Das Lesen eurer Kurzgeschichte hat in mir das große Verlangen geweckt selbst seine zu schreiben und so hab ich mich hingesetzt und das erste abgetippt was mir in den Sinn gekommen ist. Es ist meine erste Geschichte und ich hoffe, ihr könnt etwas damit anfangen. Das ganze ist als "Einleitung" zu verstehen, ich würde darauf gerne eine in sich geschlossene, etwas komplexere Handlung aufbauen. Das Feuer entflammt, lest selbst!
Feuer
Mit seinem Cousin Bertram war Jakob ein paar Stunden vor Sonnenaufgang aufgebrochen, um in den das Dorf umgebenden Wäldern auf die Jagd zu gehen. Selbst einige Wochenreisen entfernt war nur die Existenz von wenigen weiteren Dörfern bekannt. Die Menschen in Freiweg lebten bis vor kurzem noch ein friedliches und sorgenfreies Leben in Mitten der Natur. Doch eine unheilvolle Seuche hatte den Ort, an dem Jakob seit seiner Geburt vor 17 Jahren lebte, vor ein paar Monaten heimgesucht. Freiweg war nicht mehr das Dorf, voll von Menschen frohen Mutes, das es einmal war. Das Leben war hart, die Männer zum bestellen der Äcker, Jagen, und Schmieden, fehlten seit der Krankheit. Auch seinen Vater und Bertrams Onkel hatte sie dahingerafft und nun mussten die Jungen ohne die Hilfe ihrer Väter die Ernährung ihrer Familien übernehmen.
Auf ihrem Weg zurück ins Dorf, mit jeweils einem geschossenen Reh auf den Schultern, marschierten die Jäger fröhlich pfeifend mit der reichen Beute zurück nach Freiweg. Der Himmel war bis auf ein paar Wolken klar wie schon lange nicht mehr und die Sonne strahlte. Jakob und Bertram hatten gerade den höchsten Punkt des Hügels erreicht, von dem sie wieder in ihre Heimat hinabsteigen konnten, als sie die Rauchsäule erblickten, die sich vor ihnen in den Himmel schraubte. Es war mehr Rauch, als normalerweise aus den Schornsteinen Freiwegs quoll. Eine unheilvolle Ahnung breitete sich in den Cousins aus. Jakob ließ seine Beute auf der Stelle zu Boden fallen und rannte los, Bertram war ihm dich auf den Fersen.
Sie verlangsamten ihre Schritte je näher sie ihrer Heimat kamen und am Rande der Lichtung, an der sich die ersten Ausläufer des Dorfes befanden, gingen sie im Dickicht in Deckung und spähten auf die Überreste ihrer Heimat. Das Bild war verheerend. Noch immer standen eingestürzte Häuser, die schon bis auf ihre Grundfesten heruntergebrannt waren, in Flammen. Entlang der größten Straße durch Freiweg zog sich eine Blutspur, die zu einem großen Haufen in der Mitte des Hauptplatzes führte. Der Schock fuhr den wohl letzten beiden Überlebenden des Dorfes in die Glieder, als sie bei genauerem Hinsehen bekannte Gesichter in dem Haufen ausmachen konnten. Er bestand aus den Dorfbewohnern, die abgeschlachtet und aus ihren Häusern gezerrt worden waren, nur um zu einem meterhohen Leichenberg getürmt zu werden.
Fassungslos stürmten die Heimkehrer ins Dorf. Verzweifelt suchten sie die wenigen noch einigermaßen intakten Häuser ab, in der Hoffnung, auch noch andere Überlebende zu finden. Unermüdlich arbeiteten sich die Cousins von einer zur anderen Seite des Dorfes weiter vor. Es konnte, nein es durfte einfach nicht sein! Es musste andere Überlebende geben. All die Leute, mit denen Jakob aufgewachsen war. Tot?! Bilder von Heinrich, dem Schmied, bei dem er das erste selbst geschmiedete Hufeisen für den Ackergaul seines Onkels geschaffen hatte, von Ilse, der verwirrten, alten, aber zugleich weisen und hilfsbereiten Kräuterhexe, die sich um die Kranken im Dorf gekümmert hatte, und von Paulina, seiner ersten Liebschaft, um deren Hand anzuhalten Jakob bis zuletzt gezögert hatte. Sie alle sollten tot sein? Der Verlust seines Vaters hatte den jungen Mann schwer mitgenommen. Wie sollte er die Ausrottung seines Dorfes ertragen können? Eine nie dagewesene Leere breitet sich in ihm aus. Und Zorn. Ein so unbändiger Zorn, dass er sich selbst nicht mehr erkannte.
In seinen niederschmetternden Gedanken versunken, hatte Jakob nicht bemerkt, wie er sich dem Treffpunkt bei der alten Taverne, den er mit Bertram vereinbart hatte, näherte. Gerade als er um die Ecke zur Hinkenden Gans biegen wollte, wurde er von fremden Stimmen, die ein höhnisches, grausames Lachen ausstießen in die Realität zurückgeholt.
Vorsichtig spähte Jakob in die Gasse, in die er gerade noch einbiegen wollte, und erblickte angsteinflößenden Kreaturen, die sich um Bertram versammelt hatten. Einer trat ihm in die Kniekehle und ächzend ging sein Cousin zu Boden. Von hinten wurde er bei den Haaren gepackt und ein dritter spuckte ihm ins Gesicht. Mit einem verächtlichen Grinsen auf dem Gesicht zog der Anführer der zurückgebliebenen Plünderer eine gezackte Klinge und trat auf den Gefangenen zu. Er breitete seine Arme aus, streckte den Kopf in die Luft stieß eine Mischung aus irrem Lachen und markerschütterndem Brüllen aus. Es machte ihm Spaß mit einer Kraft gleich der eines Bären den Hieb auszuführen, der Bertram von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte entzweireißen sollte.
Beim Anblick der auseinanderfallenden Hälften seines Freundes schloss Jakob die Augen. Eine einzelne Träne rann über seine Wangen. Der nie dagewesene Zorn von vorhin, genährt durch die schrecklichen Bilder in seinem Kopf, ließen Jakob die Kontrolle verlieren. Sein durch die harte Arbeit gestählter Körper spannte sich, die Muskelstränge traten auf seinen nackten Armen hervor. Zuerst spürte er die Hitze in seinen Finger- und Fußspitzen. Rasch verbreitete sie sich in seinem Körper und nur der Wunsch nach Rache blieb zurück. Seine Wahrnehmung war seltsam getrübt. In seinem Inneren konnte er nur den Druck spüren, den die Hitze aufbaute, die endlich entweichen wollte. Er hörte tiefer in sich und sah sein Herz in Flammen stehend das Zentrum seiner Macht bilden. Er öffnete die Augen und die Träne fiel in die geöffnete Handfläche seiner verkrampften Hand, die er anstarrte. Noch bevor sie die Haut berühren konnte, verdampfte sie. Die Hand zur Faust ballend trat er aus dem Schatten des Hauses hervor und wandte sich den Ungors zu.