscheidung sollte es wirklich andersrum laufen :rolleyes:


    Bei Kapitel 6 würde ich am Anfang sagen, dass eine solche Ansammlung Aufmerksamkeit auf sich ziehen MUSSTE, nicht würde. Klingt in meinen Ohren bestimmter und so soll es mMn auch rüberkommen!
    Die Klammer mit der Erklärung der Methode finde ich eher schlecht. Vielleicht eher was in Richtung: Er erinnerte sich noch daran, wie er die Methode mit dem Meisternekromanten in jahrelanger arbeit entwickelt und dann optimiert hatte. Nach anfänglichen Versuchen mit allen möglichen Zutaten hatte sich schließlich brennendes Höllenfeuer... etc. Finde ich besser als ne Klammer, das wirkt so, als ob ich in meiner Thesis ne Abkürzung einführen will, oder ne Quelle zitiere :mauer:


    Ansonsten wäre es schön, wenn du das Land, das würdig ist von einem Vampir beherrscht zu werden, beim Namen nennst. Dank Mousillion tippe ich mal auf Bretonia, aber irgendwie fehlt mir die direkt Nennung, oder hast du das bewusst offen gelassen?


    Abschließend bin ich gespannt, warum Felicia denn nun wirklich so wichtig für Haliax ist, dass er sich nicht ne x-beliebige andere holen könnte. Und natürlich auch wie sich ihre dunklen Gaben, die nicht mal Haliax vorhersehen kann, entwickeln :)

  • Was bist du vom Beruf her? Autor? Wenn nicht dann solltest du es werden! Ich verbring meine Ferien grad im Frankreich und les Trudi Canavan(hab ich die richtig geschrieben?) weil meine Schwester mich überzeugt hat,dass die so gut sein sollen. Leider hat meine Schwester un recht :mauer: und deshalb lese ich alle Kurtzgeschichten die so grad aktuell sind.


    Meine Meinung: Du bist sehr viel besser als diese möchtegern Autorin :D:tongue:8)

    Der Wunsch klug zu erscheinen, verhindert oft, es zu werden.
    Beton lebt ! zumindest vermehrt er sich rasend.
    Der Mensch hat die Atombombe erfunden. Keine Maus käme auf die Idee eine Mausefalle zu konstruieren.
    Der Mensch steht immer im Mittelpunkt, also immer im Weg.


    Beste Sprüche

  • Pflichten (Part 1) Kapitel 8




    Felizia Murcatto währenddessen hatte sich daran gemacht, den Ratschlag ihres baldigen Meisters zu befolgen: Sie verabschiedete sich. Nicht auf die Art, wie man einem Freund oder einem Bekannten beim Scheiden der Wege einfach "Auf Wiedersehen" sagt. Nein, Felizia konnte nicht auf diese Art Lebwohl sagen, weil sie niemanden zu verabschieden hatte. Sicherlich hätte sie sich von den toten Körpern ihrer einstigen Freunde verabschieden können, doch das wäre verschwendeter Atem. Und mit einem Mal kam Felizia die Vorstellung, Atem zu verschwenden, sehr unklug vor.
    Felizia sagte auf eine andere Art und Weise lebewohl. Sie wanderte durch die schmauchenden Überreste ihrer Heimat um zu tun, was sie lebtags immer gern getan hatte. Sie lief über die Getreidefelder, die stellenweise abgebrannt und nichts weiter als nasse Asche waren, die einen unangenehmen Geruch verströmte, den Felizia jedoch begierig einsog. Sie ließ ihre Hände über die Weizen Eine umgestürzte Vogelscheuche auf ihrem Weg entpuppte sich als die Leiche des Farmers, dem ein scharfes Schwert die Beine vom Leib getrennt hatte... Felizia ließ ihn in seinem Getreide liegen. Sie empfand den Ort des Todes für diesen Mann als äußerst passend. Er war bei den Dingen gestorben, mit denen er sich sein ganzes Leben beschäftigt hatte. Nun waren sowohl er als auch seine Ernte nicht mehr. Felizia selbst erging es ganz ähnlich.
    Ihr ganzes Leben hatte sie mit ihrer Familie verbracht. Sie lebte bei ihren Verwandten, bis sie ihre eigene Familie gegründet hatte und selbst dann zog si in das HAus ihrer Vorväter ein, welches sich seit Generationen im Besitz der Murcattos befand. nun war all das für immer fort, und sie selbst würde es auch bald sein. Sie zog scharf Luft ein, als würde sie sofort wieder anfangen, zu weinen und sich nach dem Warum zu fragen. Doch sie tat es nicht. Haliax hatte Recht gehabt: manche Dinge geschehen ohne Grund. Nun blieb es ihr allein überlassen, diese elende Geschichte in eine Lektion zu verwandeln. Eine Lektion für die mächtigen Bretonen, deren Sucht nach Herrschaft schon viel zu viele Leben zerstört hatte.
    Felizia hatte, bevor ihr Leben endete, noch eine weitere Pflicht zu tun. Sie holte von irgendwoher einen Spaten und hob unter großer Mühe zwei Gräber aus. Ein kleines und ein großes. Es bereitete ihr gewissermaßen Glück, dass sie ihrer Familie diesen letzten Dienst erweisen konnte. Hätten die Bretonen sie ebenfalls getötet, so hätte die gesamte Famile Murcatto als Schmaus für die Krähen und Wölfe geendet.
    Sie holte, ihr Herz so schwer wie Blei, die toten Körper ihres Sohnes und ihres Mannes zu den ausgehobenen Gräbern und legte die beiden hinein. Ihrem Sohn strich sie zum Abschied durch sein blutverklebtes Haar und legte seine Hände unter seinen Kopf. Es sah aus, als schliefe er nur. Ein letzter, mütterlicher Kuss auf seine Wange, dann wandte sie sich ihrem Gasparde zu. Sie legte seine Hände gekreuzt über seine Brust, was die hässlichen Stichwunden und das viele Blut nur teilweise verdeckte. Sie zupfte seine Uniform zurecht und lächelte matt - ihr Mann wäre fuchsteufelswild geworden, wenn er gesehen hätte, dass sie diese lästige Angewohnheit selbst in seinem Tod nicht ablegen konnte. Dann flüsterte sie ihm liebevolle Worte ins Ohr und es erschien ihr so, als hätte sie dies im Leben nicht oft genug getan. Doch es half jetzt auch nichts mehr. Die beiden würden nicht wie durch ein Wunder wiederauferstehen, so sehr sie sich das auch wünschte. Ihr würden nur Erinnerungen bleiben. Schöne Erinnerungen an schöne Zeiten, die schönsten ihres jungen Lebens. Gasparde, der vor ihrem Fenster schiefe Liebeslieder sang. Dominikos erste Worte, erste Schritte... Sein erster Ritt auf dem Pferd seines Vaters... Geschichten im Bett vorlesen, bis er eingeschlafen war... All das schien nun hundert Jahre her zu sein. Felizias Liebste fanden ihre letzte Ruhe in der kalten, braunen Erde nahe dem Getreidefeld. Es gab keine Särge und keine Trauerfeiern, nur einen letzten, liebenden Blick von einer Ehefrau und Mutter und ein Grabkreuz aus verkohltem Holz. Dann schüttete Felizia Murcatto die Gräber zu.
    Nachdem sie die letzte Pflicht ihres bisherigen Lebens beendet hatte, machte sie sich daran, Haliax' Ratschlag zu folgen und sich auszurüsten.
    Während sie in den Trümmern ihres Hauses nach einer ganz besonderen Truhe suchte, fiel ihr auf, dass sie über die Untoten so gut wie nichts wusste. Musste sie sich auch noch von anderen Dingen als Blut ernähren? Falls ja, woher sollte sie in ihrer momentanen Lage die Vorräte nehmen? Und woher das Blut? Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie an das Blut denken musste. Wie sollte sie so etwas bloß tun können? Es war grausam und falsch, noch dazu wollte sie niemanden töten, der es nicht verdiente. Sie würde sich wohl von bretonischem Blut ernähren müssen, wenn sie nachts... beziehungsweise tags, gut schlafen wollte. Es war schon seltsam - sie hatte sich im Prinzip auf etwas eingelassen, das sie gar nicht recht verstand. Dieser Haliax könnte ihr auch nichts als Lügen erzählt haben, was Felizia ihm durchaus zutrauen würde. Doch sagte er nicht auch, dass sie für ihn von Bedeutung war, als Komplizin und Lehrling gleichermaßen? Warum? Das Denken tat Felizia weh. Sie suchte weiter in den ausgebrannten Überresten ihrer Existenz nach dieser einen, bestimmten Truhe. Kohle und Schutt wurden beiseite gefegt, unidentifizierbare Gegenstände, die noch am vorigen Tag Dekoration, Möbelstück oder Wandschmuck gewesen sein mochten. Inmitten all dieser Zerstörung stand, wie um alledem mutig zu trotzen, eine blühende Rose auf dem angesengten Tisch. Doch dafür hatte Felizia kein Auge. Ihr ganzes tun war nun auf die Vorbereitung des ewigen Lebens gerichtet.
    Eine Staubwolke legte sich über die Trümmer, als Felizia eine schwere, eisenbeschlagene Truhe von einiger Größe aus einem Haufen verkohlten Holzes zog. Die Truhe war aus sehr dunklem Holz gefertigt und schon sehr alt. Als Felizia damals, vor sechs Jahren, mit ihrem lieben Mann Gasparde hierherzog, stand die Truhe schon, unerschütterlich und kohlschwarz, auf dem verstaubten Dachboden. Es mochte sein, dass sie älter war als dieses Haus selbst. Vor vielen Generationen gezimmert, um den größten Schatz der Familie Murcatto aufzubewahren, war die Truhe mit der Zeit in Vergessenheit geraten. Doch Felizia hatte sie wieder entdeckt, ihr Geheimnis gelüftet und für sich behalten. Denn solche Schätze, wie sie in dieser Truhe verborgen waren, zogen nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch Diebe magisch auf sich... im wahrsten Sinne des Wortes.
    Felizia pustete, um die mausgraue Staubschicht von der Truhe zu entfernen. Eine weitere Staubwolke schwebte durch die Luft, verwandelte sich in schöne Muster und stob wieder auseinander. Das Schloss der Truhe, mindestens so verstaubt wie der Deckel, zeigte das Familienwappen der Murcattos, einen weißen Adler mit ausgebreiteten Flügeln in einem ovalen Schild. zu den Klauen des Adlers war der Wahlspruch der alten Familie in silbernen Lettern eingraviert:
    Die Hoffnung ist ein Kamerad, der dich niemals verlässt.
    Wie wunderbar passend, dachte Felizia. Aus einer Tasche ihres zerlumpten Gewandes zog sie einen leicht angerosteten Schlüssel, dessen Griff ein klar erkennbares, großes "M" darstellte, steckte ihn in das Schloss und drehte ihn rechtsherum. Ein Klicken war vernehmbar. Sie legte ihre zerschundenen Hände auf den schweren Deckel der Truhe und hob ihn langsam an...


    Vor sehr langer Zeit, als Tilea noch nicht das von Intrigen zerissene Sammelsorium von Stadtstaaten war, das es heute ist, lebte ein Mann namens Carlo Murcatto. Er war der Sohn eines einfachen Getreidebauern und lebte in einer Zeit großer Not, denn zur damaligen Zeit tobten in ganz Tilea erbitterte Kämpfe mit den ruchlosen Skaven. Sein Vater, Armando Murcatto, war in seiner Jugend ein Soldat in der tileanischen Armee gewesen. Er lehrte seinen Sohn von Kindesbeinen an, mit Schwert und Armbrust zu kämpfen, um den Hof zu verteidigen. Und obwohl die Skaven eine bedrohliche Kriegsmacht darstellten und sich, Aufgrund ihrer natürlichen zahlenmäßigen Überlegenheit, nicht so leicht ergaben oder vertreiben ließen, ging das Leben des Carlo Murcatto bis zu seinem sechzehnten Geburtstag relativ normal weiter. Nie musste er zur Waffe greifen, um seine Familie vor den Rattenwesen zu beschützen.
    Eines Tages jedoch, kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag, kam am Hof der Murcattos ein müder, hungriger und verletzter Reiter seines Weges und bat um Einlass und eine warme Mahlzeit. Er versprach, bei der Hofarbeit behilflich zu sein, sollten ihm diese Wünsche gewährt und seine Wunden versorgt werden. Nun war Armando Murcatto zwar ein mürrischer alter Soldat, aber vor allem anderen ein guter Tileaner. Er ließ den Fremden hinein und verband seine Wunden, nachdem er ihn zu einem köstlichen Mahl eingeladen hatte.
    Der Fremde kam im Verlauf des Abends wieder zu Kräften. Er berichtete, er komme aus der weit entfernten Stadt Tobaro, welche die Skaven schon vor einem guten Monat eingenommen hatten. Er sei von seinem General geschckt worden, nach Miragliano zu reiten, um Hilfe bei dem dortigen Fürsten zu erbeten. Auf dem Weg sei er jedoch von Goblins angegriffen und verwundet worden, sodass er den Pfad verlor und ziellos nach Rettung suchte. Bei den Murcattos machte sich Entsetzen breit, dass die Skaven es tatsächlich geschafft hatten, die große Stadt Tobaro einzunehmen, denn diese war im ganzen Reich für ihre exzellenten Krieger und ihre mächtigen Türme bekannt. Doch Tobaro war weit, weit entfernt, und selbst die Skaven konnten diese Entfernung nicht unbemerkt zurücklegen. Also beruhigte sich die Bestürzung der Murcattos wieder, und sie und ihr Gast begaben sich in ihre Betten.
    Am nächsten Tag machte der Reiter sich, wie er es versprochen hatte, bei den Arbeiten auf dem Bauernhof nützlich. Carlo war fasziniert von diesem Mann, der den ganzen Weg von Tobaro hierher geritten war, um seine Kameraden zu retten. Als die Gelegenheit günstig war, verwickelte Carlo den Fremden in ein Gespräch. Er fragte, wie der Stand der Dinge im Kampf gegen die Chaos-Rattenmenschen war. Der Reiter erwiderte, dass die tileanische Armee einen Kampf führte, den sie nicht gewinnen konnten - die Skaven waren bei weitem zu zahlreich. es sei nur eine Frage der Zeit, bis von jedem Turm im ganzen Reich das Banner der gehörnten Ratte wehen würde, dem widerwärtigen Gott der Skaven.
    Carlos war erstaunt, dass der Fremde seiner eigenen Sache so wenig Chancen auf Erfolg einräumte. Er fragte ihn, warum er kämpfe, wenn die Lage doch hoffnungslos sei? Der Fremde sah Carlo tief in seine braunen Augen und sprach:
    "Es gibt immer Hoffnung, solange nur ein einziger Mann daran glaubt und dafür kämpft!"
    Carlo hörte diese Worte und vergaß sie nicht.
    Bald schon kam es, wie der Fremde gesagt hatte - die Skaven nahmen Stadt um Stadt ein, entführten die Bewohner in ihre unterirdischen Tunnel und brannten die Felder nieder. Die tileanische Armee war auseinandergesprengt worden und stellte sich den Skaven nicht mehr in den Weg. Schon sehr bald konnte man vom Hofe der Murcattos die Rauchfahnen von den brennenden Dörfern sehen. Carlo war zu diesem Zeitpunkt bereits neunzehn Jahre alt und kräftig und muskulös. Sein Vater hatte ihm alles beigebracht, was er wusste, sowohl auf dem Gebiet der Landwirtschaft als auch im Kampfe. Dennoch hatte er seinem Sohn verboten, sich in der Armee einzuschreiben. Er sagte, es bestünde keine Hoffnung auf den Sieg. Mehrmals hatten die beiden sich sehr gestritten, und böse Worte waren gefallen. Sein Vater meinte, dass er ihn hier am Hof brauche dass er seine Familie im Stich lassen wollte. Carlo nannte seinen Vater einen Querkopf und einen Feigling. Er war es Leid, von ihm herumkommandiert zu werden. Und eines nachts fasste Carlo einen Entschluss.
    Mitten in der Nacht schlich er sich aus seinem Elternhaus, bewaffnete sich mit einer Axt und einem Lederbespannten Schild und zog die alte Lederrüstung seines Vaters an. Er wollte nicht mehr warten, dass die Skaven den Hof überfielen und seine Liebsten abschlachteten. Er streifte durch die Felder und Wälder, bis er fand, wonach er gesucht hatte.
    Dort, im Schein einer unheimlich grün schimmernden Lampe, patroullierten Kundschafter der Skaven. Sie waren bewaffnet mit kurzen Messern und gekleidet in zusammengeklaubte Kettenhemden und Lederrüstungen. Ein besonders großer und hässlicher Rattenmensch trug einen schäbigen Speer und einen kleinen, runden Schild. Er war wohl der Anführer der Rotte. Ein weiterer großer Skaven trug an einem langen Stiel die grüne Lampe, die bei jeder seiner Bewegungen leicht flackerte. Die Skaven bewegten sich trotz ihrer sperrigern Ausrüstung und ihrer schnellen Schritte überraschend leise, nur ihre gelegentlich schwatzenden, quiekenden Stimmen verrieten sie. Im ganzen waren es wohl bis zu zehn Rattenmenschen. Nach dem, was Carlo über die kämpferischen Qualitäten dieser Unholde gehört hatte, rechnete er sich gute Siegeschancen aus, doch er war jung und naiv... Er brach wild brüllend aus dem Unterholz, in dem er gelauert hatte, als die Patroullie vorbeizog. Mit seiner kleinen Axt schlug er einen nieder, der nicht wieder aufstand. Der Rest der Skaven wirkte zwar einen Augenblick lang überrumpelt und ängstlich, doch als sie ihren Gegner erblickten, gingen sie umso wilder auf ihn los. Messer stachen ihn und Zähne bissen ihm ins Fleisch. Der Anführer der Skaven lachte ihn mit einer hohen, piepsenden Stimme höhnisch aus. Carlo erkannte, dass er keine Chance mehr hatte, warf seine Axt und den Schild davon und rannte Hals über Kopf nach Hause.
    Doch Carlo fand dort weder Schutz noch Freude. Der Duft von verbranntem Fleisch wehte ihm entgegen, das Haus seiner Jugend lag brennend darnieder, um es herum huschten und tanzten die Skaven, jubelnd vor boshaftem Vergnügen. Sie hatten den ganzen Hof niedergebrannt und Carlo zweifelte nicht daran, dass seine Familie tot war. Als die Skaven ihn erblickten, funkelten ihre Augen bösartig im Feuerschein, und ihre langen Schnauzen formten sich zu teuflischem Lachen. Sie kamen auf den letzten der Murcattos zu, ihre Schwerter gezückt und ihre Schilde bereit...
    Doch als sie Carlo erreichten, erlebten sie eine Überraschung.
    Er packte den ersten Skaven, der ihn mit seinem rostigen Dolch stechen wolte, bei der Kehle und drückte unbarmherzig zu. Der zappelnde Skaven kreischte und schlug um sich, doch Carlo hatte ihn so fest im Griff wie die Erde die Begrabenen im Griff hält. Dann schmetterte Carlo Murcatto den Rattenmann auf den Boden und brach ihm alle Knochen im Leib.
    Die anderen Skaven griffen wütend an, doch die ungezügelte Wut über seinen Verlust erfüllte Carlo mit unmenschlicher Stärke. Er erschlug alle Skaven, denen er ansichtig wurde, mit seinen bloßen Händen. Als sein blutiges Werk vollbracht und seine Fäuste vor Blut rot geworden waren, kniete der Hinterbliebene sich vor die brennenden Trümmer und verfluchte seine Dummheit. Er hatte Mut mit Leichtsinn verwechselt und Hoffnung mit Verantwortungslosigkeit. Er erkannte den schrecklichen Fehler, den er gemacht hatte, und weinte, bis die Sonne aufging.


    @ sim-bak-oor: Von Beruf bin ich Aushilfsgärtner und Teeverkäufer! Aber ich danke dir für deine freundlichen Worte und freue mich, dass dir meine Geschichte gefällt. Bitte bleib mir auch weiterhin gewogen!


    P.S: Verflucht sei die Beschränkung auf 20.000 Zeichen!

    "We shold forgive our enemies, but not before they are hanged."
    Heinrich Heine

    [b]Das Projekt 500er
    Necrons die Garde des Sepet-en-Ra (Der Herold der Abyss erhebt sich abermals...)
    Vampirfürsten, in Arbeit: die Frau, die Finsternis anzieht