Sowohl Hochkultur als auch Zivilisation sind u.a. als sesshaft definiert, von daher ist Nomadentum definitionsgemäß das Gegenteil. Beide Begriffe sind selbst ausgesprochen komplex und teils umstritten. Dennoch sind Nomadenvölker entweder kaum ans Licht der Geschichte getreten oder ausschließlich als Zerstörer, nicht als Schöpfer. Mit Nordamerika im Speziellen kenne ich mich so gut wie gar nicht aus, deshalb kann ich dazu wenig sagen.
Grundsätzlich scheint es mir plausibel, dass interkulturelle Berührungen zu einer Entwicklung - technisch, wirtschaftlich, kulturell, wie auch immer - beitragen, sei es aufgrund neuer Ideen oder aufgrund neuer Probleme, die gelöst werden müssen. Natürlich gibt es da keinen Automatismus: Nicht jede Zivilisation ist in der Lage, adäquate Antworten zu finden, das ist wohl jedem klar. Schauen wir etwa nach Rom oder Athen: Die Geschichte der Stadt ist von früh an durch die Auseinandersetzung mit den Nachbarn gekennzeichnet, was die Motivation zur Ausbildung besserer Instrumente wie einer Wehrpflicht erklären kann. In Athen ist es ganz ähnlich wie in der Stadt: Auch hier sind die Verbindungen und Konfilkte, die Auseinandersetzung mit oder gegen die anderen ein durchgängiges Thema.
Die Frage, warum gerade diesen Völkern eine gewisse Entwicklung gelang und anderen nicht ist natürlich damit nicht beantwortet. Dazu müsste man tief in vergleichende Detailforschung einsteigen, was hier kein Mensch leisten kann. Geografie, Demografie, Wirtschaftliche Grundlagen, gemeinsame Rechtsprechung, gemeinsame Religion, alles sind Faktoren und vermutlich selten gleich stark. Rom verfügte vermutlich über ein größeres Bevölkerungspotenzial als Veji oder andere latinische Städte. Gerade in der frühen Republik sieht man aber schön, wie manchmal schlicht der Zufall am Werk ist, wie das eigentlich selbstbewusste, aber nicht-expanisonistische Rom ungeplant und ohne langfristige Strategie oder Politik in Kriege verwickelt wird und plötzlich feststellt, dass es über ein paar Provinzen verfügt.