Dantes Wächter der Nacht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe Leser,
    in meinem Armeeaufbau hab ich mal die Frage gestellt ob Interesse an Hintergründen zu meiner stetig wachsenden Waldelfen Armee besteht. Da ich da eine Rückmeldung bekommen habe möchte ich dem Angebot gleich Taten folgen lassen. Hier das erste Kapitel meiner Geschichte. Ich hoffe sie gefällt euch und bin gespannt auf eure Rückmeldungen. Rechtschreibfehler werdet ihr mit Sicherheit finden, die Gilde der Lektoren mag ja auch eine Daseinsberechtigung haben. Ich habe dankend darauf verzichtet. Viel Spaß! :]


    Kapitel 1


    Es war Nacht in den tiefen Wäldern Modryns am Rande des Waldreiches Atehl Loren. Dieser Teil des großen Reiches wurde beleuchtet von Dutzenden Waldgeistern und Feen, die glimmend durch das Blattwerk huschten, welches stur dem Wechsel der Jahreszeiten trotze. Der Winter kam unweigerlich. Und die Geister des Waldes kamen zur Ruhe ihr Hass und Misstrauen alles was sie am Leben hielt kam zur Ruhe und wich der Gleichgültigkeit des Winters. Sie wurden müde, das Glühen der Augen erblasste und sie schliefen ein. Mehr und mehr von ihnen betteten sich zur Ruhe. Dryaden, Schrate und sogar die Baummenschen wurden still und starr. Der Wald würde schwächer werden und erst im Frühjahr wieder erstarken. Es war nun einmal der Lauf der Dinge. So wuchs die Verantwortung der übrigens Wachen des Waldes. Die der Elfen. Die Nacht hielt den Teil des Waldes in unbarmherziger Umklammerung und Magie waberte wie Nebel durch die Luft. Am Mondschimmersee wachte Lorin. Alleine beobachtete er das Glitzern auf dem See, dessen Wasser in der ewigen Nacht Modryns weiß schimmerte und diesem so seinen Namen gab.

    Die Steine auf dem Grund reflektierten nicht nur das spärliche Licht, sondern speichert es. Die Schimmersteine nutzen die Elfen schon lange als Lichtquelle, obwohl doch in Modryn Feuer in jedem Lager und jeder Halle brannten. Andere Elfen mögen Feuer meiden und ihre Geister beschwichtigen indem sie all das fortlassen. Modryn ist nicht wie jeder andere Ort in Athel Loren. Es ist ein düsterer Ort, und die ewige Nacht verbittert einige der hier lebenden Elfen. Es verändert ihr Gemüt. Manche mehr, andere weniger.
    Lorin genoss die Nacht. Er kannte die Ecken an denen Mond und die Sterne stets zu sehen waren, soweit es die Wolken zuließen. Er war zwar noch jung für einen Elf, doch seine Stellung als Wächter des Waldes brachte die Freiheit mit sich sich freier zu bewegen, als die meisten anderen Elfen. Er war nicht fest stationiert um auf die Heide zu starren, sondern er bewegte sich frei, selbst die Orte scheute er nicht, die für seinesgleichen als gefährlich galten.


    Er verfolgte sich verirrende Wanderer und schickte unbedachte Feinde lautlos in den Tod. Er war eben mehr als ein einfacher Waldläufer. So gehörte er auch zu jenen Bewohnern Modryns, die das Licht der Sonne regelmäßig auf ihrer Haut spürten und ihre Wärme in ihr Herz ließen. Und heute würde einer der Tage werden, an denen er sich wieder zum Rand des Waldes aufmachen würde. Er wusste nicht wie weit der Tag voran geschritten war. Die Nacht blieb immer. In Athel Loren vergeht jeder Tag anders. Stunden werden Tage, Monate Wochen. Zeitgefühl verliert sich auf den sich wandelnden Pfaden durch den Wald. Doch was spielte es für eine Rolle. Innerhalb der Grenzen des Waldes spielt Zeit keine Rolle. Nur Lust, Leben und das erfüllen der Aufgabe ihres Volkes zählte. Die ewige Wache über den Wald und den Lebensbaum, die ewige Eiche im herzen des Athel Lorens.


    Lorin nahm seine Aufgabe sehr ernst. Er hatte wenig anderes. Freundschaften bedeuten hier viel doch pflegen Elfen diese anders wie Menschen. Auch wenn sich Freunde über Jahre weder gesehen noch gehört haben so ist es wie ein Wiedersehen nach wenigen Stunden. Bände für die Ewigkeit. Wie Familie. Doch diese hat Lorin nicht mehr. Er war ein Waise und froh darüber einen Weg einschlagen zu können, fern ab der Siedlungen voller Elfen mit mitleidigem Blick und dem Wissen, was seinen Eltern widerfahren ist. Er war hier frei und dafür war er dankbar. Das mag sein Herz vor der Bitterkeit andere Elfen Modryns bewahrt haben. Sein Herz war reiner, wie alle anderen seiner Sippe und seines Schlags. Mag er auch nach Maßstäben anderer Sippen noch immer als fies gelten. Doch darauf legte Lorin keinen Wert, ihm bedeutete die Meinung der Sonnentänzer und Tagträumer noch weniger, als die der Bewohner der Niederungen der Nacht. Schritt um Schritt zog es ihm zum Waldrand. Keiner seiner Schritte machte einen laut, kein Ast zerbrach unter seinen Füßen. Selbst die rot gefiederten Pfeile in seinem Köcher blieben stumm. Er hatte sie mit Stofffetzen umwickelt um genau dieses Ergebnis zu erzielen. Ab einen gewissen Punkt wurden die Geister des Waldes seltener und die Nacht durchsichtiger. Die Sonnenstrahlen durchstachen die Dunkelheit mehr und mehr, desto näher er dem Waldrand kam. Wind wehte durch die Äste und brachte die erste Ahnung von Schnee mit sich. Ein lächeln zuckte über Lorins Gesicht. Er liebte die sonnigen Tage des Winters. Wenn der Schnee glitzerte und überall herrliche Ruhe herrschte. Er erreichte den Waldrand als die Sonne bereits ihren höchsten Stand weit hinter sich gelassen hatte. Doch auch das war nicht von Belang, denn er würde mehrere Tage am Waldrand bleiben. Als er aus dem Saum heraustrat sah er Vögel aus dem Blätterdach hervorbrechen und einen Fuchs im Heideland verschwinden. In den schattigen Flecken hielt sich immer noch etwas Frost, verschont von der Wärme der Sonne. Er lies sich an einem vereinzelt stehenden Baum nieder, lies Bogen und Köcher von der Schulter gleiten, streifte seine Kapuze ab, so wie er es hier immer tat und blickte hinaus auf die Heide. Seine übermenschlichen Augen blickten weit in die Ferne in das grüne Bretonia hinaus. Am Horizont weit hinter den Grenzsteinen des Waldreiches waren einzelne Siedlungen zu erkennen. Doch keine Menschenseele wagte sich zu nah an diesen, in ihren Augen verfluchten, Wald. Zu wenige die unter seinem Dach wandelten kehrten zurück und noch wenigere waren danach bei klarem Verstand. Lorin bemitleidete die Menschen. Sie führten ein hartes, kurzes Leben, die Schönheiten der Welt die sie umgab nahmen sie kaum wahr....Einfach traurig aber er bewunderte ihre Fassung und ihre Glückseligkeit, die sie trotz ihrem Ohnmachtsgefühl bewahrten. Und das mussten sie haben, angesichts der Mächte, die sich in den entlegensten Winkeln dieser Welt regten, die selbst ihn schaudern ließen.


    „Was sehen meine müden Augen. Ein seltener Gast hat sich hierher verirrt. Dass du dich noch ins Licht wagst. Deine Haut muss ja beinahe transparent geworden sein.“

    Das Schmunzeln auf Lorins Gesicht wurde zu einem breiten Grinsen: „Ich weiß wieder warum ich die Nacht vorziehe, da ist mir die Ruhe sicher.“


    Lorin Stand auf. Langsam und lautlos. Er wand sich um und blickte seinem Freund direkt in die Augen. Fargil war ein Wächter des Saumes. Doch keiner der Niederungen, sondern ein direkter Nachbar. Er ist ein Diener Daiths, dem Fürsten Torgovanns, der Sternenschmiede. Die beiden haben über die Jahre viele Tage gemeinsam gewacht und viele Nächte gemeinsam gezecht. Über die Jahre ist ein Band der Freundschaft gewachsen


    „Wie ich sehe bist du immer noch ein Wächter des Saumes. Ich dachte irgendwann sollte es dich an eine dankbarere Stelle verschlagen. Ich dachte du taugst zu mehr.“ sagte Lorin während er auf Fargil zuging.


    Sie griffen sich an die Unterarme und begrüßten sich, so zurückhaltend wie immer. Eine Eigenart der stolzen Elfen.


    Fargil fegte die Bemerkung mit einem Handstreich davon: „Charmant wie immer. Irgendwann raubt dir die Nacht noch den letzten Funken Liebenswürdigkeit.“


    Lorin winkte seinerseits ab. Ihre Sticheleien gab es seit jeher. Beide schätzen diese kleinen Rituale, sie wussten beide genauso gut, dass der gegenüber kein Archetyp seiner Heimat ist. Lorin war nicht so gehässig, wie die meisten anderen und Fargil war handwerklich zu unbegabt.


    „Wie lange bist du schon hier Fargil?“


    „Nicht sehr lang. Etwa zwei Wochen. Diesmal aber größtenteils alleine. Wir sind auch nicht mehr geworden seit dem letzten mal.“

    Torgovann hätte eine eigene Politik , was das Schützen der Grenzen betraf. Ihr Fürst wär seit jeher ein Schmied und schuf Waffen ungeahnter Qualität. Er förderte die Handwerksmeister genauso wie die Lehrlinge seines Landes. Und nur zu oft vernachlässigten sie ihre Wachen um neue Dinge zu erschaffen und zu ersinnen. Eine Eigenart die toleriert werden kann. Seit Jahren hat sich niemand mehr in die Nähe dieses Teils des Waldes gewagt. Doch die Zeiten ändern sich.


    Die Stunden zogen an den beiden vorbei. Sie lachten, redeten, schwelgten in Erinnerungen. Eine Ablenkung in der tristen Alltäglichkeit. Lorin wusste von Fargils Unmut. Er langweilte sich oft bei der Wache, erfreute sich zwar an den Treffen wie diesen, aber er sehnte sich nach einer neuen Aufgabe. Einer Anstellung bei den Schmieden oder der Leibwache. Lorin war da genügsamer. Er wusste, über die Ehre in solch jungen Jahren eine Stelle wie die Seine inne zu haben und er war genügsam genug jeden Augenblick etwas abzugewinnen.


    Die Nacht kam auf und der Mond zog seine Runde. Hier am Rande des Waldeswar es immer ein kleines Schauspiel, wenn die Nacht aufkam. Während in den meisten Teilen der Welt die Nacht sich schleppend zum Horizont hin ausbreitet, während die letzten Strahlen der Sonne in rotem Licht geschluckt wurden breitete sich hier um die Niederungen der Nacht die Magie des Waldes aus. Mit fortschreitender Stunde weitete sich die Nacht aus den Tiefen des Waldes aus. Eine Bastion der Dunkelheit in mitten einer noch hell beleuchteten Kulisse. Wie Arme griff die Dunkelheit aus dem Wald hinaus und schluckte jedes bisschen Licht begierig. Jetzt wagten sich auch die glühenden Geister näher an den Waldrand und tanzten zwischen dem Geäst.


    Zwar ein beeindruckendes Beispiel, doch verlor er mit der Zeit seinen Reiz. Lorin hatte es schon oft genug gesehen und konnte ihm nicht mehr so viel abgewinnen wie Fargil, der sich nicht gar so oft so weit südlich seines Postens aufhielt.
    Unerwartet verstummte Lorin mitten im Satz und hob mahnend den Finger. Er starrte stur in die Dunkelheit über dem Heideland hinaus während Fargil noch in den Wald zurück blickte.


    „Was was ist los? Was siehst du?“ murmelte Fargil, durch Lorins Geste zur Stille gemahnt


    „Nichts.“

    „Was soll da auch sein. Heide und steine. Gähnende Lehre wie immer" „Nein da ist irgendetwas. Sieh doch.“


    Fargil sah nichts. Seine Augen waren übermenschlich scharf aber nicht vergleichbar mit denen Lorins, die an die Undurchdringlichkeit der Nacht gewöhnt waren.


    „Es kommt jemand im Schutz der Nacht. Es werden bestimmt keine Pilger sein.“ murmelte Lorin.


    „Willst du Alarm schlagen, ohne zu wissen wer oder was, oder wie viele da auf uns zukommen? Vielleicht bildest du dir das auch nur ein, oder es sind ein paar betrunkene Bretonen.“


    „Nein ich werde keinen Alarm schlagen, ohne zu wissen was da kommt. Doch die Sonne geht bald auf. Es muss dann schnell gehen und du weißt das gerade deine Leute es nicht mit der
    Spontanität haben.“
    Lorins Stimme wurde zum Ende hin immer schneidender.


    Manchmal ging sein Blut mit ihm durch und er hasste es, wenn er weiter dachte als seine Mitelfen und sie ihm nicht folgen konnten und lästige Fragen stellten. Sollten sie doch einfach Still sein, wenn sie nicht folgen konnten. So schnell sein Blut aufwallte so schnell beruhigte es sich auch wieder. Schon nach dem vollenden seines Satzes tat ihm seine Forschheit leid. Natürlich würde er das nie zugeben.


    Fargil schnaubte verächtlich, konnte aber nichts erwidern. Seine Leute waren wirklich nicht die eifrigsten. Die Wächter der Nacht nannten ihn und seines gleichen nicht ganz unbegründet Tagträumer.


    Lorin ging in die Hocke, schulterte seinen Köcher und zog die Schnalle fest, ehe er auch seinen Bogen aufnahm und die Sehne einhängte. Er zog einen Pfeil und legte ihn auf die Sehne. Er lauschte in die ausklingende Nacht hinein und versuchte etwas durch den allmorgendlichen Nebel zu sehen. Ein einzelner Schemen war durch die Nebelschwaden zu erkennen. Er bewegt sich zu ungeschickt für einen Elfen und war zu schmal für einen Ork. „Ein Mensch“ schnaubte Lorin abfällig.


    „Es ist nur ein Mann...“


    Doch noch ehe er die Worte aussprach bemerkte er seinen Irrtum. Immer mehr Schemen waren im fahlen Licht auszumachen. Unterschiedlich an Größe und Gestalt. Sie tauchten stellenweise einfach auf. Unerklärlich wie Lorin diese Schemen übersehen konnte. Unbeirrt kamen die Gestalten näher und wuchsen an Zahl. Lorin sog tief die Luft ein, spannte seinen Bogen, wand sich um und schickte einen Pfeil in das schier undurchdringliche Blattwerk seiner Heimat. Fargil sah verwundert zu „Was tust du da?“


    „Es ist nicht nur einer, es sind dutzende. Alleine werden wir sie nicht vertreiben können. Also was tue ich wohl du Narr. Ich rufe die Wächter, das solltest du auch tun. Offenbar will wieder einer dieser armseligen bretonischen Fürsten sein Land ausweiten. Vielleicht hat Quenelles wieder einen neuen Fürsten. Menschen sterben einfach zu schnell. Diese kurzlebigen, schwachen Narren werden nie aus ihrer Vergangenheit lernen. Hier wartet nur der Tod auf sie, sollten sie es wagen bewaffnet zu kommen.“


    Fargil griff das Horn an seiner Seite und blies hinein. Ein lang anhaltender Ton in verschiedenen Klanghöhen erhalte und rief Torgovann zu den Waffen.


    „Jetzt heißt es warten. Die Grenzsteine haben sie bald erreicht.“

    • Offizieller Beitrag

    Der Auftakt zu einem Epos, wenn es mir denn die Musen gönnen. Ich werde schreiben wann immer ich Ideen hab. Noch hab ich einiges auf der Pfanne.


    Danke für die Rückmeldung, dachte schon mein Schreibstil verschreckt alle! Doch auch ein Leser reicht, um weiter zu machen :)

    • Offizieller Beitrag

    Lorin zog erneut einen seiner Pfeile und wartete nur darauf dass die Gestalten aus dem Nebel traten um zu sehen, wen er in den Tod schicken würde. Doch sie traten nicht aus dem Nebel heraus. Es schien so, als würde der Nebel mit den Gestalten ziehen und sich schützend um ihre Körper legen. Mittlerweile waren selbst die Grenzsteine im diesigen Nebel verschwunden. Fargil blickte zurück in den Wald in der Hoffnung, dass dieses Mal, dieses eine Mal, seine Leute früh kommen würden. Doch bisher war nichts und niemand zu sehen, etwas Zeit blieb ihnen ja noch. Lorin hielt sich nicht mit derlei Dingen auf. Er wusste, dass kein Blick nach hinten die Wächter schneller kommen lassen würde. Er spannte seinen Bogen und sandte seinen Pfeil auf die Reise ins Ungewisse. Er wusste nicht auf was er schoss, im Nebel konnte er nur Umrisse ausmachen. Doch das reichte ihm voll und ganz. Das einzige, was sein Ziel vor dem tödlichem Geschoss schützen könnte wäre eine Rüstung, deren Schwachpunkte im Nebel nicht auszumachen waren. Bretonen waren erfahrungsgemäß gut geschützt, deswegen war es nicht verwunderlich, dass keiner der Schemen unter dem Pfeil zu Boden ging. Damit hatte Lorin auch nicht gerechnet, obwohl eine kleine Hoffnung hatte er schon, doch eigentlich sollten die Bretonen nur wissen, dass sie bemerkt und erwartet wurden. Fargils Hornstoß hatte zwar ihr Kommen bereits angekündigt, aber der Beschuss sollte Unsicherheit sähen und zum Umkehren bewegen. Mehr Geste, als vielversprechendes Ziel. An Pfeilen sollte es aber nicht mangeln, nur Fargil wurde nervös und trat von einem Fuß auf den anderen. Er fühlte sich nutzlos, hielt sein Speer fest im Griff und wartete auf die nahenden Gegner.


    „Lorin, dieser Nebel ist nicht natürlich. Wir sollten hinter die Bäume zurück...“


    „Natürlich ist der Nebel nicht natürlich. Er mag sie vielleicht vor menschlichen Augen schützen, doch nicht vor unseren. Hinter die Bäume können wir noch früh genug. Ich will sehen was da kommt und vor allem wie es sein kann, dass nicht einer dieser Bastarde stirbt.“


    Ein halbes Dutzend Pfeile hatte er bereits auf die Reise geschickt ohne sichtbaren Schaden anzurichten. Das kratze schon etwas an seinem Ego, denn sogar unter Waldelfen gab es wenige, die ihm dabei das Wasser reichen konnten, schließlich war er nicht unverdient in so jungen Jahren einer der bedeutendsten Waldwächter geworden.


    Mit dem Aufgehen der Sonne verlor der Nebel schlagartig an Form. Schneller als natürlicher Nebel verflüchtigte sich der Dunst und nur vereinzelt hingen einige Fetzen über dem weitläufigem Heideland. Die Gestalten waren nun eindeutig als Menschen zu erkennen. Augenscheinlich waren es Menschen verschiedener Herkunft. Manche sahen sogar den breitschultrigen Barbaren aus dem Norden zum Verwechseln ähnlich. Lorin konnte verschiedene Wappen Bretonias ausmachen, sogar die Heraldik des Imperiums waren zu sehen.


    „Was ist das für ein Haufen?“ frage Fargil laut. „Haben sich jetzt alle gegen den Wald verschworen?“ routiniert drehte er den Speer zwischen den Fingern. Seine Unsicherheit war wie weggeblasen. Mit dem schwindenden Nebel büsten die ominösen Gestalten ihre Unheimlichkeit ein. Es waren nur Menschen. Und die meisten von ihnen sahen ganz schön mitgenommen, übermüdet und fertig aus. Was treib sie dazu in einem solchen Zustand gegen den Wald zu marschieren. Was ging in Quenelles vor, das seine Bewohner so zugerichtet weiter zogen?

    Lorin disziplinierte sich und verdrängte solche Gedanken aus seinem Kopf. Erstmal galt es den Wald zu schützen, danach konnte er seinen Gedanken ganz nach Belieben nachhängen.
    Die Bretonen kamen immer näher, doch nicht in geordneter Schlachtlinie. Sie trotteten unkoordiniert voran. Blanke Klingen in ihren Händen und Wahn in ihren Augen. Fargil führte erneut sein Horn an seine Lippen und rief zu den Waffen. Die Bretonen hatten schon das halbe Heideland hinter sich gelassen und ihre Zahl konnten sie nicht schätzen. Dafür war es ein zu undurchsichtiger Haufen. Beide waren erleichtert als ein Horn zur Antwort erklang. Zwar noch in der ferne, aber immerhin ein weitere Lichtblick an diesem kühlen Morgen. Die Bretoen waren nur noch knappe hundert Fuß von Lorin und Fargil entfernt, als ein Schwall von surrenden Pfeilen den Himmel verdeckte und auf die Bretonen niederrasselte. Dutzende fielen gespickt von Pfeilen in die feuchte Heide, nur um kurz darauf unter ächzendem Stöhnen wieder aufzustehen.


    „Was ist das für ein verdammter Zauber. Erst der Nebel und jetzt das!“ fluchte Lorin.


    Doch er konnte inzwischen den Anführer dieses unheiligen Haufens ausmachen. Zumindest dachte er das. Ein Ritter Schritt gerade Wegs auf den Wald zu, gehüllt in einen massiven Harnisch mit allerlei Verzierungen. Ein Schwert ruhte in seiner Hand und erwartete sehnsüchtig den Kampf.


    Mehr und mehr Waldelfen liefen aus den Wald hinaus. Die Waldläufer des Mondschimmersees zogen sich schnell um Lorin zusammen und sandten Pfeil um Pfeil voraus, als Wächter der Nacht waren sie es gewohnt in lockerer Aufstellung die Gegner aus zu dünnen, ehe sie Angesicht in Angesicht ihre Feinde niederstreckten.Auch einige Wachen mit Speeren, Schwerten und Gleven traten aus dem Schatten heraus. Sie stellten sich wie gewohnt in geordneter Schlachtreihe auf und erwarteten das Kommende.


    Vögel zogen über der nahenden Schlacht ihre Bahnen und die metallenen Klingen glänzten erwartungsvoll in der aufgehenden Sonne. Zu spät erkannten sie ihren Irrtum. Die herantrottenden Bretonen bewegten sich nicht so langsam, weil ihre Rüstungen sie behinderten oder sie müde und erschöpft waren. Nein. Viele hatten zerbeulte Rüstungen, blutverschmierte Kleidung und offene Brüche. Bei den meisten hatte die Verwesung bereits eingesetzt. Es waren keine erschöpften Bretonen, sondern gemarterte Menschen jedweder Herkunft. Der Untod war nach Athel Loren gekommen. Fargil wich instinktiv einen Schritt zurück. Entsetzen stand in seinem Gesicht. Er hatte schon viele Kämpfe bestritten, aber nicht gegen den leibhaftigen Tod. Doch es brachte nichts zu zögern. Seine Brüder würden kommen und die Krieger Modryns unterstützen und er würde sich nicht die Blöße geben und zurückweichen. Es war ohnehin zu spät. Sie waren bereits zu nah. Lorin sandte einen letzten Pfeil in den Hals eines ehemaligen Soldaten des Imperiums und schickte ihn zu Boden, ehe er seinen wertvollen Bogen bei Seite warf und aus seinem Köcher eine leicht geschwungene Klinge zog. Mit der anderen Hand zog er den Dolch aus seinem Gürtel. Er würde nicht um die Untoten herum tänzeln und versuchen mit Pfeilen etwas zu erreichen. Er hatte schon oft gehört, dass der Untod nur ausgetrieben wurde, wenn von den besessenen Körpern möglichst wenig übrig blieb, oder ihr Ursprung den endgültigen Tot übergeben wird.

    Einige der Waldläufer folgtem seinem Beispiel, während der Rest aus den hinteren Reihen weiterhin ihre tödlichen Geschosse in jede Lücke im Gefecht zu jagen. Lorin zögerte keinen Augenblick, er machte einen Satz und überbrückte das letzte Stück, dass ihn von einem dieser Verfluchten trennte, und durchbohrte ihn mit seinem Kurzschwert ehe sein Dolch seine Halssehnen mit einem einzigen Schnitt durchtrennte. Mit einem Tritt gegen den Brustkorb riss er die Klinge aus seinem Leib ehe der Körper bewegungslos zu Boden fiel. Er war der Erste der im Nahkampf einen Feind niederstreckte. Es war wie ein Stein, der die Lawine ins Rollen brachte. Wie eine Welle brach nun die Schlachtreihe der Elfen auf und sie stoben auf die Untoten zu. Eine geordnete Linie
    lohnte sich nicht gegen diesen verstreuten Haufen. Ein Fehler im Eifer des Gefechts. Zwar konnten die meisten Untoten nichts gegen die flinken Elfen erwidern, doch ihre schiere Masse machte den Unterschied. Unzählige derer die gerade zu Boden gegangen waren, mit Verwundungen die jeden anderen schon längst unschädlich gemacht hätten, erhoben sich wieder. Eine sich regenerierende Armee marschierte gegen Athel Loren, unerwartet und beharrlich. Abgeschlagene Arme zogen sich über den Boden und umgriffen die Knöchel der Elfen, brachten sie so ins straucheln, selbst kopflose Torsos erhoben sich und wüteten blindlings im Schlachtgetümmel und verwundete Elf und Mensch gleichermaßen.


    Lorin schnaufte erschöft. „Es muss ein Nekromant hier sein. Sie zermürben uns. Es kommen immer mehr“


    „Zurück, zurück in den Wald“ erklang Fargils Stimme der wohl als einziger auf Lorins Ruf reagieren konnte. Die Schlachtreihen lösten sich nur wiederstrebend. Aber die Untoten konnten die sich zurückziehenden Elfen nicht einholen. Nur vereinzelt fiel hier und da ein Elf, aufgehalten von abgehackten Armen und umherliegenden Körperteilen. Zu deren Glück war oft eine helfende Hand in der Nähe um dem gefallenen wieder auf zu helfen. Der Wald war ihr Element und die Hoffnung schlechthin, um den Schwall an Untoten einhallt zu gebieten. Lorin stütze sich an einen Baumstamm ab, holte tief Luft und rieb sich angewidert das Blut aus den Augen. Immerhin, es war nicht sein eigenes. Fargil kam neben ihm zum stehen.


    „Hast du etwas abgekriegt?“ fragte dieser schnaufend.


    „Nein ich bin unverletzt, du scheinbar auch“ erwiderte Lorin. Er blickte sich um und versuchte zu überschauen wie viele Elfen noch kampfbereit um ihn herum standen. Er kam auf etwas über zwei Dutzend. Das bedeutet, dass gut die Hälfte gefallen oder geflohen war. Er spuckte aus und fluchte unverständlich.


    „Wo bleiben deine Leute Fargil. Ich bin es Leid zu warten.“ knurrte Lorin.


    „Ich weiß es nicht“ gab Fargil resigniert zurück. Seine Hand ging zum Gürtel, um das Horn ein weiteres Mal zu blasen. Doch es hing zerbrochen und nutzlos an ihm herab. Er nahm es ab und warf es den Untoten entgegen, die mittlerweile den Saum erreicht hatten. Der Fürst in verzierter Rüstung stolzierte voraus.


    „Geht in Deckung. Hinter Bäume und Sträucher. Kreist sie ein und wartet auf mein Signal. So können sie ihre Masse nicht ausnutzen und sucht den verdammten Totenbeschwörer. Er muss sterben, dann ist der Spuck vorbei.“ Lorin sagte all das Selbstbewusst und ohne Zweifel, aber er war keines Wegs sicher. Alle hörten ihm zu und folgtem seinen Befehl, obwohl sie das nicht musste. Es war eine Mischung aus Verzweiflung und Zuversicht. Lorin selbst zog sich an einigen niedrig hängenden Ästen nach oben und wartete. Er verfluchte gerade seine Nachlässigkeit, denn sein Bogen lag irgendwo in der Heide. Hoffentlich war er noch in einem Stück. Die kleine Lichtung auf der es eben noch von Elfen gewimmelt hatte war wie ausgestorben. Nichts lies mehr von ihrem Dasein zeugen. Es war eine bedrohliche Dunkelheit die beinahe undurchdringlich schien. Der Zauber Modryns. Kein Waldgeist war noch da, um seinen Schein zu spenden, geflohen vor dem herannahenden Übel. Die Elfen waren in ihrem Element sie verschmolzen mit der Nacht und erwarteten die untoten Massen gespannt. Hasserfüllt und voller Rachedurst warteten sie auf ein Signal.

    Die ersten Untoten und Verfluchten schlurften auf die Lichtung. Aus glühenden Augen blickten sie sich um. Der Fürst zeigte in verschiedene Richtungen. Offenbar haben sie doch mehr Verstand behalten, als man ihnen zugestehen wollte. In mitten eines Kreises aus Leibern trat ein Mann in Lorins Sichtfeld. Er blickte unruhig, beinahe hektisch hin und her. Er war anders als die Untoten. Der Totenbeschwörer zeigte sich. Er wirkte wie ein älterer Mann, auf einen Stab gestützt und vom Alter gebeugt. Lorin wartete nicht lange, nur so lange wie er musste. Als der Totenbeschwörer und sein Gefolge nah genug waren sprang Lorin aus dem dichten Blattwerk hinab genau in den Kreis des Beschwörers hinein. Lorin wusste nicht was ihn dazu bewegt hatte. Er hatte da nicht darüber nachgedacht. Er wusste, dass es vermutlich sein Tot sein würde. Doch der Beschwörer musste fallen. Sein Augenmaß passte genau. Er landete genau vor dem Beschwörer und lies
    zwei seiner Wachen zu Boden gehen, indem er ihnen die Kniesehnen durchtrennte. Er blickte dem Beschwörer in die kalten Augen und dieser war nicht, wie erwartet, vor Angst erstarrt, sondern er lachte. Betont langsam richtete er seinen Stab auf Lorin, während aus unzähligen Büschen, Bäumen und Verstecken Elfen hervorsprangen und die Untoten bedrängten. Der Nekromant murmelte gerade Worte in einer dunklen Sprache, als sein Stab von einem Schlag in die Luft geschlagen wurde. Gerade so konnte er ihn noch in der Hand behalten und sich den neuen Feind zuwenden. Lorin wollte sich auch auf den Beschwörer stürzen, der sich nun im Gefecht mit Fargil befand, der aber zwei weitere Untote ebenfalls auf Abstand hielten. Doch Lorin kam nicht dazu, eiskalte Finger legten sich um seinen Nacken und schleuderte ihn mit Übermenschlicher Kraft zur Seite und er prallte gegen einen Baumstamm. Der Aufprall presste alle Luft aus seinen
    Lungen und lies ihn Sterne sehen. Er sah den Fürsten auf ihn zukommen. Sein Untotes Gesicht zu einem grotesken Grinsen verzogen. Er wollte sich regen. Fargil helfen, doch er konnte sich kaum rühren. Er sah sein Ende kommen....

    • Offizieller Beitrag

    Ich hoffe das zweite Fragment gefällt euch.


    Ich frage mal die erfahreneren Schreiber unter euch. Wenn ihr in einem Textdokument vortippt und das dann hier im Forum einfügt, ist das dann bei euch auch so seltsam formatiert? Das ist echt nervig und zeitraubend :)

    • Offizieller Beitrag

    Julius auf dich ist verlass! :) Wenigstens einer kommentiert den kreativen Schreibfluss. Fortsetzung ist bereits so gut wie fertig. Wollte nur auf Rückmeldungen warten. Leider sind die im Storyboard immer rar gesät. Außer man schreibt so ein Meisterwerk wie die "Grollreiter" aber man will ja nicht gleich nach den Sternen greifen.


    Die Editor Idee werde ich einfach mal ausprobieren. Dann wissen wir mehr. Danke für den Tipp :)

  • Naja, es kostet dich ja viel merh aufwand, hier sowas zu posten. Ich muss das ja "nur" lobend erwähnen und so haben beide was davon ^^
    Ne, ganz ehrlich, find deine Geschichte hier wirklich total spannend und sie passt auch voll in meine Vorstellung von Elfen und daher interessiert es mich nur noch mehr...


    hab mich auch über deinen Kommentar in meinem Aufbauthread (mit r1d3 zusammen) gefreut. da hatte ich ja auch meinen Anteil an dem Schlachtbericht und außerdem hab ich da ja auch noch andere Fotos gepostet ;)


    also motivieren wir uns gegenseitig und alle haben was davon... jetzt ist aber schluss mit dem Gelaber, schreib lieber dein nächstes Kapitel weiter :D


    Gruß Julius

    • Offizieller Beitrag

    Da ich gerade schon am übernächsten Kapitel schreibe wird das bis morgen Abend gar kein Problem sein. Hab sogar mit dem Gedanken gespielt es jetzt schon hochzuladen. Aber etwas mehr Feedback wäre schon cool ;) Reich einem Elf den kleinen Finger und er nimmt dir beide Hände ;)

  • Soo. Ich finde die Story bis jetzt auch sehr spannend und freue mich auf mehr :D


    Allerdings muss ich auch sagen das ich nicht immer Zeit habe sofort etwas zu schreiben. Also ist das nicht böse gemeint wenn du etwas länger auf Feed Back warten musst, zumindest von meiner Seite aus. Und jetzt bitte mehr davon. :D

    • Offizieller Beitrag

    Es folgt der dritte Teil. Ich hoffe ihr habt eure Freude daran und gebt mir eine Rückmeldung. Ich würde mich freuen :)



    Lorin sah dem Tod ins Gesicht. Der Fürst musste wirklich einmal stattlich gewesen sein. Jetzt lagen seine Augen viel zu tief in den Höhlen und haben jeglichen Glanz verloren, seine Wangen waren eingefallen und die Lippen aufgeplatzt,doch noch immer hatte er ein erhabenes Auftreten. War er überhaupt ein Fürst? Oder nur irgendein namenloser reicher Ritter. Lorin schallte sich einen Narr. Warum dachte er jetzt über so etwas nach? Ausgerechnet jetzt wo ein abgerissener Untoter sein Leben forderte. Er konnte sich immer noch kaum bewegen. Seine Glieder waren müde und Lahm, geschwächt vom Kampf und vor allem von dem Aufprall.
    Und da kamen sie. Erst verstand er nicht was vor sich ging, er sah nur verschwommene Schatten in der Nacht. Es waren Dryaden. Der Geruch von Blut muss sie angelockt und sie in einen regelrechten Rausch versetzt haben. Die hölzernen Wesen stürzten sich auf die wandelnden Toten und durchbohrten sie mit ihren Ästen, peitschten ihnen das blutarme Fleisch in Fetzen. Doch das war nicht alles.
    Dutzende Wachen , ausgeruht und kampfeslustig, stürzten sich auf die bisherige Überzahl. Sie trugen das Wappen Torgovanns. Endlich! Und der Beschwörer konnte kaum einen Gefallenen wieder zum Leben erwecken, Fargil hatte ihn immer noch im Kampf gebunden.


    Lorin stand auf, langsam und sich am Baum abstützend. Der Fürst hatte keinen Interesse mehr an ihm. Zwei der Tagträumer beschäftigten ihn. Fügten ihm Schnitte zu, die er mit seinem in stein gemeißeltem Grinsen wegsteckte. Untoter Bastard dachte Lorin sich. Allmählich kehrte sein Gefühl und sein Sehvermögen voll zurück. Und er musste zusehen wie Fargil von dem Beschwörer weggestoßen wurde, nur um ihn mit zweien seiner Lakeien anders zu binden. Dieser Augenblick genügte ihm um ein Dutzend Verstorbener, deren Leib noch nicht von den Dryaden restlos zerstückelt wurde, zu erwecken. Lorin schrie, als er sah wie Fargil von einer Klinge durchbohrt wurde, ehe dieser seinen Widersacher mit bloßen Händen die zerfallene Visage einschlug. In wenigen Schritten war Lorin bei seinem Freund, sein Dolch steckte schon bis zum Heft im Gesicht des Toten, als er Fargil stütze und beide auf die Knie gingen. Mit einem widerlich schmatzendem Geräusch verließ erst jetzt die Klinge Fargils Körper. Lorin ran schon die erste stumme Träne über die Wange, hier mMitten im Auge des Sturms bestehend aus grotesk um einander tänzelnden Leibern... Ehe er bemerkte wie sich die Wunde seines Freundes wieder schloss. Verwirrt blickte er sich um. Da war sie. Fargils Rettung. Eine Zauberweberin murmelte Worte in einer längst vergessenen Sprache und heilte die Verletzten. Fargil und Lorin kamen zu neuer Zuversicht und Kraft. Fargil kam schnell wieder auf die Beine und nahm das Schwert auf, das noch eben aus seinem Leib ragte. Er blickte auf die Heilerin und schrie ihr über den Kampfeslärm hinweg zu: "Halte den Zauber aufrecht! Es endet jetzt!"



    Die Zauberweberin nickte nur und richtete sich voll und ganz auf Fargil aus. Der sich Schritt um Schritt dem Totenbeschwörer näherte, der sein Ende bereits kommen sah. Doch er ergab sich nicht kampflos seinem Schicksal. Er zog alle Magie zusammen und saugte so das Leben aus den ihm näherstehenden Untoten. Mit lautem Stöhnen gingen sie zu Boden.
    Das war kein Verlust. Doch er erstarkte, reckte seine Arme und den Stab auf Fargil und entfesselte einen anhaltenden Sturm aus Schatten. In einem wilden Gewirr aus Schatten konnte Lorin schemenhaft erkennen wie Fargils Haut Risse bekam, seine Kleidung und der leichte Harnisch aus Leder Stück für Stück in Fetzte gerissen wurde. Doch er umklammerte wild entschlossen das Schwert und vertraute auf die heilende Magie, die durch seinen Körper ran. Er grinste, trotz Höllenqualen. Er spürte jeden Schnitt wie glühendes Eisen. Die Dunkelheit nagte an ihm, ewig könnte er den Schatten nicht trotzen. Doch das musste er auch nicht. Gegen die Schatten zu laufen war zwar wie das Schwimmen gegen den Strom, doch er kam langsam aber sicher vorwärts. Er war fast da. Vor seinem inneren Auge sah er schon wie er den widerlichen, hageren Körper des Beschwörers in zwei Teile schnitt und dem Spuk ein Ende bereiten würde. Dieser heroischer Kampf würde ihm genug Ruhm bringen endlich mehr zu sein, als eine einfache Wache. Endlich!


    Plötzlich ertönte hinter Lorin ein unterdrückter Aufschrei. Der einstige Fürst hatte einen seiner Kontrahenten am Genick gepackt, empor gehoben und mit der Kraft, die Lorin nur zu gut kannte, durch die Luft fliegen lassen. Ein dumpfer Aufprall versprach eine gedämpfte Landung. Der Elf landete zielgenau bei der Magierin. Es brachte sie ins straucheln, das Leuchten ihrer Augen schwand und wich ihrer natürlichen Farbe. Entsetzen breitete sich auf ihrem Gesicht auf. Ein gellender Schrei ließ Lorin herumfahren, der in mitten vom Chaos stand, umgeben von wütenden Dryaden und Kriegern. Doch er blieb unbehelligt und hatte nur Augen für Fargil, der sowohl Ursache des Schreies, als auch der Grund für das widerlichen Lachen des Hexers war. Mit dem Schwinden des magischen Glanzes aus den Augen der Heilerin schwand auch die heilende Kraft, die Fargils Leben bewahrte.
    Der Strom aus Schatten brach weiter über ihn herein, schreiend ging er auf die Knie. Seine Haut löste sich in Fetzten von den Knochen und wirbelte durch die Luft. Die Knochen wurden spröde, Sehnen rissen knackend. Seine Wangen fielen ein, die Augen wurden fahl und leer, ehe sie den dutzenden Schnitten nicht mehr widerstehen konnten und platzten.
    Das Leben wurde ihm ausgetrieben und der Leib verstümmelt. Die meisten Toten waren gebannt und das Lachen des Hexers hallte trotzdem über die Lichtung. Unbändiger Zorn brach aus Lorin hervor und löste seine erstarrten Glieder. Er stürmte auf den Hexer zu. Das zweite mal verlor er heute den Freund. Dieses mal endgültig. Er zog sein Schwert, während der Magier, vor Erschöpfung auf die Knie gesunken, deinen Stab auf ihn richtete. Lorin war schnell genug. Gerade als sich die Magie kanalisierte trat er gegen den Stab des Hexers. Ein purpurner blitz verließ den Stab und zuckte durch die Luft, ehe er knisternd in den Rücken des Fürsten einschlug. Hatte der Hexer seinen Stab überhaupt auf Lorin gerichtet? Der Getroffene sackte leblos zu Boden. Endlich. Der Hexer schien zu resignieren. Sein Stab war ihm entrissen die Klinge sauste auf ihn nieder. Tief fraß sich das Eisen in sein Schlüsselbein, schwarzes, fauliges Fleisch kam zum Vorschein. Die Klinge stoppte kurz vor dem kalten, verdorbenen Herzen.
    "Ich bin nicht das Ende." murmelte der Hexer mit fauligem Atem, ein Blutschwall ergoss sich aus seinem Mund. "Der Tod kommt in euer Land. Der Tod kommt zu jedem, euer Wald wird ihm nicht trotzen. Ich war nur der Bote. Wartet auf meinen Herren."
    Lorin wusste nicht ob er noch mehr sagen wollte, doch er beendete es hier. Grob riss er seine Klinge aus dem Körper und schnitt seinem Gegenüber die Kehle durch. Spielend leicht fraß sich das Eisen durch die fahle Haut. Ein weiterer Blutschwall ergoss sich aus dem sterbendem Leib des Hexers. Es war zu Ende.


    Er blickte bereits auf Fargil, ehe der Leichnam des Hexers den Boden berührt hatte. Sein Freund war nicht wieder zu erkennen. Seine Haut bedeckte nur noch an den wenigsten Stellen sein Inneres. Und da wo sie war konnte man tausende Schnitte zählen. Seine Augenhöhlen waren leer, seine Haare lagen in Büscheln um ihn herum. Sein Blut färbte dem Waldboden hinter ihm rot. Selbst seine blanken Knochen waren von Rissen übersät und stellenweise aufgebrochen. Lorin konnte nicht mehr. Die Heilerin legte ihm bedauernd die Hand auf die Schulter. Sie konnte seinen Schmerz als dunkle Wolke um ihm herum sehen und die Kälte in seinem Herzen spüren, doch sie war hier machtlos.


    Es verging Zeit. Lorin wusste nicht wie viel, es war ihm auch gleich. Man lies ihn in ruhe. Die Dryaden brachten die menschlichen Leichen vor das Heideland, sie bohrten einfach ihre Äste durch das verdorbene Fleisch und schleppten sie fort. Ihr Gestank sollte dem Wald nicht anhaften. Ein Elf trat neben ihn und Lorin hob den Blick. Offenbar ein Hauptmann der Wache, erkennbar am verzierten Umhang und der verzierten Klinge an seiner Seite. Er trug das Wappen Torgovanns. Vermutlich Fargils Kommandant. Was spielt das für eine Rolle, dachte sich Lorin. Aus desinteressierten Augen blickte der Hauptmann Lorin an. "Schade um ihn, er hatte potential. Ihr hättet auf uns warten sollen. Ich werde Fürst Daith trotzdem von eurem und seinem Heldenmut berichten, Nachtwandler" er sagte das alles in einen beifälligem Ton, der in Lorin Wut, unbändige Wut aufwallen lies. Kontrolliert, beinahe ruhig stand er auf, blickte seinen gegenüber an. Der Hauptmann war alt. Seine Augen verrieten es, er müsste also klüger sein, als seine Worte glaubhaft machten. Das beruhigte Lorin nicht, ganz in Gegenteil. Er hätte dem Hauptmann sagen sollen, dass sie nicht länger warten konnten und die Untoten bereits an die Pforte geklopft hatten. Er hätte sagen sollen, dass sie so früh wie möglich Alarm geschlagen hatten. Er hätte sagen sollen, dass einer der besten Krieger tot zu ihren Füßen lag, nur weil Fürst Daith nicht genug disziplinierte Krieger hatte, die rechtzeitig einer Schlacht beiwohnten und nicht erst kamen, um sich etwas vom Ruhm einzuheimsen. Doch er sagte nichts von alledem. Es war ihm gleich. Er ballte die Faust und mit aller verbliebenen Kraft schlug er zu. Er traf den Hauptmann mit dem ersten Schlag in die Magengrube, der zweite traf den überraschten Elf an der Schläfe und schickte ihn benommen zu Boden. Augenblicklich zogen die Wachen Torgovanns die Waffen und die Waldläufer Modryns standen ihnen in nichts nach. Blitzschnell waren die Pfeile gezogen und die Bögen gespannt. Loyal standen sie zu ihrem Anführer. Lorin hätte den Waldläufern nie den Befehl gegeben,die Waffen gegen Elfen zu richten, aber sie taten es von sich aus. Aus Loyalität. Seine Stellung und sein Name brachten dies mit sich, ebenso wie seine Art. Viele mochten ihn, obwohl er das beim besten Willen nicht verstehen konnte. Es waren Ewigkeiten vergangen, seitdem die Sippen sich bekämpften, sollten alte Wunden heute wieder aufbrechen? Der Hauptmann erhob sich, ein dünnes Rinnsal an Blut ran aus seiner Nase. "Ihr seid kräftig für einen Waldläufer." Er spuckte Blut aus, "Daith wird von allem erfahren. Für heute ist genug Blut vergossen worden. Ihr solltet hoffen, dass sich unsere Wege nie wieder kreuzen. Es wäre schade um eure Unsterblichkeit. "
    Lorin konnte nichts erwidern. Der Hauptmann hatte sich bereits abgewandt und verschwand in dem Bäumen Richtung Norden, mit samt all seinen Leute. Lebend als auch tot, es war vorbei. Für alle außer Lorin, so etwas hatte immer Folgen.