Unterm Herdenstein (eine Tiermenschen Geschichte) - Des Dramas Vierter Teil

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    Kapitel 182 - Schatten des Todes II



    Ghoraz stürmte vorwärts, als wäre er in Raserei verfallen. Seine schwere Axt trug er zum Schlag erhoben und brüllte dabei wie ein Sturmbulle. Er war nur noch wenige Ellenlängen von seinem auserkorenen Opfer entfernt, als der Pfeil des Ungors sein Ziel fand. Das blitzschnelle Geschoss zerschnitt die Luft förmlich und tauchte – durch das geöffnete Maul des Bestigor eintretend – tief in Ghoraz‘ Rachen ein. Wie vom Schlag getroffen erstarrte der tobende Hüne, die Augen weit aufgerissen. Ein seltsames Gurgeln und ein Stöhnen verließen seine Lippen. Seine Pupillen wanderten nach oben und verschwanden unter die Lider, bis sie in den blutrot durchzogenen Augäpfeln nicht mehr auszumachen waren. Dann fiel er vornüber zu Boden und blieb reglos liegen. Sogleich schlugen und hackten Ungors aus allen Richtungen wie wild auf den Leichnam ein. Es war als wollten sie sichergehen, dass er sich nicht wieder erheben würde. Nur einer der vielen kleineren Tiermenschen stand still und zitternd in der Menge, die Augen noch immer im Schock geweitet, das Fell stinkend vor Angst und seinen Bogen fest umklammert.


    Melek versuchte schnell die Lücke in ihrer Flanke zu schließen und die Anderen wären sicher nachgerückt, wenn sie damit nicht an anderer Stelle eine neue Bresche für den Feind geöffnet hätten. So versuchten sie also das, was von ihrer Formation noch übrig war, so gut es nur ging beizubehalten und sich ihrer Angreifer zu erwehren, während mehr und mehr Pfeile ihnen gefährlich knapp über die Köpfe rauschten. Der Schatten des Todes war über ihnen. Er wuchs unaufhörlich und umarmte die stolzen Krieger – einen nach dem anderen – in eisiger Liebkosung.


    Brak schien geradezu in Flammen zu stehen. Die Menge an magischer Energie – welche durch ihn hindurch und um ihn herum floss – war so gewaltig, dass sie selbst für nicht magisch Begabte sichtbar war. Zungen weißen Lichtes loderten aus seinen Augenhöhlen, den Ohren und aus seinem Maul hervor. Im Angesicht solch gewaltiger Winde der Magie schien es ihm ein Leichtes, die Kontrolle über dutzende niederer Kreaturen zugleich zu behalten. Ihr schwacher, von niederen Instinkten gelenkter, Wille beugte sich seinem Einfluss und ließ zu, dass er die Führung übernahm, wie ein Leitwolf innerhalb eines Rudels. Zunächst lenkte er die Bestien gegen ihre eigenen Bändiger und machte sie nieder. Auf diese Weise stellte er sicher, dass er das einzige Alpha-Tier blieb, welches dem Rudel Richtung und Zweck vorgeben würde. Erst nachdem ihre alten Meister vernichtet waren, wendeten sie sich gegen die Herde, in dessen Gefolge sie gekommen waren. Brak achtete darauf, dass sie sich nicht unnötig gegenseitig dezimierten und ihre wilde Zerstörungskraft stattdessen gegen die Horden an Behuften richteten, welche in ihrem Rücken aufmarschierten. Der jungen Schamane sah in unzählige schwarz und weiß gemalte Tiermenschen-Fratzen, bevor sie in blutige Fetzen zerrissen oder von unglaublicher Gewalt niedergetrampelt wurden. Die Wirkung seines Zaubers war verheerend und kein feindlicher Schamane schien seinem Wirken Einhalt gebieten zu wollen oder zu können. Hier und da verlor Brak die Verbindung zu einzelnen Hunden oder Keilern, wenn sie letztlich von ihren ehemaligen Herren niedergemacht wurden. Bei den anderen Kreaturen, machte sich ein unerwarteter Nebeneffekt bemerkbar. Mit jedem weiteren ausgelöschten Leben schien mehr und mehr dunkle Energie freigesetzt zu werden und Brak konnte davon zehren, um die Kontrolle über die marodierenden Bestien auch auf größere Distanz aufrechtzuerhalten. Tiefer und tiefer fraßen sich die Kreaturen in die Reihen des Feindes und rissen so jegliche Formation auseinander. Ein ganzes Rudel wütender Reißkeiler preschte durch die Linien einer Herde vor Wut schäumender Gors und hinterließ eine Schneise der Vernichtung. Gebrochene und zertrampelte Körper lagen überall verteilt, um sogleich von weiteren anstürmenden Kriegern überrannt zu werden, wie brausende Wellen es mit aufgewühltem Sand an einer Küste taten.


    Während der junge Schamane mit erhobenem Stab seine unbändigen Kräfte walten ließ, wurde er von einer ganzen Gruppe an Gors und Ungors verteidigt. Shargah tat das Seine, um die Krieger anzuheizen und flößte ihnen fortwährend übernatürliche Stärke ein, mit welcher sie ihren Widersachern begegneten. Die Krieger schirmten die Seher ab, so gut es ihnen möglich war und verschafften ihnen die Luft, welche nötig war um ihr Werk zu tun. Die Schamanen blieben dabei stets mit der Gruppe in Bewegung, ohne wirklich geistig anwesend zu sein. Nicht ein einziges Mal schienen ihre Hufe fehlzutreten oder zu stolpern. Mit fast schon traumwandlerischer Sicherheit bewegten sie sich als Teil der Einheit, welche eisern das Leben der zwei heiligen Gors verteidigte. Besonders bei Brak schien diese geradezu virtuose Vorstellung eine unfassbar große Leistung zu sein. Er war noch so jung und unerfahren. Nie hatte Shargah ein solches Naturtalent erlebt, welches innerhalb so kurzer Zeit in der Lage gewesen war Magie zu formen und zu führen, als sei es das Einfachste auf der Welt. Wenn er den jungen Gor so sah, wollte er die Prophezeiungen glauben und der plötzlich in die Höhe schnellende Pulsschlag ließ den ausgemergelten Körper des Alten freudig erschaudern. Brak merkte davon nichts. Sein Geist war weit entfernt und schenkte an einer Vielzahl von Orten gleichzeitig Tod und Verderben.

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    Kapitel 183 - Das heulende Banner



    Unzählige Ungors drängten sich dicht an dicht im Getümmel um Braks Verteidiger und die Masse an Leibern presste so hart gegen die erhobenen Schilde der Gors, dass jede Vorwärtsbewegung unmöglich schien. Erst als einer der kleineren Tiermenschen sich unter erbärmlichen Schreien über seine Artgenossen zu erheben begann, wichen die niederen Behuften langsam zurück. Mit nach oben gerichteten, in Schock geweiteten Augen mussten die Ungors mit ansehen, wie ihr Artgenosse von einem verfeindeten Häuptling – auf dessen Speer gepfählt – langsam aufgerichtet wurde.


    Der zähe, kleine Ungor kreischte fürchterlich und zappelte dabei hilflos mit den Beinen, während er sich mit den Händen vom Schaft des Speeres zu schieben versuchte. Das dunkelrote, glitschige Blut – welches ihm dabei aus der Bauchwunde quoll – ließ seine Anstrengungen jedoch vergebens sein. Die anderen Ungors brüllten auf vor Wut und Entsetzen. Nachdem ihre anfängliche Verwirrung langsam verflog, wuchs in ihnen der Entschluss, ihren erbärmlich leidenden Bruder rächen zu wollen.


    Noch bevor sie den Entschluss gefällt hatten, mit erneuter Kraft auf den erklärten Hassfeind loszugehen, nutzten ihre Gegner die Gunst des Augenblicks. Der Raum – welcher sich vor Merrhok und dem Gepfählten aufgetan hatte – schloss sich, bevor die Ungors reagieren konnten. Die Gors, unter dem Kommando des stummen Häuptlings, preschten mit erhobenen Schilden wie eine Wand in die Lücke und warfen dabei die ersten Reihen der überrumpelten Ungors einfach nieder. Sie trampelten über die Gefallenen und nutzen ihren Schwung, um Boden gutzumachen. Die nachfolgenden Reihen schlugen und stachen auf die niedergeworfenen Feinde ein und beendeten, was die größeren Krieger vor ihnen begonnen hatten. Dann stemmten sie sich gegen die Rücken der Gors vor ihnen, um den aufgebauten Druck nach vorn aufrechtzuerhalten.


    Einer der Gruppenführer glaubte unweit vor ihrer Position das Hornsignal der Bestigor-Garde ihres Großhäuptlings ausgemacht zu haben und brüllte auf seine Krieger ein, um sie in Bewegung zu halten. Irgendwo hinter der tobenden Masse an Feinden musste, seiner Überzeugung nach, die Leibwache ihres Herrn, sowie der Rest des Trosses, versprengt sein. Als Merrhok dies hörte, kämpfte auch er sich weiter vorwärts. Dabei trug er den schreienden Ungor, wie eine lebende Standarte, vor sich her. Die von den Schamanen aufgestachelte Meute folgte ihm, die anhaltende Unordnung und Panik in den Reihen ihrer Gegner nutzend.


    Irgendwo auf ihrer Flanke hatte Bratak alle Mühe sich am Gerüst des Streitwagens, seines Herrn Gurlak, festzuhalten. Die Keiler, welche das Gefährt zogen, hatten sich selbstständig gemacht und schossen nun durch das Unterholz, wie Bluthunde auf der Hatz nach einem Fuchs. Dabei waren sie so agil und zielgerichtet wie nie zuvor. Wo sie zu anderen Zeiten bockig in unterschiedliche Richtungen zu ziehen versuchten und nur durch die Peitsche wieder auf Linie gebracht werden konnten, schienen sie nun wie auf magische Weise synchron zu laufen. Das lederne Geschirr quietschte unter der Belastung ihrer kraftvollen Zugbewegung. Selbst an Stellen mit dichtem Unterholz und tückischem Wurzelwerk manövrierten die Bestien den Wagen in traumwandlerischer Sicherheit und Eleganz um alle Hindernisse herum, ohne auch nur einmal langsamer zu werden. Erst als Bratak darüber nachzudenken begann, spürte er die magische Energie, welche durch die Keiler floss.


    Gurlak konnte es nicht fassen und biss grimmig die Fänge zusammen. Es fuchste ihn, dass er keine Kontrolle mehr über seine Zugtiere zu haben schien und dennoch war er sprachlos darüber, dass sie die Wege schneller fanden und nahmen, als er es ihnen hätte mit der Ledergerte verständlich machen können. Ganz und gar ohne sein Zutun hielten die Tiere direkt auf die nächste, größere Gruppe von Feinden zu, während sie etliche flüchtende und versprengte Gors und Ungors auf dem Weg einfach niederwalzten. Ein kurzer Schulterblick verriet dem vormaligen Großhäuptling, dass sein Bannerträger mit einem ähnlichen Phänomen zu kämpfen hatte. Turgok war knapp hinter ihm und arbeitete sich langsam auf die Flanke seines Herrn vor. Der dunkelhäutige Gor war mittlerweile allein auf seinem Wagen und das schwere, lederne Banner flatterte im Fahrtwind. In den Augen der Zugtiere glaubte Gurlak so etwas wie ein Glühen zu erkennen. Dann wendete er seinen Blick wieder nach vorn und machte sich auf den bevorstehenden Aufprall bereit.

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    Kapitel 184 - Der Dämon II



    Knochen knackten und Holz splitterte, als die Streitwagen in das dicht gepackte Grüppchen hineinschmetterten. Die Schreie der Sterbenden und Verstümmelten hallten lauter durch das Unterholz als das Grunzen der Zugtiere und das Kriegsgebrüll der Häuptlinge. Gurlaks Wagen grub sich tief in die Reihen der Behuften, bis er schließlich zum Stehen kam. Die Keiler wüteten derartig, dass ihr Joch unter der Belastung zu brechen drohte. Dem ehemaligen Großhäuptling war das ganz egal. Er konzentrierte sich auf die Gegner, welche auf beiden Seiten seines Wagens zügig auf Bratak und ihn zuströmten. Der weißhäutige Schamane versuchte um jeden Preis die Distanz zu wahren und einer direkten Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Das war angesichts der räumlichen Begrenzung jedoch leichter gedacht als in die Tat umgesetzt. Zum Glück des Alten, begann Gurlak umgehend auf alles einzuhacken, was sich dem Streitwagen auf Armeslänge näherte. Zur gleichen Zeit wütete – nur unweit von ihnen entfernt – Turgok, von der Plattform seines Wagens aus, auf ganz ähnliche Weise.


    Von allen Seiten her wühlten sich schwer gerüstete Bestigors und Häuptlinge in Richtung der versackten Streitwagen vor. Der Anblick von Gurlaks unübersehbar prächtigen Hörnern versprach ihnen Ruhm und einen Kampf, der es wert wäre ausgefochten zu werden. Wie Mücken um eine Lichtquelle, wurden sie zu dem mächtigen Häuptling hingezogen und die Rufe ihrer Herausforderungen gellten über das Schlachtgetümmel hinweg. Angesichts der sich zusammenbrauenden Situation, hielt Gurlak einen kurzen Moment lang inne, um die Zahl der Herausforderer und ihre Distanz zu ihm abzuschätzen. Dann blickte er zu Bratak, welcher gerade von einer Gruppe verbündeter Ungor Späher vom Wagen gezogen und in Sicherheit gebracht wurde. Der Alte sah seinem Häuptling gebannt in die Augen und brabbelte dabei unverständliche Verse vor sich hin.


    Gurlak spürte wie ein Schauer ihn durchfuhr und seine Nackenhaare stellten sich auf. Jeder seiner Sinne begann sich zu schärfen und er wehrte – fast beiläufig und ohne hinzusehen – einen Speerstoß ab, der ihm andernfalls durch den Hals gefahren wäre. Dann ließ er sein markerschütterndes Brüllen hören, stieg auf das Gerüst des Wagens – welches bedenklich unter seinem Gewicht zu knirschen und knacken begann – um schließlich mitten in die Menge zu springen. Seine beiden Hand-Äxte fuhren in wilder Abfolge auf jeden nieder, der die Nerven aufbrachte sich ihm in den Weg zu stellen.


    Die Herde geriet nun massiv in Bewegung. Besonders die kleineren Tiermenschen und all jene, welche sich selbst nicht in der Lage sahen dem mächtigen Häuptling etwas entgegenzusetzen, traten den Rückzug an. Dabei war nicht jeder von ihnen schnell genug, wenn es darum ging das Feld zu räumen. Viele Gors und Ungors wurden einfach gnadenlos von Gurlak, dem Verderbten, niedergemacht. Schnell war er über und über mit dem Blut seiner Feinde besudelt und der metallische Geruch heizte ihn nur noch mehr dazu an, brüllend und um sich schlagend, auf die schwächeren Tiermenschen loszugehen. Dabei bewegte er sich zunehmend von seinem Streitwagen weg, welcher sich – durch die tobenden Keiler – langsam wieder vorwärts zu bewegen begann.


    Turgok sah diese Szenen mit Begeisterung, wenngleich er selbst größere Mühe damit hatte, sich der Angriffe auf sein Leben und seinen Wagen zu erwehren. Als er erkannte, dass Gurlak sich stetig entfernte, wurde er nervös. Seine Blicke huschten immer wieder zwischen den Feinden und seinem Herrn hin und her. Er packte die lederne Peitsche und versuchte die Keiler anzutreiben, um langsam aber sicher Raum wieder gutmachen zu können. Mit der anderen Hand schwang er unentwegt seine verzierte Axt, wehrte Speerschäfte ab und tötete jene, die ihm zu nahekamen. Mit wilder Entschlossenheit verteidigte er seine – ihm heilige – Standarte. Die auf dem Banner prangende Dämonenfratze schien auf die Feinde, vor und um den Wagen herum, herabzublicken und die Ungors hielten eingeschüchtert Abstand zu dem, von einer magischen Aura umgebenen, Artefakt.


    Weiter vorn in all dem Gewühle war Gurlak derart im Kampfrausch, dass er von den Anstrengungen seines Bannerträgers nichts mitbekam. Stattdessen sah er sich dem ersten Häuptling gegenüber, welcher gekommen war, um ihn niederzuwerfen. Wie so viele ambitionierte und aufstrebende Herdenführer vor ihm, würde auch er versuchen den Verderbten seiner prächtigen Hörner zu berauben, ihn anschließend in blutige Stücke zu reißen und noch an Ort und Stelle sein Herz sowie seine Leber zu fressen.


    Gurlak wusste, dass er noch immer hatte, wonach die Anderen so sehr lechzten, eine Präsenz, welche von einem Machtanspruch kündete, der seinesgleichen suchte. Um dieses Bild zu bewahren, hatte er schon früh lernen müssen, sich mit unbändiger Kraft und Gnadenlosigkeit zu verteidigen. Bis vor Kurzem hatte er das auch ausnahmslos geschafft, aber der Wind hatte sich seither gedreht. Es musste kämpfen und er würde damit nicht aufhören, bis zu seinem letzten Atemzug.

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    Kapitel 185 - Blut und Eisen



    Bratak packte seinen Schamanenstab mit beiden Händen und hielt ihn in beschwörender Geste vor sich. Dann schloss er die Augen und sprach Formeln in der Dunklen Sprache, während seine Ungor Verteidiger ihn von feindlichen Angriffen abzuschirmen versuchten. Gurlak spürte wie die Macht des Alten durch seine Muskeln und Eingeweide strömte. Er schnaufte schwer wie ein Dampfkessel, in Erwartung des Angriffes seines nahenden Gegners. Der breit gebaute Caprigor war in eiserne Rüstplatten auf einem dunkel angelaufenen Kettenhemd gekleidet und marschierte schnellen Schrittes – den Schild in seiner Linken erhoben – durch die Reihen der kleineren Behuften. Rücksichtslos stieß er jene aus dem Weg, die nicht freiwillig beiseitetreten wollte. Dabei zeigte er mit seinem klobigen Scimitar auf Gurlak und skandierte eine undeutliche und dennoch unmissverständliche Herausforderung.


    Der Verderbte festigte den Griff seiner Schraubstockartigen Pranken um seine beiden Hand-Äxte und schlug sich mit einer von ihnen flach auf die nackte Brust, um seinem Gegner zu zeigen, dass er weder Angst hatte noch gedachte länger auf ihn zu warten. Der Andere beschleunigte also seinen Schritt und war auch schon auf wenige Ellen an Gurlak herangetreten. Dann holte er weit aus und sprang auf seinen Widersacher zu. Der Verderbte begegnete dem auf ihn niederfahrenden Säbel mit beiden Äxten und parierte den Angriff ohne größere Anstrengungen. Dann warf er sein gesamtes Gewicht – welches er in seine Schulter legte – gegen den Schild des Herausforderers, um dessen Stand zu brechen. Es folgte eine schnelle Drehbewegung aus der Hüfte und Gurlak ließ seine Waffen, in schneller Serie, auf den Gegner einprasseln. Der Andere schnaufte schwer. Holz splitterte, aber sein Schild hielt stand, genau wie er selbst.


    Nachdem er sich wieder gefangen hatte, setze der schwer gepanzerte Häuptling zur Gegenoffensive an. Ein Stoß mit dem Schild, dann zwei Hiebe mit dem Säbel und ein - gegen den Unterleib geführter - Stich. Gurlak erwehrte sich auch dieser Angriffe, spürte aber ein Brennen auf der Haut seines Oberarms, wo der Scimitar ihn gestreift hatte. Wutentbrannt ging er auf den Häuptling los, jede Vorsicht in den Wind schreibend. Er drosch so lange und so hart auf den Schild seines Gegners ein, dass dieser letztendlich barst, Splitter in der Gegend umherflogen und er mittig entzweibrach. Sofort ließ der Zurückgedrängte die Reste seiner nutzlosen Defensivwaffe fallen und begegnete Gurlaks Hieben nun mit seinem Säbel. Metall rang klirrend und quietschend aufeinander. Beide begannen schwer zu schnaufen. Der ehern gerüstete Häuptling war angesichts der Attacken des ehemaligen Großhäuptlings so weit zurückgewichen, dass er mit anderen Behuften zusammenstieß, die keinen Raum mehr finden konnten, um schnell genug auszuweichen. In Gurlaks Brüllen klang Freude und Selbstsicherheit mit, als er erneut zum Angriff überging.


    Eben noch völlig von sich überzeugt und willens seinen Gegner in der Luft zu zerreißen, fand sich der völlig überrumpelte Häuptling plötzlich auf dem Rückzug. Er knurrte in Todesverachtung und packte sich einen der nahestehenden Ungors, um ihn als lebenden Schutzschild zu verwenden. Der Unglückliche gab noch ein kurzes, abgehacktes Kreischen von sich, bis Gurlaks Handbeil sich in den haarigen Schädel des Tiermenschen vergrub und seiner Existenz ein vorzeitiges Ende setzte. In dem Versuch das Axt-Blatt wieder aus dem Kopf des Toten zu befreien, hob Gurlak den leblosen Körper beinahe mühelos über die eigene Augenhöhe hinweg. Dann endlich lösten sich Waffe und Leichnam voneinander. Während der Kadaver des Ungors zu Boden sackte, führte der gepanzerte Häuptling einen schnellen Stich mit seinem Säbel und Gurlak brüllte auf, als die Spitze der Klinge seine Brust bis auf den Knochen penetrierte. Der Verderbte konnte froh sein, dass nicht deutlich mehr Kraft in der Attacke gelegen hatte. Wutentbrannt hackte er auf seinen Widersacher ein, brach ihm erst mit einem gewaltigen Schlag auf den Scimitar das Handgelenk und grub dann das Blatt des anderen Beiles tief, durch die Kettenglieder hindurch, in die Schulter des anderen Gors. Ein schweres Stöhnen entfuhr dem geschockten Häuptling, dann sank er auf die Knie und Gurlak trennte ihm mit einer schwungvollen Rückhand den Schädel von den breiten Schultern. Das gehörnte Haupt segelte weit über die Köpfe der umherstehenden Behuften hinweg, welche unter Schreien in Deckung gingen. Die Luft stank nach Angst und der Verderbte brüllte seine Wut in die von Panik verzerrten Fratzen seiner Feinde.


    Er sollte nur kurz Luft schnappen und die blutende Wunde in seiner Brust bewundern dürfen, da waren bereits zwei weitere Herausforderer bei ihm. Auch sie waren ihres Zeichens Häuptlinge, willens das Blut des Verderbten zu vergießen und ihn schließlich zu seinen Ahnen zu schicken.

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    Kapitel 186 - Blut und Eisen II



    Gurlak sollte nicht viel Zeit haben, die beiden Alpha-Gors zu betrachten, bevor sie bei ihm wären. Alles was er auf die Schnelle ausmachen konnte war, dass einer von ihnen – ein gedrungener Widderkopf – in ein schweres Kettenhemd gekleidet und mit unzähligen bronzenen Medaillons behängt war. Er schwang eine massige Zweihandaxt und sein Blick blieb unter der Kettenhaube verborgen, welche sein Haupt krönte. Der Andere – ein Bocksschädel mit langen, gebogenen Hörnern – war weniger schwer gerüstet. Bis auf eine bronzene Bauchplatte war er beinahe vollkommen nackt. Stattdessen war seine Haut mit unzähligen Ringen und weißer Kriegsbemalung geschmückt. Auch er schwang eine klobige Axt und versuchte seinen Mitstreiter einzuholen, bevor dieser jeglichen Ruhm für sich allein beanspruchen könnte.


    Als der Widderschädel bemerkte, dass er im Begriff war den Wettlauf zu ihrem Feind zu verlieren, reckte er den Ellenbogen heraus und warf den Bocksschädel mit einem heftigen Stoß auf den Brustkorb zu Boden. Während der Gestürzte noch nach Luft schnappte, war der Widderkopf bereits bei Gurlak angelangt. Der Großhäuptling reagierte blitzschnell, als er das Blatt der riesigen Axt auf sich zu schnellen sah. Er machte einen Ausfallschritt nach hinten und sprang gleich darauf wieder in die Lücke, als der Axt-Schaft ihn passiert hatte. Er stieß heftig mit dem Kopf seines Handbeiles zu und traf den Widderschädel mitten ins Gesicht. Ein Ruck ging durch den massigen Körper des Gors und mochte bis in seine Hufe hinabgedrungen sein. Die Kettenglieder seiner Haube schepperten, es gab ein widerwärtiges Knacken und im nächsten Moment spuckte der Häuptling Blut und Zähne aus. Mit einem Knurren taumelte er einen guten Schritt zurück und konnte gerade noch seine Waffe hochreißen, um einen Hieb des Verderbten abzuwehren. Angesichts der Schmerzen, wog das Gewicht von Gurlaks Attacke umso schwerer und der Widderkopf geriet erneut ins Wanken.


    Gerade wollte Gurlak den tödlichen Hieb landen, da sprang – wie aus dem Nichts – der nackte Bocksschädel herbei und warf seinen Kumpanen auf eine Weise nieder die signalisierte, dass keine Liebe zwischen ihnen verloren war. Blitzschnell parierte er Gurlaks Angriff und wirbelte seine Axt zu einem geschickten Konterangriff herum. Wäre die Waffe nicht so schwer und die damit verbundene Attacke im selben Zug nicht so behäbig gewesen, hätte der Verderbte keine Chance mehr gehabt rechtzeitig auszuweichen. Die Klinge des Bocksschädels biss – nicht sonderlich tief, aber dennoch merklich – in die Rückseite von Gurlaks Oberarm, als er sich aus dem Weg zu drehen versuchte. Der ehemalige Großhäuptling biss die Zähne zusammen und gedachte nicht seinem Gegner eine Verschnaufpause zu gönnen. Sofort stieß er sich kraftvoll mit den Beinen ab und sprang mit der Schulter in den Anderen hinein. Als er seine Rechte herumriss, traf sein Axtkolben den Bocksschädel direkt an Schläfe und Ohr. Der unmittelbare Orientierungsverlust ließ den kriegsbemalten Häuptling zurücktaumeln und er riss dabei, mehr oder minder instinktiv, den langen Schaft seiner Waffe nach oben, ohne wirklich zu sehen was er da tat. Auf diese Weise wehrte er Gurlaks ersten Streich ab, büßte dabei aber einen Finger der rechten Hand ein. Gurlaks andere Axt zielte tiefer und biss dem Betäubten tief in den behaaren Oberschenkel. Er brüllte auf, während er unweigerlich zusammensackte. Der nächste Hieb trennte eines seiner Hörner ab und riss den Schädel des Häuptlings ruckartig zur Seite, sodass er unsanft zu Boden ging.


    Gurlak blieb keine Zeit nachzusetzen, da war der Widderschädel auch schon zurückgekehrt. Mit einer blutüberströmten Schnauze grölte er eine wortlose Herausforderung, der er sogleich Taten folgen ließ. In einem weiten Streich seiner Axt wollte er Gurlak niederstrecken und verfehlte sein Ziel dabei nur sehr knapp. Sofort zog er dann den Schaft seiner Axt wieder nach oben, um dem blitzschnell reagierenden Gegner in dessen Angriff zu begegnen. Gurlak musste feststellen, dass sein Widersacher nicht so dumm war, denselben Fehler ein zweites Mal zu begehen. Der Schmerz, den das Stumpfe Ende der Zweihandaxt durch seinen Körper schießen ließ, als es mit voller Wucht auf seine Brust traf, verlieh dem Ganzen einen unmissverständlichen Nachdruck. Für einen Moment glaubte Gurlak sein Herz sei stehengeblieben. Jegliche Luft schien aus seinen Lungen entwichen zu sein und er war nicht mehr in der Lage einzuatmen.

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    Kapitel 187 - Schatten des Todes III



    Augenblicklich kam ein Anflug von Panik in Gurlak auf. Obwohl er sich bewusstzumachen versuchte, dass es nur ein Krampf war, der ihn daran hinderte tief einzuatmen, blieb das Resultat doch so oder so dasselbe: Er hatte das Gefühl, als würde er ersticken.


    Der Verderbte wünschte sich er hätte Zeit gehabt sich zu erholen, aber alles ging Schlag auf Schlag und es war als könne der mächtige Gor nur noch tatenlos zusehen. Leicht vornüber gebeugt erwartete Gurlak bereits den Todesstoß. Als dieser jedoch ausblieb, blickte er nach oben und sah, dass er dem Widderkopf wohl ebenfalls einen Hieb verpasst haben musste. Der Treffer war nicht hart genug gewesen um den anderen Gor zu töten, hatte aber einige der Kettenglieder auf dessen Haupt durchdrungen und nun strömte dem Getroffenen sogar noch mehr Blut über das Gesicht als zuvor. In blinder Wut riss sich der Häuptling die Reste der ruinierten Kettenhaube herunter und schleuderte sie von sich. Dann hob er sogleich die Axt in defensiver Pose. Dabei blinzelte er angestrengt, als sei er soeben aus tiefem Schlaf erwacht. Er hatte Blut in den Augen und wischte sich schließlich mit dem Unterarm und Handrücken quer über das Gesicht, ganz so als ob er den klebrigen Lebenssaft auf diese Weise loswerden könne.


    Gurlak wusste, dass er seine Chance nun nutzen musste, bevor er selbst gänzlich in die Rolle des Opfers fiel. Sein Körper schien anderer Ansicht zu sein. Er hatte das Gefühl gleich auf die Knie zu sacken, bevor ihm schwarz vor Augen würde. Mit aller Kraft versuchte er einzuatmen, wieder und wieder. Mehr als ein flaches Japsen bekam er allerdings nicht zustande. Der Widderschädel schien nun seine Chance zu wittern und trotz halber Blindheit, holte er kräftig aus, seine Axt in weitem Bogen schwingend. Dabei kniff er die Augen fest zusammen, um das Blut so gut es nur ging herauszupressen. In diesem Augenblick tat Gurlak das Einzige was ihm im Moment möglich erschien. Er gab dem Verlangen seiner störrischen Glieder nach, sackte nach unten und fiel schwer auf seine Knie.


    Das Blatt der Axt schnitt durch die Luft und hätte den ehemaligen Großhäuptling dabei fast gänzlich verfehlt. Doch dann biss die schartige Schneide der kruden Waffe plötzlich zu. Mit einem lauten Klacken streifte sie Gurlaks lange, prachtvolle Hörner und Splitter flogen umher, bevor die Klinge schließlich abglitt. Hätte der große Gor seinen Kopf nicht gerade noch so zur Seite gedreht, wäre seine stolze Krone ganz sicher um einen Zacken ärmer gewesen. Das – mit dem Einschlag verbundene – Dröhnen und die leichte Orientierungslosigkeit blieben ihm dennoch nicht gänzlich erspart. Vor seinen Augen drehte sich alles und schwarze Flecken tanzten bereits hin und her. Verschwommen sah er die Umrisse seines Widersachers, wie er breitbeinig und bedrohlich vor ihm aufragte. Der Widderschädel zögerte einen Moment, wohl um zu sehen wie und was er getroffen hatte. In diesem endlos lang wirkenden Augenblick schossen Gurlak tausende Bilder durch den Kopf. Erinnerungen, Gedankenfetzen, Szenen und Gesichter, welche ihn während seiner gewalttätigen Existenz begleitet hatten. Dann durchfuhr ihn ein langes, befreiendes Seufzen und es war, als fiele mit einem Mal alle Last von ihm ab. Trotz der drohenden Gefahr schien der alternde Großhäuptling ausgerechnet hier und jetzt Frieden gefunden zu haben und es war jene Sekunde, in der sich der Krampf zu lösen begann, welcher seinen Brustkorb so gnadenlos und eisern in seinem Griff umklammert hatte. Wie eine Selbstverständlichkeit, tat Gurlak endlich einen ersten, ruhigen Atemzug.


    Der Widderkopf hob die schwere Axt erneut hoch über sein gehörntes Haupt, bereit für den finalen Gnadenstoß. Gurlak rührte sich nicht und blickte nur gedankenverloren auf die langsam deutlicher werdende Silhouette vor sich. Dann sah er, wie das Beil niederfuhr.

  • Jetzt legt der Bock wieder los und speist uns mit so nem bisschen ab !!!
    Hau in die Tasten , wir hatten lange genug Abstinenz üben dürfen !!!
    :]






    Büüüttte määeehhr !!! Heul-Flenn



    :D
    Ein Wechselbad der Gefühle !!

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    Kapitel 188 - Schatten des Todes IV



    Alles lief ab wie in Zeitlupe. Gurlak sah gerade noch wie der über ihm aufragende Gor Schwung holte und dann die schwere Zweihandaxt, über den Kopf nach unten geführt, auf ihn niedergehen ließ. Jeden Moment wäre es vorbei.


    Plötzlich schoss ein Schatten von Links ins Blickfeld des Verderbten, erfasste den widdergehörnten Häuptling mit brutaler Gewalt und riss ihn unversehens von den Beinen. Das schwere Beil segelte wirbelnd durch die Luft, hinterließ einen beißenden Schnitt auf Gurlaks Nasenbein und Schlug mit dem hölzernen Schaft gegen eines seiner Hörner. Unsanft aus seiner Lethargie gerissen, kniff der Großhäuptling die Augen zusammen. Er knurrte gegen den Schmerz in seinem Gesicht an und fletschte die Fangzähne. Seine Atemnot war vom einen auf den anderen Moment wie weggeblasen. Dann öffnete er seine Augen und die verschwommenen Umrisse fanden langsam aber sicher ihre Form wieder. Vor ihm wütete der Schatten, aus dem nun Hörner erwuchsen. Er schwang ein metallen glänzendes Handbeil, mit dem er immer und immer wieder auf etwas am Boden einhackte. Schwarzes Blut spritzte in alle Richtungen und während Gurlak das Schauspiel betrachtete, begann schließlich auch die Zeit wieder in gewohnten Bahnen zu verlaufen. Er blinzelte, ein, zwei und auch ein drittes Mal. Dann erkannte er Turgok, welcher – schwere, tiefe Atemzüge nehmend – über dem Leichnam des Widdergehörnten stand. Aus dem Brustkorb des Toten ragte etwas auf, das er erst auf den zweiten Blick als die Stange seines Banners erkannte. Während der Großhäuptling noch die Stirn runzelte und Anstalten machte sich zu erheben, riss Turgok die Standarte wieder aus dem Leib des Verblichenen. Für einen kurzen, intensiven Moment trafen sich die Blicke der beiden Gors. Als klar war, dass Gurlak seinem Bannerträger nicht danken würde, taten sie das Naheliegende und schauten sich nach ihren verbliebenen Feinden um.


    Die niederen Tiermenschen hatten, angesichts des Massakers an ihren Herdenführern, das Feld geräumt und waren in einem großen Kreis in alle Richtungen vom Ort des Gemetzels weggeströmt. Auf diese Weise hatte sich die Bedrohung für Bratak und seine Ungors noch einmal künstlich erhöht, als sie von einer Gruppe Gors mit Nachdruck außer Sichtweite des Häuptlings-Kampfes getrieben wurden. Nach erbittertem Kampf stießen sie nun, deutlich dezimiert, wieder zu Gurlak und Turgok und tauschten wortlose Blicke mit ihnen, bevor der alte Großhäuptling den Befehl gab ihm zu folgen und den Feind weiter in die Wälder zu treiben. Die Streitwagen standen noch immer unbeweglich dort wo sie liegengeblieben waren, nachdem auch der letzte Keiler, malträtiert von unzähligen Speerstößen und Klingenhieben, seinen tödlichen Verletzungen erlegen war. Schnaubend wendete Gurlak sich ab und führte die Gruppe tiefer ins Unterholz, dem Lärm der Masse kämpfender und sterbender Bestien entgegen.


    Gerade hatten sie das nahegelegene Dickicht betreten, da flogen ihnen auch schon dutzende Pfeile um die Ohren. Die Späher reagierten sofort und verteilten sich im Gelände. Aus der Deckung von Büschen und Farnen heraus, versuchten sie die Position der Gegner auszumachen und den Beschuss zu erwidern, während der Rest der Gruppe sich hinter ihren Schilden und den Stämmen der Bäume zu verstecken versuchte. Ghorhok tat nichts dergleichen und stand reglos wie ein Baum inmitten der hin und her rennenden Tiermenschen. Nachdem er einige der feindlichen Ungors ausgemacht hatte, brüllte er seinen Kriegern den Befehl entgegen, unverzüglich anzugreifen. Dabei wies er mit der Axt die Richtung an, in welcher sie vorstoßen sollten und dirigierte so die Gegenoffensive.


    Gerade wollte er sich in Bewegung setzen, da traf ihn einer der umherschwirrenden Pfeile in der Schulter. Ein beißender Schmerz durchfuhr den alten Großhäuptling und er starrte ungläubig auf den Schaft, welcher aus seinem Fleisch raget. Instinktiv, als wolle er sich einer störenden Stechfliege entledigen, packte er den Pfeil und riss ihn unversehens aus der Wunde. Dickes, dunkles Blut verklebte die metallene Spitze und als sei es ihm ein inniges Bedürfnis, leckte Gurlak den Lebenssaft mit seiner breiten Zunge ab. Dann warf er das Projektil weg und setzte sich wieder in Bewegung, als ihn ein weiterer Pfeil durchbohrte. Der Verderbte stöhnte kurz auf und schon wieder durchfuhr ihn dieser lähmende Schmerz. Als er an sich herabblickte, sah er wie die Fremdkörper aus seinem nackten Bauch und dem dick behaarten Oberschenkel ragten.

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    Kapitel 189 - Hinterhalt II



    Langsam fühlte Gurlak, wie ihn seine Kräfte zu verlassen begannen. Es kam ihm vor, als läge eine große Last auf seiner Brust, die ihn zunehmend am Atmen hinderte. Mit jedem weiteren Tropfen, verlorenen Blutes, fühlten sich seine Gliedmaßen mehr und mehr wie Fremdkörper an. Er hatte beinahe das Gefühl, als könne er sich selbst von außen beobachten, wie er hier im Unterholz stand, während nach und nach, wie beim gebrochenen Glas einer Sanduhr, das Leben aus ihm herausfloss.


    Als er den Pfeil in seinem Unterleib umfasste, schoss ein überwältigender Schmerz durch seinen gepeinigten Körper und er sah für einen Augenblick schwarz. Dann biss er die Fangzähne fest zusammen und brach den Schaft mit einem schnellen Ruck knapp oberhalb der Eintrittswunde ab. Selbiges tat er mit dem Pfeil in seinem Bein. Schließlich lief er langsam vorwärts und versuchte zunehmend schneller zu werden, während er gegen das Pochen und das rote Pulsieren ankämpfte, welches ihn seiner Sinne zu berauben drohte. Hass trieb ihn an. Hass und Rachedurst. Jeder seiner Schritte brachte ihm der Befriedigung dieser Gelüste näher. Sein Maul schäumte bereits und ein tiefes Stöhnen entfuhr dem übel zugerichteten Gor bei jeder weiteren Bewegung. Als er endlich auf wenige Armlängen an die Baumreihe herangekommen war, hinter welcher sich die feigen Fährtenleser des Feindes zu verbergen schienen, brach erneut die Hölle über den ehemaligen Großhäuptling und seine Gefolgschaft herein.


    Mit donnernden Hufen und dem Knacken von Zweigen und Ästen, brach ein Rudel Zentauren durch das Unterholz, um genau in ihre Flanke zu schmettern. Viele der Gors und Ungors waren zu überrumpelt, um schnell genug zu reagieren. Die mit Lanzen und Wurfäxten ausgestatteten Angreifer richteten ein Blutbad unter Gurlaks Untergebenen an. Im letzten Moment konnte Turgok seine Bannerstange noch in den Boden rammen, um Bratak am Arm zu sich herüber zu zerren. Der Schamane wäre sonst schlichtweg im wilden Ansturm der Pferdebestien niedergetrampelt worden.


    Wie eine Lawine, fegten die Zentauren über ihre Opfer hinweg und hinterließen eine Spur des Gemetzels. Gurlak hörte das Getöse und die Schreie der ersten Sterbenden in seinem Rücken wiederhallen und konnte sich gerade noch umwenden, um einen riesigen Zentauren Häuptling genau auf sich zuhalten zu sehen.


    Beim Anblick des herannahenden Kolosses, entfuhr dem Gor ein entnervtes Ächzen und sein eben noch verwunderter Blick verfinsterte sich augenblicklich wieder. Im Normalfall wäre er nun wohl katzengleich ausgewichen und hätte versucht die Beine seines Gegners mit den Hand-Äxten zu attackieren, aber sein Körper weigerte sich auch nur den Versuch einer solchen Anstrengung in Betracht zu ziehen. Als der Zentaur ein Handbeil nach ihm warf, duckte Gurlak sich mit aller Mühe nach unten weg und fürchterliche Schmerzen durchfuhren ihn, vom Bauch herrührend. Das Wurfgeschoss streifte die Hörnerkrone und sandte eine kurze Schockwelle durch Kopf und Nacken. Innerlich verfluchte der Großhäuptling die Ausmaße seiner Hornpracht für einen Moment und stöhnte gequält auf. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so alt und verletzlich gefühlt. Allein der Akt des sich wieder Aufrichtens, beanspruchte alle seine Kraftreserven. Rotz und Speichel schossen ihm aus Maul und Nüstern, als er mit der Schwerkraft und dem eigenen Körpergewicht gegen die Schmerzen ankämpfte. Dann hob er den Kopf und blickte nach vorn, den Angriff des Zentauren Häuptlings erwartend.

  • Lesen sie jetzt: Gurlaks Ende (oder auch nicht) in 10 Kapiteln. ;)

    Der Vater: 132 Machtpunkte, 2.550 Punkte Astra Militarum
    Der Sohn aka Luke: 138 Machtpunkte, 2.500 Punkte Eldar
    Der Kleine aka Shorty: 57 Machtpunkte, 1.023 Punkte Space Marines

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    Kapitel 190 - Schatten des Todes V



    Gurlak sah gerade noch den metallisch glänzenden Kopf einer Lanze aufblitzen, da wurde er auch schon mit unfassbarer Gewalt von den Hufen gerissen. Auf einen Schlag wurde alle Luft aus seinen Lingen gepresst und er sah nur noch den Himmel, welcher hier und da durch das dichte Blätterdach über ihm lugte. Dann donnerte ein dunkler Schatten über ihn hinweg. Gurlak fühlte sich nicht mehr in der Lage zu reagieren. Dreck und Erde flogen wie in Zeitlupe durch die Luft, um schließlich auf Gesicht und Körper des Gors zu prasseln. Die Welt drehte sich im Kreis, schnell und schneller. Im Mittelpunkt von alle dem fand er sich selbst, den gebrochenen Schaft einer gewaltigen Holzlanze aus seiner Brust nach oben ragend. Genau hier schien der Mittelpunkt der Rotation zu liegen. Der alte Großhäuptling betrachtete geistesabwesend das zerborstene Ende der Stange, während sich die Umgebung immer schneller um ihn drehte. Er bewegte noch einmal die Lippen, wie um etwas zu sagen, aber kein Wort war zu hören. Dann weiteten sich die Pupillen in seinen gelben Bocks-Augen und schließlich wurde es dunkel um den Verderbten.


    Turgok heulte auf, als habe er die Schmerzen seines Herrn am eigenen Leibe spüren können und setzte dem riesigen Zentauren nach. Die gewaltige Pferdebestie war in ein Kettenhemd gekleidet, welches über und über mit Fetzen aus Leder und Haut bedeckt war. Hier und da waren die entstellten Züge von dem zu erkennen, was früher einmal Gesichter gewesen sein mochten. Das Antlitz des Ungetüms selbst verbarg sich hinter einer ledernen Maske, aus deren Sichtlöchern rote Augen hervorglühten. Der Anblick war verstörend und grauenerregend zugleich, aber in diesem Moment war Turgok Rußschnauze so voll von Hass und Schmerzen, dass ihn nichts in dieser Welt mehr zu schrecken vermochte.


    Der Zentauren Häuptling hatte seinen Galopp gebremst und schickte sich gerade an zu wenden, da hatte der Bannerträger die Distanz zu ihm auch schon zur Hälfte überwunden. Der vierbeinige Koloss warf den gebrochenen Lanzen-Schaft von sich und griff nach einer breiten, säbelartigen Klinge, welche er in einer braunen, über und über mit Flicken versehenen, Lederhülle um die Schulter geschlungen trug. Dabei schaute er gedankenverloren auf sein Opfer herab, als habe er nichts und niemanden in der Welt zu fürchten.


    Turgok brannte innerlich vor Wut und zu den Tränen in seine Augen gesellte sich ein bedrohliches Glühen. Er trug die Bannerstange mit der Standarte seines Herrn in seiner Linken. Als sei es ein Wurfspieß, hob er die massive Stange hoch über seine Schulter, warf sie zwei Handbreit in die Luft und griff mit einer geschickten Drehung seines Handgelenkes um. Dann holte er Schwung, stimmte ein gutturales, von innigem Hass kündendes Brüllen an und packte auch mit der Rechten, in der er noch immer seine Axt hielt, zu.


    Der Zentaur wollte sich gerade herabbeugen, um sich eine Trophäe von seinem am Boden liegenden Opfer herunterschneiden, da bemerkte er den heranstürmenden Gor. Instinktiv bäumte sich der Koloss auf und stellte sich auf die Hinterbeine. Dabei hob er die krude Waffe mit beiden Pranken zum Schlag gegen seinen Angreifer und gerade als er die Klinge mit aller Gewalt auf den Gor niederfahren lassen wollte, bohrte sich der angespitzte Kopf der Bannerstange in den massigen Leib der Bestie. Ein gellender und ungewöhnlich hoher Schrei entfuhr der Kreatur, als sie sich unfreiwillig mit ihrem vollen Körpergewicht ins Verderben fallen ließ. Turgok war nicht in der Lage gegenzuhalten und das Gewicht des Vierbeiners aufzufangen und so grub sich der Schaft der Standarte ein gutes Stück in den Erdboden. Das Holz knackte bedenklich und stand kurz davor zu bersten, als sich der Zentaur erneut aufzubäumen versuchte, um sich von dem Schaft zu befreien, der im Begriff war ihn gerade zu pfählen. Turgok trat einen Schritt zurück, während die Pferdebestie wie wild mit seiner Klinge herumwirbelte. Die Pranke des anderen Armes hielt die Bannerstange, direkt über der Wunde fest, konnte sie allerdings nicht mit eigener Kraft herausreißen. Der Koloss schrie und tobte, während das rote Glühen seiner Bestien Augen sich in Turgoks Netzhaut zu brennen schienen. Schließlich verlor der Zentauren Häuptling den Kampf mit dem eigenen Gleichgewicht und stürzte noch einmal mit aller Gewalt vornüber, auf den Pfahl. Sein Schrei klang grotesk und lang, seine Glieder zappelten und zuckten hilflos. Schließlich, erstarb jedes Geräusch und jede Bewegung genauso abrupt, wie das eben noch so intensive Leuchten in seinen dunklen Augenhöhlen.


    Turgok war – im Angesicht dieses Todeskampfes – schockiert und doch irgendwie erfreut zugleich. Nachdem er voll und ganz reflektiert hatte, was gerade geschehen war, brüllte er dem Sterbenden hasserfüllte Beschimpfungen entgegen, trat und hackte mit seiner Axt nach ihm, bis er sich endlich abreagiert hatte. Der riesige Leichnam war schließlich völlig entstellt von zahlreichen tief klaffenden Wunden sowie Unmengen von verspritztem und vergossenem Blut. Am Ende riss er dem Zentauren die Maske vom Gesicht.


    Die Zunge des Ungetüms hing weit heraus und dem Blut nach zu urteilen, musste es zum Ende hin wohl heftig darauf herumgebissen haben. Turgok verzog angewidert das düstere Bocksgesicht und starrte noch lange und mit Genugtuung in die toten, verdrehten Augen des abgrundtief hässlichen Monstrums.

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    Kapitel 191 - Stumm



    Turgok spuckte dem toten Zentauren ins Gesicht und um ein Haar wäre er der Nächste gewesen, der die Reise ins Unbekannte antreten sollte. Als eine wuchtige Wurf-Axt seinen Hinterkopf um weniger als eine Handbreite verfehlte, wurde der Gor unsanft daran erinnert, dass der Pferde-Koloss nicht allein gekommen war. Überall um ihn herum waren die letzten Überlebenden von Gurlaks Gruppe in schwere Kämpfe mit Spähern und Zentauren des Feindes verstrickt. Turgoks Blicke schweiften hin und her um die Lage zu sondieren und so fand er auch Bratak. Der weißhäutige Schamane lehnte, von zwei Pfeilen in der Brust getroffen, ächzend und flach atmend an einem Baumstamm. Um ihn herum versuchten drei verzweifelte Ungors den Sterbenden zu verteidigen, während eine große Pferdebestie mit zwei Äxten auf sie einschlug. Als wäre dies noch nicht genug, schwirrten fortwährend Pfeile durch die Luft und zwangen die Verteidiger weitestgehend ihre Köpfe unten zu halten.


    Nur eine Anhöhe weiter hatte Merrhoks Banner aufgehört zu heulen. Jetzt, wo der von ihm aufgespießte Ungor nicht mehr zappelte und schrie, schleuderte er den leblosen Körper in eine Gruppe der, seiner Meinung nach viel zu zahlreich vertretenen, feindlichen Plünderer. Die daraus entstehende Unordnung nutzten er und seine Krieger umgehend, um sich ins Getümmel zu werfen.


    Der stumme Häuptling knirschte mit den Zähnen, als ihm seine ausbleibende Stimme wieder einmal einen Strich durch die Rechnung machte. Gerade wollte er die Ungors herumkommandieren, damit sie aus zweiter Reihe, hinter dem Schildwall der Gors hervor, gezielt mit ihren Speeren auf die verwirrten Feinde losgehen sollten. Genau dazu war er aber nicht in der Lage und so kämpften die kleineren Tiermenschen weiter unkoordiniert oder auch gar nicht, bis das Überraschungsmoment schließlich verpufft war und die Gegner ihre Schlachtordnung wiedergefunden hatten. In Situationen wie diesen, hätte Merrhok schier aus der Haut fahren können. Er schnappte sich zwei fallengelassene Schwerter und dachte für einen Moment darüber nach, einige seiner Ungors einfach niederzumachen. Wenn er nicht gänzlich davon überzeugt gewesen wäre, dass keiner von ihnen auch nur im Ansatz verstehen würde warum er dies tat, hätte er wohl einfach seinem Bedürfnis nachgegeben. Andere Häuptlinge hätten es sogar ganz sicher getan ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Aber er wusste, dass es keinen Zweck hätte und so richtete er seine unbändige Wut lieber gegen den Feind. In wilder Kombination drosch er auf ihre Schilde ein bis Holz splitterte, Blut spritzte und die Wut in ihm nach und nach abzuflauen begann. Langsam aber sicher fraßen sich seine Krieger, wie ein Schwelbrand, durch die Reihen ihrer Feinde. Nicht mehr lange und sie wären endlich in Sichtweite zu jener Stelle, an der Ghorhok und seine Leibgarde sich ihrer Haut erwehrten. So wie es im Moment stand, war die Wahrscheinlichkeit nicht gerade gering, dass sie hier zu ihrem letzten Gefecht angetreten waren.


    Der Bronzehuf war über und über mit einer dicken, dunkelroten Kruste verklebt. Das Blut aus seinen ungezählten Wunden hatte sich mit dem seiner Feinde vermischt, war geronnen und bildete so schließlich diese grausige, zweite Haut. Der Anblick war furchteinflößend und faszinierend zugleich. Dabei kämpfte er, trotz Erschöpfung und Blessuren, wie man es von einem Großhäuptling erwartete.


    Die meisten Gors des Feindes waren mittlerweile unter den Axthieben der Bestigor Garde und des Bronzehufs gefallen. Abgesehen von den letzten Resten der wild tobenden Kriegsbemalten, waren es fast nur noch bunt bewaffnete Ungors, welche ursprünglich einmal verschiedensten Herden angehört hatten, die den Überlebenden in dieser – aus Gefallenen bestehenden – Hügellandschaft noch die Stirn boten. Je mehr Gors den Kämpfen in den Fronträngen zum Opfer fielen, desto besser konnten die Bogenschützen die eingekesselten Bestigors unter Beschuss nehmen. Beinahe jedem von ihnen ragten unterdessen mindestens ein oder zwei Pfeile aus dem Oberkörper. Die schweren Rüstungen der gepanzerten Leibgarde halfen das Schlimmste zu verhindern, boten aber bei weitem keinen unfehlbaren Schutz gegen die Fernkampfwaffen der Ungors.


    Melek und Whargor waren beide an mehreren Stellen mit Pfeil-Schäften gespickt. Die Spitzen einiger Geschosse waren hier und da durch die Glieder ihrer Kettenhemden geschlagen. Beide bluteten und stöhnten unter den permanenten Schmerzen, die jede Bewegung mit sich brachte. Als Urk von einem Pfeil in die Kehle getroffen wurde, kämpfte er noch eine ganze Weile weiter, als habe der Treffer ihn nicht weiter beeindruckt. Lediglich das viele Blut und die hellroten Schaumblasen vor seinem Maul kündeten von seinem nahenden Ende. Auch Ghorhok hatte sich bereits zwei Pfeile aus Brust und Schulter gerissen und zahlte den Ungors unmittelbar vor sich jede seiner Verletzungen mit dem Tode zurück. Als Urk schließlich zusammenbrach, warf der Bronzehuf einen flüchtigen Blick auf Ynaz, der noch immer hinter ihnen kniete. Das Fell des einst prächtigen Bestigors schien plötzlich matt und unansehnlich. Er gab keinen Mucks von sich, seine Haut war bleich, sein Brustkorb hatte aufgehört sich zu heben und zu senken. Aus irgendeinem Grund wurde Ghorhok erst jetzt klar, dass Ynaz bereits bei den Ahnen war.

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    Kapitel 192 - Schreie



    Mit einem wütenden Schnauben wendete der Bronzehuf sich von den Toten ab und schenkte seine Aufmerksamkeit stattdessen wieder den verhassten Feinden. Er fragte sich, welch abartige Magie da wohl am Werk sein mochte, die jene Ungors noch immer auf sie einstürmen ließ, nachdem sie bereits einen solch hohen Blutzoll hatten zahlen müssen. Nie zuvor hatte er erlebt, dass niedere Tiermenschen mit einer derartigen Hingabe, Furchtlosigkeit und Ausdauer kämpften, wie heute auf dieser Lichtung. Ghorhok zeigte sich fest entschlossen, sie alle für ihre Dickköpfigkeit mit dem Leben zahlen zu lassen und im Anschluss von seinen Schamanen ein ähnliches Wunder zu verlangen, um den gesamten Wald und alle verbleibenden Siedlungen der Umgebung mit Tod und Zerstörung zu überziehen. Danach würde er schließlich die Herrschaft über all jene anzutreten, die nach der Reinigung durch seine unheilige Hand noch am Leben wären.


    Beflügelt von diesem Gedanken warf er sich mitten in die Reihen der Ungors. Whargor stieß noch ein letztes Mal aus vollen Lungen in das Horn und dann gaben auch Melek und er ihre Position auf. In Bewegung – mitten unter den Feinden – zu sein, schien allemal besser als im Pfeilhagel zu sterben. Unter infernalischen Freudenschreien warfen sie sich ins Getümmel und ließen ihre Äxte sprechen. Körperteile flogen in weitem Bogen hin und her, während sich das enervierende Kriegsgeheul mit den Schmerzensschreien der Sterbenden zu einer Kakophonie des Untergangs verband.


    Merrhok konnte den Bronzehuf schon beinahe riechen. Unweit vor ihm waren solche Unmengen an Blut vergossen worden, dass er das Gefühl hatte die metallische Note sogar auf der eigenen Zunge wahrnehmen zu können. Er war sich ganz sicher, dass der Mord-Bock dort – inmitten dieser Hölle aus Fleischfetzen, gesplitterten Knochen, Blut und Eingeweiden – wüten musste. Es schien geradezu undenkbar, dass Ghorhok nicht im Zentrum solcher Gräuel zu finden sei. Vor dem geistigen Auge sah Merrhok den Großhäuptling bereits, vertieft in einen grotesken Tanz des Gemetzels. Und wenngleich es wie das absolute Element des Bronzehufs erschien, gönnte der stumme Häuptling seinem Rivalen all dies dennoch nicht. All das – die Herrschaft, die Glorie und der Sieg im Gemetzel – sollte ihm gehören. Zumindest redete ihm die Stimme in seinem Kopf dies immer wieder ein. Es wäre sein eigenes Schicksal, die Herden zu vereinen und zu führen, nicht das dieses Emporkömmlings. Er konnte und wollte ihm rein gar nichts überlassen. Tief in seinem Inneren schrie die Stimme in einer geradezu betäubenden Lautstärke danach, dass dieses Schlachtfeld seine Domäne wäre. Merrhok selbst sei Herr über die Lebenden, die Toten und all jene, die gerade erst mit dem Sterben begonnen hätten.


    Angetrieben von diesem brennenden Verlangen hackte der Häuptling sich eine Schneise durch die vor ihm zusammengerückten Feinde. Dabei nahm er kaum einzelnen Individuen wahr, sondern reagierte nur noch instinktiv auf die Impulse, mit welchen er sich konfrontiert sah. Das jahrelange Kämpfen ließ ihn so zuverlässig reagieren, dass die meisten Gegner im Augenblick nur eine unwesentliche Bedrohung darstellten. Wäre Merrhok in der Lage gewesen einen klaren Gedanken zu fassen, so wäre ihm wohl aufgefallen, dass es genau dieser Zustand war, den er erst kürzlich – während des vergangenen Gorkampfes – so sehnlichst versucht hatte zu erreichen. Hier und jetzt, war er von ganz allein gekommen und hatte den stummen Häuptling fest im Griff.


    Braks Geist befand sich ebenfalls noch immer auf Wanderschaft und Shargah hatte sich dazu entschlossen bei ihm zu bleiben, solange er in diesem relativ verletzlichen Zustand wäre. Damit ging unweigerlich die lokale Trennung von Merrhok einher, denn der Häuptling war angestachelt von Kampfeslust nach vorn geprescht, ohne zurückzublicken. Der alte Schamane hatte ihm mit fest zusammengebissenen Zähnen nachgeschaut. Er wusste, dass es besser wäre ihn jetzt ziehen zu lassen und sich jede unnötige, väterliche Fürsorge zu verkneifen. Zu groß wäre die Gefahr, dass die quälenden Sorgen aus seinem Kopf in den seines Schützlings geraten könnten. Denn dort würden sie nur für Verwirrung sorgen und könnten so letztendlich unvorhersehbaren Schaden anrichten. Zudem war Shargah noch immer davon überzeugt, dass Brak seine Rolle in dem zu spielen hätte, was ihnen allen bevorstand. Sein Schicksal wäre fest mit dem verwoben, was die Dunklen Mächte für sie im Sinn hatten und an diesen Gedanken klammerte sich der Alte nun fest. Es half ihm Merrhok ziehen zu lassen und sich dem größeren Ganzen zu widmen.