Hab letztens auch mal spontan was geschrieben, hoffe es gefällt euch
Abgrund
Der Befehl war im Grunde sehr simpel: In den Höhlenkomplex eindringen, die Ursache für das Verschwinden des Alpha-Trupps herausfinden und den Trupp rächen, sollte er im Kampf für den Imperator gefallen sein. Ob der Trupp noch lebte oder nicht, in jedem Fall sollten sie mit den festgestellten Informationen zurückkehren.
„Warum, verflucht nochmal? Warum mussten sich diese Kerle gerade in dem Moment aus dem Staub machen, wo ich auf diesem Planeten Dienst schiebe?“ John, seines Zeichens langjähriger Soldat der imperialen Armee (wenn auch unfreiwillig), war nicht gerade einer der Typen, die vom brennenden Glauben an den Imperator beseelt waren. Seiner Meinung nach war der gesamte verdammte Alpha-Trupp einfach desertiert, in diesen Tagen durchaus nicht unüblich, wo doch so ziemlich die ganze Galaxie den Bach runterging.
Wie auch immer Befehl war Befehl und John hatte keine Lust als Deserteur in einem der unzähligen Massengräber zu enden, mit der Kugel einer Kommissars-Pistole im Kopf. „Kommst du endlich oder hat dich die Angst jetzt komplett zum Baumstamm werden lassen?“ Seine sogenannten „Kameraden“ verfielen in Gelächter. „Ja, Ja. Ich komme schon. Schließlich sollte wenigstens ein guter Soldat im Trupp sein“, lautete seine Antwort. Der Trupp sammelte sich am Eingang eines verwinkelten Höhlensystems, dessen hunderte, dunkle Abzweigungen man nie richtig erforscht hatte.
Der Truppführer fing seine übliche lauwarme Auftaktrede an. Von unerschütterlichem Mut war da die Rede und von der Ehre für den Imperator höchst selbst kämpfen zu können. Beim ersten Mal mochte das ganze ja ganz nett sein und vielleicht sogar den Einen oder Anderen mitreißen, aber nachdem man ein und dieselbe Leier schon so oft gehört hatte, dass man sie selber mitreden konnte, haute einen das Ganze nicht mehr wirklich um.
„Und so, meine tapferen Soldaten, ist es an der Zeit unsere Pflicht zu erfüllen. Für den Imperator!“ Na Endlich, dachte sich John. Sie betraten nun den Haupteingang der Höhle, welche durch elektrische Lichter spärlich beleuchtet wurde. Weiter ging es in einen unbeleuchteten Nebengang, kaum zu sehen, wenn man nicht wusste, dass er da war. „Lampen anschalten!“, hallte es durch den Gang und John aktivierte die kleine Taschenlampe an seinem Lasergewehr. Nach einem längeren Marsch (John hatte sein Zeitgefühl inzwischen gänzlich verloren), stoppte der Trupp auf einmal. „Was ist los?“, fragte John und ging weiter nach vorne, wo die Vorhut stehen geblieben war. Die Soldaten fingen an, sich beunruhigt zu unterhalten. „Sir, das sollten sie sich mal ansehen.“ Einer der Soldaten holte den Befehlshaber. „Was ist?“ Der Kommandierende trat vor. „Licht!“ Jemand leuchtete auf den Boden und nun konnte auch John sehen, was die Anderen so beunruhigt hatte.
Am Boden befand sich ein seltsam grünlichgelber Schleim, zu dem sich mehrere Adern gebildet hatten. Der Schleim bedeckte irgendetwas, er war jedoch zu dick, damit man etwas Genaueres unter ihm erkennen konnte. John leuchtete nach oben. Die Adern reichten bis an die Decke des Gangs, wo sie im Erdreich zu verschwinden schienen. „Das ist ja widerlich!“ „Ja, aber was ist das?“ Die Soldaten unterhielten sich weiterhin, die Stimmung wurde angespannter. Der Kommandiere beugte sich runter. „Soldat, gib mir mal dein Messer.“ „Ja, Sir!“ Er untersuchte mit dem Kampfmesser den Schleim. „Da ist doch irgendwas in dieser Grütze.“ Jemand zeigte auf das Objekt unter der Masse. „Mal schaun, was wir da haben.“ Der Befehlshaber stach mit dem Messer in das Ding und der Rest des Trupps rückte neugierig näher. Langsam zog er es heraus und löste es aus dem Schleim. John begann zu erkennen, um was es sich bei dem Ding handelte und kalter Schweiß rann seinen Nacken herunter. Der Trupp wich entsetzt zurück, denn mittlerweile der Schleim das Objekt vollständig freigegeben.
Es war eine menschliche Hand. Was noch schlimmer war, der dazugehörige Körper fehlte und da jeder Soldat des Trupps wusste, dass man nicht einfach so seine Hand verlor, begann es in der Höhle sehr unruhig zu werden. Man konnte förmlich der Massenpanik beim Ausbrechen zusehen, dachte sich John.
„Seid still! Was immer das hier getan hat, hat vielleicht das Selbe auch mit dem Rest des Alpha-Trupps gemacht!“ John trat vor: “Woher wissen wir das der da“, er zeigte auf die Hand, „vom Alpha-Trupp ist?“ „Ganz einfach Junge: Der Alpha-Trupp war seit ca. 200 Jahren die erste Einheit in dieser Höhle und sollte überprüfen, ob man das Bergwerk, welches sich früher hier befand, wieder in Betrieb nehmen könnte.“ Super, dachte sich John, sterben für des Imperators Edelsteine. „Und warum wurde das Bergwerk stillgelegt?“ „Wurde es nicht, der Kontakt brach eines Tages einfach ab und niemand wusste warum. Deshalb wurde sofort eine Erkundungsmission zugeteilt. Aber sie kennen doch die imperiale Bürokratie. Da bearbeiten Beamte alleine eine 500-Punkte-Liste für den Antrag auf eine Erkundungsmission…“ Vom imperialen Glauben und den Stolz über die Pflicht war beim Kommandanten nicht mehr viel übrig.
„Seid mal still!“ Einer der Soldaten der Vorhut duckte sich und der Rest tat es ihm, wie aus Reflex, nach. „Ich glaube ich habe etwas gehört…“ Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
„Wer es auch ist, wird unsere Rache zu spüren bekommen!“ Der Kommandant stand auf einmal und sprach zu seinen Soldaten. Offenbar hatte er seinen Mut wiedergefunden, denn seine Stimme war nicht im Geringsten ein Flüstern. „Wer es auch wagt uns anzugreifen, der soll es bereuen.“ John leuchtete den Befehlshaber an und erstarrte vor Schreck. Wie aus dem Nichts war eine Kreatur hinter diesem erschienen. John hatte nur Erzählungen davon gehört, doch er wusste was dieses „Ding“ war. Ein Liktor.
Er durchbohrte den Kommandanten mit seinen langen Klauen und zog in die Dunkelheit, während ihr Befehlshaber in der Finsternis schrie.
Plötzlich fielen die Lampen der Gewehre aus und John hörte das Schaben hunderter Tyraniden die sich in der Höhle bewegten…
Weiter rennen. Nicht nach hinten sehen. Immer dem Gefühl nach. Immer in eine Richtung.
John konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, während er um sein Leben rannte. Eine der Kreaturen hatte ihn am Bein erwischt und er spürte den stechenden Schmerz der Erschöpfung. Die Anderen hatte er komplett aus den Augen verloren, seitdem ihr Kommandant getötet wurde. Als offene Panik ausgebrochen war und die Tyraniden in den Höhlengang eindrangen, war geradewegs in die erstbeste Richtung gerannt. Er war mit irgendetwas zusammengestoßen, konnte jedoch nicht sagen was es war. Dann traf ihn eine Klaue am Bein, aber John war einfach immer weiter gerannt. Immer weiter. Immer in eine Richtung.
Der Gang wurde größer, das fühlte er, denn er stoß sich nicht mehr so häufig den Kopf oder rannte gegen eine der Wände. Sein Licht anzumachen hatte er sich nicht getraut obwohl er wusste, dass ihm die Aliens in der Dunkelheit trotzdem finden konnten. John Hoffnung, mit dem Leben davon zu kommen, wuchs als er bemerkte, dass er immer besser sehen konnte. Der Gang wurde nicht nur breiter, sondern auch heller. Nach einigen Metern öffnete er sich schließlich gänzlich und John wurde vom Tageslicht geblendet. Ein Lächeln kam über sein Gesicht, nun hatte er endlich den Ausgang der Höhle erreicht. „Ich habs… gepackt“, entfuhr es ihm ungewollt. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Licht und er konnte endlich sehen wo er war.
Was er sah löste pures Entsetzen in ihm aus.
Er war nicht am Ausgang der Höhle, sondern noch vieler tiefer im inneren. Das Licht, welches er gesehen hatte, schien aus einer riesigen Öffnung, mehrere hundert Meter über ihm, ins Innere.
John bot sich ein schrecklicher Anblick, denn unter ihm war ein metertiefer Abgrund, an dessen Boden sich tausende von Tyraniden befanden. Deshalb war also der Kontakt zum Bergwerk damals abgebrochen. John drehte sich um, denn er wollte einen anderen Weg finden.
Vor ihm stand derselbe Liktor, der auch den Kommandanten getötet hatte. John wurde, noch bei dem Versuch zu fliehen, von der Kreatur gepackt und weggeschliffen.
Seine Schreie verhallten in der Dunkelheit.