Eine kleine Kurzgeschichte, die ich im Urlaub geschrieben habe.
Hoffe sie gefällt.
Der Minotaurus
Nichts rührte sich auf der kleinen Lichtung. Nur der Wind strich leise durch das Blattwerk
und entlockte ihm das dem Wald eigene Geflüster. In der Mitte der Lichtung lag ein mit
Moos bewachsener Baum. Vor langer Zeit musste er unglaublich hoch und schön gewesen
sein, doch die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Mit einem Knurren hob das Monster, das
auf dem Stamm saß seinen Kopf. Bevor es diese Bewegung machte hätte man denken können,
es wäre zu Stein erstarrt, so reglos verweilte es auf dem Stumpf. Schnaubend sog es die reine
Waldluft in seine Nüstern. Ein metallener Geruch stieg dem Minotaurus in die Nüstern. Leises
Klappern drang vom Weg der auf die Lichtung führte. Nach einigen Minuten ritt ein Ritter
auf diese. Er war in eine prächtige silberne Rüstung mit Verzierungen aus purem Gold gehüllt
und trug einen mit Rubinen besetzten Helm. Auf seinem goldenem Schild und dem Tabard
des Pferdes prangte sein Wappen. Ein schwarzer Bär mit goldener Krone auf rotem Grund.
Sein Pferd selbst war ein gewaltiger Rotfuchshengst. Nervös ließ der Ritter seine Lanze in
seine Armbeuge gleiten. Mit einem tiefem Grollen erhob sich der Stiermensch. Aufgerichtet
maß er volle vier Meter. Er trug einen Lederharnisch über einer grünen Tunika und an seiner
Seite baumelte eine anderthalb Meter lange Keule. Plötzlich gab der Ritter seinem Pferd die
Sporen und preschte mit gesenkter Lanze auf die Bestie los. Mit einer fast unglaublichen
Leichtigkeit wich sie dem angreifendem Ritter aus und hielt den Ritter gleichzeitig an der
Lanzenspitze fest. Dieser drehte die Lanze herum, wodurch sich der Minotaurus diese selbst
in den Leib rammte. Mit einem Wutgebrüll schlug er mit der Rückhand zu und streifte den
davongloppierenden Ritter am Rücken. Wäre er voll erwischt worden, wäre ihm das Rückrad
gebrochen worden, doch so wurde nur die Rüstung eingedellt. Rasch ritt der Ritter so schnell
es ging aus der Reichweite der Bestie und sah sich hektisch um. Das Monster versperrte ihm
den Weg von der Lichtung hinunter. Abwartend blieb er am Lichtungsrand stehen. Diesmal
war es der Minotaurus der die Initiative ergriff. Unter ohrenbetäubendem Gebrüll rannte er
auf die silberne Gestalt zu. Der Ritter hielt sich nicht damit auf seinen Angriff abzuwehren,
sondern versuchte seitlich an ihm vorbeizukommen. Aber darauf fiel der Stiermensch nicht
herein. Als der Gerüstete ein paar Meter neben ihm war, sprang er zur Seite und schlug nach
den Beinen des Pferdes. Mit einem Geschick wie es nur ein jahrelang im Sattel gesessener
Reiter aufbringen konnte, wich der Ritter aus und ließ den Sprung der Bestie ins Lehre gehen.
Schnell gab er seinem Pferd die Sporen und raste von der Lichtung, doch er hatte nicht mit
der Geschwindigkeit des Minotauren gerechnet. Im Fallen packte dieser seine Keule und
schleuderte sie dem Gegner hinterher. Die Keule traf das Hinterteil des Pferdes und
zerschmetterte es. Rückwärts fiel der Ritter vom Pferd und bevor er sich aufrichten konnte
war das Monster über ihm und ließ seine Keule auf den seinen Kopf niedersausen, die diesen
zertrümmerte. Mit einem widerlichem Geräusch flogen Blut und Gehirnmasse aus dem Helm
und färbten das Fell des Minotauren. Dieser packte den Toten mit beiden Händen, brach die
Rüstung auf und verspeiste den Ritter. Nachdem er das Gleiche mit dessen Pferd gemacht
hatte, setzte er sich wieder auf den Stamm. Dort blieb er wieder wie zu Stein erstarrt sitzen,
woraufhin sich nach einiger Zeit sogar ein paar Vögel auf ihm niederließen.