Als erstes muss gesagt sein, dass sich die Geschichte nicht an WH oder sonst irgendwas orientiert, sondern einfach frei nach Geist entsteht. Wenn ihr neugierig auf ne Fortsetzung seid, schreib ich weiter. Dann wird die Geschichte über die *Edit*-Funktion verlängert. Freue mich über Kritik und Anregungen.
Also have fun:
Dunkle Lichter - Helle Schatten
I. Tharnaton
Einsam und verlassen ließ sich der alte Krieger auf den Stuhl fallen, zog sich den noch halbvollen Krug Meet heran und nam einen ordentlichen Schluck des beteubenden Gebräus. Thorim war sein Name, doch an den wird sich jetzt Niemand mehr erinnern können. Es war nun drei Sonenläufe her als er noch mit seinen Mitstreitern unter bunten Bannern in die Schlacht zog. Ja, die Schergen hatten wieder mal gewagt die hohen Herrschaften herauszufordern. Die meißten Schlachten konnten siegreich ausgetragen werden, doch diesmal hatten sich die Herrscher verschätzt. Eine Vielzahl von Gegnern marschierte auf und mähte, wie der Sturm die Bäume knickt, durch die eigenen Reihen. All seine Freunde und Kameraden fielen wie die Blätter von den Bäumen und die grausamen Bilder dieses Tages versuchte er nun im Alkohol zu vergessen. Doch immer wieder erschienen ihm die enthaupteten und verstümmelten Körper vor den Augen. Nur er allein, ein alter Krieger war noch übrig. Geflohen war er, hatte seine Kameraden einfach im Stich gelassen. Sein Fleisch war schwach und auch der Geist schien nicht mehr der stärkste zu sein. Früher einmal, da war er ein starker, stolzer Krieger und hätte jeden Feind bis auf den Tod bekämpft, doch mittlerweile war er alt geworden. Das ehemals glänzende, schwarze, volle Haar hatte sich über die Zeit in lichtes, weißgraues und dünnes Haar verwandelt, welches bald ganz auszugehen drohte. All die erfolgreich geschlagenen Schlachten hatten Narben auf seiner Haut hinterlassen und auch die tiefen Furchen und Runzeln zeugten von dem fortgeschrittenen Alter. Er war verbraucht. Seiner Meinung konnten es nur noch Tage sein, bis der Seelenschnitter auch ihn holen würde und er rechnete jeden Augenblick mit seinem letzten Atemzug. Ein letztes Mal blickte er voller Stolz auf sein Breitschwert, welches ihm damals der Dorfschmied als Dank schenkte und schlief dann müde am Tisch ein.
Aufgeschreckt durch irgendein Geräusch setzte sich Algunde auf die Kante ihrer Schlafstätte. Waren das wirklich Hufe, die sie gehört hatte? Hufe? So spät in der Nacht und in dieser entlegenen Gegend? Neugierig ging sie ans Fenster ihres kleinen, karg möblierten Zimmers. Nein, sie hatte sich nicht geirrt. Ein Reiter oder war es eine Reiterrin? Bei der Dunkelheit war draussen nichts genaueres zu erkennen. Sie drehte sich um und sah ihre Mutter neugierig in der Tür stehen. Auch sie hatte die Hufschläge gehört und wollte sich von der Ankunft eines nächtlichen Besuchers überzeugen. Sie tapte leise zum Fenster und erkannte eine hochgewachsene Person, als es auch schon unten an der Tür klopfte. Zusammen gingen die beiden Frauen hinunter in den Schankraum. Ein alter Krieger, den Kopf auf die Tischplatte gelegt, schlief noch dort. Sie hatten nicht gewagt ihn zu wecken, da er erschöpft zu sein schien und es in diesen finsteren Tagen von Vorteil sein könnte einen Kämpfer im Hause zu haben. Wieder klopfte es. Diesmal lauter, energischer. Eilig aber leise schlich die Wirtin zu der stabilen Holztür, die schon so manchen Räuber abgehalten hatte. Sie befahl noch kurz Algunde hinter dem Tresen zu warten und fragte dann nach dem Namen und den Belangen des nächtlichen Besuchers. >>Wer seid ihr und was wollt ihr zu so später Stunde?<< Ein Moment der Stille verging als dann eine Antwort zu vernehmen war. >>Mein Name ist Selissa und mein Pferd heißt Falke. Ich bitte um eine Schlafmöglichkeit für die Nacht und werde morgen weiterreisen!<< Die Wirtin öffnete die Tür einen Spalt weit und blickte hindurch. Tatsächlich, da stand eine Frau mit schwarzem Mantel und Kapuze, an ihrem Gürtel hing ein glänzendes Schwert und ein Parierdolch. Wo sie noch überall Waffen tragen würde, konnte man nur erahnen. Da von ihr keine Gefahr auszugehen schien, ließ die Wirtin sie eintreten.
>>Schnell, steh auf, Du musst los!<< Wessen Worte waren das? Es war weit und breit niemand zu sehen. Selissa setzte sich auf und blickte sich erneut um. Irgendwas schimmerte bläulich und bewegte sich langsam auf und ab. >>Hab keine Angst! Du bist sicher hier!<< Dieses Etwas sprach zu ihr. Man hatte sich ja schon viele Geschichten über diesen Wald erzählt, aber dass sie selber mal so etwas sehen würde, hätte sie nicht gedacht. Sie hatte sich doch nur kurz schlafen gelegt. Wieviel Zeit war wohl vergangen? Mittlerweile war es dunkel um sie herum bis auf das bläuliche Leuchten, welches irgendein Wesen zu sein schien. >>Schnell, Du musst los! Du wirst ihn finden!<< Sie verstand kein Wort von dem was dieses Wesen meinte. >>Wen werde ich finden? Und wohin überhaupt soll ich reisen?<< Als sie das Wort reisen erwähnte, fiel ihr wieder ihr Pferd ein und sie suchte nach ihm. Es stand ganz in der Nähe und blickte mit treuen Augen herüber. Scheinbar war dieser Ort wirklich sicher. >>Du wirst ihn finden! Den Einen, der dein Leben völlig verändern wird! Dein Falke kennt den Weg!<< Sie stand auf und ging zu Falke, tätschelte ihm den Hals und suchte dann ihre Ausrüstung zusammen. Da war zum einen ihre Wolldecke, die sie sich zum Schlafen ausgebreitet hatte, ihr verzierter Dolch und die schmale, schnelle Klinge, die sie stets neben sich liegen hatte. Sie griff noch schnell nach dem Beutel mit den Nahrungsmitteln, mehr hatte sie ohnehin nicht dabei und verstaute Decke und Beutel auf dem Pferd und Schwert sowie Dolch am Gürtel. Sie drehte sich noch mal nach dem Wesen um und war etwas verwundert, dass es nicht mehr zu sehen war. Eigentlich hatte sie keine Lust im Dunkeln zu reisen, doch ihre Ziehmutter früher hatte ihr mal gesagt, dass man in manchen Momenten das machen sollte, was einem gesagt wird und dieses jetzt schien ein solcher Moment zu sein. Also drehte sie sich wieder zu Falke und schwing sich auf dessen Rücken. Kaum dass sie im Sattel saß gallopierte Falke los und das mit einer Geschwindigkeit, dass Selissa Mühe hatte sich im Sattel zu halten.
Den ganzen Tag war sie nun schon so geritten. Falke hatte ihr nicht eine Pause gegönnt, als sie mitten in der Nacht an einem Wirtshaus an kamen. Es schien das einzige in der ganzen Gegend zu sein, denn nichts dergleichen hatte sie während dem Ritt entdecken können. In leichtem Trab steuerte Falke auf das Haus zu und Selissa wusste, dass sie hier die restliche Nacht verbringen würden. Beruhigt über die bevorstehende Erholung und angenehmen Schlaf stieg sie von Falke herab, tätschelte ihm den Hals und lies ihre Blicke über das Gebäude wandern. Hatte sich da nicht eben was am Fenster bewegt? Sie lies Falkes Zügel lose hängen, er schien kein Stück erschöpft von dem langen Ritt, und klopfte an die solide Wirtstür. Nichts geschah, Niemand öffnete. Dabei war sie sich fast sicher am Fenster etwas bemerkt zu haben. Sie klopfte erneut, diesmal lauter und energischer. Und ja, da war jemand. Sie wurde nach Namen und Wunsch gefragt und dann nach kurzer Musterung eingelassen. >>Habt Ihr ein Zimmer für die Nacht? Ich möchte hier gern über Nacht bleiben und morgen weiterreisen.<< Ihre Blicke schweiften durch die Schankstube. Am Tresen stand eine kleine, zarte, junge Frau im Nachtgewand. Es standen überall noch Bierkrüge und an einem Tisch schlief ein alter Mann. Er war weder gutaussehend noch wohlhabend wie es schien. Eigentlich war er alt und hässlich, doch das Schwert, welches an seiner Seite stand könnte ihr gefallen. Es war ein richtiges Kunstwerk. Ein Breitschwert mit gedrehtem Griff und vielen aufwendigen Verzierungen auf der Schneide. Ja, das könnte ihr wirklich gefallen. >>Ihr habt Glück. Ein Zimmer ist frei. Mögt ihr noch einen Schluck zu Euch nehmen bevor ihr Euch schlafen legt?<< Die Wirtin lies die Reiterrin nicht aus den Augen. >>Ja, einen Krug Wein könnt ihr mir geben.<< Algunde machte sich daran einen Krug mit dem herzhaften, roten Getränk zu füllen und brachte ihn Selissa. >>Danke, ich habe heute den ganzen Tag noch keine Pause gehabt. Aber verzeiht, ich habe mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Mein Name ist Selissa. Ich bin auf dem Weg Richtung Osten.<< Sie nahm einen Schluck Wein und lies sich auf den nächstbesten Stuhl fallen, der zwar laut knarrte aber doch hielt. Sie lehnte sich zurück und überdachte den langen Wahnsinnsritt und die bläuliche Erscheinung.
Irgendwas passte nicht zu dem was er grade sah. Er saß auf einer Wiese voller Blumen und der angenehme lauwarme Frühlingswind wehte ihm entgegen. Seit langem hatte er nicht mehr einen so schönen Traum. Doch dann zerstörte plötzlich lautes Knarren die Idylle und er blinzelte vorsichtig zwischen den Augenlidern hindurch. Er war wach und er lebte noch. Und scheinbar nicht nur er. Im Schankraum waren Personen. Das konnte er erkennen. Schließlich schlug er die Augen ganz auf und bemerkte die Wirtin und ihre Tochter. Und noch eine Person war anwesend. Eine in einen langen schwarzen Mantel gekleidete Frau. An ihrem Umhang befand sich eine Kapuze, die jetzt auf ihren Schultern lag und die langen, weißblonden, leicht gewellten Haare preis gab. Das Gesicht hatte eine engelsgleiche Ausstrahlung und in den wasserblauen Augen konnte man sich verlieren. Eine wunderhübsche Frau mittleren Alters saß also am Nebentisch. Sein Augenmerk richtete sich nun auf die schmale Klinge, die an ihrem Gürtel hing. So einen Stahl hatte er noch nie gesehen. Ein seltsamer Glanz ging von dem Schwert aus und den verzierten Dolch, den sie trug, konnte man auch nicht verachten. Also eine wunderschöne Frau mit wunderschönen Klingen.
Thorim richtete sich auf und durchflog schnell den Raum mit einem Blick ob sich noch mehr Personen in der Stube befanden. Nein, nur die drei Frauen! Erleichtert darüber lehnte er sich seufzend zurück. Aber er wusste immernoch nicht was geschehen war. >>Einen Krug Bier hätt ich gern, wenn noch einer da ist und dann würde ich gerne wissen was hier los ist!<< Algunde brachte ihm das süffige Bräu und die Wirtin erzählte kurz und knapp über Selissas Ankunft.
Fortsetzung folgt...
>>Woher stammt Ihr denn?<< Thorim war neugierig geworden. Er wollte unbedingt wissen, woher sie dieses Schwert hatte. Dieser Stahl! Nur ein Meister dieser Kunst könnte solch eine Klinge schmieden. Und dieses verheißungsvolle Glänzen. Diese Waffe musste zu einem besonderen Zweck geschaffen worden sein. >>Ich stamme aus der Nähe von Grogan.<< Sie spielte bei diesem Satz mit gespielter Schüchternheit an einer ihrer Haarsträhnen. Thorim kannte solche Gesten nur zu gut und wusste sofort, dass sie versuchte von ihrer Reise abzulenken. So versuchte er die hübsche Besitzerin dieses Stahls auf anderem Wege zum plaudern zu bewegen. >>Ich war schon häufig in Grogan. Allerdings ist mir dort noch nie eine Frau von solcher Schönheit begegnet.<< Selissa konnte einen leichten Anflug von Röte nicht ganz verstecken und so wusste Thorim, dass er auf dem richtigen Weg war. >>Nun, wie Ihr sicherlich wisst, ist es für eine hübsche Frau gefährlich ungetarnt durch die Gassen von Grogan zu wandern. So kam es, dass mir mein Vater verbot mich offen zu zeigen.<< Sie hatte kurz überlegt, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte. Entschied sich aber dann doch dafür, da dies nicht von Belang für ihren Auftrag war. Sie sollte nur das Ziel und den Zweck ihrer langen Reise aus dem Norden geheim halten. >>Sehr vernünftig von Eurem Vater. Und mit Verlaub gesagt, sonst hätte ich mich heute nicht an Eurem Anblick erfreuen können.<< Thorim überlegte kurz, ob er dieser Schönheit glauben schenken sollte. Aber was sprach dagegen. Für Jemanden, der so viel erlebt hatte, wie er einer war und der eh nicht mehr viele Sonnenaufgänge sehen würde, könnte es gleich sein. Nur die Herkunft dieser Klinge reizte ihn noch. Er wusste nur nicht, ob ihm noch genügend Tage verbleiben würden um dies in Erfahrung bringen zu können. Darum beschloss er das Schwert direkt anzusprechen. >>Sagt, woher habt ihr solch eine schöne Klinge? Ich habe selten ein solches Meisterwerk erblickt.<< Sie nahm einen Schluck aus dem Weinkrug und wägte ab, ob es ein ehrliches Interesse an dem Schwert war oder ob dieser alte Mann auch nur einer der vielen Späher war, vor denen sie ihr Meister gewarnt hatte. Aber was sollte ihr diese erbärmliche Gestalt anhaben können? Hinterher könnte sie ihn immernoch zum Schweigen bringen. So erzählte Sie über das Schwert alles was sie wusste. >>Es existieren exakt drei Exemplare dieses Schwertes.<< Da die Wirtin, die die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatte, nun mit einem längeren Gespräch der beiden rechnete, befahl sie ihre Tochter wieder ins Bett und wandte sich kurz an die beiden Schwertstreiter. >>Entschuldigt bitte, wenn ich das Gespräch unterbreche aber ich werde nun wieder zu Bett gehen. Ich wünsche noch eine angenehme Nachtruhe.<< Sie stellte jedem der beiden noch einen randvollen Krug hin und ging dann nach oben auf ihr Zimmer um sich wieder hinzulegen. Die alten Holzstufen ächzten unter dem Gewicht der rundlichen Wirtin und man hörte ihre Schritte im Obergeschoss leiser werden, bis es wieder still wurde. Thorim setzte sich zu Selissa an den Tisch und sie began mit ihrer Geschichte von vorn. >>Wie bereits erwähnt gibt es von diesem Schwert exakt drei Exemplare. Aber nur eines, dieses hier ist das wahre dieser drei. Die anderen beiden sind Nachahmungen, keine schlechten zwar aber nur Nachahmungen.<< Nun nahm Thorim noch einen Zug aus seinem Bierkrug. >>Wie kommt es, dass Ihr so ein beeindruckendes Schwert bei Euch tragt?<< >>Lasst mich erzählen. Dann sollt Ihr auch dies zu hören bekommen. Man erzählt sich, dass dieses eine Schwert von einem Meisterschmied der alten Welt geschaffen wurde. Es sollte ein Geschenk von Thestalors, des Herrschers über das goldene Reich, an seinen Bruder sein. Leider verschwand das Schwert auf der Reise vom goldenen Reich an die nördlichste Spitze des Schneelandes. Als das bekannt wurde, begaben sich viele auf die Suche nach dem Schwert, aber es blieb verschwunden. Jahrtausende lang wusste niemand wo es sich befand. Einige kehrten nie wieder heim von der Suche. So wurden von anderen Schmieden ähnliche Klingen gefertigt um diese für das echte auszugeben und für viel Gold zu verkaufen. Aber nur zwei kamen wirklich an das Wahre heran. Der Name dieses einen Schwertes ist übrigens Tharnaton.<< Sie erwähnte den Namen absichtlich ganz beiläufig, da sie wusste, dass man dem Schwert noch ganz besondere Eigenschaften zuschrieb. Und sie wollte wissen, ob Thorim dieses gierige Gltzern in den Augen bekam, wie sie es bei schon so vielen gesehen hatte, wenn der Name des Schwertes fiel. Doch Thorim gierte nur nach dem Wissen, nicht nach dem Schwert selber. Er schaute sein Gegenüber an und hing mit seinem Blick an ihren Augen fest. Egal wo er hinzuschauen versuchte, ihre Augen fingen immer wieder seine Blicke ein. Sie nahm noch einen Schluck Wein um ihren Gaumen zu befeuchten und das weitere Reden zu erleichtern. Sie lächelte Thorim an. War es der Wein, der sie auflockern ließ? Er lächelte zurück. Einige seiner Zähne hatte er bei früheren Kämpfen verloren und so wirkte sein Lächeln eher abstossend, aber Selissa ließ sich davon nicht abschrecken und erzählte weiter. Zu viele zerschlagene Gesichter hatte sie schon gesehen. Wie viele von ihnen hatte sie selber zerschlagen? >>Vor einigen Götterläufen dann wurde es dann wiedergefunden. Der Sohn eines Bauern war beim Spielen auf dem Feld in ein Loch gestürzt. Es heißt, dass die Erde unter ihm einfach nachgab. Nachdem sich der Baurnjunge aus dem Haufen Dreck befreit hatte, so besagen die Erzählungen, erblickte er dieses Schwert und brachte es zu seinem Vater. Dieser witterte großen Reichtum und bot es zum Kauf an. Doch anstelle von Reichtum erwartete ihn der Tod. Eines nachts wurde der Hof überfallen und alle wurden ermordet. Man fand alle Bewohner des Hofs im Stall an einem Balken aufgeknüpft. Das Schwert verschwand natürlich wieder. Es heißt, dass die Schwarze Faust es geraubt haben soll.<< Auch bei diesem Begriff achtete Selissa genauestens auf die Gesichtszüge Thorims. Aber auch dieses Mal war nichts anderes festzustellen als reine Wissbegierde. Beide Krüge waren Mittlerweile bis auf eine Pfütze leer getrunken. Doch die Geschichte um das Schwert war noch nicht zu Ende. >>Des weiteren wurde überliefert, dass es an die Schattenläufer geriet.<< Ja, sie wusste auch genau wie, aber diese Ausführungen behielt sie für sich. Immerhin war sie eine ausgebildete Schattenläuferin und es war ihr Meister, der damals befohlen hatte die Schwarze Faust zu untergraben und auszulöschen. Doch es überlebten noch genug von diesem Dämonenpakt. Wer weiß, vielleicht war ja auch dieser alte Mann einer von ihnen? Und sie musste ihm ja nicht erzählen, dass es eine magische Klinge war, die sie da bei sich trug. >>So, und wie ich an das Schwert gekommen bin ist ganz einfach. Ich habe es bei einer Flucht vor einigen Frauenhändlern, denen meine wahre Schönheit wohl nicht entgangen ist, in den Kanälen von Grogan gefunden.<< Thorim kratzte sich am Kopf. >>Eine interessante Geschichte habt ihr da erzählt.<< Er wollte nicht wirken als wenn er sie aushorchen wollte und fing an über sein Schwert zu erzählen. >>Die Geschichte meines Breitschwerts ist nicht so bedeutsam, aber ich bin stolz auf diese Klinge, denn ich habe sie damals als Auszeichnung von unserem Dorfschmied erhalten. Es war sein Dankeschön für die Jahrelange Hilfe in seiner Schmiede. Ich war damals noch ein Jüngling und habe es seither immer gut gepflegt. Nun bin ich alt und bald werde ich es wohl nicht mehr brauchen, aber es hat mir stets gute Dienste geleistet.<< Selissa runzelte die Stirn. Eine Strähne rutschte ihr in ihr hübsches Gesicht. Sie konnte kaum glauben, dass man so ein Schwert als Dankeschön erhalten könnte. Aber sie war ja auch aus einem anderen Teil des Kontinents. Thorim dachte bei sich, dass man von diesem Gesicht ein Abbild machen müsste. Aber es müsste schon einer der besten Maler sein um dieser Schönheit gerecht zu werden. Mittlerweile waren draussen die ersten Sonnenstrahlen zu sehen und auch die Vögel ließen schon eine ganze Weile ihren fröhlichen Gesang hören. Beide wünschten noch eine gute Nacht und gingen in ihre Zimmer um sich zur Ruhe zu legen.
Fortsetzung folgt...
II. Reisegefährten
Für viele Menschen mag der Tod eine Strafe sein, doch für Rabendrakon, einen alten weisen Magier war es als Erlösung gemeint, als er seinen Langdolch aus dem lebenden, nun nur noch zuckenden Bündel Fleisches zog.
Es war vor dreizehn Sonnenläufen, als er sich der kleinen Reisegruppe anschloss. Lange genug hatte er das Bedürfnis mit anderen Menschen, gemeinsam am Lagerfeuer sitzend, Anekdoten auszutauschen und Neuigkeiten aus aller Welt in sich aufzusaugen. Endlich war die Zeit gekommen. Gern kam man seiner Bitte nach die Gruppe zu begleiten, da man ihn als fähigen Magier gern in der Nähe wusste. Man sah ihn als zusätzlichen Kämpfer, der mit magischen Fähigkeiten lichtscheuem Gesindel eine herbe Niederlage bereiten sollte. Am Abend des vierten Reisetages lagerten sie im Schutze einiger Felsen nahe der unmarkierten Grenze des Orklandes. Besonders dieser Landstrich galt bei den Bewohnern der bereits hinter sich gelassenen Dörfer als sehr gefährlich. Immer wieder waren Orks oder grobschlächtige Räuber in die Dörfer gefallen und tauften ihre Klingen mit dunklem Blut. Nur schwer wurden sie zurückgeschlagen bis sich die Räuber wieder in ihre Löcher verkrochen. Nur die Orks, noch angestachelt durch ihren Blutrausch, kämpften bis zum letzten Stammesgenossen. Diese und andere Geschichten hatte man ihnen erzählt und davor gewarnt der Grenze noch näher zu kommen. Doch das war auch schon zwei Tage her und die kleine Gruppe von sieben Personen bestand ja aus kampferprobten Weggefährten.
Da war zum einen das fast übersehbar kleine Männlein mit dem Spitzbart und den buschigen grauen Augenbrauen, seine Haarfarbe konnte man nur erahnen, da er es stets unter einer Lederkappe zu verstecken suchte, die er selbst des nachts nicht ablegte. Mitten im Gesicht trug er eine kleine Hakennase, die sein Gesicht noch mehr verunstaltete als die ganzen Narben, an die er sich im laufe der Jahre erst gewöhnen musste. Seine Reisegenossen nannten ihn in Streitgesprächen oft repektlos “kleines Zicklein”. Vermutlich lag es an dem Bart und dem ziegenbockähnlichen dicken Kopf, mit dem er stets Wände zu zertrümmern versuchte. Jeden abend am Lagerfeuer, wenn sie sich denn eines zu entzünden trauten, schliff er mit grimmigem Grinsen seine elf Wurfmesser genauso scharf und spitz wie seinen Bart.
Des weiteren war da der hochgewachsene Jüngling mit den tiefblauen, großen Augen und den fast zarten, weiblichen Gesichtszügen. Nur ein heller Flaum im Gesicht zeugte von seiner Männlichkeit. Er konnte sehr gut mit Pfeil und Bogen umgehen, was er auch bei der Jagd nach Kleinwild oftmals unter Beweis stellte. Seine langen, gelockten Haare hielt er im Nacken mit einem Zopfband zusammen. Er war eitel, selbstverliebt und stets darauf bedacht sich bei der Wanderung mit seiner dunklen Mähne nirgends zu verfangen, wenn man mal wieder durch wucherndes Gestrüpp oder geduckt unter tief hängenden Zweigen durch musste. Seine Haarpflege schien neben dem Jagen seine einzige Lieblingsbeschäftigung zu sein. Seine Art brachte stets mit einigen derben Flüchen und Beschwerden die gesamte Gruppe aus der Ruhe.
Seine Cousine, eine ebenfalls hochgewachsene aber bereits etliche Monde ältere Frau mit langen schwarzen Haaren und einer schlanken, bereits wohlgeformten Figur wies kaum Ähnlichkeiten zu ihm auf. Das einzige was die beiden verband, war die lange, schmale Nase und die Liebe zu ihren Haaren. Im Gegensatz zu ihm hatte sie Augen in der Farbe des hier überall wuchernden Mooses. Ihre eher strengen Gesichtszüge verrieten, dass sie es gewohnt war Befehle zu geben und eben genau dieses tat sie auch des öfteren. Die Führung der Gruppe lag jedoch nicht in ihren Händen. Ihr Lieblingsspielzeug war eine Ballestrina, die sie bewachte und pflegte wie ihre grünen Augen.
Diese drei Personen wurden von einem hünenhaften Zwillingspärchen begleitet, für die man sich beim Aufbruch als Führer entschieden hatte. Es hieß sie hätten jeden Winkel des Kontinents bereist und wären auch zum Schutze einiger Händler und sogar Adliger angeheuert worden. Tatsächlich erwiesen sich die beiden Männer mit ihrem Wissen über jede Kleinigkeit mehr als nur nützlich, das Orkland hatten sie aber noch nicht bereist. Und eben deshalb waren die beiden, mit wettergegerbten Gesichtszügen gezeichneten, mehr als erfreut darüber endlich Gelegenheit zu bekommen auch diesen Teil des Kontinents kennen zu lernen, um das Wissen sogleich niederzuschreiben, wenn sie wieder die heimischen Gefilde erreichen würden. Beide trugen riesige Biedenhänder, die Sonderanfertigungen der Schmiedin im Heimatdorf waren. Man könnte, wenn man es nicht besser wusste, die beiden leicht mit muskulösen Nordmännern verwechseln, welche im Schneeland ansässig sind und kriegerische Seefahrer geheißen wurden. Die beiden aber stritten jede Vermutung in diese Richtung erheblich ab, hielten jedoch geheim aus welcher Region sie stammten. Beide trugen schulterlanges, dunkles Haar aber nur einer der beiden ließ sich einen Vollbart stehen. Eben dieser Vollbart emöglichte es den anderen Mitreisenden die beiden überhaupt auseinander zu halten.
Und dann waren da natürlich noch Rabendrakon und sein treuer Gefährte Bonar, ein riesiger Hund mit zotteligem, langem Fell, den der Magier einst, als er noch ein Jüngling war, gefunden, gefplegt und zu sich genommen hatte. Er erwies sich als treuer Gefährte, nur mit dem Befolgen der Befehle hatte er sich stets schwer getan. Nicht, dass er sie nicht verstanden hätte, er sträubte sich absichtlich dagegen. Weshalb hatte der Magier nie ganz rausgefunden. Aber genau dieses Verhalten führte zu dem Ereignis, welches er am liebsten vergessen wollte.
Seit dem Morgen des vierten Reisetages hatte Rabendrakon ein unwohles Gefühl, doch er wollte seine Kräfte nicht verschwenden, für den Fall, dass der kleinen Gruppe wirklich etwas Schlimmes zustoßen sollte. Somit versuchte er nicht rauszufinden, weshalb sich dieses Gefühl bei ihm eingenistet hatte. Als sie des Abends im Schutze einiger Felsen lagerten und sich mal wieder ihrer Ausrüstung zuwanden, fing Bonar an laut zu bellen und zu heulen. Der Magier hatte ihm mehrmals versucht klar zu machen, dass er dieses Verhalten in dieser Gegend zu unterlassen hatte, doch der Hund dachte gar nicht daran sich an diesen Befehl zu halten. Natürlich war allen klar, dass dieses Geheul sehr weit zu hören war und falls sich wirklich irgendwelche Räuber in der Nähe befanden, konnten diese bestimmt eins und eins zusammenrechnen um zu wissen, dass sich nicht weit einige Menschen befinden, die es zu überfallen lohnen könnte. Und als hätten sich die Götter von diesem Fleckchen Erde abgewandt, stürmten tatsächlich nur wenig später etwa zwei Dutzend Orks mit lautem Kampfgebrüll aus den umliegenden Büschen. Sofort sprangen die Gefährten auf und griffen zu den Waffen. Jetzt wusste der Magier warum er ein ungutes Gefühl hatte und verfluchte mal wieder die Ungehörigkeit des Hundes.
Er rief den Zwillingen zu, sie sollen ihm die Feinde vom Halse halten, damit er in Ruhe einen Zauber wirken konnte, doch sein Ruf ging im allgemeinen Tumult unter, sodass er schnell einige Felsen erklomm, um fürs erste ausser Reichweite der Orks zu sein. Hier schaute er sich das Treiben einige Schritt unter sich an um kurz zu überlegen welcher Zauber am effektivsten wäre um die Feinde zu besiegen oder in die Flucht zu schlagen. Doch es waren Orks. Keiner dieser zwar schlecht gerüsteten, aber durchaus gefährlichen Angreifer würde aufgeben oder flüchten, da sie durch ihren Blutrausch nur noch an Kampfkraft dazu gewannen. >>Verflucht, warum muss das ausgerechnet mir passieren?<< Rabendrakon ging in sich um den richtigen Zauber zu wirken. Klar sah er die Linien der Magie vor sich, um sie sich seinem Willen Untertan zu machen. Er formte sie nach einem bestimmten Muster neu und öffnete erst wieder die Augen, als er sich seiner Sache sicher war. Er schaute nach unten und bemerkte, dass es schon fast zu spät war, da bereits drei blutrünstige Orkkrieger dabei waren die Felsen zu erklimmen, auf die er sich gerettet hatte. Nun ließ er die Kraft der geformten Magie frei und sofort schossen grelle Blitze, begleitet von einem knochenzertrümmernden Donnergrollen aus seinen Handflächen und trafen einige der feindlichen Angreifer. Zwei der drei, die es auf ihn abgesehen hatten fielen getroffen von den Felsen, nur einer, angestachelt durch den Tod seiner Stammesgenossen, stand ihm plötzlich gegenüber und hob bereits sein schartiges Schwert um Rabendrakon ein blutiges Ende zu bereiten. Jetzt hatte der Magier keine Zeit mehr um einen schnellen Zauber zu wirken und er griff nach seinem Stab, den er stets griffbereit in Reichweite bewahrte. Er duckte sich schnell unter dem hassgefüllten, waagerechten Hieb des Orks weg um seinerseits dem Ork mit der Glaskugel an der Spitze des Stabes einen Stoß zu versetzen, der den Gegner die so schwer erklommenen Felsen auf einem schnelleren Weg wieder hinunter schicken sollte. Doch bevor er dazu kam, sauste das Schwert erneut, diesmal senkrecht auf ihn nieder, sodass er nur im letzten Augenblick ausweichen konnte. Kurz steckte das Schwert in einer Felsspalte fest, sodass er endlich die Gelegenheit bekam den Ork hinunter zu stoßen. Diesmal glückte es und der Angreifer stürzte etwa zwölf Schritt in die Tiefe, wo er dann reglos liegen blieb. Kurz verschnaufend, überblickte er die Lage am Fuße der Felsen und bemerkte eine Anzahl an toten Feinden. Rund ein Drittel der blutrünstigen Angreifer hatte bereits den Tod gefunden. Aber es waren immernoch genügend vorhanden um die kleine Gruppe vollständig auszulöschen. Zusätzlich mussten bereits zwei Mitglieder seines Reiseverbundes ihr Leben lassen.
Rikarion, der Jüngling mit den dunklen Locken, hatte bereits zu Beginn des Gemetzels mit einigen gezielten Schüssen seines Bogens zwei der stark behaarten Bestien zu Boden geschickt, von denen sich nur noch einer kurz bewegte und anschließend reglos liegen blieb. Doch bald sah er sich einer Übermacht von drei Gegnern gegenüber, deren Schwertschlägen und Streitaxthieben er sehr bald erlag. Auch sein Dolch, den er im letzten Moment aus seinem Stiefel zog, vermochte die Kämpfer nicht aufzuhalten. Als er nach einem tödlichen Treffer stürzte, rammte er im Fallen aus Verzweiflung einem sich abwendenden Ork den Dolch knapp oberhalb des Knies ins Bein, sodass dieser ins Wanken geriet und einem seiner Mitstreiter in die Klinge fiel. Danach schloss er für immer die Augen.
Auch der grimmige Messerwerfer Morkar, nur die Götter wissen welcher Rasse man ihn zuordnen kann, musste sein Leben lassen, jedoch nicht ohne vorher zwei der vier angreifenden Orkkrieger mit seinen Messern ein schnelles Ende zu bereiten. Drei von vieren seiner Messer fanden ihr Ziel, als er diese seinen anstürmenden Gegnern entgegen schleuderte. Eines bohrte sich tief in die Brust eines Orks und ein weiteres traf den Gegner in der Schulter, der nur mit einer Art Lendenschurz bekleidet war, das dritte Messer durchschlug einen Lederreif, den einer der Krieger am Halse trug und man sah kurz darauf wie dieser das Messer rauszog und begleitet von einem Blutregen zusammensackte. Die anderen Beiden hatten es sichtlich schwer mit dem kleinen Männlein, weil dieses sich aufgrund seiner minimalen Größe, als schlecht zu treffender Gegner erwies. So schaffte es Morkar immer wieder mit geschickten Sprüngen den Schwertern seiner beiden Attackierer auszuweichen und stach dem einen eins seiner Messer mit aller Kraft in den Rücken, was dieser mit einem schmerzerfüllten Aufschrei beantwortete und ihn kampfunfähig hinschlagen ließ. Der Zweite, durch den Tod seiner Mitstreiter angestachelt, schlug nach dem Männlein wie ein Berserker. Immer wieder konnte Morkar ausweichen und verpasste dem Orkkrieger immer wieder kleine Schnitte und Stiche. Doch die starken Schläge des Orks fanden ihr Ziel und schlugen dem kleinen Mann den Kopf vom Rumpf. Dieser flog etliche Meter durch die Luft, rollte noch etwas über den Boden und blieb, ausgebremst von einem halb vermoderten Ast, liegen.
Einzig die schwarzhaarige Rosiria und die beiden Hünen bezwangen Gegner um Gegner. Sie schienen sich aufeinander eingespielt zu haben, denn immer wenn einer der Orks nach Rosiria schlagen wollte, traf er nur auf Stahl eines der gut geführten Bidenhänder. Die Zwillinge verstanden viel vom Kämpfen, da sie, wenn man den Geschichten Glauben schenken durfte, jeder mehr als zwölf Dutzend Gegner auf ihren Reisen besiegt hatten. Und diese Kampferfahrung ließ sie immer wieder Schwertstreiche parrieren und selbst kraftvolle Schläge austeilen, die Ork um Ork zu Boden schickten. Sollte es aber für einen der Beiden doch einmal etwas bedrohlicher werden, so war Rosiria mit ihrer Ballestrina stets zur Stelle um die beiden Hünen mit gezielten Schüssen aus deren misslichen Lagen zu befreien. Sie schienen es geschafft zu haben das gesamte Augenmerk auf sich zu richten. Zumindest so lange bis sich Bonar, der Hund ebenfalls ins Kampfgeschehen einmischte. Dieser nämlich sprang einem der Orks direkt an den Hals und verbiss sich in den Kehlkopf des haarigen Angreifers, der jedoch vergeblich versuchte, das ihm doch recht ähnliche Biest abzuschütteln. Er bleckte seine Hauer und schlug nach dem riesigen Hund, musste jedoch dem qualvollen Erstickungstod erliegen. Beide zusammen, nur noch als haariges Knäuel erkennbar, fielen gemeinsam auf die Erde. Selbst der helfende Schlag eines Stammesgenossen kam zu spät. Dieser war auf den Hund aufmerksam geworden und schlug mit seiner Axt nach dem Tier. Eine tiefe Wunde ließ das Tier kraftlos zusammensacken. Danach wandte sich der Kämpfer wieder Rosiria und den Hünen zu.
Rabendrakon hatte von seinem erhöhten Standpunkt einen guten Überblick über die Kämpfenden und er musste zugeben, dass sich Rosiria und die Zwillinge tapfer und kampferprobt den Angreifern gegenüber bewährten. Aber er musste ebenfalls tatenlos zusehen, als eines der haarigen Monster seinem treuen Gefährten eine tiefe Rückenwunde zufügte. Er schickte ein Stoßgebet gen Himmel und schickte einen bösartigen Zauber dem Wiedersacher hinterher, der soeben seinem Hund einen feigen Schlag in den Rücken versetzt hatte.
Plötzlich wurde es heller auf dem Kampfplatz und eine riesige Flamme schoss aus dem Boden, direkt unter einem der Orkkrieger, der als lebende Fackel noch einige Schritte laufen konnte, dann aber von einer explosionsartigen Feuerkugel komplett eingehüllt wurde. Kurz darauf blendete der Schein der sich nochmals vergrößernden Kugel alle Kampfbeteiligten, bevor sie in sich zusammenfiel und ein Häufchen Asche übrig lies.
Geblendet von dem grellen Licht stoppte kurzzeitig das komplette Kampfgeschehen, bevor die Orks noch stärker auf den Rest der kleinen Reisegruppe einschlugen. Nur zwei waren auf den Magier aufmerksam geworden und jetzt hieß es aufpassen für ihn, denn einer der Beiden hatte sogar eine Wurfaxt dabei, die dieser nun knapp an Rabendrakon’s Kopf vorbeisausen ließ.
Der Magier konnte sich nur im allerletzten Moment wegducken. >>Woher kam jetzt diese verdammte Wurfaxt her?<< Rabendrakon fluchte und bemerkte erst jetzt die Orks, die schon fast am Fuße der Felsen angekommen waren und sich daran machten, den Weg ihrer drei Vorgänger ebenfalls zu nutzen. >>Das soll euch nicht gut bekommen!<< Der Magier nahm einen kleinen Felsbrocken auf, den er kurz darauf einem der Angreifer entgegen schleuderte. Dieser, getroffen von dem harten Schlag, taumelte erst und kippte dann nach hinten über. In seinem Schädel, war sogar auf diese Distanz eine schwere Wunde zu erkennen. Der andere war in der Zeit bereits vier Schritt an den Felsen emporgeklettert. Oben angekommen traf ihn ein Tritt direkt in das über den Rand schauende, behaarte Gesicht, sodass auch er den Weg nach unten schneller nam, als er heraufgekommen war. Langsam näherte sich das Ende des Kampfes. Nur noch wenige der Widersacher waren zu überwinden und Rabendrakon kletterte rasch die Felsen herunter um sich ein Bild über den Zustands seines Hundes zu machen. Unten angekommen, lief er rüber zu seinem Gefährten und als er sah, wie es um seinen Freund stand, rannen ihm erste Tränen die faltigen, knochigen Wangen herunter. Einige der Wasserperlen sammelten sich an der Spitze seiner krummen Nase und tropften immer wieder Richtung Erde. Schnell nam er den Hund und brachte ihn unter einem der Gebüsche in Sicherheit. Er würde sich erst später komplett um ihn kümmern können, denn noch war das Gemetzel nicht vollständig überstanden. Er wandte sich wieder den Kämpfenden zu um an den letzten siegreichen Streichen gegen die Orkmeute beteiligt zu sein.
Fünf der haarigen, abscheulichen Wesen waren noch übrig von der Übermacht und drohten nun auch, die mitlerweile geschwächten Hünen und Rosiria zu bezwingen. Zwar donnerten die Schwerter der beiden Zwillinge immernoch auf die Gegner nieder, doch man konnte erkennen, dass die Schläge schon mit weitaus weniger Kraft geführt wurden, als noch zu Begin des Kampfes. Kurz überlegte Rabendrakon wie er weiter vorgehen sollte. Dann nam er eines der Schwerter, die mittlerweile überall neben den toten Kriegern lagen und rannte seinen Gefährten zu Hilfe. Er stach einem der Orks in den Rücken, sodass dieser sofort schwer getroffen zusammensackte. Doch er hatte keine Zeit um den Triumph auszukosten, denn sofort wandte sich ein weiterer dieser Kämpfer zu ihm um und attackierte ihn mit einer Folge harter Schläge, denen der Magier nur ausweichen konnte, denn seine Körperkraft ließ es nicht zu, diese mit dem Schwert zu parieren. Doch er entdeckte eine Lücke in den Schlägen seines Gegners und stach diesem in die Seite. Das Schwert steckte so tief fest, dass er es loslassen musste um nicht noch von dem letzten Schlag des Krieger getroffen zu werden, bevor dieser ebenfalls mit dem Gesicht im Dreck landete.
Zwischenzeitlich konnten die Zwillinge und Rosiria die übrigen drei dieser Bestien bezwingen und gratuliertem dem Magier zu dem gelungenen Streich. Dieser jedoch lief sofort zu einem Busch in der Nähe der Felsen und kam einige Augenblicke später mit seinem Hund auf dem Arm wieder. Auch die Tränen in seinem Gesicht waren wieder zu sehen, die nun wieder in Strömen an seinem Gesicht runter rannen und sich den leichtesten Weg durch sein zerfurchtes Gesicht suchten. >>Ja er war alt geworden und jedes Gefecht konnte sein letztes sein. Aber er musste noch durchhalten. Er hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen.<< Erste Tropfen platzten wie Geschosse auf die Erde. Jetzt öffnete auch der Himmel seine Schleusen, als wenn er um die Toten weinen wollte, die hier überall verstreut herumlagen. >>Ja, er hatte wieder einmal überlebt!<<, doch das war erstmal Nebensache, denn er musste sich um seinen Freund kümmern. Rabendrakon und die anderen drei retteten sich vor dem Regen unter einen Felsvorsprung und der Magier untersuchte die Wunde seines treuen Hundes. Tief hatte der Hieb ins Fleisch geschnitten und die Überlebensmöglichkeit des Tieres erheblich gemindert. Er ging in sich um einen seiner Heilzauber zu wirken, die er als Zauberlehrling von seinem Meister Magmurion gelernt hatte. Er schaute auf das Gewebe aus magischen Fäden und er versuchte sie zu formen, doch er hatte keine Kraft mehr. >>Verflucht, ich habe die gesamte Kraft für meine Feinde verschwendet und nicht an Heilzauber gedacht.<< Jetzt konnte er nichts mehr tun, als seinem treuen Freund beim sterben zuzusehen. Es würde zu lange dauern, bis er sich soweit erholt hätte und die Kraft ausreichen würde um auch nur eine Fliege wiederzubeleben. Schweren Herzens verabschiedete er sich gedanklich von seinem Freund und zog langsam seinen Langdolch unter seinem langen, fast schwarzen Mantel hervor und stach dem Tier direkt ins Herz. Er wusste, der Hund hätte es verstanden.
Traurig nam er den Leichnam und trug ihn an eine Stelle ausserhalb des Sichtfelds der anderen, hob dort mit den Händen eine Grube aus und legte seinen Freund hinein. >>Eine Rede wäre er ihm schuldig.<<, überlegte der Magier und langsam formten sich einige Worte in seinem Geist, die wie ganz von selbst den Weg zu seiner Zunge fanden. >>Mit Dir meinem treuen Gefährten hat wieder eines der wenigen Geschöpfe das Dererund verlassen, die in die Geschichte hätten eingehen sollen. Kein Kaiser, kein Adliger, die die Länder mit Kriegen überziehen und Verderben bringen, ist es wert für ihn sein Leben zu opfern. Aber ein treuer Gefährte, der einen ein Stück weit auf dem Weg des Lebens begleitet hat, ist jedes Opfer wert. Leider konnte ich nicht mehr für dich tun als deinen Tod zu rächen und dir die qualvollen Schmerzen des Dahinscheidens zu ersparen, doch du sollst wissen, dass ich mich mit jeder Träne die meine Augen verlässt an dich erinnern werde. Ich erhalte dir stets einen Platz in meinem Herzen. Vielleicht begegnen wir uns eines Tages wieder. Möge deine Seele die ewige Ruhe und den Frieden genießen.<< Er nam noch zwei Steine, legte diese auf die Grabstätte und trauerte still noch eine zeitlang. Erst am frühen morgen sahen seine Reisegefährten ihn wieder. Schmutzbesudelt und mit Augenringen schlurfte er zum Lagerplatz.
In der Zwischenzeit, der Regen hatte bereits wieder aufgehört, hatten die Drei die beiden anderen Opfer unter die Erde gebracht und alles Nützliche eingesammelt, was noch herumlag. Da waren einige Messer und Dolche, wenige Pfeile und der Bogen von Rikarion. Zudem nam man eine recht gut erhaltene Streitaxt und zwei Schwerter an sich, für die man in der nächsten Ortschaft einige Goldstücke bekommen wollte. Auch die Wunden der Gefährten waren inzwischen versorgt und man hatte sich ausgeruht und erholt. Länger, so rieten die Hünen, deren Namen Rabendrakon noch immer nicht erfahren hatte, sollte man an diesem Ort des Grauens nicht verweilen und so besprachen sich die vier Kampfgefährten, wie man weiter verfahren sollte. Rosiria und die Zwillinge zog es aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen mitten ins Herz des Orklandes. Sie sagten sie hätten dort noch einige Dinge zu klären, die keinen weiteren Aufschub gewähren würden. Rabendrakon hingegen, zog es eher wieder ins Mittelreich. Nicht, dass er zu feige wäre, doch auch er hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen. >>Er musste sie endlich finden, diese Eine, die Verfluchte!<< So beschlossen, ließ man dem Magier noch einige Vorräte und man bedankte sich für die Hilfe im Kampf, auch wenn bedauerlicherweise einige Freunde ihr Leben lassen mussten. Man verabschiedete sich und Rosiria und ihre zwei Begleiter waren bald am Rande des Horizonts verschwunden. Rabendrakon blieb noch eine Weile sitzen, um sich von den Strapazen der Nacht zu erholen, doch dann machte er sich ebenfalls auf den Weg, allerdings in die entgegengesetzte Richtung.
Fortsetzung folgt...
III. Aufbruch
Es war noch früh, lange hatte er noch nicht geschlafen, doch die Sonnenstrahlen fanden unbarmherzig den Weg in sein Gesicht. Thorim setzte sich auf und gähnte müde. Er sah durchs Fenster und verfolgte mit den Augen ein Eichhörnchen, welches durch das Geäst einer großen Eiche turnte. Ja, dieses kleine Kerlchen hatte weniger Sorgen als er und war noch dazu putzmunter. In seinem Kopf wurde langsam ein Pochen bemerkbar, welches von einer Ogerkeule hätte kommen können. War ja klar, ein so schöner Morgen und er hatte Kopfweh. Er drehte den Kopf in die andere Richtung und durchforstete sein kleines Zimmer mit den Augen. Am Vorabend war er ja nicht mehr dazu gekommen. Als erstes fiel ihm ein Portrait eines alten Mannes auf, welches neben der Holztür hing, die schon beim Anschauen knarren müsste. Nein, er hatte diesen Mann noch nie gesehen. Sein Blick schweifte weiter durch den kleinen Raum. Er war grade groß genug um eine Schlafstätte, einen Schemel und einen kleinen Schrank unterzubringen. Und da fiel ihm auch wieder ein, woher dieser Schmerz kam. War er doch beim zu Bett gehen mit dem Kopf gegen den Schrank geschlagen. Ja, dieser Raum war wirklich verflucht klein aber eine recht hübsche Wandvertäfelung hatte er. Hübsch? Moment, da war doch noch was. Ihm fiel auch die Schönheit wieder ein und die Geschichte über das Schwert. Schwert? Wo war sein Schwert? Er blickte hektisch durch den Raum. Doch auf den ersten Blick war es nirgends zu sehen. Thorim sprang auf und schaute sich nochmal um. Nein! Kein Schwert! Zornig schlug er gegen die Vertäfelung. Hatte sich da nicht eben etwas gelöst? Er strich langsam über die Vertäfelung. Tatsächlich, da war eine Fuge, die sich etwas von den anderen unterschied und ein Teil der Vertäfelung stand kaum erkennbar hervor. Er versuchte diesen Teil der Wandverkleidung mit den Nägeln heraus zu hebeln. Vergeblich! Er seufzte. Aber was machte er da eigentlich? Sollte er nicht lieber sein Schwert suchen? >>Diese verdammte Ausgeburt der Hölle!<< Er wusste nicht wer ihm sein Schwert gestohlen hatte, doch in seinem Kopf machte sich eine böse Vorahnung breit. Rasch sprang er in seine Kleidung, sofern sein Alter dies zuließ und griff nach seinen Stiefeln. Hatte da nicht was geglänzt? Er bückte sich nochmal und sah unters Bett. Tatsächlich. Ganz hinten unter dem Bett lag ein länglicher Gegenstand. Er griff danach und hielt ihn einen kleinen Moment später in seinen Händen. Der Krieger schmunzelte, denn was er in den Händen hielt war sein Schwert. Beruhigt setzte sich Thorim aufs Bett. Ja, er war alt geworden. Hatte er es wirklich dort hingelegt? Es war ihm gleich, er hatte es wieder und sogleich richtete sich sein Augenmerk wieder auf die Vertäfelung. Mit dem Schwert sollte es doch wesentlich leichter sein. Er setzte es an der Fuge an und stemmte sich mit aller ihm noch verbliebenen Kraft gegen das Schwert. >>Komm schon!<< Es knirschte leise und dann öffnete sich ein Fach. Neugierig griff er hinein, zog jedoch rasch seine Hand wieder zurück. Vielleicht hatte da jemand eine Giftfalle eingebaut. Er war zwar alt, aber nicht lebensmüde. Er nahm sein Schwert und stieß damit einige Male in die Vertiefung. Nichts geschah. Nun griff Thorim erneut hinein und zog ein kleines Metallkästchen heraus, welches nun einige Dellen seiner Schwertspitze aufwies. Es war unverschlossen und Thorim hob den Deckel vorsichtig an. Er staunte nicht schlecht, als er den Inhalt begutachtete. Doch am meißten bewunderte er den Skorpion oder viel mehr das, was von ihm übrig war. Eine ausgetrocknete Hülle eines schwarzen Skorpions lag neben einem kleinen Säckchen und einigen Briefen in der Kassette. Es musste einer der Giftigen sein, doch wieso befand sich ein Skorpion in diesem Kästchen? Der Wüstenstaat Aridhan lag doch hunderte Tagesreisen weit weg. Thorim legte den Skorpion vorsichtig auf den Schemel und widmete sich dem Säckchen. Langsam entfädelte er die Knoten und schüttete den Inhalt des Säckchens auf das Bett. >>Blumensaat?<< Das war wirklich nicht das, womit er gerechnet hatte. Doch vorsichtshalber steckte er die Samen ein. Blieben noch die Briefe, zu ärgerlich, dass er nie lesen und schreiben gelernt hatte, doch auch diese steckte er vorsichtshalber ein. Dann verschloss er das Kästchen, nicht ohne vorher den Skorpion hineinzulegen, stellte es wieder in die Öffnung und setzte das Stück Vertäfelung wieder ein. Thorim suchte seine restlichen Sachen zusammen und begab sich nach unten in die Wirtsstube um ein ordentliches Frühstück zu sich zu nehmen.
Selissa wurde von einem lauten Geräusch aus dem Schlaf gerissen. Sie setzte sich auf und überlegte kurz, was sie gehört hatte. Sicher war der alte Mann wieder wo gegen gerannt. Vorm zu Bett gehen hatte sie ja auch so ein Geräusch vernommen. Naja, sie stieg aus dem Bett und kleidete sich an. Man wusste ja nie und so wollte sie dem nächsten, möglichen Feind nicht unbedingt nackt gegenüber treten. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, doch ausser einem wuselnden Hörnchen fiel ihr nichts besonderes auf. So machte sie sich auf den Weg in den Schankraum, jedoch nicht ohne vorher alle ihre Sachen zusammen zu suchen und ihre Waffen anzulegen.
Fortsetzung folgt...
Die Wirtin stand schon an der Theke als Selissa die Holzstufen hinabstieg. Ausser ihr und der Wirtin war der Raum leer und so nutzte sie die Gelegenheit sich ein wenig genauer in dem Raum umzusehen. Gegenüber der stabilen Holztür an die sie gestern noch geklopft hatte hing ein Eberkopf. Es musste ein mächtiges Exemplar gewesen sein, denn selten hatte sie einen Kopf dieser Grösse gesehen. In der Ecke neben der Treppe standen ein paar alte Speere und ein großer Tonkrug. Kurz fragte sie sich, ob mit den Speeren der Eber erlegt wurde, als auch schon die Holzbohlen im Obergeschoss knarrten und kurz darauf der alte Mann mit dem Breitschwert am oberen Ende der Treppe erschien. Er wirkte in Gedanken als er langsam die Stufen herab kam, wünschte Selissa kurz einen guten Morgen und setzte sich an einen Tisch. Die Schattenläuferin bemerkte, dass sie noch immer nicht den Namen von diesem Fremden kannte, mit dem sie sich die Nacht so angeregt unterhalten hatte. So ging sie rüber zu seinem Tisch. >>Darf ich mich dazu setzen?<< Der alte Mann schaute kurz zu ihr auf und nickte stumm, sodass sich Selissa auf einem Stuhl an seinem Tisch nieder ließ. >>Ihr habt Euch gestern noch gar nicht vorgestellt.<< Thorim schaute sie an und machte sich daran ihr zu antworten. >>Verzeiht aber Euren Namen habt ihr mir auch vorenthalten. Man nennt mich Thorim von Eisenstein. Darf ich nun um Euren Namen bitten?<< Sie war etwas verblüfft. Hatte er gerade ‘von Eisenstein’ gesagt? Ein Adliger? >>Mein Vater gab mir den Namen Selissa, aber verzeiht die aufdringliche Frage. Seid ihr ein Adliger?<< Thorim schaute sie verdutzt an. Er und ein Adliger? Wollte sie sich über ihn lustig machen? Eine kleine Zornesfalte zeigte sich auf seiner Stirn. >>Wie kommt ihr darauf? Wirtin! Eine Mahlzeit!<< Selissa war die Zornesfalte nicht entgangen und so versuchte sie Thorim von Eisenstein gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen. >>Nun, ihr nanntet Euch ‘von Eisenstein’.<< Er überlegte kurz und brach dann in schallendes Gelächter aus. >>Verzeiht, aber das hat bisher noch Niemand gedacht. Den Namen haben mir meine Freunde gegeben.<< Er wurde still. Wieder stiegen die Bilder in ihm hoch. Die Bilder von all seinen toten Freunden und Nachbarn. Selissa bemerkte die Veränderung in seinem Gesicht und schwieg eine Weile. Sie bemerkte, dass seine Augen feucht wurden. Plötzlich nam er das Gespräch wieder auf. >>Man gab mir diesen Namen, weil ich damals eine Faust wie aus Eisenstein hatte. Das ist nun schon eine Ewigkeit her. Damals war ich noch jung und stark, jetzt bin ich nur noch alt und schwach und habe bald mein Zeitliches gesegnet.<< Selissa verstand gut was den alten Mann so bedrückte. Alle wurden älter und so hatte sie auch damals an ihrem Vater die Veränderung bemerkt, als er älter wurde. Ihr Vater. Nur noch selten stiegen Erinnerungen hoch an den Menschen, der sie so vieles gelehrt hatte und der immer für sie da war. Nun stand sie auf eigenen Beinen und ihr Vater war schon vor Jahren verstorben. Ihr Meister erklärte ihr mal, dass es am Besten ist Altes zu vergessen und sich ganz auf die Zukunft zu konzentrieren. Doch welche Zukunft würde auf sie zukommen? Welches Schicksal würde sie ereilen? Und sie erinnerte sich zurück, wie sie zur Schattenläuferin wurde. Kurz nachdem ihr Vater verstarb und sie mal wieder in einer der Spelunken saß um ihre Trauer mit Wein zu bekämpfen, sprach sie ein Mann an. Er war gebildet, gutaussehend und wohlhabend wie es damals schien und er sagte er kämpfe für das Gute. Und Selissa brauchte eine Aufgabe um sich von ihrem Vater abzulenken und so zog sie mit ihm. Er ließ sie das Kämpfen üben und lehrte sie lesen und schreiben, einige Fremdsprachen und das Ziel der Schattenläufer. Sie durfte alles tun wie sonst auch, musste nur ihre Zugehörigkeit zu den Schattenläufern geheim halten. Und so kam es, dass sie immer größere Aufgaben zugeteilt bekam und auch jetzt auf einer Reise war um einen Auftrag ihres Meisters zu erfüllen. Und ja, sie würde ihre Sache gut machen. Sie würde alles tun, wenn es dem Guten dienen würde. Ihr fiel auf, dass sie noch gar nichts gegessen hatte und bestellte sich ebenfalls ein Mahl.
Kurz darauf brachte die Wirtin den beiden ein reichhaltiges Frühstück mit gebratenen Eiern und Speck und einem großen Stück Brot. Auch ein Krug Milch war dabei und sie brachte den beiden noch zwei Becher, bevor sie sich an den Abwasch der Krüge und Becher machte, die noch vom Vortag stammten.
Stillschweigend genossen Thorim und Selissa das Mahl. Noch eine Weile, nachdem beide das Mahl beendet hatten, schwiegen die Beiden um ihren weiteren Planungen Platz zu schaffen. Selissa zog es Richtung Grünland, sie hatte dort ja eine Aufgabe zu erledigen und Thorim war sich nicht sicher wie er weiter vorgehen sollte. Lange Reisen konnte er sich eh nicht mehr erlauben, meinte er, aber er fragte trotzdem seine Tischnachbarin ob er sie ein Stück begleiten könnte. >>Hättet ihr etwas dagegen, wenn ich Euch ein Stückchen begleite? Mich ziehts nirgendwo besonders hin und so könnte ich an Eurer Seite noch ein wenig vom Dererund genießen, bis mich der Schnitter holt.<< Selissa überlegte kurz, da sie ja ihren Auftrag geheim halten sollte, aber lange würde dieser alte Mann eh nicht mehr leben und ein bißchen Abwechslung würde ihr auf der Reise sicherlich nicht schaden. Eilig hatte sie es ohnehin nicht. Ihr Meister sagte, dass sie sich so viel Zeit nehmen sollte, wie sie brauchte. >>Ihr habt Glück, Thorim von Eisenstein. Ich habe es nicht besonders eilig und würde mich über etwas Abwechslung auf meiner Reise freuen.<< Thorim war erfreut darüber, noch länger diese Schönheit genießen zu können. >>So ist es dann beschlossen!<< Beide standen auf, um der Wirtin die noch ausstehende Zeche zu zahlen und begaben sich nach draussen. Der frische, kühle Wind belebte die müden Knochen und die Vögel zwitscherten ihre Lieder. Selissa belud ihr Pferd, nam es am Zügel und führte es heran. >>Ein hübsches Pferd habt ihr da.<< Thorim staunte. Wie zum Dank wieherte das Pferd und rieb seinen Kopf an Thorims Schulter. >>Falke ist sein Name. Eines der besten Pferde, die ich je gesehen habe.<< Selissa strich Falke über das Fell. Die hübsche Frau zeigte in Richtung Osten und so brachen die Beiden auf.
Fortsetzung folgt...
IV. Haufenweise Grünpelze
Sie waren nun schon einige Tage unterwegs und hatten immer mal wieder im Schutze der Dunkelheit Pausen eingelegt. Immer wenn die grelle Scheibe am Horizont verschwunden war, suchte man sich ein Lager und nächtigte dort. Immer abseits der Wege. Rosiria saß auf einem kleinen Stein mitten auf einer kleinen, von dichtem Gebüsch umgebenen Lichtung. Nur aus einer Richtung konnte man die Lichtung einsehen und die zeigte mitten in den Wald. Die Reise hatte ihr einiges abverlangt und so langsam hinterließen die Strapazen der letzten Tage ihre Zeichen. Ihr sonst so gepflegtes, dunkles Haar hing nun verklettet und vor Dreck nur so strotzend zu allen Seiten herunter und ihre Blicke waren ängstlich, wenn in ihrer Nähe ein Rascheln im Gebüsch zu vernehmen war oder ein Nachtkäuzchen rief. Ihr war nicht mehr wohl zumute, wenn sie daran dachte, dass sie nun ganz auf die beiden Zwillinge angewiesen war. Diese verhielten sich auch von Tag zu Tag merkwürdiger. Ob es nun daran lag, dass sie diesen Landstrich noch nie bereist hatten oder ob es daran lag, dass ihre Auftraggeberin eine Frau war, konnte sie nicht sagen. Wo sie doch noch vor Tagen eng zusammen etlichen Feinden das Leben nahmen, bemerkte sie nun zunehmends eine eisige Kälte ihr gegenüber und die beiden saßen oft zusammen und tuschelten Zeugs, von dem nicht ein Wort bis zu ihr rüber drang. Aber sie machte sich immer wieder neuen Mut, denn wenn die beiden Hünen ihr den Garaus machen wollten, hätten sie nun schon viele Gelegenheiten gehabt. Und sie lebte ja noch. Auch jetzt saßen die Beiden zusammen und beredeten leise irgendwelchen Sachen. Wieder raschelte es im Gebüsch und Rosiria griff ängslich zu ihrer Ballestrina. Doch alles was sich zeigte, war eine kleine Waldmaus, die wohl auf der Suche nach Nahrung zu sein schien. Nahrung, ja Nahrung war auch knapp geworden fiel ihr ein. Zu selten hatten sie ein Tier gesehen und dann noch die Chance gehabt es zu erlegen. Es fehlte Rikarions Jagdtalent und überhaupt fehlte ihr ihr Cousin. Immerhin waren sie beide zusammen groß geworden und hatten schon als Kinder viel Zeit miteinander verbracht und zusammen gespielt. Nun würde sie ihn nie wieder sehen und das letzte Bild von ihm war, wie er blutüberströmt auf der Erde lag. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Ob sie wohl auch bald so daliegen würde? Sie schaute zu den Zwillingen rüber, von denen sie keiner zu beachten schien. An Schlaf war diese Nacht nicht zu denken. Entweder wurde sie im Schlaf von einer Orkmeute überrascht und erschlagen oder sogar einer ihrer Begleiter würde ihr das Leben nehmen. Wieder raschelte es im Gebüsch. Sie konnte ganz klar ein Schnaufen vernehmen. Und wieder war etwas zu hören, diesmal jedoch eine Art Grunzer. Auch die beiden Hünen waren hellhörig geworden. Die beiden griffen zu den Schwertern und auch Rosirias Griff um ihre Ballestrina wurde fester. Das Grunzen kam näher und kurz darauf konnte sie eine dunkle Gestalt erkennen, die sich langsam durch die Büsche schob. Ohne zu überlegen legte sie die Ballestrina an, ziehlte kurz und drückte ab. Sofort schoss ein Bolzen durch die Dunkelheit und fand sein Ziel. Es war noch ein Röcheln zu vernehmen und dann wurde es wieder still um sie herum. Die Schützin und die beiden Hünen tappten leise zu der am Boden liegenden Gestalt um sie näher zu betrachten. Ein Feuer hatten sie sich nicht getraut zu entzünden und so musste etwas anderes diese Kreatur angelockt haben. Kurz schien der Mond durch die Wolkendecke und sie konnten einen Grünpelz erkennen, der in kompletter Kriegsbemahlung vor ihnen lag. >>Ein Späher!<< Die beiden Hünen sagten das leise aber wie aus einem Mund und alle wussten, was dies hieß. Es würden noch mehr kommen und angestachelt von dem Tod ihres Stammesgenossen, diejenigen suchen, die ihren Späher getötet hatten. Kurz überlegten sie was zu tun seih, suchten dann sämtliche Sachen zusammen und schlichen durch die Büsche. Nur wohin sollten sie sich wenden? >>Er kam von Norden! Wir sollten die Sicherheit im Süden suchen und einen kleinen Bogen Richtung Osten laufen.<< Rosiria hatte schon früh gelernt, wie man am Besten unbemerkt davon kam, wenn der Feind näher rückte.
Fortsetzung folgt...
Ja sie hatte so Einiges gelernt über Kriegsführung. Ihr Onkel, bei dem sie aufwuchs war ein erfahrener Krieger und hatte ihr alles beigebracht und verschiedene Schlachten mit Hilfe eines Bretts nachgestellt. Das Brett empfand sie damals eher als Spielzeug, doch mitlerweile wusste sie um den Vorteil, die Schlachten auf solch einem Brett zu planen. Auch sie hatte schon des Öfteren dieses Brett genutzt, auf dem kleine Holzklötzer die Einheiten darstellen sollten. Da gab es kleine Vierecke, die die Kommandanten und Heerführer darstellten, größere für die Einheiten der Bauern und Reiter und noch einige Längliche, die die Stein- und Speerschleudern bedeuteten. Rosiria hatte mehrere Schlachten auf diesem Brett geplant, um ihrem Onkel zu beweisen, dass sie durchaus auch Talent zum Führen von Heeren hatten, doch es kam anders. Anstatt ihr die Führung der Gefechte anzuvertrauen, schickte er sie mit einem scheinbar wichtigen Auftrag über den ganzen Kontinent. Sie sollte im Orkland oder auch Grünland, wie es einige andere Völker nannten einen Gegenstand bergen, der von enormer Wichtigkeit zu sein schien. Sie wusste, dass es eine Ehre war, solche Aufträge auszuführen, doch sie hätte lieber die Bauern und Ritter befehligt. Nun war sie auf der Flucht vor Grünpelzen mitten im Wald unterwegs und hatte zwei riesige Begleiter. Sie musste schmunzeln bei dem Gedanken daran, dass man die Beiden in dieser Dunkelheit leicht mit Bäumen verwechseln könnte, wenn sie einfach reglos stehen blieben. Es waren aber auch Riesen von Menschen. Ein Grunzer riss sie aus ihren Gedanken und alle blieben reglos stehen um kurz zu warten. Noch ein Kundschafter der Grünpelze? Tatsächlich. Und er kam direkt auf die kleine Gruppe zu. Sie betete zu den Göttern, dass er keinen Warnruf mehr rausbringen könnte. Jetzt war er bis auf drei Schritt heran gekommen. Immer wieder hörte man ein Schnaufen. War es sein Atem oder hatte er sie gewittert? Sie wollte es gar nicht wissen. Da schlug einer ihrer Begleiter zu und köpfte den Ork mit einem Schlag. Auch diesmal war nur ein Röcheln zu vernehmen. Zum Glück, denn etwa fünfzig Schritt von ihnen entfernt trampelte ein ganzer Trupp durch das Unterholz und sie wollte sich nicht vorstellen, wie es gekommen wäre, wenn diese die Anwesenheit der Drei bemerkt hätten. Sie machte einen vorsichtigen Schritt zurück und verfluchte sich im nächsten Moment für ihre Unaufmerksamkeit. Laut brach ein trockener Ast unter ihr und sie war sicher, dass es der ganze Wald gehört haben musste. Und wie zur Bestätigung stoppte der trampelnde Haufen Grünpelze und schaute in ihre Richtung. Aber sie hielten nur kurz und schon stürmte die Bande wie eine Berserkermeute direkt auf sie zu. Jetzt hieß es flüchten und die drei Reisegefährten nahmen ihre Beine in die Hand so schnell wie die herumliegenden Äste und Zweige, die Erdlöcher und Sträucher es zu ließen. >>Verdammter Ast!<< Sie fluchte während sie hinter ihren Begleitern her rannte. Hinter ihr die blutrünstigen Orks, die immer näher zu kommen schienen. Sie war sich sicher, dass wenn sie alle diese Flucht überleben würden, sie den Tod durch einen der Zwillinge gewiss war. Doch lieber ließ sie sich von einem der Hünen erschlagen als von einem dieser schnaufenden Widerlinge hinter sich. Vor ihr erschienen einige Felsen, dafür waren ihre Begleiter verschwunden. Es war ihr gleich, sie musste laufen. Plötzlich spürte sie einen festen Griff an ihrem Arm und irgendetwas zog sie zur Seite. >>Pssst!<< Ihr Herzschlag rasste. Sie war in eine Höhle gezogen worden und wusste um die Anwesenheit der Zwillinge. Warum hatten sie ihr geholfen? Immerhin war sie es, die für die Aufmerksamkeit der Orks gesorgt hatte. Doch sie war dankbar dafür und leise und in der Finsternis der Höhle warteten sie kurz auf die Orks. Die Griffe um die Waffen wurden fester und sie alle würden bis zum Tode kämpfen. Nur wenige Augenblicke später stürmten die Orks am Eingang der Höhle vorbei. Etwa drei Dutzend dieser Kreaturen konnte sie ausmachen. Noch einmal Glück gehabt. Sie wollte gerade aufatmen, als noch ein Grünpelz vor dem Eingang des Unterschlupfs zu erkennen war. Doch dieser lief nicht weiter. Scheinbar war dieses Exemplar mit wesentlich mehr Intelligenz ausgestattet, als seine Stammesgenossen. Er kam langsam näher und näherte sich den Dreien. Wenn dieser jetzt die Anwesenheit der Reisegefährten verriet, wäre es aus. Er durfte sie einfach nicht verraten. Sie hob die Ballestrina und schoss. Kurz darauf sackte der Ork in sich zusammen. Scheinbar hatte sie getroffen. In dieser Finsternis konnte man aber auch gar nichts erkennen. Das Glück hatte sie wohl doch nicht verlassen. Vorsichtig schaute einer der beiden Hünen aus der Höhle und zog den Leichnam dann hinein. >>Man der stinkt ja, als hätte er noch nie das Wasser gesehen!<< Sie rümpfte die Nase. Nichts desto trotz untersuchte sie den toten Grünpelz, denn sie wollte die mitlerweile rar gewordenen Bolzen nicht einfach verschwenden. Sie fand ihn. Doch wo hatte sie ihn erwischt? Sie zog den Bolzen raus und kurz darauf sprudelte eine übelriechende Flüssigkeit aus der Wunde. Nur schwer unterdrückte sie den aufkommenden Brechreiz und aufgrund der Geräusche, die sie vernam kämpften auch die Zwillinge mit ihrem Mageninhalt. Hoffentlich kamen sie hier bald weg und konnten wieder frische Luft atmen. Der Gestank schnürte ihr fast die Kehle zu. Sie hielt es nicht mehr aus, kroch bis zum Höhleneingang und lugte vorsichtig hinaus. >>Nichts zu sehen!<< Tatsächlich war es ruhig. Doch nun mussten sie hier weg, denn wenn der vorbeigestürmten Meute auffiel, dass einer ihrer Kumpane fehlte, würden die sicherlich nochmal zurück kommen. Sie machten sich leise, umschauend und vorsichtig auf den Weg Richtung Osten.
Fortsetzung folgt...
Kurze Zeit später kamen sie wieder an dem erschlagenen Orkspäher vorbei und schlichen weiter durchs Gebüsch. Rosirias Gesicht schmerzte. Sie hatte sich während der schnellen Flucht das gesamte Gesicht an tief hängenden Zweigen aufgeschnitten und diese Wunden brannten, als wenn jemand den Selbstgebrannten aus ihrer Heimatschänke darüber geschüttet hätte. In ihren verfilzten Haaren hingen Zweige und Rindenstückchen und sie sah fast aus als hätte sie ein Vogelnest auf dem Kopf. Doch es war ihr egal, wenn sie nur heil aus diesem Wald heraus kam. Nur die brennenden Wunden waren unerträglich. Doch sie musste weiter, denn sie hatte ja noch einen Auftrag zu erfüllen. Sie sollte einen Gegenstand bergen. Was war es doch gleich gewesen? Achja, ein Buch mit verziertem Einband. Eine gehörnte Kreatur sollte darauf zu sehen sein. Und sie wusste auch wo sie es finden würde. Mitten in einem Lager der Grünpelze. Es würde nicht einfach werden unbemerkt durch das Lager zu schleichen, das Buch zu stehlen und dann wieder unbemerkt zu verschwinden. Doch bis dahin waren es etwa noch drei Tagesreisen. Drei Tage in diesem Wald. Drei Tage immer auf der Hut vor Angriffen. Sie erschrak. Etwas zischte an ihrem Kopf vorbei. Ihre beiden Begleiter waren bereits in Deckung gegangen. Wieder zischte Etwas, schlug jedoch diesmal vor ihren Füßen ein. >>Pfeile!<< Sie warf sich auf den Boden und kroch hinter einen Baum. Vorsichtig schaute sie hinter dem Baum hervor. Woher war der Pfeil gekommen? >>Da!<< Sie zeigte in die Dunkelheit, wo mehrere kleinwüchsige Gestalten hin und her liefen. Immer wieder flogen Pfeile in ihre Richtung. Sie nam ihre Ballestrina und ziehlte genau. Dann schoss der Bolzen durch die Dunkelheit. Ein grauenhafter, schmerzerfüllter Schrei gellte durch die Nacht. Man hörte noch einige quikähnliche Geräusche, dann wurde es ruhig. Vorsichtig schlichen die drei Gefährten durch den Wald auf die Stelle zu, die eben Ursprung des Schreis war. Hier war nichts mehr zu erkennen. Keine Gestalt lief mehr durch die Büsche und kein Geräusch war zu vernehmen, es war totenstill. Die Drei untersuchten die Umgebung und fanden eine kleine Kreatur. Mitten in ihrer Brust, wenn dieses Geschöpf so etwas besaß steckte der Bolzen. Rosiria hatte mehr Glück als Verstand in dieser Dunkelheit solch zielsichere Schüsse abzugeben. Sie zog den Bolzen raus und verstaute ihn wieder in ihrem Bolzengürtel. Was da vor ihr lag, hatte zwar die gleiche Hautfarbe wie die Orks von vorhin, war jedoch wesentlich kleiner und warum waren die Anderen geflüchtet? Es gab nur eine Erklärung! Es mussten ängstliche Geschöpfe sein. Aber was war es, was da vor ihren Füßen lag? Sie erinnerte sich an eine Geschichte, die ihr mal ihr Onkel erzählte. Er zog mit seinen Leuten durch einen Wald ganz ähnlich diesem und wurde immer mal wieder von kleinen grünen Wesen angegriffen, die dann aber immer schnell wieder verschwanden, wenn einer ihrer Mitstreiter den Tod fand. Wie hatte er sie doch gleich nochmal genannt? >>Goblins.<< Es mussten einfach diese Wesen sein, denn die Ähnlichkeit des eben Erlebten mit der Geschichte ihres Onkeln war unverkennbar. Sie erinnerte sich daran, dass er sie als feiges, hinterhältiges und diebisches Völkchen beschrieben hatte. Wenigstens hatten sich diese Kreaturen schnell verzogen und so machten sich die drei Kampfgefährten weiter auf den Weg Richtung Osten.
Fortsetzung folgt...