Ich finde die Veränderungen insgesamt zu umfangreich und zu überhastet.
Die wirklich grundlegenden Änderungen und die zunehmende, bzw, beinahe komplett abgeschlossene Abkehr vom Warhammerhintergrund wird einerseits damit begründet, dass T9A nie nur ein "besseres" Warhammer sein wollte, sondern etwas deutlich Weitergehendes. Die Version 2.0 in rund einem Jahr soll hier wohl das Ziel in Sachen fertiger Grundregeln sein. Andererseits wird die totale Abkehr vom bisherigen Warhammerfluff damit begründet, dass man Unterlassungserklärungen, bzw. Gerichtsprozessen seitens GW zuvorkommen will, die das Projekt vermutlich final beenden würden.
Wie wahrscheinlich solche Szenarien tatsächlich sind, weiß ich nicht, ich bin kein Jurist. Als Laie halte ich dieses Argument, so sehr mir auch die Konsequenz missfällt, für schlüssig. Worüber ich mir allerdings den Kopf zerbreche, ist Folgendes: Wenn ich von Anfang an weiß, dass ein juristisches Damoklesschwert über mir schwebt und ich ein Ziel, bzw. eine Vision habe (Version 2.0), wieso arbeite ich dann mit vielen, vielen Freiwilligen, unglaublichem Einsatz und sicher unzählbaren Arbeitsstunden über ein Jahr daran, eine Spielversion wie T9A 1.1 fertigzustellen? Für mich und meine Belange ist 1.1 ideal und ich werde auch deshalb vermutlich dabei bleiben. Aber warum um Himmels Willen baue ich so eine Version so akribisch und gut auf um sie dann mit einem Schlag (1.2) wegzuwischen und etwas anderes zu machen - das verstehe ich absolut nicht!
Zu einzelnen Änderungen:
Ich finde die meisten Änderungen im Grundregelbuch nicht schlecht. Den Verzicht auf Schablonen hätte ich lieber nicht gehabt, aber ich kann die Agrumente verstehen, da kann ich mitgehen. Ich finde es allerdings ein großes Problem, dass alles vereinfacht wird, ohne Rücksicht auf Verluste was den Hintergrund der Armeen angeht. Ein kleiner Punkt, aber ein in meinen Augen ein wichtiger an dem man das aufzeigen kann, ist der Verlust der "hidden" Regel für Assassinen (VS, DE). Assassinen haben für mich im Prinzip hauptsächlich aus dieser Regel bestanden, sie spiegelt den eigenen Charakter der Einheit perfekt wider. Die Regel wurde gestrichen, warum weiß man nicht - es war von "time consuming" die Rede. Wieviel Zeit kostet es euch einen Assassinen zu platzieren? Die Regel ist weg, Assassinen sind "normale" Nahkampfhelden, das Gefühl für die Einzigartigkeit dieser Einheit und der Armee zu der Sie gehört leider auch.
Die neuen Magielehren sind, glaube ich, gut gelungen. Das farbig gestaltete Magiebuch ist fantastisch geworden, hier gibt es auch zum ersten Mal wirklich offiziellen T9A-Fluff zu lesen! Leider haben wir aber auch in der Überarbeitung der Magielehren diese Simplifizierung die keine Rücksicht auf den Armeehintergrund nimmt, das Einzigartige, das einem ans Herz gewachsen ist, geht verloren. VC und UD haben nun statt ihrer eigenen Lehren "Evocation", das funktioniert schon, dadurch sind sie für mich aber eher Untotenarmee #1 und Untotenarmee #2 geworden, als VC und UD geblieben.
Soweit sind die Änderungen mMn ganz gut was das Spieltechnische angeht, mir gefallen sie nur, was das Gefühl/Erlebnis angeht, leider nicht mehr.
Dass gleichzeitig noch die Art und Weise der Armeekomposition geändert wird und die Armeebücher verändert werden, halte ich für fatal. Da ich gerade krank zu Hause liege, habe ich heute viel in den Armeebüchern und in den Völkerforen gelesen. Die Änderungen sind soweit ich das beurteilen kann, nicht durchdacht, für viele Armeen nicht passend, insgesamt übereilt und schlecht gemacht. Ich weiß, dass das ganze Projekt auf unbezahlter Arbeit von Freiwilligen beruht und ich will die Leute die sich engagieren eigentlich nicht angreifen. Ich glaube dass es einfach keine gute Idee der Projektleitung war, diese Änderung unbedingt schnell mit in 1.2 durchdrücken zu wollen. So steht man vor einem unfertigen und schlechteren System als 1.1 es war. Für mich nicht nachvollziehbar und in hohem Maße ärgerlich.
In meinen Augen wird insgesamt zu sehr auf Turniertauglichkeit geschaut. Es wird versucht das Spiel schneller, einfacher und ausgeglichener zu gestalten - allerdings geht das mMn massiv auf Kosten des Spielerlebnisses. Ich spiele nicht nur ein Spiel, ich erlebe ein Spiel. ich denke mir einen Hintergrund zu meinen Armeen aus, zu meinen Einheiten, meine Helden haben Namen. Das klingt ein Stück verrückt, und ist es vielleicht auch, aber der Hintergrund und auch verrückte Zufallsergebnisse während der Spiele machen einen großen Teil des Spaßes aus, den ich mit dem Spiel habe. Nicht dass ich dabei nicht auch gewinnen möchte...
Ich habe den Eindruck, und das soll kein Angriff sein, dass Turnierspieler insgesamt in der Minderheit sind. Ein sehr kleiner Anteil dieser Minderheit tritt in der ETC an. Dennoch scheint es so, dass bei den Veränderungen vor allem auf diese Spieler und deren Belange geachtet wird, das finde ich sehr schade. Achtung Übertreibung: Irgendwann wird dann mit bemalten Figürchen Schach gespielt, geht dann vielleicht auch schneller ohne würfeln zu müssen.
Aufgrund des aktuellen Status des Projekts und der Art und Weise wie diese Änderungen eingeführt wurden, werde ich, zumindest vorerst, bei 1.1 bleiben. Ich habe einen Vollzeitjob, eine Familie inklusive zweier kleiner Kinder, da ist mir meine wenige Spielzeit zu wertvoll um ein unausgegorenes System zu spielen, vor allem nachdem mit 1.1 ja schon ein fast perfektes verfügbar war und ist.
Insgesamt habe ich die große Sorge, dass 1.2 einen Keil zwischen Normalspieler und Turnierspieler treibt und das Projekt an sich darunter leidet. Es ist meiner Meinung nach unbedingt nötig, schnellstmöglich vernünftige Änderungen vorzunehmen und Fluff für T9A nachzulegen, nachdem der alte WH Hintergrund mit einem Male entsorgt worden ist.
- Puh, das ist viel zu viel Text geworden, aber ich habe mir heute viele Gedanken gemacht, die ich leider noch nicht loswerden konnte, mein Englisch ist leider zu schlecht um mich in den T9A Foren adäquat ausdrücken zu können.