Senf auf dem 40. Jahrtausend
(Bisher ist hier ja nur der Bezug auf Fantasy, wenn das auch so gedacht war, bitte einfach ignorieren) - und entschuldigt das Denglisch
Das Thema Balancing ist allgemein unglaublich schwierig, weil es nicht nur, wie bereits mehrfach erwähnt, um die Kombinationen geht, sondern es muss auch zur Zielgruppe passen.
GW selber sehen ihre Systeme ja nach eigener Aussage als B&B Geschwoofe (danke antraker, ich mag diese Formulierung!) und dementsprechend sollte jegliches Balancing im 40k/AOS/usw. eigentlich nur Gamebreaker betreffen. Da GW aber nach wie vor neben den kostenlosen FAQs einen Output an Büchern hat, der einfach überzogen ist und davon auch nicht abrücken will, kommen Dinge wie beim aktuellen CA2019 einfach vor.*
Habe ich jetzt aber ein Umfeld, dass eben nicht Kampagnen oder Schwafelspiele bei der ein oder anderen Gerstenkaltschale veranstaltet, sondern Spieler, die sich wirklich miteinander messen wollen, muss ich anders an die Thematik herangehen.
Soll mein System also sowohl geschwooft als auch ernshaft gespielt werden, muss ich so balancen, dass ich den Casuals den Spaß an fluffigen Spielen nicht zerstöre, aber auf der anderen Seite die "Pros" nicht mit Kombinationen versorge, die gamebreaking sind.
Eine im Prinzip unlösbare Aufgabe, deren Scheitern man in fast jedem online Multiplayerspiel beobachten kann, da man hier eben genau nur die Zielgruppe der kompetitiven Spieler versorgt und so oftmals die Casuals das nachsehen haben.
Ich finde den Ansatz, der nach meinem Verständnis (was begrenzt ist) in den RnF-Systemen, verfolgt wird, sehr gut.
T9a als System, dass sich als Turniersystem versteht und auch entsprechend gebalanced wird, um einen Wettstreit der taktischen Fähigkeiten und des Listenbaus zu ermöglich und eben explizit nicht in eine Spirale des "wer findest die kaputteste Kombination und weiß die Regeln entsprechend zu Schänden" enden möchte, klingt für mich dann sehr sympatisch, auch wenn ich kein Interesse an Turnieren und RnF habe.
Es ist dann allerdings auch die Natur der Sache, dass ich (um bei antrakers Beispiel der Skaven zu bleiben) manche Armeen um ihren Flufffaktor bereinige, bzw. diesen in einen Rahmen bringen muss, der der jeweiligen Armee ein Dasein in Turnieren ermöglicht.
Würde hier jetzt eine Fluffvariante mit den wunderbar chaotischen Zufallselementen neben der sauberen, berechenbaren und verlässlichen Variante für Turniere gepflegt, würde ein solcher Bogen wieder überspannt und in genau die Kerbe will ja dann vermutlich auch GW mit ihrem erneuten Interesse am klassischen RnF-Warhammer schlagen.
Ich wäre dankbar, wenn sich für 40k eine ähnliche Variante finden würde, die mit einem eigenen Regelsatz Appeal für die Turnierspieler entwickelt, damit ich als Fluffspieler wieder fluffige Listen spielen kann, ohne das ein Mitspieler, der sich selber im Turnierbereich wohler fühlt und seine dort erlernten Listen, über meine" Bier und Blubber"-Liste fährt.
Abschließen würde ich gerne mit dem Beispiel Schach. Wir werden uns vermutlich alle einig sein, dass Schach als Spielsystem sehr nah am perfektem Balancing ist, oder?
Ein perfektes Balancing bedeutet, dass sich zwei exakt gleichwertige Gegner, die fehlerfreie Züge spielen, immer in einer Pattsituation wiederfinden.
Leider ist es selbst beim Schach so, dass der Spieler der schwarzen Figuren einen statistischen Nachteil hat, da er immer nur im reagierenden Zug spielt.
Bei Farbwechseln und einer gerade Anzahl an Partien, sollte dieser Nachteil dann allerdings beseitigt sein.
Beste Grüße und schöen Feiertage!
*Das Ding wurde 6 Monate vor der Turnierdominanz von Space Marines geschrieben und dementsprechend ist der einzige Schlag mit der Nerfkeule auf den GSC gegangen, der es mit der SM-Meta eh nicht mehr besonders leicht und oben drauf vorher eine der schwierigsten Armeen war.