Wobei das natürlich auch eine Verhältnissache ist. Die Infanterie war billig und kam in deutlich größeren Einheiten auf den Platz.^^
Mittelalterliche Kriegsführung
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Naja, für die frühe fränkische Zeit gibts dazu wenig Quellen. Die "Bauern" waren offenbar kein Stückchen Pergament wert...deshalb sind natürlich auch Verlustangaben von zwei, drei Rittern nicht viel wert (falls die überhaupt stimmen). Wieviel Bauern kamen auf der Flucht oder dem Marsch um? Wurden die Ritter aus "Berufsehre" und der Aussicht auf Auslösung geschont? Waren es ihre Schutzwaffen, die zu welchem Teil zu so geringen Zahlen beitrugen oder die kleine Zahl der Beteiligten? Es ist echt schwer, da was herauszufiltern.
Aber das erinnert mich an was anderes: Ich hatte gesagt, die Heere seien sehr klein gewesen. Daran halte ich auch weiter fest. Wir haben für die Belagerung von Calais die gut belegte Zahl von rund 32.000 Mann - das war die gesamte Stärke, die England unter Aufbietung aller Kräfte, drastischer Steuererhöhungen, der Streichung von Privilegien und neuen Zöllen irgendwie auf die Beine bekam (+ Flotte und ein paar Besatzungen, aber mit "eigenen" Franzosen). Höhere Zahlen gibt es erst in der Neuzeit wieder. Viele Heere sind eher so um die 2.000 Mann. Der Hundertjährige Krieg ist eher ein Hundertjähriger Frieden, der gelegentlich von Kämpfen unterbrochen wird - in diesen 100 Jahren gibt es nur eine Handvoll Schlachten, an denen mehr als 5.000 Mann teilnahmen. Sowas wäre in Rom, in Persien, in Makedonien oder Ägypten unter die Rubrik "Grenzscharmützel" gefallen. Cäsar Severus stellt eine einzige stehende Einheit von 18.000 Mann nach Rom, um auf die Prätorianer aufzupassen...
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Diesbezüglich hätte ich auch mal eine frage. Wurden Morgensterne (ich beziehe mich bei Verwendung dieses Begriffes auf die Dreschflegel artige Variante) im Mittelalter tatsächlich benutzt? Ich meine zu lernen wie man einen Solchen bedient müsste ja schon einiges an Training abverlangt haben, oder? Die Durchschlags Kraft müsste auch recht hoch sein, jedoch schätze ich das wenn sie benutzt wurden nur in kleineren Scharmützeln als in richtigen Schlachten weil die Chance einen Verbündeten zu treffen ist ja schon recht hoch, oder?
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Es kommt natürlich darauf an in welche Relation man das ganze setzt. Im Vergleich sind die Zahlen allerding klein. Wobei auch die Bevlkerungsdichte lange sehr viel kleiner war.
Ogerhirn
Kann man nicht genau sagen. Ich behaupte das es diesen einhändigen Flegel, wenn überhaupt nur sehr selten gegeben hat. Zu deinen PunktenIch meine zu lernen wie man einen Solchen bedient müsste ja schon einiges an Training abverlangt haben, oder?
Warum? Ausser zuhauen kann das Ding nix. Durch die Kette verlierst du irre Varianz und stinkst technisch gegen ziemlich jede andere Waffe ab.Die Durchschlags Kraft müsste auch recht hoch sein,
Und wieder.... Warum? Das Ding hat anstatt einem starren Schaft zur direkten Kraftübertragung eine flexible Kette. Es kann also sehr viel Kraft einfach nach hinten "verpuffen." was man an Geschwindigkeit evtl vorraus hat (und hier gilt das nur für den Schlag selber, nicht für die Ausführung desselben) verliert man also beim Treffer.die Chance einen Verbündeten zu treffen ist ja schon recht hoch, oder?
Nur wenn man einen Helikopter immitiert.
Dieses wilde Gewirbel ist auch ein Grund für meine Zweifel. In einer Rüstung wird das sehr schwer.Der Flegel an sich ist belegt. Als Zweihandwaffe kam dieses Arbeitsgerät zum Einsatz und war auch recht gefährlich. Aber es entwickelten sich schnell die echten Morgensterne aus diesen Teilen. Also eine Art Langkeule mit Dornen. Und die hat kein Gelenk mehr. Ich zweifle also sehr daran das eine abgeleitete Einhandvariante des Flegels im Einsatz war und wenn, dann wohl nicht lang. Die einhändige starre Variante, der Streitkolben, ist jedenfalls schon sehr sehr alt.
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Für die Zahlen zum Mittelalter hat übrigens Ferdinand Lot grundlegende Arbeit geleistet: L'art militaire et les armees de moyen age en Europe et le proche orient, 1946.
Einer der schärfsten Gegner der Theorie, dass Infanterie wenig Wert hatte und nicht in taktischer Formation focht, ist J.F. Verbruggen (De krijgskunst in west-europa in de middeleeuwen).
Kelly de Vries schreibt, dass "cavalry alone rarely won battles. Only when infantry was used to support the knights, and when archers were used to soften up the enemy in preparation for cavalry charges where great victories had." (deVries, Infantry Warfare in the 14th century). Verbruggen zeigt diese Koordination der Gattungen an sieben Schlachten von Antioch bis Worringen. Guter Lesestoff!
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Mal ein Input zu den Rittern zu Fuss:
Ich mag mich an meinen Geschichts unterricht erinnern da soll im Hunderjährigen Krieg ein Französischer Heerführer den Rittern befohlen haben abzusitzen, und das war kein Einzelfall, der Grund allerdings war (grösstenteils) kein erhoffter moralische Bonus und auch kein besserer Schutz vor Pfeilen. Das Problem war das die Ritter ausschliesslich adelig waren, da sich der pöbel keine Rüstung leisten konnte. Dies hatte nun aber denn Effekt das die Adeligen häufig nicht zugross um Taktik kümmerten sondern nur auf Ruhm und Ehre aus waren, so sei es schon dazu gekommen das Ritter aus geschlossenen Formationen Ausbrachen um die nächstbesten Fusssoldaten nieder zu machen. Dies resultierte meistens in einem für den Feldherr taktisches desaster. Ritter waren somit ein unberechenbarer Zufallsfaktor den sie eindämmen konnten in dem sie Zufuss ins feldgeführt wurden (renn du mal inner vollen Rüstung nach vorne dann weist du wie effektiv diese Lösung war).Zusätzlich schliesse ich mich den Aussagen darüber, das geschlossene Formationen die Reiterei verdrängten, an, zum einen waren das Speerphalanxen zum anderen soll es aber auch spanische Einheiten gegeben haben, die mit einem kleinen Rundschild und einem Kurzschwert bewaffnet waren, ihre taktik war woll dem Reiter auszuweischen um ihn dann mit einem Schwertstreich zufall zu bringen.
Die eigentliche bedeutung der Ritter war soviel ich weiss eigentlich generell eher gering, es hatte meistens einfach einen sehr starken moralischen effekt und ich nehme an das das highlight einer Schlacht eher eine heranpreschende Ritterschar war die ein paar Bodenschützen zur sau machten, als ein riesiges Getümmel von 50 ungewaschenen Tölpeln, obwohl letzteres für den Sieg deutlich wichtiger war...
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War der einhändige Morgenstern nicht eine Waffe für berittene?
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Fußkämpfer konnten übrigens völlig unabhängig von ihrer Bewaffnung selbst die besten Ritter besiegen. Es musste beileibe keine lange Pike sein. Viel wichtiger als jede Waffe war die Formation.
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Tatsache? Naja könnte daran liegen dass du mit dem Morgenstern dann eher auf Kopfhöhe war.
Was die Ritter angeht, glaube ich ist deren Effektivität im Kampf und im laufe des Mittelalters immer weiter gesunken und eben durch diesen Moralischen Wert "verdrängt worden"
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Vom Pferderücken aus hat der Morgenstern aber die gleichen Nachteile wie zu Fuß. Natürlich sind die Anforderungen an Eleganz deutlich geringer wenn man vom Pferd aus auf Koeppe haut, aber warum so ein Baumelding nehmen, wenn ein Streitkolben oder Bec-de-Corbin den gleichen Effekt erzielt und viel sicherer in der Handhabung ist?
Ich schließe die Waffe nicht voellig aus, halte sie aber bestenfalls für eine Gelegenheit sich als exzentrisch zu outen.Das der Ritter keine Armeensense war ist klar. Die meisten Heere werden sich (genau wie bei Warhammer ) aus einer bunten Mischung zusammengesetzt haben.
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Weil ich annehme das du dir mit dem Streitkolben eher den Arm brichst wenn das Ziel doch standhafter ist als erwartet als wenn der Waffenkopf an einer Kette befestigt ist die etwas von der Energie rausnimmt.
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Aber mit einem Streitkolben kannst du genauer Zielen wo du triffst, mit einem Morgenstern kannst du nicht so genau anpeilen, und da die Menschen im Mittelalter um einiges kleiner waren als die heutigen Generationen traf man wohl vom Pferd auch nicht gleich den Schild oder die Schulter platte des Gegners
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Ritter sind aus vielen Gründen abgesessen - Verlust oder Verwundung des Pferdes (Antioch), ungünstiges Gelände, Teil einer Defensivformation (Crecy), Unterlegenheit im reinen Rittergefecht (Kortrijk), Belagerung oder Verteidigung einer Befestigung etc etc. und zwar überall, nicht nur die Franzosen. Aber: Wenn sie abstiegen und sich in die Schützen- und Spießerreihe einfügten, dann hob das die Moral - und nur dann hatten Fußkämpfer eine Chance.
Die Krieger König Arnulfs saßen ab 891, als sie die Normannen-Schanze erstürmten und 896, als sie die Mauern Roms erstiegen. Otto von Nordheim ließ einen Teil der sächsischen Ritter zu Fuß fechten in der Schlacht an der Elster, gegen Heinrich IV. 1080; dasselbe geschah in der Bleichfelder Schlacht 1086 und vor Damaskus unter Konrad III. Bei Crecy nutzte Wilhelm von Jülich zusätzlich den Fluss im Rücken der Fußkämpfer, deVries spricht von einer "win-or-die"-Situation. Wichtig ist jedoch: Wer rennt, verliert, und bis 1302 sind Fußkämpfer so gut immer gerannt, wenn sie nicht einen Haufen eigene Ritter und ausreichend Schützen im Rücken hatten.
Natürlich sind Ritter teils vorgestürmt und Einzelnen hat das manchmal das Genick gebrochen. Bei Crecy war der ungeordnete, scheibchenweise Angriff aus der Marschkolonne nach links auf die englische Stellung zu ein wichtiger Grund für die Niederlage. Das wusste aber auch jeder Ritter: Wer tot ist, hat nichts von der Ehre.
Zitat
Die eigentliche bedeutung der Ritter war soviel ich weiss eigentlich generell eher gering, es hatte meistens einfach einen sehr starken moralischen effekt und ich nehme an das das highlight einer Schlacht eher eine heranpreschende Ritterschar war die ein paar Bodenschützen zur sau machten, als ein riesiges Getümmel von 50 ungewaschenen Tölpeln, obwohl letzteres für den Sieg deutlich wichtiger war...Von rund 950 bis etwa 1300 war der Ritter in Europa die eigentliche und wichtigste "Waffengattung". Es gab zu dieser Zeit so gut wie keine Fußkämpfer, die einem Angriff standgehalten hätten. Worringen (1288) und Stirling Bridge (1297) sind die ersten, dann kommen die berühmten Schlachten Morgarten, Crecy, Sempach, Agincourt, Bannockburn, Kortrijk etc. etc. Aber selbst hier machen Ritter bei Cassel oder 1382 erneut bei Kortrijk Fußkämpfer immer noch nieder.
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Weil ich annehme das du dir mit dem Streitkolben eher den Arm brichst wenn das Ziel doch standhafter ist als erwartet als wenn der Waffenkopf an einer Kette befestigt ist die etwas von der Energie rausnimmt.
Das mag ein Risiko sein. Ich habs nie versucht.
Aber Tatsache ist doch das Ritter auch in späteren Zeiten oft mit starren Waffen vom Pferd aus kämpften. Demnach wäre der "Morgenstern" was für die Inkompetenten?
Ich denke das Risiko war überschaubar. -
Das der Ritter keine Armeensense war ist klar. Die meisten Heere werden sich (genau wie bei Warhammer ) aus einer bunten Mischung zusammengesetzt haben.
Kaiser Otto hatte am Lechfeld aber voll den Deathstar mit, rund 7.000 Ritter! Dummerweise haben die Ungarn haufenweise Fluchtwürfe verpatzt...
da die Menschen im Mittelalter um einiges kleiner waren als die heutigen Generationen traf man wohl vom Pferd auch nicht gleich den Schild oder die Schulter platte des Gegners
Die meisten waren aber erst nach der Schlacht einen Kopf kürzer als wir heute!
Spaß beiseite, die Pferde waren auch kleiner, das tut sich nicht so viel. Die Hauptwaffe imAngriff war eh die Lanze und nicht irgendsoein Fummelteil ohne Reichweite. Da wars egal, ob man einen Schild oder den Mann, den Kopf, die Schulter traf, der Typ hat an dem Tag (wahrscheinlich in seinem Leben) nicht mehr weitergekämpft.
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Auch die Nebenwaffe war meist starr.... Schwerter, Streitkolben, Streitaxt.....
Wobei ich auch nicht sicher bin wie klein die Leute wirklich waren. Der Schnitt wird so 10-15 cm kleiner gewesen sein, aber das Zwergenvolk das man so im Kopf hat dürfte nicht so krass gewesen sein. Viel davon hat man von der Moebelgroeße abgeleitet. Winzige Betten zum Beispiel sind aber kein Wunder. Man schlief lange halb im Sitzen.
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Die "kleinen Leute" des MA also? Wahrscheinlich haben die sich den Rücken krumm geschuftet und sich im rechten Winkel ins Bett gehauen!
Noch ein wichtiger Aspekt fällt mir gerade ein: Die Infanterieformationen, die in ganz Europa ab dem 14. Jahrhundert gegen Reiter-, Ritter- und auch gemischte Verbände siegen, tun dies in der Defensive. Kavallerie und Ritter, Yeomen, berittene Men-at-Arms und Freiburger Reiter bei Laupen, sind immer mobil. Infanterie kann zu diesem Zeitpunkt nur sehr selten offensiv in einer Feldschlacht eingesetzt werden. Die Flamen versuchen es bei Mons-en-Peveles und sind tatsächlich so diszipliniert und gut geordnet, dass sie es fast bis zum französischen König schaffen, doch im französischen Lager löst sich ihre Ordnung auf und so entsteht Platz für einen Ritterangriff.
Ich denke, es ist auch wichtig, sich vor Augen zu halten, dass Ritter nicht Knie an Knie ritten, sondern mit erheblichem Platz zum Nebenmann. Ein stürzendes Pferd, ein Hindernis, hätte die Formation schwer durcheinanderbringen können. Auch wenn es gegen andere Ritter ging, werden sie nicht direkt aufeinander zugeritten sein; ebensowenig in Fußkämpfer. Die Quellen berichten z.B., dass ein Kontingent der Flamen auf dem Weg nach St. Omer "in lockerer Ordnung" war und daher problemlos von französischen Rittern niedergemacht werden konnte, während die anderen sich dicht formierten.
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Tatsache? Naja könnte daran liegen dass du mit dem Morgenstern dann eher auf Kopfhöhe war.
Was die Ritter angeht, glaube ich ist deren Effektivität im Kampf und im laufe des Mittelalters immer weiter gesunken und eben durch diesen Moralischen Wert "verdrängt worden"
Die Ritter sind mit der Einführung von besseren Schusswaffen verdrängt worden.
Keiner von denen kam überhaupt noch in Reichweite der Fußsoldaten, die sie hätten nieder machen sollen
Angefangen damit haben die Engländer mit ihren Langbögen im Krieg gegen die französische schwere Kavallerie, die bis dato die gefürchteste war.
Das ging dann irgendwann über Armbrüste mit ihren Bolzen bis zu den ersten Schwarzpulverwaffen , wodurch eine Rüstung gänzlich nutzlos geworden ist.
Darauf verzichtete man auf schwer gepanzerte Reiter, deren Rüstung keinen wirklichen Sinn mehr hatte.
Wenn es noch Reiterheere gab, dann mit ausschließlich leichter Kavallerie, die aufgrund des fehlenden Gewichts mehr Beweglichkeit besaß und schneller war -
Die Ritter sind mit der Einführung von besseren Schusswaffen verdrängt worden.
Nope...... Eben nicht. Zumindest nicht in so wesentlichen Teilen.
Die Armbrust ist übrigens nicht neuer als der starke Langbogen.....
Niedergang der Ritter war, wie schon oft gesagt, wohl hauptsächlich die Verbesserung der Infanterie.