Halli hallo!
Dies ist kein Forumspiel, so viel vorab
Ich wollt eigentlich nur mal wissen, ob ihr auch viel lest ( vlt Fantasy? ) oder auch selbst schreibt?
Ich möchte dieses Board als kleine Grundlage zur Veröffentlichung meiner Werke nutzen :p Kritik, Anregungen oder eigene Sachen sind hier natürlich auch gern erwünscht!
Ich fange dann mal mit einer Kurzgeschichte von mir an:
Tagtraum
Ein Ball fiel vom Tisch.
Doch Andrew interessierte dies nicht, denn er war wieder in seiner Welt in der keinerlei Bälle von irgendwelchen Tischen fielen. Zumindest war dies nie relevant gewesen.
Für ihn war es so, als wäre die Welt rund und rollte geradewegs in ein schwarzes, tiefes Loch.
So Unrecht hatte er mit diesem Gedanken eigentlich gar nicht, dennoch hörte ihm niemand zu, schließlich war er nur einer der vielen Träumer, die hier Tag und Nacht in ihrer eigenen kugelrunden Fantasie verbrachten.
Der Ball rollte und traf Andrew am Bein.
Ein Meteor riss ihn aus seinem Tagtraum und ließ ihn aufschrecken.
Er befand sich wieder in der realen Gegenwart, die er täglich, trotz seinen Ausflüchten, besuchen musste.
Er wusste nicht was er getan hatte, aber er hatte es getan und über so viel wusste er bescheid.
Er wusste nicht, wie er so viel Zeit in dieser Welt verbringen konnte, ohne verrückt zu werden.
Und er wusste auch nicht, dass diese gar nicht existierte.
Was er wusste war dennoch nicht wenig. Er konnte Schreiben, Rechnen und Lesen. Fahrradfahren und noch so manches mehr. Auch wusste er von Dingen, die ein Normalsterblicher niemals erfahren würde. Zum Beispiel wusste er, dass Haare mit einer Geschwindigkeit von 0,0000014 km/h wuchsen oder dass Eisbären gar keine Pinguine fressen konnten, da diese an unterschiedlichen Orten lebten.
Andrew saß am Küchentisch und musterte sein Frühstück. Es war ein gewöhnliches Frühstück; bestehend aus einer Schüssel Müsli und einem Glas Orangensaft. Eigentlich mochte er gar kein Müsli. Müsli beinhaltete Rosinen, dass wusste und diese verabscheute er. Seine Mutter wusste dies allerdings nicht. Was er widerum wusste war, dass sie gekränkt sein würde, hätte er sein Müsli nicht gegessen.
So aß er das Müsli, wissend das seine Mutter zwar nicht stolz auf, aber zufrieden mit ihm wäre.
Wäre er in der Lage gewesen seiner Mutter das Wissen über die Rosinen im Müsli zu vermitteln, hätte er sich die täglichen Torturen mit diesem Müsli und dem Glas Orangensaft, den er übrigens auch nicht mochte, weil er wusste, dass die meisten Orangen genmanipuliert waren, ersparen können.
Sie aber wusste natürlich von seinen ständigen Reisen in eine Welt, die sie nicht kannte und auch gar nicht kennen wollte, und hörte ihm bei seinen Monologen nur halbherzig zu.
Gerne wäre Andrew aufgesprungen, seine Schüssel und sein Glas von sich stoßend, die Treppen hinauf in sein Zimmer gerannt um sich auf sein Bett zu stürzen und in seine private Welt einzutauchen, abzuschalten und sich zu entspannen.
Solche Aktionen funktionierten aber leider nur in eben dieser Welt.
Hier widerum wäre es aber gar nicht zu solchen Situationen gekommen, da es in seinem Müsli keine getrockneten Trauben gab und der Saft auch aus im eigenen Garten angebauten Orangen bestand.
Er hob gerade das Glas an, um einen Schluck zu trinken, als ihn seine Mutter unterbrach.
"Sieh dir das mal an", sagte sie und reichte ihm ein kleines Tütchen.
Er las ein paar Zeilen still in seinen Gedanken vor: Vitamine für jedermann. Einfach eine Tüte in Ihr Getränk rühren und schon ernähren sie sich vollkommen gesund.
Eigentlich war er mit der hiesigen Gegenwart zufrieden. Er hatte ein Dach über dem Kopf, seine täglichen Mahlzeiten und ein eigenes Zimmer, dennoch flüchtete er dank der Umstände immer öfter, teils bewusst teils unbewusst, in seine eigene Realität die nur in seinen Gedanken existierte. In dieser war auf den ersten Blick alles so, wie es in der wahren Welt auch gewesen wäre, doch hier war alles perfekt. Oder zumindest so, wie Andrew es als perfekt ansah, es wollte, sich es vorstellte; ein Müsli ohne Rosinen, frisch gepresster Orangensaft, Lehrer die wirklich Wichtiges fürs Leben lehrten und Menschen, die einen akzeptierten, wie man war.
Freunde hatte Andrew nie gehabt. Und wenn, dann hielten diese Freundschaften nicht lange an, weil man ihn nach kurzer Zeit für verrückt erklärte.
Auch dies war ein Grund, weshalb er immer öfter und immer länger in seinem Zimmer zurückgezogen lebte und sich in seine Fantasie zurückzog.
Hier ging er normal zur Schule, hatte ganz normal Freunde, machte ganz normal seine Hausaufgaben und war ganz normal glücklich und zufrieden. Genauso, wie er es immer sein wollte. Er hatte hier sogar eine Freundin.
An einem ganz normalen Tag in der Schule seiner Fantasie lernte er von seinem Philosophielehrer, dass die Gegenwart nicht real sein musste und dass die Realität nicht unbedingt der Gegenwart entsprach.
Andrew empfand diese Worte als sehr weise. Er dachte viel darüber nach. Länger als über alles andere über das er sich bisher den Kopf zerbrochen hatte; und bei ihm bedeutete dies eine Menge.
Wenn er in der Realität darüber nachdachte, vergas er sogar, dass es eine fiktive Welt in seinem Kopf gab und dass eben diese Worte aus ihr entsprungen waren. Dachte er in seiner Welt daran, vergaß er widerum das Reale.
Eine Tür wurde geöffnet und es gab ein klickendes Geräusch als Andrew erwachte.
Er fand sich in einem gepolsterten Raum wieder. In der Mitte stand ein kleiner Tisch, an seinen Beinen lag ein Ball. Er nahm den Ball und erinnerte sich wieder an alles, was vorgefallen war, an seinen Lehrer in der Scheinwelt und an die Worte, die er zu ihm gesagt hatte.
Plötzlich verstand er, dass seine perfekte Fantasiewelt nur ein Gegenstück zu der Realität war, in der er sich hätte befinden können, er sich aber nicht befand und das machte ihn krank.
"Die Gegenwart muss nicht real sein und die Realität nicht die Gegenwart."
Der Satz drang bis in seinen Mund, der diese Worte laut hervorschrie. Andrew sah die offene Tür und rannte an dem Mann der in der Tür stand einfach vorbei.
Er floh in Richtung Freiheit.