Keine Ahnung, ob ich verstanden habe, was Merrhok und Pinguinbaer da gesagt haben...aber falls ja, dann kommt es meiner Erfahrung beim Bund doch recht nahe.
Zur Erklärung, ich war in einer Einheit, die sich zunächst mal nur aus Freiwilligen zusammengesetzt hat, die dort ihren Wehrdienst absolvierten. Teilnahme an Auslandseinsätzen war allen Wehrpflichtigen gegenüber nur gestattet, wenn sie sich freiwillig dafür meldeten. Die Einheit ist aber einer der aktivsten Einsatzverbände der Zeit gewesen. Sprich, W10er (Leute die nur 10 Monate ihren Wehrdienst ableisten) wurden eh nicht geschickt, sondern nur Leute die freiwillig länger dienen wollten, oder es bereits taten.
Interessant war, dass von denen, die tatsächlich länger blieben und damit Einsätze und Kriegsgebiete gesehen haben, die wenigsten die waren, welche man erwartet hätte.
Die meisten, die laut bejaend waren, wenn es um die Frage ging, ob man im Ernstfall schießen würde, ob man in den Einsatz gehen würde, etc. ... all die klassischen Testosteron-Typen...die blieben nie lange genug, um tatsächlich in einen Einsatz zu gehen.
Wer ging, waren die, von denen ich es selber nie erwartet hätte. Aber von denen ich heilfroh war, sie um mich zu haben. Es waren die, welche das Gemeinwohl vor die eigenen Interessen stellten. Welche, die diese "Opferbereitschaft" hatten, von der Merrhok gesprochen hat.
Und keiner von uns hatte nicht ein gewisses Maß an "Waffennarrheit". Ich selber mag Waffen. Ich will sie nur nicht in den Händen von Leuten sehen, die damit leichtfertig umgehen. Aber es waren allesamt nicht diese Hauruck-Haudrauf-Typen, die länger in der Einheit blieben und Einsatz um Einsatz mitmachten. Und nichts von dem, was es dort zu sehen gab war in irgend einer Form Heroisch, großartig oder sonstwas. Krieg in der Realität ist unbeschreiblich grausam und sonst rein gar nichts.
Aber diese Leute gingen trotzdem immer wieder hin. Was die Leute in meinen Augen auszeichnete, waren, wie erwähnt Opferbereitschaft, Gemeinschaft-Sinn, und irgend wie waren es immer die eher ruhigen Typen. Keiner davon war ein klassischer Adonis in schimmernder Rüstung. Nicht einer, wenn ich ehrlich bin, würde es in ein klassisches Helden-/Krieger-bild schaffen. Die, welche sich als echte Krieger erwiesen haben, waren so gar nicht, was man sich drunter allgemein vorstellt. Das Wort Zerrbild ist ja hier gefallen...ich denke das trifft es auf mehr als eine Art und Weise
Und zumindest für mich gesprochen, meine Faszination für zB. Kriegsfilme, "Kriegs-Spiele", Waffen, etc. ...die hab ich trotzdem nie verloren. Ich trenne beides ziemlich strikt. Das eine ist Krieg. Das andere ist mein Hobby, meine Leidenschaft, was auch immer. Das eine hat mit dem anderen schlicht nicht das geringste zu tun.
Keine Ahnung, inwieweit das Sinn macht. (Das Thema beschäftigt mich in jedem Fall genug, dass ich mich hier einklinken wollte ) Aber ich denke, man sollte beides nicht zu sehr durcheinanderwürfeln. Kein zB. "Killerspiel" wird irgend jemanden dazu bringen, sich eine Waffe zu kaufen und in einer Schule dutzende Leute umzubringen.
Wird jemand, der im Kopf Gewaltfantasien hat, sich von "Killerspielen" angezogen fühlen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit.
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Ich halte Krieg für etwas abstraktes, zumindest für die meisten hier in Deutschland.
Die meisten militärischen Ausbilder geben sich große Mühe, den Krieg/das Töten für ihre Zöglinge möglichst abstrakt zu gestalten. Ob man das nun damit versucht zu erreichen, dass man "den Gegner" versucht zu anonymisieren, oder indem man ihn versucht zu entmenschlichen, indem man ihn zu etwas tierischem/bösartigen hochstilisiert ...letzlich läuft es auf etwas abstraktes hinaus. Sonst würden die meisten Menschen gar nicht kämpfen können. Echte "Killer" unter uns Menschen, zumindest unter den Soldaten, die ich in den 3 Jahren kennengelernt hatte, waren nahezu nicht vorhanden. Und keinen von den wenigen hätte ich als geistig gesund eingestuft, Laie der ich diesbezüglich bin .
Ich würde sagen, das trifft also nicht nur für diejenigen zu, die nie ein Kriegsgebiet live gesehen haben. Wenn auch auf unterschiedlicher Ebene.
Zitat
Es hat den Anschein nach Heldentum, Action und Überlegenheit (guckt einfach mal auf Youtube nach "military" oder ähnlichen Suchbegriffen), es wird, meiner Meinung nach, vollkommen verklärt zu einem Zerrbild der Wirklichkeit.
Aye...und das mit Absicht, ob bewußt oder nicht. Ich merke das bei mir. Lustige Bund-Storys erzähle ich dir immer und immer wieder gerne. Wenn du mich normal über meine Zeit bei der Truppe reden hören würdest, könntest du denken, es wären drei Jahre voller Friede Freude Eierkuchen gewesen. Ich merke, dass ich, selbst wenn das Thema mal auf die dunkleren Tage zu sprechen kommt, ich schnell wieder zu den angenehmen Erinnerungen zurückkehre.
Witzigerweise fällt es in der Anonymität zB. des Forums, deutlich leichter, drüber zu reden.
Aber ich denke, die meisten machen trotzdem die Unterscheidung zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Entweder bewußt, oder unbewußt. Ein Film muss zB. schon unglaublich realitätsnah sein (zB. die erste Szene von Private Ryan am Strand), um in mir die alten unangenehmen Erinnerungen zu wecken. Dagegen Sylvesterballerei tut das jedes Jahr. Genauso, wie die eigentlich irgendwo surealen schwarzweiß-Aufnahmen aus dem 2. Weltkrieg. Die wirken meist nüchtern betrachtet irgendwie gar nicht nach Krieg, wie man ihn sich vorstellt...aber sie sind so unglaublich nah an manchen meiner Erfahrungen. Es ist ziemlich seltsam, wenn man es genau nimmt. Ich bin immer wieder darüber erstaunt, selbst wenn ich es intellektuell begreife warum, was mein eigenes Gehirn mit diesen Eindrücken, real und fiktiv (letzteres meint Filme, TT, etc.) anstellt.
Andererseits, wer würde mich schon "normal" nennen...insofern keine Ahnung, ob das zählt.
Gruß
Sam