Es hat verdammt lange gedauert, aber endlich geht's untot weiter! viel Vergnügen, Rückmeldung wie immer gern gesehen!
Kapitel 10
Geschenke
Es liegt nicht in der Natur von Leichen, sich zu bewegen oder Geräusche von sich zu geben. Ebensowenig sollte eine lebende Person keinen Puls mehr aufweisen oder aufhören, Luft zu atmen.
Aber was kümmern eine Kreatur, die in dieser Welt über allen anderen Schöpfungen der Götter steht, schon solche Albernheiten wie Naturgesetze?
Felizia Murcatto war nicht mehr. Ihr toter Körper lag auf den aschebedeckten Pflastersteinen ihres einst stolzen Heimatdorfes in einer Lache ihres eigenen Blutes. Zu ihm ging ohne Eile eine Gestalt, wie sie in einem fiebrigen Albtraum wohl eher zu erwarten war als in einer tileanischen Dorfgegend. Die Haut aschfahl und von bläulichen Adern durchzogen, gewandet in eine volle Rüstung, die eine übersinnliche Bosheit regelrecht ausstrahlte. Ein schwerer Umhang hing von den Schultern dieses grauenerregenden Mannes und verdeckte die bösartig aussehenden Klingen, die an der linken und rechten Hüfte herabhingen und deren Knäufe im Schein des Mondes glitzerten wie Eis.
Ein Lächeln umspielte die blassen Lippen, als ob er ein fast vollendetes Kunstwerk betrachte, auf das er sehr stolz war. Seine eisigblauen Augen hafteten regelrecht an der Leiche der jungen Frau, welche auf einmal spastisch zu zucken und abgehackt zu stöhnen begann…
Felizia hatte alles erwartet, aber nicht, dass der teuflische, ihre Eingeweide aufrüttelnde Schmerz so plötzlich und unerwartet aufhören würde. Es war fast, als wäre alle Last der Welt von ihr genommen, als könne nichts mehr ihr Leben gefährden… Und da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen:
Sie war tot.
Doch immer noch konnte sie die harten Steine unter sich fühlen, die kalte Liebkosung des Nachtwindes auf ihrer Haut wahrnehmen und den Gestank von Asche riechen… Sie konnte doch unmöglich bereits tot sein. Der Vampir hatte sie gebissen und sie hatte eine schier lächerlich hohe Menge Blut verloren, zugegeben. Aber das konnte es doch nicht gewesen sein… War sie bereits eine Vampirin? Das erschien ihr auf eine sonderbare Weise lustig. Sie hatte zwar wirklich grauenhafte Schmerzen jenseits ihrer Erfahrung erlebt, aber das kam ihr gar nicht mehr so schlimm vor. Sie hatte die ganze Zeit lang die Augen geschlossen gehalten. Vielleicht war es nun an der Zeit, die Welt mit den Augen einer Untoten zu sehen.
Sie schlug die Augenlider in ihrem blassen Gesicht auf und erstarrte.
Um sie herum sah sie eine absonderliche Masse, weder wahrhaft fest noch wirklich gasförmig, die sich in Farbe und Fortbewegung von allem unterschied, was sie je gesehen hatte. Ihr ganzes Sichtfeld wurde von dieser Materie beherrscht, welche sich schlängelnd und sich windend durch die Luft bewegte, dabei Farbe und Gestalt regelmäßig veränderte und teilweise ganz verschwand. Felizia war schockiert und verängstigt ob dieser Erscheinungen, und sie hätte vermutlich stoßweise geatmet - wenn sie noch Atem gehabt hätte.
Die Unfähigkeit, zu Atmen, schockierte die junge Frau noch mehr als die farbige Masse um sie herum. Verzweifelt betastete sie ihre gepanzerte Brust, doch dort hob und senkte sich rein gar nichts mehr.
Panik breitete sich in den Gedanken der jungen Vampirin aus, und sie wusste nicht, was sie von alledem halten sollte. Hatte der Vampir womöglich etwas falsch gemacht? Sie sah sich um, bis ihr Blick Haliax einfing, der aufrecht an einer Säule lehnte, die Arme untereinander verschränkt und interessiert zu seiner jungen Gehilfin, die verwirrt auf dem Boden hockte, herabblickend. Eine Wolke lilafarbener Materie umgab den Vampir von Kopf bis Fuß und hüllte ihn in eine finstere Aura.
Felizia wollte gerade den Mund aufmachen, doch ihr neuer Herr und Meister schien ihre Gedanken zu erraten.
“Bleib ruhig, Felizia. Dies ist, was wir alle durchleben müssen - der Fluch des Wissens. Du wirst bald mehr als je zuvor über bestimmte Dinge wissen, Felizia. Es gibt so viel auf der Welt, dass dem menschlichen Auge einfach entgeht…”
Der Vampir machte eine ausschweifende Bewegung mit der Hand, ehe er weitersprach.
“Dieses, was du überall wahrnimmst und momentan noch deinen Geist verwirrt, sind die acht Winde der Magie. Als Untote ist es Magie, die dich am Leben hält, von daher wirst du nun ein besonderes Gespür haben, was die sensiblen Wege der Winde anbelangt. Du wirst Dinge voraussehen können, du wirst die Gaben erlernen, die unsere Rasse so weitaus mächtiger machen als die Menschen… Sieh her!”
Die bleiche Hand des Vampirs formte eine seltsame Geste und er erhob sie in raschem Tempo, bis sie sich auf Kopfhöhe befand und der Arm ausgestreckt war. Eine Veränderung zeigte sich in der Materie, die seinen Körper umgab. Eine Art Erschütterung ging von Haliax aus, die vorhin noch lila gefärbten Winde wurden mit einem Mal schwarz wie die Nacht und bündelten sich in einem beunruhigenden Nexus um seinen ausgestreckten Arm.
“Der Wind des Todes. Er erlaubt es mir und dir, erstaunliche Dinge zu vollbringen. Doch bevor ich dich unterweise, Felizia, erlaube mir eine Frage… Du solltest acht unterschiedliche Farben erkennen können. Tust du dieses?”
Felizia sah sich um. Es waren tatsächlich acht Farben. Rot, gold, braun, grün, grau, lila, azurblau und weiß. Doch sie sah die graue Masse wesentlich deutlicher als die übrigen, deren Bewegungen ihr abgehackt und stockend erschienen. Die graue Masse hingegen war im Fluss. Sie überlegte kurz, ehe die Antwort fiel. “Ich würde sagen...” Felizia erschrak ob ihrer eigenen Stimme. Sie klang ganz anders, als sie sich erinnern konnte. Sie klang jetzt entschlossen, unerbittlich, hart. Es gefiel ihr, wenn sie ehrlich sein sollte. Es gefiel ihr sogar sehr.
“was würdest du sagen?”
“Ich würde sagen… ich sehe vor allem sehr viel grau.”
Haliax wirkte einen Moment lang nachdenklich, dann positiv überrascht. “Ulgu!”, rief er fröhlich aus. “Der Wind der Täuschung und des Schattens! Du bist fürwahr mit einigem Glück gesegnet, Felizia. Ich mag dir zu geeigneterem Zeitpunkt mach nützliches über diese Winde erzählen. Doch nun, steh erst einmal auf! Es ziemt sich nicht für eine Von Carstein, auf schmutzigem Boden zu liegen und sich mit Blut zu besudeln.”
Felizia tat wie ihr geheißen und war erneut überrascht: ihre Beine und ihre Arme waren mit einem Mal leicht wie Federn, sie sprang regelrecht auf die Füße, schnell und standfest hatte sie sich erhoben und schaute an sich herab. Ihre Haut war blass geworden wie die von Haliax, ihre Fingernägel waren aus unerfindlichen Gründen zu regelrechten Krallen geworden, lang und scharf. Felizia betastete ihre Hände. Ihr Fleisch war kalt. Als sie ihre langen Nägel vorsichtig berührte, schnitt sie sich. Es tat nicht weh und blutete nicht.
Ihre Beine, die vor nicht einer Stunde noch wund und blutig waren, wirkten nun makellos glatt und fühlten sich wunderbar leicht an. Felizia wollte ungläubig ihren Mund öffnen, als ihre Zunge in ihrem Mund etwas ertastete… Es war ohne Zweifel ein Zahn, doch konnte Felizia sich nicht erinnern, jemals so spitze Zähne gehabt zu haben. Es war einer ihrer Eckzähne, unnatürlich lang und spitz. Fast wie die, die sie am Vorabend im lauthals lachenden Mund des Vampirfürsten erblickt hatte. Selbiger sah Felizia mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen an. Wie ein Künstler ein fast vollendetes Werk betrachten könnte, dachte sie. Hastig wandte sie den Blick ab und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Erscheinungsbild. Ihre Rüstung war umgeben von einer seltsamen Aura. Sie ähnelte den absonderlichen Winden der Magie, doch war diese Farblos und bewegte sich nicht. Felizia konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie die Winde, wenn sie sich nicht auf sie konzentrierte, so gut wie nicht wahrnahm. Ein leichtes Zucken in den Augenwinkeln, eine Bewegung hinter milchigem Glas, mehr waren sie dann nicht. Der Ring, den ihr Gatte ihr geschenkt hatte, strahlte ein schwaches, hellblaues Leuchten aus, Als einer von Felizias bleichen Fingern sacht über den eingefassten Edelstein strich.
Haliax lächelte Felizia breit an, als sie ihren Blick erhob, verwirrt und berauscht gleichermaßen. Er streckte ihr die Hand entgegen, seine Finger hielten ein langes Schwert umfasst. Es steckte noch in der Scheide, welche prächtig geschmückt war, und strahlte mit jedem Zoll eine tödliche Eleganz aus. “Betrachte diese Gabe als erstes Geschenk eines Meisters an seine Schülerin. Ich belohne meine Helfer, Felizia.“. Die junge Vampirin nahm das angebotene Schwert entgegen, betastete es, fühlte seine beruhigende Gefährlichkeit. Sie zog die Waffe aus der Scheide, wobei ein eisiges Klirren die Nachtluft durchschnitt. Dieses leise, doch deutliche Geräusch war wie die Stimme des Schwertes. Eine Drohung. Ein Zeichen der Gefahr. Es sagte laut und deutlich “Überlegenheit”. Felizia hatte in ihrem Leben noch nie ein Schwert geführt, doch eine innere Stimme, die sie noch nie zuvor gehört hatte, flüsterte ihr zu: dies ist deine Waffe. Sie schlug damit durch die Luft, von ihrer eigenen Präzision und Geschwindigkeit überrascht und entzückt von dem im Mondschein aufblitzenden Stahl. Felizia begann, die enorme Veränderung tief in ihrem Inneren zu begreifen. Ein dünnes Lächeln huschte über ihre blauen Lippen, als sie an ihre Vergeltung dachte. Bald schon würde die Abrechnung kommen. Bald schon würden die Mörder in kalter Erde verrotten. Diese Waffe würde bretonisches Fleisch zu schmecken bekommen. Sie blickte herab auf das Schwert, das sie aus den Trümmern des Wachhauses geborgen hatte. In gewisser Hinsicht war diese Klinge wie sie selbst. Sie sehnte sich nach Taten, doch so schartig und ungeschliffen, wie sie war, konnte sie dieses Ziel niemals erreichen. Felizia zog mit der anderen Hand das bereits leicht angerostete Schwert aus seiner Scheide, wobei ein leises Kratzen ertönte, als schabe jemand mit einem Hobel über einen Stein… Es klang weder nach Drohung noch nach Gefahr. Dieses Schwert würde sein Ziel niemals erreichen, und es sollte sich vielleicht damit abfinden, dass es zurückbleiben musste… Sie ließ die Waffe mit einem Klirren in den Dreck fallen und steckte ihrer Statt das Geschenk des Vampirfürsten zurück in die Schwertscheide. Felizia schloss die Augen und verbeugte sich vor Haliax, wobei ihr langes Haar in ihr Gesicht fiel.
“Habt Dank, mein Meister.”
Antoine des Chatillion ritt durch einen Vorhang aus Regen und Dunst. Kein Festzug war gekommen, um ihn zu seinem Sieg über die Bretonen zu beglückwünschen, vor ihm Blumen auf die Straße zu werfen oder ihren siegreichen Helden zuzujubeln. Im Moment sah Antoines Triumphzug auch mehr wie ein Trauerzug aus.
Insgesamt hatten sie bei der Plünderung und Zerstörung des Dorfes sieben Mann verloren, vier weitere, darunter Phoebus und einer der Gralsritter, waren verletzt. Phoebus hing in seinem Sattel, seine nunmehr dreifingerige Hand in einem blutroten Verband an seine Brust gepresst, und versuchte, sich gerade zu halten. Offenbar hatte er hohes Fieber und gehörte sofort zu einem Medikus gebracht.
Der Gralsritter hingegen hatte das Problem, sich im Sattel zu halten, nicht mehr. Er lag schwer atmend auf einer Bahre, die von einem kräftigen Gaul gezogen wurde, neben ihm her liefen einige Knechte und versorgten notdürftig die schrecklichen Wunden an Armen und Brust. Der Ritter war mit einer Heugabel in die Brust gestochen worden, von seinem Pferd gefallen und in den Staub getrampelt worden. Dies war nicht der glorreiche Tod in der Schlacht, den sich ein Rittersmann erhoffen konnte, denn auch seine eigenen, plündernden oder kämpfenden Männer waren auf ihm herumgetrampelt wie auf einem bequemen Teppich. Der Gralsritter würde seiner Wunden vermutlich erliegen.
Antoine selbst war unversehrt, mit Ausnahme eines kleinen, nicht sehr tiefen Schnittes an seinem Bein. Doch auf eine seltsame Weise fühlte er sich vermutlich noch miserabler als der sterbende Ritter auf seiner Bahre. Er hatte sich von der Vernichtung der Tileaner Erleichterung erhofft. Er hatte Rache für seinen Sohn geübt, doch es fühlte sich tief in Antoines Herzen immer noch leer und kalt an, womöglich noch leerer und kälter als zuvor.
Das Bild der weinenden, dunkelhaarigen Mutter ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er sah, wohin er auch blickte, nur dieses unendliche Elend, dass er selbst verspürt hatte, als er seinen Sohn in die Erde herabsinken gesehen hatte. Er hatte zahlreiche Menschen getötet, viele weitere verletzt und nur weiteres Elend gesät. Würde er denn jemals etwas anderes empfinden als Gram? Was könnte ihn zur Ruhe bringen, wenn nicht den Kern des Problems anzugreifen und die Mörder seines einzigen Kindes zur Rechenschaft zu ziehen? Nun war er zurück in Bretonia, am Hofe seines Auftraggebers, dessen große Residenz, von der er vor zwei Tagen aufgebrochen war, das Bild dominierte, und war sich ganz und gar nicht mehr so sicher, ob er diesen Auftrag gern ausgeführt hatte.
Ganz im Gegenteil.
Wasser tropfte auf die Stufen und ein Kettenhemd klirrte, als Antoine die Stufen zum Amtszimmer seines Herzogs erklomm. Er fühlte sich, obwohl der Auftrag bestens erfüllt worden war, elend. Als er endlich die schwere, beschlagene Tür am Ende der Treppen erreicht hatte, atmete Antoine tief durch, doch nicht vor Erschöpfung. Er hatte keine Ahnung, was ihn hinter dieser Tür erwartete, was ihn beunruhigte. Würde der Herzog zornig sein? Würde er abermals garantieren, wie sehr er mit ihm fühlte und wie ungern er Antoine diese schwere Last aufgebürdet hatte? Das würde nichts ändern. Antoine hatte in seinem Namen getötet. Und die Toten kehren nie zurück.
Antoine biss die Zähne zusammen und hämmerte mit der Faust an die Tür. Von drinnen ertönte ein mildes “Bitte.” Die Angeln quietschten, und der regennasse Antoine betrat das mit allerlei Kerzen beleuchtete Gemach des Herzogs. Der alte Mann saß an seinem großen Eichenholztisch, wo er mit seiner Schreibfeder hastig über ein Blatt Pergament fuhr.
“Ich sehe, dass du zurück bist, Antoine.”, sagte der weißhaarige Herzog, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. Antoine war von diesem Empfang in all seiner Unspektakularität überrumpelt und brachte lediglich ein “ja, Exzellenz” hervor.
“Ist der dir anvertraute Auftrag ausgeführt worden?”
Das verlief nicht unbedingt, wie Antoine es erwartete hätte. Doch diese Entwicklung gefiel ihm nicht besonders.
“Ja, Exzellenz.”
“Gut, gut”, erwiderte der Herzog, immer noch schreibend. “Der Lohn für deine Männer befindet sich unten bei meinem Schatzmeister. Frage bei ihm nach, wenn du ihn abholen willst. Übrigens liegt dort auf dem Tisch noch eine kleine Aufmerksamkeit von mir, für das zuverlässige Ausführen deines Auftrags. Du hast gute Arbeit geleistet, so schnell wurde wohl selten ein Exempel statuiert…”
Antoine erschrak. Als er aufgebrochen war, hatte der alte Herzog in seinen Armen über dieses Exempel geweint, hatte Antoine sein Mitgefühl ausgesprochen, hatte von seinem Sohn gesprochen… Dieser Mann war ein Schwindler. Ein elender Schauspieler, dessen heuchlerisches Mitgefühl in Antoine etwas erweckt hatte, das zum Tod vieler unschuldiger Menschen geführt hatte! Antoine konnte in seiner fassungslosen Wut mit nichts anderem antworten als “ja, Exzellenz.”
Er ging hinüber zu dem Tisch, wo ein halbrundes Objekt, eingewickelt in lilafarbene Seide, auf ihn wartete. Antoine hielt das Objekt geistesabwesend hoch, strich die Seide beiseite und erkannte darin einen Schild. Es war ein nagelneuer, mit dem Wappen des Herzogtums Remâns geschmückter Schild aus robuster Bronze. Antoine wandte sich ungläubig an den weiterhin schreibenden Baron.
“Ich habe dieses schöne Objekt ein wenig von den Damen des Sees verzaubern lassen. Ich halte ja nicht allzu viel von Magie, doch du hast dafür bestimmt noch Verwendung.” Die Schreibfeder huschte geschwind über das Pergament.
Antoine war vor Ewnttäuschung und Fassungslosigkeit ob der geringen Skrupel dieses Mannes, dem er wie einem Vater vertraut hatte, dass er immer noch wie perplex war. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, zu widersprechen, einen Fluch gegen dieses Monstrum ausstoßen, das mit einem Strich seiner Feder das Schicksal von dutzenden Tileanern besiegelt hatte, doch er stieß nur “ja, Exzellenz. Danke, Exzellenz” hervor. Als der Herzog ihn mit einer brüsken Handbewegung zum Gehen aufforderte, gehorchte Antoine sofort, seinen neuen Schild unter dem Arm öffnete er die Tür.
Dieser Ort war ihm zuwider.
Als er die Tür wieder knarrend hinter sich schloss, dachte Antoine abermals an diese junge Frau, die ihren toten Sohn im Schlamm gewiegt hatte. Dann kreisten seine Gedanken um den Mann, der soeben in seinem Arbeitszimmer einen Mörder mit einem Schild und etwas Gold abgespeist hatte, ohne einen Finger krumm zu machen.
Verdammt, so hatte Antoine sich die Gerechtigkeit nicht vorgestellt.