Fünfte versus sechste Edition

  • In diesem Faden würde ich gerne einmal Meinungen zu diesen beiden Editionen lesen, und weshalb die eine der anderen gegenüber zu bevorzugen ist.


    Hintergrund: Ich bin auf der Suche nach einer geeigneten Edition für erzählerische Schlachten und Kampagnen in der Alten Welt.


    5. Edition habe ich bisher noch nicht gespielt, aber von Herohammer usw. gehört. Das schreckt mich allerdings weniger, solange man in einem explizit nicht-kompetitiven Rahmen spielt.


    Jedoch tendiere ich trotzdem eher zur 6., da es hier so eine Vielzahl von Kampagnenbüchern und White-Dwarf-Inhalten gibt, welche viel Arbeit für einen übernehmen. Die Armeebücher der 5. sind natürlich viel schöner, aber das hat ja wenig mit den Regeln zu tun.


    Man könnte also auch den Titel in die Frage umformulieren: Welche Vorteile bietet die 5. gegenüber der 6. Edition?


    Aber wie gesagt bin ich offen für beide und möchte einen ehrlichen Vergleich anstellen, daher lese ich gerne Argumente für und wider beide Editionen (am besten im Kontext meines Vorhabens).

  • 5. Edition habe ich bisher noch nicht gespielt, aber von Herohammer usw. gehört. Das schreckt mich allerdings weniger, solange man in einem explizit nicht-kompetitiven Rahmen spielt.

    Ich glaube das ist der Dreh- und Angelpunkt an dem sich auch alles scheidet. Ich hab hier mal beschrieben wie sich das (mit eben dieser Edition) in einer Spielergemeinschaft niederschlägt in der so etwas kein Problem ist.


    Klar spielt bei solchen Dingen immer Bias mit und die 5. Edition ist auch jene in der ich seiner Zeit das erste Mal einen festen Mitspieler gefunden habe, der nicht nur spielen sondern die Alte Welt mit mir ergründen wollte. Daher ist mein Eindruck gegenüber dieser Edition sicher vorgefärbt. Aber es gibt auch einige Fakten die nicht von der Hand zu weisen sind.


    Die 6. Edition muss man mögen. Ich mag sie nicht. Aber das liegt weniger am System selbst, welches noch immer Warhammer ist wie man es kennt. Zumindest in all seinen Grundzügen. Was mich an ihr so abgestoßen und vom Umstieg seiner Zeit abgehalten hat war die Tatsache, dass GW es sich damals in den Kopf gesetzt hat jedem Volk einen gewissen Charakter aufdrücken zu müssen. Für den Hintergrund bedeutete dies, dass einige Facetten stark aus- und teils umgearbeitet wurden (und somit auch in gewissen Belangen nicht mehr dem zuvor etablierten Kanon entsprachen). Für das Spiel bedeutete dies, dass sich viele Mechaniken und Sonderregeln für die Armeen etablierten, die heute als gängig und immer da gewesen angesehen werden.

    Was mich daran stört?

    Für Menschen die selbst nicht zu viel Fantasie haben und es bevorzugen, dass ihnen die Welt, in welcher sie ihre Abenteuer erleben und Schlachten schlagen, erklärt und im Detail dargelegt wird, war dieser Schwenk sicher ein Segen. Für all jene die sich über die Jahre aber ihr eigenes Bild der Welt gemacht haben und ihre Armeen im breit aufgestellten Sandbox System der 4. und 5. Edition mit dem eigenen Charakter und Hintergrund manifestiert hatten, war das Bild der 6. Edition einfach nur eine radikale Einschränkung und in vielen Bereichen auch rüde Zurechtweisung was das Erleben der Warhammer Welt angeht.

    Bei mir und den Spielern in meinem Umfeld kam das nicht gut an.

    (Klar gab es coole neue Minis die plätzlich in true scale herauskamen und damit noch viel ernster und seriöser herüberkamen als der bisherige comichafte hero scale. Aber da hat man sich dann gekauft was einem gefiel und trotzdem das gespielt was einem zusagte.)


    Jedoch tendiere ich trotzdem eher zur 6., da es hier so eine Vielzahl von Kampagnenbüchern und White-Dwarf-Inhalten gibt, welche viel Arbeit für einen übernehmen. Die Armeebücher der 5. sind natürlich viel schöner, aber das hat ja wenig mit den Regeln zu tun.

    Absolut wahr und auch ein Plus der 6. Edition. Wie gesagt, das Ausfleischen und Modellieren der Fraktionen, der Welt und was darin geschieht war ein starker Schlüsselaspekt der 6. Edition. (Mit allen Vor- und Nachteilen die das brachte.)


    Man könnte also auch den Titel in die Frage umformulieren: Welche Vorteile bietet die 5. gegenüber der 6. Edition?


    Aber wie gesagt bin ich offen für beide und möchte einen ehrlichen Vergleich anstellen, daher lese ich gerne Argumente für und wider beide Editionen (am besten im Kontext meines Vorhabens).

    Es wird sich daran (ent-)scheiden wie genau du und deine Runde eure Abenteuer erleben wollt. Wollt ihr eigenen Helden die Gelegenheit geben ihre Geschichte zu schreiben und das auf die Tische bringen? (Dann würde ich mehr zur 4. und 5. Edition tendieren, da dort die Möglichkeiten breiter sind.) Oder wollt ihr (mehr oder minder) strikt die historischen Ereignisse der Warhammer Welt nacherleben, wie man sie aus Büchern kennt. (Dann bietet sich die 6. Edition ebenso gut an, da sie nicht nur viele Kampagnen bietet, sondern auch viele Randfraktionen in den Kompendien abgebildet anbietet, mit ihren besonderen Einheiten und Magischen Gegenständen.)


    Wenn ihr genauer ergründen könnt wo es für euch hingehen soll, kann man auch entsprechend den Weg weisen.

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Den verlinkten Beitrag habe ich mir ebenfalls einmal durchgelesen.


    Das klingt alles sehr schlüssig und hat mir die 5. Edition um einiges näher gebracht.


    Ein Bekannter in der Nähe hat mit mir früher häufiger 6. Edition gespielt, aber nie etwas kampagnenmäßiges. Überhaupt ist es eben schwer, Leute zu finden, die für so etwas zu haben sind (und nicht nur behaupten, dass sie es wären). Eine Lustria-Kampagne hat mich wenig überzeugt. Von Skelettkriegern, die als Norsca-Walküren herhalten mussten, komplett weißen Armeen und Todesmagie bis zum Gehtnichtmehr war alles dabei. Da konnte der Kampagnenleiter auch wenig machen.


    Allerdings kenne ich zumindest noch ein paar Kandidaten, welche sehr dem erzählerischen Spiel zugeneigt sind. Die müssen bloß motiviert werden.


    Falls es die Gruppe um Masterpainter noch gibt, würde ich sicher gerne einmal vorbeischauen. Allerdings ist Hessen ein ganz schönes Stück von hier entfernt.


    Würdest Du denn irgendjemandem die vierte Edition ans Herz legen? Der Nachteil scheint mir zu sein, dass die Armeebücher der 5. Edition hier noch fehlten.

  • Hi Neithan ja unsere Gruppe gibt es noch und wenn du möchtest können wir uns gerne austauschen oder mal quatschen vllt auch persönlich wenn es passt.

    Aus welcher Ecke bist du ?

    Oberbayern, d.h. Merrhok wäre noch etwas näher, aber trotzdem weit. Im nächsten Monat bin ich aber arbeitsbedingt in NRW.

    Vielleicht ließe sich ja auf der Rückfahrt etwas organisieren. Wann die genau stattfindet, weiß ich aber noch nicht.

  • Nachtrag zur 6. Edition:


    Je mehr ich darüber nachdenke, hat die 6. Edition ein Grundthema oder nennen wir es -Problem wieder aufgegriffen, welches die 1. und 2. Edition Warhammer ursprünglich mal umschiffen wollte. Was meine ich?


    Wenn wir uns klar machen, dass das Bekämpfen von Orks und anderen Schurken in kleineren Grüppchen, komponiert aus Menschen, Zwergen und Elfen sicher auch ganz stark vor Tolkien und seinen Werken inspiriert wurde, dann wird auch schnell kar warum es (neben Warhammer) so viele Systeme und Welten gab, welche zu jenem Zweck erdacht wurden. Selbstverständlich hätte man all jene Abenteuer auch auf Arda darstellen und erleben können, wäre da nicht diese eine grundlegende Tatsache, welch klar dagegen sprach: Tolkiens Welt war fertig und klar definiert. Die Helden aller Zeiten waren bekannt, der Verlauf der Schlachten und der Geschichte dokumentiert und akribisch ausgearbeitet. Jeder maßgebliche Flecken auf der Karte war definiert, ergründet und ausgemalt worden. Der Raum, selbst kleinere Helden zu ersinnen und ihre Geschichte(n) zu erzählen, war gelinde gesagt äußerst rar.

    Etwas grundlegend anderes zu versuchen würde sich schnell anfühlen wie das sprichwörtliche Erschaffen eines Frankenstein Monsters, indem man dem grundsätzlich fertigen Werk künstlich Glieder hinzufügt und annäht, auch wenn es weder Not gebietet noch beträchtlich Sinn ergibt. (Natürlich kann man das machen. Aber wie lange man sich selbst damit wohlfühlt und wie wohl die recht eingeschworene Fan Gemeinde hinter den Werken das ganze kommentiert, das sind gesonderte Themen.)

    Man betrachte sich nur das Middle Earth Table Top Spiel, welches hinreichend bekannt sein dürfte. Es hat seine eingefleischte Fan Gemeinde. Keine Frage. Aber handelt es sich um ein System welches dazu einläd sich Helden und Abenteuer auszudenken? Eher weniger.


    Hat die 6. Edition nun unmittelbar das gleiche Probem? Sicher nicht!

    Aber die Schritte, welche Gavin Thorpe um die Jahrtausendwende für die Warhammer Welt ersonnen hatte und in Form der Armeebücher manifestierte machten die Warhammer Welt und die Möglichkeiten innerhalb dieser sicher nicht größer, sondern eindeutig und zunehmend kleiner und konkreter.


    Ich denke es ist diese Tendenz die mich davon abhält das Warhammer jener Ära zu umarmen und mitleben zu wollen.

    (Das lässt das System und das Regelwerk selbstverständlich fast komplett außen vor. Aber diese Dinge bilden am Ende doch immer eine Art Gesamtpaket.)


    Würdest Du denn irgendjemandem die vierte Edition ans Herz legen? Der Nachteil scheint mir zu sein, dass die Armeebücher der 5. Edition hier noch fehlten.

    Die 4. und 5. Edition gehen quasi Hand in Hand. Die Bücher der 5. Edition kann man auch in der 4. Edition nutzen, muss dann nur Verweise auf die Kampfmagie (welche für die 5. Edition als generischere Magieform als Option für mehrere Völker ersonnen wurde) eben durch sinnvolle bzw. passende andere Magie Arten ersetzen (von denen es genügend zur Auswahl gibt).


    Wir mischen auch die Elemente beider Editionen. Das geht naht- und problemlos.

  • Merrhok

    Hat das Label WHFB hinzugefügt.
  • Das Wiederholen gewisser Themata at nauseam in den Armeebüchern ist stilistisch auch schrecklich. Vor allem in den späteren Editionen wurde da mit Adjektiven um sich geworfen bis zum Gehtnichtmehr. Ja, ich verstehe - die Chaoskrieger sind wirklich sehr brutal, grausam, gefühllos und böse, und vor allem sind sie obendrein fanatisch, abscheulich und niederträchtig, von ihrem Sadismus und ihre Zerstörungslust nicht zu sprechen.

    Eine detaillierte und trockene Beschreibung der Wälder und Flussläufe des Imperiums wie im Armeebuch der 4. Edition wäre für die 8. z.B. undenkbar gewesen.


    Ich weiß nicht ob ich zustimmen kann, dass die weißen Flecken durch die späteren Editionen sehr viel kleiner geworden sind. Ehrlich gesagt gefallen mir viele Neuerungen nicht besonders, z.B. was Bretonia betrifft. Und die künstlerischen Darstellungen des Imperiums wurden auch nicht besser. Aber ich glaube auch zu verstehen, was Du meintest. Vielen Konzepten wurde mit der Holzhammermethode versucht, ein bestimmter Stempel aufzudrücken, wobei es außerhalb der Armeebücher (z.B. im White Dwarf) noch viele außergewöhnliche und fantasievolle Dinge zu lesen gab.


    Derzeit lese ich Chris Wraights Schwert der Gerechtigkeit, dessen Autor mehrere Seiten damit verbringt, die lächerliche Ekelhaftigkeit und niedere Gesinnung der Bewohner Altdorfs im Detail zu beschreiben. Das wirkt leider sehr aufgesetzt.


    Mir sagen allerdings die Beschreibungen aus dem Warhammer-Rollenspiel (aller Editionen) in großen Teilen sehr zu. Hier werden in akribischer Arbeit und bis zu den geringsten Aspekten einzelne Städte oder Gebiete des Imperiums ausgeleuchtet. Aber vielleicht auch dadurch, dass es "nur" das Rollenspiel ist, fühle ich mich nicht unbedingt daran gebunden sondern sehe es mehr als Inspiration. Die Rollenspiel-Autoren leisten generell eine sauberere Arbeit als ihre Armeebuch-Kollegen. Die Welt scheint bei ihnen sehr viel glaubhafter.


    Nachdem ich nun einmal wieder das alte Imperiums-Armeebuch zur Hand genommen habe, fühle ich mich ehrlich gesagt noch mehr zur 5. Edition hingezogen. Allein dass man Kurfürsten, Kriegswagen, Reichsgarde zu Fuß, Halblinge und Oger alle in einem Buch gesammelt findet, ist schon etwas wert.

  • Mir sagen allerdings die Beschreibungen aus dem Warhammer-Rollenspiel (aller Editionen) in großen Teilen sehr zu. Hier werden in akribischer Arbeit und bis zu den geringsten Aspekten einzelne Städte oder Gebiete des Imperiums ausgeleuchtet. Aber vielleicht auch dadurch, dass es "nur" das Rollenspiel ist, fühle ich mich nicht unbedingt daran gebunden sondern sehe es mehr als Inspiration. Die Rollenspiel-Autoren leisten generell eine sauberere Arbeit als ihre Armeebuch-Kollegen. Die Welt scheint bei ihnen sehr viel glaubhafter.

    Rollenspiel Autoren gehen es ja in aller Regel richtig an. Sie bieten Exposition. Genau das richtige Quantum um die Dinge greifbar zu machen, so dass du bereit und willens bist einzutauchen. Dabei begehen sie eben nicht den Fehler dir zu sagen wo die Dinge enden, wie das viele Quellen von außerhalb des Genres oft tun. Im Idealfall öffnet man ja die Türen und lässt die gewillten Abenteurer selbt hindurch gehen.


    Prominentes Beispiel für mich: Caledair, die Feuersense, z.B. - Großartig zu wissen, dass im Grauen Gebirge einer den wenigen verbleibenden Drachen sein Unwesen treiben soll. Zumindest wenn man den Schatzsuchern glauben kann, welche deren Hort gern finden und plündern würden. (Ist sie nun real oder Legende?)

    Oder Sanglac. Was wir wissen ist, dass die Festung im Grenzgebiet einem Fluch zum Opfer gefallen sein scheint, da sie wieder und wieder von Grünhäuten angegriffen wurde und eines Tages schließlich aufgegeben wurde. Das alles wäre ja nicht weiter verwunderlich, hätte der Fluch nicht die Grünhäute, welche die Burg eingenommen hatten, dazu verlockt sich gegenseitig in Stücke zu reißen, so dass bretonische Späher schockiert wieder das Weite suchten, nachdem sie die Massen an toten Orks gefunden hatten. Aber was war es denn nun, das die Grünhäute dermaßen in einen Blutrausch zu versetzen wusste, dass sie alles und jeden in und um die Feste in kleine Stücke rissen, noch um ein vieles schlimmer als sonst je überlifert worden sein mag? (Finde es selbst heraus!)


    Nachdem ich nun einmal wieder das alte Imperiums-Armeebuch zur Hand genommen habe, fühle ich mich ehrlich gesagt noch mehr zur 5. Edition hingezogen. Allein dass man Kurfürsten, Kriegswagen, Reichsgarde zu Fuß, Halblinge und Oger alle in einem Buch gesammelt findet, ist schon etwas wert.

    ^^


    Ja, so kenne (und liebe) ich das Imperium. In der Regel zwar auf der anderen Seite des Tisches, aber man genießt ja dennoch das Aufgebot miteinander und als Ganzes.