Wie gesagt, wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Ihr habt´s vielleicht mitbekommen, ich hab mich ziemlich auf diesen Film gefreut. Ich bin mit einem dicken, fetten Grinsen reingegangen und war komplett in der "Hier bin ich, Peter Jackson. Ich bin dein williges Opfer, begeistere mich mit deiner Genialität"-Stimmung. Dieses Grinsen war leider zu Hälfte des Films weg, dann gabs 10 Minuten Pause und ich dachte, vielleicht wird´s ja bei der zweiten Hälfte was. Dem war leider nicht so.
Erstmal zum Positiven: das Design ist wie immer hervorragend. Wer nach den missratenen GW-Figuren Panik gekriegt hat, kann beruhigt sein. Vor allem sehen die Orks nicht aus wie Gremlins:) Alles sieht klasse aus, Erebor ist, wie Shurion bereits gesagt hat, ne richtig, richtig fette Festung. Dahl wurde nur kurz gezeigt, sieht zwar anders aus, als ich es mir beim Lesen vorgestellt habe, aber trotzdem nicht schlecht. Gut gefallen hat mir auch der Oberork auf seinem weißen Warg. Er kommt zwar nicht an die Coolness von Lurtz aus HdR 1 ran, hat aber trotzdem klasse Momente. Gut gefallen hat mir auch das verfallene Dol Guldur. Bin mal gespannt, was sich da noch so abspielt! Gollum und seine Rätselszene sind auch toll in Szene gesetzt. Der Soundtrack ist gewohnt episch, schöne Landschaftsaufnahmen, tolle Kämpfe, alles super.
Jetzt zum Negativen, und davon gab´s in diesem Film für mich leider ne Menge... erstmal hat mich der von anderen bereits angesprochene Klamauk extrem gestört. Ich weiß, der Hobbit ist deutlich lieber und kindgerechter als sein Nachfolger, aber trotzdem. MIt sowas hatte ich nach dem epischen Trailer nicht gerechnet. Auf den Klamauk geh ich später noch genauer ein, der verdient einen eigenen Absatz^^ Verständlicherweise sind viele der Zwerge nicht besonders ausgearbeitet. Dafür sind´s einfach zu viele, als dass jeder von ihnen eine tragende Rolle haben könnte. Aber auch die wichtigen unter ihnen finde ich relativ schwach. Am stärksten finde ich noch Balin und Dwalin, aber keiner von denen kommt an Gimli heran. Thorin sieht für mich einfach nicht wie ein Zwerg aus. Genauso wenig wie Fili (oder war´s Kili, keine Ahnung, wer wen darstellt), der ohne Bart einfach wie eine junge Version von Aragorn wirkt. Und Bombur ist eine einzige Gagmaschine. Seht her, ich bin dick, ich esse mehr als ihr alles zusammen und lasse Tische zerbrechen! Höhöhö...
Von der Trollszene hätte ich viel mehr erwartet. Fili und Kili stellen fest, dass zwei Pferde fehlen, und trauen sich nicht, es Thorin zu sagen. Wieso nicht? Das ist doch extrem wichtig für die Gruppe, und die zwei haben nicht falsch gemacht. Stattdessen schicken sie Bilbo vor. Ich war vorher echt gespannt, ob Jackson die Trolle reden lässt, weil er in HdR schon ein sehr genaues Bild vom Intellekt dieser Viecher liefert. Gut, hier reden sie halt. Das hat mich auch nicht sonderlich gestört, schließlich hält er sich da (teilweise wortgenau) nur ans Buch. Aber wie sich die Zwerge fangen lassen... im Buch werden die ja einer nach dem anderen geschnappt, nur Thorin liefert einen ordentlichen Kampf. Hier lassen sie ihre Waffen fallen, damit Bilbo nicht zerrissen wird, dann ein Schnitt, und auf einmal stecken alle in Säcken oder drehen sich überm Feuer? Die Trolle machen sich soviel Arbeit, ohne dass einer der Zwerge aufgemuckt haben soll? Bitte... Dann sagt einer der Trolle, dass sie sich mit dem Kochen beeilen sollen, weil er nicht zu Stein werden will. Zwei Minuten später ist die Sonne da und Aus die Maus. Wie schnell hatten sie denn vor, die Zwerge zuzubereiten? Sicher, Gandalf beschleunigt das Ganze, indem er den Stein zerstört, aber sie hätten trotzdem niemals genug Zeit gehabt. Ich dachte zuerst, Bilbo übernimmt Gandalfs Rolle aus dem Buch und hält die Trolle bis zum Sonnenaufgang hin. Aber da war ja nix! Er hat vielleicht dreißig Sekunden Zeit rausgeschlagen. Schade, das hätte man auch besser lösen können.
Richtig, richtig enttäuscht war ich vom Goblinkönig. Nicht nur, dass er für meinen Geschmack viel zu wortgewandt war, er kam mir auch vor wie ein Standup-Comedian, der sein Goblinpublikum bespaßen will, lustige Sprüche in den Raum wirft und Faxen macht. Ich hatte das Gefühl, der steht nur an der Spitze, weil er die besten Witze kennt, aber da war zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl der Bedrohlichkeit.Auch sein Ende mit diesem unglaublich dämlichen Spruch. Seit wann kommentieren Bösewichte bei Peter Jackson ihren eigenen Tod, um noch einen Lacher zu erzeugen? Nö, sowas will ich nicht. Wenn schon die Zwerge und Bilbo ständig lustig sind, dann lasst doch wenigstens die Gegner schön fies sein. Das hat doch bei Lurtz und Gothmog super funktioniert und klappt auch beim Oberork (dessen Namen ich vergessen hab), wieso nicht beim Goblinkönig?
Ebenfalls schwach fand ich Saruman. Ich finde cool, dass der weiße Rat so eine große Rolle kriegt, aber Saruman kam mir einfach nur... dumm vor. Ein Schatten von dem, was er vor allem in den Zwei Türmen war. Orks und Trolle kommen aus dem Gebirge runter? Es gibt Anzeichen, dass sich ein Nekromant in Dol Guldur eingenistet hat? Eine Morgulklinge wurde aus dem mit Zaubern verschlossenen Grab des Hexenkönigs entwendet? Egal, das ignoriert er alles und echauffiert sich über eine Gruppe Zwerge, die einen Drachen erschlagen wollen. Und so jemand soll der Oberste der Weistesten von Mittelerde sein? Na dann viel Glück für die Zukunft.
Jetzt zum Klamauk: mich stört Martin Freemans Darstellung von Bilbo. Ist mir viel zu slapstickmäßig auf die Spitze getrieben. Ständig diese lustigen kleinen Szenen, in denen er sich Gehör verschaffen will, aber einfach nicht wahrgenommen oder ignoriert wird, weil er ja nur ein ach so harmloser kleiner Hobbit ist. Sowas passt in Sketchsendungen oder Komödien, aber nicht in den Hobbit. Er hat doch auch starke Momente! Zum Beispiel, als er hinter dem wehrlosen Gollum steht und sich entscheidet, ihn nicht zu töten. Warum nicht ein bißchen mehr davon und ein bißchen weniger Gags? Merry und Pippin waren bei HdR ähnlich albern, haben aber in den entscheidenden Momenten den Ernst der Lage erkannt und den Mund gehalten. Hier bekommt Bilbo von Gollum gesagt, dass er gefressen wird, sollte er das Rätselspiel verlieren. Statt einfach zu schlucken und zu nicken kommt wieder so ein kleiner, unangebrachter Lacher.
Bei den Zwergen das Selbe. Warum kriege ich ständig aufgebrummt, dass Zwerge ein lustiger Haufen sind, die saufen und rülpsen und kein Gemüse mögen? Das hab ich nach einer Szene kapiert, mehr davon brauche ich nicht. Die Heimatlosen, die ihr Reich zurück wollen, das sind für mich Tolkiens Zwerge. Warum wird dieses Bild nicht stärker gezeichnet? Gimli hat es im Alleingang geschafft, die Art und das Wesen seiner Rasse zu präsentieren. Besser, als es eine ganze Gruppe von ihnen im Hobbit schafft. Das Selbe bei Radagast: ja, ich hab nach einer Szene kapiert, dass er der leicht hippiemäßige Waldzauberer ist, der sich von Vögeln auf den Kopf kacken lässt und beim Rauchen schielt. Warum kann er nicht ein bißchen ernster sein? Ich finde seinen blöden Hasenschlitten lächerlich, genau wie die lustige Tatsache, dass ihm Rauch aus den Ohren kommt. Ja, ich hab gelacht, aber das ist für mich einfach nicht Tolkien.
Man kann diesen Film sehr gut mit HdR 1 vergleichen. Die Story ist fast die selbe, eine Gruppe Gefährten reist von Hobbingen aus nach Bruchtal, und von da aus über die Nebelberge, verfolgt von finsteren Wesen und allerlei übler Vorzeichen. Aber wo bei HdR 1 alles perfekt harmonisiert hat, haben mich hier einfach zu viele Dinge gestört, als dass ich mich auf die Welt richtig hätte einlassen können. Mag sein, dass ich, durch die Stimmung der HdR-Trilogie geprägt, mit ganz falschen Erwartungen in diesen Film gegangen bin. Ich hab mir auch bewusst nichts angesehen, keine Produktionsvideos, keine Trailer (bis auf einen), weil ich richtig geflasht werden wollte. Vielleicht bin ich da einfach dem Hype erlegen. Mag sein, dass mir die beiden kommenden Filme besser gefallen, aber für mich war das schon mal kein guter Start...
Noch was zur Technik: geht´s nur mir so, oder ist die Kombination aus 3D und 48 fps nicht so gelungen? Ich fand die Figuren teilweise ZU scharf. Das hat mehr wie eine Doku gewirkt, die in HD Auflösung im Fernsehen läuft, als wie ein Film im Kino. Teilweise hat die 3D Technik auch nicht richtig funktioniert, und ich konnte deutlich die verschobenen Ebenen erkennen. Auch hatte ich gerade bei schnelleren Szenen durch die fehlende Bewegungsunschärfe Probleme, mich zu fokussieren, weil von allen Seiten einfach zu viele Informationen auf mich eingeprasselt sind. Habt ihr da ähnliches erlebt?