Schatten über Athel Loren
Der Aufmarsch der Heere
Krell führte die dunkle Armee seines Meister vorwärts in Richtung des Friedhofes. Die Leichen und Gerippe der Hügelgräber um ihn herum bewegten sich fast lautlos und sehr langsam, aber Krell hatte es nicht eilig. Er wusste dass die dunklen Götter es heute zu einer Schlacht kommen lassen wollten. Er sah das Trümmerfeld wo der Morrsteinmeteorit heruntergekommen war. Er hatte eines der zahlreichen Gräber dieses Friedhofes mit voller Wucht zerschmettert und leuchtete nun grün und giftig in der Abendluft.
Hätte Krell selbst über Nekromantische Kräfte geboten, er hätte hier an diesem Ort eine weit größere Armee aufstellen können, als irgendeiner seiner Gegner zu schlagen im Stande gewesen wäre. So viele Leichen waren auf diesem Friedhof vergraben.
In seiner Weisheit hatte sein Meister ihm dazu einen Totenbeschwörer an die Seite gestellt. Krell bedeutete dem alten, schächtigen und fast zahnlosen Mann mit einer Geste seine dunkle Kust zu praktizieren und die Leichen zu untotem Leben zu erwecken. Fußsoldaten für den Fleischwolf und die Knochenmühle. Davon konnte er immer mehr gebrauchen. Auch wenn er den alten Mann verachtete.
Hinter ihm erbebte die Erde. Mit schweren Schritten trottete der große Zombieriese hinter den Skeletten her und schloss zum Rest der Formation auf.
Krell hätte nicht übel Lust gehabt, seine Axt an diesemmächtigen Geschöpf selbst auszuprobieren, aber er zügelte sich. Seine Kampfeslust würde auch bei seinen Feinden gestillt werden können und der Riese war eine seiner Trumpfkarten in der bevorstehenden Schlacht.
Die andere war die Einheit geisterhafter Reiter mit langen Sensen, die hinter seinen Trupps dreinritten. Ein besonderes Geschenk seines Meisters.
Die alten Kampfinstinkte regten sich in Krell und der Blutrausch schickte seine Vorboten. Er wusste dass es bald beginnen würde. Seine Axt war scharf und der Blutgott dürstete,
Tretch Feigschwanz hatte seine Truppen in Position gebracht. In der Mitte seiner elitären Sturmratten fühlte Tretch sich einigermaßen sicher. Zumindest im Moment. Sollten sie Gefahr laufen überwältigt zu werden, würde Tretch natürlich still und heimlich den Rückzug antreten, so viel war klar. Einigermaßen beruhigend wirkte die Präsenz der vier großen und kräftigen Rattenoger des Züchterclans, die mit schweren Schritten vorwärts stapften, angetrieben von den Peitschen ihrer Meutenbändiger. Auch die zwei weiteren Regimenter an gut ausgerüsteten Clanratten versprachen zumindest einen Anflug von Sicherheit und eine gute Rückzugsmöglichkeit. Und außerdem war da ja auch noch...
Tretch richtete seinen Blick wieder nach vorne. Der Graue Prothet Festitt, der Abgesandte des Rates der 13, hatte Recht behalten. Vor sich sah Tretch den Morrsteinmeteor in der Mitte des Friedhofes der Mensch-Dinge. Er leuchtete mit einer ganz besonderen Reinheit. Dies war kein gewöhnlicher Morrstein, dieser hier war ein vielfaches von dem Warpstein wert, der im Tiefenreich sonst gehandelt wurde. Natürlich wollte der graue Prophet diesen unbedingt in seine gierigen Pfoten bekommen.
Im Moment musste Tretch den ihm gegebenen Befehlen gehorchen und das Spiel mitspielen. Sich offen gegen den Rat der 13 zu stellen würde ihn seinen Pelz kosten, oder schlimmeres. Der Morrstein sah allerdings wahrhaftig verlockend aus...
Der Graue Prophet hatte gute Verbindungen zum Seuchenclan gehabt, daher war Tretch (gegen seinen Willen) ein Regiment Clanratten und einen übel riechenden Trupp der widerwärtigen Seuchenmönche an die Seite gestellt worden. Der bereits halb verrotete Seuchenchampion, der von Festitt damit beauftragt worden war zu überprüfen, dass Tretch nicht gegen den Willen des Propheten verstieß (da war sich Tretch sicher), drängte ihn mit einigen gurgelnden und kehligen Lauten dazu, den Angriffsbefehl zu geben.
Tretch analysierte das Schlachtfeld. Im Osten lösten sich gerade schlanke Gestalten aus dem nahegelegenen Wald und die Bäume selbst schienen sich zu bewegen. Im Norden dagegen marschierte eine Untote Armee auf den Friedhof, angeführt von einem riesenhaften Krieger in einer Chaoskriegerrüstung mit einer Axt so groß wie zwei Skaven.
Seine Augen verengten sich zu schlitzen und seine Mundwinkel zuckten.
"Ihr habt recht-recht." Sagte er zum Seuchenchampion. "Es ist Zeit uns den Warpstein zu holen. Ihr greift dort an!" Er zeigte nach Norden. Sofort rannten die Seuchenmönche und die Clanratten des Seuchenclans wild kreischend auf den riesenhaften untoten Krieger und seine Armee zu. "Das war einfacher als gedacht" murmelte Tretch, und befehligte seine eigenen, loyalen Truppen nach Osten in Richtung des Meteoriten.
Sceolan blies in sein geschwungenes Horn. lange hatten seine Waldelfenkrieger hier im Hinterhalt ausgeharrt und auf Zeichen des Feindes gewartet.
Er hatte gewusst, dass sie kommen würden. Ein Einschlag eines solchen Warpsteinmeteoriten blieb in diesen Landen niemals unbemerkt und es gab zu viele Mächte am Werk, die sich eines solchen Instrumentes nur zu gerne bedienen wollten. Um dies zu verhindern war Sceolan gekommen. Und viele hatten sich ihm angeschlossen.
Nun bewegten sich seine Krieger aus den Ausläufern von Athel Loren heraus und nahmen ihre Positionen auf dem Schlachtfeld ein.
Die Stunde des Blutes war nun angebrochen. Durch die verderbten Energien, die der verfluchte Warpstein ausstrahlte, waren sogar die Bäume und Dryaden des Waldes rastlos geworden. Voller Hass traten die Waldgeister aus dem Unterholz heraus, bereit mit den Elfen zusammen gegen die Eindringlinge zu kämpfen.
Sceolans scharfe augen durchbohrten die Abendliche Dunkelheit.
Von Westen her näherte sich eine wahre Flut an wimmelnden, bepelzten Rattenmenschen, während sich die Untoten Scharen vom Norden mit tödlicher Ruhe näherten.
Auf ein Zeichen Sceolans hin, setzen sich die Waldläufer und seine Späher in Bewegung und nahmen vorgeschobene Positionen ein, um die Gegner mit ihren Pfeilen in Empfang zu nehmen.
Die Waldreiter hielt Sceolan zurück. Für sie hatte er einen besonderen Auftrag und nachdem er seine Befehle erteilt hatte zogen sie sich für normale Augen unsichtbar in den Wald zurück.
Er selbt hakte die Sehne in seinen Eichenholzbogen ein und schloss sich dem Regiment seiner Kundschafter an. Die Anzahl der Gegner bereitete ihm nun doch einige Sorgen. Er würde seine Truppen aufteilen müssen um zu verhindert dass jemand zu dem Meteor vordringen konnte.
Er bat die Götter um Hilfe in diesem Kampf und stählte sich für die kommenden Stunden. Erneut blies Sceolan in das Horn. Drei mal schallten die hohen, kupfernen Töne über das Schlachtfeld.
Das Zeichen zum Angriff.