@Alvias ... um das Zitat nochmal aufzugreifen, welches Dich beschäftigt...
Was ich damit ausdrücken wollte, sind mehrere Dinge und auch die Begründung ist nicht ganz so einfach.
1) Ich sehe einen deutlichen Unterschied (welchen? Der würde mich interessieren) zwischen der Bundesrepublik Österreich und dem Kaisertum Österreich (genau wie allen Staats- und Regierungsformen davor, dazwischen und auch danach). Auch wenn es hier und da eine Rechtnachfolge und dergleichen geben mag, so handelt es sich doch nicht um dasselbe.
So hab ich mir das gedacht Natürlich ist es nicht dasselbe, wär's dasselbe gäbe es noch einen Kaiser. Aber die Republik Österreich ist der Rest des Kaisertums Österreich. Als die Doppelmonarchie am Ende des 1. Weltkrieges zerbrach und sich die Nationalitäten (Slowenen, Kroaten, ...) abspalteten, blieb, auch wegen des Vertrags von Saint-Germain en Laye, nur noch "Rumpfösterreich", das von der Größe dem mittelalterlichen Ö ähnelte. Sozusagen ist die Republik Österreich der deutschsprachige Rest des ehemaligen Kaiserreichs.
Komischerweise will das der völkische Teil eines Landes bei kulturellen "Erbangelegenheiten" keineswegs einsehen, wobei es dann bei den unangenehmen Erbteilen, aus den mitunter dunkleren Kapiteln der Landesgeschichte, wieder ganz anders aussieht. Ein wenig paradox... aber auch menschlich, wie ich finde.
Menschlich, da hast du recht. Aber Österreich existiert (mit einer Unterbrechung von 7 Jahren) seit über tausend Jahren. (Genau sind es glaub ich 1025 J.) Da ist es klar dass dunklere Kapitel auftauchen und verdrängt werden. Und ich glaube du verwechselst etwas: Ö ist nicht der Nachfolgerstaat der Doppelmonarchie, es ist der Rest.
2) Gruppen-Betrachtung halte ich immer für eine schwierige, weil gefährliche Angelegenheit. Dabei kommt es immer zu einer Verallgemeinerung. (Ich versuche das mal ein wenig zu erläutern... ) Eine gewisse Zahl designierter Personen wird dabei (ob nun willens oder nicht) in eine Schublade gesteckt und einem gemeinsamen Urteil unterstellt.
Da geb ich dir Recht. Aber Verallgemeinerungen sind notwendig um solche Aussagen zu treffen. Würden wir uns auch auf die Ausnahmen, Individualitäten und Einzelheiten konzentrieren, würden wir nicht fertig werden.
In unserem Fall wäre es die folgende Schublade mit dem Namen "die Österreicher". Der Betrachtung der Schublade muss (als Pol) natürlich auch immer eine Vergleichsgröße (der Gegenpol) gegenüberstehen. Nur so legitimiert sich überhaupt die Existenz der ersten Schublade. Zur Vereinfachung wäre das dann wohl eine zweite Schublade mit Namen "die Nicht-Österreicher".
Kann es nicht auch mehrere Schubladen geben? Man denkt ja nicht 'die gehören dazu und die nicht', sondern 'die gehören dort, die da und diese hier dazu'.
Dabei geschehen mehrere Dinge:
- Es wird eine Linie gezogen (auf der niemand tanzen kann). Alle zu betrachtenden Personen stehen entweder auf der einen oder der anderen Seite.
- Selbst wenn die "andere Seite", sprich "die Nicht-Österreicher", nicht explizit genannt wird, so ist doch relativ schnell klar, dass jeder der nicht "drin" (sprich Teil der Österreicher) ist, automatisch "draußen" ist.
Naja, nicht unbedingt.
- Eine Wertung etabliert sich - egal ob gewollt oder nicht - da alle Beteiligten sich ihrer Zugehörigkeit zu einer der implizierten Gruppen gewahr werden.
Aber in der Gruppe sind wir stark. "Einer ist ein Feigling, Zwei sind Helden, zusammen ist man unbesiegbar". (Langsam sollte ich mir aufschreiben, von wem ich die Zitate klaue )
-Opferkomplex
Durch diesen Opferkomplex können sich die "Opfer" allerdings aufgrund ihrer "Ausgrenzung" wiederum zusammenfinden, wodurch sich wieder eine Gruppe bildet. Zwar nicht unbedingt, aber es ist sehr wahrscheinlich.
Allein um solchen Umständen den Nährboden zu entziehen, habe ich versucht die Distanz zu den Begriffen "ein Österreich", "ein Menschenschlag" bzw. "eine Nation" zu suchen.
Hm ... bei so einer langen Geschichte kann man nicht EIN Österreich finden. Es ist eines der ältesten Staaten der Welt. Da ist es klar, dass es sich verändert. (Von einer Mark, zum (Erz-)Herzogtum, über ein Weltreich zur Republik)
Und DEN EINEN Menschenschlag gibt es nicht bei den Franzosen, den Deutschen, den Russen, den Italienern, ... warum sollte es den hier geben? Hinter jedem Berg sind die Menschen anderd. (Man kann oftmals aufgrund des Charakters sogar sagen, von wo jemand (aus der Umgebung) kommt.)
Und "Nation" ist ein gefährliches Thema
Aber der Mensch ist eben ein kompliziertes Wesen und unsere Art der Kommunikation hier zu unperfekt, dass es eben unzählige Untiefen zu umschiffen gilt.
Sprache ist (leider) nur ein bedürftiges Hilfsmittel um sich zu verständigen. Wir denken nicht in Worten, sondern in Bildern und Gefühlen. Genau das macht es so schwer richtig zu kommunizieren.
Zudem (und das ist selbstverständlich nur meine bescheidene Meinung) tut es uns sicher hin und wieder gut das konservative Denken auch mal abzustellen... aller Gewohnheit und Bequemlichkeit zum Trotze.
Genau aber die Bequemlichkeit ist so gemütlich