Immer ich, immer bin ich für die Drecksarbeit hier! Sigur mache Dies, Sigur mache Jenes. So langsam habe ich es satt!
Sigur Gentick plagten öfter solche oder ähnliche Gedanken. Oftmals waren auch noch Flüche und diverse Verwünschungen dabei. Dies alles galt seinem Vorgesetzten, niemand anderem als dem Stadthalter dieser Stadt. Doch nicht nur ihm galten die gedachten Beschimpfungen, sondern auch ab und an mal seiner Mutter, welche ihm immer gepredigt habe, er solle doch was Ordentliches lernen und ein Amt in der Stadt annehmen. Leider hatte Sigur es nicht weit gebracht. Sein Mangel an Mut und Durchsetzungsvermögen hat ihn zwar zum Sekretär des Stadthalters gemacht, aber weiter würde er es nie bringen, was auch bedeutet, dass seine Gedanken auf immer und Ewig in seinem Kopf schlummern werden.
An diesem Tag war es mal wieder besonders schlimm, während Oswald Grünwald hinter seinem Schreibtisch im Obergeschoss ein paar seiner Dokumente durchging, schuftete Sigur im Erdgeschoss beständig gegen die Imperiale Bürokratie, indem er diverse hundert Schriftstücke zu sortieren versuchte. Die Übersicht war schier unmöglich und das Zimmer mittlerweile mit Papyrusrollen und diversen Ordnern vollgestopft. Jeder, der hier in das Zimmer einen Blick werfen würde, würde meinen, hier hätte ein Gyrokopter gewendet.
Doch das war nicht alles, denn Oswald war ein sehr ordentlicher und pingeliger Mensch, besonders wenn es um Pünktlichkeit ging. Stets drei Stunden, nach dem die Sonne ihren Zenit erreicht hatte, verlangte der Stadthalter seinen Tee (für Kenner auch als Earl-Sigmar-Tee genannt), für welchen er alles stehen und liegen ließ und sich diesen zu hohen Preisen liefern lies. Denn der Wald, der zur Stadt Wüstenquell führte, war gefährlich.
Wilde Goblins die auf Spinnen reiten, so wurde berichtet, begleitet von wilden, bunt bemalten Orks, durchstreifen diesen Wald und dieser wird um jeden Preis gemieden. Auch haben Händler schon von Arachnaroks erzählt. Jene Riesenspinnen, die selbst große Häuser noch überragten, durchstreifen den Wald, von fanatischen Goblins gelenkt. Doch sollten jene reich belohnt werden, welche diese Gefahren trotzten und zum Handeln nach Wüstenquell fuhren.
Die Stadt war groß und zum Wald hin mehr als gut befestigt, da Grünhäute immer wieder versuchten die Mauern zu stürmen. Seit mehr 200 Jahren hielten die Mauern stand und sie würden auch noch weitere 200 Jahre überdauern. Oswald Grünwald schwor, am Tag seiner Amtsantretung, diese Stadt mit seinem Leben zu verteidigen und dies tat er auch mit überschwänglicher Leidenschaft. Bis heute, hat es noch kein Goblin und auch noch kein Ork geschafft, je einen Fuß in die Stadt zu bekommen.
Weit hinter der Stadt lag die Wüste, weit, sandig und heiß. Hier standen nur noch vereinzelt Häuser und auch die Stadtmauern endeten hier. Es ging von dieser Einöde keine Gefahr aus. Und auch sonst verhieß die Aussicht keine wirkliche Freude.
Sigur Gentik schaute auf seine große Standuhr. Nur noch wenige Minuten, bis Oswald seinen Tee zu sich nehmen wollte und er musste sich beeilen, ja rechtzeitig im Obergeschoss zu sein. Mit Tablett, Kandis-Zucker, Tasse, Kräutern und heißem Wasser stand er nun vor der großen Flügeltür zum Saal seines Vorgesetzten. Er straffte sich, atmete noch einmal Tief durch und wollte gerade die Tür aufstoßen, als er die Unterhaltung wahrnahm, die aus dem inneren heraus rührte.
„Also kann ich mich auf Eure Hilfe und Rückendeckung verlassen?“ Sigur kannte diese Stimme nicht. Entweder war es einer aus dem entlegeneren Stadtviertel oder aber ein Fremder von Außerhalb. „Aber Sicherlich, mein lieber Stefan Rheingut! Wie könnte ich Dein so Großzügiges Angebot ablehnen?“ Das war jetzt Oswald, seine tiefe Stimme war unverkennbar. „Ich weiß nicht was da hinter uns her ist, aber es macht den Männern Angst. Es ist eine Art von Magie, welche ich noch nie zuvor gesehen habe. Wie kann sich eine so schwarze Wolke einfach so hinter uns her bewegen ohne jeglichen Wind?“ Das war wieder der Fremde. „Nun mach dir mal keine Sorgen, ich werde sogleich die besten Magier meiner Stadt aussenden, um diesem… sagen wir Phänomen auf die Spur zukommen! … Da fällt mir ein, wo bleibt eigentlich mein …“ Das war sein Stichwort. Sigur stieß leicht die Tür auf und ging so vorsichtig wie es ihm das Tablett zuließ auf Oswald zu. Dieser lächelte breit und wandte sich wieder dem Fremden zu. „Einen Schluck Tee gefällig?“ Doch Stefan schüttelte kurz den Kopf. „Ach und Sigur?“ „Ja mein Herr?“ Sigur wusste was jetzt kommen würde, aber er hoffte inständig, dass er nur eine zweite Tasse besorgen sollte, doch er wurde enttäuscht und seine Befürchtung traf ein. Oswald erhob wieder das Wort: „Sei doch bitte so gut und suche Anwil auf. Er möchte die Winde der Magie zu rate ziehen und sich die schwarze Wolke näher ansehen, welche auf die Stadt zukommt. Und Eile, ich möchte unsere Mitbürger nicht mehr als nötig Sorgen bereiten!“ Mit einem breiten Lächeln drehte er sich um und trank einen schluck Tee, ohne eine Antwort zu erwarten. Sigur hatte zu folgen und tat wie geheißen. Beim hinausgehen hörte er noch Oswald sagen: „Und wir beide besprechen jetzt noch meinen Anteil des Goldes, welches ihr mitgebracht habt. Lasst uns gleich zu meinem Schreibtisch hinüber gehen und den Vertrag besiegeln. Nicht doch noch eine Tasse Tee gefällig?“
Na super, wieder so eine Lauferei und das, nur wegen diesem Fremden… Wenn ich könnte wie ich wollte, ich würde diesem… diesem Stefan ein Schwert zwischen die Rippen jagen… Man hat nichts als ärger mit Fremden… Am liebsten würde ich jetzt…
Doch weiter kam er gedanklich schon gar nicht mehr. Während er aus dem Haus sprintete und um die nächste Ecke bog, prallte Sigur mit einem Soldaten zusammen. Wie aus einem Traum gerissen, versuchte er sich zu Orientieren. Sein Gegenüber lag auf seinem Allerwertesten, das Gesicht weiß, die Augen weit aufgerissen, mit zitternden Knien und schwerem Atem. Doch bewegter er sich nicht. Der Soldat beschwerte sich auch nicht oder tat sonst irgendetwas. Er saß nur da und starrte auf dem Bauch von Sigur. Dieser schaute reflexartig an sich herunter, konnte aber nichts Beunruhigendes an sich feststellen. Er ging auf die Knie und winkte mit der Hand vor den Augen des Soldaten, doch er rührte sich immer noch nicht, sondern stammelte etwas vor sich hin: „A…rm…!“ „Wie bitte? Was ist los? Ist was passiert?“ Sigur packte den Mann an den Schultern und schüttelte ihn leicht. „Si…e kom…. Kommen….!“ „Was? Wer kommt? Sind die Orks wieder aktiv?“ Sigur kam es vor, als hätte der Soldat noch nicht einmal geblinzelt, so sehr starrte dieser vor sich hin. Als wäre Sigur ein Geist, durch den man einfach hindurch sehen könne. Der Soldat schüttelte den Kopf. Er hauchte etwas vor sich hin, was Sigur nicht gleich verstand: „To….mmen!… Sie …mmen … Wüs..!“ Dann kippte sein Körper schlaff zur Seite weg. Er ist ohnmächtig geworden. Und nun? Wer kommt? Oder Was kommt? Das sah jedenfalls alles nicht gut aus. Mensch, die dem kleinen Schauspiel zugeschaut hatten drehten sich nun alle um und blickten in den Himmel. Der Schatten wurde immer größer und das Licht wich immer mehr dem riesigen Schatten. Sigur bemerkte es erst, als der Soldat vom Licht abgeschnitten wurde. Ein riesiges Objekt flog auf den Bereich zu, wo Sigur und die anderen Stadtbewohner gerade standen. Die Sonne blendete und zu spät erkannten einige das Geschoss. Mit einem lauten Knacken trafen mehrere Kanonenkugel ähnliche Objekte auf die Erde und rollten und sprangen in verschiedene Richtungen davon, wobei drei Menschen sogleich ihr Leben ließen. Frauen schrien auf und auch Sigur, welcher nicht der mutigste war, schrie laut auf, als er wahrnahm, was da angeflogen kam. Es waren Köpfe. Menschliche, blutüberströmte Köpfe, teilweise noch in ihren Helmen, welche auf so abscheuliche Weise als Geschosse missbraucht wurden.
Alarm! Das war das erste, was er dachte… er musste Alarm schlagen, doch sein Körper wollte ihm nicht gehorchen. Er starrte weiter auf den leblosen Kopf eines der Soldaten, welcher vor ihm lag. Dann drangen Stimmen von Fern an sein Ohr und das Blut gefror in seinen Adern! Es waren die selben Worte, die auch der bewusstlose Soldat geflüstert hatte, das war ihm in diesem Moment klar geworden.
Ausgerechnet aus dem unbefestigtem Teil der Stadt! Dies könnte das Ende sein. Sigur musste schnell sein. Noch während in der gesamten Stadt, die Alarmglocken läuteten, stürmte er die Treppe hinauf zu Oswald Grünwald. Vorbei war es mit der guten Erziehung und des guten Benehmens. Es ging einzig und allein ums überleben. Alles andere war unwichtig geworden. Wahre Horror Szenarios wirbelten jetzt in Sigurs Kopf herum, welches klares Denken mehr als schwer machte. So schrie er auch nur noch die Worte in den Saal des Stadthalters, welche der Soldat ihm vor kurzem noch gesagt hatte, kurz nachdem er die Flügeltüren mit einem Ruck aufriss: „Die Toten kommen! Sie kommen aus der Wüste!“
König Asuphet thronte auf einer mächtigen Statue. Seine goldene Sänfte bildete einen starken Kontrast zu dem schwarz glänzenden Stein seines Reittieres. Die Augen des Ungetümes glühten grün und sein langer Schwanz wirbelte Sand auf. Bei jedem Schritt bebte der Boden und das Gebrüll dieser magisch wiederbelebten Kreatur lies jeden tapferen Mann vor Angst in Panik davonlaufen. Er bildete die Spitze ein wahrhaft prächtigen wie auch unheimlichen Armee von Untoten. Prunkvoll behängte Skelette marschierten ohne Mühe langsam vorwärts durch den heißen Sand. Flankiert von unzähligen skelettierten Streitwagen und unsagbar schrecklichen Kreaturen.
Ruhig und friedlich lag die Stadt dar. Der König Asuphet spürte das Leben in dieser Stadt, spürte den Verrat, die Angst vor dem Tod. Das alles würde es bald nicht mehr geben. Die Stadt DURFTE es nicht mehr geben. Nicht so lange seine Rache nicht vollendet und die Schätze wieder in seinem Besitz sind. Während seine untote Armee sich hinter ihm formierte, spürte der König eine Präsenz in der nähe. Ein Trupp auf Pferden ritten zu dicht heran. Zu Dicht, als dass sie es verdient hätten noch länger am leben zu bleiben.
Asuphet schickte seine Magie aus und ließ seine Ritter auf die Reiter zu reiten um sie schnell und ohne Gnade seine Rache als erste zu spüren zu lassen. Sein Zorn war so gewaltig, dass er nicht nur die Ritter zum Kampfe rief, sondern auch noch seine Todesgeier zum Angriff befahl.
Es war eine Hinrichtung. Ohne Chance hatten sich die Reiter der Stadt von zwei Seiten umstellen lassen. Es war so plötzlich passiert, dass eine Reaktion nahezu unmöglich war. Die Reiter griffen zu den Waffen und wollten ihr Leben so gut es ging verkaufen. Jedoch ohne Erfolg. Endgültig entmutigt dadurch, dass wie durch Zauberei, die Knochen wieder zu dem vollständigen Ritter zurückflogen ohne auch nur einen Kratzer davon getragen zu haben. Alle bis auf einen Soldaten wurden getötet. Dieser eine, letzte Überlebende wurde von einem der riesigen Raubvögel von der Stadt abgesetzt. Viele Soldaten glaubten an ein Wunder, eilten zu dem Soldaten um ihm zu helfen, doch dieser schritt wie unter Hypnose auf die Stadtmitte zu, in die Richtung des Stadthalters.
Auf einen magischen Befehl Asuphets hin, wurden die Köpfe der Leichen abgetrennt und nur Minuten später als Geschosse mit riesigen Katapulten in Richtung der Stadt geschleudert.
Der König lachte in sich hinein. Und zum ersten Mal seit Jahrhunderten sprach er laut vor sich hin, und kein geringerer als er selbst konnte seine heisere Stimme hören, welche rau und staubig seine gedachten Worte ausspuckte: „Euer Ende ist Nahe, Sterbliche! Und mit jedem Tod, wird meine Armee wachsen!“
Fortsetzung folgt......
Es geht weiter! Hoffe es ist für Euch spannend und ihr wartet wie ich mit voller Vorfreude auf die bevorstehende Schlacht (wird in echt ausgetragen, also dauert es noch ein wenig!