Der erste Grollreiter

    • Offizieller Beitrag

    Danke für die positiven Meldungen. Leider komme ich im Moment nicht so oft zum schreiben. Aber es geht weiter....


    Kapitel 8: Karaz-Kazak
    Die Wagen rumpelten nun schon eine ganze Weile in Richtung Grenzstadt. Die Straße wurde zunehmend holpriger. Die Menschen nutzten sie stark, wussten aber nicht sie zu pflegen.
    Ivar saß auf dem ersten Kutschbock und brütete düster vor sich hin. Nun, da es nichts mehr zu tun gab, wallte sein Zorn wieder auf und fraß sich immer tiefer in seine Eingeweide.
    „He Eilfric. Das ist doch ausgemachter Krut! Wir sollten Orks töten und nicht vor ihnen davon laufen.“
    Auf seinen Ruf hin trieb der hünenhafte Mensch sein Pferd an und reihte sich neben ihm ein.
    „Freund Ivar, ich kann eure Wut verstehen. Aber wir wissen nichts über die Zahl der Orks noch ihre genaue Position. Sie haben den Grenzposten zerstört und dazu brauchte es mehr als den Trupp, der euch überfallen hat.“
    Er zögerte eine Weile. „Außerdem solltest du davon absehen mich einfach beim Vornamen zu rufen. Ich persönlich habe keinerlei Illusion über meine Herkunft. Ich bin als Gemeiner geboren und werde wohl auch irgendwie immer einer sein. Doch hat man mich zum Ritter geschlagen und das bringt gewisse Verpflichtungen mit sich. Eine davon ist sich stets als „Herr“ ansprechen zu lassen. Wobei man sich wohl uneins sein kann, ob dies eine Pflicht oder ein Anrecht ist“, Eilfric lächelte kurz. „Einigen meiner alten Weggefährten gestatte ich gern, den lästigen Titel wegzulassen. Das sehen wiederum sie als Privileg. Es würde sie also beleidigen, wenn ich es dir einfach erlaubte.“
    Der Ritter seufzte: „Eine furchtbar unnötige und komplizierte Regelung, aber du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du „ihr“ anstatt „du“ sagtest. Meinst du das ließe sich einrichten?“
    Ivar stutzte, nickte aber schnell. Unter Zwergen war das nicht üblich. Streng genommen kannten die Zwerge auch nur eine Anrede. Man fügte den Titel des Angesprochenen ein, doch das war auch schon alles. Er hätte seinen König, wenn er denn je mit ihm gesprochen hätte, einfach „König“ genannt. Damit war alles gesagt. Doch er war dem Menschen etwas schuldig und ging nicht weiter darauf ein.
    „Das werd ich schon schaffen Herr Eilfric. Trotzdem sollten wir die Orks doch kaum davon kommen lassen.“
    Wieder musste der Ritter lächeln. „Nun gut, das war ein schlechter, wenn auch notwendiger, Versuch dich abzulenken. Ich kann dich beruhigen. Wir werden die Orks nicht in Frieden lassen. Wenn wir die Ordensburg erreicht haben, stelle ich einen Trupp Ritter zusammen und lasse die Garnison der Stadt alarmieren. Die Grünhäute werden gefunden und vernichtet, wie sie es verdient haben.“
    „Aber dauert das nicht furchtbar lange?“, fragte Ivar, dem das Ganze natürlich sehr wichtig war. „Wann können wir denn dann anfangen die Grünlinge zu jagen?“
    „Wir, mein junger Freund, werden niemanden jagen. Du wirst mit meinen Knappen in der Ordensburg bleiben. Für einen Kampf bist du nicht alt genug, egal wie mutig du sein magst. Dasselbe gilt für mein Gefolge. Sie schlagen sich gut, aber in den Krieg nimmt ein Ordensritter nur seine Brüder mit.“
    „Waaaas?!“ Ivar lief hochrot an. „Die Grobs haben meine Leute getötet! Wie soll ich je wieder vor meinen Throngrink treten, wenn ich nicht Rache nehme?“
    „Ivar, nicht einmal ein Zwerg wird von dir erwarten, dass du einfach losziehst und Orks tötest. Das wäre dein sicherer Untergang. Dir bleibt noch eine Menge Zeit für deine Rache. Es gibt mehr Orks in den Bergen als Mäuse in einem Kornspeicher. Glaub mir, wir lassen dir ein paar übrig.“
    „Dann schickt mich zu nach Hause! Mein Klan wird nicht untätig herumsitzen wollen, während ihr die ganze Arbeit macht.“
    „Ich wünschte es wäre so einfach, aber das geht nicht. Wir wissen ja nicht einmal ob der Pass frei von Orks ist. Nein, das Risiko gehe ich sicher nicht ein. Was würden deine Verwandten von mir denken, wenn du auf einer übereilten Reise ums Leben kämst?“
    Ivar wollte widersprechen, doch der Ritter schnitt ihm harsch das Wort ab. „Wir tun, was wir können.Ich habe Answin voraus gesand, um Alarm zu schlagen, obwohl wir den Haudegen brauchen könnten, wenn es Ärger gibt. Averland wird alles tun, um die Grenzen schnell zu sichern und den Weg über das Gebirge zu ermöglichen. Bis dahin bist du mein Gast. Ein Priester des Morr wird sich um eure Toten kümmern und eure Waren bleiben unangetastet. Wenn wir es riskieren können, eskortiert mein Orden dich und alles was zur Karawane gehört sicher nach Hause. Da kannst du deine Verwandten in allen Ehren bestatten lassen und dich um deine Rache kümmern.“ Die Härte wich aus dem Blick des Menschen und seine Stimme wurde weicher. „Es tut mir wirklich sehr leid. Aber das ist alles, was in meiner Macht steht.“
    Ivar versank wieder in sein düsteres Grübeln. Dass er keine Kämpfe mit den Orks austragen würde, schmeckte ihm nicht. Der Mensch hatte natürlich recht. Er war wirklich zu jung für einen Krieg. Aber gefallen musste ihm das nicht! Trotzdem riss er sich zusammen. In seiner Wut waren ihm gleich mehrere Begriffe der Zwergensprache über die Lippen gekommen. Das durfte ihm nicht passieren. Die Sprache war geheim und wurde nur unter Zwergen verwendet. Einzig aus diesem Grund beherrschte jeder Zwerg auch reikisch, die Sprache des Imperiums. So konnten sie mit den Menschen sprechen und handeln, ohne ihre eigenen Geheimnisse preiszugeben.
    Erst als die Burg vor ihm aufragte, fuhr er aus seinen Gedanken auf. Hohe Steinmauern umgaben das Anwesen und Banner wehten auf den Türmen. Sie zeigten alle die schwarze Bärentatze auf rot-gelbem Grund. Das Tor lag zurückgesetzt zwischen zwei massiven Befestigungen. So konnte man es nicht angreifen, ohne von oben beschossen zu werden. Ein Graben verlief um die Feste, deren Mauern zusätzlich auf dem höheren Ufer standen. Alles in allem gute Arbeit, wenn man berücksichtigte, dass es keinen Hügel, oder Hang gab, der die Lage verbessert hätte.
    Die Wagen rumpelten über eine Zugbrücke auf den ersten Innenhof. Hier herrschte zu Ivars Unmut kein reges treiben und aufrüsten. Ein paar Waffenknechte sprachen eilig mit Luthbert und Ulf, aber von einem Heer war nichts zu sehen.
    Erst als sie die Wagen versorgten und ein Trupp Reiter aus dem Tor donnerte, besserte sich die Laune des Zwerges.
    Seine Verwandten wurden in eine kühle Steinkammer gebracht und aufgebahrt. Der Priester war schon auf dem Weg um sie zu waschen und Vorkehrungen gegen den Verfall zu treffen. Bis zu seiner Ankunft hielt Ivar eine Wache und sprach zu seinen Göttern. Nach langem beten und grübeln, näherte er sich zögerlich der Leiche seines Onkels. Er liess den Blich über die massige Gestalt streifen, bis dieser an der Axt des Kämpen haften blieb. Kriegerzorn hatte sein Oheim die Waffe getauft.
    Ivar nahm sie an sich und betrachtete sie eingehend. Die Schneide war makellos und sogar der Griff wies keinerlei Schäden auf, obwohl die Waffe viele Jahre im Gebrauch gewesen war. Thorleif hatte nur eine einzige Rune in den Kopf gravieren lassen, die sie sehr robust machte. Natürlich konnte man die Rune nicht sehen. Sie verbarg sich, wie alle Schmiederunen der Zwerge, in einem Gewirr aus verschlungen Knoten und Ornamenten. Trotz dieser Zierde und dem kunstvoll beschnitzten Schaft war es keine prunkvolle Waffe. Kein unnötiger Schwung an der Klinge, keine Einlegearbeiten aus Gold oder Edelsteine am Griff. Klinge, Dorn, verstärkter Schaft und ein Griff mit Schlaufe. Das war alles. Thorleif hatte immer gesagt, dass ein Hammer zum schmieden, eine Schaufel zum graben und eine Axt zum töten diene. Alles Weitere seien "Schleifen im Bart" und mehr im Weg als nützlich.
    Ivar prüfte auch das Gewicht der Axt. Er könnte sie nicht führen. Um seine Rache zu nehmen, würde er hart arbeiten müssen.
    Er wandte sich wieder dem Leichnam zu. „Du wirst ohne deine Axt zu Gazul gehen müssen Onkel. Es gibt hier noch zu viel Arbeit für Kriegerzorn, als das ich sie dir mitgeben könnte. Nimm vorläufig meinen Hammer. Du wirst dich seiner nicht schämen müssen, denn er hat das Blut deiner Feinde bereits gekostet.“
    Er legte seinen Streithammer auf die Bahre und zog sich respektvoll zurück. Es war nicht unbedingt unüblich, dass die Waffe eines Zwerges an seine Nachfahren überging. Aber für gewöhnlich wurde vom Klan entschieden ob und wer die Ehre bekam, sie führen zu dürfen. Doch Ivar fühlte sich im Recht. Er war der einzige Überlebende und würde derjenige sein, der die Rache vollstrecken musste. Egal wie lange es dauerte und egal was der Klan davon hielt.
    In diesem Moment schmiedete Ivar seinen Groll. Einen Racheschwur, der unter Zwergen eine ernste Sache war. Er sprach keine großen Worte und weinte auch nicht. Er streckte auch nicht brüllend die Axt zum Himmel. Er stand einfach da, brodelte vor Wut und starrte auf die Leiche seines Onkels.
    Als Ivar das Mausoleum verließ, war sein Zorn wieder abgekühlt. Aber der Schwur war nun ein Teil von ihm. Eingebrannt in seine Seele und immer bereit die Wut wieder hervorzubringen. Die Axt trug er in einer improvisierten Schlinge auf dem Rücken. Er hatte ihr einen neuen Namen gegeben. Er nannte sie Karaz-Kazak, „Ewiger Krieg.“

  • Sehr schönes Kapitel. Ich gucke eigentlich jeden Tag mindestens einmal hier rein und hoffe einfach, dass ein neues Kapitel online ist. Die Geschichte gefällt mir, auch wenn ich kleinigkeiten anders machen würde. Aber das ist ja auch gut so, denn jeder hat seine eigene Art zu schreiben!
    Finde es übrigens sehr fluffig, dass Ivar die Axt von seinem Onkel nimmt. Ist einfach die praktischere Waffe, vor allem im Vergleich zu einem (Kriegs-)Hammer.
    Nebenbei noch eine Frage, möchtest du auf Tippfehler hingewiesen werden, damit du sie verbessern kannst, oder ist dir das egal?
    Gruß BB

    Orks&Goblins > 7000 Punkte (etwa 15% bemalt)
    Echsenmenschen > 4000 Punkte (etwa 20 - 25% bemalt)
    Hoffe, dass ich mal wieder mehr Zeit und Lust zum malen bekomme.!
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    "Orcs neva lose. If we win, we win! If we is ded then we died fightin, so we 'asnt lost. And if we run away we will be back soon wiv more boyz and win den - so orcs can't lose!"

    • Offizieller Beitrag

    Auf Tippfehler kann nab nich gern hinweisen. Ich stolpere beim Korrekturlesen über vieles, aber alles finde ich sicher nicht.
    Kleinigkeiten die ihr anders machen würdet, sind auch okay. Drüber reden kann man auf jeden Fall.

    • Offizieller Beitrag

    Doch keine Anregungen? Na, kommt sicher noch. Ich hab wieder eine Passage fertig.


    Kapitel 9: Auf der Ordensburg
    Am nächsten Morgen wurde Ivar von lauten Rufen und dem klirren von Stahl aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken und noch leicht benommen eilte er zum Fenster und stieß die Läden auf. Unter ihm erstreckte sich ein langer, schmaler Innenhof. Auf diesem tummelte sich allerlei kämpfendes Volk und übte sich scheinbar im Umgang verschiedenster Waffen.
    Grummelnd ließ sich der Zwerg wieder aufs Bett fallen. Er hatte kaum geschlafen. Die Ereignisse des Vortages und das ungewohnte Lager machten ihm zu schaffen. Nach einigen Minuten ergab er sich jedoch in sein Schicksal. Niemals würde er bei diesem Lärm noch Schlaf finden.
    Er legte Kleidung und Rüstung an und trat grummelnd auf den Hof. Als er Luthbert und Ulf an dessen Rand erblickte, schloss er sich ihnen an. Sie saßen auf einer niedrigen Brüstung und schauten dem regen Treiben interessiert zu.
    „Morgen Ivar. Gut geschlafen?“ Seit ihrem kurzen Streit beschränkte Ulf sich auf das Minimum an Worten.
    Ein undefiniertes Brummen war alles, dass er für seinen Gruß bekam.
    „Gütiger Sigmar, man wird doch noch fragen dürfen.“
    „Erstickst du eigentlich, wenn du nicht quasselst? Nein? Dann schlage ich vor, dass du es mal versuchst.“
    Ivar drehte sich schliesslich doch zu dem Menschen um.
    „Was soll der ganze Krach eigentlich? Könnt ihr das nicht irgendwo machen, wo es niemanden stört?“
    Ulf deutete grinsend auf seinen eigenen Mund und wendete sich wieder dem Hof zu.
    „Wenn du ihm das Mundwerk verbietest, solltest du auch keine Fragen stellen.“ Luthberts Laune war ungetrübt.
    „Aber im Ernst. Du bist hier auf einer Ordensburg. Es sind alle schon eine ganze Weile auf den Beinen. Die hohen Herren üben sich im Kampf. Das da vorne ist Herr Eilfric. Der andere müsste Answin sein, der arme Kerl.“
    Der Knappe kicherte schadenfroh und wies mit dem Arm auf zwei gepanzerte Gestalten, die in einen Zweikampf mit Schwert und Schild verwickelt waren. Für den Kleineren der Zwei sah es alles andere als gut aus. Ständig peitschte das Schwert des Gegners über die Schildkante und fuhr scheppernd auf Helm und Schultern nieder.
    „Er bekommt den linken Arm nicht richtig hoch. Das passiert, wenn man seine Rüstung zu sehr auf den Reiterkampf fertigen lässt.“
    „Das scheint dir auch noch zu gefallen. Du weißt genau, an wem er seinen Frust ablässt, wenn Herr Eilfric ihm die Hammelbeine lang zieht“, Ulf hatte wohl genug geschmollt und mischte sich wieder in das Gespräch ein. „Das gibt nachher müde Knochen für uns.“
    „Wenn er dich hart ran nimmt, hau ihm auf die linke Schulter. Die dürfte er kaum noch bewegen können.“
    In diesem Moment führte der große Ritter wieder einen Schlag gegen die Schulter. Doch kurz vor dem Treffer ließ er das Schwert neben Answins Körper nach unten sausen und führte mit Schwung einen Schlag auf das Bein des Gegners. Diese Attacke kam nach all den hohen Schlägen unerwartet. Answin ging mit lautem Getöse zu Boden und blickte schon im nächsten Moment genau auf die Schwertspitze seines Lehnsherren, die dieser ihm knapp vor das Visier hielt.
    „Das ist aber doch nicht das Schwert, das er gestern benutzt hat?“
    Ivars Frage riss die Knappen aus ihrem Geläster.
    „Bitte? Nein, natürlich nicht. Er führt immer ein großes Falchion am Sattel. Das Langschwert benutzt er nur am Boden.“
    „Was ist denn bitte ein Fal...Falsch ... Das Ding am Sattel. Was ist das?“
    „Ein Falchion ist das Ergebnis, wenn eine Streitaxt und ein Schwert es miteinander treiben“, führte Ulf, in seiner typischen Art und Weise, aus.
    „Danke Ulf, das hätte ich nicht besser sagen können.“
    Der Herr Eilfric war wärend dem kurzen Gespräch unbemerkt herangetreten und blickte streng auf seinen Knappen herab.
    „Weißt du was?“, sinnierte er. „Ich fände es großartig, wenn ich jemanden hätte, der meine Turnierrüstung bereithielte, mir diesen Panzer abnehmen könnte und sonst auch allerlei nützliche Arbeiten verrichten könnte. Wenn ich genauer darüber nachdenke, hatte ich mal einen Knappen, die genau so etwas zu seinen Aufgaben zählte. Sah dir verdammt ähnlich. Leider mussten wir ihn in den Kerker werfen, weil er nicht nur seinen Pflichten nicht nachkam, sondern auch nicht verstand, wenn man ihn darauf hinwies.“
    Ulf starrte seinen Herren völlig überrumpelt an. Er hatte ganz offensichtlich den Anschluss verloren.
    Als auf seinem Gesicht die erste Erkenntnis dämmerte, fuhr er hoch wie von Hornissen gestochen und flitzte hinter Luthbert her, der sich sofort davon gemacht hatte.
    Ivar lachte. „Ihr werdet ihn doch nicht wirklich in den Kerker werfen, oder?“
    „Ach was, wo denkst du hin? Ulf ist ein einfach gestricktes Wesen, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Aus dem wird mal ein guter Ritter, wenn auch wohl keiner in hohen Würden.“
    „Was hat er gemeint, als er von der Axt und dem Schwert sprach?“
    „Im Prinzip hat er recht, auch wenn ich andere Worte gewählt hätte. Falchions verfügen über eine schwere, einschneidige Klinge. Der Umgang damit ist einfach und brutal, deshalb ist es bei vielen Rittern verpönt.“
    Ivar nickte. Auch sein Volk hatte Vorlieben für bestimmte Waffen. Wer davon abwich, hatte jedoch zumeist einen guten Grund.
    „Warum kämpft ihr dann mit diesem Axtschwert, wenn es so unbeliebt ist?“
    „Mit Fußvolk muss ich vom Pferd aus nicht fechten. Alles, was ich dort brauche, ist brutale Kraft. Da ist das Falchion optimal. Der schlechte Ruf kommt nur davon, dass auch einfache Bogenschützen und Waffenknechte sich diese Waffe leisten können. Viele Ritter wollen mit dem Pöbel nichts gemein haben.“ Eilfric machte eine wegwerfende Handbewegung, bezog sich aber offensichtlich auf die Ansichten der Ritterschaft.
    „Und zu Fuß zieht ihr eine Fechtwaffe vor?“ Das fand Ivar seltsam. Fechten war nichts, womit man sich zu Hause beschäftigte.
    „Du steckst voller Fragen, nicht wahr? Friedhelm leitet heute die Knappen bei ihren Übungen an. Ich schlage vor du nimmst teil. Alt genug bist du und ein paar Tricks wird auch ein Zwerg noch nicht kennen. Ich werden mit dem alten Fuchs darüber reden. Er wird sicher keine Einwände haben und dir dürfte manches klarer werden.“
    Damit war Ivar mehr als einverstanden. Kampfübungen passten ihm jetzt gut in den Kram.
    Vom Rand des Platzes kamen Ulf und Luthbert wieder auf sie zu. Sie mühten sich mit einigen schweren Plattenteilen ab.
    Während die Knappen dem Ritter einige Rüstungsteile abnahmen und austauschten, wurde auf dem Hof eilig eine Schranke errichtet, Pferde aus den Stallungen gebracht und ein Karren mit Lanzen bereitgestellt.
    „Was soll denn das jetzt wieder?“
    „Ein Tjost, mein guter Zwerg. Wir üben den Kampf mit der Lanze. Normalerweise reiten wir auf eine Quintane, aber bevor es in den Kampf geht, kann diese harte Übung nicht schaden.“
    „Wenn ich nicht zwergisch reden darf, solltet ihr auch nicht so seltsames Zeug reden“, murmelte Ivar in seinen kurzen Bart. Die Bemerkung war mehr für ihn selbst bestimmt, doch der Ritter hatte ihn verstanden.
    „Die Quintane lernst du schon noch kennen und was ein Tjost ist, siehst du ja gleich.“
    Nach diesen Worten senkte er das Visier und machte sich zu den Schranken auf.
    Ungläubig blickte Ivar ihm nach. Eilfric lief nicht, er watschelte regelrecht. „Habt ihr ihm Kies in die Hose geschüttet?“ Die Knappen bogen sich vor Lachen. „Das kann doch nicht wahr sein. Ist das da ein Kran?“
    In der Tat wurde der Ritter soeben an einem Hebekran befestigt und mühsam in den Sattel gewuchtet.
    „So kann er doch nicht kämpfen!“
    „Ivar, um Himmels willen, nicht so laut. Herr Eilfric ist ein sehr nachsichtiger Herr, aber manch andere würde so was nicht gerne hören.“ Luthbert sah wieder ernst aus, während Ulf noch ein paar Lachtränen fortwischte. „Er trägt seine Gestechrüstung.“
    „Sollte mir das jetzt irgendetwas sagen? Ich hab zwar gehört, dass es wie eine Erklärung klang, aber es war keine. Du hättest auch „Blau “sagen können und hättest mir damit genauso geholfen.“ Ivar fühlte sich verschaukelt.
    „Nein, nein, du missverstehst mich. Schau dir den ersten Durchgang an, dann erkläre ich dir alles.“
    Luthbert nickte in die entferntere Ecke des Hofes. Dort saß nun ebenfalls ein Ritter auf seinem Schlachtross und ließ sich eben eine Lanze reichen.
    Eine Fahne wurde gesenkt und die Reiter gaben den Pferden die Sporen. Wie in dem Kampf auf der Ebene steigerten sie ihr Tempo allmählich und richteten im letzten Moment ihre Lanzen aus. Der Aufprall war ohrenbetäubend. Die Waffen zerbrachen krachend an Helm und Harnisch und die getroffenen Reiter hingen schwer in den Sätteln.
    „Siehst du? Bei so einem Aufschlag kann sogar mit stumpfen Lanzen alles Mögliche passieren. Weil sie sich beim Üben nicht verletzen wollen, tragen die Ritter viel dickere Rüstungen. Das Bauchgeschübe fehlt, die Schultern sind verstärkt und seitlich nach unten gezogen. In so einem Ding kann man sich kaum bewegen. Zum Lanzenreiten reicht's aber. In der Schlacht würde niemand sich so belasten. Dort geht man eben einen Kompromiss zwischen Sicherheit und Gewandtheit ein.“
    „Aha, das macht dann mehr Sinn.“ Ivar überlegte eine Weile. „Und was ist eine Quintane?“ Zur Antwort bekam er nur ein doppeltes Grinsen.

  • Was mir ein bisschen fehlt ist ein Hinweis darauf das sämmtliche Plattenpanzer (Zumindest von dem was man so in AB's liest) im Imperium von Zwergen geschmiedet werden, ein Hinweis auf das erkennen von Zwergenarbeit wäre schön gewesen. Aber das ist Jammern auf extremen Niveau, wieder sehr schön geschrieben wie ich finde.
    Ich bin auch schon unendlich gespannt worauf Ivar dann reitet, bzw. wann er jenes edle Tier erhält.

    "Desweiteren bin ich der Meinung, das Ulthuan versenkt werden sollte!"


    Burrins Wacht: 5000 pkt. Zwerge
    Lord Hauclirs Räuber: 3500 pkt. Dunkelelfen


    Kabale des finstern Abgrundes: 1000 Pkte. Dark Eldar (stetig wachsend)
    Relactische Medjay: 2000 pkt Imperiale Armee

    • Offizieller Beitrag

    Den Hinweis musst du übersehen haben. Das stand schon als die Ritter das erste Mal aufgetaucht sind dabei. :D
    Kann aber sein, dass ich es später nochmal anspreche....


    Edit: Allerdings schmieden die Zwerge bei mir die Rüstungen nicht. Die Vorlage ist von ihnen. Der Plattenpanzer hat sich quasi aus der zwergischen Vorlage entwickelt.

  • Ok, ist in ordnung, kann auch sein das ichs überlesen hab. Und ja, das mit der Fertigung nach Vorlage kann sogar ich als alter Bartmurmler noch gutheißen, schließlich würden Zwerge keine Gestechrüstung herstellen, einfach weil sie keine Tjoste abhalten (Wie ich glaube auch Historisch der einzige Ort für Gestechrüstungen, da im Gefecht wie geschrieben zu unpraktisch) BTW: Eine Anregung hätte ich, obwohl dus vermutlich eh so machen wirst: Gib Ivar eine "Praktische" Rüstung, und mit Praktisch meine ich Zweckmäßig und nicht Prunkvoll verziert (Mal im Ernst, auf den Helmen von Gefechtsrüstungen werden keine Kühlerfigurartigen Helmzieren sein wie in Fantasy) es würde sich richtiiger und Zwergischer anfühlen mMn.
    Oh, btw. Zwergisch: Was würdest du von einem zwergischen Plattner auf der Ordensburg halten? Oder zumindest einen Menschen der von einem Zwerg ausgebildet wurde (Schließlich muss auch wer das Kriegszeug in Schuss halten) Der könnte Ivar dann die Menschensachen und so weiter vl. besser erklären, auch mit zwergischer sichtweise ("Diese Umgi setzen doch tatsächlich Schwerter von ihren Pferden aus ein. Schwerter! Dabei erkennt sogar ein Bartling wie du das bei ihrem Kampf eine Axt oder ein Streitkolben/Hammer besser geeignet ist!")

    "Desweiteren bin ich der Meinung, das Ulthuan versenkt werden sollte!"


    Burrins Wacht: 5000 pkt. Zwerge
    Lord Hauclirs Räuber: 3500 pkt. Dunkelelfen


    Kabale des finstern Abgrundes: 1000 Pkte. Dark Eldar (stetig wachsend)
    Relactische Medjay: 2000 pkt Imperiale Armee

    • Offizieller Beitrag

    Das war auch der Grund warum ich auf menschliche Fertigung umgeschwenkt bin. Die Rüstungen sehen auch nicht zwergisch aus und ein Zwerg hätte sicher Mühe die Bedürfnisse einer Rüstung an Reiterei anzupassen.


    Auf der Burg ist bislang kein Zwerg geplant. Ivar soll den menschlichen Einflüßen ausgesetzt sein. Ein bischen was übernimmt er ja vieleicht. Dazu bekäme er kaum eine Chance, wenn ein Zwerg da wäre.

  • Auch hier einfach erstmal das Lob an den Schreiberling! Schönes Kapitel. Ordentlich zu lesen, interessant und fluffig, obwohl es ein Kapitel ist, dass mehr einführung in menschliche/imperiale Kriegsführung ist.
    Was die Anmerkungen betrifft. Ich finde es lohnt sich nicht über jede Kleinigkeiten zu diskutieren, daher schreibe ich nicht alles, was mit persönlich auffällt, missfällt, oder was ich anders gemacht hätte. Wenn es mMn etwas größere Dinge sind, werde ich sie dir mitteilen ;-).
    Übrigens ("Meckern auf hohem Niveau") könnte Ivar noch etwas negativer gegenüber berittenem Kampf eingestellt sein, schließlich ist er als Zwerg so erzogen worden. Er ist mir schon ein wenigig zu negierig und offen dem Ganzen gegenüber!


    BB

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    Hoffe, dass ich mal wieder mehr Zeit und Lust zum malen bekomme.!
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  • Zitat

    Übrigens ("Meckern auf hohem Niveau") könnte Ivar noch etwas negativer gegenüber berittenem Kampf eingestellt sein, schließlich ist er als Zwerg so erzogen worden. Er ist mir schon ein wenigig zu negierig und offen dem Ganzen gegenüber!

    Naja, finde ich grade gut. Er hat ja gesehen wie vernichtend die Kavallerie war. Alle seien Klanbrüder wurden niedergemacht und eine Hand voll Reitern macht die gesamt Orkband platt? Da währe ich auch neugierig, egal wie ich erzogen wurde!



    Mir gefällt sehr gut! Schön grummellig der Kleien!

    • Offizieller Beitrag

    Ich arbeite am nächsten Kapitel. Vieleicht ergibt sich da ja was. :D
    Wobei sich Ivar vor der Reise einfach keine Gedanken zu Reiterei gemacht haben soll. Denn das ist einfach nie ein Thema gewesen, da es keine Reittiere daheim gibt.
    Das letzte Kapitel war in der Tat ein kurzer Abriss zur Waffentechnik der Menschen. Habe überlegt ob ich es drin lassen soll, aber so langsam muß ich ja nun auch mal etwas dichter schreiben. Also Dinge die Ivar so erlebt.


    @Bazinga Bäh,
    Gerade Dinge die einem persönlich nicht gefallen, kann man anmerken. Durch solche Sachen entsteht ein Dialog, in dessen Verlauf dem Autor oft noch Dinge klar werden. Ob das was mit der Kritik zu tun hat ist was anderes. Das auseinandersetzen mit dem Thema hilft schon sehr.

  • Was die erzihung angeht: Mir kam es so vor als wäre er von anfangan neugierig gegenüber der Kavallarie eingestellt (Immerhin hat er seinen Onkel danach befragt ). Daher finde ich das inordnung.


    So wie die Menschen Ivar aufnehmen, finde ich es auch super, da kommt das "Alte Bündnis" richtig gut rüber.


    Eine klitze kleine sache habe ich gefunden (braucht man aber nicht als fehler deklarieren. Könnte ja auch unwissenheit eines jungen Zwerges sein :( Sprachen


    Er sagt er darf kein Kazalid (Oder wie die sprache genau geschrieben wird ) reden. Das ist schon richtig, aber begriffe wie Grobbo oder Grobbi benutzen alle Zwerge in Menschen gegenwart. Glaub es ist so ne art redewendung und kein teil ihrer sprache. Und zur Gemeinsprache: Im Imperium wird Reikisch gesprochen. Keine Gemeinsprache.


    Kurz: Ein paar Zwergische begriffe kann er gefahrlos verwenden :D

    • Offizieller Beitrag

    Natürlich ist er neugierig. Er hat ja noch nie so was gesehen, oder davon gehört. Seine Ausbildung als Krieger liegt ja noch vor ihm.


    Ein paar Begriffe sind sicher okay. Grobi ist jetzt nichts geheimes... Aber Worte für seinen Klansältesten sind sicher tabu, oder dich genug dran. Zu sehr wollte ich den Punkt auch nicht bewerten.


    Reikisch ist doch so was wie eine Gemeinsprache... :D Ich hab aber nicht mehr im Kopf, ob ich das irgendwo geschrieben habe. Wenn ich drüber stolpere, ändere ich "Gemeinsprache" zu "reikisch".

  • Ist ja eigentlich auch Wurst. War ja kein negativer kritik punkt, sondern nur ne anmerkung :D


    Ich glaube Reikisch ist in der Warhammer welt sowas wie Englisch für uns. Eine Sprache die man können sollte

    • Offizieller Beitrag

    Meine Güte, über tausend Zugriffe. Das ganze geht übrigens deutlich weiter, als ich urspünglich vor hatte. Wollte eher eine Kurzgeschichte schreiben. :D


    Kapitel 10: Arena
    „Das hier, Freund Ivar, ist die Arena der Knappen und Gemeinen.“ Luthberd schritt großtuerisch mit theatralisch ausgebreiteten Armen über den staubigen Platz. Sie hatten gesteppte Waffenröcke und Polsterkappen angelegt, um sich anschließend in einem Hof mit nackter Erde und rotem Staub zu versammeln. „Dieser Ort dient der Übung im ruhmreichen Kriegshandwerk und ist mit dem Schweiße und Blute zahlloser Männer geweiht. Er ist das Zentrum unserer Ausbildung und nebenbei der Grund, warum hochgeborene Männer wie ich, höflich zu Leuten wie Ulf sind.“ Das schalkhafte Grinsen des jungen Mannes stahl sich kurz auf seine gespielt feierliche Mine. „Denn hier sind alle gleich hochgestellt und daher vermag auch ein Manne, der unserem edlen Wappentier mehr gleicht, als manch anderem ziemlich erscheinen mag, einen Kontrahenten aus noblem Hause, durch rohe Kraft und fehlende Angst vor der gerechten Strafe, zu bezwingen. Doch verzage nicht! Es ist eine hervorragende Übung für das Turnier des Großmeisters, mit einem stinkenden Bären zu ringen. Im Angesicht einer solchen Bestie....“
    Weiter kam er nicht. Ulf hatte endlich verstanden, dass man ihn hier mit einem wilden Tier verglich, und stürzte sich brüllend auf seinen Kameraden. Dieser wich dem groben Schwungschlag mit dem Holzschwert jedoch behände aus und trat dem vorbeistürmenden Knappen in den Hintern. Während der Gestürzte sich aufrappelte, hob Luthbert das Schwert an die Lippen und imitierte eine Flöte. Er führte ein paar närrische Tanzschritte auf und forderte den Gegner weiter heraus. „Auf die Beine alter Zottel! Wir wollen doch das Publikum nicht warten lassen. Zeig uns, wie du tanzen kannst.“
    Der darauf entbrennende Kampf glich mehr einer wüsten Schlägerei, bei der Luthbert zwar noch immer seine Possen riss, jedoch auch gehörigen Abstand vor Ulfs Schwert wahrte, so oft es ihm möglich war.
    Das Ganze endete allerdings als Friedhelm auf dem Platz erschien. Der alte Mensch musste nicht einmal die Stimme heben. Sobald die grölenden Knappen ihn erblickten, verstummten sie und stellten sich ordentlich auf. Nur die beiden Kämpfer bekamen das alles zu spät mit. Ulf, weil er allgemein etwas hinter dem Zeitgeschehen weilte und Luthbert, weil Ulf ihn im Schwitzkasten hatte.
    Ein rascher Hieb mit dem Holzschwert gegen den Allerwertesten, brachte Ulf schlagartig in die Senkrechte und ein Stoß gegen Luthberts gebeugtes Knie, beförderte den Edling endgültig in den Dreck.
    „Wenn ihr dann fertig seid, mit spielen, können wir ja vielleicht mit den Übungen beginnen. Den Anfang machen wir mit den Steinen. Ihr fangt am besten gleich an, während ich kurz mit dem Neuen rede.“
    „Das bin dann ja wohl ich,“ dachte Ivar, als die anderen sich einem Haufen Steine zuwandten.
    „Du bist also der junge Zwerg Ivar, den mir der Herr Eilfric aufs Auge gedrückt hat.“ Friedhelm war eher klein, aber sein gewaltiger, weißer Bart ließ ihn imposanter wirken. „Wie ich sehe, haben dich die beiden Raufbolde schon ordentlich eingekleidet. Ich bin heute dafür verantwortlich, dass die Knappen es nicht an Fleiß mangeln lassen. Bist du schon im Kämpfen geübt?“
    Ivar schüttelte den Kopf. „Hab erst ein paar Mal mit meinem Onkel etwas geübt.“ Er hatte keinerlei Probleme mit dem etwas groben Ton des Alten. Unter Zwergen wäre Friedhelm als Langbart ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft gewesen und es stand jungen Zwergen nicht zu, den Alten zu widersprechen.
    „Dann stelle ich dir besser keinen Fechter wie Luthbert gegenüber. Es wird schon gehen. Aber vorher tun wir was für deine Kraft und Ausdauer. Geh zu den Anderen und stoße ein paar Steine.“
    Die Knappen waren, damit beschäftigt schwere Steine auf ihre Schulter zu heben und diese mit dem rechten Arm von sich zu stoßen. Obwohl es keine Wertung gab, maßen sie die erreichten Entfernungen und verglichen so ihre Kraft. Ivar nahm sich einen Stein und stellte sich in der Schlange der wartenden auf. Als er an der Reihe war, lehnte er sich zurück, spannte den Arm und stieß die Last von sich. Der Brocken segelte in hohem Bogen davon und landete schließlich ein paar Zoll hinter dem Stein von Ulf. Ungläubiges Murmeln machte sich breit. Ulf war der stärkste der Knappen und Ivar hatte mit dem ersten Wurf fast die gleiche Weite erzielt.
    Sie absolvierten noch einige andere Übungen, in deren Verlauf sich herausstellte, dass mehr als die Größe Ivar von den Menschen unterschied. Er war stärker als die meisten Knappen. Nur die Ältesten unter ihnen hielten bei seinen Würfen mit. Außerdem war er nicht schnell, wurde aber nicht müde. Er lief stoisch seine Runden, stemmte Steine oder rang mit einem Gegner, ohne aus der Puste zu kommen.
    Endlich teilte Friedhelm die Holzschwerter wieder aus und wies jedem einen Partner zu. Ivar wurde Ulf gegenübergestellt. „Beide stark, langsam und ohne Schliff. Das sollte euch halbwegs gleiche Chancen geben.“ Als Ivar in Ulfs grinsende Miene blickte, schwante ihm Übles. Vielleicht war der Mensch ja nachtragend. Aber kein Zwerg würde sich dafür schämen seine Meinung gesagt zu haben und mit den Konsequenzen würde er schon fertig.
    Tatsächlich ging Ulf mit voller Kraft auf den Zwerg los. Seine Schläge donnerten wieder und wieder gegen Ivars hastige Paraden. Weil das Übungsschwert mehr ein Stock als eine Klinge war, führte Ivar es wie eine Axt oder einen Hammer. Er hielt die Waffe in beiden Händen, eine am Griff, die andere ganz oben am Schaft und parierte mit dem Stil.
    Das er sich so gut zu verteidigen wusste, schien Ulf zu ärgern. Er legte mehr und mehr Tempo zu und schlug immer unbeherrschter auf Ivar ein. Schließlich verpasste der Zwerg eine Parade und der Stock traf laut krachend auf den seinen Kopf. Erschrocken hielt Ulf inne. „Ivar geht es dir....“ Doch da traf ihn Ivars „Axt“ überraschend in die Rippen. Ulf klappte zusammen und fiel mit ungläubiger Miene zu Boden.
    „Aufhören!“ Friedhelm näherte sich mit zornig funkelnden Augen. Er sah kurz nach Ulf und ging dann vor Ivar auf ein Knie, um dem Zwerg ins Gesicht blicken zu können. „Junge geht’s dir gut?“ Besorgt betastete er Ivars Kopf.
    „Aber sicher geht’s mir gut. Warum sollte es mir anders gehen?“ Ivar verstand die Welt nicht mehr. Eben noch hatten sie sich amüsiert und dann brach Ulf auf einmal den Angriff ab und alles starrte ihn an.
    „Das wird der Schock sein. Wenn dir der Idiot ernsten Schaden zugefügt hat, kann er was erleben. Setz dich erst mal hin. Luthbert! Pass auf ob er nicht blass oder gar ohnmächtig wird! Rudger, du holst etwas Wasser!“
    Ivar wurde auf einen Stein gesetzt und bemuttert wie ein kleines Kind, während Friedhelm begann Ulf anzubrüllen. Von dem was er mitbekam ging es um harte Schläge an den Kopf und unbeherrschtes Handeln. Ivar dämmerte langsam das Ulf echter Ärger bevor stand. Konnte es sein, das Menschen einfach etwas zimperlich waren? Der Treffer am Kopf war halb so wild. Er blutete etwas, aber so war das eben bei Kopfwunden. Es bräuchte schon mehr als ein Hieb mit einem leichten Knüppel um einen Zwerg ernstlich zu verletzen. Vor allem weil Ulf, trotz aller Kraft, noch ein halber Junge war.
    Ärgerlich vertrieb er die Knappen und riß sich von Luthbert los, der darauf bestand das er sitzen blieb.
    „In Grungnis Namen, jetzt lasst doch den armen Ulf in Ruhe.“ Friedhelm fuhr herum. Er war offensichtlich überrascht den Zwerg so munter zu sehen. „Mir ist wirklich nichts passiert. Zwerge haben eben harte Schädel.“ Zum Beweis nahm er die Kappe ab und klopfte sich auf den Kopf.
    Friedhelm betrachtete den Zwerg eingehend und etwas skeptisch. Aber Ivar hatte keinerlei Anzeichen eines Verletzten. Außer einer kleinen Wunde war nichts zu sehen. Kaum eine Schwellung und für eine Kopfverletzung auch nur sehr wenig Blut.
    „Ich hätte schwören können, du fällst einfach um. Ich hab ja gehört, dass Zwerge hart im Nehmen sind, aber so recht glauben wollt ich es nie“, staunte der Alte. Dann verfinsterte sich sein Blick wieder. „Das konnte unser Ulf hier aber alles nicht wissen. An der Tat selbst ändert das gar nichts!“
    Ivar rang innerlich mit sich. Auf der einen Seite musste er dem Veteranen Respekt zollen, auf der anderen wollte er nicht das Ulf Ärger bekam. Der Mensch hatte geholfen die Orks zu töten, dafür schuldete er ihm etwas.
    „Hrmm, also gut. Ich hab mich absichtlich treffen lassen. Was sollte schon passieren? So konnte ich dem Idioten halt ein ordentliches Ding verpassen.“
    „Du willst mir allen Ernstes weiß machen, das sei Absicht gewesen?“ Friedhelm blickte dem Zwerg streng in die Augen. Um ein Haar hätte Ivar die Notlüge verraten, aber er trotzte dem Blick mit vorgeschobenem Kinn und stemmte die Hände in die Hüften. Sagen wollte er aber nichts mehr dazu.
    „Ich sehe schon. Dir muss ich noch eine Menge beibringen. Du darfst nie, aber wirklich niemals, deinen Kopf ungeschützt lassen.“ Friedhelm richtete sich auf und blickte die gaffenden Knappen an. „Was steht ihr da rum? Macht gefälligst weiter! So wird das nie was mit dem Ritterschlag“
    Als sie sich wieder aufstellten flüsterte Ulf ihm aufgeregt etwas zu. „Du hast dich nicht treffen lassen. Ich hab's genau gesehen. Du hast einfach die Parade verpasst.“
    „Ja? Und?“, fragte Ivar gedehnt.
    „Warum hast du den Alten angelogen?“
    „Entschuldigung hättest du lieber doch Ärger bekommen?“
    „Was? Nein, natürlich nicht, aber was hat das mit....“
    Langsam breitete sich Verständnis auf Ulfs Gesicht aus, dicht gefolgt von einem breiten Grinsen.
    „Das war sehr anständig von dir Ivar. Du hast was bei mir gut, das versprech ich dir.“
    Jetzt grinste auch Ivar. Die Dankbarkeit des Menschen nahm ihm etwas von seinen Schuldgefühlen wegen der Notlüge.
    „Dann komm, du langes Elend. Zeig mal, wie du tanzen kannst“, rief er und hieb kräftig nach Ulfs Unterschenkeln.