Es ist nicht nur Unfähigkeit und Gier. Es sind tatsächlich ein paar Faktoren, die zu dem vermurksten launch geführt haben, die nicht GWs Kontrolle unterliegen. Nicht ausschließlich, ein guter Teil ist hausgemacht.
Aber die Story ist ganz spannend.
Als GW sich aufgemacht hat, das Projekt zu starten, hat die damalige Marktforschungsabteilung rausgefunden, dass das Begehren nach 'Oldhammer' immer noch immens ist. Das Ziel war es damals tatsächlich, Warhammer als 3. Spiel in der Hauptproduktreihe wiederauferstehen zu lassen. Dann kamen Covid, die harten Folgen des Brexits und die Wirtschaftskriese, und alles ging den Bach runter. Es sind ausserdem 2 wichtige Dinge passiert, die GW zusätzlich Geröll ins getriebe geworfen haben.
Das 1. ist ein geplatzter Deal in Memphis, Tennesee. Ich kann dir nicht genau sagen, was da gelaufen ist. Games Workshop hatte ein Grundstück in einem Industriepark unweit ihres US HQs auserkoren, um dort eine weitere Fabrik zu errichten, und der Deal ist irgend wie in die Hose gegangen. Schlimmer, Games Workshop hatte alle Maschinen für die neue Anlage bereits bestellt, und sitzt nun auf millionenteuren Spritzgussanlagen die kein Geld machen. Die stehen in einer Lagerhalle nahe Nottingham und setzen Staub an.
Das 2. ist eine direkte Konsequenz vom Brexit. Games Workshop hat ein neues Logistikzentrum nahe des Flughafens Lenton/Nottingham, dass nur stark eingeschränkt operieren kann, denn der Planungsausschuss der Gemeinde Nottingham hat einen Ausbau des Stromnetzes in Lenton kurzfristig abgesagt, und der dortige Industriepark muss sich nun viel zu wenig spannung teilen.
Die GW Fabrik in Nottingham produziert rund um die uhr, quasi non-stop. Die sind absolut auf Kapazität. Schon lange. Die Anlage in memphis sollte das entlasten, aber war nix. Deswegen hast du unmengen an Produkten aus der aktuellen Palette, die einfach nicht lieferbar sind.
Und dann kommen wir zum hausgemachten Teil. Das ist der Teil wo ich mir eine rote Stirn geholt hab beim dagegenklatschen. Ein Problem für Old World ist Kannibalismus. Es gibt eine nicht unerhebliche Fraktion der Führungsetage die der Meinung sind, Old World zu machen zeigt Schwäche gegenüber der Entscheidung, es damals abzusägen, und gesteht quasi einen Fehler ein. Diese Fraktion hat kurzerhand Produkte, die an sich für Old World vorgesehen waren, 'kannibalisiert', und wer sich die Age of Sigmar Produktpalette ansieht, der sieht auch schnell, was. Denn obwohl Age of Sigmar mittlerweile einige (teils auch sehr coole) eigene Armeen hat (Über Stormcasts kann man denken was man will, aber die neuen Cities of Sigmar sind Zucker), gibt es einen nicht unerheblichen Anteil an Minis, die es nie dahin schaffen sollten. Namentlich Gloomspite Gitz, Slaves to Darkness, Soulblight Gravelords und Seraphon.
Es gibt eine sehr sehr deutliche Linie im Design zwischen Armeen, die ganz eindeutig NICHT Warhammer sind, und Armeen, die ganz klar Warhammer Armeen sind. Die Modelle, die für die zuletzt genannten Armeen erschienen sind, sollten - meines wissens nach - alle für Old World sein. Aber da drastisch kosten gespart werden mussten sind kurzerhand AoS armeen draus geworden.
Die neue Vampirdame mit der Schlange, das sollte an sich das Vampirdesign für AoS werden. Aber da die Kapazität fehlt, beides zu machen, wurden die neuen Warhammer Vampire zu Soulblights. Die Sumpforks, das sollte der Ersatz für Nachtgobbos sein. Eben was eigenes. Stattdessen wurden es Gloomspites. Deswegen passen die Goblinreiter auch so gar nicht zum Rest der Armee. Slaves to Darkness - Chaoskrieger.
Ersatzmodelle für Bretonen und Khemri - gestrichen. Stattdessen die alten, und was fertig war. Nicht dass alles hätte ersetzt werden sollen, aber zumindest die wirklich antiken Modelle, und bei Erfolg noch mehr. Warum sie trotzdem Bretonen und Khemri als Flagschiff Armeen benutzt haben, das kann ich dir nicht sagen. MMn wärensie mit Orks und Imperium besser bedient gewesen. Mehr fans, mehr Modelle. Aber hey, es is was es ist.
Zumindet haben sie das beste Regelwerk rausgebracht, dass GW seit Jahrzehnten produziert hat.