Hallo zusammen,
langsam rückt das 9th-Age-Teamturnier in Jena näher. Wie einige in anderen Threads vielleicht mitbekommen haben, trete ich mit einem Freund unter dem Namen Grimms Erben an - in Anlehnung an unsere Herkunft aus Göttingen und Kassel. (Ganz nebenbei: Wir suchen immer noch einen dritten Mitstreiter.) In diesem Thread möchte ich den Hintergrund und vielleicht auch die Weiterentwicklung der Armeen etwas beleuchten und diesen Farbe verleihen. Allzu große künstlerische Ergüsse werden hier allerdings nicht erfolgen.
Ich schreibe aus Zeitgründen immer nur kurze Stücke, aber ich hoffe, sie machen euch Spaß. Besonderer Dank gilt im Übrigen allen, die geholfen haben, kreative Namen für die Protagonsiten der Geschichte zu finden. Bei den Elfen (und der dritten Armee) werden sich weitere eurer Vorschläge wiederfinden.
ZitatAlles anzeigenVon jenen, die auszogen das Fürchten zu lehren
Es war einmal…
...in längst vergessener Vergangenheit ein finsterer Gedanke, finsterer als alle Gedanken zuvor. Ein Gedanke von so reiner Finsternis, dass selbst die dunklen Götter ihn fürchteten. Niemand weiß mehr, in wessen Geist dieser Gedanke sich formte. Niemand weiß mehr, welches Wesen eine solche Finsternis in sich trug. Und außer einigen alten Göttern selbst erinnert sich niemand mehr an die Verbannung dieses finsteren Gedankens. Doch es kommt eine Zeit, da die Welt sich wieder erinnern wird…
Es war einmal in einem Land weit entfernt, in den fernen, kalten Wäldern des nördlichen Augea:
Die kleine Hütte im Herzen des Winterwaldes bot einen merkwürdigen Anblick. Die Bäume und das Grün der Nadelwälder stemmten sich stolz gegen die Stürme und den Schnee, der meterhoch alles Leben bedeckte. Rund um die Hütte aber, jene Hütte, von deren Existenz weder die wilden Bestien noch die Elfen des Waldes überhaupt wussten, rund um diese Hütte war säuberlich ein Trichter aus dem Schnee ausgehoben und Rauchschwaden stiegen aus einem kleinen, geöffneten Durchlass im Dach auf. Die Fußspuren eines einzelnen Wesens führten aus dem Dickicht auf die Hütte zu.
Vor Jahrhunderten aus der Gemeinschaft der Elfen ausgeschlossen, gehörten sie zu einem der wunderlichsten Wesen dieser sonderbaren Landschaft: Seinen Namen hatte Rapunzel bereits vor Jahrhunderten abgelegt; die anderen hatten ihn damals aufgrund seiner grobschlächtigen Art und des für sein Volk unüblichen Bartwuches den Bärenelfen genannt und nun nannte er sich voller Grimm ebenfalls so. Die Jahre der Einsamkeit im lebensfeindlichen Wald, den ein Elf nur in Gemeinschaft seiner Brüder und Schwestern überleben kann, hatten ihn härter und grimmiger werden lassen. Sein Überleben hing einzig von seiner Weigerung ab, von seiner Weigerung zu sterben – und von einer Aufgabe, von der er all diese Zeit über nichts wusste. Er war vor langer Zeit bereits für diese Aufgabe auserwählt und sein Lebenswille seither gestärkt worden von Mächten, deren Existenz er sich nicht einmal bewusst gewesen war. Doch am heutigen Morgen hatte sich alles verändert.
Mit geübten und eiligen Handgriffen löschte Rapunzel das Feuer, packte die letzten gegarten Vorräte ein, prüfte noch einmal den Sitz seines Messers und schulterte den Rucksack, an dessen Seite der Köcher und der Bogen befestigt waren. Dann verließ er die Hütte, ließ die Türe hinter sich zufallen und wusste, dass er nicht zurückkehren würde.
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren hatte es in den Eingeweiden eines Wolfes gesehen, den die Jäger vor sieben Tagen erlegt hatten: Eine Zeit des Wandels stand bevor., eine Zeit des Kampfes. Seither hatte Drosselbart seine Herde versammelt. Er hatte keinen Zweifel, dass die Zeichen ihm einen großen Feldzug gegen die Elfen weissagten. Noch bevor die Nächte kürzer und die Tage wärmer würden, würde seine Herde über die haarlosen Missgeburten herfallen. Ihre Leiber würden ihnen Essen für Monate sichern und seine Feinde in einer Zeit schwächen, welche keine Schwäche erlaubte. Ein grimmiges Lächeln legte sich auf das Gesicht des Großhäuptlings und mit einem genussvollen Grunzen stieg Dampf aus seinen Nüstern auf. Er hatte seiner Herde in der alten Sprache seines Volkes einen Namen gegeben, für den es in unserer Sprache keine Worte gibt. Am besten lässt er sich übersetzen als Jene, die ausziehen das Fürchten zu lehren. Doch in den letzten Jahren hatte er ihnen außer kleinen Scharmützeln mit den Elfen kaum Kämpfe, kaum Blut geboten. Der große Auszug war den Notwendigkeiten des Lebens in der unwirtlichen Wildnis des Nordens gewichen. Nun jedoch war es an der Zeit, Drosselbart spürte es bis in die Spitzen seiner Hörner.
Stolz besah der große und mächtige Häuptling die versammelte Horde. Seine Kämpfer waren zahlreich und gut genährt, und das Grunzen und Schnauben der beiden gewaltigen Gortachs, die den Schnee in dunkles elfisches Rot tränken sollten – er hatte sie liebevoll Schneeweißchen und Rosenrot getauft – sowie das vielstimmige, unharmonische und markerschütternde Schreien Schinderellas, des fliegenden Schreckens aus den Wipfeln des Hohen Tanns, all dies ließ keinen Zweifel: Dieser Auszug würde ihre Feinde das Fürchten lehren.
Das aufgeregte Schreien der Mongrels und Wildhörner riss ihn aus seinen Gedanken. Aus dem Dickicht des Waldes war ein Elf getreten. Ein großer, behaarter Elf, muskulöser als die anderen seines Volkes, einen gewaltigen Bogen geschultert, und den Blick entschlossen nach vorne gerichtet, die gezückten Waffen der Herde ignorierend. Ein nervöses Zucken huschte über Drosselbarts Gesicht. Er konnte es nicht ausstehen, nicht Herr der Lage zu sein. Und dieser Elf überraschte ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, was er hier wollte.
Drosselbart straffte sich und löste seine gewaltige Axt vom Rücken. Sie ruhte scheinbar entspannt in seiner Hand, in der Mitte des Griffes gehalten. Doch, falls nötig, würde er sie binnen weniger Herzschläge nach vorne schnellen und auf seinen Gegner niederprasseln lassen können. Der sonderbare Elf kam geradewegs auf ihn zu...