Wieder ein Teil geschrieben. Diesmal werde ich das Kapitel wohl teilen, sonst wird das zu viel.
Kapitel 3: Schildburg
Ivar erwachte nur langsam und er bereute jede Sekunde davon. Alle Knochen taten im weh und sein eigener Puls hämmerte ihm schmerzhaft durch den Schädel. Schultern und Nacken waren steif von dem ungewohnten Gewicht der Rüstung und jeder Muskel beklagte sich über die Kampfübung. Rippen, Oberschenkel, Bauch und sogar der Hintern taten weh. Bei Grimnirs Wut, warum tut einem der Hintern weh? Er vermutete es kam von dem tieferen Stand, den man im Kampf einnahm. Aber es kam ihm albern und etwas ungerecht vor. Die Arme sollten einem Kämpfer wehtun, aber doch nicht solche Körperteile.
Draußen hämmerte mittlerweile irgendein Sadist mit einer Kelle auf einen Kochtopf ein. Fluchend rappelte er sich auf.
Ivar kroch unter dem Wagenverschlag hervor und blickte entnervt auf den Krachschläger. „Barulf! Bei allem was mir heilig ist, wenn ich mich bewegen könnte, würde ich dir das verdammte Grinsen aus der Visage hauen.“ Der Zwerg am Lagerfeuer schüttelte sich vor Lachen und drosch ein letztes Mal auf den Topf ein. „Auf, ihr Zwerge! Die Nacht ist vorbei und hier draußen ist Arbeit zu verrichten!“ Flüche aus den Wagen machten deutlich was die Mehrheit der Reisenden davon hielt, auf diese Art geweckt zu werden. „Und das Frühstück muss natürlich verspeist werden.“, fügte Barulf etwas leiser hinzu. Diese Aussage sorgte wohl schlussendlich für den Erfolg der Aktion.
Reisende Zwerge waren schwer zu wecken. Sie schliefen in den Wagen nicht gut und an das viele laufen waren sie nicht gewohnt.
Barulf und Ragni hatten die letzte Wache gehabt und einer aus der letzten Schicht machte das Frühstück. Wäre Ragni nicht so ein mieser Koch gewesen, hätte es sicher mehr Murren gegeben, warum man ausgerechnet dem derben Barulf diese Aufgabe übertragen hatte.
Während dem Essen kamen die Zwerge langsam in Schwung. Sie begannen ihr Lager abzubauen und lösten die Wagen voneinander. Nur eine gute Stunde nach dem Topfkonzert war man unterwegs und lachte nun auch über „den guten, alten Barulf und seine Flausen.“
Thorleif hatte seinen Neffen unbarmherzig wieder in Helm und Rüstung gesteckt. „Wenn du dich ein bisschen bewegt hast, hört das drücken auf. Keine Bange, nach ein paar Wochen spürst du das gar nicht mehr.“, knurrte er Ivar an „Ich vermute in ein paar Wochen spüre ich überhaupt nichts mehr“ gab dieser mürrisch zurück und kreiste mit den Schulern. Der große Krieger antwortete mit einem merkwürdigen Grunzen. Ivar blickte seinen Onkel erstaunt an. Dieser musterte etwas verdutzt einen Pfeil, der aus seiner Brust ragte. Im selben Moment hob ein lautes Gekreische an und eine Rotte Bewaffneter brach aus dem Unterholz. Thorleif kam schnell zur Besinnung. Er zog sich das Geschoss aus der Rüstung, stellte sicher das kein Blut an der Spitze haftete und warf es weg. Der Pfeil hatte den Panzer nicht ganz durchschlagen können.
„Zu mir ihr Krieger der Dawi! Sammelt euch bei den ersten Wagen! Schildwall bilden! Wehrt sie ab!“ Mit einer Präzision und Ruhe, zu der nur Zwerge in der Lage waren, führten die Männer den Befehl aus. Dreizehn Krieger sammelten sich um Thorleif und bildeten eine Abwehrformation vor den Wagen. Die anderen sechs, unter ihnen Ivar, kletterten auf die Ladefläche und griffen zur Armbrust. Sie kämpften bei Überfällen immer um den ersten Wagen. Man konnte ein Gespann nicht einfach auf der schmalen Straße wenden. Blockierte man den Weg, brauchten die Räuber Zeit um einen der hinteren Wagen zu stehlen. Da die Schützen freie Schussbahn auf alle Fahrzeuge hatte, merkte auch der dümmste Räuber schnell, dass Zeit etwas war, das man sich später nehmen musste.
Die Angreifer waren Goblins. Ungefähr dreißig der Kreaturen stürmten auf die Zwerge zu. Sie schwangen kreischend ihre rostigen Waffen und waren in schmutzige Lumpen gehüllt.
Ivar war der Erste auf dem Wagen. Er warf sich hinter das Schanzkleid, setzte den Geißfuß an und spannte seine Armbrust. Unten schloss sich krachend der Schildwall und Thorleifs kräftige Stimme hallte wieder durch die Luft. „Tötet ihre Schützen! Spickt die Bastarde mit Bolzen!“
Ivar zitterte vor Nervosität, er hörte seinen Herzschlag in den Ohren rauschen. Er rappelte sich auf und richtete die Armbrust auf eine Gruppe Bogenschützen. Diese waren zwar aus der Deckung aufgetaucht, blieben aber stehen und begannen gerade die Zwerge mit Pfeilsalven einzudecken. Ivar betätigte den Abzug, die Sehne schlug mit einem lauten Knall noch vorn und katapultierte den Bolzen in Richtung Feind. Das Geschoss bohrte sich zwei Handbreit über einem Schützen in einem Baum. „Ziel auf die Brust du Narr!“ Ragni war neben ihm und schoss nun ebenfalls seine Armbrust ab. Ivar lud seine Waffe und zwang sich ruhig zu atmen und wuchtete die Waffe wieder hoch. Er atmete aus, zielte auf die schmale Brust eines Goblins und löste nach dem Luftholen den Schuss. Das Geschoss traf die kleine Kreatur voll in den Hals. Der Bolzen mit der breiten Jagdspitze fraß sich leicht durch Haut, Fleisch und Knochen. Der Getroffene sackte einfach zu Boden, wie eine Tanzpuppe, der man die Fäden durchtrennte. Sein Nebenmann wurde nur Augenblicke später von Ragnis Bolzen in die Brust getroffen und brach schreiend zusammen.
Unter dem gezielten Feuer aus der Deckung des Wagens fielen in rascher Reihenfolge fünf der hässlichen Gegner. Der Rest ergriff panisch die Flucht.
Während dessen spielten die Zwerge am Boden auf Zeit. Sie standen Schulter an Schulter und hielten eine Wand aus Schilden vor sich. Goblins droschen auf sie ein und versuchten sich einen Weg durch die Schilde zu schlagen. Doch es hätte weit größerer Feinde bedurft, um eine Schildburg der Zwerge zum Wanken zu bringen. Die Dawi selbst beschränkten sich auf wenige Schläge. Sie hatten ihre Äxte in der Mitte gefasst und setzten in diesem Handgemenge auf kurze, schnelle Schläge unter dem Schildrand oder auf den Gegner eines Nebenmannes.
Thorleif spürte, wie sein Schild erbebte, als sich ein Goblin gegen ihn warf. Er stemmte die Beine in den Boden und hackte der Kreatur seine Axt ins Schienenbein. Als der Gegner wimmernd zusammenknickte, trat ihm Barulf mit seinen beschlagenen Stiefeln ins Gesicht.
Die nächste Grünhaut war nicht klüger, aber Thorleifs Hieb traf einen Eisenstreifen im Stiefel des Feindes. Als Veteran vieler Schlachten behielt der Zwerg die Nerven. Während der Goblin geifernd versuchte ihm ein rostiges Messer von oben in den Hals zu stechen, drehte Thorleif seine Axt. Er setzte den Haken am Knie an, zog und stieß seinen Schild nach vorn. Ein feindlicher Speer fuhr augenblicklich in die entstehende Öffnung, aber Barulf parierte den Stoß mit Leichtigkeit. Der Goblin am Boden war unverletzt, doch auch er machte nun Bekanntschaft mit den harten Stiefeln der Zwerge.
Bis jetzt hatten die Zwerge kaum Feinde getötet und sie steckten immer wieder leichte Treffer ein. Ernste Verletzungen konnten sie aber vermeiden.
Als die Bogenschützen das Weite suchten, wurde es Zeit zu handeln. „Fertig machen zum Angriff!" Hinter jedem Schild erklang fast zeitgleich ein metallisches Pochen, als die Zwerge die Köpfe ihrer Waffen zu Boden gleiten ließen und die Hände ganz unten am Schaft wieder schlossen.
Mit den Rufen „Grimnir! Grimnir!“ und „karaz-a-karak“ stießen die Krieger ihre Schilde vor. Goblins taumelten zurück und einen Herzschlag später sausten die Äxte auf sie herab. Die Zwerge schlugen jetzt mit voller Wucht zu, drängten die Gegner zurück und trampelten die Verwundeten einfach nieder.
Die Offensive der Grünhäute kam zum Erliegen und das reine Chaos brach in ihren Reihen aus. Ohne Gnade für den verhassten Feind mähten die Zwerge sie nieder. Thorleif schwang seine Axt so heftig, dass sie anfing zu pfeifen, bevor sie sich einem fliehenden Goblin in den Rücken grub. Der Rest der Meute entkam der Wut der Zwerge. Nur einige wenige wurden noch von den Armbrustschützen getroffen.
Thorleif brach seinem schwach strampelnden Feind mit dem Schildrand das Genick und riss seine Axt frei. „Verletzte?“, brüllte er um den aufbrandenden Jubel der Zwerge zu übertönen. „Nur bei den Grünlingen“ lautete Barulfs lakonische Antwort. Während einige sich um leichte Blessuren kümmerten, stellte der Rest der Zwerge sicher das kein Goblin sich von seinen Verletzungen erholen würde.
Das Geschehen nach dem Kampf wird einen eigenen Post bekommen, sobald ich es geschrieben habe.