Nachspiel
Heilige Ehrfurcht - Orbit um Helios Secundus - drei Tage terranischer Standard nach Operation Blitzgwitter nahe Kyrienus
Die Hymnen waren verhallt und nur noch der Nachklang der gesungegen Lieder hallte zwischen den Säulen des Sanctum der Heiligen Ehrfurcht wieder. Ordenspriester Valem Jokastor senkte den Kopf und ließ seinen Blick über die angetretenen Brüder der 5. Kompanie wandern. Insbesondere an den Brüdern der vorderen Reihen blieb sein Blick einen Augenblick länger hängen. Hier standen die Überlebenden der Operation Blitzgewitter, jene Brüder, die erst kürzlich aus der Schlacht zurückgekehrt waren. Die Trupps Schmiedefeuer, Fulminata, Himmelsfeger und Lichtbringer. Die ersteren fast auf voller Stärke, die letzteren fast völlig aufgerieben. Nur die Brüder Doren und Flaccus waren von Sergeant Alberts Trupp übrig geblieben, während bei Lichtbringer nur Sergeant Baine überlebt hatte und auch dies nur auf Grund eines Überlebenswillen, der sogar den eines Space Marine in den Schatten stellte. Die Augmentiken und frischen Narben des Sergeants schimmerten rötlich im Licht der Fackeln.
Zwanzig Bahren waren aufgefahren, auf ihnen waren die Leichen aller plaziert, die während der Schlacht gefallen waren. Oder ein Memento bei jenen, von denen keine Leichen mehr geborgen werden konnten wie der tapfere Sergeant Andros. Im Zentrum des ganzen Stand die Bahre von Captain Anesto Mordred. Die furchtbaren Wunden waren verdeckt und das Gesicht des Captains hatte eine Friedlichkeit angenommen, die es im Leben niemals hätte haben können.
Hinter dem Captain standen die Mitglieder seines Kommandostabes. Apothecarius Kanos, der den Captain schon aus ihrer gemeinsamen Ausbildung gekannt hatte, der Ehrwürdige Standartenträger Fregius, der ebenso alt war, Cator, der Champion der Kompanie, ein Meister mit der Klinge, so doch jung an Jahren, sowie die Veteranen Ferentius, Hallito und Velens. Sie alle hatten andere Einsätze durchführen müssen, oder waren von vorherigen Kämpfen noch verwundet gewesen, sodass sie ihren Captain nicht in seine letzte Schlacht hatten begleiten können. Jetzt standen sie hier und konnten ihm zumindest die letzte Ehre erweisen.
Valem wartete noch einen Moment länger darauf, dass er die richtigen Worte fand. Dies war schwierig, sie hatten gesiegt, das Feld behauptet und den Feind davon gejagt, doch dies hatte die Fünfte ihren Captain gekostet. Dies lastete auf ihnen allen, sie waren Space Marines, aber sie waren auch Brüder. Der Verlust ihres Captains hatte ihr Vertrauen erschüttert und dies könnte fatale Folgen haben. Eine Kompanie, die an sich selbst zweifelte, die ihr Potential nicht ausschöpfte, aus Angst davor, dass sie versagen könnte. Trauer und Wut, die die Bande aus Disziplin und Treue zerfraßen, die sie aneinander banden. Er musste sie wieder aufrichten, ihnen ein Ziel geben, eine Richtung.
"Wir haben uns hier und heute versammelt, um jenen zu gedenken, die ihr Leben gaben um unseren Sieg zu ermöglichen." Hob er an. "Ihre Taten und ihre Vergangenheit hier aufzuzählen wäre wohl möglich, aber wohl nicht nötig. Haben wir denn nicht den Großteil dieser Vergangenheit zusammen erlebt? Waren wir nicht Teil dieses Geschehen? Waren wir nicht da, als diese Taten vollbracht worden und in das Reich der Legenden eingingen? Nein, die Vergangenheit wiederzuholen erfüllt hier keinen Zweck. Besser ist es, uns darauf zu besinnen, was sie in ihrem letzten Dienst vollbrachten, um den Sieg zu erringen. Sergeant Andros zum Beispiel, der seinen Trupp heldenhaft voranführte, trotz dreifacher zahlenmäßiger Unterlegenheit nicht wich und den Feind bis auf den letzten vernichtete, auch wenn es ihn und seine Brüder das Leben kostete. Oder Sergeant Albert und die wackeren Brüder der Trupps Himmelsfeger und Lichtbringer, die so mutig versuchten den Feind daran zu hindern die Gensaat unserer Vettern zu schänden und sich dabei opferten. Oder unser mutiger Captain, der sich dem Kriegsherrn und seiner verfulchten Garde stellte, um unsere Brüder vom Trupp Schmiedefeuer zu schützen, denn wären diese gefallen, so wäre die Schlacht verloren gegangen und all diese Opfer wären vergebens gewesen. Captain Mordred fiel, doch er tat dies bei der Erfüllung seiner Pflicht nicht nur gegenüber dem Imperium oder dem Orden, sondern auch gegenüber seinen Brüdern. Denn auch dies ist unsere Pflicht - wir stehen füreinander, wir fechten für einander und wenn nötig fallen wir auch füreinander. Dies ist es, was uns von diesen Ausgeburten des Chaos unterscheidet Brüder. Die Bereitschaft nicht nur für sich zu kämpfen. Wir stehen zusammen und so wie unsere Brüder auf dem Schlachtfeld mit- und füreinander standen, lasst uns dies auch jetzt tun. Captain Mordred führte die Fünfte für fast anderthalb Jahrhunderte und sein Verlust ist ein schrecklicher Schlag für uns, aber glaubt ihr er hätte euch so sehen wollen? Nein meine Brüder, er hätte gewünscht, das ihr aufrecht steht. Er hätte sich gewünscht, dass wir nun voran blicken, zu den Schlachten die vor uns liegen und zu der Rache, die wir tausendmal an den Anhängern der verderbten Mächte nehmen werden. Lasst dies sein Vermächtnis sein, diesen Sieg und das Versprechen unseres Triumphes hier im Helios-Sektor. Unser Captain wandelt nun auf den Nebelpfaden und wahrhaft gesegnet werden die Brüder sein, die er für würdig erachtet mit ihm zu Sprechen, doch nun Brüder zum Gebet und dann zur Vorbereitung, denn weitere Schlachten warten auf uns."
Einige Stunden nach der Messe wurde Lieutenant Kalsinger in die Gemächer des Ordenspriesters gerufen. Als er dort eintraf, erwartete ihn dort neben Valem Jokastor auch die Mitglieder des Kommandostabs Captain Mordreds. "Unabhängig davon, was ich bei der Bestattung sagte, ist es dennoch notwendig die Kommandostruktur beizubehalten und da Zeit begrenzt ist, werde ich mich kurz fassen. In Rücksprache mit Ordensmeister Valorem werdet ihr zum neuen Captain der Fünften ernannt. Für die zeremonielle Einführung bleibt immer noch Zeit, sobald wir die Probleme hier in den Griff bekommen haben, aber zunächst sind hier eure ersten Befehle." Kalsinger nahm die Dataplatte aus der Hand des Ordenspriesters, las sie und sah seinen Hass in den Augen Jokastors gespiegelt. "Findet und Vernichtet Verres Trax und seine Anhänger."