Der erste Grollreiter

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    Endlich wieder etwas Zeit gehabt.... Ich hab es also auch nicht vergessen! :D


    Kapitel 18: Bärengrube
    Ivar schlief nur schlecht in dieser Nacht. Der Magier und dessen Fluch, ob echt oder eingebildet, ließ ihm keine rechte Ruhe. Am nächsten Morgen kämpfte er sich aus dem Bett und ging schlecht gelaunt zum Frühstück. Nur um festzustellen, dass es nichts gab. Man würde zu etwas späterer Stunde mit den Gästen im großen Zelt im Hof speisen. Ivar wurde prompt noch missmutiger. Nur die Tatsache, dass der Page „Gäste“ gesagt hatte und nicht „andere Gäste“, hellte seine Laune etwas auf. Ivar galt eher als Teil der Burg, denn als Gast. Es war ein gutes Gefühl dazu zu gehören. Aber die Aussicht später als gewohnt zu essen und das auch noch in feiner Gesellschaft, war nicht nach seinem Geschmack. Dazu die Idee das Ganze in einem Zelt zu tun. Was bitte war verkehrt an der steinernen Halle, wo man sonst aß? Er jedenfalls würde Gästen das gleiche zukommen lassen, dass er sich selbst gönnte. Vielleicht mochte Eilfric die Leute aber nicht und verwehrte ihnen deshalb den Zugang zur gemeinschaftlichen Halle? Er beschloss den Ritter später danach zu fragen.
    Ivar trottete nach draußen, wo er von Luthbert und Ulf begrüßt wurde. Die beiden waren sichtlich nervös und nicht besonders gesprächig. Gemeinsam lungerten sie eine Weile auf dem Innenhof herum und kommentierten die Besucher, die in großer Zahl durch das Haupttor strömten.
    Ivar schüttelte den Kopf. Das tat er ständig, seitdem er bei den Menschen war. Aber die Bekleidung, die unter den gehobenen Schichten, wohl als schick galt, verstand er nicht. Oh, sie schmückten sich wohl mit Gold und Edelsteinen, aber sie trugen außerdem auch lange Federn am Hut und große, steife Krägen, die sehr an einen Mühlstein erinnerten. Immerhin sah er hier und da etwas Zwergenarbeit unter dem Schmuck und den Waffen. Fast jeder männliche Besucher trug ein Fechtschwert am Gürtel, auch wenn Ulf etwas spöttisch meinte, nur die wenigsten verstünden sich auch auf dessen Umgang. Jeder Mann, der das Recht dazu hatte, trug eine Waffe, wenn er aus dem Haus ging.
    Das immerhin fand Ivar normal. Auch wenn daheim niemand so arm dran war, dass man ihm keine Waffe gönnte. Er selbst trug Karaz-Kazak auf dem Rücken und war leidlich froh, dass er damit nicht besonders auffallen würde. Nur das Kettenhemd zog einige Blicke auf sich. Aber niemand sagte etwas dazu und er scherte sich nicht um die zarten Gefühle dieser Gecken. Hier lief ein Magier frei herum und nach der letzten Nach, konnte man nicht sicher genug sein. Trotzdem hatte er den Helm, etwas zögerlich, auf seinem Zimmer gelassen. Es hätte doch etwas albern ausgesehen, wenn er den ganzen Tag mit der Eisenhaube herumgelaufen wäre.
    Ivar stellte auch fest, dass die Kinder der Menschen keine besonders gute Erziehung hatten. Er wurde permanent schamlos begafft. Einige zeigten sogar mit dem Finger auf ihn. So übel er das den Eltern auch nahm, den kleinen Kindern selbst war er nicht böse. Er zeigte zurück und schnitt Grimassen, beantwortete geduldig alle Fragen und spielte mit den jüngsten. Kinder waren für Zwerge etwas Besonderes. Und auch wenn Zwerge ihren Nachwuchs nicht verhätschelten und früh zur Arbeit einspannten, genossen Jungzwerge eine gewisse Zeit lang Narrenfreiheit. Es gab nicht viele von ihnen und jeder Erwachsene nahm sich gern Zeit für sie. Bis zu einem gewissen Alter, wie gesagt.
    Einige der älteren Kinder verscheuchte er mit barschen Worten, damit sie sich irgendwo nützlich machten. Sie wirkten ehrlich überrascht und verunsichert. Als Ivar sich umschaute, stellte er fest, dass keiner der Gäste den Brüdern zur Hand ging. All die kleinen Restarbeiten wurden von den Pagen und Dienern erledigt. Die Ritter und Knappen waren damit beschäftigt sich zu unterhalten. Als es ans Frühstück ging, stellte sich heraus, dass viele Gäste eigene Diener hatten, die ihnen Wein einschenkten und Speisen vorlegten. Nur die ältesten und geachtetsten Zwerge hatten Diener. Und auch die waren eher freiwillige Helfer aus der Familie oder der ehemaligen Truppe. Die Menschen hatten mehr Gesellschaftsklassen als ein Schmied Werkzeuge. Er unterhielt sich kurz mit dem alten Friedhelm darüber, der als einziger keine persönlichen Gäste zu haben schien. Zu seinem Erstaunen verstand der erfahrene Recke seine Erklärungen der Zwergengesellschaft und ihrer Einfachheit nicht. Was war so schwer daran, jemandem genau die Achtung zu zollen, die er aufgrund seines Alters, seiner Taten, seines Bildungsstandes, seiner Ahnenlinie und seinem Reichtum verdiente? Das war doch bedeutend einfacher als sich tausend Titel Verbeugungen zu merken. Natürlich hatten auch die Zwerge ihren Adel, aber niemand käme auf die Idee einen Thain nur nach seinem Titel zu bewerten. Vielleicht lag es daran, dass Menschen so verschieden waren. Sie schienen sich in ihren Ansichten sehr zu unterscheiden. Das machte es sicher schwierig für alle ein Vorbild zu sein.
    Nach dem Frühstück gab es allerlei Zeremonien, die Ivar aber kaum beachtete. Es wurde viel geredet und er wurde schon wieder von den Kindern belagert. Erst als ein Hornsignal den Kampf ankündigte machte er sich los. Es wurde allenthalben gemurrt, denn normalerweise war ein solches Ereignis der Höhepunkt eines Turniers. Aber Eilfric bewies einmal mehr, wie wenig ihm die kleinen Regeln des Lebens bedeuteten und trat als erster Kämpfer des Tages an. Möglicherweise sollte ein zweiter Kandidat eine Chance erhalten, falls er unterliegen sollte. Später am Tag wären die Männer sicher zu betrunken dafür. Jetzt mussten sie noch eigene Gefechte austragen und hielten sich zurück.
    Ivar rempelte sich einen Weg durch die Menge und hinterließ ein Fahrwasser von Verwünschungen und Empörung. Die Leute standen und saßen bereits dich auf den Mauern des Bärenhofes, aber Ivar rechnete fest damit, dass Ulf und Luthbert ihm etwas Platz frei halten würden. Trotz der dichten Meute erreichte er die beiden Knappen recht schnell. Zwergenstimmen sind laut und Ivar scheute nicht davor zurück auf Füße zu treten und Leute mit der Schulter beiseite zu schieben. Meist reichte allerdings ein auftauchen um Platz zu schaffen, denn sein Panzer war gut geölt und die Menschen hatten Angst um ihre feinen Kleider. Sein Vertrauen in die Freunde erwies sich als berechtigt. Zwischen den beiden war ein genug Platz für einen Zwerg, den sie stoisch gegen Schaulustige verteidigten.
    „Na, bist du die Rangen los?“ Luthbert rang sich ein Lächeln ab.
    „Nein, hab sie grad erst wieder gefunden, du halbe Portion. Danke für den Platz. Das kann nicht einfach gewesen sein.“
    Ivars Scherz blieb unkommentiert. Beide Knappen waren nicht gut aufgelegt. Für sie stand hier eine Menge auf dem Spiel.
    Die laute Menschenmenge auf den Mauern machte den Bären sichtlich gereizt. Er lief immer wieder von einer Seite des Geheges auf die andere und ließ ein dumpfes Brummen hören. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich, in einem günstigen Moment das Gatter und Eilfric betrat die Arena. Er trug keine Waffen, hatte aber seinen Panzer angelegt. Ivar hatte nicht gewusst, dass das erlaubt war, aber es überraschte ihn nicht besonders. Der Bär war an Kraft deutlich überlegen und verfügte mit seinen Klauen über gute Nahkampfwaffen.
    Die Menge verstummte als sich die große, gepanzerte Gestalt dem Tier näherte. Der Bär schien zuerst doch keine Lust auf einen Kampf zu haben, denn er wich dem Ritter lange aus. Doch als der Mensch ihn eine Ecke drängte, wechselte er seine Taktik ansatzlos. Das Biest richtete sich auf die Hinterbeine auf und versuchte Eilfric mit den Vorderpranken zu erwischen. Wieder überraschte Ivar das Tempo des Bären. Seine Bewegungen sahen tapsig und unbeholfen aus, waren aber sehr sicher und schneller als es aussah. Beide Hiebe gingen fehl. Eilfric hatte einen raschen Schritt nach hinten gemacht um dem Angriff zu entgehen. Der Bär setzte sofort nach. Kaum war er wieder auf allen vieren, machte er einen Satz nach vorne und schlug mit einer Tatze nach der Hüfte des Ritters. Wieder sprang der Mensch zurück, schlug aber dem Tier die gepanzerte Faust krachend auf die Nase. Ein Aufschrei ging durch die Zuschauer, als der Angriff den Bären traf. Doch der schien den gewaltigen Hieb kaum gespürt zu haben. Er wurde nicht langsamer oder vorsichtiger, sondern einfach wütend. Sämtliche Vorsicht war vergessen. Brüllend warf er sich auf den Ritter und drängte ihn Schritt um Schritt zurück. Eilfric traf wiederholt den Schädel und die Nase mit seinen Fäusten, richtete aber kaum etwas aus. Schließlich patzte er bei einem Sprung und wurde von einer Pranke an der Schulter getroffen. Neben Ivar entfuhr Ulf ein spitzer Schrei, für den er sich später sicher schämen würde. Eilfric stürzte zu Boden und konnte nur durch rasches Abrollen dem Biss des Bären entgehen. Rasch rappelte er sich auf und konnte gerade noch sichern Stand finden, als der Bär in umklammerte. Wie zwei Ringer standen sie sich gegenüber. Der Bär versuchte Eilfric zu beißen und mit den Armen zu erdrücken, während der Ritter Schwierigkeiten hatte, bei dem Gewicht auf den Beinen zu bleiben. Endlich zwängte er einen Handschuh zum Kopf des Gegners durch und griff seine empfindlichste Stelle an, indem er mit dem Daumen auf ein Auge drückte.
    Sofort richtete der Bär sich wieder gerade auf, um dem Angriff zu entgehen und der Mensch nutzte den Moment und stemmte sich mit aller Kraft gegen das Tier. Diesmal ging der Bär zu Boden und musste sich hochrappeln, bekam aber beim Aufstehen erneut die Faust Eilfrics an den Schädel. Diesmal schlug der Ritter mit aller Kraft zu, da er für den Moment nicht auf seine Beweglichkeit achten musste. Das Krachen drang laut bis zu Ivars Ohren. Diesen Treffer hatte das Tier gespürt. Wahrscheinlich waren Zähne herausgebrochen oder gesprungen, denn es stieß einen Schmerzenslaut aus.
    Der Bär kämpfte noch eine Weile weiter, hatte aber deutlich Respekt vor dem Ritter bekommen. Schließlich löste er sich wieder aus dem Kampf und suchte sein Heil wieder in der Flucht. Ivar war etwas überrascht als die gesamte Menge in Jubel ausbrach und Eilfric sich verneigte und den Kampfplatz verließ.
    „Sie kämpfen nicht bis zum Tod?“
    „Lieber Sigmar, nein!“ Luthbert war regelrecht entsetzt und hielt schockiert in seinem Jubel inne.
    „Wie sollte man den einen Bären töten, wenn man keine Waffen hat? Es reicht völlig aus, dass das Biest die Flucht ergreift. Sonst müsste der Großmeister ja kämpfen bis der Bär sich vor Erschöpfung überhaupt nicht mehr wehren kann. Und ich nehme schwer an, dass bei so einem Wettbewerb der Bär die bessere Lunge hat. Der trägt immerhin nicht zusätzlich achtzig Pfund Rüstung am Körper, in der er langsam gebraten wird.“
    Weitere Auskünfte würde Ivar wohl nicht bekommen, denn die beiden Knappen drängten energisch auf das Tor zu, um ihrem Herrn zu gratulieren und ihm die Rüstung abzunehmen. Ivar hängte sich ungefragt an die Beiden und folgte ihnen in das Zelt des Ritters. Sie erreichten es sogar vor dem Kämpfer, denn Eilfric wurde von allen Seiten bestürmt, musste Hände schütteln, Verbeugungen erwidern und sich metaphorisch auf die Schulter klopfen lassen. Das alles geschah trotz allem mit großer Würde und einiger Reserviertheit. Nur die einfachen Leute unter den Anwesenden ließen sich noch zu lauten Rufen hinreißen.
    Schließlich erreichte der neue Großmeister sein Zelt und schloss die Tür hinter sich. Seine ernste Miene verschwand augenblicklich und Luthbert, Ulf und schließlich auch Ivar wurden in einer Umarmung gefangen, die dem Zwerg fast die Rippen brach. Aber er erwiderte sie herzlich. Er mochte den Ritter gern und freute sich aufrichtig über seinen Sieg.
    „Bei den Göttern, was ist das Vieh stark! Erinnert mich daran, nicht allzu oft Turniere auszurichten.“
    Sie setzten ihn auf einen Hocker, reichten ihm einen großen Humpen starkes Bier und machten sich daran ihn aus der Rüstung zu schälen. Nicht wenige Teile des guten Zwergenpanzers waren verbogen oder wiesen Kratzer und Dellen auf. Ivar staunte. Sein Respekt vor den Fertigkeiten des Ritters wuchs immens. Die Schäden hätten auch leicht von einer Waffe stammen können und der Druck durch die Umarmung des Bären musste gewaltig gewesen sein. Unter den Platten allerdings war der Herr Eilfric weitgehend unversehrt geblieben. Lediglich eine leichte Prellung an der Schulter hatte er sich zugezogen.
    Die Rüstung wurde sorgfältig gereinigt und trocken gerieben, während der Ritter ein langes Kettenhemd und seine Ordensgewänder anlegte. Er wartete geduldig, bis die Knappen ihre Arbeit beendet hatten. Als sie fertig waren stellte er den Humpen zur Seite und richtete seufzend die Augen gen Himmel.
    „Jetzt muss ich sicher eine Rede halten und noch mehr von denen anhören. Hoffentlich fassen sie sich kurz. Mir ist mehr nach Bier als nach Worten zumute.“

  • Sehr gut beschrieben, grosses Lob. Konnte mir den Kampf bildlich vorstellen und denke ist auch realisisch (so realistisch wie halt ein Kampf Bär/Mensch sein kann)


    1.er :]

    Standart... die Kunst des Stehens

  • Macht immer wieder spaß hier weiterzulesen. Freu mich schon wieder auf den nächsten Teil. :D


    Immerhin hat er ja ne Rüstung an, ist also nicht ganz unbewaffnet dem Bären gegenübergetreten. Und son Schlag mit dem Panzerhandschuh wird wohl auch ein Bär merken. Wobei ich im wirklichen Leben wohl auch eher auf den Bären wetten würde. :D

    Erhoffe das Beste, Erwarte das Schlimmste.

  • Verdammt gute Antwort. :D


    Aber hast recht. Müsste echt nicht sein.
    Aber gabs da nicht so ne Sendung auf DMAX wo sie irgnendwelche Robo-Tiere gegeneinander antreten lassen um festzustellen welches Tier theoretisch gewinnen müsste?
    Wäre doch was. Ritter gegen Braunbären. Das Duell. (wäre auch ein passender Titel für ne RTL II Sendung. :D )

    Erhoffe das Beste, Erwarte das Schlimmste.

    • Offizieller Beitrag

    Jaaaa... Ich meine mich zu erinnern, wie so ein paar Deppen einen Haifischkiefer aus Stahl gebastelt haben. Dann haben sie eine Baggerhydraulik dran gehängt und einen Kleinwagen zerbissen, um zu zeigen wie mega-gefährlich so ein Hai ist.... :patsch:
    Klarer Fall von: :pfeil:

    • Offizieller Beitrag

    Es geht weiter. Auch wenn ich das Kapitel moeglicherweise noch stark überarbeite.
    Kapitel 19: Heimkehr
    Ivar verbrachte den Abend damit, sich mit seinen menschlichen Freunden zu feiern und zu viel zu trinken. Immer wieder gingen die den Kampf durch, spielten kleine Szenen nach und stießen auf den Sieg des Ritters an. Obwohl alle Anwesenden recht ausgelassener Stimmung waren und ihren neuen Großmeister wieder und wieder hochleben ließen, dauerte das Bankett nicht sehr lange. Die Ritter kannten Herrn Eilfric zu gut und hatten nicht vergessen, dass er geschworen hatte schon am nächsten Tag in den Kampf zu ziehen. So endeten die Feierlichkeiten als die Nacht noch recht jung war, obwohl die Knappen und Ivar noch eine ganze Weile im Hof saßen und sich um die Reste in den Fässern kümmerten.
    Der Herr von Grünweiler hielt auch diesmal sein Wort. Früh am nächsten Tag brach eine lange Kolone gepanzerter Ritter in Richtung Grenzstadt auf. Dort würde man sich mit den Milizen und Staatstruppen treffen und zum Schwarzfeuerpass ziehen. Ivar quälte sich aus dem Bett um sich von den Rittern zu verabschieden und Ulf und Luthbert bei ihren Arbeiten zu helfen.
    In den nächsten Wochen sollte er nur wenig von den Kampfhandlungen erfahren. Obwohl immer wieder Boten aus den Grenzlanden kamen, blieben die Ritter bis auf wenige Gelegenheiten im Feld.
    Ivar verbrachte seine Zeit mit Arbeiten und Kampfübungen. Auch das so verhasste reiten übte er regelmäßig und auch wenn er es nie sehr lieb gewann, war er doch bald in der Lage vom Sattel aus zu kämpfen ohne den Halt zu verlieren. Viel erhoffte er sich aber nicht davon. So fest wie er auf seinen Beinen stand würde er nie im Sattel sitzen und das Pony war zu klein um ihm einen echten Vorteil gegen größere Gegner zu bringen. Aber die anderen übten täglich und er schloss sich seinen Freunden lieber an und scherzte mit ihnen, oder bewunderte einen sauberen Ansturm auf die Quintane. Gegen die Stechpuppe kämpfte er nicht. Die Lanze war einfach nicht für ihn gemacht. Viel lieber schlug er mit seinem Hammer zu. Karaz-Kazak war noch immer zu schwer für eine Hand und eine beidhändige Waffe ließ sich vom Sattel aus nicht schwingen. So übte er beritten wie zu Fuß mit Hammer und Schild. Die Streitaxt würde sich nicht so sehr von dem Kriegshammer unterscheiden, wenn er sie erst in der Rechten halten könnte.
    Die seltenen Gelegenheiten, bei denen er in dir Ordensburg kam, nutze Herr Eilfric immer um seine Knappen zu schulen und von seinem Feldzug zu berichten. Ivar war dabei immer willkommen und verpasste nie ein Treffen. Und das nicht nur um die Neuigkeiten zu hören. Er mochte großen Menschen. Eilfric stand immer zu seinen Versprechen, machte nie mehr Worte um eine Sache als nötig waren und gab nicht viel auf die Meinung anderer Leute. Streng genommen ähnelte er einigen Zwerge die Ivar kannte mehr als vielen der Menschen in der Burg.
    Die Ritter brauchten fast zwei Monate um die Orks zu stellen und zu besiegen. Es gab zahlreiche Gefechte, aber die Hauptstreitmacht der Grünhäute wich den Kämpfen aus, was für Orks sehr ungewöhnlich war. Eilfric vermutete, dass ihr Anführer die Magier der Bernsteinschule fürchtete. In einem der ersten Scharmützel hatte der von Ivar so misstrauisch beäugte Zauberer den Schamanen der Orks mit einem einzigen geschossartigen Zauber an seinen eigenen Akolythen genagelt. Eilfric beschrieb eindrucksvoll wie ein langer, goldbrauner Steinsplitter über das Schlachtfeld gerast war und den großen Ork glatt durchschlagen hatte.
    Natürlich fühlte Ivar sich durch die Geschichte noch in seiner Meinung bestätigt. So etwas sollte ein einzelner Mensch einfach nicht können.
    Doch auch die Menschen erlitten Verluste. Die Orks bewiesen einmal mehr, dass sie gewaltige Krieger waren, an Kraft und Ausdauer den Menschen weit überlegen. Viele der tapferen Soldaten des Averlandes würden von den Kämpfen nicht heimkehren. Der Orden des schwarzen Bären verloren acht Mann, unter ihnen Answin. Ivar hatte den mürrischen Ritter nie recht gemocht, aber sein Tod traf ihn dennoch. Er war einer der Streiter gewesen die ihn vor den Orks gerettet hatten und seine Waffe hatte unter den Mördern seiner Leute einen hohen Tribut gefordert. Allein dafür achtete der Zwerg ihn. Auch die anderen Ritter setzten sich in seinen Augen für die Rache seiner Leute ein und er bestand darauf an der Totenwache für die Gefallenen teilzunehmen. Nicht das man ihm in dieser Hinsicht viel Widerstand entgegen gebracht hätte. Ivar galt als ehrlicher und treuer Kamerad unter den Knappen und deren Meinung spiegelte auch auf die Ritter wieder.
    Eilfric erschlug den feindlichen Kriegsherren persönlich im Zweikampf. Auch der riesenhafteste Unhold schien dem Streiter des schwarzen Bären nicht gewachsen zu sein. Obwohl die gute Zwergenrüstung des Ritters einige Beulen bekam, bezahlte der Ork den Angriff mit dem Leben. Die Klinge des Menschen schnellte an seinem klobigen Schild vorbei und bohrte sich zielsicher in seine Kehle.


    Schon kurze Zeit nach dem Sieg, erklärte Eilfric seinem zwergischen Gast, dass man ihn nun bald nach Hause bringen könnte und ein paar Tage später brach eine Reisegesellschaft in die Berge auf.
    Eine große Zahl Ritter und der Ordensmeister höchst selbst begleiteten Ivars Heimkehr. Natürlich nicht nur ihm zuliebe. Man wollte auch entsprechend auftreten und sein Bedauern über den Tod der Zwergenhändler ausdrücken. Der Handel und die Freundschaft der Zwerge waren sehr wichtig für das Imperium, da ging auch der Herr Eilfric kein unnötiges Risiko ein.
    Für Ivar hieß das ein paar Tage mehr mit seinen Freunden, denn die Knappen begleiteten ihren Herren auf der Reise.
    Obwohl er sich freute wieder nach Hause zu kommen, war Ivars Laune nicht besonders. Einige der Menschen würde er vermissen und es würden einige Jahre vergehen, bis er alt genug wäre um selber zu reisen. So hockte er etwas missmutig auf seinem Pony und schimpfte über das Wetter. Es nieselte die ganze Zeit.
    Auch seine leisen Hoffnungen, die Schwarzspinnen würden sich blicken lassen, erfüllten sich nicht. Die Reise durch den Zwielichtwald verlief absolut ohne Vorkommnisse. Nicht einmal die Goblins waren dumm genug eine solche Eskorte anzugreifen. Ivar ließ ihnen eine freundliche Erinnerung zurück, das ein Zwerg entkommen war und seine Rache sie treffen würde. Eilfric hatte dem König der Zwerge den Kopf des orkischen Häuptlings überreichen wollen, ließ sich aber überreden ihn stattdessen an der Straße auf einen Pfahl zu spießen. Die Goblins würden ihren Verbündeten erkennen und wissen, dass der Gegner zumindest ahnte, wer die Fäden hinter diesem Vorfall gezogen hatte.
    Nach dieser Botschaft besserte sich Ivars Laune wieder. Es würde also mit seiner Rache noch warten müssen, aber dafür würde sie deutlich persönlicher ausfallen, als wenn die Ritter den Feind bezwungen hätten. Die Gemeinschaft kam zügig voran und auch in den Bergen nicht viel langsamer, denn die Straßen der Zwerge waren vortrefflich und bereiteten den Pferden keine Mühe.
    Schließlich kamen die gewaltigen Tore des Immergipfels in Sicht und die Sonne blitzte schon von weitem auf den Waffen und Rüstungen der Eisenbrecherwache. Ivar schluckte schwer und schaute voller Ehrfurcht auf die mächtigste Festung seines Volkes. Er war zuhause.
    In die recht undeutliche Kluft zwischen der Bärengrube und Heimkehr lassen sich vieleicht nachträglich noch Geschichten über Ivar, Ulf und Luthbert einfügen. Für den Moment sprengt es den Rahmen. Das wichtigste ist gesagt und wir wollen uns wieder mehr auf Ivar konzentrieren.

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    Hier kommt nun das versprochene Kapitel. Wieder recht kurz, aber ich hab leider nicht so viel Zeit wie ich gern hätte.


    Kapitel 20: Steinerne Hallen
    Als Ivar in die Runde blickte und, nicht ganz ohne eine gewisse Genugtuung, in die ehrfürchtigen Gesichter seiner Begleiter schaute, erfüllte ihn der Stolz auf sein Volk bis zu den Spitzen seines Bartes. Schon aus dieser Entfernung war die Torfeste nicht zu übersehen. Ein großer Teil der natür-lichen Steilwand war geglättet und mit Wehranlagen versehen worden. Schießscharten für Infante-rie und Geschütze waren in den Fels getrieben, geschickt ausgerichtet um Gegner vor den Toren treffen zu können. Runen und Ornamente schmückten den großflächig den Stein und dienten nicht nur dem Schmuck. Viele bestanden aus gutem Stahl oder Bronze. Diese waren tief in die Wand eingelassen und dienten als Armierung um dem Fels mehr Haltbarkeit zu verleihen.
    Die Tore selbst standen weit offen und waren ebenfalls mit Runen versehen, die sie stärken und vor dem Zahn der Zeit bewahren sollten. Eine Abteilung der berühmten Eisenbrecher stand an dem Durchgang. Trotz ihrer Imposanz dienten die schwer gepanzerten Zwerge aber eher der Optik. Ver-steckte Spähposten hoch in den Hängen des Berges würden eine Alarmierung machen und die Ei-senbrecher bekämen in kürzester Zeit Verstärkung durch eine Bereitschaft an Kriegereinheiten er-halten, sollte die Festung von außen bedroht werden.
    Die Gesellschaft erklomm die Serpentinen des steilen Torwegs im Schneckentempo. Unter den un-ergründlichen Blicken der Wächter ritten sie ins Innere der Festung. Lediglich ein paar Fragen mussten sie beantworten. Der Eisenbart der Truppe blieb bei der Befragung so anonym wie der Rest der Zwerge. Die finsteren Gromrilmasken ihrer Helme gaben nichts über ihren Träger preis.
    Natürlich wurden die Ritter bereits erwartet und die Fragen waren reines Protokoll. Eilfric hatte einen Boten voraus gesandt sobald sie den Wald hinter sich hatten und die Späher der Zwerge wüssten auch so schon von ihrer Reise. In den Bergen geschah wenig, das die Dawi nicht wussten.
    Hinter den Toren führte ein glatter Gang in die Tiefe. Die eigentliche Stadt lag weit unter dem Tor und der komplette Weg dorthin diente der Verteidigung. Es gab keine sichtbaren Abzweigungen und immer wieder stießen die Menschen auf lange Strecken mit schnurgeradem Verlauf. Kanonen und Speerschleudern lauerten an den Enden dieser Passagen, oder die Zwerge hatten Fallen einge-baut, die innerhalb von Sekunden alles Leben in ihrem Bereich auslöschen konnten. Nur Ivar wuss-te, dass sich hinter Teilen der dekorativen Bronzefresken massive Platten und ausgeklügelte Hyd-raulikelemente verbargen. Lösten die Zwerge die Verankerung würden ihre Feinde von diesen ge-waltigen Lasten einfach zerdrückt.
    Der Großteil der wehrhaften Anlage war für den Besucher aber unsichtbar und so folgte die Gesell-schaft dem Weg und bestaunte die liebevoll gearbeiteten Metall- und Steinverzierungen. Kein Stück der Wand war hier, dass noch nicht mit dem Meißel bearbeitet worden wäre.
    Sie legten den Großteil des Weges schweigend zurück. Die Menschen waren mit ihrer Neugierde beschäftigt und Ivar hatte der Wiederhall seiner Stimme an diesem imposanten Ort schon immer gestört. Es gab noch einige Wachposten zu passieren, an denen immer die gleichen Fragen gestellt wurden. Nach der letzten Station öffneten die zuständigen Wächter ein Tor und gaben damit den Blick auf die erste Halle der Zwergenstadt frei. Ivar mutmaßte, dass dieses letzte Tor nicht der Ver-teidigung diente. Auf diese Art hatte der Besucher keine Chance sich auf den Anblick vorzubereiten und wurde von der Größe der Anlage regelrecht überrollt.
    Aus Unterhaltungen mit seinen Freunden wusste er, dass sich die Menschen eine Zwergenstadt wie eine Art große Höhle mit Wohnungen in den Wänden vorstellten. Was auch der Wahrheit entsprach, jedenfalls im weitesten Sinne. Aber die Zwerge gaben dem Wort „groß“ eine neue Bedeutung. Die Siedlung befand sich in einer gigantischen Kaverne, in die die Zwerge ganze Häuser und Straßenzüge gebaut hatten. Die Decke hing weit über den Dächern dieser Gebäude und war natür-lich auf ganzer Fläche verziert. Nur an einigen Stellen, hatte man Säulen stehen gelassen, um der Konstruktion mehr Stabilität zu geben. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ivar war sicher das die Halle auch ohne die achteckigen Säulen stabil sein würde. Zwerge bauten nicht subtil, wenn es um Haltbarkeit ging.
    Ganz wie in den Vorstellungen der Menschen gab es Wohnungen in den Wänden. Die besten Vier-tel der Stadt waren senkrecht und wurden durch Steinpfade Rampen und Treppen mit dem Grund verbunden. Natürlich gab es auch Aufzüge für die höheren Teile, aber diese verbargen sich alle in-nerhalb der Wände.
    Kurz hinter dem Durchlass mussten sie sich von ihren Pferden trennen. Ein mürrischer, alter Stall-meister nahm die Tiere entgegen und versprach sich gut um die Tiere zu kümmern. Als das erste Zwergenpony in sein Blickfeld kam, stutze er und blickte nun aufmerksamer auf die Reisegruppe.
    „Ivar?“
    Der junge Zwerg sprang regelrecht von seinem Tier.
    „Dagda!“ Froh das erste bekannte Gesicht zu sehen, stürmte Ivar auf den Alten zu und schloss ihn in die Arme. Der überraschte Mann klopfte dem Jungspund etwas ungläubig auf den Rücken. Of-fenbar war Ivars Heimkehr nicht bis zu ihm durchgedrungen. Dagda fing sich jedoch schnell wieder, drückte Ivar auf Armeslänge von sich und stieß ein paar seiner übelsten Verwünschungen aus. Sehr glaubhaft klang er aber nicht dabei. Ivar strahlte umso mehr und klopfte dem Alten auf die Schulter, bis auch er sich an daran erinnerte das es gewisse Formen und Regeln über solche Ausbrüche in aller Öffentlichkeit gab. Er riss sich zusammen und setzte eine ernste Miene auf, als er mit seinen Freunden wieder auf die Straße trat.
    Die Zwerge bewiesen einmal mehr ihr Geschick sich in Szene zu setzen. Eine große Delegation der älteren Klans wartete auf dem Platz am Fuß der Halle. Hunderte Zwerge in vollem Ornat blickten in würdevollem Schweigen den Gästen entgegen. Ivars Klansleute stellten den Großteil der Gesell-schaft.
    Als die Menschen sich alle eingefunden hatten, trat das Oberhaupt des Klans vor und sprach eine förmliche Begrüßung aus, bat die Reisenden seine Gäste zu sein und dankte für Ivars sichere Heim-reise. Alles Weitere würde im kleinen Rahmen ablaufen. Zwerge machten auch solche Geschäfte nicht in der Öffentlichkeit. Beide Seiten stellten ihre Würdenträger in aller Form vor und Eilfric bedankte sich ungewohnt blumig für die Einladung. Erst danach begrüßte die Familie auch Ivar und auch ihn in aller Förmlichkeit.
    In Begleitung der Zwergendelegation machte man sich nun zur Heimstätte des Herdfeuer-Klans auf. Ivars Freude auf die Heimat wurde durch das steife Gebaren seiner Leute etwas gedämpft. Hoffentlich fiel der privatere Empfang herzlicher aus.

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    Auch wenn ich nicht so recht weiß, ob noch jemand liest, habe ich mal einen weitern Teil geschafft. An dieser Stelle endet der erste Teil der Geschichte. Weiter gehts dann mit Teil 2: "Der Grenzläufer."


    Kapitel 21: Ivars Schwur
    Daheim angekommen, gaben die Zwerge ihren Gästen ein ausgiebiges Festmahl und schlossen nun endlich auch Ivar in die Arme. Wie sich herausstellte, hatte kein anderer Zwerg die Reise überlebt. Auch die zweite Gruppe der Gesellschaft war überfallen und abgeschlachtet worden. Ivar musste alles berichten und wurde immer wieder aufgefordert den Kampf gegen den Ork nach zu spielen. Ulf musste als Ork herhalten, da seine aufgeschossene Gestalt und sein niedriger Rang wie gemacht schienen für diese Aufgabe. Er ließ sich die Laune nicht verderben und wurde ein ums andere Mal vom brüllenden Ivar mit einem Pilz oder Kissen an den Kopf geschlagen. Die Klansältesten bedankten sich noch einmal bei den Rittern und boten schließlich sogar dem Herrn Eilfric an, ihm eine Plattenrüstung zu fertigen. Doch zum Erstaunen aller lehnte der Krieger ab.
    „Für den Dienst an Ivar, kann ich kein Geschenk annehmen. Euren Dank will ich mir gern gefallen lassen, doch Güter wären zu viel der Ehre. Ivar selbst hat sich auf der Burg eingebracht und ist mir und meinen Leuten ein guter Kamerad gewesen. Einem so anständigen Kerl hilft man gern und auch jederzeit wieder. Doch wenn euch euer Angebot ernst ist, so bäte ich um die gleiche Großzügigkeit für meinen Knappen Ulf. Tatsächlich haben meine Knappen mehr Zeit mit eurem Klansbruder verbracht als ich selber und wo der eine gut versorgt ist, hat der andere keinerlei Rüstung oder Waffen geerbt. Ich weiß euer Anerbieten sehr zu schätzen, verfüge jedoch bereits über einen guten Harnisch der Dawi. Ein Zweiter wäre mir von großem Wert, doch geringem Nutzen.“
    Ulf fiel die Kinnlade herunter, wärend die Zwerge überlegten, ob man sie beleidigt hatte oder nicht. Es dauerte nicht lang. Ivar überwand seine Überraschung am schnellsten, schlug lachend beide Hände zusammen und klopfte Ulf hart aber herzlich an die Hüfte. Das schien seiner Familie zu reichen und einer der höchsten Meister war sogar so angetan von der Selbstlosigkeit des Ritters, dass er Ulf noch ein Schwert aus seiner besten Ware versprach.
    Ulf stammelte ein paar Worte des Dankes, war aber zu überrumpelt um angemessen zu reagieren. Etwas beschämt blickte er zu Luthbert, der ja nun scheinbar leer ausgehen würde, doch der Waffenbruder schien ihm sein Glück nicht zu neiden und klatschte ebenso begeistert Beifall wie der Rest der Gesellschaft.
    Die Ritter blieben noch einige Tage zu Gast und ließen sich alle Teile der Anlagen zeigen, in denen Außenweltler willkommen waren. Ulf wurde vermessen und musste stundenlang Modell stehen, damit die Plattner des Herdfeuer-Klans mit ihrer Arbeit beginnen konnten. Das Fertigen des Panzers würde allerdings sehr viel länger dauern, denn die Dawi nahmen so etwas sehr ernst und würden nie auch nur einen Schlag übereilt auf das Eisen niederfahren lassen.
    Als schließlich doch die Zeit zum Abschied kam, wurde Ivar schwer ums Herz. Es fiel ihm nicht leicht, die Freunde in der Ferne verschwinden zu sehen, und er stand noch lange an den Toren der Stadt und blickte ihnen nach. Doch allzu lange ließ er den Kopf nicht hängen. Er würde die Ritter besuchen so oft es ging, doch seine Rache an den Orks durfte er nicht vergessen oder in die Länge ziehen.
    Nachdem eine kleine Weile nichts geschehen war, marschierte er nach der Arbeit zu seinem Vater in die Werkstatt und fragte ihn, warum der Klan keine Vorbereitungen treffe.
    Rhailif blickte vom Amboss auf: „Vorbereitungen? Zu was denn?“
    „Na die Orks. Wir müssen unsere Brüder rächen. Und die Schwarzspinnen bekommen auch ihr Fett!“ Ivar regte sich schon wieder auf. Mit seinem Vater hatte er immer wenig Geduld. Er hatte immer das Gefühl gehabt nicht seinen Anforderungen zu entsprechen, weil er kein begabter Schmied war.
    Rhailif seufzte: Wir werden uns an den Orks und auch den Goblins rächen. Aber erst wenn sich die richtige Gelegenheit gibt. Wir haben ihre Untaten in unsere Aufzeichnungen aufgenommen und werden sie nicht vergessen. In Tausend Jahren noch wird sich der Herdfeuer-Klan erinnern.“
    „Wozu sich das so lange merken? Bis zum Düsterwald können wir in zwei, drei Wochen mit dem ganzen Klan ziehen.“
    „Nein, Ivar. Es wird keinen Rachefeldzug geben. Wenn wir die Chance bekommen, rächen wir uns, aber einen Krieg fangen wir nicht an wegen Thorleif.“
    „Was soll das nun wieder heißen?“ Das klang nicht so, wie Ivar sich das gewünscht hatte.
    „Thorleif war mein Bruder und hat meinen größten Respekt. Der Klan hat die Rache mir übertragen und wir sind uns einig, dass wir nichts überstürzen wollen. Thorleifs Fahrt war wagemutig und gefährlich. Viele haben ihm abgeraten und er ging auf eigene Faust. Hätte er mir nicht tagelang in den Ohren gelegen, er bräuchte einen guten Tierführer, hätte ich dich nie mitgeschickt. Ich mache mir jetzt noch Vorwürfe, dass ich mich habe überreden lassen.“
    „Das kann doch nicht dein Ernst sein?“ Ivar brüllte regelrecht. Mehrere Schmiedegesellen blickten kurz von ihrer Arbeit auf. „Ich habe einen Groll geschworen! Und den werde ich auch halten!“
    Rhailif riss die Augen auf. „Was hast du getan? Bist du denn von Sinnen?“ Ein persönlicher Groll war eine heilige Angelegenheit für einen Zwerg. Ein Racheschwur, der unbedingt eingehalten werden musste, sonst war der Eidbrecher entehrt und musste den Tod im Kampf suchen. Solche Zwerge färbten ihr Haar, legten alle Rüstung ab und wurden von anderen nur noch als „Schlächter“ bezeichnet. Denn als solche schnitten sie sich ihre Bahn durch die Feinde der Dawi, bis sie endlich den tödlichen Hieb empfingen, der ihrer Schande ein Ende setzte.
    „Du hast keinen Groll geschworen. Da bin ich sicher. Du warst wütend und unerfahren. Rache magst du geschworen haben und du sollst sie bekommen, aber ein wahrer Groll war es sicher nicht.“ Rhailif sprach hastig und fahrig. „Ich habe bemerkt, dass du bei den Menschen ordentlich Kraft bekommen hast und du bewegst dich auch viel sicherer als früher. Vielleicht kannst du ja doch ein Schmied werden. Ja! Das wäre doch genau das richtige!“
    Ivar schüttelte den Kopf: "Wo soll der Unterschied sein zwischen Rache und einem Groll? Nein Vater, ich habe einen Schwur geleistet und nichts wird mich daran hindern ihn zu halten. Die anderen haben ihr Leben gegeben und mir verboten ihnen zu helfen. Sie haben sich geopfert und ich werde ihr Andenken nicht beschmutzen!“
    „Nein! Du wirst ein Schmied und ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft werden! Verdien dir Geld, heuer eine Truppe an und zieh in ein paar Jahren gegen die Orks. Der Klan hat mir die Rache gewährt und ich sage, wann es soweit ist.“
    „Du faselst wirres Zeug. Der Klan wird seine Meinung ändern!“ Ivar machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Schmiede.
    Am nächsten Tag kam er müde und gereizt zur Arbeit. Er hatte nicht geschlafen und den Abend damit verbracht in seinem Zimmer herum zu rennen.
    „Ach Dagda, was soll ich nur machen?“ fragte er seinen alten Vorgesetzten. „Ich habe den Mördern meines Onkels Rache geschworen, aber keiner nimmt mich ernst.“
    Dagda runzelte die Stirn und nahm die ewig qualmende Pfeife aus dem Mundwinkel.
    „Mit wem hast du denn gesprochen?“
    „Mit meinem Vater. Er will, dass ich Schmied werde, aber ich sage dir, das ist nichts für mich.“
    „Was wäre denn eher das Richtige?“
    Der alte Zwerg funkelte Ivar unter vorgestreckten Brauen an.
    „Ich will Krieger werden! So wahr ich hier stehe. Ich habe meinen ersten Ork bereits getötet, in Grimnirs Namen, was soll ich da Schmied werden?“
    „Ein Krieger, ja? Dein Onkel war ein Krieger und ein guter obendrein. Was hat‘s im letztlich gebracht, frage ich dich?“
    „Sprich nicht schlecht über Thorleif!“ Das konnte Ivar nicht vertragen. Sein Onkel war für ihn ein großes Vorbild gewesen und sein Tod hatte das nicht gemindert.
    „Wer spricht den schlecht? Ich habe das sehr ernst gemeint. Was hat es ihm gebracht?“
    Ivar überlegte.
    „Er hat ein gutes Leben geführt. Der Kampf gegen die Feinde der Dawi ist eine ehrbare Sache. Und er ist gut gestorben. Besser jedenfalls als sein Leben lang zu schuften, um im Alter senil im Bett zu liegen und dahin zu siechen.“
    Ivar war so aufgewühlt, dass er gar nicht merkte, dass er Dagda mit seinen Worten beleidigen musste. Doch auch der Alte ging darauf nicht ein.
    „So! Und nun meinst du, dass dich keiner ernst nimmt? Ich frag' dich nochmal. Mit wem hast du denn gesprochen?“
    Ivar holte Luft, um weiter zu streiten, doch er stutzte und überlegte eine Weile. Er sagte nichts mehr zu dem Thema und auch Dagda war den Rest des Tages sehr schweigsam.


    In den nächsten Tagen geriet Ivar immer und immer wieder mit seinem Vater aneinander. Doch Ivar gab nicht klein bei. Rhailif würde sich noch wundern.
    Beim nächsten Klanstreffen flogen gleich zum Beginn der Sitzung krachend die Türen zur Versammlungshalle auf und der junge Zwerg schritt beben vor Zorn und Aufregung vor den Rat der Ältesten.
    „Ich bin Ivar vom Herdfeuerklan! Eurem Klan! Ich habe geschworen, den Tod meiner Brüder zu rächen, und verlange von diesem Rat das Recht, den Feinden unseren Groll zu überbringen! Ich bin Ivar Thorleifson und der Träger von Karaz-Kazak!“ Trotzig blitzten seine Augen unter dem Helmrand hervor und er stieß den Knauf der mächtigen Streitaxt seines Onkels auf den Boden, dass es krachte.
    Die Ältesten saßen wie versteinert in ihren Sesseln und auch die jüngeren Zwerge in der Halle waren wie vom Donner gerührt.
    Schließlich fand Rhailif seine Stimme wieder.
    „Was soll der Unsinn? Du bist Ivar Rhailifson, mein Sohn und nicht der Nachkomme Thorleifs. Und diese Axt ist Kriegerzorn, die Waffe meines Bruders. Ich hatte sie vergessen, aber sie gehört nach unserem Recht mir.“ Er trat vor und wollte Ivar die Waffe abnehmen.
    Doch der junge Zwerg hatte seine Entscheidung schon vor Tagen getroffen und obwohl es ihm nicht leicht fiel, wankte er nicht. Er machte einen Schritt zurück und erhob wieder die Stimme.
    „Thorleif war mir ein guter Lehrer, Kamerad und Begleiter. Er hat sein Leben gegeben, um mich zu retten. Ich BIN Ivar Thorleifson und es ist MEIN Groll und MEINE Rache, genau wie Karaz-Kazak mein Eigentum ist! Kriegerzorn hätte dir gehört, aber die Waffe existiert nicht mehr. Karaz-Kazak wird mir helfen, die Rache zu vollstrecken, und sie ist der Sohn von Kriegerzorn, wie ich der Sohn Thorleifs bin.“
    Er hätte noch weiter gesprochen, doch der Älteste unter den Langbärten hob eine runzlige Hand und gebot ihm Einhalt. Ivar verstummte augenblicklich. Laute Dispute waren nicht so ungewöhnlich vor dem Rat, wie man meinen sollte. Das Zwergenvolk bestand zum größten Teil aus Sturköpfen und so kamen Streitigkeiten nicht eben selten vor. Doch wenn die Ältesten sprachen, hatte auch der größte Hitzkopf zu schweigen.
    „Wir haben deine Forderungen gehört, Ivar vom Herdfeuerklan und wir werden sie überdenken.“
    Mit diesen Worten wies der ehrwürdige Alte auf die Türen. Ivar war entlassen. Er musste nicht lange warten. Schon nach einer knappen Stunde kam Rhailif schäumend aus den Ratskammern gestürmt.
    „Ich hoffe, du bist zufrieden. Der Rat hat das Recht zur Rache dir zugesprochen und auch die Axt soll dein sein. Aber du bleibst Ivar Rhailifson. Zumindest bis du deinen Schwur erfüllt hast. Danach kannst du dich nennen, wie du willst.“
    „Du hast mir keine Wahl gelassen.“ Ivar fühlte sich trotz seines Sieges nicht besonders gut. „Ich musste meinen Schwur halten. Es tut mir leid. Ich schätze, ich muss jetzt anfangen mich um die Truppe zu kümmern.“
    Rhailif lachte trocken. „Welche Truppe? Du glaubst doch nicht, dass der Klan dir Krieger gibt? Hast du vergessen wie alt du bist? Man hat dir deine Rache gewährt, aber das war auch alles. Der Rat stimmt deinem Schwur zu und heißt ihn gut und ehrenhaft, aber du hast keinerlei Eile. Dein Schwur enthält, Grugni sei Dank, keinen Zeitrahmen für dein Vorhaben. Alles was du erreicht hast, ist, dass du dich jetzt allein um die Finanzierung des Kriegstrupps kümmern musst, wenn dir niemand freiwillig hilft. Mit deinem Eid ist es jetzt auch dein Problem. Der Klan wird dir keine Steine in den Weg legen, aber übermäßige Hilfe oder Vergünstigungen kannst du nicht erwarten.“
    Rhailif seufzte. „Ein Gutes hat die Sache aber. Du wirst Geld und Einfluss brauchen, um eine Armee zu bezahlen, die in den Zwielichtwald zieht. Das kannst du, mit deinen Mitteln, am besten als Schmied gewinnen. So wird immerhin vielleicht ein guter Handwerker aus dir.“
    Aber Ivar hatte andere Pläne. Die wenigen Worte, die er über die Tage noch mit Dagda zu dem Thema gewechselt hatte, hatten ihn auf diese Reaktion vorbereitet. Der Alte war vor seiner Verletzung ein Soldat gewesen und hatte noch immer Freunde in deren Reihen. Wie jeder gute Zwerg beharrte Ivar stur auf seinem Standpunkt. Er war etwas jung, aber eine Empfehlung eines geachteten Veteranen war viel wert. Ivar wandte sich von seinem Vater und einer Laufbahn als Schmied ab und schrieb sich schon am nächsten Tag in der Armee ein.

  • Ich finds wieder mal herrlich! Hier und da sind ein paar kleine Rechtschreibfehlerchen, aber das stört den Lesefluss nicht wirklich. Wann geht's weiter? :D

    Lileath's Kinder - ca. 5000 Punkte Asur


    Schwestern der Purpurnen Sonne - Adepta Sororitas


    Lux Haeretici - Necromunda Inquisitionsbande


    Boten des Wandels - Tzeentchdämonen im Aufbau (schon 10 Horrors :thumbup: )


    Warmachine - Protektorat von Menoth


    "Sir, we are surrounded!" - "That's great, now we can attack in any direction!"

  • Keine Angst, wir sind noch da und lesen fleißig weiter.
    Bisher eine sehr gute Geschichte mit wenig Fehlern aber sehr hoher Suchtgefahr ^^


    Freue mich schon auf Ivan den Grenzläufer /-reiter.

  • Also ehrlich gesagt war das bisher dein bisher bestes Kapitel. Ich lese und verfolge die Story seit dem ersten Kapitel, aber das war das erste Kapitel, bei dem ich mir keine Unterbrechung geleistet habe. Normalerweise lese ich zwei drei Absätze und mache dann etwas anderes. Diese Kapitel habe ich wie in einem Guss gelesen. Ich finde es spielt sehr schön mit den Charakteristika der Zwerge und zeigt ganz eindeutig die Entwicklung von Ivar, die er durch seine kurze aber scheinbar für ihn sehr eindrucksvolle Reise gewonnen hat. Außerdem finde ich den Schauzug, dass Ulf den Plattenpanzer bekommen soll eine sehr schöne Wendung, mit der ich nicht wirklich gerechnet hatte, aber die extrem glaubwürdig finde.
    Du hattest bei manchen Kapiteln geschrieben, dass du nicht weist, ob du diese so lassen wirst. Vielleicht ist es deshalb jetzt genau der richtige Zeitpunkt um dir über diese Tatsache klar zu werden und ggf. diese dann zu verbessern/verändern/anzupassen. Auch wenn ich mich über eine baldige Fortsetzung freuen würde.
    :thumbup: for your Work.
    BB

    Orks&Goblins > 7000 Punkte (etwa 15% bemalt)
    Echsenmenschen > 4000 Punkte (etwa 20 - 25% bemalt)
    Hoffe, dass ich mal wieder mehr Zeit und Lust zum malen bekomme.!
    ---------------------------------------------------------------------------


    "Orcs neva lose. If we win, we win! If we is ded then we died fightin, so we 'asnt lost. And if we run away we will be back soon wiv more boyz and win den - so orcs can't lose!"

    • Offizieller Beitrag

    Einen Teil kann ich wirklich machen. Vor allem das erste Kapitel, das recht fahrig und hastig war, sollte ich besser ausarbeiten koennen, wo ich ja meine Charaktere jetzt besser kenne. :D
    Aber weiter schreiben moechte ich auch. Der Teil bei den Menschen hat mir viel Spaß gemacht, aber auf die Zwergenseite freue ich mich auch schon.

    • Offizieller Beitrag

    Weiter gehts. Ein neuer Abschnitt der Geschichte.
    Kapitel 1: Ein Blick zurück
    Der große Ork wischte sich den Regen aus dem Gesicht und brüllte seinen Gegner trotzig an. Die roten Augen leuchteten im Licht eines Blitzes, als die Kreatur mit ihre schwere Waffe an den Schild schlug und die gewaltigen Muskeln anspannte. Sogar der tumben Grünhaut dämmerte langsam, dass hier nichts war wie es zu sein schien. Zu dritt waren sie auf einer Patrouille auf einen einzelnen Zwerg gestoßen und hatten den Stumpen gleich angegriffen. Doch der kleine Mistkerl hatte Braglusch einen Hammer ins Gesicht geworfen, bevor sie zwei Schritte gemacht hatten. Gorbaz war wütend auf ihn losgestürmt und lag nun blutend am Boden und gab gurgelnde Geräusche von sich. Der Kurze war schnell. Verdammt schnell sogar. Und nicht so hilflos wie sie gedacht hatten. Aber er würde sich nicht überrumpeln lassen. Schnell mochte der Zwerg sein, aber schlau war er nicht. Der Ork griff zu seinem listigsten Manöver, hob seinen Schild und hieb in einem weiten Bogen auf den Zwerg ein. Er hoffte den Feind zu überraschen indem er nicht brüllte. Das war nicht so einfach und klappte bei seinen Kameraden eigentlich immer. Doch der Angriff traf nicht nur den Gegner nicht, er bekam auch einen Schlag gegen seinen Spalta, der dessen Schwung noch vergrößerte. Der Ork spannte jeden Muskel, aber es half nichts. Das Gewicht seiner groben Waffe zog ihn ein Stück nach rechts und er taumelte kurz. Ein heißer Schmerz fraß sich in seine Eingeweide, als er versuchte mit dem linken Arm das Gleichgewicht zu halten. Hastig ging er wieder in Kampfhaltung, doch anstatt sich aufzurichten, fand er sich am Boden wieder. Das linke Bein war weg geknickt. Die Kreatur zog den Schild nach oben als sie durch den roten Schleier des Schmerzes ein Aufblitzen von Stahl wahrnahm. Gerade eben noch bekam der Ork die Wehr in Position. Krachend traf die Zwergenaxt auf das dicke Holz drosch ihm den Schildarm ins eigene Gesicht. Der Schild wurde plötzlich zur Seite gedrückt. Trotz aller Kraft, gelang es dem Ork nicht die Position zu halten. Der Schild des Stumpens schoß unter den eigenen und traf ihn im Gesicht. Blitzende Lichter füllten seinen Kopf und die Welt begann sich zu drehen. Der Ork bekam nicht mehr mit, wie die Axt aus seinem Schild gerissen wurde und auf seinen ungeschützten Kopf herab fuhr.
    Ivar grinste schadenfroh. Orks waren einfach zu dämlich. Gaukle ihnen vor du bist hilflos und sie greifen an. Völlig egal wie du bewaffnet oder gerüstet bist. Drei gegen einen muss gut sein. Die hier waren auf ihn losgegangen obwohl er seinen Wurfhammer in der Hand hielt und Karaz-Kazak vor ihm auf dem Boden lag. Jedes andere Wesen hätte gemerkt das er auf Streit aus war. Aber nicht die Orks. Sie gaben nichts auf seine schwere Rüstung und den Metallschild. Nicht das er sich auf die Rüstung hätte verlassen müssen. Jeder Ork betrachtete sich als Krieger. Es gab keine Bauern oder Handwerker unter ihnen. Und obwohl es auch sehr gefährliche Grünhäute gab, waren das hier einfache Krieger. Keine Rüstung, kein Helm. Nur ein scharfer Metallklumpen, mehr Hammer als Schwert und ein schlechter Schild.
    Der Zwerg ging zu dem zweiten Ork, der noch immer schwach atmete. Er hätte ja versucht den Feind zu befragen, aber einfache Orks wussten nichts, dass ihn interessierte. Mit einem raschen Hieb auf den Kopf machte er der Grünhaut ein Ende. Es klang als spalte man einen Holzkloben. Keine schlechte Ähnlichkeit eigentlich.
    Anschließend sammelte er den Wurfhammer ein. Er wischte das Blut von der Waffe und betrachtete sie eine Weile. Es war derselbe Hammer den er als halbes Kind gegen seinen ersten Ork geschwungen hatte. Ivar geriet ins Grübeln. Zwanzig Jahre musste das nun fast her sein. Die Zeit verging so schnell hier draußen. Zwanzig Jahre seit er zur Armee gegangen war und seinen Vater damit schwer beleidigt hatte. Die Beziehung zu seinem Klan war immer noch gespannt, aber man hatte ihn nicht verstoßen. Nur Railif sprach kein Wort mehr mit ihm. Ivar spukte aus. Sollte er doch!
    In der Armee hatte es der junge Zwerg schnell weiter gebracht als die meisten anderen. Er hatte härter trainiert als jeder andere, hatte Tag und Nacht diesen Hammer geschwungen und seinem Körper alles abverlangt, bis er endlich Thorleifs Axt in der Faust halten konnte. Sein Racheschwur hatte ihn voran getrieben und nie aufgeben lassen.
    Aber er hatte auch festgestellt, dass er unter Zwergen immer wieder auffiel. Seine Ansichten und Angewohnheiten wichen immer wieder von der Norm ab, das musste er von Luthbert und Ulf haben. Sein Sinn für Humor war anders und auch beim Essen war er oft seltsam. Und er ritt noch immer auf seinen Ponys. Das verstand man am allerwenigsten. So war es nicht verwunderlich das Ivar sich immer mehr abgrenzte und eine Art Außenseiter wurde. Nach seiner Grundausbildung war es ihm leichtgefallen sich einen Truppe auszusuchen. Kaum ein Zwerg mit seinen Fähigkeiten ging zu den Grenzläufern. Andere Truppen waren viel angesehener als die Wächter an der Oberfläche, vor allem die Eisenbrecher und Hammerträger. Doch Ivar hatte sich danach gesehnt etwas öfter nach draußen zu kommen. Natürlich wurde seine Bewerbung angenommen. Die Grenzer brauchten immer Nachwuchs und wirklich gute Kämpfer bekamen sie selten. Die Baracken seiner Einheit waren schnell zu einem Zuhause geworden. Die Truppe war so voll von Sonderlingen und Unerwünschten, das Ivar nicht weiter auffiel. Sie bewachten die Grenzen des Reiches und hatten immer wieder Feindkontakte.
    Ivar lernte Fährtenlesen und wie er sich im Gelände bewegen musste. Das alles kam ihm sehr gelegen, denn seine Gegner waren nach wie vor die Orks und Schwartzspinnen. Er würde also nicht unterirdisch kämpfen müssen und nutzte den Dienst um seine Fertigkeiten gegen die Grünhäute zu verbessern.
    Er kam gut mit seinen Gefährten aus, der Sieg über diese Orks würde ihm einen schönen Batzen Geld bringen. Und gewaltigen Ärger mit seinen Vorgesetzten. Aber solche Wetten waren nicht unüblich, auch wenn Ivar es etwas weiter trieb als die meisten anderen. Einzig seine Angewohnheit mit den Ponys grenzte ihn etwas ab. In seiner freien Zeit unternahm er oft Ausritte und lernte das Gebiet in weitem Umkreis kennen. Die Entfernungen die er dabei zurück legte interessierten keinen. Reiten war sonderbar und unpraktisch. In dem Punkt zumindest gab Ivar seinen Kameraden unwillig Recht. In unwegsamem Gelände war das Pony nicht sehr schnell und er musste oft Umwege machen. Aber Logik spielte in seinem Leben keine große Rolle, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Und das reiten wollte er nicht aufgeben. Orks waren schneller zu Fuß als Zwerge und auch Goblins konnten rennen wie der Wind.
    Seine Rachepläne waren nicht so weit, wie er sie gern gehabt hätte, doch er sparte das meiste seines Soldes und hatte auch schon Kameraden die ihm ohne Entgelt helfen würden. Aber es reichte einfach noch nicht. Ivar seufzte und zwang sich zur Geduld. Würden die verdammten Spinnen eben noch etwas warten müssen, bis er ihnen den Schädel einschlug.