Der Anführer der Goblin Armee, Grobgarg da Grimmige, war stinkwütend. Kaum waren er und seine Untergebenen den Trümmern des aufgebrochenen Erdreichs entstiegen, keifte er sie auch schon zusammen, scheuchte sie von links nach rechts und rechts nach links, als seien sie für den jähen Einsturz seiner unterirdischen Behausung verantwortlich. Als sich seine winzigen Augen aber an das gleißende Tageslicht auf dem in Dunst gehüllten Pass zu gewöhnen begannen, erspähte er auf einmal etwas das er noch viel mehr hasste als seinen Tag mit einem Deckeneinsturz zu beginnen. "Stump'nz!", entfuhr es ihm und Tropfen von Spucke spritzten aus seinem reißzahnbewährten Maul.
Es dauerte nicht lange, da war das Gehöft von dutzenden und aberdutzenden von Goblins umzingelt und neben den Unmengen an Grünlingen kamen auch ihre Schoßtiere zum Vorschein. Wölfe heulten und seltsame Riesentomaten mit gefräßigen Mäulern, die Snorre für die unwissenden Söldner als Pilzwesen identifizierte, versammelten sich im Halbkreis um ihre Beute.
Als dann auch noch ein klappriger Streitwagen ins Freie gezerrt wurde und sogar ein Katapult, war es den Dawi entgültig zu viel. Die Besatzung der Zwergen Kanone hatte bereits Erfahrung mit einigen dieser verfluchten Maschinen und fackelte deshalb nicht lange. Der älteste unter ihnen nahm Maß und gab den anderen die Peilung an. Kurz darauf zischte die Lunte und das Kamikaze Katapult ging in einem Flammenball auf.
Das ließen die Goblins nicht lange auf sich sitzen. Unter einem Hagel aus Bolzen, welcher auf Grünlinge, Wölfe, Spinnen, Squigs und sogar eine Horde von riesigen Steintrollen niederging, rückten die Angreifer näher wie ein Raubtier Rudel, welches das Blut seiner Beute witterte. Die Schamanen unter den Goblins waren derart agitiert, dass einer von ihnen - Gitzgub - fast zu platzen drohte. Statt den Dawi aber diesen Gefallen zu tun, begann er nur in einer Wand aus grünem Qualm empor zu schweben, welcher sämtlichen seiner Körperöffnungen zu entfleuchen schien. Für einen Moment waren beide Seiten wie gebannt und folgten staunend dem grotesken Schauspiel.
Wenig später plumpste Gitzgub, der fortan unter seinesgleichen als der Waaaghschnauba bekannt sein sollte, wieder zurück zu Boden und begann umgehend Verwünschungen in Richtung der verhassten Zwerge zu schleudern. Es war in jenem Moment, als die Elfen Dame ein grausames Flüstern in ihren Ohren zu vernehmen begann. Umgehend verfinsterte sich ihr Gesichtsausdruck und sie stemmte ihre gesamte Willenskraft gegen das Eindringen in ihren Geist.
An der Ostseite des Gehöfts traten die Zwerge unter dem Kommando von Khorin den Rückzug über die von Mauerresten gesäumte Hecke ins Innere des Hofs an, nachdem sie die Spinnen gänzlich vertrieben und die Wolfsreiter so richtig wütend gemacht hatten. Ihre Kumpanen an der Südmauer glaubten diebisches Kichern bei ihren Artgenossen zu vernehmen, als diese sich zurück in die Sicherheit des Innenhofs hievten.
Sie wollten gerade erneut anlegen um die von Süden kommenden Squigreiter mit Bolzen zu spicken, als ein mächtiger Schatten über sie hinwegfegt und auf der anderen Seite der Mauer landete. Es war das Reitpferd des verschollenen Bretonen Vizegrafen, welches sich aus dem Stall befreit haben und nun ins Freie geflüchtet sein musste. Ungläubig schauten sie dem stolzen Tier nach, wie es zielstrebig auf einen erhöhten Geröllhaufen in der Ferne zuritt. Für einen Moment machten sie sich Sorgen um das Ross, wandten sich aber sogleich wieder ihrer Pflicht zu und fällten zwei weitere Squig Reiter.
Grobgarg erkannte, dass die Zeit nicht auf seiner Seite war, wenn es um die Feuerkraft der Zwerge ging, also trieb er seine Untergebenen an so schnell wie möglich in den Nahkampf zu kommen.
Die Besatzung einer nach Südwesten ausgerichteten Speerschleuder gab alles, bevor sie von wütenden Squigs angegriffen wurde. Sie stellten sich so lange es ging gegen ihre Angreifer und verkauften ihre Haut so teuer wie es ihnen möglich war, bevor sie von der Masse an Leibern und riesigen Reißzähnen in Richtung der Palisade gedrückt wurden. Fast zeitgleich walzten die Steintrolle in die Ranger unter Snorres Kommando hinein. Einen Schwur auf den Lippen warf er sich in den Nahkampf mit den behäbigen Unholden und schwang seine Axt wie ein Besenkter. Seine Mannen versuchten es ihm gleich zu tun, hatten aber immer wieder mit einem Squig zu kämpfen, welcher auf sie nieder ging und schon wieder davonsprang, bevor sie sich überhaupt zur Wehr setzen konnten.
Die Elfin war währenddessen damit beschäftigt ein neuerliches Erdbeben heraufzubeschwören. Ein riesiger Fels geriet auch in Bewegung, kam aber knapp hinter einer der vielen Goblin Horden wieder krachend zum Halten. Mehr Konzentration war gefragt!
Während an der Nordseite die Bretonen unter Gastons Kommando die jenseits des Tores befindlichen Goblins unaufhörlich mit Pfeilen spickten, hob das die Stimmung von Hermann Rautenbach und seiner Truppe nicht merklich. Schien es doch, als ob die grüne Meute vor ihnen gänzlich ohne Zahl war, egal wieviele von ihnen die Bretonen in den Staub schickten. Immerhin schienen sie zögerlich genug, dass sie sich ihnen nicht wirklich nähern zu scheinen wollten. Vielmehr waren die kleinen Grobiane damit beschäftigt sich untereinander anzugiften, zu schubsen und zu prügeln. Der Söldner Kommandant beschloss sich mit den Karten zufrieden zu geben die Ranald ihm ausgeteilt hatte und betete inniglich, dass die Situation nicht plötzlich kippen würde.
Auf der Westseite geschah nun alles auf einmal. Die Goblins ließen sich endlich von ihrem Anführer nach vorn peitschen und das Gedränge wurde immer schlimmer. Zu allem Überfluss brachen Fanatics aus den Reihen der Nachtgoblin Horden und fegten sowohl durch die Reihen ihrer Artgenossen als auch jene der Zwerge. Die Grobi waren nun gänzlich im Rausch und drängten mit aller Macht auf die Verteidiger ein.
Schließlich brach die Besatzung der Speerschleuder unter dem Druck der Squigs und ihrer Jäger zusammen. Fast zeitgleich brannten den Trollen die Sicherungen durch, nachdem Snorre ihnen immer wieder aufs Neue Gliedmaßen abhackte und sie damit zu verprügeln begann. Sie traten kurzerhand die Flucht an und wurden von den Rangern niedergemacht bevor diese unmittelbar in eine grüne Wand hineinliefen.
Das Chaos war perfekt. Plötzlich versagten nicht nur den Schamanen die Nerven. Knapp die Hälfte der Grobi Armee wandte sich zur Flucht. Die Verteidiger konnten es kaum fassen. Aber die Gefahr war noch nicht gebannt!
Nachdem die Besatzung der Speerschleuder versucht hatte sich ins Innere des Hofs und über die Palisade zu flüchten, waren sie von den Squig Jägern eingeholt worden und diese drohten nun auf die mysteriöse Elfen Dame loszugehen. Diese nahm all ihren Mut zusammen und beschwor einen Feuersturm auf die Eindringlinge hernieder. Die Höhlenbewohner stellten sich als fantastischer Brennstoff heraus und stoben jaulend und kreischend in alle Richtungen auseinander. Jene die von der Feuersbrunst verschont geblieben waren, traten prompt dem Rückzug an. Nun wurden die Treiber von ihrem Haustier gejagt, welches seinen Appetit noch nicht verloren zu haben schien.
Grobgarg, der Goblin König, tobte! Kurz bevor ihm essentielle Gefäße platzten, kam der Großteil seiner Untergebenen aber wieder zur Besinnung und die flüchtenden Goblin Horden begannen sich wieder zu sammeln, während andere versuchten die nun exponierten Ranger einzukreisen.
Gerade als einer der Verteidiger an der Südmauer glaubte eine bekannte Gestalt hoch auf den Trümmern der vor ihnen liegenden Umwälzungen auszumachen, geschah es: Die Erde begann erneut zu beben. Stärker noch als zuvor. Jeder der auch nur irgend etwas zu greifen bekam versuchte sich festzuhalten. Viele gingen zu Boden und dann riss plötzlich die Erde erneut auf. Ebenfalls näher als zuvor. Vor den Palisaden am Westrand des Gehöfts tat sich der Boden auf.
Einige Goblins stürzten unversehens in die Tiefe. Andere versuchten zu rennen. Die Risse wurden immer weiter, wie ein gieriger Schlund, der sie alle verschlingen wollte. Riesige Felsbrocken rollten umher. Es herrschte das schiere Chaos.
Als das Beben schließlich wieder zum Erliegen kam, blickten sich die Überlebenden um. Es waren kaum noch Grünhäute auszumachen. Viele lagen tot im Geröll, aber jene die noch lebten, schienen wieder den Weg ins Innere der Erde zu suchen. Erneut hinaub in die Dunkelheit.
Als der Staub sich gänzlich legte, brach grelles Sonnenlicht durch die Wolkendecke. Unweigerlich wandten sich die Blicke der Verteidiger gen Süden, in Richtung der gleißend hellen Strahlen. Hoffnung keimte. Das Dunkel war gebannt. Das Licht war zurückgekehrt und die mysteriöse Elfen Dame lächelte wissend.