Vorweg: Nach langer Turnierabstinenz habe ich heute endlich mal wieder im Wettbewerbsrahmen gespielt. Die folgenden Sätze spiegeln meine Eindrücke des Turniers wider, ohne dabei aus Groll oder Enttäuschung über meine Platzierung entstanden zu sein. Vielmehr möchte ich die vorherrschende Einstellung zu diesem Hobby kritisieren. Keinesfalls möchte ich hierbei die Organisatoren angreifen. Sie waren sichtbar bemüht, aus den lokalen Gegebenheiten (Spiel 1 und 3 musste ich z.B. auf Tischen spielen, die aufgrund ihrer geringen Breite keinerlei taktische Bewegung zuließen) die besten Möglichkeiten zu schaffen.
Nun aber zur Kritik:
Bereits Spiel 1 gegen Waldelfen verschaffte mir eine zuverlässige Vorschau auf den restlichen Verlauf. Während ich meine um stimmungsvolles Ambiente bemühte Armee aufstellte, trat aus dem Schatten der Wälder ein klassisches Triangel hervor: Baummensch, Baumältester und ein Armeestandartenträger im dahinter liegenden Wald. Die geradezu obligatorischen Minimalkerneinheiten durften natürlich nicht fehlen. Leicht skeptisch ließ ich meinen Blick etwas schweifen. Als ich am Nebentisch zwei Dampfpanzer und einen Altar erblickte, war die Lust auf ein weiteres Umschauen erloschen.
Spiel 2 wurde gegen eine durchaus ausgeglichene Chaoshordenarmee ausgetragen, wobei auch hier der Hintergrund mehr als nur ein wenig nebensächlich schien. Was ich während diesem Schlagabtausch jedoch verwerflich fand, waren die nebenbei geführten Absprachen über Punktezuschiebung innerhalb einer Spielergruppe, die ich bis dato als fair und spaßig kannte.
Schon im Vorfeld des dritten Spieles verging mir die Lust dann entgültig, da ein Gegner, der fast wöchentlich gegen mich antritt und dabei Wert auf spannende Spiele legt (unabhängig vom Ausgang), sich störrisch weigerte, an einen breiteren Tisch zu wechseln, da er wusste, dass seine SAD-Liste der Skaven es deutlich leichter hat, wenn ich mich nicht ausreichend taktisch bewegen kann (das selbe Problem wie im ersten Spiel).
Am frühen Abend wurden dann die Sieger verkündet. Als dabei hitzige Debatten aufkamen, weil die bereits erwähnte Spielergruppe es nicht aufs Podest geschafft hatte, war für mich der Zeitpunkt gekommen, dem Turnier vorläufig den Rücken zu kehren.
Nun stellt sich mir die Frage, ob solch ein Verhalten auch auf anderen Turnieren zum Standard gehört. Ich habe den Eindruck bekommen, dass die Turnierszene vor lauter Siegdenken das Spielen verlernt.
In meinen Augen stellt solch eine Interpretation des Spielens eine Beleidigung dar an
1. Die Organisatoren, dessen Mühen und Anstrengungen zu einer Farce pervertiert werden
2. Die anderen Spieler, dessen Spaß am Turnier mit jedem Würfelwurf sinkt
3. Das Hobby an sich
Sicherlich wird auf einem Turnier siegorientierter gespielt als in einem Freundschaftsspiel, aber in meinen Augen ist, zumindest bei dem heutigen Ereignis, die Grenze vom Ehrgeiz zur Besessenheit deutlich überschritten worden.
Ich möchte nun einmal erfahren, wie ihr eure letzten Turniere erlebt habt.