Hiermit möchte ich mal meinen allerersten Versuch in der Schreiberei vorstellen Aus irgend einem Grund hatte es mich schon vor einer ganzen Weile gereizt, mal eine eigene Geschichte zu verfassen.
Einen Titel hat die Geschichte noch nicht, auch wenn ich mir schon die Handlung mehr oder weniger komplett zurechtgelegt habe.
Wie auch immer, hier ist das erste Kapitel...
ZitatAlles anzeigenKapitel 1 – Blut und Erde
Ein verschwommener Schleier löst sich auf. Schwere Wolkenbetten ziehen düster über
den Horizont, dann ist wieder alles schwarz. Es vergehen noch einige
Stunden, bis Arithan erneut seine geschwollenen Lider öffnet.
Inzwischen hat die warme Herbstsonne den Himmel in helles blau
getaucht und nichts als kleine, weiße Wolkenschleier hinterlassen.
Dem benommenen Elf dringen dumpfe Töne ins Ohr, die er jedoch kaum
zu deuten weiß. Erst langsam wird ihm klar, dass es sich um
röchelndes Husten handelt – sein eigenes!
Als wäre es abgesprochen, kommen mit dieser Erkenntnis die Schmerzen. Ein Stechen
in seinem ganzen Körper. Mit einem rauen Stöhnen krampft er kurz
zusammen, nur um dann sofort erschöpft wieder auf die Erde zu sinken
und zurück in die Schwärze zu fallen. Die weißen Wolkenschatten
ziehen über den Äther, ohne von dem grausigen Anblick Kenntnis zu
nehmen, der bald über Arithan hereinbrechen wird. Dann erwacht er
wieder. Langsam stützt er sich auf seine Arme und blinzelt über
seine linke Schulter. Er reißt sofort seine Lider auf, und in seinen
dunkelbraunen Augen funkelt die Sonne. Hektisch blickt er sich um und
rings um ihn herum bietet sich das gleiche makabere Schauspiel.
Schwerter, Pfeile, Äxte, Speere und Lanzen, geborsten und versunken
im Fleisch von unzähligen Körpern. Über seinen Beinen breiten sich
bunte Gewänder aus, getragen von einem Menschen, der leblos in den
Himmel starrt. Arithan versucht seine Füße zu befreien, und schiebt
mit beiden Armen den schwer gerüsteten Körper von sich. Er zischt
vor Schmerz, als das Gefühl in seinen Füßen und Unterschenkeln
zurückkehrt, und er förmlich das Blut in die gepressten Arterien
strömen spürt. „Bei Asuryan!“, krächzt er. Zu gerne würde er
seine Füße massieren, doch dicke, schwarze Lederstiefel, umgeben
von Schienbeinplatten aus silbernem Elfenstahl hindern ihn daran. Die
filigranen Verzierungen und Elfenrunen auf dem Metall sind kaum mehr
sichtbar, verdeckt von grober schwarzer Erde, Grasfetzen und
getrocknetem Blut. Arithan nimmt den Blick von seinen Beinen und
schwenkt erneut über das weitläufige Feld, das den Titel als
Schlachtfeld im wahrsten Sinne des Wortes verdient hat. Herrenlose
Pferde tragen die geschundenen Wappen ihrer einstigen Reiter auf dem
Leib und irren ziellos umher. Es sind prachtvolle Ornamente, in
vielen farbenfrohen Varianten, häufig mit einer weissen stilisierten
Lilie versehen. Nicht alle Krieger tragen jedoch diese Farben. Unter
den hunderten Gefallenen befinden sich beinahe genauso viele hagere,
weiß gewandete Gestalten, die vor allem durch ihre hohen, silbernen
Helme auffallen. „Meine Brüder, wie konnte ich dies nur
zulassen?“, flüstert Arithan und fährt erschrocken herum, als er
hinter sich ein Geräusch wahrnimmt. Er atmet aus, als ihm klar wird,
dass es sich um einen Raben handelt, der sich gerade die besten Teile
eines menschlichen Gesichtes zum Festmahl werden lässt. Arithan
greift neben sich, und nimmt, was seine Finger auf der Erde zu fassen
bekommen, ohne den Blick von diesem Vogel abwenden zu können.
„Verschwinde, schwarzes Biest!“, er wirft den Gegenstand, der
sich als zerdrückter Helm herausstellt, in die Richtung des Raben.
Dieser schwingt sich sogleich mit empörtem Gekreische in die Lüfte.
Stimmen. Eindeutig. Er konnte sie hören, plötzlich - nachdem der Rabe sich entfernt hatte.
Sofort duckt sich Arithan wieder in die geschundene Wiese. Er ist
sich erst nicht sicher, doch dann erkennt er den Tonfall, den nur die
Menschen dieses Reiches verwenden. Haben doch noch manche von Herzog
Briocs Männern überlebt, fragt Arithan sich, während er versucht
die Quelle der Stimmen auszumachen. Da erspäht er einige Gestalten
am nahen Waldrand, entgegen der hellen Herbstsonne. Sie würde ihm
einen leichten Schutz geben, da sie bereits recht tief steht, und mit
ihren satten Strahlen vor unerwünschten Blicken schützt. Das
gefallene Pferd des Ritters, der zu Gast auf Arithans Beinen seinen
Totenschlaf gehalten hatte, schützte ihn zusätzlich vor allzu viel
Aufmerksamkeit. Er muss die Augen zusammenkneifen, da sie ihm nach
wie vor nicht ihre vollen Fähigkeiten zur Verfügung stellen, nach
den Anstrengungen der letzten Nacht. Das verschwommene Bild wird
langsam klarer, als ihn eine unangenehme Erkenntnis wie ein Schlag
mit dem Axtschaft trifft. Leichenfledderer!
„So ausgesprochen unehrenhaft können nur die Menschen sein!“, murmelt er bei sich.
Wobei es ihn nicht wirklich verwundert, in Anbetracht der Armut, in
der die meisten dieses Volkes leben mussten. Dabei war das Land sehr
fruchtbar – nicht vergleichbar mit Ulthuan, aber für den Ackerbau
mehr als geeignet. Sie könnten zudem noch so viel von der Kultur der
Asur lernen, doch eher würden die Zwerge sich für den Krieg
entschuldigen, als dass die Mächtigen der Menschen dies zulassen
würden. Die Armen werden immer arm bleiben, denkt Arithan, als ihm
klar wird, dass er in Gedanken versunken war. „Blut des Malekith“,
flucht er leise. Die Leichenfledderer sind ihm schon viel zu nah
gekommen. Die Bande ist ein bunt gemischter Haufen, alle in dreckige,
abgetragene Leinen gehüllt, bepackt mit geplünderten Waffen und
Rüstungsteilen. Bei diesem Überfluss konnten sie sich die besten
Stücke raussuchen, und die Banditen suchen Leiche für Leiche nach
etwas Wertvollem ab. Einer von ihnen kommt dabei direkt auf Arithan
zu. Der Mensch ist groß und kräftig gebaut, mit leicht ergrautem,
ungepflegten Haar und drahtigem Bart. Er trägt zerlumpte
Leinenkleidung und eine einfache Haube auf dem Kopf, jedoch auch zwei
goldene Amulette um den Hals, beide mit elfischer Schmiedekunst
gefertigt. Narben in Gesicht und auf Unterarmen zeichnen ihn, und
machen dem Hochelf klar, dass dieser Mann wohl nicht zum ersten Mal
mit Leichen zu tun hat. Der Mensch ist gerade damit beschäftigt
einen Ritter auf den Rücken zu drehen, und tastet ihn anschließend
nach seinem Münzbeutel ab. Arithan wischt sich abwesend seine
schwarzen Haare aus dem Gesicht, die in Blut und Schweiß getränkt,
fettige Strähnen bilden. In diesem Moment hört er einen gurgelnden
Schrei, und sieht gerade noch, wie einer der bretonischen
Leichenfledderer einem verwundeten, sitzenden Hochelf sein Schwert
unterhalb des Schlüsselbeines in die Brust rammt. Blut quillt aus
der Wunde und der Elf sinkt röchelnd zu Boden. Der Mensch packt sich
die Hand des Elfen und schneidet den kleinen Finger samt Silberring
ab. Er begutachtet ihn, indem er den Ring vom Finger abzieht, und ihn
gen Sonne hält. Ein zahnloses Grinsen breitet sich auf seinem
Gesicht aus, und er steckt den Ring in einen Beutel. Der Mensch lacht
kurz und gibt dem sterbenden Elf noch einen leichten seitlichen
Tritt, als er sich zur nächsten Leiche begibt.
Arithans Augen weiten sich bei diesem grausamen Schauspiel, seine Fäuste pressen vor
ohnmächtiger Wut zusammen. Er blickt sich rasch um. Sein Puls erhöht
sich, als ihm klar wird, dass er seine Waffe nicht finden kann.
„Malek…“, als er kaum ausgesprochen hatte, wird ihm so einiges
klar. Er liegt die ganze Zeit auf seinem Speer, dem er daher auch
diese grässlichen Rückenschmerzen zu verdanken hat. Er krümmt sich
etwas und packt ihn mit seiner rechten Hand, die in einen Handschuh
aus dem gleichen Leder wie seine Stiefel, gekleidet war. Wie am
Schienbein, trägt er am Unterarm eine silberne, verzierte Platte.
Auf dieser sind die elfischen Schmiedekünste besser zu erkennen, und
in der Mitte prangt eine gravierte Rune. Das Leder knarzt, als der
Hochelf den Griff um den weißen Speerschaft festigt. Die Spitze des
Speeres ist filigran ausgearbeitet und aus einem seltsamen Material.
Sie ist leuchtend weiß, als wäre es Porzellan. Sie ist zudem
komplett mit feinen, eingravierten Elfenrunen überzogen. Der
momentane Anblick spiegelt jedoch wenig dieser Anmut wieder, denn der
Speer ist verkrustet mit Blut und Fleischresten. Arithan atmet
langsam aus und dreht sich wieder auf den Rücken, den Speer parallel
zum Körper, mit der Spitze in Richtung der Füße. Die Gruppe der
Menschen kommt immer näher, und der Vernarbte ist kurz vor ihm –
da erblickt er das Funkeln von Arithans Speerspitze in der
Abendsonne. Der Mensch kommt direkt auf Arithan zu, der nach wie vor
bewegungslos im Gras, in Deckung neben dem gewandeten Pferdekadaver
liegt. Der Plünderer weiß erst wie ihm geschieht, als es schon zu
spät ist. Arithan nutzt die blitzschnellen Bewegungen, mit denen
sein Volk gesegnet ist, und rammt dem Menschen zielsicher den Speer
entgegen. Zwar behindert ihn seine liegende Position etwas, aber
dennoch bohrt sich die Speerspitze mit einem Knacken durch den
Unterkiefer des Menschen. Seine Augen verdrehen sich und laufen rot
an, Blut sickert und spritzt aus seinem Mund. Mit einem
markerschütternden Knirschen reißt Arithan den Speer zurück, und
gibt dem Menschen einen Tritt mit seinem Stiefel, so dass der
geistlose Körper haltlos nach hinten fällt.
„Jacques!“ schreit einer der Menschen. „Verdammt, er hat Jacques getötet!“.
Angestachelt vor Wut und Rachegefühlen stürmt die gesamte Bande nun
in Richtung des Elfen. Dieser erhebt sich langsam vom Boden und
begibt sich in eine knieende Position. Sein Speer in der Rechten, ein
karmesinrotes, verdrecktes und schartiges Elfenturmschild in seiner
Linken. Es prankt das uralte Wappen seiner Familie darauf, ein
Weisser Löwe vor gekreuzten Speeren. Die Speere sehen dem echten
Speer, welches er mit der anderen Hand fest umklammert, mehr als nur
ähnlich – sie sind identisch. Arithan schliesst langsam seine
Augen und atmet tief durch seine Nasenlöcher ein. Die Menschen
sind langsam und träge mit all ihrer Diebeslast. Ich höre sie
atmen, ich spüre ihr Blut zikulieren im Rausch der Rachsucht,
sprechen seine Gedanken.
Sie werden gleich nicht mehr sein.
Arithan spürt den ersten Menschen näher kommen. Er führt seine Speerspitze zur linken und
beginnt mit einer Rechtsdrehung seines gesamten Körpers auf der
Stelle. Während er sich um seine eigene Achse bewegt, streckt er die
Beine - so erhebt sich sein Körper zu voller Größe und die
Speerspitze erreicht eine atemberaubende Geschwindigkeit. Mit lautem
Surren schneidet sie die kühle Abendluft und die messerscharfe
Klinge zerfetzt das Schläfenbein des Menschen, und ein
markerschütterndes Krachen ertönt – nicht. Arithan reisst
entsetzt die Augen auf, als die Klinge gut eine Hand breit vor dem
angstzerissenen Gesicht des Menschen vorrüber prescht und mit aller
Kraft ihr Ziel zu finden sucht. Nur gibt es keines. Die Wucht des
eigenen ungebremsten Hiebes bringt Arithan aus dem Gleichgewicht, und
reisst seinen Körper zur rechten Seite herum, was sogleich einen
Sturz zur Folge hat. Die Last der letzten Nacht liegt noch zu schwer
auf seinen Schultern und benebelt seine Sinne.
Arithan erobert gerade seinen Verstand von der Verwirrung zurück, als er kaltes, rostiges
Metall an seiner Kehle spürt. Ein Rinnsal hellroten Blutes zeichnet
die Kontur seiner bebenden Halsarterie, als die raue Klinge die obere
Hautschicht zerschneidet. Das schäumende Brüllen eines kräftigen
Menschen ertönt, als der Druck der Klinge schwindet. Der große Mann
schiebt mühelos die inzwischen halbmondförmig um den Schauplatz
stehenden Leichenfledderer beiseite, und bewegt sich direkt auf den
Elfen zu „Halt bloß deine Klinge weg, der blasse Bastard gehört
mir!“. Jede Gesichtsarterie des Mannes scheint auf das doppelte
angeschwollen zu sein, die Haut ist dunkelrot vor Zorn. Flammen
züngeln in seinen Augen. Mit riesiger Pranke packt er den Halunken
mit der Klinge an dessen Schulter, und zieht ihn vom erstarrten Elfen
weg, so dass er mehrere Schritte nach hinten stoplert. Tränen
quillen aus den tiefroten Augen des Hünen, als er auf Armeslänge
vor Arithan zum Stehen kommt und spuckend und knirschend, aber fast
schon bedächtig leise die Worte ausspricht: „Du hast meinen Bruder
getötet!“
Der gewaltige Bretone zerrt eine große Eisenklinge aus einer zerkratzen Lederscheide, die
sich an seinem breiten Gürtel befindet. Das Schwert scheint einem
der gefallenen Ritter gehört zu haben, denn es ist sauber
geschmiedet und sowohl Knauf als auch Parierstange sind reich
verziert. Das ist die Waffe eines Ritters und nicht die eines
Vagabunden. Tödlich ist sie jedoch in jeder Hand. Der kräftige
rechte Oberarm des Mannes hebt die Klinge in die Luft. Ich werde
gleich nicht mehr sein.