Herdenstein - KFKA, Diskussionen, Heerschau und Geplauder

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    Kapitel 38 - Patt



    Gurlaks Späher wurden langsam kirre. Sie dachten darüber nach, ob einer von ihnen ihrem Herrn Bericht erstatten solle, während der Andere noch hier bliebe, um zu sehen wie sich die Sache entwickeln würde. Aber Späher trennten sich nicht einfach, selbst wenn so die Chance bestünde, dass ihr Großhäuptling weniger wütend darüber wäre, dass sie ihm eigentlich nichts Brauchbares zu berichten hatten.


    Whorga hatte sich inzwischen wieder gefasst. Möglicherweise hatte es etwas zu bedeuten, dass er verschont geblieben war, wo so viele ihr Leben lassen mussten? Er glaubte nun fest daran, dass es seine Bestimmung war seine Plünderer hier heraus und dann zum Sieg zu führen. Graktars Plan sah vor, dass sie den Gegner umrunden würden. Dass sie stattdessen jedoch in den Bergen auf Widerstand stießen, war nicht Teil der Strategie. Das Lager des Feindes sollte südlich von hier liegen. In diese Richtung auszuweichen, könnte sich als sein letzter Fehler herausstellen! Wie es weiter im Osten aussah, wusste er nicht. Ihm war nur klar, dass er so oder so dort im Hinterhalt liegen sollte. Würde er die Feinde abschütteln können? Und wie viel Schaden mochten sie wohl anrichten können, wenn er sie hier nicht festhielt? Würden sie ihn und seine Plünderer verfolgen? Hätten sie gar eine Chance den Spieß umzudrehen und diese schwer gerüsteten Gors in eine Falle zu locken? Sein Kopf schwirrte vor Fragen und Möglichkeiten. Doch wenn er aufsah, war er sich allein der Möglichkeit hier wegzukommen gar nicht mehr so sicher.


    Mit einem Mal war es ruhig. Es gab wohl kaum einen Plünderer der das Problem nicht kannte: 'Wenn Du die Pfeile in deinem Köcher an drei Fingern abzählen kannst, schießt du nicht mehr leichtfertig.' Jeder Ungor mit einem Bogen schaute sich nach brauchbaren Pfeilen in seiner Umgebung um und sammelte ein was sich anbot. Stille herrschte am Berge und nur hin und wieder sah man hier und da die huschende Bewegung von Gestalten innerhalb ihrer Deckung. Keine der beiden Seiten kam heraus. Niemand hatte Ambitionen hier für nichts und wieder nichts sterben.


    Kwurhgor bewegte sich von einer Felsspalte zur Nächsten und landete schließlich bei Hurrlok. Der schwer verletzte Bestigor lehnte an einer Steinwand, im Beisein zweier Ungor Bogenschützen. Er blutete und presste seine Hand auf eine Art notdürftigen Verband, der um seine Schulter geschlungen war. Hurrlok atmete gepresst und hatte den Kopf zurückgeworfen, sodass seine Hörner an der Steinwand in seinem Rücken kratzten. Kwurhgor beugte sich über ihn und warf einen Blick auf den Verband. Vorsichtig schob er ihn beiseite, dann verzog er das Gesicht. 'Feuer', raunzte er die Ungors an, welche ihn erst nicht zu verstehen schienen. 'Macht ein Feuer!'


    Sofort machten sich die Beiden ans Werk und schauten woher sie trockenes Holz bekommen könnten. An Moosen mangelte es nicht. Aber Holz war in der steinigen Felswand Mangelware. Sie schauten nach unten, wo die Plünderer in ihrer Deckung saßen. Dort sah es schon anders aus. Beide warfen einen ängstlich fragenden Blick auf Kwurhgor. Dieser schnaubte missmutig, während er weiter seine Hand auf Hurrloks Verband presste. 'Lasst euch was einfallen.'


    Als einer der Ungors sich erhob, um erneut einen Blick hinunter zu werfen, traute er seinen Augen kaum. 'Sie laufen weg.' Kwurhgors Augen weiteten sich ungläubig und er erhob sich aus der Deckung, um selbst zu sehen was da vor sich ging. Tatsächlich brachen dort unten – Einer nach dem Anderen – die Plünderer aus ihrer Deckung und huschten im Schatten der Baumlinie Richtung Osten. Nur ein einzelner Gor stand aufrecht und warf einen starrenden Blick in Richtung des Berges. Um ihn herum lösten sich immer mehr Gors und Ungors aus ihren schützenden Unterschlupfen und verschwanden wort- und kampflos in die Wälder. Die Szene hatte etwas Seltsames und keiner der Späher schoss auch nur einen einzigen Pfeil in Richtung der Flüchtenden. Dann verschwand auch der starrende Gor und Gurlaks Krieger waren allein am Hang des Berges.


    'Jetzt holt Holz', knurrte Kwurhgor. 'Und dann brennt seine Wunde aus! … und auch die der Anderen.'

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    Kapitel 39 – Verlorener Posten



    Ghorhok war ausgebrannt. Der konstant schnelle Schritt seiner Einheit, unmittelbar nach einem Kampf, war kräftezehrend und ermüdend gewesen. Als sie auf die ersten Spähposten vor Gurlaks Lager trafen, war er erleichtert. Ebenso ging es auch ihrem Großhäuptling, als er von der erfolgreichen Erfüllung ihrer Mission erfuhr. Ein Problem weniger, um das er sich Sorgen müsste. Weniger froh war er als er erfuhr, dass sie nicht den Weg über Braks Stellung genommen hatten. Denn nur kurz vor Ghorhoks Gruppe war ein Teil dieser Späher ins Lager zurückgekehrt und erzählte etwas von Erdbeben. Ihren Anführer hatten sie jedoch zurückgelassen, wie es schien. Der Bronzehuf versicherte, dass auf dem Hinweg alles in bester Ordnung gewesen sei und Brak mit Sicherheit seiner Aufgabe nachgehen würde. Gurlak war sich nicht sicher was er davon halten sollte. In sich gekehrt starrte er ins Nichts und grübelte. Schlussendlich aber erlaubte er seinen Untertanen sich zu entfernen. Wie der Rest der Herde, sollten sie sich auf die kommende Schlacht vorbereiten.


    Die noch immer rußschwarzen Krieger wurden umgehend mit Wasser und Nahrung versorgt. Ebenso bekamen sie ihre Rüstungen und Habseligkeiten wieder ausgehändigt. Man wartete jetzt nur noch auf die Rückkehr von Brak und Nachrichten aus dem Norden. Alle Herdenteile standen zum Kampf bereit und die Schamanen schworen die Truppen auf Krieg und Blutvergießen ein. Das Grölen, Toben und Trommeln mochte im halben Drakenwald zu vernehmen sein.


    Graktars Kriegs-Tross bewegte langsam aber stetig – wie eine walzende Lawine – auf Gurlaks Herden zu. Sie mochten noch etwa vier Stunden voneinander entfernt sein. Vier Stunden bis das Gemetzel beginnen sollte. Die Meuten-Bändiger trieben wilde, mutierte Hunde in breit gefächerten Reihen vor sich her. Die Bestien schnupperten über den Waldboden und schienen ständig neue Beute zu wittern. Vor der Schlacht waren sie nur äußerst mäßig gefüttert worden, um sie noch gefährlicher zu machen. Ihr Bellen war Meilenweit in die Wälder hinein zu hören.


    Brak rang mit seinen Sinnen. Sein Körper schrie nach einer Pause. Er wollte Ruhe und Erlösung von den beißenden Schmerzen, die der Pfeil in seinem Rücken auslöste. Sein Geist jedoch mahnte ihn, 'Weiter! Du musst weiter!' Das Gebell der Hunde trieb ihn voran und er stolperte zwischen den Bäumen hindurch, immer in die Richtung in der er seine Herde vermutete. Seine Axt hatte er liegen lassen und auch sonst warf er alles von sich, was ihn langsamer machte oder behinderte. Während er sich – halb stürzend und die Bäume in seinem Weg streifend – weiterkämpfte, nestelte er am Lederriemen seines Bauchpanzers. Er hatte das Gefühl kaum atmen zu können. Seine Lunge brannte und mit jedem Schritt jagte ein rot pulsierender Schmerz durch einen Körper. Als er die Platte endlich gelöst hatte und auf den Waldboden fallen ließ, fühlte er sich ein klein wenig befreiter. Irgendwie leichter, als würde neue Kraft seine Glieder durchströmen. In seinem Kopf formte sich ein Mantra, welches ihn davon abhalten sollte einfach dem Schmerz nachzugeben und sich fallen zu lassen. 'Lauf! … Weiter! … Lauf! … Weiter! … Lauf! … Weiter! … Lauf! … '

  • Wenn es hart auf hart kommt, werden die lieben Behuften ja richtig fürsorglich ihren Freunden gegenüber! Brak mausert sich gerade sehr zum Sympathieträger! ;)


    Das also sind diese Tage, an denen man zuhause sitzt, Bier direkt aus der kaputten Kaffeemaschine trinkt und wartet, dass es regnet, damit man endlich raus kann. - Horst Evers

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    Kapitel 40 - Flucht



    Gurlaks Späher hielten den Atem an und steckten die Köpfe so tief ins Gras wie sie es nur vermochten. Keine fünf Meter von ihnen entfernt rannte eine ganze Herde von Gors und Ungors vorüber. Die gerade eben noch in Deckung befindlichen Plünderer hatten sich, auf ein Zeichen eines der Gors, augenblicklich in Bewegung gesetzt und ihre Verstecke in Richtung des Waldes verlassen, genau auf die beiden Ungor Späher im Unterholz zu. Hätte einer der flüchtigen Plünderer eine bessere Nase gehabt, hätte er wohl riechen können, dass einer der Beiden sich vor Angst nass gemacht hatte. Nicht, dass dies bei all den Duftmarken in der Luft einfach gewesen wäre, aber den zwei Ungors kam es dennoch vor, als wären sie Zeugen eines Wunders geworden. Gut zwei bis drei Dutzend Plünderer waren eben unmittelbar an ihnen vorbeigerannt und keiner hatte sie bemerkt.


    Die beiden Späher, welche zuvor noch mit Brak auf der Lauer gelegen hatten, waren hingegen nicht mit so viel Glück gesegnet. Sie hatten eine Rotte feindlicher Fährtenleser an den Hacken. Die Beiden hechteten durch den Wald so schnell sie ihre Hufe trugen. Quer durch Gestrüpp, über moosbewachsene Anhöhen, vorbei an umgestürzten Bäumen, kleinen Bachläufen und Unmengen von Farnen. Die Hatz schien kein Ende nehmen zu wollen und die beiden Ungors hatten ihre Verfolger noch immer nicht abgehängt. Sie warfen sich einen flüchtigen Blick zu und dachten kurz darüber nach sich zu trennen. Dies war immerhin eine Frage von Leben und Tod. Brak war mit Sicherheit tot. Die Fährtenleser hätten sich nicht an sie drangehängt, wenn sie den Gor nicht vorher ausgeschaltet hätten. Sie waren also die Einzigen, die ihren Herrn und die Herden noch vor dem Eintreffen des Feindes warnen konnten. Als hätten die Götter Mitleid mit den Beiden und ihrem Problem - oder vielleicht auch nur um einen schlechten Scherz zu machen - wurde den Ungors die Entscheidung abgenommen, als einer der von ihnen stürzte und hart auf dem Boden aufschlug. Für den Bruchteil eines Momentes zögerte sein Kamerad, besann sich dann aber eines Besseren und jagte mit aller Kraft weiter gen Osten.


    Der gestürzte Ungor stemmte sich gerade vom Boden auf, um sein blutiges Gesicht von einem moosüberzogenen Stein zu heben, da traf ihn die Holzkeule eines seiner Verfolger am Hinterkopf. Sein Schädel rauschte erneut und ungebremst auf den Stein. Diesmal rührte er sich nicht mehr. Die nachkommenden Ungors warfen nur einen flüchtigen Blick auf den am Boden liegenden. Dann beschleunigten sie wieder, um auch den letzten ihrer Feinde zur Strecke zu bringen, bevor er Alarm schlagen konnte.


    Der letzte Späher war in Panik. Den Mund weit aufgerissen, atmete er schwer und stoßweise. Mit jedem seiner Atemzüge war ein Rasseln zu hören und er hatte das Gefühl Blut zu schmecken. Er wusste nicht genau wie, aber irgendwie war er über den Zenit von Schmerz und Erschöpfung hinausgekommen. Er hatte das Gefühl ewig rennen zu können bis er merkte, dass er immer langsamer wurde. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass noch immer vier seiner Verfolger hinter ihm waren. Sie holten auf aber er war soweit, dass es ihm fast egal war. Einer der Vier blieb stehen und spannte seinen Bogen. Der Pfeil verließ die Sehne und schnellte los. Er verfehlte den abgehetzten Späher nur knapp, sauste an dessen rechtem Ohr vorbei und schlug jenseits von ihm im Waldboden ein. Als sei es eine Reaktion auf diesen Treffer, begann der Boden zu beben. Mit einem Ruck, der den Ungors die Beine wegriss, tat sich die Erde unter dem Flüchtenden auf und verschluckte ihn. Als die Verfolger wieder auf den Hufen waren, traten sie vorsichtig an den Rand des Risses heran und schauten hinab in die Dunkelheit.

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    Aber ich komm nicht hinterher mit dem lesen.

    Lass Dir Zeit. :) (Oder warte auf die Hörbuchfassung)


    Wenn Ihr wollt, kann ich auch ein wenig langsamer machen. (Bin die nächsten Tage eh auf Reisen.)

  • Und was soll ich dann den ganzen Tag über machen? Malen? Oder mich am Ende sogar ums Studium kümmern? :D


    Das also sind diese Tage, an denen man zuhause sitzt, Bier direkt aus der kaputten Kaffeemaschine trinkt und wartet, dass es regnet, damit man endlich raus kann. - Horst Evers

  • Merrhok, das Tempo war schon in Ordnung. Als Leser anstrengen um mitzuhalten und jammern wenn man den Autor überholt... Da lese ich doch lieber etwas langsamer oder treibe dich zu neuer Höchstform ;)

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    Kapitel 41 - Sie kommen



    Brak konnte nicht mehr. Fast auf allen Vieren erklomm er die Anhöhe vor sich, nur um festzustellen, dass es auf der anderen Seite bereits wieder steil hinab ging. An sich nicht tief, aber doch zu tief um in seinem Zustand einfach hinunterzuspringen. Hinter sich konnte er noch immer die Hunde hören. Sie machten ihm mehr Angst als der Schmerz und so versuchte er den Hang hinabzugleiten, so vorsichtig er nur konnte. Den letzten halben Meter nahm er im freien Fall und sackte, angesichts der unsanften Landung, zusammen. Der Schmerz breitete sich wie eine Explosion in seinem Körper aus und ließ die Glieder unweigerlich erschlaffen. Er wusste, dass er sich zusammenreißen musste und keine Zeit zu verlieren hatte. Also schaute er auf und blickte sich in alle Richtungen um. Unweit vor ihm lag ein kleiner Wasserlauf. Wenn er eine Chance haben wollte die Hunde abzuhängen, musste er versuchen seine Fährte zu verwischen. Unter Schmerzen kroch er in Richtung des Baches und glitt in dessen Bett hinein. Als seine Unterarme eintauchten, biss ihn eiskaltes Wasser. 'Die Götter müssen mich wahrlich hassen', ging es ihm in den Kopf. Dennoch zwang er sich vorwärts, dem Verlauf des Wassers folgend, so gut und so schnell er konnte.


    Wie weit er durch das Wasser gerobbt und gestolpert war, wusste er nicht aber seine Gliedmaßen waren bereits taub von der Kälte. Gerade als er glaubte es nicht mehr aushalten zu können, sah er am Ufer – unter einem mit Gras überwucherten Erdhügel – eine Art Fuchsbau. Er schleppte sich an Land, sankt in sich zusammen und kroch durch das Gras hindurch in das Erdloch hinein. Als er bereits halb darin verschwunden war, schoss erneut ein höllischer Schmerz durch seinen geschundenen Körper und lähmte ihn kurzzeitig. 'Der Pfeil.' Er hatte vergessen, dass der Schaft des Pfeils aus seinem Rücken ragte und nun musste er damit an der Erdwand hängen geblieben sein. Wie ein Jung-Gor rollte er sich so gut es nur ging zusammen und verharrte so in Embryonalhaltung. 'Ich hab sie im Stich gelassen', ging es ihm durch den Kopf. Ihm war eiskalt und er war sich sicher, dass er hier verbluten würde, noch bevor die Hunde in der Lage wären ihn zu finden. Knapp vor der Ohnmacht stehend, war das Einzige woran er dachte seine Brüder und seine Herde. Er hatte geschworen sie zu warnen und zurückzukehren, wenn der Feind drohte sie anzugreifen. Und nun würde er hier sterben, allein. Und seine Herde würde ihm nachfolgen, weil er sie nicht hatte retten können. Er war verzweifelt und wünschte sich jetzt bei ihnen zu sein. Das Letzte was ihm durch den Kopf ging, bevor die Finsternis ihn umarmte war, 'Sie kommen'.


    Etwa zur Selben Zeit ließen Bratak, Shargah und die anderen Schamanen in Gurlaks Heerlager – völlig unabhängig davon wo sie gerade waren oder was sie taten – alles stehen und liegen. Etwas ging vor in den Winden der Magie. Sie schlossen ihre Augen um sich zu konzentrieren und zu deuten was da gerade ihre schamanische Wahrnehmung erschütterte. Für einen Moment standen sie reglos da. Ihre Augen schienen unter den Lidern rastlos umherzuirren. Es war ein gespenstischer Anblick. Dann rissen mit einem Mal alle Schamanen gleichzeitig die Augen auf. Ihre Augäpfel glühten in den Farben ihrer Schutzpatrone und wie aus einem Munde sprachen sie, wie unter Hypnose und im Chor, 'Sie kommen'.

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    Kapitel 42 - Regen



    Einer von Kwurhgors Spähern schaute den Berghang hinab, legte einen Pfeil auf die Sehne und spannte, als sein Anführer die Hand sanft auf den Bogen legte. Der Ungor senkte die Waffe und schaute zu ihm auf. Die beiden Fährtensucher, welche da unten aus dem Wald auf sie zukamen, machten einen vertrauten und keineswegs feindlichen Eindruck. Ihr Verhalten sprach eher von Verwirrung als von Gewalt. 'Steig hinab und frag sie, was sie wollen', befahl Kwurhgor und sein Untergebener kam dem mit einem Nicken nach. Hurtig wie eine Bergziege begann er den Abstieg und sprang von Fels zu Fels, bis er am Fuße des Berghanges angekommen war. Seine beiden Artgenossen schauten sich noch immer ungläubig um. 'Sie sind… geflohen?', entfuhr es dem Einen. Der vom Berg herabgestiegene Ungor nickte nur und fragte, 'Wer seid ihr und was führt euch hier her?'. Die beiden Fährtenleser setzten ihn ins Bild.


    Wenig Später waren die Bestigors und die ihnen angeschlossenen Häuptlinge ebenfalls informiert und während die Verletzten versorgt wurden, grübelten sie, wo man am besten auf Gurlaks Signal zum Angriff warten sollte und wie mit der Tatsache umzugehen sei, dass da draußen noch immer eine Schar Plünderer unterwegs war, welche von ihrer Existenz und etwaiger Position wusste. Schließlich schlug Merrhok vor, sich mit den Spähern an ihre Fersen zu heften, sie aufzuspüren und in eine Falle zu locken. Die Bestigors sollten sich indes kampfbereit machen und auf ihren Einsatz warten, wie ihr Großhäuptling es von ihnen erwartete. Sie seien im Zermürbungskampf gegen die Plünderer ohnehin keine große Hilfe.


    Die Gruppe teilte sich also auf und Gurlaks Leibgarde schlug ihr vorübergehendes Lager wieder am östlichen Fuße des Berges auf. Merrhok hingegen, schickte einige seiner Späher los, um die Spuren der Plünderer ausmachen, während andere Materialien für Fallen auftreiben sollten. Er würde versuchen das Gebiet um die Bestigors so gut wie möglich abzuriegeln, um Überraschungsangriffe zu vermeiden.


    Der Regen setzte ein. Diesmal nicht um Gurlak zu Hilfe zu kommen. Im Gegenteil, machte er es Merrhoks Spähern schwer – wenn nicht gerade unmöglich – den Spuren von Graktars Plünderern zu folgen. Letzten Endes blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu den anderen zurückzukehren, um dabei zu helfen das Gelände zu sichern. Es blieb nur zu hoffen, dass sie das Erschallen der Hörner bei einem solchen Guss noch hören würden. Das Rauschen des – wie aus Kübeln strömenden – Regens drohte jeglichen Schall zu schlucken. Die bei den Verletzten gebliebenen Ungors hatten indessen ihre liebe Not Feuer zu entfachen und spannten Lederzelte auf, um halbwegs trockene Feuerstellen zu gewährleisten. Brennmaterial war das nächste Problem. Sie hatten nicht gerade viel davon zusammentragen können, bevor der Regen sie überraschte. Einige von ihnen - darunter die beiden Späher, welche Gurlak geschickt hatte - zogen also los, um in den Wäldern nach etwas trockengebliebenen Brennmaterial zu suchen.


    Es war wie verhext. Das Blätterdach des Waldes schien beinahe keinerlei Schutz vor den stetig herabströmenden Wassermassen zu bieten. Die Ungors waren nun bereits über eine Stunde unterwegs in Richtung Südwesten und der Wald war weder dichter noch sonderlich trockener geworden. Auf der verzweifelten Suche nach etwas Trockenem hatten sie gar nicht registriert wie schnell sie nach Süden vorgedrungen waren. Es war als ob der Regen sie ihrer Sinne beraubt hätte. Das einzig Gute was geschah war, dass der Regen langsam nachließ um schließlich ganz und gar zu versiegen. Sogar einige Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach und brachen sich in den allgegenwärtigen Regentropfen. 'Widerwärtig', entfuhr es einem der Späher bei diesem Anblick. Sie streiften nun fast ziellos durch den Wald, bis einer von ihnen dazu mahnte umzukehren. Plötzlich wurden sie sich ihrer heiklen Lage bewusst. Immerhin bestand die Gefahr, dass der Feind jeden Moment auf diesem Wege hier durchkäme.


    Sie wandten sich gerade zur Rückkehr nach Nordosten, da hörten sie das Gebell wilder Hunde.

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    Kapitel 43 - Flucht II



    Die Ungor Späher erstarrten im Schock. Mit weit aufgerissenen Augen blickten sie sich unverwandt an und keiner wagte es, sich zu bewegen. Das Echo des Gebells hallte im Wald umher und sie waren sich nicht gleich sicher, aus welcher Richtung es tatsächlich zu kommen schien. Der Waldboden war zwar nass, aber wenn die Hunde hier auf ihre Fährte stießen, dann würden sie sie früher oder später auch aufspüren. Sie spitzten die Ohren, schlossen die Augen, um den Rest ihrer Sinne zu schärfen. 'Das Gebell kommt von da drüben', flüsterte einer. Die Anderen schauten zu ihm, dann in die Richtung, in die er wies. 'Und nun?' 'Wartet, … da ist noch etwas...' Sie starrten ihn ungeduldig an. Dies war nicht die Zeit für langes Zögern. 'Wasser. Fließendes Wasser! Da drüben ist ein Fluss oder Bach oder sowas.'


    Die Ungors rannten in die von ihrem Artgenossen gewiesene Richtung, als ob es ihre Errettung bedeuten würde und stoppten nicht, bevor sie auf den Bach stießen, welcher sich durch den dicht mit Gräsern und Moosen bewachsenen Wald zog. 'Wir müssen hinein und ihm so gut es geht nach Norden folgen. Dann können wir ihn auf der anderen Seite wieder verlassen.' Die verunsicherten Späher nickten schnell und schickten sich an ins Bachbett zu steigen. Der Schock, durch das kalte Wasser, war groß. Aber die Angst vor den Reißzähnen der Hunde war eindeutig größer. Und so wateten sie spinnenbeinig durch das eiskalte Wasser in die Richtung, die sie mit allergrößter Wahrscheinlichkeit für Norden hielten.


    Als ihre Beine bereits ganz taub zu werden drohten, bedurfte es keiner großen Überzeugungsarbeit dafür, dass es nun wohl sicher sei den Fluss zu verlassen und an Land weiterzugehen. Einer nach dem Anderen stiegen sie aus dem Wasser und lauschten angestrengt, ob sie das Gebell noch wahrnehmen konnten. Der Ungor mit dem scharfen Gehör schloss erneut seine Augen und konzentrierte sich, so gut er es angesichts seiner verfrorenen Beine konnte. 'Sie sind noch immer da. … Aber… weiter entfernt… im Süden.' 'Dann sind wir jetzt sicher?', unterbrach ihn ein Anderer. 'Warte, … Da ist noch etwas… ', entgegnete Spitzohr. 'Wieder der Bach?' 'Nein. Ein Tier.' 'Noch mehr Hunde?!', entfuhr es dem Neugierigen und er riss die Augen weit auf. 'Nein. Eher ein Bär oder so… ', deutelte das Spitzohr. Der Neugierige schien nicht minder beunruhigt. 'Es kommt von da drüben', meinte der Scharfsinnige und deutete auf einen Erdhügel, nahe dem Bach.


    Vorsichtig kreisten die Ungors die dicht bewachsene Erhebung ein. 'Hier', flüsterte einer von ihnen und deutete auf das verborgene Erdloch. Es schien in eine Art kleine Höhle zu führen. Vorsichtig und mit gezücktem Bogen, spähten sie ins Dunkel des Fuchsbaus.


    ...


    Etwa zwei Stunden zuvor starrten andernorts die Ungors von Graktars Plünderer-Vorhut ebenfalls angestrengt in die Dunkelheit. Eben noch hatten sie einen feindlichen Späher verfolgt und im nächsten Moment wurde er buchstäblich vom Erdboden verschluckt. Langsam näherten sie sich – Einer nach dem Anderen – dem Abgrund und schauten hinab. Der tiefe Riss, welcher den Waldboden vor ihnen der Breite nach teilte, schien die Ungors zu hypnotisieren wie die Schlange das Kaninchen und so lange sie auch hinuntersahen, sie erkannten nichts als Schwärze. Und so sahen sie das namenlose Grauen nicht kommen, welches innerhalb von Sekundenbruchteilen an die Oberfläche schnellte und nichts von den Plünderern übrig ließ als das schwindende Echo ihrer Schreie.


    Der Regen setzte ein.

  • *~* Mawnstarr teim!



    Wird brak überleben? Wird er sein dasein als Schamane akzeptieren? Oder wird er ein khorne Priester? All dies erfahren wir in den Kapiteln 44-2976;66!

    Ninth Age Playtester =]


    i know things and i don't drink ;)

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    Kapitel 44 - Der verlorene Gor



    Da war es wieder, dieses sonore Brummen. Die auf Feuerholzsuche befindlichen Späher der Bestigor Leibgarde zögerten einen kurzen Moment lang und verharrten starr in ihrer Bewegung. Der scharfsinnige Ungor kniff die Augen zusammen, um mehr in der Dunkelheit erkennen zu können. Schließlich gewann die Neugier in ihm die Oberhand und er näherte sich in geduckter Haltung der Höhlung im Hügel vor sich. Langsam aber sicher zeichneten sich Formen in der Finsternis ab und er begann zu erkennen, was da vor ihm lag. 'Ein Behufter!', entfuhr es ihm in Verwunderung. 'Ich glaub er ist verletzt.' Sofort schickten sich die Späher dazu an ihren Artgenossen aus dem Fuchsbau zu ziehen. Sie zerrten an seinen Bocksbeinen und ließen wieder davon ab, als er vor Schmerzen zu stöhnen begann. Der Scharfsinnige kroch so weit wie er konnte in die Höhle, um zu sehen wo das Problem lag. Er erkannte, dass dem Gor ein Pfeil im Rücken steckte und fing an auszuklügeln, wie er ihn da heraus bekäme ohne ihn umzubringen. Er drehte, schob und zog bis er den Gor aus dem Bau befreit hatte. Die Späher trauten ihren Augen kaum. Sie kannten diesen Gor. Einer von ihnen war sich sicher, dass dies ein Häuptling im Gefolge ihres Herrn und Großhäuptlings – Gurlak – war. Seinen Namen wusste keiner von ihnen, aber das war keineswegs ungewöhnlich. Die niederen Kasten merkten sich nur selten die Namen von Gors in mittleren Rängen. Wichtiger war der Respekt, den sie zeigen mussten. Wem gegenüber, das war nicht so ausschlaggebend, da viele der Häuptlinge sowieso schnell durch andere ersetzt wurden. Das lag in der Natur ihrer Gesellschaft.


    Sofort kroch der Ungor mit den scharfen Sinnen wieder in die Höhle hinein und zückte seinen Dolch. Der Pfeil im Rücken des vermeintlichen Häuptlings hatte sich immer wieder in den alten Wurzeln eines toten Baumes verheddert. Dieses vertrocknete Holz würde ideales Brennmaterial abgeben und er versuchte so viel davon loszulösen, wie er nur konnte. Er ließ sich sogar ein kleines Handbeil hineinreichen, um größere Teile der Wurzel aus dem Erdreich zu lösen. Dabei fiel ihm immer wieder trockene Erde ins Gesicht, da er kopfüber arbeiten musste. Aber die Ausbeute an Brennbarem schien den Aufwand allemal wert. Anschließend untersuchten sie den Gor und entschlossen sich, ihn erst noch ein Stück mit sich nach Norden zu tragen, bis sie ein Feuer entfachen und den Pfeil entfernen würden. Das wäre einfach sicherer für sie alle. Beim Transport gaben sie sich große Mühe ihn nicht weiter zu verletzen und ein gelegentliches Stöhnen verriet ihnen, dass der Häuptling noch am Leben war.


    Sie liefen so schnell sie nur konnten und wechselten sich beim Tragen des schweren Gors ab. Doch das Bellen der Hunde wurde wieder lauter. Jetzt schien es von Links und sogar von Vorn zu kommen. Der Schritt der Gruppe wurde langsamer. 'Sind wir im Kreis gelaufen?', fragte einer der Ungors. Der Scharfsinnige erwiderte, 'Nein. Sie kreisen uns ein'. Kurze Zeit zögerten sie. Dann sprach das Spitzohr, 'Also gut, auf nach Osten. Versuchen wir das Hauptlager der Herden zu erreichen'. Keiner wagte, diesen offensichtlich einzigen Ausweg zu hinterfragen und so schlugen sie den Weg nach rechts, in Richtung Osten ein.


    Sie waren knapp eine halbe Meile vorangekommen. Brak schien ihnen immer schwerer zu werden und das Hundegebell war ebenfalls noch hinter ihnen, immer dicht auf ihren Fersen. Plötzlich teilten sich Farnbüsche vor ihnen und mehrere Bögen waren auf sie gerichtet. Die Späher erschraken, doch war einer von ihnen geistesgegenwärtig genug, den dreifachen Pfeifgruß ihrer Herde auszustoßen bevor die Pfeile des Anderen die Sehnen verließen. Beide Seiten hielten in ihrer Bewegung inne. Dann sprach der Scharfsinnige und identifizierte sich und seine Gruppe als Anhänger Gurlaks, im Dienste seiner Leibgarde. Die Anderen senkten die Bögen und wiesen ihnen den Weg zum Lager. Danach verschwanden sie wieder in der Deckung der umliegenden Vegetation. Die Späher schleppten den Verletzten weiter, so zügig sie nur konnten. Jetzt wieder unter Mitgliedern der eigenen Herde zu sein, beruhigte sie ungemein und so verflog die Zeit bis zum Eintreffen im Lager wie im Fluge. Bereits wenig später hatten sie mit Schilden und Äxten bewaffnete Gors vor sich, welche sie wild ankeiften und brüllten, aber dennoch die Stellung hielten. Die Stimmung war bereits sehr aufgeheizt und das war auch gut so. Denn die Späher hatten das Verderben im Schlepptau und es würde schon sehr bald hier sein.

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    Kapitel 45 - Die Schlinge zieht sich zu



    Whorga war sich bewusst, dass der Regen ihn und seine Plünderer gerettet haben mochte. Es war zwar nicht angenehm nass bis auf die Haut durch die Wälder zu stapfen, aber es war immer noch besser als tot zu sein. Er sammelte seine Einheiten, verschaffte sich einen Überblick und versuchte festzustellen wo sie sich nun in etwa befanden. Einige der Ungors waren zum Glück sehr geländeerfahren in dieser Gegend und er müsste nur noch ausklügeln wo nun in etwa der Feind stand. Den Bestigors wollte er um jeden Preis aus dem Weg gehen, da sie von seiner Gegenwart wussten und er das Überraschungsmoment ihnen gegenüber nicht mehr ausspielen konnte. Sie würden ihn womöglich sogar erwarten und bereits Hinterhalte gelegt haben. Er sah seine Chance eher in der Erfüllung seiner ursprünglichen Aufgabe – dem Irritieren und Piesacken des feindlichen Heeres aus dem Hinterland heraus. Er hatte nur zwei Probleme zu bewältigen. Zum einen musste er die genaue Position des Feindes in Erfahrung bringen und zum anderen war es wichtig, dass er weder zu früh noch zu spät losschlug. Was das Letztere anging, entschloss er sich den rechten Zeitpunkt anhand des Schlachtenlärmes festzumachen. Es blieb ihm also nur noch, das Gelände abtasten zulassen, um die genaue Position des Feindes festzustellen. Die erfahreneren Ungors würden Rückzugswege und Möglichkeiten für Hinterhalte ermitteln. Er brauchte einen guten Plan um aus dem Wenigen, was ihm noch geblieben war, etwas zu machen.


    Die Hörner und Trommeln von Graktars Kriegsherde waren bereits weithin zu hören und auch in Gurlaks Lager waren sie nicht unbemerkt geblieben. Die Herden des Verderbten begannen sich immer mehr aufzuschaukeln und es wurde zur Kraftprobe sie im Zaum zu halten. Es war wichtig, dass sie nicht zu weit in Richtung des Gegners vorstießen. Die Schocktruppen, welche auf den Flanken in Deckung lagen, würden durch spezielle Hörner zum Angriff gerufen werden, deren Klang unverkennbar war und sich klar von dem der normalen Herden unterschied. Gurlak fühlte Befriedigung zu wissen, dass seine Bestigors im Norden bereitstanden. Die Nachricht des kleinen Spähtrupps, welcher den verletzten Brak ins Lager gebracht hatte, kam gerade noch rechtzeitig, bevor der Ring sich um die Herden schloss.


    Im Süden lagen die kriegsbemalten Gors schon – gefühlt – viel zu lange in ihrer Deckung und der Lärm der nahenden Feinde löste eine seltsame Mischung aus latenter Nervosität, Angst und Glücksgefühlen in ihnen aus. Ihre Anführer – unter denen sich auch ein Schamane befand – wussten, dass sie ihre Krieger nun einschwören und in blinde Raserei versetzen mussten. Und so rief der Schamane die Dunklen Mächte an um ihren Beistand zu erbitten und den vereinten Herden unter Gurlak den Sieg zu schenken, wenn es ihnen gefiele. Blutopfer wurden gebracht und Riten vollführt. In den Augen der Kriegsbemalten entbrannte – erst schwach, dann immer stärker – ein rotes Glühen der Wut und Raserei.


    Auch Kwurhgor hörte nun den von Süden kommenden Lärm und spitzte die Ohren um nicht aus Versehen das unverwechselbare Röhren der, für ihn und seine Bestigors bestimmten, Hörner zu überhören. Die Leibgarde des Großhäuptlings stand bereit, um die Flanke des Feindes zu zerschmettern. Auch in ihren Reihen begannen sich die Häuptlinge und Elite Krieger gegenseitig heiß zu machen und anzufeuern. Sie hatten bereits Verluste erlitten und nun war es an der Zeit ihre Feinde dafür bezahlen zu lassen. Immer sehnlicher lauschten sie nach dem Klang der Erlösung. Es mochte jeden Moment soweit sein.

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    Kapitel 46 - Paukenschlag



    Graktars Truppen hatten die Distanz zwischen sich und dem Feind beinahe komplett überwunden und die schnelleren Flankeneinheiten, welche aus Streitwagen und Rudeln mutierter Hunden bestanden, begannen bereits den Gegner weiträumig einzukreisen. Auch in den Reihen der Herden des einhörnigen Großhäuptlings gab es einige Truppenteile, welche vom Getöse weit genug entfernt waren, um die Trommeln und Hörner der Gegenseite zu vernehmen. Beide Seiten waren sich also bewusst, dass es kein Zurück mehr gab und der Zusammenstoß unmittelbar bevorstand.


    Der Drakenwald war in hellem Aufruhr. Die stetig vorwärtswalzende Wand aus Graktars kriegerisch geschmückten und tätowierten Gor Kriegern skandierte wütend und grölend, als sie Sichtkontakt zum Gegner bekam. Auf der anderen Seite wartete ein Schildwall und sie konnte kaum erwarten ihn in kleine Stücke zu hacken und die Heiligtümer ihrer Feinde in den Staub zu treten. Niemand hatte eine persönliche Beziehung zur Gegenseite. Es gab keinen Hass untereinander. Es war lediglich das Aufeinandertreffen unbändiger Kräfte, welche die Existenz und den Widerstand der Gegenseite auf keinen Fall tolerieren konnte. Die Tatsache, dass der Gegner ihnen gegenüberstand, anstatt zu fliehen, heizte die Gemüter so unheimlich auf, dass die Gors beinahe tollwutartig aufeinander loszugehen drohten. Nur eine Seite konnte hier bestehen und herrschen. Die Andere würde unterworfen oder vernichtet werden.


    Auf Gurlaks Seite machten sich die Bogenschützen bereit eine Salve Pfeile auf die nahenden Feinde niederregnen zu lassen. Die Ungors traten zwischen ihren großen Brüdern hervor, legten an und schossen. Sie würden noch einen zweiten Versuch haben, bevor sie hinter den Gors zurücktreten müssten, damit sich der Schildwall schließen konnte, um den Aufprall des Gegners abzufangen. Die Ungors feuerten und kehrten augenblicklich um. Wie ein gut geschulter Mechanismus schlossen die Gors die Lücken und stellten sich Schild an Schild überlappend. Hinter sie traten weitere Reihen ihrer Brüder, um sie zu stützen und so die Wucht des kommenden Aufpralls verpuffen zu lassen. Die Gors brüllten und meckerten aus vollem Hals. Hörner wurden geblasen und die Gegenseite näherte sich mit beängstigender Geschwindigkeit.


    Mardugor sah einige der Gors in den ersten Reihen fallen. In einer Einheit musste sogar das Banner durch einen anderen Krieger wieder aufgenommen werden. Seine Männer zögerten jedoch nicht. Je näher sie der Feindlinie kamen, desto mehr nahmen sie an Geschwindigkeit auf. Ihr hasserfülltes Heulen und Johlen wurde durch den Verlust ihrer Kameraden nur noch angefacht. Mardugor sah dem schnellen und sauberen Formationswechsel der anderen Seite zu und war froh, dass sie keine Wurf-Äxte zu besitzen schienen. Er löste sein wuchtiges Schwert vom Tragegurt, hob seinen Schild noch ein paar Zentimeter höher und bereitete sich auf den Aufprall vor.


    Der Zusammenprall war ohrenbetäubend und brutal. Die Wucht und hohe Geschwindigkeit der Angreifer wurde mit einem Mal in die Schilde und Schultern der Verteidiger übertragen. Holz splitterte, Blut spritzte und Knochen knackten wie trockene Zweige als Äxte, Keulen und andere Krude Handwaffen auf Schilde, Speere, Metall und nacktes Fleisch trafen. In rasender Geschwindigkeit breitete sich der Gestank des Todes aus. Metallische Noten des Blutes trafen auf den widerwärtigen Geruch von Exkrementen, Urin und Erbrochenem. Kriegsschreie erstarben oder gingen in Schmerzenslaute über. Das große Sterben hatte begonnen und die Gors fühlten sich hin- und hergerissen zwischen Euphorie und Panik, Triumph und Untergang.


    Mardugor schwang seine breite, bronzegeschmückte Klinge und spaltete Schilde, Hörner und Schädel gleichermaßen. Der massige Gor atmete schon bald schwer unter dem Gewicht seiner Rüstung und der Standarte in seinem Schildarm. Kaum hatte er sich der ersten Widersacher erwehrt, rammte er das Banner seines Herrn in den Waldboden, trat davor und Schrie einen langen und kehligen Schrei der Kampfeslust aus. Die Gors seiner Einheit zogen sich dichter um ihn zusammen und stimmten in sein Rufen ein. Der Waldboden war bald von Blut getränkt und übersät von Leichen. Gurlaks Schildwall hatte viel Schaden einstecken müssen und er fragte sich, wie lange sie noch standhalten würden.

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    Kapitel 47 - Das Signal



    Gurlak wies Bhorgaz und Ghorhok an, die ausgedünnten Reihen durch ihre Gors zu verstärken. Ungors sollten mit Speeren aus den hinteren Rängen unterstützen und die Gegner auf Distanz halten. Die Schamanen stimmten Beschwörungen an, um der Abwehrlinie Standhaftigkeit und Kraft zu verleihen. Hinter der Hauptkampflinie ging es erstaunlich ruhig aber dennoch angespannt zu. Befehle wurden gebrüllt, Boten rannten zwischen hier und dort hin und her, um die Anweisungen ihres Herrn an den Bestimmungsort zu tragen und ihn im Gegenzug ebenfalls ins Bild zu setzen. Als Gurlak die Nachricht erhielt, dass auf den Flanken bereits hart gegen Bestien aller Art gekämpft wurde, erließ er den Befehl für das Blasen der Signalhörner. Es war höchste Zeit für den geplanten Einsatz seiner Schocktruppen.


    In der Zwischenzeit kniete Shargah über dem am Boden liegenden Brak und behandelte die Verletzung an dessen Rücken. Die Ungors hatten bereits ein Feuer entfacht und der alte Schamane war dabei die Wunde auszubrennen. Vorher wurde sie gesäubert und eine eigenartige Paste aufgetragen, welche er aus diversen Zutaten zusammengemischt und gekaut hatte. Brak stöhnte erbärmlich, als das heiße Metall die Wundöffnung verschloss. Augenblicklich stank es nach verbranntem Fleisch und eine eigenartige Sinneseuphorie ergriff die umherstehenden Ungors, welche jedoch versuchten, sich nichts anmerken zu lassen. Als der Schamane seine Behandlung beendet hatte, wurde Brak zu den Gepäckwagen getragen, um so viel Ruhe wie unter den gegebenen Umständen möglich zu bekommen.


    Die tief röhrenden Signalhörner erschallten an mehreren Stellen der südlichen und nördlichen Flanke des hart umkämpften Herdenlagers. Ihr dröhnender Hall wurde weit über die Wälder und bis in die Berge getragen, von wo er wiederhallte. Der Klang dieser Hörner füllte die Verteidiger mit neuer Zuversicht, denn sie wussten was ihr Klang bedeutete. Im selben Augenblick setzte sich die schwer gerüstete Bestigor Einheit am Fuße der nördlichen Berge in Bewegung. Sie hatten ihre mächtigen Waffen geschultert und gaben sich Mühe die Distanz zum Waldrand und von da aus in den Rücken der feindlichen Flankier-Einheiten so schnell wie möglich zu überbrücken. Die Häuptlinge unter ihnen heizten die Stimmung an und selbst einige der leichter verletzten Krieger stürmten mit ihnen nach Süden.


    Hurrlok blieb mit einigen, wenigen Spähern und anderen Verletzten in der Sicherheit des Berghangs zurück. Zum Glück für die Ungors war er ohnmächtig. Seine Wut, darüber nicht Teil der Gegenoffensive sein zu können, und die daraus resultierenden Konsequenzen für das Umfeld hätten sie nicht erleben wollen. Die kleineren Tiermenschen waren damit beschäftigt Feuer zu machen und am Brennen zu halten, da ihre nach Süden gezogenen Brüder nie zurückgekehrt waren.


    Im Süden würde der Klang der Signalhörner wie Wasser für einen Verdurstenden empfangen. Graktars Streitwagen waren teilweise beinahe in und über die Erdmulden der versteckten Gors gerollt. Es verlangte den wütenden Behuften alles ab, nicht einfach aus ihren Verstecken zu springen und sich dem Feind vorzeitig entgegenzuwerfen. Nur die Tatsache, dass der Gegner zu ihnen kommen und genug für alle da sein würde, hielt sie davon ab Gurlaks Plan zu früh preiszugeben. Jetzt brachen sie unter wildem Geheul aus ihren Löchern im Boden hervor und schwangen ihre Waffen über ihren Köpfen. Ihre barbarisch-wilde Kriegsbemalung ließ sie noch fürchterlicher wirken als gewöhnliche Gors. Der durch die Macht des Schamanen in ihnen geweckte Blutrausch trieb sie zum ungebremsten Angriff in den Rücken ihrer Feinde. Es dürstete sie nach dem roten Lebenssaft und sie würden ihn sich holen. Unzählige Wilde strömten wie in blinder Wut auf die stark umkämpfte Front im Norden zu. Wenn Gurlaks Plan aufging, dann würden diese zum Wahnsinn angestachelten Gors den Ring um seine Herden sprengen und die Wende in dieser Schlacht einleiten.

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    Kapitel 48 - Crescendo



    Der Kampf im Zentrum der Herden war immer noch hart und unerbittlich, aber körperliche Ermüdung machte sich auf beiden Seiten bemerkbar. Als Graktar sah, dass seine Häuptlinge an die Grenzen ihrer inspiratorischen Fähigkeiten kamen, machte er sich selbst auf den Weg und warf sich mitten in den Kampf. Ohne eine einzige Regung auf seinem Gesicht hieb er auf die Krieger vor sich ein. Seine Bewegungen schienen ineinander überzufließen, wie eine sorgfältig einstudierte Choreographie des Todes. Nicht, dass seine Feinde hätten ein Muster erkennen können, welches ihnen etwas genutzt hätte. Seine Attacken kamen so schnell, so präzise und so unbarmherzig, dass er eine Spur der Vernichtung hinter sich herzog als er tief in die feindlichen Linien hineinbrach. Seine schwarzen Chaosstahl-Äxte fraßen sich durch Horn, Rüstungen, Haut und Knochen wie ein hungriger Wolf durch seine Beute. Blut spritzte und Körperteile flogen durch die Luft als sei es nichts. Angst ergriff die Feinde des alten Großhäuptlings. Viele der Gors wichen vor ihm zurück und die nachrückenden Ungors versuchten ihn mit ihren Speeren auf Distanz zu halten. Gurlak konnte dies nicht unbeantwortet lassen. Seine Häuptlinge gaben sich alle Mühe die Schlachtordnung aufrechtzuhalten, hatten aber keine Möglichkeit in Graktars Nähe zu kommen, um ihn zu stoppen. Also machte sich der Großhäuptling selbst auf den Weg. Seine Äxte fest umklammert, marschierte er in die Reihen seiner Krieger um das Grauen zu bannen, welches seine Untertanen fest im Griff hielt.


    Im Süden schmetterten die Kriegsbemalten in ihrer Raserei in die Streitwagen-Linie welche zwischen ihnen und dem eigenen Lager kämpfte. Die Tuskgor-Gespanne hatten zuvor verheerenden Schaden angerichtet, standen jetzt aber zu großen Teilen still. Die Besatzung aus Elite Gors und ihren Zugtieren wehrte sich aber noch immer mit erschreckender Effizienz. Als die – von blinder Wut erfassten – Gors ihnen nun in den Rücken fielen, wendete sich das Blatt rapide, denn die rasenden Wilden hackten ihre Feinde in kleine Stücke und fraßen Teile von ihnen noch an Ort und Stelle. Heißes Blut floss in Strömen und sie rissen Fetzen rohen Fleisches von den Knochen ihrer Opfer. Das brennende Leuchten in ihren Augen verriet, dass eine höhere Macht die Kontrolle über diese Krieger gewonnen hatte und sie steuerte, wie ein Puppenspieler seine – mit Klingen bewaffneten – Puppen. Schnell waren die Kriegsbemalten wieder mit dem Kern ihrer Herde vereint und hatten die kurzzeitig zwischen ihnen liegenden Feinde gänzlich aufgerieben oder vernichtet. Hier und da gingen die rasenden Gors sogar auf ihre Stammesbrüder los, bis sie zu ihrer Linken neue Feinde fanden, an denen sie ihrer Mordlust frönen konnten. Ein Schlachtfest tobte im Süden und die Zahl der Opfer dort suchte ihresgleichen.


    Im Norden brach Gurlaks Leibgarde durch das Unterholz und hielt in vollem Tempo auf die vor ihnen kämpfenden Bestien und ihre Herren zu. Zweihandwaffen, Hellebarden und andere mächtige Mordwerkzeuge wurden gezückt und schnitten durch ihre Opfer wie Messer durch warme Butter. Die Häuptlinge ließen ihre Wut an den Hunden und Mutanten aus. Keine der Bestien konnte es mit den Elite Kriegern aufnehmen und so kämpften sie sich langsame aber sicher durch die Massen an verdrehtem und mutiertem Gezücht. Die Letzten der Ungor Späher deckten ihre Flanken, um Verluste so gering wie möglich zu halten und jagten Pfeil um Pfeil in die Meuten vor sich.


    Wie vom Schlachtenlärm aus ihren Verstecken gelockt, kamen Whorgas Plünderer auf Nordosten und fielen über die Versorgungswagen her. Diese wurden nur von Bray und Ungors verteidigt, welche sich auf dem falschen Fuße ertappt fühlten. Nachdem viele der mäßig bewaffneten Wachposten durch den Beschuss der Plünderer niedergegangen waren, entschlossen diese sich dazu, dem Gegner einige der Zugtiere auf den Halt zu schicken. Die sonst recht ruhigen und friedfertigen Zottelwesen konnten durch ein paar verirrte Pfeile zu rasenden Bestien werden. Die Wachposten versteckten sich also hinter den Zugtieren und trieben sie in Richtung der Plünderer.


    Gurlak drängte durch die Reihen der Ungors und Gors in seinem Weg. Je näher er Graktar kam, desto verängstigter und geradezu paralysiert wirkten die Krieger. Er schob jene zur Seite, welche außer Stande schienen den Weg freizugeben und stand schlussendlich vor den blutverschmierten, grausam wirkenden, alten Gor Häuptling mit dem fehlenden Horn. Er schnaufte tief und ließ einen gellenden Schrei fahren, um seinen Körper mit Adrenalin zu fluten. Dann breitete er die Arme leicht aus und ließ seine Äxte sehen. Er hob sie in einer schnellen Bewegung vor seine Brust und schlug sie zusammen. Ein metallisches 'Klink' weckte auch den letzten Ungor aus seiner hypnotischen Lethargie. Gurlak funkelte unter seiner Bestigor-Haube in Richtung seines Gegners. Graktar erwiderte lediglich einen emotionslosen, leeren Blick, der keinerlei Interesse, Respekt oder Angst erahnen ließ.


    Gurlak schoss auf Graktar zu. Dieser tat es seinem Gegner gleich und ihre Äxte trafen sich mit einem metallischen Quietschen. Es folgte eine schnelle und kraftvolle Abfolge von vier oder fünf Axthieben, welche ausnahmslos pariert oder geblockt wurden. Sie folgten so schnell aufeinander, dass keiner mit Sicherheit sagen konnte wie viele es waren. Auf die umherstehenden Gors mochte der Schlagabtausch gewirkt haben, als sei es kinderleicht. Aber Gurlak war erstaunt mit wie viel Kraft der alte Gor zuschlagen konnte, ohne auch nur im Ansatz langsam zu sein. In seiner nächsten Schlagkombination traf Graktar ihn mit dem stumpfen Kopf seines Axtschaftes, indem er ihn blitzschnell nach vorn stieß, wie die Spitze eines Speers. Der Schaft schlug direkt auf Gurlaks Brust ein und sein Herz setzte einen Schlag aus. Er wich zwei Schritte zurück und brauchte einen kurzen Augenblick, um seinen Atem wiederzufinden. Graktar hingegen tat nicht so als hätte er es eilig seinen Gegner auszuschalten und machte keine Anstalten die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Er gab Gurlak Zeit, bis dieser sich gesammelt hatte und beobachtete ihn dabei, wie ein Wolf das Lamm. Für viele der geschockten Anwesenden war diese emotionslose Art den Gegner zu demütigen noch beängstigender als ein Minotaurus im Blutrausch. Vor Allem aber, war es verwirrend und für einen Gor sehr ungewöhnlich. Es mochte sein, dass gerade dieses Unbekannte einen großen Teil des Schreckens ausmachte. Und so kam Gurlak das erste Mal in den Sinn, dass die Prophezeiungen der Schamanen vielleicht doch fehlerhaft gewesen sein mochten und er hier und heute sterben würde.