Humor - eine kurze Erzählung über einen Tau-Feuerkrieger

  • Vorwort: Die Geschichte hier ist eigentlich schon etliche Jahre alt und wurde von mir schon damals in einem anderen Forum gepostet. Sie entstand als Folge einer Reihe von "Außer der Reihe"-Spielen im Zuge einer kleinen Kampagne und spiegelte ein wenig deren Ablauf wieder. Da ich in letzter Zeit wieder eine Menge solcher "Außer der Reihe"-Spiele in einer 40K-Kampagne (meiner Machart ^^) hatte und da einiges an Material für gute Geschichten bei rum kam, hab ich mich an sie erinnert und der Gaudi halber wieder ausgegraben.


    Ich hoffe der eine oder andere findet Gefallen daran. Fragen, Anregungen, Kritik, etc. sind ausdrücklich erwünscht, wer Rechtschreibfehler findet darf sie allerdings gern behalten ;) . Und zum Verständnis, es sind insgesamt drei Teile, die ich der "Dramatik" halber nach einander posten werde.


    Have Fun :D


    Humor


    Shas'la L'irri hatte furchtbaren Durst. Tau neigten eigentlich dazu, gegen Dehydrierung weitest gehend immun zu sein, was für einen trainierten jungen Feuerkrieger eigentlich doppelt galt. Aber er hatte seit dem Absturz ihres Orcas nichts mehr getrunken und das war nun schon über zwei Rotaas her. Und da er auf dem feuchten und unwirtlichen D'yanoi geboren und trainiert worden war, hatte das alles eh wenig zu sagen. Er hatte einfach Durst. Irgendwo hinter ihnen rauchten vermutlich noch immer die Trümmer ihres Orbitallanders und gaben der Expeditionsflotte im Orbit eine gute Vorstellung davon, wo in diesem dichten Dschungel man sie hoffentlich bald abholen würde. Er war die Rennerei reichlich satt.
    Als einziger überlebender Späher des ausgeschickten Erkundungsteams war er mit dem Krootweisen Korrach und drei Mitgliedern seiner Sippe auf Erkundung geschickt worden, wärend die anderen Tau bargen, was noch brauchbar war.

    Sie waren nicht weit gekommen, als eine Horde Entstellter aufgetaucht war. Und natürlich hatten sie diese weglocken müssen und alle Vorräte, inklusive des Wassers, waren bei den restlichen Überlebenden des Erkundungskommandos geblieben. L'irri duckte sich unter ein paar Farnen durch und hielt an, um etwas Atem zu schöpfen. 'Mentale Notiz an mich selber...geh niemals ohne eine eigene Ration Wasser aus deinem Landungsschiff-Wrack...' Sehnsüchtig blickte er einigen Tropfen Wassers hinterher, die von den Farnen auf seine Rüstung tropften. Seine Feldflasche war noch zu zwei Dritteln voll. Und das würde sie auch noch eine ganze Weile bleiben müssen. Es war alles, was er derzeit hatte und das ohne die Gewissheit, wie lange er damit würde auskommen müssen...

    ...die Verfolgungsjagd hatte lange gedauert und sie schließlich in diese völlig überwucherte Ruinenstadt geführt. Jetzt gerade war von den Verfolgern nichts zu hören. Vieleicht hatten sie die Entstellten ja abgehängt. Einer musste allerdings nachsehen. L'irri blickte sich in der engen Gasse, in die sie zuletzt geflüchtet waren, nach seinen Gefährten um. Alle vier Kroot sahen ihn mit ihren ausdruckslosen Schnabelgesichtern an. Er zuckte mit den Schultern. Er war der Ecke am nächsten und offiziell führte er den Trupp. Und es war Aufgabe des Anführers, mit Beispiel voran zu gehen. L'irri hatte gerade im Moment so seine Zweifel, dass seine Ausbilder so wirklich wussten, wovon sie in der Akademie da redeten. Doch die Kroot waren wohl unbedingt der selben Meinung wie seine Vorgesetzten. Vorsichtig schob er den Kopf nach vorne, nur um ihn sofort wieder zurück zu ziehen. Steinsplitter regneten in die Gasse, wo die Häuserecke von Geschossen getroffen wurde.
    "Sein noch da" bemerkte Korrach überflüssigerweise. L'irri sah ihn böse an, was die anderen Kroot zum Kichern brachte.
    "Da lang?" war Korrachs nächster Kommentar. L'irri nickte zu der Richtung, in die der Kroot zeigte. Durch ein Loch in der Wand schlüpften sie in das Gebäude.


    Es wurde langsam dunkel. Sie waren noch fast ein halbes Dec lang geflohen, bevor die Entstellten ihre Spur verloren hatten. Und das hatte seinem Verlangen nach Wasser schon mal keinerlei Abbruch getan. Was aber an der aktuellen Situation auch so nichts änderte. Er musste eine Entscheidung fällen.
    "Einer muß zurück und dem Shas'vre Bericht erstatten." Korrach antwortete mit einem kurzen harten Klicken, das L'irri als Zustimmung zu werten gelernt hatte. Ohne ein weiteres Wort verschwand Nirein, der schnellste ihrer Gruppe, in der Dunkelheit. L'irri sah ihm noch kurz nach.
    "Suchen wir uns ein gutes Versteck und ruhen ein wenig", mit diesen Worten drehte er sich zu den Kroot um. Statt in ihre Schnabelgesichter sah er in die Mündung der groben Waffe eines Entstellten. Keine Spur von den Kroot.
    L'irri war starr, er konnte nichts tun. Bevor er seinen Pulskarabiner hochbekommen würde, hätte das abstoßende Wesen vor ihm L'irris Kopf in ein Gefäß mit zu vielen Löchern verwandelt, primitive Schußwaffe hin oder her. Nun zumindest würde das sein Durstproblem beheben. Und wo waren die verdammten Kroot abgeblieben? L'irri ließ seinen Karabiner vorsichtig fallen. Mit einem dumpfen Klack landete die Waffe am Boden, gefolgt von einem kaum wahrnehmbaren Echo. Der Entstellte, eine häßliche deformierte Unnatürlichkeit, begann zu grinsen und zeigte dabei zwei Reihen nadelspitzer Zähne. Das Grinsen gefror, als eine Klinge von hinten seine Kehle aufschlitzte.
    "Du sein guter Köder, Shas'la". L'irri war zutiefst erleichtert, noch am Leben zu sein. Aber langsam hasste er den trockenen Humor dieses Kroot. Und Durst hatte er immer noch.
    Der Krootweise durchsuchte den Toten und schnüffelte an ihm und einem Teil seiner Ausrüstung. Er klickte unzufrieden. "Beute leider verdorben" L'irri schauderte. Er hatte ganz vergessen, was Kroot in der Regel aßen. Der Hang der Kroot, ihre Feinde zu verspeisen galt bei den Feuerkriegerveteranen, denen L'irri gelauscht hatte, als etwas, worüber man besser nicht allzu genau nachdachte. In dem Fall war L'irri mit seinen Ausbildern eindeutig einer Meinung.


    Sie fanden schließlich recht schnell einen Platz zum lagern. Auf das Leben in unwirtlichen Dschungeln verstanden sich Kroot jedenfalls ausgezeichnet. L'irri trank etwas von seinem wenigen Wasser und kaute auf einem Energieriegel aus einer der Taschen seines Standardmehrzweckgürtels herum. Es schmeckte nach gekochtem Sägemehl. Aber angeblich war es essbar. Allerdings hatte er das Gefühl, mindestens einen Por'O der Wasserkaste zu benötigen, um seinen Magen davon zu überzeugen. Die Wasserkaste sprach oft von der Macht der Propaganda. Vielleicht half die hier ja. Auch die Kroot aßen. Er wollte nicht so genau wissen was. Sie hatten ursprünglich keinerlei eigenen Proviant mitgenommen.
    Im Morgengrauen fand Nirein ihre kleine Gruppe wieder und übermittelte Befehle. "Shas'vre sagt, wenn schon einmal da, Ort erkunden", erklärte er fröhlich. L'irris Begeisterung entsprach der Größe einer Kimja-Frucht, die man in Eiswasser gebadet hatte. Diese so behandelte Delikatesse wurde im Regelfall in einem Gefäß von der Größe einer Fingerkuppe serviert. Und hatte darin reichlich Platz.
    Korrach legte kurz den Kopf schief, wie um zu lauschen."Shas'la, du wieder Köder sein wollen?"
    Na toll, dachte sich L'irri, nicht nur dass seine Befehle ihn noch länger in dieser Ruinenstadt festhielten, nein, seine Begleiter mussten auch noch unbedingt auf seine Kosten witzig sein.
    Bevor er etwas entgegnen konnte, waren alle Kroot vor seinen Augen verschwunden. Dafür bogen drei Entstellte um die Ecke. L'irri zuckte Schicksalsergeben in einer Nachahmung einer menschlichen Geste, die er irgendwie exotisch fand, die Schultern, gab einen Schuß in Richtung des abstoßenden Trios aus seinem Pulskarabiner ab und lief in die andere um den Köder zu spielen. Während er im Halbdunkel durch die Ruinenstadt hetzte und versuchte, sich nicht den behelmten Kopf an irgend einem Mauervorsprung einzurennen, oder sich einen rostigen Speer seiner Verfolger einzuhandeln, fand er sogar etwas positives an der Situation.
    Zu seinem Glück hatte Nirein wenigstens Wasser mitgebracht...

  • Humor Teil II



    Shas'la L'irri betrachtete die Leichen der drei Entstellten. Sie wirkten furchtbar deformiert und das auch ohne die Schäden durch die Schutt-Teile, welche die Kroot für ihre Falle verwendet hatten. Keiner der drei hatte etwas symetrisches, etwas natürliches an sich. Sie wirkten wie von einem launischen Kind wahllos zusammengesteckte Puppen aus nicht zusammenpassenden Teilen. Häßlichen Teilen!


    Er hatte drei mal um den Häuserblock laufen müssen, bis die Kroot endlich zugeschlagen hatten und ihre Trümmerstücke vom Dach auf die Entstellten warfen. Sie hofften, das würde niemandem aus deren Freundeskreis von Unholden verdächtig vorkommen. Zumindest war es weniger auffällig als durchschnittene Kehlen. Wobei man sich da wohl nicht unbedingt sicher sein konnte.


    L'irri hatte langsam eindeutig genug von dieser Ruinenstadt. So trist und grau wie sie war, hielt er sie für Gue'la-Werk, auch wenn die übliche Symbolik der Menschen nahezu komplett fehlte. Kein einziger doppelköpfiger Stein- oder Bronzeadler war ihm bisher aufgefallen. Und angeblich wimmelten Gue'la-Städte sonst davon. Wahrscheinlich war die Stadt sehr alt, oder jemand hatte alle Symbole entfernt, auch wenn er das nicht so recht glaubte. Immerhin waren die Ausmaße der Ruinen enorm. Wer würde sich schon die Arbeit machen, da wirklich alles an Ikonographie zu entfernen. Dazu musste man schon verrückt sein. Ein Gedanke, der ihn zurück zu den drei Entstellten und dem Anführer der Krootsippe der Nebelwanderer brachte, der neben ihnen kniete.
    Korrach stand auf, trat zu ihm und sog hörbar die Luft ein. "Shas'la, du schlechter Köder. Bringst immer nur verdorbenes Fleisch."
    "Hättet ihr mich nicht so lange laufen lassen, währ euer Essen vieleicht noch frisch!"
    Hatte er das gerade wirklich zu einem Krootweisen gesagt?! Korrach hatte eindeutig einen schlechten Einfluß auf ihn. Die anderen Kroot schienen seine Antwort allerdings sehr lustig zu finden. Der Weise hüllte sich in Schweigen, doch L'irri glaubte eigendlich nicht, dass dieser wirklich wütend war.
    L'irri beschloß, es nicht drauf ankommen zu lassen und die Aufmerksamkeit wieder auf ihre Probleme zu lenken. Nur zur Sicherheit. "Wir sollten uns besser umsehen. Der Shas'vre will sicher einen genauen Lagereport haben." Und würde den bekommen, falls sie hier jemals wegkamen, fügte L'irri im stillen hinzu und dachte dabei an die Neigung der Kroot, ihn als Köder zu missbrauchen.
    Nirein hatte in einiger Entfernung eine Art Turm gesehen. Das hörte sich gut an. Vorsichtig näherten sie sich dem Gebäude, was fast zwei Decs dauerte, da sie mehrmals Entstellten ausweichen mussten. Das Gebäude selbst war riesig, aber fast vollständig verfallen, nur der Turm stand noch halbwegs intakt. Vieleicht war das ganze einst eine Art Tempel gewesen. In jedem Fall war es ein idealer Aussichtspunkt.
    "Korrach, Nirein. Ihr zwei kommt mit mir. Der Rest deckt uns aus den Gebäuden da drüben." Alle Kroot nickten, eine Geste der Zustimmung, die sie mit den Menschen, aber nicht den Tau, gemeinsam hatten. Ihre Kämme wippten seltsam synchron dabei, was L'irri sowohl exotisch, als auch seltsam vertraut vorkam.



    Er grübelte während sie durch die Trümmer hindurch zum Turm schlichen. Was war es, was die Entstellten so geschaffen hatte? Sie sahen nicht natürlich aus. Strahlung? Er war kein Fio, aber er wusste, das Strahlung so etwas bewirken konnte. Die Wissenschaftler der Erdkaste machten kein Geheimnis daraus. Es gab nicht umsonst überall, wo die Gefahr bestand kontaminiert zu werden, deutliche Warnhinweise. Die Fio scherzten gelegentlich, dass selbst Feuerkrieger nicht dumm genug waren, derartige Schilder zu ignorieren. Was für die berüchtigt humorlose Erdkaste schon enorm war und somit einiges über das Thema aussagte. Aber weder die Scanner ihres Schiffes, noch die Aufklärungsdrohnen hatten ausreichend Strahlung gemessen, um so etwas wie die Entstellten zu erklären. Zu dumm, dass sein Helm den Absturz ihres Orcas nicht komplett überstanden hatte, sonst hätte er jetzt Messungen machen können. Die Fio waren immer dankbar, wenn man ihnen etwas gab, mit dem sie arbeiten konnten. Aber einiges an seinem Helm funktionierte nicht mehr und die Umweltmessgeräte gehörten eindeutig dazu. Er hatte ihn längst an seinem Mehrzweckgürtel befestigt, da das Ding außer als Aufprallschutz zu kaum noch etwas taugte.

    Der Turm war sehr schlank und rund, eine steile Wendeltreppe führte nach oben. Die Aussicht war hervorragend. In Richtung Sonnenuntergang erstreckte sich die Ruinenstadt über mindestens drei Decs Fußmarsch, nach Sonnenaufgang gab es ein weites Mangroven- und Sumpfgebiet, dann einen Fluß. In Richtung Mitternacht lag eine Art Komplex, besser erhalten als der Rest der Stadt, den L'irri sofort für ein Militärgelände hielt, was er aus den klaren Linien, den eindeutig beabsichtigten Feuerkorridoren und der allgemeinen Funktionalität der Anlage schloß. Selbst nach so viel Zeit des Verfalls war das alles noch klar erkennbar.

    Der Sumpf reichte fast bis an den Komplex heran. Von hier oben konnte man erkennen, das weite Teile der Stadt mit Gewalt zerstört worden waren. L'irri ließ Nirein eine Skizze anfertigen. Es gab hier zu viel, was eine hoch oben fliegende Aufklärungsdrohne nie entdecken würde.

    Ein Zischen von Korrach erklang. Dieser hielt einen großen Knochen hoch, der auffällige Beißspuren und Reste von etwas wie Papier oder Stoff trug. "Hier jemand hat gegessen. Nicht lange her!" Verdammt, der Turm wurde noch benutzt, natürlich! L'irri schalt sich einen Narren. Dies hier war ein perfekter Aussichtspunkt und das wussten die Einheimischen natürlich besser als jeder andere. Höchste Zeit sich von hier zu verabschieden.
    Wie um diese Feststellung zu unterstreichen, war von draußen Motorenlärm zu hören. Eine Art Halbkettenfahrzeug Marke Eigenbau näherte sich dem Turm, an Bord mindestens zwanzig Entstellte mit einem wilden Sammelsurium an Waffen. Das Fahrzeug hielt in der Nähe und die Passagiere stiegen aus. Vier näherten sich dem Turm. Hinter sich hörte L'irri Korrach herumwerkeln. Er befestigte ein Seil aus seiner Ausrüstung an einem Pfeiler und warf das andere Ende den Turm hinunter. Nirein kletterte sofort hinunter. Gute Idee! Korrach griff nach dem Seil. "Shas'la, du können klettern?"
    "Kann ein Dilorguu fliegen?" war L'irris einzige Antwort. Korrach klickte irritiert und schwang sich nach unten. L'irri seufzte und folgte ihm. Er hasste es zu klettern. Die Füße eines Tau waren optimal, um in der Steppe schnell und weit zu laufen. Zum Klettern eigneten sie sich bestenfalls begrenzt. Aber wozu hatte er schließlich starke Arme geerbt?
    Mehr schlecht als recht unten angekommen wartete Korrach. "Und, kann Dilorguu fliegen?"
    L'irri musste grinsen. "Nur bis er unten am Boden aufschlägt, er hat keine Flügel!"
    Der Weise klickte und schnalzte belustigt, während sie Nirein folgten, der versuchte, im Bogen zu ihren Kameraden zurückzukommen, und bereits einen guten Vorsprung vor ihnen beiden hatte. L'irri empfand ein wenig Stolz. Langsam hatte er wohl den Humor der Kroot gemeistert.
    Seine selbstzufriedenen Gedanken wurden jäh unterbrochen, als vom Turm erst Rufe und dann Schüsse erklangen. Primitive aber vermutlich dennoch tödliche Geschosse schlugen dicht genug neben ihnen ein, dass er Steinsplitter gegen seinen Körperpanzer und seine Beine schlagen spürte. Beide, Kroot und Tau begannen unter Fluchen im Zickzack zu rennen...



    L'irri und Korrach standen am Rande eines Brackwasserarms im Mangrovendickicht und überprüften die Gegend. Seit einem halben Dec war von ihren Verfolgern nichts mehr zu hören. Seit sie den Sumpf betreten hatten um genau zu sein. Das beunruhigte ihn. Besonders in Hinblick auf deren bisherige Beharrlichkeit. Ihre Flucht war miserabel verlaufen. Zuerst hatten Sorun und Alesh ihnen Deckungsfeuer gegeben, aber dann hatten die anderen Entstellten eingegriffen und die beiden hatten sich zurückziehen müssen, mindestens einer von ihnen verletzt. Von Nirein fehlte jede Spur und sie selber waren ständig verfolgt worden, von einer immer größer werdenden Zahl Entstellter. Jemand wollte sie offenbar haben. Und die Knochen im Turm machten L'irri nur allzu deutlich, wofür. Und sein Verlangen als Abendessen für diese Wilden zu dienen entsprach in keinster Weise L'irris Vorstellung vom Ende seiner Karriere in der Feuerkaste. Besonders nicht, weil er diese Karriere ja gerade erst begonnen hatte. Nach so viel Aufwand, den die Entstellten betrieben hatten, um ihren heutigen Hauptgang in den Kochtopf zu bekommen, war diese plötzliche Ruhe irgendwie verdächtig. Nun waren sie zu zweit in diesen Mangrovensümpfen und Korrach klickte und gurrte ständig unzufrieden, wenn er nicht die Gegend mit allen Sinnen prüfte. Nichts davon war geeignet dazu, L'irris Bedenken zu zerstreuen.
    " Ich dachte, Kroot würden das Leben in der Natur lieben, Korrach? Warum beschwerst du dich?"
    Der Weise klickte deutlich unzufrieden. "Kroot leben in Wald. Das nicht bedeuten, mögen stinkiges Wasser, wo nicht mal kann sehen Boden!" L'irri musste grinsen.
    Plötzlich hob der Weise seine Büchse und begann sich langsam und stetig zur Seite zu bewegen. Das Wasser geriet dabei in keine wahrnehmbare Bewegung, so vorsichtig war der Krootweise. L'irri musste die Frage, die ihm in den Kopf schoß, offenbar nicht aussprechen.
    " Shas'la, du jetzt nicht bewegen!"

    Das war absolut nicht, was L'irri hatte hören wollen. So wie seine bisherige Zeit auf diesem Planeten verlaufen war, hatte er eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie es jetzt weiter gehen würde. Zu seinem Unglück wurde seine Erwartung noch übertroffen.
    Aus dem Wasser schoß eine glatthäutige Bestie mit einem großen, übermäßig mit Reißzähnen bewehrten Rachen, genau auf L'irri zu. Zu groß um sie einfach abzuwehren. Zu schnell um ihr einfach auszuweichen oder den Karabiner rechtzeitig hoch zu bekommen. Und mit zu verflucht vielen zu verflucht langen Zähnen ausgestattet um in die Qualitätskontrolle der Fabriken, die seine Rüstung hergestellt hatten, allzu viel Vertrauen zu haben.
    Warum nur, bei allem was den Aun heilig war, musste immer ER den Köder spielen?!...

  • HUMOR Teil III



    "Shas'la, du langsam lernen. Das hier gutes Fleisch!" L'irri zog eine Grimasse. Der Riesenlurch hatte ihn fast umgebracht, bevor Korrach das Biest erschossen hatte. Sein Brustpanzer wies nun drei lange tiefe Kerben auf, wo es versucht hatte ihn mit seinen kurzen aber scharfen Krallen zu zerfleischen. Zumindest war er noch in der Lage, der Qualitätskontrolle der Erdkaste ein Dankesmemo zu schicken. Falls er hier jemals weg kam. Aber in einem hatte der Krootweise recht. Das Fleisch, welches sie über dem chemischen Feuer aus L'irris Ausrüstung brieten, war gut. Sehr gut sogar.
    Und sie hatten wieder Kontakt zum abgestürzten Orca. Das Fio-Wissenschaftler Team, das sie begleitet hatte, war in der Lage gewesen, die Funkanlage ihres Landers zu reparieren. L'irri hatte einen vorläufigen Bericht abgegeben können, nachdem man das Signal zu seinem (den Himmlischen sei Dank noch funktionierenden) Kommunikationssystem in seinem Helm genug verstärkt hatte. Und er hatte neue Befehle erhalten: Suchen und Vernichten.
    Eine Auswertung der Sensoraufzeichnungen des Orcas hatte ergeben, dass der Absturz kein Unfall war, sondern das Ergebnis eines Raketentreffers. Man hatte sie schlichtweg abgeschossen. L'irri hatte da so einen Verdacht wer und von wo. Seine Mission war nun, die Quelle genau zu lokalisieren und den Werfer auszuschalten, damit ein weiterer Orca landen und sie extrahieren konnte. Telemetriedaten hatten seinen Verdacht bestätigt. Der Komplex, den er für ein Militärgelände gehalten hatte, war sein Ziel. Die beiden beratschlagten sich und waren schnell einer Meinung. Durch den Sumpf bis zum Komplex, dann würden sie weiter sehen. Diese Route war offenbar gefährlich genug, dass die Einheimischen das Gebiet mieden. Was er ihnen nicht verdenken konnte. Es war gefährlich, aber machbar. Immerhin lebten sie ja noch. Zeit herauszufinden, ob dieser Zustand noch eine Weile anhalten würde.


    Sie überquerten gerade ihren vierten Brackwassertümpel, immer nach Anzeichen für einen weiteren Riesenlurch suchend, als er es sah. Das Tier war gigantisch! Mindestens so groß wie ein Teufelsrochen, der Standardtransportpanzer des Taumilitärs. Mit ledriger grauer Haut, einem enormen Hornschild auf dem Kopf, säulenartige Beine und kleine dunkle Augen. Es war genau vor ihm. Und es kam mit hoher Geschwindigkeit, Wasser hoch aufspritzend, genau auf ihn zu. Wie um alles auf diesem furchtbaren Planeten hatte er ein so großes Wesen nur übersehen können!
    Seine Ausbildung meldete sich zu Wort und er erinnerte sich daran, wozu er eine Waffe in den Händen hielt. Er zielte. Noch bevor das Biest ihn erreichte, oder er auch nur abdrücken konnte, traf ihn etwas von der Seite und er landete im hüfthohen Wasser.
    Fauliges Wasser ausspuckend und halb blind kam er wieder hoch und gab zwei Schuß blindlings ab. Das Untier rannte stur weiter gerade aus und verschwand, eine Spur der Verwüstung hinterlassend im Mangrovendickicht. Neben ihm tauchte der Kopf des Kroot aus dem Wasser auf." Es weg?"
    "Ja. Ich fürchte wir haben es verjagt." Der Weise kicherte. "Was?" war L'irris leicht säuerliche Frage darauf.
    "Shas'la langsam denken wie Kroot. Je größer und gefährlicher Beute, so besser für Sippe. Aber Korrach meinen, Shas'la nicht gleich müssen so übertreiben mit Ehrgeiz bei Jagd."
    Darauf gab es einfach keine vernünftige Antwort, also drehte er sich um und ging weiter. Hinter ihm kicherte der Weise den rest des Weges. L'irri begann langsam die Ruinenstadt zu vermissen. Der Sumpf ging ihm auf die Nerven.


    Der Komplex war sehr groß. Und voller Entstellter. Mit beginnender Dämmerung schlichen sie hinein. Langsam und extrem vorsichtig, so wie man es ihm beigebracht hatte, kamen sie zum Zentrum, dabei zahlreiche Wachen umgehend. Hier gab es einen großen freien Platz, mit einem recht hohen, aber stark verfallenem Gebäude. Ideal zum spähen bei Tag. Es dauerte die halbe Nacht in Position zu gelangen. Einmal wären sie beinahe entdeckt worden. Aber die Klingen des Kroot ließen den Warnschrei des Entstellten, der fast über sie gestolpert war, in dessen Kehle ersterben. Wortwörtlich. Sie versteckten die Leiche.

    Bei Tag konnte man endlich ausreichend sehen. An einem Ende des Platzes konnte L'irri eine Art Podest ausmachen. Am anderen erblickte er ihr Ziel. Eine große Raketenabschußrampe stand vor einem kleinen kuppelförmigen Gebäude. Daneben stappelten sich Unmengen an Treibstofffässern und Waffen- und Munitionskisten. Alles aus imperialen Beständen, den Aufdrucken nach, die er durch seinen Sucher erkennen konnte. Und es war genug davon für einen kleinen Krieg. Wenn es noch mehr solcher Depots gab, reichte es auch für einen längeren Krieg.
    Etwas kam ihm an der Kuppel im Hintergrund seltsam vor. Korrach schien es ähnlich zu gehen. "Was das führ seltsames Rohr an rundem Haus?"
    Bei allen Kasten, das durfte nicht wahr sein! "Ein Orbitalverteidigungslaser der Kriegsschiffklasse!"
    Alle Späher hatten den Stolz, immer das wertvollste Ziel zur Zerstörung durch andere zu finden. L'irri hatte gerade die Mutter aller Ziele gefunden. "Korrach, erinnerst du dich, was du über meinen Ehrgeiz gesagt hast?" Der Weise verdrehte nur die Augen und krächtzte etwas auf Kroot.
    "Shas'vre. Hier Team L'irri. Benötige Lenkraketenabschuß aus dem Niederen Orbit. Prioritätsziel Mont'o, Bedrohungsstufe 6 für die Il'Porrui D'yanoi Kor'quessa." "Shas'la Team L'irri, hier Vre'Ta'kala, haben verstanden. Anforderung
    Lenkraketenabschuß aus dem Niederen Orbit. Prioritätsziel Mont'o, Bedrohungsstufe 6 für die Il'Porrui D'yanoi Kor'quessa. Warten sie." L'irri musste nicht lange warten.
    "Shas'la. Hier Shas'vre. Lenkraketenabschuß genehmigt. Manta wird von der Il'Porrui gestartet. GAZ 0.9 Dec. Danach auf Kurs für Extraktion an Absturzstelle."
    "Verstanden Shas'vre. GAZ 0.9 Dec, von jetzt ab. Melde mich wieder wenn auf dem Rückweg." Nun hieß es wirklich warten.


    Auf dem Platz kam langsam das Leben in Gang. Eine Menge begann sich zu versammeln. Hunderte Entstellter. Ein Redner begab sich zu dem Podest am anderen Ende. Er war der größte Entstellte, den L'irri bisher gesehen hatte. Gehüllt in eine schwere pechschwarze Rüstung, mit goldenen Beschlägen und einem Vollhelm mit Hörnern überragte er seine Leute um mehr als das Doppelte. Und die Aura von Bösartigkeit, die dieses Wesen ausstrahlte.ließ wenig Zweifel daran, dass dies der Anführer der Entstellten war. Die Rede war gut zu hören, selbst hier hinten in ihrem Versteck. Da L'irri keinerlei technische Hilfsmittel sah, sprach das Bände über die Stimmkraft des Entstellten. Die deutlich kleineren Entstellten schienen begeistert. Sie schwenkten bei gefühlt jedem zweiten Wort ihre Waffen und brüllten Zustimmung. L'irri verstand zwar kein Wort, aber er zeichnete dennoch alles auf. Ein leises Fiepen seines Armkomms bestätigte die Bereitschaft des Mantas im Niederen Orbit. Es wurde Zeit, diesem Schwarzen Koloss das Ende seiner Rede zu vermiesen. L'irri hob sein Gewehr und schaltete den integrierten Markierungslaser ein. Korrach zeigte sich besorgt. "Shas'la. Wenn hier fertig, dann alle die leben, werden sein hinter uns her!"
    L'irri grinste verwegen."Dann sollten wir schnell rennen. Darin haben wir ja nun wirklich genug Übung gehabt, oder?" Korrach begann wieder zu kichern während L'irri sorgfältig zielte.


    Dreiundzwanzig Herzschläge später erhob sich ein, aufgrund seiner Geschwindigkeit nahezu unsichtbares Geschoß über eine nahe Mauer, ging dann wieder auf einen Abstand von zwei Taulängen zum Boden und schoß zwischen den Köpfen zweier recht großer Entstellter hindurch. Diese wurden zur Seite gerissen, während andere Entstellte zu Boden geworfen wurden, dann hatte die Rakete die Menge auf dem Hof passiert und schlug eineinhalb Herzschläge später mit explosiver Wucht in ein Treibstofffaß ein. Der sich ausbreitende Feuerball erfasste innerhalb eines halben Herzschlages alles Umstehende. Inklusive des gewaltigen Munitionslagers. Die daraus resultierende Explosion zerriss nur Augenblicke später das Lasersilo. Sammt der Raketenstellung nebendran. Die Druckwelle erfasste gleich darauf viele Entstellte und ließ ihre Eingeweide zu Brei werden. Sie waren sofort tot. Viele weitere wurden von herumfliegenden Trümmern und Körperteilen getroffen, oder von Schrappnel der Folge-Explosionen. Diese hielten auch dann noch an, als die Hauptexplosion bereits abgeklungen war und sogar ein paar Stunden später gab es noch vereinzelte Explosionen. Aber nicht alle Entstellten starben. Viele waren ausserhalb des Radius der Explosion. Viele wurden zwar getroffen, aber überlebten, oft schwer, aber genauso oft kaum ernstlich verletzt. Und der schwarz Gepanzerte, der scheinbar unberührt inmitten des tobenden Infernos stand, erteilte bereits Befehle.
    Das alles konnte L'irri nicht sehen. Er und Korrach rannten bereits längst um ihr Leben.


    Den Verlauf ihrer Flucht konnte man wohl nicht als optimal ansehen, vermutete L'irri. Sie hatten versucht zwischen Sumpf und Stadt in Richtung Orca zu entkommen. Aber sie waren in eine Gruppe Entstellter gerannt, möglicherweise welche, die von ihrer ersten Verfolgungsjagd zurück kamen. Und diese Gruppe war ihnen nun recht dicht auf den Fersen. Und in der Ferne konnte man Motorenlärm hören. Mehr Feinde, bereit sie zu hetzen.
    So würden sie nicht mehr weit kommen. Wie auf ein unausgesprochenes Kommando hin stoppten beide ihren Lauf. Sie sahen einander an. Und nickten beide. Kein weiteres Weglaufen mehr. Der Tau und der Kroot würden hier Seite an Seite ihr Leben so teuer wie möglich verkaufen.
    L'irri zielte auf den vordersten Entstellten. Um dieses häßliche Gesicht war es nicht schade, befand er. Den würde er auf alle Fälle mitnehmen. Eine entspannte Ruhe machte sich in ihm breit. Er hatte sein bestes getan. Sein Finger krümmte sich langsam um den Abzug. Ein Feuerkrieger starb für gewöhnlich im Laufe seines Dienstes. Das war etwas, worauf man sie von Kindesbeinen an vorbereitet hatte. L'irri würde in der Schlacht sterben. Und er hatte vor, seine Sache gut zu machen. Die Gruppe Entstellter jagte mit Mordlust in den Augen auf sie zu und gab ein gutes Ziel ab.


    Da störte etwas aus dem Augenwinkel seine Konzentration. Das absolut Unmögliche geschah. Ein alter Bekannter stürmte aus dem nahen Mangrovendickicht. Die Riesenechse brach mit voller Geschwindigkeit durch die Gruppe Entstellter, trampelte mindestens drei zu Tode und hielt dann grob auf L'irri und Korrach zu. Hinter dem Nackenschild des Untiers saßen drei Kroot, der eine mit einem dicken Verband um die Stirn.


    L'irri fand es schwer zu fassen, was gerade geschah. Aber sein Instinkt schaltete sich ein und er folgte dem Krootweisen, der offenbar weniger Probleme hatte mit dem, was um ihn herum vorging.
    Es war mühsam , nebenherzurennen und aufzuspringen, aber mit etwas Hilfe schafften sie es. L'irri war total geschafft, rang mit Mühe um seinen Atem, bei dem Versuch nicht vom Rücken der Bestie zu fallen. Aber nach einigen Augenblicken obsiegte seine Neugier. Sich an einem Riemen, der an dem Hornschild befestigt war, festklammernd, wandte er sich an Nirein, der die Bestie mit Stichen seiner Krootbüchse zu lenken schien. "Nirein, wie um der Aun willen hast du es geschafft, dieses Biest zu zähmen?!"
    "Wer sagen ich haben gezähmt? Wenn Biest wollen überrennen Nirein, nicht können zur Seite oder nach hinten, also springen hoch und landen darauf. Dann haben Angst zu springen in stinkiges Wasser wo nicht kann sehen Grund. Kroot nicht gemacht zu baden in Wasser wo nicht sehen Grund. Also bleiben oben auf Biest. Nach Explosion einfach halten in Richtung Lärm und finden andere. Gute Idee zu machen so viel Lärm. Leicht finden. Aber wo sprechen von gute Idee...jemand weiß wie anhalten Biest?"
    Das war nicht, was er bei diesem holprigen Ritt hatte hören wollen!


    Ein Lächeln ob der Situation machte sich bei L'irri breit. Dann schüttelte er in einer weiteren Imitation menschlicher Gestik den Kopf und lachte laut. Korrach war wirklich ein schlechter Einfluß. Er begann doch tatsächlich diesen schrecklichen Kroothumor zu mögen. Mit etwas Unterstützung gelang es ihm, sich besser festzuhalten, was seiner Fähigkeit, seine Umgebung wahrzunehmen eindeutig gut tat. Oder auch nicht, je nach Betrachtungsweise. Er hatte ihre Verfolger bis hierhin vergessen.


    Der Motorenlärm wurde lauter. Gleich mehrere Fahrzeuge näherten sich. L'irri fand es an der Zeit, wieder wie ein echter Tau zu denken und zu handeln. "Shas'vre! Wir nähern uns ihrer Position. Und wir bringen Besuch mit. Ungebetenen!"
    "Verstanden Shas'la. Locken sie ihre Verfolger zur Absturzstelle. Bereiten Kauyon vor. Kommen."
    "Verstanden Shas'vre, Kauyon in Vorbereitung. Rückzug zur Absturzstelle. Ende."
    Nirein war neugierig. "Was haben Shas'vre gesagt?"
    L'irri grinste verschlagen: "Dass diesmal alle fünf von uns den Köder spielen werden."
    Alle Kroot begannen belustigt zu schnattern, während die wütende, aber offenbar kurzsichtige Riesenechse auf den inzwischen erkennbaren Orca zuhielt.
    Ein Rundumblick, der L'irri fast seinen eh schon geringen Halt kostete, zeigte, dass es sehr knapp werden würde. Eines von sieben Halbkettenfahrzeugen hatte sie fast erreicht, der Rest nicht viel weiter zurück. Alle voll mit rachsüchtigen Entstellten. Jetzt zog das erste gleich auf und die Insassen der Ladefläche richteten ihre Waffen auf die Flüchtlinge.
    In diesem Moment eröffneten über hundert im nahen Dickicht verborgene Kroot und Shas'la das Feuer aus Krootbüchsen und Pulsgewehren.



    Das Wesen, das man als Georian den Schlächter, Dämonenprinz und Herr über sieben Welten kannte, blickte dem rochenähnlichen überschweren Landungsschiff hinterher, wie es in den Himmeln verschwand und die Störenfriede von seiner Welt brachte. Das also war der neue Feind. Das waren diese TAU. Interessant! Sie hatten seine mühsam zusammengetragenen Vorräte vernichtet, seine Anhänger getötet und damit seinem Plan, der Herrschaft des Imperiums in diesem System ein blutiges Ende zu bereiten einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Er hatte fest vor gehabt, schon bald Herr über acht Welten genannt zu werden. Das hatten sie ihm verdorben. Und nun schienen sie sich anzuschicken, den imperialen Hunden an seiner statt dieses System abzunehmen. Er war äußerst zufrieden.
    Endlich eine echte Herausforderung!


    Der Manta begann auf dem Hangardeck der Il'Porrui D'yanoi Kor'quessa Feuerkrieger und Kroot auszuladen und sie in der Sicherheit eines Schiffs der gloreichen Expeditionsflotte der Tau willkommen zu heißen. Kor'el D'yanoi Iquec, der Kapitän des Schiffes, begrüßte den Shas'vre der Bodenmission ungeduldig. "Da sind sie ja endlich! Wir haben neue Befehle und keine Zeit. Eines unserer Kir'la-Spähschiffe hat eine kleine Gue'la-Flotte gesichtet. Unser Schiff soll als Köder fungieren und die Menschen in eine Falle locken." Ein unerwartetes und fremdes Geräusch im sonst eher geschäftich ruhigen Hangar des Tau-Exploratorschiffes unterbrach die Erklärungen des Luftkastenoffiziers. Irritiert blickten er und der Feuerkriegerveteran auf einen Späher in ramponierter Montur und vier Kroot, die sich im Hintergrund seltsam am Boden wälzten. SIE SCHIENEN ZU LACHEN!!!

    2 Mal editiert, zuletzt von Good-o-Sam ()

  • 1. Du hast dich der Ketzerei schuldig gemacht, in dem Du Xenos-Abschaum menschlich dargestellt hast.
    2. Schöne Geschichte. Der Aufbau ist gut. Stil gut lesbar. Die Formatierung ist ansprechend und hilfreich. Das wird leider zu oft vernachlässigt.
    3. Humor... der Titel weckt falsche Vorstellungen. Es ist Dir gelungen, den Witz nicht auf Teufel komm raus zu erzwingen. Du erzeugst eine Situation, die Dir die Witze und Absurditäten gut vor die Flinte legen. Aber eigentlich ist es ein Abenteuerroman, der mit Augenzwinkern erzählt wird. Die Ankündigigung "Humor" lässt einem aber das Augenzwinkern suchen. Weisst was ich meine? Es wäre witziger, wenn man den Humor zufällig entdeckt.
    4. Gerne fortsetzen :O

  • Einer traut sich! :D


    1. schuldig im Sinne der Anklage 8)


    2. vielen Dank. :O


    3. ja, ich denke ich weiß recht genau, was du meinst. Da 'Humor' allerdings nur der Auftakt von einer Reihe von 'L'irri'-Geschichten war, und sich der "Humor" der ersten auch durch die weiteren Folgen zieht, fand ich das verschmerzbar. Zumindest damals. Heute würde ich vermutlich auch nen anderen Titel wählen. Aber mehr als ein paar nötige Überarbeitungen wollte ich nicht direkt dran ändern. Evtl. entscheide ich mich aber noch um, weil der Einwand durchaus berechtigt ist. Mal drüber schlafen. (wobei ich bereits zu einem Titelwechsel neige)


    4. :D da ich die Dinger nur noch überarbeiten muss, sollte sich das machen lassen. ^^


    Und merci für die konstruktive Kritik :)

  • Hab die Geschichte heute erst entdeckt.


    Finde ich sehr gut geschrieben und die Kroot Jungs sind mir schon jetzt an Herz gewachsen.
    Weitere Kurzgeschichten würde ich sehr gerne lesen.


    Eine frage hätte ich aber zur Geschichte:
    Warum ist L'irri alleine mit den Kroot unterwegs? machen das den Feuerkrieger Kroot anführen? Das hab ich jetzt zum ersten mal gehört.


    Gruß DD

  • Na ja, diese Geschichte scheint mir abgeschlossen!
    Aber Du hast recht, der Titel ist etwas unglücklich gewählt für diese sehr coole Geschichte...Fand sie weitestgehend schön zu lesen und konnte auch ab und an schmunzeln, aber bei dem Titel hatte ich etwas "noch Lustigeres" erwartet!
    Im Nachhinein finde ich den Titel komischerweise durchaus passend, da es in der Geschichte einfach oft darum geht, um Humor...Doch paßt er (der Titel) dennoch nicht wie die Faust auf´s Auge!
    :winki:
    Insgesamt eine gelungene Abenteuer-Geschichte, danke dafür...Wie genau sah denn die Inspiration dafür auf dem Spieltisch aus...?

    Es ist traurig, eine Ausnahme zu sein; es ist noch trauriger, keine zu sein...!


    :bear:


    Gerade gelesen und genau mein Ding:

    "Do more things that make you forget to check your phone"


    :winki:


    Eine Auflistung aller von mir bespielten Tabletop-Systeme und Fraktionen samt der jeweiligen Modell- und Punkteanzahl befindet sich auf meinem Profil hier unter dem Punkt:

    "Über mich"

  • @DD-der-Kleine: freut mich, dass es dir gefallen hat. :) Zu deiner Frage...im Grunde wird das in der Geschichte beantwortet. Da L'irri der einzige Überlebende der Späher ist, der Shas'vre aber eine Truppe Späher braucht, wird der gute L'irri, nach guter alter Tau-Manier, einfach als Anführer eingesetzt für die paar überlebenden Kroot, schlicht weil es praktikabel ist. Aber üblich ist es nicht. Ungewöhnlich allerdings auch nicht.


    Serotonin: bald hoffe ich...bin nur momentan ziemlich beschäftigt ;(


    Arthurius; Merci für das Lob. :)


    Die Inspiration war einfach eines unserer damals zahlreichen Kampfpatroullienspiele, das ziemlich durch ups and downs geprägt war. Zu deutsch, es ging drunter und drüber. ^^ Falls ich mal die Zeit finde, poste ich ein Bild vom damaligen L'irri-Modell.
    Im Zuge der Kampagne von damals entwickelte sich L'irri dann weiter. Was folgende Geschichten wiederspiegelten.


    Und ja, die Geschichte für sich ist abgeschlossen. Allerdings existieren schon noch einige mit unter anderem diesem Charakter. (und einigen der Kroot :tongue: ). Und ich hatte versprochen, weitere hier zu veröffentlichen. Allerdings benötigen die teils massive Überarbeitung. Mehr, als ich gedacht hatte. :O

  • Wie geil!
    Aber logisch, gibt ja die Geschichte auch irgendwie wieder...Na dann viel Spaß und gutes Vorankommen beim Überarbeiten der Geschichten!
    :)
    Und gerne auch Fotos von der gesamten Einsatz-Truppe, falls noch vorhanden...

    Es ist traurig, eine Ausnahme zu sein; es ist noch trauriger, keine zu sein...!


    :bear:


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    :winki:


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  • Hier mal der erste Teil der nächsten Geschichte, für diejenigen, die Spaß an meinem Geschreibsel haben :D


    Viel Freude mit:


    Lösungen


    1.Das Problem:



    Mittlerer Orbit über Pantalar IV, Besprechungsraum 3-2S auf der D'yanoi To'qua


    Commander Shas'o D'yanoi Si'drarr Kais Kauyon Dor'tang, um ihren vollen Namen zu benutzen, stand kurz davor, dem letzten Teil davon Ehre zu machen. Dor'tang war das Tauwort für einen verheerenden Sandsturm in den unwirtlicheren Regionen von Tau, der mit plötzlicher und brachialer Gewalt über unachtsame Wanderer herfallen konnte. Und war nebenbei auch die Beschreibung für ihre zweitliebste Kampftaktik. Und sie hatte gerade gute Lust, genau das mit den sich streitenden vier Commandern, die mit ihr am Tisch saßen, zu tun. Leider würde der Verlust von gleich mehreren Anführern der Streitmacht auch keine Lösung für ihr Problem sein. Ein Ventil für ihren Frust allerdings schon. Doch die Lösung ihres Problems ging, sehr zu ihrem Ärger, eindeutig vor.
    Welches auch noch im Grunde furchtbar banal war. Und ein typisches Beispiel dafür, warum man Verhandlungen im Sternenreich allgemein der Wasserkaste überließ. Die konnten sowas. Und sie hätte diese spezielle Verantwortung auch liebend gern an einen davon abgetreten und sich statt dessen in einen Nahkampf mit einer Horde Grünhäute gestürtzt.
    Dummerweise wurden gerade sämtliche ihr zugeteilten und in Frage kommenden Mitglieder der Wasserkaste auf dem Planeten unter ihr vermißt. Und nun wurde eine Rettungsmission benötigt. Das Problem war nicht, die aufzustellen. Sie hatte vier Commander unter ihrem Befehl, die jeweils einen vollen Jagdkader zur Verfügung hatten, plus ein Dutzend Hilfs- und Unterstützungskader.
    Truppen hatte sie genug. Nein, das Problem war ein ganz anderes. Und auch nur ihr Fehler. Es war wirklich lächerlich. Sie war so dumm gewesen, nach einem Freiwilligen zu fragen. Und wie eigentlich zu erwarten, hatten sich alle vier Commander gemeldet. Und stritten nun seit gefühlten sechsunddreißig Planetenumläufen (gut es war erst ein halber, aber sie war gerade nicht in der Stimmung für Geduld), wem die Ehre nun zukam. Oh, für Feuerkrieger stritten sie sehr gesittet. Äußerst höflich. Immerhin waren es alle altgediente Shas'O, die sich zu benehmen wussten. Also kamen keine Schußwaffen zum Einsatz. Aber sie stritten halt.


    Und sie konnte auch nicht einfach einen der vier bestimmen. Das hieß, sie konnte schon. Und damit die anderen drei verstimmen und Dissens in die Koalition bringen. Was zu kleineren Reibereien führen würde, wenn die übergangenen Commander versuchten, Ehre wett zu machen. Und das würde zu kleineren Problemen führen. Was Kreise ziehen würde. Und am Ende verpatzte sie den gesamten Einsatz und viele gute Krieger würden eventuell sterben und das würde dem höheren Wohl nicht eben förderlich sein. Also musste eine Lösung her. Eine diplomatische Lösung. Sie hätte schreien wollen.


    Und wollte gerade Luft holen, um genau das auch zu tun. Oder zumindest ein Machtwort zu sprechen. Von dem sie zwar noch keine Vorstellung hatte, wie es ausehen sollte...aber angeblich war sie gut im improvisieren.


    Doch der Himmlische Aun'vre D'yanoi For'em, der bisher noch kein Wort gesagt hatte, kam ihr zuvor. "Verehrte Shas'O, ich bin beeindruckt, wie stark der Wille der Feuerkaste ist, ihren geschworenen Eid, alle Tau zu beschützen, nachzukommen. Der Geist von Tasch'var ist stark in dieser Koalition und das erfüllt mich mit Freude und Zuversicht für die Eroberung und Eingliederung dieses Systems in unser glorreiches Sternenreich. Dass Shas'O Si'drarr es für wichtig genug hält, einen ganzen Jagdkader abzustellen, um die vermissten Mitglieder der Wasserkaste zu finden, zeugt von ihrer Ergebenheit dem höheren Wohl gegenüber. Aber die Be'gel sind denke ich doch das größere Problem und erfordert ihre vereinte Kraft. Gäbe es nicht einen Kader in ihrer Kampfgruppe, der von nicht so großer Bedeutung für die Eliminierung der Orks ist und den wir entsenden könnten?"


    Die vier Shas'O setzten nachdenkliche Mienen auf, während Si'drarr sich bemühte, ihren bislang stoischen Gesichtsausdruck nun endgültig einzufrieren. Keinem der Commander gefiel es, nicht zum Kampf zu kommen, aber einem Mitglied der Himmelskaste wurde nur selten ein Wunsch abgeschlagen. Dennoch brauchte es einige Augenblicke, bis Shas'O Fran'al mit einem Namen rausrückte. "El'Bin'tarr und ihr Kader sind unter Sollstärke, aber sie ist findig und fähig den Einsatz durchzuziehen." Die restlichen Commander bekundeten langsam ihre Zustimmung, während sie sich bemühten, ihre Enttäuschung über den verpassten Einsatz zu verbergen.
    Si'drarr hätte dagegen jubeln wollen. Was als Anführer des militärischen Arms der Koalition natürlich nicht in Frage kam. Statt dessen bemühte sie einen (hoffentlich) würdevollen Tonfall und beauftragte Shas'O Gor'tan, dem der Kader von El'Bin'tarr angegliedert war, alles nötige zu veranlassen. Anschließend löste sie die Besprechung auf.
    Sie wartete, bis der letzte Shas'O den Raum verlassen und die Iris der Tür sich geschlossen hatte, bevor sie in niemandes Richtung ein "vielen Dank für die Rettung" in die entstandene Stille warf. Erst dann drehte sie dem Himmlischen ihr Gesicht zu. Dieser grinste breit. "Der Verlust nahezu unseres gesamten militärischen Führungstabes schien mir als Lösung nicht gänzlich optimal, Shas'O"
    Es viel ihr schwer, ein Lachen zu unterdrücken. "Die Gerüchte über mein Temperament haben also jetzt die Ränge der Aun erreicht?"
    Die Antwort des Himmlischen wurde von einem Kichern begleitet: "Ein wenig Shas'O. Ein wenig."


    Sie seufzte deutlich hörbar und erwiederte dann das Lächeln des Aun.Die Eroberung des Pantalarsystems versprach eindeutig interessant zu werden...


    2. Neu im Team


    Shas'la L'irri stand vor dem Büro seines neuen Commanders und hatte große Mühe, nicht wie der nervöse Frischling auszusehen, der er eigentlich war. Dass er aus lauter Nervosität zu früh eingetroffen war und das Warten alles nicht besser machte, half auch nicht eben, wie der noch halbwegs funktionierende Teil seines Verstandes trocken feststellte.
    Zu seinem Glück, oder auch Unglück, je nach Betrachtungsweise, öffnete sich schließlich die Iris und eine weibliche Stimme, der man anhörte, dass sie das Befehlen gewohnt war, rief ihn herein. Da ihm Zögern nicht helfen würde, riß er sich zusammen, so gut er konnte, betrat den Raum, nahm vor dem Schreibtisch der Shas'el mit den auffälligen gekreuzten Narben an der rechten Stirnseite Haltung an, schlug die Handkante gegen die linke Brust zum Salut und bellte: "Shas'la D'yanoi L'irri wie befohlen zur Stelle"
    Was ihm einen tadelnden Blick seines Gegenübers einbrachte. "Shas'la, wir sind hier an Bord eines Kriegsschiffes, nicht auf dem Übungsgelände. Normale Lautstärke ist voll ausreichend."
    "Ja...jawohl Shas'el." Es kostete Mühe, die Stimme korrekt zu dämpfen.
    Shas'el Bin'tarr überflog einige Daten im Holo neben ihrem Arm, bevor sie ihn wieder ansprach. "Unser Kader wurde damit beauftragt, einige vermisste Wasserkastler auf dem vierten Planeten aufzuspüren und zu exfiltrieren. Ich setze sie als Teamführer von meinem zweiten Feuerkriegertrupp ein. Wir starten in einem viertel Rotaa, sie haben also nicht viel Zeit, rüsten sie sich aus und seien sie pünktlich im Hangar."


    L'irri glaubte seinen Gehörorganen nicht zu trauen und stand wie angewurzelt vor seiner Vorgesetzten. Diese blickte auf. "Was ist Shas'la?"
    Er musste kurz schlucken. "Ein Team führen, Shas'el! Ich?" Sie nickte kurz. "Ich weiß, sie sind eigentlich noch nicht lange genug dabei. Aber Team zwo besteht komplett aus frisch gebackenen Shas'la, genau wie die meisten anderen Leute in meinem Kader. Wir hatten gegen die Be'gel in einem ersten Gefecht schwere Verluste. Und sie haben bereits einmal ein kleines Team geführt, also haben sie mehr Erfahrung, als der Rest ihres Teams. Daher war die sinnvollste Lösung, ihnen das Kommando zu geben. Shas'ui Ton'dir führt das erste Team. Wenn es etwas gibt, mit dem sie glauben nicht zurecht zu kommen, können sie sich an ihn wenden. Aber der Einsatz sollte nicht allzu schwer werden. Die Parameter wurden bereits an ihren Com gesendet. Sie können wegtreten Shas'la."
    L'irri nickte dem Schicksal ergeben. Ihm blieb nur, gehorsam zu salutieren und sich nach Verlassen des Büros haltsuchend kurz an die Bordwand zu lehnen. Kommandieren eines ganzen Teams. Verantwortung für volle elf Mit-Tau. Wo er sein letztes Kommando grade noch so mit Glück knapp überlebt hatte. Gut, er hatte damals nicht nur Glück gehabt. Es gab einfach keine Zeit zum Nachdenken, also hatte er Entscheidungen getroffen. Doch das jetzt war was ganz anderes. Er war sich nicht eben sicher, dass er dafür bereit war. Von allen anderen Komplikationen ganz zu schweigen.
    L'irri musste erstmal tief durchatmen. Er hatte eine heiden Angst, diese Sache zu verpatzen, so viel stand fest. Aber sich haltsuchend an der Schiffswand anzulehnen würde ihn vermutlich auch nicht weiter helfen. Also zuckte er mit den Achseln, unbewußt eine menschliche Geste nachahmend und machte sich auf den Weg den Korridor hinunter. Nur um sich nach fünf Schritten an die Stirn zu fassen und den Gang in die andere Richtung hinab zu eilen. Da hätte er doch vor Aufregung beinahe seine Ausrüstung vergessen! Wenn das so weiter ging, würde die Eroberung des Pantalarsystems noch interessant werden...

  • DD-der-Kleine:


    Ein absolut blutiger Anfänger ist L'irri nicht. Aber ein erfahrener Veteran halt auch noch nicht. ^^ Tatsächlich schreibe ich aufgrund deiner Fragen diese Geschichte grade so um, dass man sich unter meinem Lieblings-Tau besser was vorstellen kann. Du hast mich also quasi inspiriert... :D Was deine Kroothoffnung angeht...es gibt zwei Einheiten, die ich nahezu immer in meinen Tau-Armeelisten drin habe: Geister und Kroot. Sagen wir, deine Hoffnung ist begründet :tongue:


    ...L'irri quälte sich mit seinem ersten Einsatz als offizieller Teamführer ab. Nicht nur, dass er eigentlich nie richtige Ambitionen hatte, in den Rängen aufzusteigen und ein Anführer zu werden. Von den typischen Träumereien eines gerade erwachsen werdenden Shas'saal an der Akademie abgesehen. So richtig wohl hätte er sich jetzt in einem Späherteam gefühlt, dass in irgend welchen Dickichten rumkrauchte, wie er das seit zwei Tau'cyr gewohnt war.
    Was ihn gedanklich zu einem weiteren Störfaktor für sein seelisches Gleichgewicht brachte. Seine momentane Ausrüstung. Das zusätzliche Gewicht des Armschildes und der Oberschenkelpanzerung wahren ungewohnt, aber fühlten sich vertraut an. Die leichtere Späherrüstung, die er jetzt zwei Jahreszyklen des Taukalenders getragen hatte, war zwar beweglicher und ihm daher lieber. Doch in der Akademie auf D'yanoi hatte er natürlich den Großteil seiner Ausbildung in der schwereren Standardrüstung der Feuerkrieger verbracht. Das war nicht das Problem. Aber sein neuer Helm verfügte über diverse Zusätze, besonders für Kommunikations- und Kommandofunktionen, die ihn immer noch irritierten. So wie jetzt gerade, wo plötzlich ein Signalzeichen von Ui'Ton'dir (der sich als ziemlich rupiger und wenig mitteilsamer Veteran erwiesen hatte...noch so ein Punkt auf der wachsenden Liste von Dingen, die ihn irritierten) in sein Sichtfeld projeziert wurde, um ihn aufzufordern, das Orca-Landungsschiff zu betreten. Witzig, dachte er nebenher, dass er den Gue'la-Begriff verwendete, wenn er an den Orbitallander dachte, statt an OL-34-2, der offiziellen Bezeichnung der Tau für dieses Fahrzeug. Aber die menschliche Bezeichnung war irgend wie passend für das bauchige und doch sehr mobile Landungsschiff.
    Doch er schweifte nur unnötig ab. Es gab Befehle zu geben. Rasch drehte er sich zu seinem Team um. Seinem Team. Früher hatte das eine gänzlich andere Bedeutung gehabt. Und die neue Bedeutung war der Hauptgrund dafür, dass er sich so unwohl fühlte. Er war jetzt für diese elf Shas'la, alle gerade frisch von der Akademie auf D'yanoi eingetroffen, voll umfänglich verantwortlich. Und das machte ihn nervös. Er hatte bestimmt dreimal innerhalb des letzten halben Rotaas eine Statusbestätigung verlangt und sie zweimal ihre Ausrüstung überprüfen lassen. Vermutlich hatte er die armen Krieger total unnötig nervös gemacht. Und Nervosität war eines der Dinge, die Krieger tötete, wie er innerlich einen alten Sinnspruch seiner Ausbilder rezitierte.
    Mit einem Blick in die obere linke Ecke seines Helmdisplays aktivierte er den Kanal für La'rua L'irri und gab seinen Befehl: "Team, Aufstellung nehmen, juntas Landungsschiff betreten und aufsitzen." Es kostete ihn etwas Mühe, den Befehl in einem gemäßigten Tonfall zu geben, aber er schaffte es, wenn auch etwas schroffer, als er das gewollt hatte. Die Sprache der Feuerkaste war allgemein geprägt von der disziplinierten Natur ihres Bestimmungszweckes, aber es gab für unnötige Schroffheit dennoch eigentlich keine Entschuldigung. Wie befohlen nahmen seine elf Shas links an der Heckklappe des Orcas Aufstellung und ströhmten an ihm vorbei. Als der letzte das Schiff betreten hatte, folgte er ihnen und schnallte sich in den Sitz nächstens zur Heckklappe fest, nachdem er seinen Pulskarabiner in die dafür vorgesehene Halterung gesteckt hatte. Ihm gegenüber tat La'rua Ton'dir das selbe. Er vergewisserte sich, dass alle seine Krieger ihre Waffen sicher verstaut hatten, dann sendete er das "alles sicher"-Signal an Commander El'Bin'tarr, die zusammen mit ihrer Leibgarde schon in den Kampfanzügen steckte und in der Mitte des Schiffes in ihrer Abwurfschiene hingen, der Aparatur, die es ermöglichte, das gesamte Kontingent an XV-8 in weniger als einem Ku'un'cyr selbst aus großer Höhe auszuladen.


    Die Rampe schloß sich und versiegelte den Innenraum. Der Pilot der Luftkaste änderte die Innenbeleuchtung in ein sanftes Lila und hob ab. Wobei L'irri das lediglich an dem unterschwelligen Summen der für die Trägheitsdämpfung zuständigen Generatoren merkte. Erleichtert atmete er auf. Jetzt, wo es endlich los ging, fühlte er sich wohler. Was ihn so kirre gemacht hatte, war die Untätigkeit davor. Er löste die Versiegelung an seinem Helm und platzierte ihn mit der Oberseite nach unten auf seinem Schoß, statt ihn in die dafür vorgesehene Halterung über sich zu klemmen. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass seine Teamkameraden ihn nach kurzem Zögern kopierten und er musste ein Grinsen unterdrücken, als er ihre verwirrten Gesichter sah. Ohne gefragt worden zu sein, sprach er leise vor sich hin. "Bis wir die Atmosphäre erreichen, sind wir im Schutz der Flotte absolut sicher und der Pilot wird während des Fluges den Kabinendruck an die Atmosphärebedingungen unter uns anpassen. Ohne Fio'tak stellt sich der Körper schneller darauf ein. Und falls irgend etwas unvorhergesehenes passiert, haben sie den Helm schneller wieder auf, wenn sie ihn in ihrem Schoß bereits in der Hand halten, statt ihn panikartig über sich runterfummeln zu müssen." Verstolen sah er erneut zur Seite und lächelte innerlich, als er sah, wie sich seine Krieger entspannten. Eines musste man der Wasserkaste lassen. Ihr ständiges Pochen darauf, dass Worte genauso mächtig waren, wie jede Waffe, hatte manchmal was für sich. Wobei er eigentlich seinen Pulskarabiner vorzog. Dessen Argumente waren einfach direkter.
    Das andere Team hatte es sich, genau wie seines, gemütlich eingerichtet. Und so hatte er das zweifelhafte Vergnügen, in das stoische Gesicht von Ui'Ton'dir zu sehen. Um bei dessem kritischen Blick nicht erneut in unliebsame Gefühlswelten abzurutschen, fing er an, die anderen in dessen Team zu mustern. Was er sah, waren junge Gesichter und der typische hellblasse gräuliche Hautton, wie ihn die unwirtliche Dschungelwelt D'yanoi produzierte. Nur der Shas'ui und er selber hatten mittlerweile einen leicht anderen und dunkleren Farbton angenommen. Diese Krieger hatten die letzten Tau'cyr gemeinsam auf L'irris Heimatsept trainiert. In gewissen Sinn waren er selber und der Shas'ui die Neuen im Team. Und hatten vermutlich mehr gemeinsam, als L'irri es mit seinen Mit-Shas'la hatte. Doch der Rangunterschied sorgte dafür, dass L'irri zu viel Respekt vor dem Veteranen hatte, um zu versuchen, vertraulich mit ihm zu plaudern.
    Den anderen ging es wohl ähnlich. Jedoch brauchte das jugendliche Mitteilungsbedürfnis offenbar ein Ventil. Einer der ihm gegenüber sitzenden Shas'la brauchte nicht lange, bis er ihn ansprach. "Shas'la L'irri, stimmt es, dass sie früher bei den Spähern gedient haben?" L'irri grinste. Früher. Das war grade mal ein ganzes Rotaa her. Nicht mal ein ganzer planetarer Tag. "Das ist richtig Shas'la Fo'daru." Eine der anderen Shas stieg in das Gespräch ein. "Ich stelle mir das seltsam vor, all das rumkriechen in Büschen und klettern in irgend welchen Felsen. Und das alles mit dieser leichten Rüstung, die einen kaum schützt." Das hatte L'irri auch mal gedacht. "Oh, das ist ihr geringstes Problem Shas'la. Da sie die meiste Zeit in irgend welchen Büschen rumkriechen, sieht sie eh keiner, daher ist der geringere Schutz ihrer Panzerung nicht problematisch. Was sie nahezu umbringt, ist das unsägliche Warten, bis ihnen ein passendes Ziel vor die Nase läuft. Und es ist natürlich immer spannend, was sie zuerst findet, ihr Ziel, die gegnerischen Späher oder irgend ein blödes einheimisches Tier, das sie mit seinem Mittagessen verwechselt."
    Einige der Shas kicherten. Doch L'irri erinnerte sich noch an das Gesicht des Erdkastlers, als er seine zerkratzte und zerbissene Rüstung nach dem letzten Einsatz zurückgebracht hatte...die Shas'la würden es noch schnell genug lernen. Was ihm ein eigenes Kichern entlockte.
    Einer aus seinem eigenen Team stellte die nächste Frage. "Warum tragen sie eigentlich einen Karabiner und nicht wie wir alle das Pulsgewehr?" Darüber musste L'irri kurz nachdenken und wählte dann seine Worte bedächtig. "Ich schätze die höhere Beweglichkeit und Flexibilität des Karabiners. Wir werden einen Einsatz haben, der vermutlich viel mit einem Aufklärungskommando gemein hat. Das Pulsgewehr ist eine ausgezeichnete Waffe. Genau das richtige, um die Be'gel schön auf die Distanz zu halten, wo wir die grünhäutigen Barbaren haben wollen, sollten wir auf sie treffen. Und ich bin sehr froh, dass jeder von ihnen eine dieser Waffen hat, nachdem was ich von den Orks bisher erlebt und gesehen habe." Wieder kicherten einige. "Aber falls wir auf etwas Unvorhergesehenes treffen und das werden wir früher oder später, dann schadet es nicht, etwas zu haben, das eine Photonengranate weiter befördern kann, als meine Armee sie werfen könnten." Dabei kloppfte er sanft auf den integrierten Unterlaufgranatwerfer seiner Waffe.


    "Wieso glauben sie, dass wir auf etwas unvorhergesehenes sicher stoßen werden?" L'irri sah die Fragestellerin ernst an. "Haben sie jemals einen ihrer Ausbilder die Worte 'kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt' sagen hören?" Das entlockte beiden Teams ein kollektives Stöhnen. "Gefühlt jeden zweiten Rotaa!" Jetzt grinste L'irri. Schön zu sehen, dass sich einige Dinge an der Akademie nicht geändert hatten. "Ich musste leider feststellen, dass nichts, was meine Ausbilder je gesagt haben, so wahr ist, wie diese Worte."
    Das stimmte einige der Shas'la ziemlich nachdenklich. "Aber La'L'irri...wenn kein Plan den ersten Feindkontakt überlebt, wie sie sagen, wenn immer etwas unvorhergesehenes passieren wird...wie können dann die eingeübten Schlachtpläne, die wir trainiert haben, denn überhaupt funktionieren?"
    "Eine sehr gute Frage Shas'la. Dazu gibt es zwei Dinge, die uns helfen. Zum einen trainiert man sie deshalb so lange an der Akademie, damit sie auf vieles von dem vorbereitet sind, was ihnen passieren kann und darum trainieren sie Veteranen, die das alles schon erlebt haben." Mit einer Hand wies L'irri in Richtung der zwischen ihnen aufgehängten XV8-Kampfanzüge. "Und zum anderen, für die Fälle, welche das Training nicht abdeckt, haben uns die Himmlischen in ihrer Weisheit verdiente Commander mitgegeben, die nicht nur erfahren genug sind, jede Situation zu meistern, sondern auch die nötige Feuerkraft mitbringen, um alle eventuell auftretenden Probleme zu beseitigen. Sie kennen doch den Werbespruch der Erdkaste? Es gibt kein militärisches Problem, für dass wir nicht die nötige militärische Lösung bauen können. " Das löste die Nachdenklichen Mienen und ersetzte sie durch sehnsuchtsvolle Blicke auf die vor Waffen strotzenden Kampfanzüge. Auch L'irri bewunderte diese nun. Sollte er jemals alt genug werden, um es zum Kampfanzugpiloten zu schaffen, stand ihm dann auch ein Arsenal zur Verfügung, dass nahezu jedes Problem beseitgen konnte. Und falls man auf etwas traf, das die Möglichkeiten eines XV8 übertraf, brachte man sich einfach schnell auf Distanz, rief nach der Windkaste und nahm Deckung, bis das Bombardement vorbei war. Zumindest sah so die Theorie aus. In der Praxis waren seine Chancen, die nächsten drei Jahre zu überleben und somit so alt wie Shas'ui Ton'dir zu werden und das Anrecht auf die Ausbildung zum Anzugpiloten zu erhalten, recht gering. Das war etwas, womit jeder Shas schon als junger Saal an der Akademie von den greisen Shas'vre konfrontiert wurde. Feuerkrieger lebten und starben für das höhere Wohl. Das war ihre Bestimmung. Wobei er es mit dem zweiten Teil seiner Bestimmung jetzt nicht unbedingt eilig hatte. Aber er war jetzt zumindest lange genug im aktiven Dienst, um sich da keine allzu großen Illusionen zu machen. Sorgen machte er sich allerdings auch keine deswegen. Das war, wie mit einem Landungsschiff. Entweder man wurde abgeschossen, oder nicht. Etwas dagegen tun konnte man eh nicht und sterben musste man so oder so. Kein Grund, das mit dem Kopf voller unnötiger Sorgen zu tun. Die kamen ganz von allein zu einem, auch ohne sich über sie Gedanken zu machen. Daher ging er an dieses Problem grundsätzlich mit einer positiven Einstellung heran. Allerdings Anzugpilot wäre er schon ganz gern geworden...allein diese Feuerkraft!


    Das Licht im Inneren des Orcas wechselte von Lila zu Blau. L'irri wartete gar nicht erst den Befehl von Ui'Ton'dir ab. Als das kurze "Helme auf" ertönte, stülpte er sich den seinen bereits über. Er stellte sicher, dass der Fio'tak fest und luftdicht abschloß. Dann erinnerte er sich dran, was sein alter Teamführer immer getan hatte und aktivierte seinen Teamkanal. "Eintritt in die Atmosphäre hat begonnen. Statuscheck. Luftversiegelung prüfen." Einer nach dem anderen meldeten seine Krieger ihren Bereitschaftsstatus. Dann verlangte eine Nachricht der Shas'el seine Aufmerksamkeit. "In zwei Ku'un'cyr erfolgt ein niedriger Überflug über das Lager der Por. Team Bin'tarr wird eine Sprunglandung durchführen und die Lage sondieren. Anschließend wird das Schiff landen. Team L'irri steigt juntas-seitig aus und übernimmt die Außensicherung. Team Ton'dir dringt in das Lager vor und sichert es. Ausführung!"


    Das unterschwellige Summen der Trägheitsdämpfer nahm spürbar zu und verstärkte sich nach einer Weile noch einmal deutlich. Vermutlich eine Folge eines steilen Sinkfluges und eines heftigen Bremsmanövers. Nicht lange danach öffnete sich die Heckklappe des Orcas, die Kampfanzüge wurden an ihrer Führungsschiene nach draussen gehieft und dann ausgeklinkt. L'irri sah ihnen nach, wie sie von dem starken Luftsog des Orcas davongewirbelt wurden, nur um von den geschickten Piloten in ihrem Inneren sofort abgefangen zu werden und einen kontrollierten Sinkflug zu beginnen. Er riß seinen Blick von den Anzügen los und erblickte unterhalb die trockene und steinige Landschaft, die laut Daten typisch für den vierten Planeten des Pantalar-Systems war. Keine Büsche, um darin herumzukriechen, wie er amüsiert feststellte. Die Rampe blieb offen und so konnte L'irri gut abschätzen, wann die Zeit für seinen eigenen Ausstieg gekommen war. Der Orca hatte noch nicht komplett aufgesetzt, da deaktivierte er bereits seine Sicherheitsgurte und sprang auf. Einen Schritt nach Shas'ui Ton'dir, der noch schneller gewesen war, betrat L'irri zum ersten Mal Pantalar IV. Er wandte sich auf die ihm zugewiesene Seite und bezog Stellung. Nichts bewegte sich im Sichtfeld der Optik seiner Waffe. Hinter ihm rannten die Mitglieder seines Teams im Eiltempo vorbei und bezogen ebenfalls ihre einstudierten Stellungen. Als alle ihren Posten bezogen hatten, fing L'irri an, sich die Gegend genauer anzusehen. Feinde schien es keine zu geben. Also erteilte er der Hälfte seines Teams den Befehl, weiter nach rechts vorzurücken und damit einen größeren Bereich abzudecken.
    Erst als das erledigt war, signalisierte er der Shas'el, dass bei ihm alles in Ordnung war. Und erst dann gestattete er sich, froh zu sein, diesmal zumindest nicht vor der Landung abgeschossen worden zu sein. Eine deutliche Verbesserung gegenüber seinem letzten Einsatz, wie er fand. Nicht dass er glaubte, dass dieser Zustand der Ruhe und Sicherheit lange anhalten würde. Die Anzeichen dafür, dass die Stille, die sie jetzt umfing nur trügerisch war, konnte er problemlos mit einem Blick hinter sich finden. Was er in der Hast des Landemanövers gesehen hatte, hinderte ihn bis auf weiteres allerdings daran, es auch zu tun. Diese verwünschten grünhäutigen Barbaren! ...

  • ...Lange blieb ihm dies allerdings nicht erspart. Ein Kom-Signal-Zeichen im Helmdisplay erforderte mit seinem aufdringlichen Blinken Aufmerksamkeit. Ein Blinzeln aktivierte den passenden Kanal. "Shas'la, lassen sie ihr Team den Bereich weiter sichern und kommen sie ins Lagerzentrum." Er bestätigte den Befehl seiner Commanderin, informierte seine Leute und machte sich auf den kurzen Weg ins Basislager der Wasserkaste. Er zwang sich, alles aufmerksam zu beurteilen, die Lage der Leichen, das Ausmaß der Zerstörung. Es fiel ihm gar nicht so schwer, den Kampfverlauf zu rekonstruieren. Den eigenen Mageninhalt dort zu behalten, wo er von der Natur vorgesehen war zu bleiben, fiel da schon erheblich schwerer.
    Als er die Shas'el und den barköpfigen Shas'ui erreichte, nahm auch er den Helm ab. Die ungefilterte Luft machte ihn zwar mit dem widerlichen Gestank von Tod bekannt, was ihn erneut beinahe würgen ließ. Aber besser er aklimatisierte sich rasch. Und falls er die Kontrolle über seinen Körper doch noch verlor, war es besser hinter einen Felsen, als in den eigenen Helm ...ah, schnell verdrängte er derartige Gedanken und konzentrierte sich statt dessen auf seine Commanderin. Vielleicht bildete er sich das ein, aber ihr strenger Blick schien sich sogar auf die optischen Linsen ihres Kampfanzuges zu übertragen. Er hatte das Gefühl auf dem Paradeplatz der Akademie zu stehen und von oben bis unten inspiziert zu werden. Beinahe hätte er deshalb salutiert. Aber er bekam seine Kriegerreflexe rechtzeitig in den Griff. Das hätte noch gefehlt. Nur absolute Neulinge, oder Idioten die ihren Commander und sich selber zum Ziel für schweres Feindfeuer machen wollten, salutierten im Feld. Und obwohl er bezweifelte, dass Orks in der Lage waren, so weit zu denken, war er nicht bereit, seine Karriere oder sein Leben darauf zu verwetten. Orks mochten Barbaren der übelsten Sorte sein. Aber wirklich dumm waren sie nicht. Seine Erfahrungen mit den Be'gel waren nicht umfangreich. Aber für diese Erkenntnis hatte es bereits gereicht.


    El'Bin'tarr wies mit dem Arm, an dem ihr Plasmabeschleunigergewehr hing in Richtung Lager. "Was sagen sie Shas'la?" L'irri drehte sich nicht um, als er antwortete. "Die Be'gel haben in zwei Wellen angegriffen. Vermutlich ist eine ihrer Patroullien auf das Lager gestoßen. Was immer die Hochernergiekom-Anlage zerstört hat, ich denke es muss beim ersten Zusammenstoß passiert sein. Den ersten Angriff haben die Shas des Lagers wohl leicht abwehren können. Der zweite Angriff hat das Lager dagegen ziemlich schnell überrannt würde ich sagen. Die Größenordnung der Zerstörung läßt auf einen großen Haufen Orks schließen. Der ist offensichtlich von Norden gekommen. Wir müssen die Überlebenden also im Süden suchen."


    "Was macht sie so sicher Shas'la, dass es Überlebende gibt und dass wir sie in Richtung Süden suchen müssen?" Seine Commanderin benutzte einen ihrer Außenlautsprecher, der eigentlich keine Emotion übertrug...aber L'irri war sich nicht sicher, ob er sich den zweifelnden Tonfall nur einbildete. Also bemühte er sich, selbstsicher zu klingen, als er antwortete. Erneut ohne sich umzudrehen, deutete er nach hinten. "Ich habe von unseren nur achtzehn Leichen gezählt, die alle Feuerkrieger waren. Aber für einen vollen Personenschutzkader haben die Orks in der zweiten Welle zu wenig Verluste erlitten. Also haben die Shas hier lediglich den Rückzug für die anderen gedeckt. Ich denke, der Commander hat nach dem ersten Angriff erkannt, dass er nicht aushalten kann und dass es besser ist, zu fliehen, bis wir ein Rettungsteam senden. Das zerstörte Kom ließ ihm da wenig Wahl. Nach Westen konnte er wegen des steilen Geländes nicht fliehen, der Norden war die Angriffsrichtung der Orks und der Osten ist zwar frei, aber man kann sehen, dass es da nur viel offenes Gelände gibt. Dort hätten sie den Orks wohl nicht entkommen können. Bleibt nur die Richtung Süd. Unwegsames Gelände. Schwer voran zu kommen, aber machbar. Viele Möglichkeiten, dem Gegner auszuweichen, ihn zu verlangsamen und in Hinterhalte zu locken. Ich würde nach Süden gehen."


    Shas'ui Ton'dir schüttelte zustimmend den Kopf. "Die Shas'el und ich sehen das genauso. Die Be'gel haben unsere Leute bestimmt verfolgt. Jetzt werden wir sie verfolgen müssen." L'irri wusste, seine Vorgesetzten hatten recht. "Schwieriges Gelände. Orks zu folgen klingt leichter, als es ist. Die Spuren sind nicht das Problem. Da machen es einem die Be'gel ja leicht. Aber ihnen so zu folgen, dass wir nicht in Schwierigkeiten geraten...was wir bräuchten ist ein gutes Späherteam."
    Der Kampfanzug seiner Commanderin veränderte leicht seine Haltung und L'irri hätte schwören können, sie würde amüsierte Missbilligung ausdrücken. Dann sah er den Gesichtsausdruck von Ui'Ton'dir und ihm wurde klar, warum man ihn überhaupt gerufen wurde. Die Verblüffung ob seiner Erkenntnis entlockte ihm ein leises "Oh..."
    Shas'el Bin'tar löste die Versammlung auf, indem sie zu ihrem Team aus Kampfanzügen zurück kehrte. Der Veteran gab ihm trocken seine Befehle. "Da wir kein Späherteam haben, sind sie die Lösung für dieses Problem. Sammeln sie ihr Team Shas'la und nehmen sie die Verfolgung auf. Wir räumen hier auf und folgen ihnen dann." L'irri nickte zur Bestätigung, bevor er sich daran erinnerte, dass dies eine menschliche Geste war. Er hatte eindeutig zu viel Zeit mit Aliens verbracht. Also fügte er hastig ein "Jawohl Shas'ui!" hinzu. Dieser setzte ohne Kommentar seinen Helm auf und fing an, sein eigenes Team zu organisieren.


    Zeit für L'irri, das selbe mit seinem zu tun. Er überlegte kurz, ob er sie um das Lager herumdirigieren sollte, um ihnen den Anblick zu ersparen, entschied sich aber dagegen. Wenn man im Krieg die Tatsachen nicht akzeptieren konnte, hatte man dort nichts verloren. Ignoranz brachte einen hier schneller um, als irgend etwas anderes. Er brauchte nicht sein Spähertraining abzurufen, um das zu wissen. Und lieber war ihm, seine Leute sahen aus erster Hand, zu was Orks fähig waren, als dass die Erzählungen der Shas des anderen Teams und ihre eigene Phantasie den Gegner mehr aufblähten, als es der Wirklichkeit entsprach. Die war immerhin schlimm genug.


    Sie hielten sich gut, dass musste er ihnen lassen. Alle elf Shas'la zögerten nur kurz, als sie die ersten Leichen und deren tiefe Wunden sahen, welche die kruden, aber tödlichen Handwaffen der Orks ihren Kameraden zugefügt hatten. Körperpanzer waren gespalten, die Organe herausgequollen. Schädel brutal eingeschlagen, trotz der robusten Helme. Köpfe und Gliedmaßen oftmals abgehackt und etliche Schritte von ihrem Besitzer entfernt im blutigen aber längst getrockneten Schlamm. Ein Feuerkrieger war komplett in der Mitte durchgeschnitten, beide Körperhälften hatten mit ihrem austretenden Blut den Boden in weitem Umkreis lila gefärbt. Die toten Orks, deren Blut im Gegensatz zu dem der Tau eher einem dunklen Rot entsprach, das sich mittlerweile zu einem fast schwarzen Braun verfärbt hatte, mischten sich unter die Leichen. Auch ihre Wunden, wenn auch anderer Art, waren tief und vielfältig. Die meisten waren mit zahlreichen Plasmaverbrennungen übersäht, wie sie typisch waren für Pulsgewehrfeuer. Die schiere Anzahl der Wunden zeigte, was nötig war, einen Ork zu stopen.
    Erst beim Anblick der drei Tau, welche den Be'gel offensichtlich lebend in die Hände gefallen waren, versagten bei zwei seiner Leute die Willenskraft. Die gehäuteten und schwer mißhandelten Körper waren nur noch mit viel Phantasie als Tau zu erkennen. Aber beide seiner Krieger besaßen noch genug Selbstbeherrschung, ihren Helm rechtzeitig herunter zu bekommen, bevor sich ihr Frühstück zu den Resten der Malzeit der Orks gesellte. L'irri war froh, dass nicht mehr erkennbar war, ob sie ihre Beute lebendig oder tot verspeist hatten. Die Überreste von Tau-Körperpanzerung ließen aber wenig Zweifel am Ursprung des Siegesmals und der Gruch von halb verbranntem Fleisch lag noch immer schwer in der Luft.
    Er war heil froh, dass es nicht sein Team war, das hier aufräumen musste. Einer von El'Bin'tarrs Leibwächtern hatte einen Flammenwerfer an seinem Anzug und begann bereits, Orkleichen einzuäschern. Eine Lehre, welche sehr lange gebraucht hatte, bis die Erdkaste es herausgefunden hatte. Jeder Ork, der nicht schnell verbrannt wurde, würde zahlreiche Sporen absondern. Und aus denen würden neue Orks werden. Der Geruch von altem verbrannten Fleisch mischte sich mit dem von frisch verbranntem. Zeit, von hier zu verschwinden. Hastig stülpte er sich seinen Helm über , um wieder gefilterte Luft zu atmen und sammelte seine Leute. Noch einmal sah er sich im Lager um, dann führte L'irri sie aus dem Lager. Unterwegs war genug Zeit, sie zu instruieren und Späher aus ihnen zu machen. Doch erstmal musste er dafür sorgen, dass sie hier im Lager die richtigen Lektionen lernten. Und das war ein Problem, für das er dringend hoffte, die richtige Lösung zu finden. Wenn es das bedeutete, Verantwortung als Teamführer zu haben, hasste er den Job jetzt schon mehr, als die Aussicht, unterwegs auf Orks zu treffen. Für das Problem Orks war die Lösung meist einfach. Erschießen. Bei anderen Problemen half ihm seine Waffe leider kein Stück.


    Viele dieser Gedanken geisterten in seinem Kopf rum, während er vorsichtig seinen Weg durch mit Geröll übersähtes Gelände suchte. Zu seinem Glück brauchte er nicht allzu viel Kapazität seines biologischen Taschenrechners, wie ein ihm bekannter Erdkastler gerne über sein Gehirn scherzte, um der Fährte zu folgen. Orks waren meist nicht gerade sorgfältig forsichtig, wenn sie sich irgendwo bewegten. Ein Blinder hätte der Spur folgen können. Also folgten sie dieser. Wenig überrachend ging es direkt nach Süden...

  • nutze den flow, das das grössere Holz (greater wood) wird es dir danken

    weißt du, dass dieses Wortspiel genial ist? :] Mir schwebt grad ein frustrierter Wasserkasten-Diplomat, eine überforderte Übersetzungsdrohne und ein verwirrter imperialer Würdenträger vor dem geistigen Auge. Ne Drohnen-Story hab ich schon mal geschrieben...dort ließe sich das einbauen.


    Merci für deinen Beitrag als meine Muse :D


    PS: mein flow wird grad mal wieder vom Wetter unterbrochen...Winterdienst, obwohl der aktuelle Schneefall ein schlechter Witz ist...hat sich was mit flow :arghs:


    aber ich arbeite dran ;)

  • Vorweg: Ich habe reichlich Erfahrung als Betaleser und Lektor, was für mich den unangenehmen Nachteil bringt, dass ich Geschichten oder Filme dauernd analysiere und es mir dadurch schwerer fällt ganz einzutauchen. Auch bin ich nicht unbedingt gut darin jemandes Werk abzunicken weil es aus Spaß an der Sache entstand. Dennoch versuche ich meine Kritik so konstruktiv wie möglich zu verfassen (auch wenn es in der Story um die kommunistischen Blaubeeren geht!).



    So, es wird spät und ich will noch etwas malen. Ich lese beizeiten weiter. :)