Schlachtlinie ohne Tiefe - Warhammer Strategie

  • Was Warhammer betrifft bin ich neu, im Aufbau einer (Skaven-)Armee und gänzlich ohne Spielerfahrung.
    Ich habe allerdings mehrere Schlachtberichte im White Dwarf und online gelesen oder auf Youtube angesehen.


    Dabei ist mir aufgefallen, dass fast immer (Spiele bis 3500 P.) die Spieler ihre Armee in einer Schlachtline ohne zweites geschweige denn drittes Treffen aufstellen. Auch taktische Reserven werden selten zurückgehalten. (Auf den schicken GW-Promo-Fotos sieht das übrigens anders aus.)


    Auf dem Hintergrund meiner (hobbymäßigen) Studien von Militärgeschichte und Schlachten frage ich mich, warum die Warhammer-Taktik von der weltlich historisch überlieferten in diesem mMn gravierenden Punkt abweicht.


    Liegt es an den Regeln?
    Der Zahl der Modelle/Einheiten? (Denn selbst 10.000 Punkte Warhammer-Schlachten wären ja nach weltlichen Maßstäben wohl eher als Scharmützel einzustufen, oder nicht.)
    Oder an der Zeit-/Rundenbegrenzung?


    Könnte nicht eine starke (mögl. bewegliche) taktische Reserve hinter der Schlachtlinie die Flanken dieser wesentlich besser Schützen als diese leichten Kavallerie (oder fliegenden) Einheiten, die dies in den einschlägigen Spielberichten tun, in dem sie sich vor den Flanken exponieren müssen?


    Die Meinung erfahrener Spieler dazu würde mich interessieren.

    "Machen" ist eigentlich wie "Wollen" - nur krasser!

    Einmal editiert, zuletzt von antraker ()

  • Das Keine oder kaum eine 2. oder 3. Linie aufgestellt wird hängt mMn vor allem an den Regeln und den Regimentern.
    An den Regeln deshalb weil zu wenig vorteil darin besteht sich deratig auf zu stellen, denn dafür bräuchte man mehrere kleine Regimenter damit man noch ordentlich maneuvrieren kann, doch kleine Regimenter haben das nicht zu verachtende Problem das Sie von großen Blöcken idR einfach überfahren werden. Dazu kommt das der Gestaffelten Aufstellung einer ihrer historisch gesehen wichtigsten Vorteile im Spiel verloren geht: Im spiel wird die Ausdauer der Kämpfer nicht berücksichtigt, so das alle immer gleich gut kämpfen und nicht etwa im längerem Kampf nachlassen, entsprechend ist damit der Vorteil dahin den eine Reserve frischer Truppen in der Historie hatte.
    Dann kommt noch das folgende Hinzu, eine 2. Schlachtreihe hätte in diesem Spiel ein Problem, Meine forderste Front währe beinahe Zwangsläufig kleiner als die des Gegners, was es diesem einfacher macht meine 1. Einheiten zu Flankieren und eine einheit die in Front und Flanke angegriffen wird steht nach meiner Erfahrung zu 88,9 Prozent nur dann noch in der 2. Nahkampfphase (wo die 2. Linie eingreifen könnte) wenn sie Unnachgiebig/unershütterlich ist oder eine doppel 1 würfelt.
    In der Folge bricht der Gegner ziemlich ungebremst in die 2. Reihe ein die er dann wenn er sich richtig neupositioniert hat in seinem Zug wieder Flankieren kann, so nimmt eine breite Schlachtlinie bei Warhammer eine Gestaffelte aufstellung stückchenweise auseinander ohne das diese groß etwas dagegen unternehmen kann (außer verdammt gut würfeln)
    An den Regimentern liegt es vor allem deshalb weil, wie schon geschrieben für diese Taktik viele Regimenter (ich würd sagen wenigstens 5 für 2 Treffen, oder 7 wenn man ein 3. anstrebt) notwendig sind was es den Elitären Völkern zumindest recht schwer macht diese Taktik durch zu ziehen (hab selten Armeelisten mit mehr als 3 Kampfblöcken gesehen) so eine Taktik ist mMn höchstens mit Skaven oder Gobbos möglich wo man bei 3000+ Punkten genug Masse mitbringen kann um wirklich 4-5 30+ Regimenter zu Stellen

    "Desweiteren bin ich der Meinung, das Ulthuan versenkt werden sollte!"


    Burrins Wacht: 5000 pkt. Zwerge
    Lord Hauclirs Räuber: 3500 pkt. Dunkelelfen


    Kabale des finstern Abgrundes: 1000 Pkte. Dark Eldar (stetig wachsend)
    Relactische Medjay: 2000 pkt Imperiale Armee

    • Offizieller Beitrag

    Tja, mehrere Regimenter hintereinander sind wirklich recht selten. Wie bereits gesagt bringt es kaum einen Vorteil. In der Flanke sind "Reserven" einfach besser aufgehoben.


    Lediglich Schilde, Umlenker und Jäger (also in einem Wort: Harpien :D ) eilen gern der Armee vorraus.


    Alles in allem ist Warhammer kein echtes Spiel für Massenschlachten im historischen Sinne. Obwohl die Armeen in einigen Epochen durchaus schon als solche gezählt hätten. Bei 2000 Punkten kommen Delfen auf über 100 Modelle. 100 Bewaffnete hätten schon einiges Aufsehen erregt, je nach Zeit und Ort.


    Mir ist es allerdings auch lieber wenn ich nicht 10000 Modelle bemalen und bewegen muss.

  • Ich stimme Grollwächter zu und ergänze das es mMn auch am festen Spielende, Spielzug 6, liegen wird.
    Mir persönlich wäre es zu heikel mehrere Schlachtlinien zu bilden und mich dadurch dann selbst zu blockieren und evtl nicht mehr ins Spiel eingreifen zu können.


    Ich wollte schon immer mal einen Armeeaufbau nach Sunzi machen (mehrere Schlachtlinien, volle Kommandoeinheiten bei jedem Regiment, Befehlszentrale hinter den Schlachtlinien etc. - hierfür muss ich mir dann wohl wirklich mal den Chronicler herunterladen.


    Folgende Völker kann ich mir für das bilden von Schlachtlinien gut vorstellen:
    Imperium, Skaven, (Orks) & Goblins und mit Abstrichen sogar Waldelfen, denn diese können Fernkampf und Nahkampf Linien bilden, dank Dryaden und Kampftänzer (Plänkler!) können sich diese im entscheidenden Moment in den NK manövrieren.


    Bei den Vampiren gibt es meistens eine zusätzliche Schlachtlinie: Der Vampirfürst mit Helm der absoluten Kontrolle in Carriereinheit.


    Ich hoffe, dieser tolle Thread findet regen Zuspruch!


    Gruß,
    DZ

    • Offizieller Beitrag

    Diese Frage hatte ich mir am Anfang auch gestellt. In mehreren Spielen habe ich auch genau das ausprobiert: tiefgestaffelte Aufstellung, ein massiver Kern mit einer Blockereinheit (40 Landsknechte, volle Gralsreliquie, 30 Ewige Wachen oder 30+ Gors etc.) mit Flankensicherung und dahinter dann "frische Kräfte", um an Schlachtschwerpunkten hervorzubrechen und eine zweite Front aufzumachen.


    Alle Versuche gingen voll in die Hose. Entweder war meine Schlachtlinie zu schmal und mein Block wurde gleich in der zweiten Runde eingekesselt und aufgerieben oder der Gegner hat die zweite Line einfach ignoriert bzw. ist an der ersten, schmaleren Linie vorbei und hat meine "Reservetruppen" flankiert, war dann zudem noch in meinem Rücken zugange. Bei der Bewegung habe ich mich in beiden Situationen selbst behindert, denn die Spielplatte ist ja nicht leer, sondern da gibts Hügel, Wälder, Gebäude, Flüsse usw. usw. um die man herum muß. Das kostet viel zu viel Zeit, erfordert eine große Anzahl Kerntruppen, deren Punkte wieder zu Lasten der Elite oder Seltenen Slots geht.


    Das ich ein lausiger Würfler bin (Kein Kommentar, Drachenzorn!) macht die Sache nicht leichter. Die einzige Situation, bei der ich mir vorstellen kann, mit einer zweiten Linie etwas auszurichten, ist ein nicht regeltypisches Szenario Namens "Last Man Standing", bei dem so lange gekämpft wird, bis einer der Kontrahenten vollständig ausgelöscht ist.


    Mit der 8. Edition ist eine zweite Linie nahezu unspielbar geworden, da seitdem auf große Blöcke gesetzt wird, nicht zuletzt gefördert durch die Hordenregel. Aus dem gleichen Grund sind teure Völker wie die Waldelfen schwerer spielbar geworden, denn das AB-Konzept setzt auf kleine Guerillaeinheiten, die aber jetzt wegen ihrer geringen Größe wenig reißen können. Gewinner sind in dieser Hinsicht z.B. Gobbos, Imperium oder Tiermenschen, die größe Blöcke relativ preiswerter Kerntruppen stellen können.


    Gruß


    Gaston

  • Ich möchte hinzufügen, dass O&G nur bedingt brauchbar für mehrreiige Schlachtlinien sind. Ich habe sie schon mehrmals ausprobiert, teilweise auch sehr erfolgreich, aber IMMER gezittert, ob nicht eine einhiet der ersten Schlachtlinie stänkert. Die blockert dann deine zentrale Bewegung für eine ganze Runde... schlecht...

    Ein Ork verliert nicht, ein Ork flieht nicht, ein Ork holt nur seine Kumpelz...


    "Ich hab ne grüne Horde nackter, wahnsinniger Irrer mit gigantischen Holz und Steinknüppeln... Was hast du?"


    10000+ P. in Grün (Wir werd'n imma mehr!!! )
    3000 P. Dawi
    1750 P. Vamps (wieder im Aufbau)

  • Aber mit Skaven müsste doch sowas relativ gut möglich sein: Ganz vorne natürlich ein paar große (und spottbillige) Sklaveneinheiten, dahinter dann mehrere kleine Regimenter Klanratten mir Mörser etc und vll noch nen GP auf Glocke, der alles totzaubert (im Zweifelsfall sich selbst^^). Dazu noch ein paar Brecher wie Seuchenmönche mit Klingenstandarte oder Rattenoger, und sobald der Gegner durch die Sklaven bricht ziehen sich die Klanratten mit Waffenteams zurück und die Brecher preschen nach vorne.


    Ich finds ziemlich cool dass antraker das anspricht :thumbup: , denn es wäre schon geil wenn man tatsächlich existierende Taktiken anwenden könnte. Klar wird das ein Stück weit dadurch kaputt gemacht, dass z.B. die bretonische Kavallerie im Vergleich zu der des feudalen Frankreichs ein Witz ist, und das es niemals fliegende Monster wie Flederbestien gegeben hat...

  • Ich könnte mir auch gut vorstellen, ein paar Dinge zu kombinieren...in einer "Einheit" Waren früher ja nicht nur Truppen eines "Typs", bzw. einer Bewaffnung, sondern vielmehr waren das Staffelungen wie 3 Reihen Pikeniere, eine Reihe Helebarden, falls den Pikenieren zu sehr zugesetzt wird und um Lücken zu schließen und dann 2 Reihen Armbrustschützen. Dahinter entsprechend Reservemänner. Man konnte dann einzelnen Reihen befehlen, bestimmte Positionen einzunehmen. "Piken nach vorn!", "Armbrustschützen zurück hinter die 5. Reihe!", "Schilde nach vorn!", etc.


    Warhammertechnisch würde das dann gehen, wenn man entweder gemischte Regimenter spielen könnte, oder aber sich die Regimenter durch andere Regimenter bewegen könnten/Plätze tauschen. Dann macht es auch Sinn, z.B. angeschlagene Regimenter, die sich u.U. aus Nahkämpfen lösen können (Moraltest), nach hinten zu ziehen um dann mit der Lehre des Lebens/Heilern die Truppen wieder herzustellen. Damit wäre auch gewährleistet, dass das Schere-Stein-Papier-Prinzip funktionieren würde, je nach Angreifer kommt ein anderer Truppentyp nach vorn. Dann würden mehrere Schlachtlinien auch wirklich Sinn machen und es böten sich ungeahnte taktische Tiefen...wer weiß, vielleicht fällt das GW ja mit der 9./10./.../30. Edition ein, um damit Truppen jedes Typus zu verkaufen :D

    Necrons ~ 16.000 Punkte / 80% bemalt

  • Also die wichtigsten Argumente wurden eigentlich schon alle genannt:


    1. Ein Warhammer spiel ist zu kurz für solche Strategien


    2. Es sind zu wenig Einheiten (zu mindest bei den meisten Völkern)


    3. Das Warhammer Spielfeld ist zu eng (viel zu viel Gelände) für solche Schlachten. Ich würde mal behaupten, dass die meisten Generäle der Historie bei 60 bis 80 % eines WH Schlachtfeldes gesagt hätten: "Nein, das ist kein gutes Gelände für eine Schlacht, hier trete ich dem Gegener nicht entgegen"


    Was für mich auch noch dazu kommt, ist das Formationsänderungen bei WH zu lange dauern im Verhältnis zur Spiellänge. Bei historschen Schlachten war es wahrscheinlich einfacher, dass eine Einheit sich durch die eigenen Linie bewegt oder nach hinten zurückgezogen hat (also Formationsändrung von Linie auf Kolone oder Marschkolone, oder gleich ohne Formation). Versuch das mal bei WH :arghs: . Da bist du ein Jahr älter bevor deine Goblineinheit sich gedreht, die Formation geändert, zwischen zwei Einheiten durch, dann wieder drehen und Formation ändern. Muhäääää.

    Ich spiele:
    ...so Einiges. Hab jetzt erst wieder angefangen und muss die Bestände sichten ;)

  • So. Ich habe mir alle Eure tollen Kommentare durchgelesen und mir flog immer wieder was durch den kopf. Leider kann ich es selbst nicht ausprobieren, da ich immer weit fahren muss um spielen zu können:


    - Verlängert die Spielzugzahl um 2-3 Spielzüge
    - Beide Armeen müssen einheiten zurückhalten -> je nach punktgrösse und Taktik vielleicht in etwa so: min 25% - max. 50%
    - Geländestücke max W6+1 und nicht W6+4
    - Truppen, die das Spielfeld betreten, dürfen bei einem Wurf von 4+ auf einem W6 auch einen Angriff ansagen! Die Einheit darf nicht Komplett aufgestellt werden, sondern nur die ersten 2 Glieder / bei Kavallerie nur die erste (damit man mit Tiefen Regimentern keinen Vorteil bei der Angriffsreichweite erhält z.Bsp. 5breit + 8 tief wäre näher dran, als 8 breit und 2 tief und hätten somit eine Verkürzte Angriffsreichweite) Alle fehlenden Glieder werden dann Aufgestellt, sobald der Platz dafür ausreicht z.Bsp. wenn sich die Einheit bewegt hat



    Ich könnte mir so das schon eher Vorstellen, dass man dann mit ein wenig mehr Taktik und "frischen Truppen" spielen kann. Vielleicht sollte man dann noch einfügen, dass man auch über die Flanke das Feld betreten kann, sofern man sich noch in der eigenen Aufstellungszone befindet. Wäre dann aber noch zu überdenken. Was haltet ihr davon?


    Auch könnte ich mir gut vorstellen einfach mal in die Extreme zu gehen und zu sagen, dass ALLE Modelle einen LP mehr erhalten. Dies hätte zu folge, dass sich Truppen länger auf dem Schlachtfeld halten würden. Wie gesagt alles erstmal spekulation und wunschdenken, aber ich denke es ist ausbaufähig mit ein paar (oder ein paar mehr...) testspielen! ^^