Der erste Grollreiter

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    So sehr bald sicher nicht. Nächste Woche ist wieder eine Prüfung. Da habe ich selten den Nerv mich in Ruhe ans schreiben zu setzen.
    Aber es gibt sicher eine Fortsetzung. Im Geiste ist sie fertig, aber die Ausabreitung dauert eben doch immer relativ lange.

    • Offizieller Beitrag

    So.... hier der Grund für die längere Pause. Ich habe ein Kapitel geschrieben, dass einfach nichts werden wollte. Das kommt immer mal wieder vor. Man schreibt an was rum und tut und macht, aber es ist und bleibt Mist. In der Regel poste ich so was nicht, aber das hier ist ein zu schönes Beispiel um es euch vorzuenthalten. Zumal ich so lange daran gebastelt habe bis man es posten kann. Die meisten dieser Dinger erreichen diesen Zustand nie. Das ganze war reichlich frustrierend und hat mir erstmal für eine Weile gründlich die Lust am schreiben genommen.


    Kapitel 12: Grenzer unter sich.
    Ivar und seine Grenzreiter setzten die Reise so schnell sie eben konnten fort. Tiere hatten sie keine verloren und die verletzten Krieger waren alle in der Lage sich im Sattel zu halten. Sie überquerten den Schwarzfeuerpass keine vier Tage nach dem Kampf und erreichten am frühen Abend den Grenzposten Averlands. Das Gebäude war natürlich schon längst wieder komplett instand gesetzt worden und erinnerte mit keiner noch so geringen Spur an die rauchende Ruine, die die Orks damals zurück gelassen hatten. Ivar grüßte den mürrischen Soldatentrupp freundlich, der da vor dem Tor stand. Die Zwerge hatten gesehen, dass die menschlichen Grenzer in keiner Weise wachsam gewesen waren, bis sie die Zwerge bemerkt hatten. Erst als sie schon eine ganze Weile in Sicht waren, hatte der dösende Posten auf dem Wehrgang sie wahrgenommen und den Rest der Mannschaft alarmiert. Ivar passte das nun überhaupt nicht, denn er hatte gehofft, der erste Eindruck, den seine Kameraden von den Menschen bekämen, wäre positiver. Aber er überspielte seinen Frust und nickte dem Wachhabenden zu.
    „Na, Herr Feldwaibel? Ruhigen Dienst gehabt in letzter Zeit? Kein Ärger mit den Grünhäuten?“


    „Grünhäute?“ kam die überraschte Antwort. „Wir haben hier seit Jahren keine Orks mehr gesehen. Warum fragt ihr? Hattet ihr Ärger im Gebirge?“
    „Das nun nicht. Nur ein paar Goblins im Zwielichtwald. Freut mich, wenn sie euch in Frieden lassen. Wir haben ständig Kontakt mit denen.“
    „Verdammtes Pack!“ Der Soldat spuckte aus. „ Was führt euch denn ins freundliche Averland? So viele Zwerge sehen wir nur selten und dann auch noch alles Krieger.“
    „Ich will zum Orden des schwarzen Bären. Ein paar alte Freunde besuchen und schauen, ob sie den da in den Griff bekommen.“ Ivar deutete auf Grimleif, der wohlweislich angebunden hinter dem Tross her zockelte und reichlich verstimmt war ob der reduzierten Bewegungsfreiheit.
    „Ist ja ein Prachtkerl. Ich weiß ja nicht… Die Bärengrube von den edlen Rittern war mir schon immer ein Rätsel. Immerhin ein schönes Spektakulum veranstalten sie stets, wenn einer von ihnen da rein muss. Will mich nicht beklagen, aber wenn erwachsene Männer mit Bären kämpfen ohne ihre Waffen zu benutzen, fragt man sich schon, ob das klug sein kann.“
    Ivar reagierte nicht auf diesen Ansatz ein wenig über den Adel zu lästern und zuckte unverbindlich mit den Schultern. Er wusste ja, dass die Bräuche der Ritter vielen Leuten fremd waren.
    „Na, ich will euch nicht aufhalten Herr Zwerg. Aber heute kommt ihr sowieso nicht viel weiter. Wenn ihr mögt, könnt ihr hier Quartier machen. Wir haben ein kleines Gästehaus für genau solche Fälle. Ist der imperialen Armee stets eine Freude, dem Reisenden behilflich zu sein.“


    Ivar überlegte kurz. Die Gästehäuser der Armee standen in keinem besonderen Ruf, waren aber in der Tat recht zahlreich. Vor allem in den Grenzlanden fand sich nicht immer ein Gastwirt, der für den kargen Verkehr sein Haus öffnen wollte. Mal gab die Armee Pachtverträge mit finanzieller Unterstützung, mal unterhielt die Garnison ein eigenes Quartier. Der Soldat hatte Recht. Viel weiter kämen sie heute in der Tat nicht. Ivar wusste aber auch, dass der Berg aus einer anderen Richtung grollte. Die Soldaten hatten schlicht und einfach Langeweile und hofften auf ein paar Geschichten und Erzählungen aus der Ferne. Er wusste selber, wie fad der Dienst werden konnte. Also schön, dachte er bei sich. Tun wir ihnen den Gefallen.
    „Das klingt hervorragend. Eine Nacht in einem Bett ist eine zu große Versuchung, um ihr zu widerstehen. Seit so gut und schickt einen Soldaten, der uns alles zeigt. Habt ihr gehört Männer?“ Den letzten Satz rief er über die Schulter. „Wir bleiben heute Nacht hier und genießen den Schutz der imperialen Armee.“
    Snorri wollte anfangen laut los zu lachen, um zu zeigen, was er von der imperialen Armee im allgemeinen und der Wachsamkeit dieser Männer hier im speziellen hielt, wurde aber durch einen raschen Rippenstoß von Farkas daran erinnert höflich zu bleiben. Ivar nickte dem jungen Krieger heimlich dankbar zu. Farkas war noch relativ neu in der Armee und hatte sich als einer der wenigen aus echtem Interesse an der Einheit gemeldet, wo viele andere einfach nur zu den Verrückten gehören wollten. Er hatte auch das Banner angefertigt, das Drûs jetzt so vehement gegen alles und jeden verteidigte. Eigentlich hatte er Schmied werden sollen und auch schon eine entsprechende Ausbildung gemacht. Warum er letztendlich zur Armee gegangen war und dann auch noch auf so einen abgelegenen Posten, wusste niemand so recht. Es fragte aber auch niemand groß danach. Farkas war geschickt mit den Händen und zuverlässig an der Axt. Mehr konnte kaum jemand verlangen und eine etwas dubiose Vorgeschichte war unter den Grenzern nun auch nichts so besonderes.
    Die Zwerge richteten sich mit Hilfe und Anweisung durch einen jungen Soldaten namens Heinrich häuslich im Gästehaus ein. Übermäßig komfortabel war das ganze zwar nicht, aber die Zwerge waren schlimmeres gewohnt als diese Schlafbarracke. Es gab ausreichend Pritschen und Sitzgelegenheiten für alle. Dazu ein Dach über dem Kopf und ein Bier aus dem Fass der Soldaten.
    Sie verbrachten den Abend wirklich größtenteils auf dem kleinen Innenhof des Postens und erzählten den Menschen von ihrem Leben in der Armee des Immergipfels und ihren Kriegen gegen die Orks. Ivar hatte seine Jungs angewiesen in regelmäßigen Abständen abwechselnd mal auf die Mauer zu verschwinden und Luft zu schnappen. Er traute dem Frieden ganz und gar nicht. Zu frisch waren seine Erinnerungen an den Überfall der Orks damals, die ihnen über den Pass gefolgt waren. Und diese Kerle hier taten, als sei das alles nie passiert. Von einer Wache konnte in dieser Nacht jedenfalls kaum die Rede sein. Dafür war der Schuft auf der Mauer zu sehr am Geschehen im Hof interessiert.
    Doch die Nacht verlief ohne Zwischenfälle für die Zwerge und Ivar wurde langsam wieder etwas ruhiger. Wenn er erst ein paar Meilen im Landesinneren wäre, würde er sich entspannen können. Sie hatten noch mitbekommen, dass zu später Stunde noch jemand eingetroffen war, der eine Menge Lärm gemacht hatte, aber ihr Quartier war ruhig geblieben und der Besucher entweder weiter gezogen oder woanders untergebracht worden.
    Sie nahmen ihr Frühstück ein und packten gerade ihre Sachen, als die Tür sich öffnete und der Waibel herein kam.
    „Ausgeschlafen? Wollte mich nur kurz verabschieden. Ihr wollt ja wohl gleich weiter.“
    „Danke, ja. Hat gut getan mal unter einem Dach zu schlafen.“ In Wahrheit machte es den Grenzern natürlich überhaupt nichts aus unter freiem Himmel zu übernachten, aber es war einfach höflicher so.
    „Wer ist denn gestern noch so spät hier rein geschneit? War ja ziemlich laut draußen. Ich dachte schon die Orks sind doch noch eingefallen.“ Ivar grinste den offensichtlich übermüdeten Soldaten frech an.
    „Ach, wenn das doch nur eine paar Orks gewesen wären. Nein, wir haben eine schlechte Nacht zum Feiern ausgesucht. Gestern ist noch einer der Averländer Schwertfeger eingetroffen. Die klappern immer mal die Grenzposten ab und sorgen für etwas Ordnung. Schieben kleine Ausbildungsschichten und so. Das gab natürlich einen Mordskrach. Na, was soll’s? Ist nicht das erste und sicher auch nicht das letzte Mal.“
    „Der sollte seinen Dienst auch mal was ernster nehmen.“ Snorri war überhaupt nicht angetan von diesem Haufen und machte seinem Ärger Luft, sobald der Soldat wieder verschwunden war.
    „Lass man gut sein. Ist ja nicht unsere Sorge, oder?“
    „Jedenfalls nicht, wenn wir erst hier weg sind.“ Snorri nahm grob sein Bündel von der Pritsche auf und marschierte nach draußen. Kaum fünf Minuten später kam er allerdings wieder rein und hatte sein Gepäck noch auf der Schulter. Er grinste so breit, dass er Gefahr lief den oberen Teil seines Kopfes zu verlieren. „He, kommt mal raus. Das müsst ihr gesehen haben.“
    Die Grenzer strömten auf den Hof und bei dem Anblick, der sich ihnen bot, musste manch einer ein Kichern unterdrücken. Die verkaterte Truppe war fast komplett auf dem Hof versammelt. Sie trugen lediglich ihre Unterwäsche und wuschen sich der Reihe nach im kalten Regenwasserfass. Beaufsichtigt wurde das ganze von einem einzelnen Krieger, der recht lässig etwas abseits im Schatten des Wachturms stand und nur gelegentlich einen strengen Blick auf die Soldaten warf, wenn einer in seinem Eifer wach zu werden Nachlässigkeit zeigen wollte. Ivar staunte. Der Kerl war geradezu riesig. Sicher zwei Schritt Höhe hatte der Mann. Er trug Kleidung in kräftigem Gelb und Schwarz, die an Waden und Unterschenkeln eng anlag, jedoch an Oberschenkeln und Armen gepufft und geschlitzt war. Brust und Teile der Beine und Arme wurden von einem massiven Plattenharnisch geschützt, der bis auf wenige Akzente geschwärzt worden war. Auf dem Kopf saß ein breiter Lederhut mit großen Zierfedern. Diese Aufmachung und der, für einen Menschen, gewaltige Bart gaben ein imposantes Bild, dass von der Bewaffnung des Mannes noch unterstützt wurde. Er stützte sich nämlich auf einen geflammten Bidenhander der fast ebenso groß war wie der Krieger selber. Am Gürtel saß außerdem ein Katzbalger, um die Wehrhaftigkeit auch für das Handgemenge gewährleisten zu können.
    Als der Mann die Zwerge erblickte, schulterte er die schwere Klinge und schlenderte auf sie zu. „Morgen die Herren. Ihr müsst die Reisenden sein, denen dieser Sauhaufen hier seine Unachtsamkeit verdankt.“ Die Stimme war tief und passte zum Gesamtbild dieses Soldaten.
    „Ach was, die waren vorher auch nicht aufmerksamer.“ Diesmal kam der Rippenstoß zu spät oder Snorri war einfach auf Stunk aus. Aber der Mensch lachte nur leise grollend vor sich hin. „Das glaub ich euch sogar.“ Er streckte Snorri die breite Pranke hin. „Otto von Steinen, Hauptmann der Averländer Schwertfeger. Snorri blickte dem Mann starr in die Augen und ignorierte die dargebotene Hand. Ivar ging eilig dazwischen, bevor der Blödian noch einen Streit mit einem Offizier der hiesigen Armee anfing.
    „Ivar Thorleifson. Ich bin der Anführer dieser kleinen Expedition. Entschuldigt die schlechte Laune meines Gefährten. Wir haben eine weite Reise hinter uns und nur wenig geschlafen in der letzten Nacht.“
    Der Hauptmann machte eine wegwerfende Handbewegung. „Aber woher denn? Dafür habe ich vollstes Verständnis. Und er hat sogar Recht. Wir haben in der letzten Zeit wirklich Probleme mit der Disziplin. Deshalb mache ich ja meine Runde. Es gab einfach zu wenig Ärger. Fast wünscht man sich ein paar Grünhäute, die sich nur mal aus der Ferne blicken lassen. Aber was rede ich da? Wo eine ist, sind auch mehr und einen weiteren Krieg will man ja nun auch nicht haben.“
    Ivar wechselte noch einige höfliche Worte mit dem Mann, bevor die Grenzer sich wieder auf den Weg machten. Alles in allem war er sehr freundlich, fühlte aber den Zwergen deutlicher auf den Zahn als der Waibel das getan hatte.
    „Blöder Federträger“, Snorri ließ mal wieder Dampf ab, als sie wieder auf der Straße waren. „Was spielt der sich so auf?“
    „Na, dir kann man es auch nicht recht machen. Der eine ist dir zu lax, der andere geht dir auf den Geist, wenn er ganz normale Fragen stellt.“
    „Hast du gesehen wie der rum läuft?“
    „Hab ich. Gewöhn dich dran. Wirst noch ein paar Leute sehen, die so rumlaufen. Außerdem war das eine recht geachtete Uniform, wenn ich mich recht erinnere. Die Bihandkämpfer sind der ganze Stolz der imperialen Armee.“
    „Pfff… Was soll man denn mit so einem Rinderschlächter anfangen, wie der den trägt?“
    „Darf ich dich daran erinnern, dass der Rinderschlächter, wie du dich ausdrückst, kaum größer ist als deine eigene Axt? Aber ich erkläre es dir, sonst gibst du doch keine Ruhe. Die Schwertfeger sind dazu da gegnerische Formationen aufzubrechen. Wenn die Hellebarden und Speere auf festen Widerstand stoßen gehen diese Jungs auf den Feind los und hauen sich einen Weg durch die Speere und Schilde des Gegners. Ist ein verdammt gefährlicher Posten, aber sehr angesehen. Du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass der Hauptmann nicht ohne weiteres so alt geworden ist. Der muss richtig gut sein. Schlechte Bihandkämpfer überleben ihre erste Schlacht nicht.“
    „Meinst du, ja? Na vielleicht treffen wir ihn ja nochmal.“ Ein gewisses Funkeln trat in Snorris Augen.
    „Denk nicht mal daran, dich hier mit einem Soldaten anzulegen. Wir wissen beide, dass du den Kampf spielend gewinnst. Du bist einfach zu blöde zum Verlieren. Aber viel davon haben wirst du nicht. Hierzulande wird man nämlich aufgeknüpft für so was. Außerdem sind wir hier nicht, um Stunk zu machen. Das gilt für euch alle.“ Ivar schlug nun einen lauteren Ton an. „Fang mir keinen Streit an. Wir sind hier nicht zuhause. Die Menschen nehmen so was mit unter sehr ernst. Schlägereien mit ihren Soldaten sehen die Oberen überhaupt nicht gerne.“
    „Wie kann man nur so pingelig sein?“
    „Ehrlich Snorri. Wenn du dich nicht ein bisschen anpassen kannst, wärst du besser daheim geblieben. Du solltest dich sowieso schämen. Wie oft bist du schon auf der Wache eingenickt oder hast ein Bier zu viel gehabt, obwohl du im Dienst bist? Kann ja sein, dass es nicht so weit geht wie bei den Kerlen dahinten, aber die werden besser wissen als wir, ob und wie sie aufpassen müssen. Wie würdest du das finden, wenn dich jemand beim Hauptmann anschwärzt?“
    „Schon gut. Hör mit der Moralpredigt auf, ich hab’s verstanden. Da kann einem ja übel von werden. Jedenfalls war das der erste Mensch hier, der auch danach aussah kämpfen zu können. Nach deinen Geschichten war ich reichlich enttäuscht als ich die Kerle dahinten gesehen hab.“
    „Dann wart mal ab bis wir die Ordensburg erreichen. Da siehst du dann deine Kämpfer.“

    • Offizieller Beitrag

    Glücklicherweise läuft es nicht immer so schlecht wie oben und dann kommt der Spaß an der Freude auch zurück. Kann also gleich ein weiteres Kapitel anhängen.


    Kapitel 13: Der Großmeister
    Sie erreichten die Festung des schwarzen Bären noch am selben Tag und Ivar war sich sicher dass sie, trotz allen Murrens über Menschenarbeit, Eindruck auf die Zwerge machte. Das Bollwerk hatte auch für Ivar nichts von seinem Imposanz eingebüßt und die zahlreichen Flaggen gefielen im noch besser als damals, da er sie kannte und schätzte, auch wenn sie an diesem lauen Abend keinen Wind fanden um stolz ihre Wappen zu präsentieren. Umso stolzer wirkten die Wachen am Tor. Wie üblich besetzten zwei der älteren Knappen diesen Posten. Sie trugen über ihren schwarzen Kettenpanzern die rot-gelben Wappenröcke des Ordens und auf ihren Helmen einen Federbusch in denselben Farben. Einer der beiden trat ihnen entgegen und hob Einhalt gebietend die Hand. Ivar kannte ihn nicht.
    „Haaaalt. Wer geht da? Nennt euren Namen und euer Begehr.“
    „Ivar Thorleifson ist der Name und ich wünsche euren Ordensmeister zu sehen. Wir sind alte Freunde und ich brauche seine Hilfe bei einer Kleinigkeit. Seid so gut und lasst und zu ihm.“
    „Ich werde euer Anliegen melden, aber ich glaube kaum dass der Herr Zeit für euch hat.“
    Der Mann wandte sich um und verschwand durch eine Pforte im Haupttor. Die Zwerge ließ er einfach draußen stehen. Ein zweiter Posten tauchte aus derselben Richtung auf und nahm den Platz des Boten ein. Beide Wächter behielten die Zwerge misstrauisch im Auge. Keiner der beiden kam Ivar vertraut vor. Langsam wurde er unruhig. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Schließlich erschien der erste Posten wieder in Begleitung eines Ritters. Auch diesen kannte Ivar nicht. Er war aber ganz sicher, dass er sich an diesen Kerl erinnern würde. Der Mann war auffällig groß, aber noch auffälliger war seine Breite. Ivar hatte schon einige große Menschen gesehen, aber diese waren meist eher schmal gebaut. Dieser Krieger war aber trotz aller Größe regelrecht vierschrötig. Fast wie ein zwei Schritt großer Zwerg wirkte der Mann. Ivar fiel erst nach einer kleinen Weile auf, dass der Mensch die Gewänder des Großmeisters trug. Er wollte gerade eine entsprechende Frage stellen, als der Mensch ihm zuvor kam. Er hatte den Zwerg nur kurz gemustert, bevor ein ungläubiges Lächeln auf sein Gesicht trat.
    „Ivar?“ Die Frage kam so behutsam als könne der Fragende nicht glauben wer da vor ihm stünde. Das Lächeln des Mannes weckte trotz des Schnurrbartes in Ivar einen unfassbaren Verdacht.
    „Ulf? Bist du das?“
    Jetzt stieß der Mensch ein unverkennbares Lachen aus, auch wenn es deutlich tiefer war als früher. Entgegen jeder Etikette eilte der Mann auf den Zwerg zu und schloss ihn noch auf dem Pony in eine gewaltige Umarmung.
    „Ivar du bist es wirklich. Junge, wir haben dich für tot gehalten.“
    „Ulf? Ich verstehe nicht… Du bist... und überhaupt...“ Ivar stammelte wirres Zeug. Ulf hatte sich unglaublich verändert. Der alte Freund entließ ihn aus seinen Armen und blickte ihm in die Augen. Ivar hatte sich noch immer nicht gesammelt.
    „Aber das… ich…“ Schließlich stellte er die einzige Frage die ihm in den Sinn kam und Ulfs erstarrende Miene verhieß nichts Gutes. „Wo ist der Herr Eilfric?“


    Ivar seufzte und wischte etwas feinen Staub von dem marmornen Grabbildnis. Er kniete nun schon seit Stunden hier und konnte es einfach nicht fassen, dass sein menschlicher Mentor tot sein sollte. Ulf hatte ihn ohne große Worte hierher geführt und dann alleine gelassen, um ihm ein wenig Zeit zu lassen sich mit der Situation abzufinden. Die Erklärung das Eilfric sehr alt geworden sei hatte er aufgenommen ohne sie recht zu verstehen. Er hatte immer gewusst dass die Lebenserwartung von Menschen nicht so hoch war wie bei seinem Volk. Er hatte auch gewusst dass er lange nicht hier gewesen war. Aber für ihn waren gut zwanzig Jahre nicht so lang gewesen. Seine zwergischen Bekannten hatten sich im Vergleich kaum verändert in dieser Zeit und irgendwie war ihm nie klar geworden was diese Spanne für einen Menschen bedeuten mochte.
    Das Grab Eilfrics von Grünweiler befand sich in der Krypta des Ordens in einer langen Reihe mit den früheren Großmeistern der Festung. Ein Bildnis des Kriegers zierte die Deckelplatte der Gruft. Ivar fand nicht dass die Arbeit seinem alten Freund gerecht wurde. Das Gesicht war gut getroffen, aber den steinernen Augen fehlte die Güte und Freundlichkeit die den Ritter ausgemacht hatten.
    Er bemerkte erst als jemand höflich hüstelte, das Drûs die Kammer betreten hatte, so sehr war er in seiner Trauer vertieft. Hastig wischte er eine Träne fort und wandte sich dem Freund zu.
    „Ich wollte mal sehen ob alles in Ordnung ist. Die anderen machen sich schon Sorgen.“
    Ivar seufzte und drehte sich wieder zu dem Grab um. Er blickte nachdenklich und lange auf das Steingesicht Eilfrics.
    „Er hat mir alles beigebracht, weißt du? Hat sich um mich gekümmert, als es mir schlecht ging, obwohl er genug anderes zu tun hatte. Viele andere hätten mich einfach der Obhut eines Untergebenen anvertraut. Aber nicht Eilfric. So oft er konnte, war er bei Ulf, Luthbert und mir. Hat mir das reiten gezeigt und wie man kämpft. Mich nach den Bräuchen meines Volkes gefragt und dergleichen. Er kam mir damals unbesiegbar vor. Ich kann einfach nicht fassen dass er tot ist. Ich kann mich nicht mal richtig für alles bedanken.“
    Drûs legte ihm eine tröstende Hand auf die Schulter. „Das tut mir ehrlich Leid Ivar. Das muss ein guter Mann gewesen sein. Und letztlich verdanken wir ihm wohl sogar die Grenzreiter.“
    Ivar nickte: „Ohne seine Hilfe hätte ich mich nie in den Sattel gewagt.“
    Vom Eingang erklang das leise Rasseln und Klappern der restlichen Grenzer, die sich respektvoll näherten. Im flackernden Licht der Fackeln schimmerten ihre Rüstungen und die Runen auf den Schmuckspangen in ihren Bärten. Ivar nickte ihnen kurz zu, wandte sich aber wieder ab und senkte das Haupt vor dem Grab des Freundes. Hinter ihm erklang, erst zögerlich aus einzelnen Kehlen, dann von der ganzen Einheit, ein tiefer langsamer Gesang. Die Zwerge erwiesen Eilfric ihren Respekt und stimmten ihre Totenlieder an, als sei er ein Krieger aus ihren Reihen gewesen. Ivar rührte das zutiefst, denn immerhin hatte keiner von den Zwergen den Ritter anders gekannt, als aus seinen Erzählungen. Und als der Gesang an Lautstärke gewann, und sich von der anfänglichen Trauer über den Verlust zu den Rückblicken auf die Taten des Mannes wendete, ging auch Ivars Stimmung wieder ein wenig nach oben.


    Ulf fand den alten Freund ein wenig später vor sich hin grübelnd auf der Begrenzung der Knappenarena sitzend. Der gestandene Kämpfer wirkte ein wenig verloren wie er so auf der kaum halbhohen Mauer saß und die Beine baumeln ließ.
    „Ich habe mir erlaubt deinen Freunden ein wenig von Eilfric zu berichten. Sie schienen unbedingt alles Mögliche wissen zu wollen.“ Der große Mensch nahm neben Ivar Platz und seine Beine erreichten den Boden spielend.
    „Dachte schon dass du dahinter steckst. Sie haben ein Totenlied gedichtet.“ Zwergenlieder bestanden oft nur aus einem Versmuster, an das die Worte für die jeweilige Situation angepasst wurden. Vorträge aus dem Stegreif waren nicht ungewöhnlich, auch wenn die Reime der Dawi nicht das waren was ein Mensch darunter verstehen mochte.
    „Aber zu einem Punkt gab es keine Verse. Niemand hat erwähnt wie er gestorben ist.“ Ivar schaute den Mann fragend an. „Ich muss das aber wissen. Was ist passiert?“
    „Das konnten sie dir nicht sagen. Ich habe mich geweigert ihnen davon zu erzählen und den Brüdern verboten in ihrer Gegenwart davon zu sprechen. Ich fand das war wäre meine Aufgabe dir das zu erzählen. Tut mir leid, falls ich dadurch euer Lied ruiniert haben sollte.“
    Ivar schüttelte den Kopf. „Das geht schon in Ordnung. Ich verstehe das. Aber es legt dir eine Pflicht auf. Also, was ist passiert?“
    Ulf seufzte. „Na was schon? Er wurde einfach alt. Er war schon damals nicht der Jüngste und mit der Zeit ließ seine Kraft merklich nach.“
    „Du willst mir sagen, dass er einfach im Bett gestorben ist?“
    „Nein, Sigmar sein Dank. Das war nicht sein Schicksal. Das waren friedliche Zeiten und wir hatten schon Angst dass er wie so viele vor ihm beim Kampf gegen den Bären umkommen würde, als die Orks sich schließlich wieder rührten. Ich war damals auf Grenzpatrouille mit einigen Brüdern und stieß auf eine Rotte Grünhäute. Sie haben und ganz schön zugesetzt und uns zu einem Rückzugsgefecht gezwungen. Ich konnte zum Glück meinen Knappen um Hilfe zur Ordensburg schicken. Und trotz seiner schlechten Gesundheit bestand der alte Haudegen darauf den Kampf selber anzuführen.“ Ulf seufzte wieder. „Er fiel im Kampf gegen den Anführer der Orks. Aber nicht bevor er dem Grünling nicht so schwere Wunden zugefügt hatte, das er schließlich daran einging.“
    „Ein gutes Ende für einen Krieger“ meinte Ivar.
    „In der Tat, das war es.“
    „Gut für den alten Mann das nach so langem Frieden wieder Orks aufgetaucht sind…“
    „Kann man so sagen.“ Ulfs Blick hing nachdenklich irgendwo in den Wolken fest.
    „Ich musste auch verdammt lange suchen, bevor ich die gefunden hatte.“
    Das Murmeln kam so leiste unter dem Bart hervor, dass es außer Ivar unmöglich jemand gehört haben konnte. Der Zwerg blickte den Ritter überrascht an.
    „Ich nehme mal an das der Herr Eilfric mächtig froh war über so eine Gelegenheit zu einer letzten Heldentat.
    „Nehme ich auch an, ja. Er hat sogar mal so was zu mir gesagt, dass er nicht gerne tatterig im Bett sterben wolle. Irgendwas in der Art jedenfalls. Kann mich nicht genau erinnern.“
    Ivar wurde nun doch etwas munterer. Er überlegte kurz uns stieß ein kurzes, belustigtes Schnaufen aus.
    „Wirklich ein gutes Ende für einen Krieger.“

  • Ja, endlich geht es weiter. :)


    Aber jetzt muss ich mal ein bisschen Lob und Tadel aussprechen.


    Lob: Der klar werdende Zeitunterschied. Hammer geil! 20 Zwergenjahre sind halt was anders als 20 Menschenjahre. Super rübergekommen!


    Tadel: Ulf als Großmeister? Echt? Finde ich etwas abgedroschen. Der Freund aus der Jugend ist beim wiedersehen der Chef des laden... hmmm. Ok. Ist halt so. Fand ich net so dolle. (Vielleicht auch Geschmackssache.)


    Aber eingesamt gut gelungen! :)

    • Offizieller Beitrag

    Kein Kommentar zum ersten Kapitel? Da hatte ich eher mit Kritik gerechnet. :D
    Kann schon sein... Ist mir nicht du aufgefallen, weil ich ihn von Anfang an da gesehn habe. Natürlich ist er kein typischer Anwärter, aber in diesem Orden muss /darf man ja den Bären besiegen. Dafür war Ulf prädestiniert. Ausserdem wollte ich den Einfluss Eilfrics darstellen, das so ein einfacher Kerl es so weit bringt. Ivar braucht auch die Unterstützung der Ritter, die plausibel sein muss. Aber es stimmt wohl. Ein muss war es nicht.


    Ich denke drüber nach ob, nach zwanzig Jahren auch so die Bindung zwischen Orden und Ivar noch eng genung sein kann, um Hilfestellung und Gastrecht zu bieten. (und ob ich Ulf das antun will. ^^)

  • ne lass nur, ist an und für sihc in sich stimmig... was nur mit dem anderen *kindheitsfreund*?
    bin gespannt und schön das es bei dir wieder geigt

    Standart... die Kunst des Stehens

  • Also zu dem ersten von den zwei neuen Kapiteln kann ich nur sagen "Ist doch alles super"


    Auch das zweite Kapitel ist genial wobei ich das Problem mit dem neuen Großmeister nicht
    so schlimm finde.
    Sehr schöne Stelle das wo die Zwerge das Lied singen, hat mich so ein bisschen an "Der Hobbit"
    erinnert.

    MfG Warhammer Zwerg


    "Bis zum Ende, bis zum Untergang"


    Warhammer Fantasy:


    750pkt Bretonen "Die Flügel von Parravon"
    500pkt Zwerge "Grenzer der Zwergenstraße.

  • klopf klopf, WiWu gibts was neues? :D


    bin mittlerweile meistens wegen dieser geschichte auf dem warhammerboard :]

    Standart... die Kunst des Stehens

    • Offizieller Beitrag

    Wie üblich.... sobald ich dazu komme. :(


    Nein, eigentlich ist es cool das ich keine Zeit habe. Hab meine Fortbildung halt rum und arbeite wieder bei der alten Firma. Bin also wieder bei den alten Kunden und die scheinen auf mich gewartet zu haben. :)
    Also VIEL Arbeit, aber hey...eigentlich mag ich den Job. ^^
    Ich wollte am WE schon was machen, aber da war ich (Überraschung) total am A.....
    Man is nix mehr gewöhnt...

  • hey ich hab gestern deine Geschichte in einem durchgelesen und ich muss sagen das ich sie heute noch ein 2. mal lesen werde. Ich hoffe doch sehr das du an einer fortsetzung arbeitest :) ? :] das würde mich wirklich wirklich freuen :) ich bin sicher der meinung bin nicht nur ich hier im forum :)

    Ich entschuldige mich für Rechtschreibfehler, ich treff nicht immer die tasten :D


    3000 Punkte Bretonen :]

    • Offizieller Beitrag

    Durchaus möglich... Ich war lange nicht im Forum. Arbeit und dergleichen haben mich aufgehalten. Habe aber beim Tod meines letzten PC's die Geschichte gesichert und spiele nun schon länger mit dem Gedanken sie auch weiter zu führen.

  • SPIELEN!!! schreiben sollst du so lieber ^^

    MfG Warhammer Zwerg


    "Bis zum Ende, bis zum Untergang"


    Warhammer Fantasy:


    750pkt Bretonen "Die Flügel von Parravon"
    500pkt Zwerge "Grenzer der Zwergenstraße.

  • Durchaus möglich... Ich war lange nicht im Forum. Arbeit und dergleichen haben mich aufgehalten. Habe aber beim Tod meines letzten PC's die Geschichte gesichert und spiele nun schon länger mit dem Gedanken sie auch weiter zu führen.

    Hey WinWu,


    währe Toll wenn du weiter machen würdest. :)