Unterm Herdenstein (eine Tiermenschen Geschichte) - Des Dramas Dritter Teil

  • Der erste Bovigor? Ein Minotaurus wird es wohl nicht sein, oder?


    Das also sind diese Tage, an denen man zuhause sitzt, Bier direkt aus der kaputten Kaffeemaschine trinkt und wartet, dass es regnet, damit man endlich raus kann. - Horst Evers

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    Laut den Quellen, die ich gelesen habe, sind die beiden Arten nur an ihrer Größe zu unterscheiden. (Sie nennen sich nicht umsonst gegenseitig "große Brüder" bzw. "kleine Brüder".) Es könnte also durchaus sowohl das Eine als auch das Andere sein. Aber an sich hatte ich einen Bovigor im Sinn, ja.

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    Kapitel 136 - Das Geschenk



    Zu Shargahs und Braks Erstaunen hatte sich die Wunde innerhalb dieses einen Tages unnatürlich stark verändert. Die großflächige Wunde auf dem Handteller schien sich ganz und gar geschlossen zu haben. Keine Körperflüssigkeiten traten mehr daraus hervor und eine Art neue Haut hatte sich über die verbrannten Stellen gelegt. Das Ganze mutete nun stark vernarbt aber doch irgendwie frisch an. Die Haut wirkte – von einigen leicht zu entfernenden Schmutzresten abgesehen – gänzlich unberührt und stach in ihrem hellen, fleischfarbenen Rosa aus dem Gesamtbild, welches der ungepflegte Gor abgab, deutlich hervor. In der Mitte der Handfläche schienen sich die einzelnen Teile übriger oder gar neu gewachsener Hautfetzen auf ungewöhnliche Weise miteinander verbunden zu haben und bildeten nun die Form eines achtstrahligen Sterns. "Das sieht doch bereits ausgesprochen gut aus.", meinte Shargah eher beiläufig. Brak wusste nicht was er dazu sagen sollte, glaubte aber das von ihm erhoffte Zeichen erhalten zu haben. "Es schmerzt auch fast gar nicht mehr. Es ist eher… empfindlich.", fügte er an. "Gut. Dann ist es jetzt Zeit für den nächsten Schritt.", sprach der Alte, erhob sich und verschwand im Getümmel, welches bei Einbruch der Nacht immer anzuwachsen pflegte. "Was für einen nächsten Schritt?", rief Brak dem Schamanen noch hinterher, aber der war bereits in der Menge untergetaucht.


    Drei der Schädelsammler Ungors, die nicht als Wachen für die Gefangenen abgestellt worden waren, hatten direkt nach ihrer Rückkehr ins Lager mit dem Zerlegen des Wildes angefangen. Ein paar der besten Teile eines Rehbockes hatten sie bereits für ihren Häuptling über der Glut geröstet. Merrhok saß nun mit ihnen an einer der Feuerstellen, weit genug entfernt von den in der Höhle befindlichen Menschen, und fraß das Fleisch, welches seiner Meinung nach durchaus noch eine Weile hätte anhängen können, um zarter zu werden. Für den unmittelbar bevorstehenden Kampf würde er aber die Energie des Fleisches bitter nötig haben und deshalb begnügte Merrhok sich bereitwillig mit dem was er hatte. Wie er so einen Bissen nach dem anderen herunterschlang, legte sich das Verlangen, in die Höhle zu marschieren und ein Blutbad unter den Gefangenen anzurichten, in ihm langsam. Das war auch gut so, denn er benötigte einen klaren Kopf für die bevorstehende Prüfung. Genau darum ging es immerhin bei seinen strapaziösen Essgewohnheiten. Wenn er den Vorteil des klaren Geistes nicht nutzen konnte, dann wären das ganze Unterfangen und die Qualen, die es mit sich brachte, völlig umsonst.


    Auch andere Häuptlinge spürten, dass mit der Wiederkehr des Spähtrupps und dessen Erfolg in Sachen Opfer-Beschaffung, die langersehnte Nacht der Entscheidung in greifbare Nähe gerückt war. Wenngleich die Vorbereitungen für die Rituale heute noch nicht abgeschlossen sein mochten, so könnte es durchaus morgen schon so weit sein. Ghorhok überbrückte die schier endlos langsam verrinnende Zeit indem er sich mit einem Dolch oberflächliche Wunden in Oberkörper und Arme ritzte. Die Schnitte hatten bereits regelrechte Muster auf seiner Haut gebildet und der brennende Schmerz half ihn zu fokussieren. Auf diese Weise hielt er seinen maßlosen Ingrimm unter Kontrolle. Es fühlte sich an, als würde die gesamte Wut in ihm zu einem kleinen, schwarzen Ball verdichtet, welcher unter immensem Druck stand und nur von den Schmerzen zusammengehalten wurde. Die tödliche Kraft in seinem Inneren wäre der Antrieb, welcher ihm den Sieg im Duell mit seinem erwählten Erzfeind bringen sollte, ganz gleich wie oft und wie hart er auch getroffen werden würde. In dieser Gewissheit ritzte Ghorhok weiter, Schnitt um Schnitt. Das Ganze hatte etwas so Beängstigendes an sich, dass sich keiner der Behuften im Umkreis seines Lagerplatzes auch nur auf sieben Fuß an den Bronzehuf heran traute, während er tief schnaubend in seinem meditativen Zustand dahockte und sein eigenes Blut vergoss.


    Shargah wühlte währenddessen auf der Ladefläche seines Karrens herum. Auf der Suche nach etwas, was Brak helfen sollte mit seinen Schmerzen klarzukommen, hatte Bratak ein heilloses Durcheinander unter Shargahs Plunder hinterlassen. Nicht dass es vorher sonderlich ordentlich gewesen wäre, aber immerhin wusste der Alte, wo er seine Dinge sonst finden würde. Nachdem der Alte einige Pergamentrollen und Gefäße mit zweifelhaftem Inhalt beiseite geräumt hatte, fand er endlich das in grün-braune Lumpen gehüllte Bündel, nach dem er gesucht hatte. An dessen Inhalt hatte er bereits gearbeitet, seitdem sie von den Schlachtfeldern im Süden aufgebrochen waren und in jeder freien Minute – ganz besonders in den Nächten – hatte er Zeit und Geduld investiert, um es zu vervollständigen. Nun endlich sah es danach aus, als wäre die Zeit gekommen das Geschenk seinem eigentlichen Zweck zuzuführen.



  • Sehr cool wieder! Und das Bild von Ghorhok: Hammer! ...auch wenn der Panzer, verbunden mit der Kopfhaltung, ein etwas pummeliges Bild vermittelt. :O
    Trotzdem sehr cool rübergebracht! :thumbup:


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    Wenn der Panzer perfekt anliegen würde, könnte er nicht frei atmen. :D Das war mir dann doch zuuu Fantasy. Ein klein wenig Realität darf für mich gern dabei sein. :winki:


    Wenn Du magst, gibt's heut noch ein Kapitel... (wenn ich's schaffe).

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    Kapitel 137 - Ruhe vor dem Sturm II



    Bratak murmelte etwas in seinen Bart, als er die Tätowier-Nadel konzentriert, kontinuierlich unter die dicke Haut des Oberarmes stach. "Ablenkung ist alles." Gurlak, der diese Tortur bereits seit einer ganzen Weile über sich ergehen ließ, saß bewegungslos da und fragte den Schamanen, was er da vor sich hin brummelte. Bratak zögerte kurz, unsicher, ob er dem Häuptling wirklich verraten solle, was ihm durch den Kopf ging. Schließlich sprach er, "Einsamkeit gebiert Klarheit." Gurlak runzelte die Stirn und fragte sich, was der Alte ihm damit sagen wollte. "Hier und jetzt bist du allein. Allein mit deinen Schmerzen. Sie bringen dich zum Nachdenken und du findest Antworten auf die Fragen deines Lebens." Gurlak dreht sich fragend zur Seite. "Die Fragen meines Lebens?" "Die Herausforderungen und Probleme, welche sich dir in den Weg stellen und welche du zu meistern und zu lösen hast. Die Antworten auf diese Fragen liegen in dir und der Schlüssel zu dir selbst ist die Isolation von allem was dich betäubt und ablenkt." Die Beiden schwiegen eine Weile, während Bratak das Muster der zweiten Fessel des Herrn der Gelüste auf den Oberarm des von Narben und Pein gezeichneten Häuptlings tätowierte. Gurlak stellte keine weiteren Fragen. Mit dem Brocken, den der Schamane ihm da hingeworfen hatte, hätte er erst einmal genug zu verdauen und er war sich nicht sicher ob er überhaupt verstand. Dabei war ihm durchaus klar, dass der Schamane sicher recht mit dem hatte, was er da sagte. Der Verderbte starrte also gedankenverloren ins Nichts, während er sich den Schmerzen der Nadeln hingab, welche mit jedem ihrer tausend Stiche ein wenig mehr von der schwarzen Farbe unter seine Haut trugen, bis sich das Band der Fessel endlich schloss.


    Die Alpha-Kaste der Herden ging in jener Nacht früh und ohne den Rausch von Alkohol schlafen. Jeder von ihnen schien auf irgendeine Art mit sich selbst im Zwiegespräch zu sein und für die Einflüsse der Außenwelt mehr oder minder unzugänglich. Sie bereiteten sich schon heute auf die Auseinandersetzung vor und keiner von ihnen war unerfahren genug, im Angesicht der bevorstehenden Aufgabe, auch nur den leichtesten Kopfschmerzen zu riskieren. Von derlei Tortur hätten sie schon bald mehr als jedem von ihnen lieb sein konnte. Die Schamanen hingegen waren bis tief in die Nacht hinein schwer mit allerlei Vorbereitungen beschäftigt. Alles sollte für den folgenden Tag an seinem Platz sein. Nichts würde dem Zufall überlassen werden. Erst als alle Vorkehrungen getroffen waren und die Nacht schon beinahe vorüber war, sanken die Ältesten unter den Behuften erschöpf auf ihre Schlafplätze und gönnten Geist und Gliedern die schwer verdiente Ruhe.


    Am nächsten Morgen wurde Merrhok bereits früh und unsanft geweckt. Eine seltsame Kälte hatte sich an ihn herangeschlichen und war des Nachts seinen Rücken hinauf gekrochen. Als er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte, war sein Blick noch immer verschleiert. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und doch war sie dem Rande des Horizonts bereits nahe genug, dass er die Dinge um sich herum zumindest halbwegs ausmachen konnte. Aber es war nicht der Schlaf, welcher die Sicht des Häuptlings beeinträchtigte. Denn ganz gleich wie lange er auch in das Halbdunkel starrte, er konnte nicht weiter blicken als etwa zehn Ellen. Die gesamte Hochebene lag in dichten, grauen Nebel gehüllt. Dabei war die Luft so feucht, dass sein gesamtes Fell voller kleiner Tröpfchen war. Jene Stellen, welche er berührte, erschienen sofort klatschnass und er fror, als habe er sich eine Krankheit eingefangen. Jede Oberfläche in seiner Umgebung war überzögen von einem dünnen, seidenmatten Film kleinster Wasserperlen.


    Er schaute sich um und das Lager schien totenstill zu sein. Einzig ein paar Wachposten gaben hier und da sanfte Geräusche von sich, wenn sie ihre Position wechselten, um die steifen Glieder etwas zu bewegen. Merrhoks Blick wanderte sogleich zu der Höhle hin, in der die Gefangenen ihrer Schicksals harrten. Vor dem Eingang standen ein paar Ungors im Halbschlaf auf ihre Speere gestützt. Zwischen ihnen ragte ein Berg von einem Wesen auf und stand so unbeweglich da, dass man es im dichten Nebel hätte leicht mit einem der hier und da errichteten Runensteine verwechseln können. Die Wächter des Herdensteins hatten ihre Meinung wohl doch noch geändert und sich entschlossen, kurzfristig eine Wache für die Gefangenen abzustellen.


    Gedankenverloren und fröstelnd starrte Merrhok auf die Umrisse der bewegungslosen Wachposten und fragte sich, was der bevorstehende Tag ihm wohl bringen würde.



  • Oh, ich kann's schon kaum erwarten! Nach gefühlten 150 Kapiteln muss Merrhoks (bzw. Shargahs) Plan doch mal aufgehen!
    Und zu Ghorhok: Natürlich ist es so realitätsgetreuer! Nichts dagegen. Nur die Kombination mit dem gesenkten Kopf führte zu dem Eindruck.


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    Kapitel 138 - Das Geschenk II



    Im Inneren der Kerker-Höhle spielten sich dramatische Szenen ab. Keiner der Gefangenen war in der Lage gewesen länger als ein paar Minuten am Stück dahinzudämmern, geschweige denn wirklich zu schlafen. Nachdem die Bestien sie letzte Nacht in dieses Loch getrieben und angebunden hatten, war den Gefangenen zwar nichts zu essen, aber wenigstens Wasser, gegeben worden. Einige von ihnen weigerten sich erst es zu trinken, da sie glaubten es sei vergiftet worden. Aber nachdem Andere es getrunken hatten und offensichtlich nicht starben, gewann der Durst die Oberhand und jeder Einzelne nahm einen Schluck aus dem ledernen Trinkschlauch, bis er schließlich leer war. Danach wurden die Gefangenen seltsam ruhig und Hartnagel fragte sich, ob diese Ungeheuer nicht doch irgendeine Art Droge in das Wasser gemischt haben mochten, um sie ruhigzustellen. Schließlich gab er jedoch auf darüber nachzugrübeln. Er war zu schwach und es wäre so oder so zu spät, um etwas zu tun. Bei all der körperlichen Erschöpfung, die der Marsch und die Misshandlungen hinterlassen hatten, war das Grauen – vor dem was kommen mochte – dennoch zu groß gewesen. Keinem war der Friede einer Nachtruhe vergönnt. Stattdessen rieben sie sich aneinander auf. Die Frauen hatten die Männer immer wieder angefleht sie zu erwürgen, aber keiner von ihnen hatte letzten Endes Kraft und Willen aufbringen können sie zu erlösen. Ganz sicher hätte sie dies vor größerem Übel bewahrt, darin stimmten sie überein. Es wäre töricht gewesen nicht zu glauben, dass ihr bevorstehendes Ende nicht ungleich grausamer und möglicherweise langwieriger wäre. Dennoch brachte es keiner von ihnen übers Herz den letzten Schritt zu tun. Hartnagel kauerte in einer Ecke und dachte darüber nach, dass Barbarei und Gnade doch manchmal näher beieinander lagen als man glauben mochte. Er hatte seit ihrer Ankunft kein Wort mehr gesprochen und zitterte unaufhörlich am ganzen Leib. Dabei war er sich nicht sicher, ob es am feucht-kalten Wetter lag oder ob sein Körper beschlossen hatte, nach außen zu tragen, was ihn durch und durch zerfressen hatte. Angst. Pure, ursprüngliche, instinktive und unbändige Angst.


    Der Morgen graute bereits und Hartnagel konnte den schwachen Schein des Sonnenlichtes ausmachen, der durch den Eingang der Höhle ins Innere drang. Ausgerechnet in diesem Augenblick drohte ihn die Müdigkeit zu übermannen und er glaubte endlich schlafen zu können. Wäre da nicht diese tiefsitzende Furcht gewesen, hätte er seinen Kopf möglicherweise sinken lassen und dem Verlangen nachgegeben. "Einen Moment nur, einen kurzen Moment", dachte er sich und schloss die schweren Lider seiner müden Augen. Plötzlich schreckte er hoch. "Himmel!", ging es ihm durch den Kopf als er erkannte, dass er gerade beinahe eingeschlafen wäre. Er blickte sich wild suchend um, in der Angst etwas mochte sich in dem kurzen Moment seiner Unaufmerksamkeit an ihn herangeschlichen haben. Aber da war nichts und dennoch dachte er, "Irgendetwas stimmt hier nicht." Das durch den Eingang hineinscheinende Tageslicht war mit einem Mal viel heller geworden und sein Mund schien ihm unendlich trocken. "Von wegen beinahe..." Er war tatsächlich eingenickt und musste wer weiß wie lange vor sich hingedöst sein. Die Bestien hätten einfach hereinspazieren und wer weiß was mit ihm anstellen können. Er hätte es möglicherweise nicht einmal gemerkt. Dann blickte Hartnagel sich nach den anderen Gefangenen um. Er konnte es zwar nicht mit bestimmter Sicherheit sagen, aber es schien zumindest so, als wären alle noch da. Durst plagte den zu Tode erschöpften Hauptmann und er leckte sich die trockenen Lippen. Plötzlich störte etwas die nach innen dringenden Lichtstrahlen. Eines dieser Unwesen war hereingekommen und auch das Husten in der letzten Ecke verstummte augenblicklich. Spürbare Spannung lag über der Situation und Hartnagel wagte kaum zu atmen. Dann tat die Bestie ein paar Schritte auf ihn zu und warf ihm etwas vor die Füße. Der Hauptmann wagte kaum zu schauen was es war und starrte nur das vor ihm aufragende Unwesen an. Es gab ein paar Worte in einer für ihn unverständlichen Sprache von sich und wandte sich gleich darauf wieder zum Gehen. Als er sicher war, dass das Biest verschwunden sei und auch nicht gleich wieder käme, schaute er nach was da zu seinen Füßen lag. Es war ein schlichter, nicht einmal bis zur Hälfte gefüllter Wasserschlauch.


    Brak verweilte einen Moment vor Shargahs Schlaflager und starrte den schlafenden Schamanen gedankenlos an. Der Alte lag regungslos da. Nur das sanfte Heben und Senken seines Brustkorbes zeugte davon, dass er am Leben war. Der Rest der Herden war zum größten Teil wieder auf den Beinen und Brak fragte sich, wie man bei diesem Lärm noch schlafen könne. Schließlich ließ er den Gedanken ruhen und wandte sich ab, um zu gehen. Er hatte gerade den ersten Schritt gemacht, als der Schamane doch noch zu ihm sprach, "Warte einen Moment. … Ich habe etwas für dich." Brak war zugegebenermaßen überrascht. Er drehte sich erneut herum und sah, dass Shargah sich aufgesetzt hatte. Ihrer beiden Blicke trafen sich und Neugierde sprach aus Braks tierischen Zügen.



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    Kapitel 139 - Das Geschenk III



    Hartnagel wagte kaum den Wasserschlauch aufzuheben, geschweige denn davon zu trinken. Der Rest der Gefangenen hatte ebenfalls erkannt womit sich der Hauptmann konfrontiert sah und allesamt starrten ihn stumm und bewegungslos aus weit aufgerissenen Augen an. "Was wenn es vergiftet ist?", zischte einer der Soldaten aus einer finsteren Ecke. Hartnagel runzelte die Stirn, beäugte den Schlauch und sagte, "Es war doch letzte Nacht bereits mit irgendeinem Beruhigungsmittel versetzt. Warum sollte das jetzt anders sein?" Die Anderen schwiegen. Einige mochten erstaunt sein erst jetzt von der mutmaßlichen Betäubung zu erfahren, Andere wussten schlichtweg keine Antwort auf Hartnagels Frage. "Was wenn es diesmal ein tödliches Gift ist?", kam es nach einer kurzen Weile wieder aus der Ecke. Hartnagels Mine verfinsterte sich. Ohne zu zögern schnappte der Hauptmann sich den ledernen Schlauch, zog den Korken heraus und nahm einen tiefen, gierigen Schluck. Das Flüstern und die entsetzten Gesichtsausdrücke der Anderen nahm er gar nicht wahr. Ein kleiner Tropfen rann ihm aus dem Mundwinkel, das Kinn hinab und über den Hals, an welchem sich bereits Stoppeln gebildet hatten. Schließlich setzte er den Schlauch wieder ab und ließ einen tiefen Seufzer fahren, als habe er nach einer langen, entbehrungsreichen Reise seinen ersten Schluck guten Bieres genießen dürfen. Er lehnte seinen Kopf an die steinerne Wand und atmete tief durch, während die restlichen Gefangenen ihn noch immer mit vor Unglauben geweiteten Augen begafften. "Ein Jammer… ", entfuhr es ihm schließlich, als das Einsetzen der von Allen erwarteten Todes-Krämpfe ausblieb. Dann warf er den Schlauch zu den Anderen hinüber und auch sie begannen, einer nach dem anderen, das abgestandene Wasser in gierigen Zügen in sich hineinzuschütten.


    Draußen stand noch immer – unbeweglich wie ein Öl-Götze – der stierköpfige Minotaurus und hielt Wache vor dem Höhleneingang. Wäre er nicht gewesen, hätten die Ungors sich sicher schon mehr als einmal dazu hinreißen lassen hineinzugehen und die Gefangenen nach Lust und Laune zu quälen. Der stumme Hüne ließ sich nichts anmerken, aber die verspannte Kiefermuskulatur der kleineren Kreaturen hatte er durchaus bemerkt und wie ein Erwachsener in Mitten eines Rudels seiner wilden Kinder wusste er, dass sie in exakt dem Moment außer Kontrolle geraten würden, in dem er sich außer Sichtweite begeben würde. Also blieb er wo er war und schaute zu wie es in den bocksbeinigen Winzlingen brodelte, während sie ihren unbändigen Hass auf die wehrlosen Menschen im Zaum zu halten versuchten.


    Auch Merrhok hatte das ungeduldige hin und her Tänzeln der Ungors bemerkt. Ihrer Körperhaltung nach zu urteilen war es nicht die Morgenluft, welche ihnen zu schaffen machte. Er beschloss, dass es Zeit für einen Wachwechsel wäre und sammelte einige der ausgeruhten Schädelsammler von ihren Schlaflagern auf. Hier und da musste er ein wenig mit sanften Huftritten nachhelfen, wenn seine Präsenz nicht gleich bemerkt worden war. Als er glaubte eine angemessene Truppe versammelt zu haben, machte er sich mit ihnen auf den Weg zur Gefangenenhöhle. Nur wenig später trat er an die Wachen heran und befahl den Postenwechsel. Die mit Speeren bewaffneten Ungors schauten erst etwas verwirrt und zögerten, als wären sie überraschend in einer hochkonzentrierten Tätigkeit unterbrochen worden. Dann räumten sie jedoch wortlos das Feld und gesellten sich wieder zu Ihresgleichen innerhalb des Lagers. Die Blicke der beiden Stummen trafen sich kurz und es schien als ob der Eine wüsste was der Andere denken mochte. "Seltsam", ging es durch Merrhoks Kopf und er wandte sich schließlich ab. Seitdem er nicht mehr sprach, war sein Bild von der Welt ein anderes geworden. Er hatte plötzlich Zeit zuzuhören. Er unterbrach weder die Worte Anderer noch seine eigenen Denkprozesse. Er war verdammt dazu nachzudenken und wirken zu lassen was von anderer Stelle gesagt wurde. Tagtäglich strömten Dinge auf ihn ein und ihm blieb nichts anderes übrig als darüber zu brüten. In Momenten wie jenen mit diesem Bullen erkannte er, was ihm früher einfach entgangen war. Da war mehr hinter Allem und Jedem. Es war als ob der Verlust seiner Stimme einen anderen, neuen Wahrnehmungssinn in ihm geweckt hätte. Je länger er darüber nachdachte, desto weniger hatte er das Gefühl etwas verloren zu haben. Vielmehr fiel ihm auf, was er in diesem unfreiwilligen Tausch an Neuem dazugewonnen hatte.



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    Kapitel 140 - Das Geschenk IV



    Brak fuhr sich gedankenverloren mit der Hand durch das verfilzte Haar. Eine Geste, welcher er sonst keinerlei Beachtung schenkte, geschweige denn dass er sie bewusst vollzog, wurde ihm nun durch die Spuren der Verbrennung auf seiner Handinnenfläche auf unangenehme Art ins Bewusstsein gerufen. Es war nicht direkt ein Schmerz, den er wahrnahm sondern eine Art Überempfindlichkeit, welche ihm das Gefühl gab jedes Haar und jedes Insekt in seiner Mähne gespürt und bis ins Detail ertastet zu haben. "Eine eigenartige Erfahrung", dachte er und starrte auf die sternförmige Narbe in seinem Handteller. Shargah hatte sich währenddessen von seinem Lager erhoben, an einigen seiner Habseligkeiten herumgenestelt und schließlich ein langes, schmales Bündel herausgekramt. Als er schließlich an Brak herantrat, wurde dieser durch die plötzliche Nähe des Alten aus seinen Gedanken gerissen.


    Der Schamane reichte dem jüngeren Gor den in Lumpen gehüllten Gegenstand und Brak streckte reflexartig die Hände danach aus. Da war es wieder, dieses Gefühl der Überempfindlichkeit, als ob er die exakte Struktur des Stoffes ertasten könne und jeder noch so kleine Fehler im Gewebe einen warnenden Reiz senden würde. Brak hätte schwören können, dass die Empfindungen jetzt noch intensiver waren als eben noch bei der Berührung seiner Haare. Kurz erwiderte er Shargahs Blick, dann schaute er wieder auf das Bündel und begann den Stoff mit einer Hand von dem Objekt abzuwickeln. Seine in Konzentration leicht gespitzten Lippen öffneten sich in Erstaunen, als er aus den alten Lumpen einen Stab hervorholte. Er schien aus schwarzem Holz zu bestehen, dessen Oberfläche so glatt war wie geschliffener Marmor. Am oberen Ende war ein Schädel angebracht. Brak war sich sicher, dass er einst einem Menschen gehört haben mochte. Darunter hing allerlei Kleinkram wie Knochen, Ringe, Bänder und auch der eine oder andere Anhänger. Alles in Allem zu viel um es in diesem Moment genauer begutachten oder gar wertschätzen zu können. Als er sich schließlich sattgesehen hatte, starrte Brak dem Alten perplex in die Augen. Sein Blick schien zu fragen, ob dieser Stab etwa für ihn sei und Shargah antwortete ganz selbstverständlich, "Natürlich ist er für dich. Es ist an der Zeit, dass du dich uns anschließt und den Ritualen der Anrufung im Kreis der Schamanen beiwohnst."


    Brak hatte keine Worte und sein Blick wanderte wieder von dem Stab zu Shargah. Dieser erwiderte nichts und sah den jungen Gor nur zufrieden an. Brak spürte indessen noch immer, wie seine Hand mit dem Stab zu interagieren schien, als wolle sie ihn drängen endlich das Tuch ganz und gar zu entfernen. Gedacht, getan und sogleich hielt er den Stab der Höhe nach in seiner versehrten Hand. Diese war plötzlich still, ganz so als ob sie nie verbrannt worden wäre und als wäre es das natürlichste auf der Welt, dass Brak nun diesen Stab halten würde. Ehrfürchtig betrachtete er das reich verzierte Artefakt der Länge nach. Seine Verwunderung schien kein Ende nehmen zu wollen. Schließlich schaute er wieder in Shargahs Augen und ein Ausdruck der Zufriedenheit legte sich nun endlich auch über seine Züge.


    Andernorts war auf Hartnagels Gesicht lediglich zu lesen, dass er sich mit seinem Schicksal und dem nahenden, sowie sicher gar grausamen Tod abgefunden hatte. Ob es nun an Drogen läge, welche dem Wasser zugesetzt worden sein mochten oder ob sein Überlebenswille schlichtweg gebrochen war, spielte keine große Rolle mehr. Er schien weit weg von dieser dunklen, kaltfeuchten Höhle zu sein und starrte dabei ins Nichts, als ob er auf hoher See den Horizont beobachten würde. Was auch immer ihn erwarten mochte, er war zu müde sich die unmenschlichen Details auszumalen. Er war zu erschöpft um einen Kampf zu kämpfen, dessen Ausgang er sicher zu kennen glaubte. So blieb ihm nicht viel mehr zu tun als zu warten und diese Höhle indessen als einen Ort der Zuflucht zu erkennen, ein Schutz gegen die da draußen, so lange oder so kurz er auch Bestand haben mochte.



  • Ein paar Fragen aus Neugier: Von wie vielen Jahren sprechen wir etwa, wenn von einem "jungen Gor" wie bei Brak und Merrhok gesprochen wird? Und wie äußert sich das hohe Alter Shargahs körperlich? Gibt es dazu Quellen oder Theorien? Und was bezeichnen Tiermenschen in ihrer brutalen und oft kurzlebigen Gesellschaft als hohes Alter?


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    Schamanen können oft hundsalte Knochen werden. Da sie innerhalb der Herden durch ihren Status als "Sprachrohr zu den Dunklen Mächten" quasi kaum bis keine natürlichen Feinde haben, sind sie da nicht den gleichen Bedrohungen ausgesetzt wie ein Krieger. Das entspricht den alten Quellen (1990), in denen gesagt wurden, dass es im besten Fall großes Unglück für einen Behuften (und möglicherweise dessen Herde) bedeutet, einen Schamanen auch nur zu verletzen. Wenn ich mich nicht irre, ist das auch in die neueren Bücher so übernommen worden.


    Shargah kann also durchaus ein wirklich alter Gor sein. Da ich ihn bereits vor 18 Jahren auf den Schlachtfeldern hatte und er da schon ein alter Kauz war, ist er bestimmt um die 80 Jahre alt... (oder gar älter? ... bei Schamanen, welche mit den Mächten der Finsternis im Bunde sind, kann man sich nie ganz sicher sein). Ich kann auch nur schätzen. :) Er ist auf jeden Fall dürrer als die eher muskulösen Krieger. Allerdings macht ihn das nicht weniger zäh. Für mich hatte dieser Charakter immer etwas von zähem Leder (und unergründlicher Dunkelheit).


    Wenn Merrhok als "jung" bezeichnet wird, dann in erster Linie, um ihn in Relation zu den anderen (oft mehr oder weniger älteren) Gors zu setzen. Auch bei ihm habe ich mich auf kein exaktes Alter festgelegt, aber er ist auch nicht mehr grün hinter den Ohren, so viel steht fest. Für die einen Leser mag er um die Mitte 20 sein, für die Anderen etwa Mitte 30... Ich weiß es wirklich nicht. :hihi:


    Ich denke der Großteil der Gors und Ungors kommt nicht unbedingt über die 30 Jahre - oder vielleicht Mitte 30 - hinaus. Fähige Häuptlinge werden da schon ein wenig älter. Wenn man einmal eine Eiserne Garde (Bestigors) im Rücken hat, hilft das auch ein wenig sich äußerer Bedrohungen zu erwehren. Im Inneren lauern selbstverständlich noch immer die Jungen und die Hungrigen auf ihre Chance, die Macht an sich zu reißen. Treue und Zusammenhalt existieren durchaus, aber nur wenn bzw. so lange der Herrscher die uneingeschränkte Macht ausstrahlt und die Bedürfnisse seiner Herde zu befriedigen weiß. Ganz so arg wie bei den Skaven ist es also nicht. Das Chaos ist marmoriert mit Ordnung, wie ein gutes Stück Fleisch. :D

  • Ja cool, so in etwa hatte ich mir das vorgestellt. Aber wer weiß: Es hatte ja auch sein können, dass Tiermenschen sich deutlich schneller entwickeln als Menschen und schon mit 12(?) erwachsen sind, Merrhok etwa 20 ist uns Shargah mit Ende 40 steinalt... :D


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    Kapitel 141 - Fokus



    Shargah musste sich ins Bewusstsein rufen, dass sein Häuptling jetzt etwas mehr Aufmerksamkeit benötigen würde. So faszinierend und spannend es auch sei, einen Novizen in die Welt der Schamanen einzuführen, so wichtig war es doch auch die Machtposition der eigenen Herde zu sichern und das, worauf sie bereits seit so langer Zeit hingearbeitet hatten, erfolgreich in die Tat umzusetzen. Brak würde nicht allzu viel Anleitung benötigen. Er war ein Naturtalent und das Wenige was er wissen müsste, würde Shargah ihm sagen wenn es soweit wäre. Alles andere käme wie bei den meisten Schamanen von ganz allein, intuitiv. Merrhok hingegen hatte sich auf erbitterte Kämpfe vorzubereiten. Einen in und mehrere außerhalb seines Kopfes. Er müsste heute Nacht für beides bereit sein, um sich nicht selbst im Wege zu stehen und der Alte wusste, dass er das Seine zu tun hatte, um Merrhok dabei zu helfen. Besser jetzt als später. Denn wenn es erst soweit wäre, durfte er keinen Einfluss mehr auf das Ritual nehmen. So schickte er Brak zu den anderen Schamanen, während er sich selbst zu seinem Häuptling begab.


    Der als Kopfjäger bekannte Häuptling, Merrhok, starrte von einem der wenigen ruhigeren Flecken der Versammlungsstätte aus auf die geschäftige Meute. Das stetige Hin und Her hatte etwas zutiefst beruhigendes und meditatives an sich, zumindest für den jungen Gor. Auf den Lärm und das Gemecker hörte er mittlerweile gar nicht mehr und sein Geist driftete weg vom Hier und Jetzt. Erst der unerwartete Klang einer allzu bekannten Stimme zog ihn augenblicklich zurück in die Realität.


    "Bist du bereit?", fragte Shargah und Merrhok drehte sich zu ihm um. "Ich denke schon", ging es dem Häuptling durch den Kopf, während sein Blick abschweifte, als würde er irgendwo am Boden nach der Antwort suchen. Ohne auch nur ein Wort laut auszusprechen, antwortete der Alte, "Wenn es soweit ist, darfst du nicht denken. Anspannung würde dich genauso lähmen wie Träumerei. Vergiss alles um dich herum, … dich selbst und deine Gegner. Keine Wut, keine Angst, keine Emotion darf dich leiten. Ruhe in dir selbst und sei bereit."


    Zu seinem eigenen Erstaunen hatte Merrhok kaum Schwierigkeiten den Erläuterungen des Schamanen zu folgen. Er wäre zwar nie auf die Idee gekommen, seine Gegner zu vergessen, aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Sinn erkannte er in den Gedanken des Alten. Eines würde unweigerlich zum anderen führen. Wenn er den Gegner mustern sollte, kämen so oder so Emotionen ins Spiel. Respekt, Verwunderung, Angst, Wut, Hass. Wenn sie ihn tatsächlich lähmen sollten, so müsste er das Übel bei der Wurzel packen und die ganze Angelegenheit von Grund auf anders angehen als bisher. Shargah schwieg und verfolgte Merrhoks Gedankengänge mit Interesse und unmerklicher Zufriedenheit. Er hatte einen Stein ins Rollen gebracht.


    Als ihn der Caprigor schließlich wieder ansah, fügte er hinzu, "Wenn es dir hilft den Fokus zu behalten, dann versuche dich an einen Punkt im Nichts festzuhalten, bevor du loslässt. Schaue deinen Gegner nicht direkt an. Lass deine Gedanken nicht von Details oder Gesten fesseln. Nur wenn dein Geist frei und ungebunden bleibt, kannst du schnell genug reagieren, um jedem ihrer Angriffe zuvorzukommen." Es herrschte Stille in den Köpfen der Beiden und Merrhok ließ sacken, was Shargah ihm gerade zu verstehen gegeben hatte.


    "Ich werde dich jetzt allein lassen, damit du Zeit hast in dich zu gehen", sprach der Alte und Merrhok nickte kurz. Er wusste wo er ihn finden würde, wenn er in einer Sackgasse seines Hirns angelangt sein sollte. Unweigerlich fragte er sich, ob je ein anderer Behufter vor ihnen solch komplexe Gedankengänge verfolgt haben mochte, wie sie es eben getan hatten.


    "Selten", hörte er es in seinem Kopf wiederhallen und sah leider das verzerrte Schmunzeln auf Shargahs Bocksgesicht nicht mehr, als dieser sich mit ruhigen Schritten und auf seinen Stab gestützt entfernte.


    "Sei bereit", repetierte Merrhok noch einmal in Gedanken und blickte dabei mehr oder minder beiläufig in die Wipfel der in der Ferne stehenden Bäume. Sie bewegten sich langsam und behäbig, unter dem permanenten Rascheln ihrer tausenden und abertausenden von Blätter, die im Wind hin und her wiegten. Wie ein Meer aus dunklem Grün und Braun, wurden sie aufgewühlt durch das Wehen der kühlen Brise, mal Wellen schlagend und schließlich wieder zur Ruhe kommend.


    "Nicht denken."



  • Wie bekommst du es hin so zu schreiben genial !!!
    Hau in die Tasten ich brauche mehr davon !!!
    So mancher Mensch wünschte sich , seine Gedanken so kontrollieren zu können wie du es gerade beschrieben hast !
    Ha Merrhok hat bei nem Buddhisten abgeschrieben !

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    Kapitel 142 - Dämmerung II



    Auch wenn es einigen der Anwesenden so vorkommen mochte als würde dieser Tag nie enden, so brach doch endlich die Dämmerung über das Lager herein und die beiden Monde zeigten ihre bleich leuchtenden Angesichter. Feuerqualm hatte im Laufe des Nachmittags noch mehr finstere Bewohner der Wälder herbeigelockt und mittlerweile war weithin der Klang von Trommeln zu hören. Die Zahl der Kinder des Chaos war derartig angewachsen, dass sie keinerlei Furcht vor Entdeckung durch mögliche Feinde mehr zu empfinden schienen. Die einzelnen Gruppen rückten nun näher und näher um den Steinkreis mit dem mächtigen Monolithen zusammen. Fackeln und Feuer wurden entzündet. Jeder der Anwesenden spürte, dass hier etwas von Bedeutung bevorstand und so wuchs die Ungeduld unter den wilden Bestien kontinuierlich an.


    Die Schamanen blickten hinauf zu Morrslieb und befanden, dass er kräftig und hell genug schien, um im Anschluss an die Kämpfe das Blutritual zur Anrufung der Dunklen Mächte zu vollziehen. Aus der Gefangenenhöhle drang das Wimmern einzelner Menschenstimmen an das Ohr des mächtigen Wächters, welcher seit nunmehr einem Tag und einer Nacht hier Wache hielt. Beim Gedanken an den Geschmack des Fleisches dieser Opfergaben für die Götter geriet sein Blut in Wallung. Tief in seinen unergründlichen Augen begann ein Feuer zu brennen, welches durch die Laute der Angst und des Entsetzens genährt wurde. Sein Puls stieg an, die Adern an seinem Oberkörper und den Armen traten hervor und die Sehnen und Muskeln an seinem Hals waren unter dem dichten Fell gespannt wie gewaltige Schiffstaue. Schließlich trat einer seiner Brüder an ihn heran, um ihn von seiner Prüfung zu erlösen. Der vom Blutdurst angeheizte Bulle verließ den Vorplatz der Höhle unter schwerem Schnaufen und keiner der Anwesenden wagte es ihm auch nur ansatzweise in die Quere zu kommen, während er sich seinen Weg durch das Lager bahnte.


    Die Schamanen verbrachten derweil die Zeit damit Stricke zurechtzulegen, mit denen sie die Häuptlinge fesseln sollten, bevor sie den Ring zum Kampf betreten würden. Jeder der Herausforderer müsste seine Hände von einem neutralen Vertreter der anwesenden Ältesten auf den Rücken gebunden bekommen. Helme, Hauben, Rüstungen und Waffen wären innerhalb des Rings tabu. Hörner, Hufe, Zähne, unbändige Kraft und eiserner Wille würden darüber entscheiden wer die Krieger der versammelten Herden fortan leiten sollte. In verschiedensten Ecken des Lagers machten sich die mächtigsten unter den Gors zum Kampf bereit. Einige heizten sich auf und fachten die Stimmung in ihrer Umgebung mit wildem Heulen und Grölen zusätzlich an. Alkohol floss, von dem manch ein Häuptling sich versprach, dass er Schmerzen betäuben oder die Angst vertreiben möge. Viele folgten ganz eigenen Ritualen, um sich auf den Kampf einzustimmen. Ihre Anhänger begannen aus vollem Hals die Namen ihrer Favoriten zu skandieren und so fielen sie in den Takt mit dem Klang der Trommeln.


    Totems und Flaggen wurden empor gehoben und kleine Prozessionszüge geleiteten die Alpha-Gors aus allen Richtungen hin zum Rand des Steinkreises. Keulen und Axtblätter schlugen gegen Schilde, Trinkhörner wurden in die Luft gereckt. Die ersten Kinder der Dunklen Mächte gaben sich bereits ihrem Rausch hin, als das Grau der Dämmerung von der Dunkelheit abgelöst wurde und das letzte Orange der scheidenden Sonne am Horizont erstarb.


    Der Klang des unheiligen Getöses hallte von den Wänden der Gefangenenhöhle wider. Unbeschreibliche Angst hatte die zusammengepferchten Jammergestalten ergriffen. Selbst Hauptmann Hartnagel, der sich bis eben noch ganz und gar sicher darüber zu sein glaubte, dass er sich mit seinem Schicksal abgefunden habe, war angesichts der Umstände aus seiner Lethargie erwacht. Allesamt schienen die Totgeweihten nur noch Schatten ihrer einstigen selbst zu sein. Aber im Angesicht der unmittelbaren Bedrohung erwachte tatsächlich wieder der Überlebensinstinkt in ihnen. Sie wussten nicht ob und wie sie sich zur Wehr setzen könnten und dennoch wollten sie keineswegs wie Lämmer zur Schlachtbank geführt werden.



    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 143 - Es beginnt



    Turgok trug stolz das Banner seines Herrn durch die Reihen blökender und johlender Tiermenschen. Gurlak marschierte ihm mit festem Schritt voran. Noch trug er eine Stoffhaube, welche den Großteil seines Gesichtes verdeckte. Aber seine Augen, welche durch die beiden Sichtlöcher zu erkennen waren, verrieten Entschlossenheit und einen tief sitzenden Ingrimm. Dieser Blick und der gestählte, von faserigen, aufgepumpten Muskeln überzogene Körper ließen keinen Zweifel daran, dass Gurlak bereit war zu kämpfen und die Macht erneut an sich zu reißen. Seine Zeit war noch nicht vorüber. Davon waren er und seine Gefolgschaft allem Anschein nach felsenfest überzeugt.


    Das größte Spektakel veranstaltete wohl Ghorhok, welcher sich und seine Anhänger mit wildem Gebrüll und geballten Fäusten anfachte. Er hatte soeben seine Rüstung abgelegt und sein massiger, verschwitzter Körper glänzte im Schein der Feuer. Dicke Adern traten an seinen Oberarmen und sogar unter den Haaren seiner Schläfen hervor. Sein Oberkörper war schon vor dem Kampf mit Blut verschmiert. Hier und da war es bereits getrocknet und viele der Schnitte hatten einen Grind gebildet. Andere Wunden waren noch frisch und der bullige Gor schmierte den daraus hervortretenden hellroten Lebenssaft über seine breite Brust, sowie sein von Hass und rasender Wut kündendes Gesicht. Er konnte selbst kaum glauben, dass es endlich soweit sein sollte und er seinem erklärten Feindbild Nummer Eins endlich im allesentscheidenden Kampf vor den Augen Aller entgegentreten sollte. Erst würde er jeden aus Welt schaffen der ihm im Weg stünde und dann wäre die Zeit gekommen, die Angelegenheit zwischen Gurlak und ihm ein für alle Mal zu klären.


    Ghorhoks Herz schlug ihm bis zur Brust, aber er versuchte die Aufregung zu überspielen, indem er die Menge und sich fortwährend anstachelte, bis hin zur Raserei. Sein Blick ließ keinerlei nennenswerte Intelligenz mehr erahnen. Als Merrhok ihn so sah dachte er nur, dass der Bronzehuf wohl einen ganz eigenen Weg gefunden hatte nicht mehr zu denken. Der Kopfjäger war allein zum Steinkreis gekommen. Er hatte nichts übrig für allzu großes Gebaren und das Bad in der Menge. Seine Schädelsammler wussten zu beinahe jeder Zeit ganz genau wo er war und hatten ihn auch jetzt fest im Blick. Sie hielten sich zurück, drängten aber dennoch so nahe an den Kreis heran wie nur möglich, um den Kampf ihres Häuptlings verfolgen zu können. Neben Gurlak und Ghorhok waren auch noch vier andere Gors mit ihrem Gefolge am Rande des Kreises aufgelaufen. Ihre Namen kannte Merrhok allerdings nicht.


    Einer der Unbekannten hatte geschwungene Widderhörner und war im Gesicht und auf dem Oberkörper mit weißer Kriegsbemalung geschmückt. Er hatte ein breites Kreuz und einen gewaltigen Nacken. Eines seiner Augen mochte blind sein, aber das konnte Merrhok auf die Entfernung nicht mit Sicherheit sagen. Ein weiterer Herausforderer besaß vier Hörner, welche in glänzendem Schwarz bemalt worden waren. Sein Antlitz war vernarbt und eigenartig verzerrt. Wenn er noch dazu in der Lage sein sollte irgendwelche Gesichtsregungen zu zeigen, dann versteckte er sie jetzt sehr gut. Der Gor schien ruhig und ließ sich von den Rufen und der Stimmung seiner Anhänger tragen. Der dritte Unbekannte hatte ein langes pferdeartige Gesicht und steil nach oben ragende Hörner. Er war drahtig gebaut und schien immer in Bewegung zu sein. Ihn schätzte Merrhok spontan als einen der Schnellsten Kontrahenten ein. Der Vierte kam Merrhok bei genauerem Hinsehen dann doch irgendwie bekannt vor, er konnte aber nicht mehr sagen woher. Auch er hatte Kriegsbemalung im Gesicht, sowie geschwungene Widderhörner. Allgemein machte er einen sehr schmutzigen, verwahrlosten Eindruck. Die blutrote Farbe an seiner Schnauze, sowie den Armen und Händen war das Einzige was an ihm herausstach. Abgesehen von Merrhok selbst, schien er der Einzige zu sein, welcher ebenfalls ohne Gefolgschaft hier aufgelaufen war. Nur die Tatsache, dass er unmittelbar am Rand des Kreises stand, kennzeichnete ihn als einen der Freiwilligen im Kampf um die Herrschaft. Körperlich schien der Gor relativ ruhig zu sein, aber sein Atem war schwer und in seinen tiefliegenden, rot glühenden Augen war so etwas wie Wahnsinn auszumachen. Er schien gar nicht recht wahrzunehmen wo er war und was um ihn herum geschah. Beinahe hätte man meinen können, er hätte den Schritt an den Ring aus Versehen getan. Doch selbst wenn, für einen Rückzieher wäre es mittlerweile zu spät. Die Schamanen waren bereits auf dem Weg zu den Herausforderern, um ihnen die Fesseln anzulegen.



  • Die Beschreibungen der anderen Kontrahenten schreien ja geradezu nach neuen Heldenmodellen! (Schließlich hast du noch nicht genug!)
    Und Fhirgaz (richtig?) scheint in den letzten Wochen einiges mitgemacht zu haben, der Arme! :o
    Aber jetzt genug der Worte, Taten warten! :]


    Das also sind diese Tage, an denen man zuhause sitzt, Bier direkt aus der kaputten Kaffeemaschine trinkt und wartet, dass es regnet, damit man endlich raus kann. - Horst Evers