Ooops - I did it again!
Ich geb es zu - auf meinem Lesetisch liegt ein brandneuer White Dwarf. Und das, obwohl ich mit dem Heft eigentlich fertig zu sein glaubte.
Das Highlight des Heftes ist mit Sicherheit der Gyrobomber als gänzlich neues Modell aber auch der re-designte Gyrokopter hat mich sehr interessiert.
Auf den ersten Blick fand ich den Gyrobomber echt richtig blöd. Pfui, dachte ich, bis ich darauf kam wieso ich das Modell so hässlich finde:
Die Farben erinnerm ganz exakt an die Farbpalette eines Indianertipis von Nordamerianischen Prairie-Indianern (zumindest an das Hollywood geprägte Klischee, was ich von denen im Kopf habe):
Die Lederartigkeit micht Flechtriemen an den Tragflügeln tun ihr übriges, um diese Assoziation bei mir zu erhärten.
Ich hab dann eine Nacht drüber geschlafen und dachte: Okay, die Bemalung ist definitiv ein Griff ins Klo und ich begann zu überlegen, wie ich es bemalen würde. Ich hätte im Chassis Leichtmetallfarben, auch mein Tank wäre aus Metall (z.B. Messing) und die Flügel meinetwegen auch aus Canvas aber dann einfabig und dezent. Okay, so rockt er vielleicht, dachte ich.
Soeben habe ich das Heft nochmal durchgelesen (dauert ja nur 20 Minuten) und weiß jetzt, dass das Modell auch in Metall-Schema für mich persönlich nicht rockt.
Und der Grund dafür ist: Mir fehlt jegliche Glaubwürdigkeit, es stimmt in sich mMn überhaupt nicht. Und das begründe ich Euch jetzt, wenn Ihr noch Lust habt, weiterzulesen:
In meiner Warhammer-Welt gibt es physikalische Gesetze.
Und diese sind für alle vorgänge, die sich den physikalischen Gesetzen unterwerfen müssen, exakt mit den physikalischen Gesetzen meiner realen Welt identisch. Das heißt, es gibt Erdanziehungskraft, Masse, Ballistische Flugbahnen, Temperaturen, Zeit, Actio = Reactio und den ganzen Kram.
Außerhalb der physikalischen Gesetze stehen magische Vorgönge sowie Göttliches wirken (Sigmar-Priester-Sprüche), auftauchen eines Rattendämons etc. Ansonsten muss ein Körper, der sich bewegen will Muskeln haben. Und eine Maschine, die sich bewegen will, einen entsprechend kräftigen Antrieb.
Beim Todesrad der Skaven ist die Glaubwürdigkeit schon auf der Grenze, denn die Masse der in der Walze laufenden Riesenratten können niemals das schwere Rad durch Gelände, geschweige denn eine Steigung hinauf bringen. Aber das klappt, denn das Todesrad hat ja hinten einen mysteriösen Dampfkessel und durch die (außerhalb der physikalischen Gesetze stehende) Chaos-Materie 'Warpstein' kann ich bei Skaven vieles erklären.
Jetzt kommen aber Zwerge in einem Doppelrotorigen Hubschrauber, der von einer Dampfmaschine angetrieben sein soll. Unklar ist in dem Luftgefährt, ob die Gastanks aus Seidenstoff (!) Auftrieb liefern sollen (dazu sind sie definitv zu klein) oder den Kraftstoff für die Dampfmaschine beinhalten. In letzterem Fall ist das Gas darin brennbar wenn nicht explosiv und ich stelle mir einen Brandpfeil der Bretonischen Bogenschützen vor, der dieses Gebilde anpiekst.
Doch damit nicht genug: Wie wir wissen, haben Drehflügler das Problem der Gierung, was so viel heißt, dass ein an einem einzelnen Drehflügel-Rotor aufgehängtes Luftfahrzeug sich gegen die Laufrichtung des Rotors immer schneller drehen würde, wenn man die Gierung nicht ausgleicht.
Das Ausgleichen der Gierung funktioniert in der realen Welt entweder durch einen an einem Hebelarm befestigten kleineren Heckrotor, der dann mit einer in die horizontale Achse schiebenden Druckschraube die Drehung ausgleicht.
Oder man stattet das Luftfahrzeug mit zwei Rotoren aus, die eine gegenläufige Gierung erzeugen:
Auch gibt es die (schlechtere!) Möglichkeit, die zwei Tragrotoren gegenläufig übereinander zu montieren, wie es bei günstigeren Hubschrauber Flugmodellen die Regel ist.
Wie kriegen die Zwerge das also mit der Gierung im Gyrokopter/Gyrobomber hin?
Nun, zu Sicherheit hat der Gyrobomber beides, Heckrotor und zweiten Trag-Rotor. So weit so gut. Leider dreht der zweite Tragrotor in die gleiche Richtung wie der Haupt-Rotor. Die Gierung des Haupt-Rotors würde man mit dem seitlich gerichteten Heckrotor ausgeglichen bekommen. Die Gierung des zweiten Tragrotors aber nicht. Das heißt, der Gyrobomber müsste sich um den Heckrotor drehen und wäre kaum flugfähig.
Beim Gyrokopter sieht es ähnlich aus: Zwei Trag-Rotoren übereinander, die in die gleiche Richtung drehen. Oooops! Doppelte Gierung. Aber hier könnte tatsächlich der Geckrotor ausgleichen. Die Frage ist aber dann: Warum vorn zwei Rotoren mit zwei unterschiedlichen Achsen und den ganzen Problemen der gegenseitigen Wirbelung.
Wenn Ihr tatsächlich bis hierher gelsen habt, dann denkt Ihr jetzt bestimmt: Naja, das ist doch Fantastik.
Stimmt.
Aber bei mir gibt es innerhlab der Fantastik einen Realismus. Das heißt so viel wie "ich kann in jedem Fall erklären, warum ein Vorgang, eine Maschine oder ein Wesen sich ausnahmsweise nicht an die Naturgesetze halten muss". Ein fliegender Hochelfenstreitwagen? Kein Problem: Schwebezauber drauf, Adler vorgespannt und ab geht's.
Aber bei Zwergen? Magie scheidet aus.
Also müssen Runen als erklärung her. Na klar. Die 'Flugrune von Grugni' oder was?
Nein, bei mir nicht!
Schade, denn ich hätte mir Luftschiffe gewünscht, wie sie der Zwergen-Dampfer bei Dreadfleet aufsteigen lassen kan. Auch Ballone wären mMn noch stimmig. Selbst der alte, leichtere Gyro war für mich in Ordnung.
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Soweit meine Gedanken am Sonntagmorgen.
Und jetzt Ihr:
Wie steht Ihr dazu?
Gibt es Naturgesetze in Eurer Warhammer-Welt?
Gibt es Realismus innerhalb der Fantastik?
Bin ich zu streng mit den GW-Designern?
Was haltet Ihr von dem Farbschema des fliegenden Indianer-Tipis?
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Zum Abschluss noch ein Tipp für alle Gyrokopter-Käufer in Spe: Malt ihn Rot und Augen drauf. Und dann schaut Euch den Werner-Film an und habt Spaß: