Kapitel 16 - Blut und Tränen
Gurlak entfuhr ein gewaltiges und markerschütterndes Brüllen. Die rote Wut stieg aufs Neue in ihm auf. Seine Nüstern und Lippen bebten unter dem Dröhnen seines Schreies. Weder wollte er, dass seine besten Krieger sich unmittelbar vor einer Schlacht gegenseitig zerfleischten, noch konnte er zulassen, dass sie sich in so einer Situation durch Rangkämpfe vor Aller Augen aus seinem Schatten erheben würden.
Von einem Moment auf den Anderen hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit der Herde. Es waren in erster Linie Angst und Ehrfurcht, die den Blick der Behuften von Ghorhok und Hurrlok lösten und hin zu Gurlak lenkten. Lediglich die beiden Streithammel starrten sich weiterhin unverwandt und geistesabwesend gegenseitig in die Augen. Sie schienen sichtlich unbeeindruckt von Gurlaks Machtgebärde. Wutentbrannt stapfte der Großhäuptling auf die Beiden zu, seine zwei Handäxte fest umklammert. Als Ghorhok und Hurrlok selbst auf halber Strecke keine Anstalten machten voneinander abzulassen oder auch nur im Ansatz Respekt vor ihrem Anführer zu zeigen, schleuderte dieser die Axt in seiner Rechten in Richtung der Beiden. Mit dem schmatzenden Geräusch feuchter Erde und dem Kratzen kleiner Steine grub sich das krude Beil tief in den Boden zu Füßen der störrischen Emporkömmlinge.
Hurrlok zuckte nur kurz und unmerklich angesichts dieser unerwarteten Reaktion von Seiten seines Herrn. Das Nächste was er wahrnahm, war das Blatt von Gurlaks zweiter Axt, welches mit der flachen Seite in sein Gesicht schmetterte und ihn unsanft zu Boden schickte. Er schluckte zwei seiner Zähne und blieb ohnmächtig liegen. Ghorhok bekam Gurlaks Huf direkt in den Bauch. Der Bronzepanzer fing einen Großteil der Wucht ab, aber dennoch knickte er ein. Genug, um mit seinem nach vorn schnellenden Gesicht ein ideales Ziel für einen Kopfstoß von Gurlaks mächtigem Schädel zu werden. Knochen knackten und Ghorhok schossen Tränen in die Augen. Seiner Sicht und dem Gleichgewicht beraubt, hatte er seinem Herrn nichts mehr entgegenzusetzen. Gurlak trat ihm seitlich gegen das Knie, sodass er zusammensackte und ließ auch ihn die flache Seite seines Axtblattes schmecken. Es war schneller vorbei als es begonnen hatte.