Da Pen&Paper-Rollenspiele ja ziemlich viele Parallelen zu Tabletopspielen haben (das Setting, die Gemeinschaft, das Freakige ), würde eine kleine Rollenspiel-Ecke hier sicherlich auch nicht schaden.
Und da ich nach ca. 15 Jahren jetzt wieder aktiv spiele, leiste ich dazu mal meinen Beitrag
Inspiriert durch ähnliche Threads in anderen Foren (für die ich teils Stunden geopfert habe), eröffne ich hier mal ein Thema, in dem ihr eure blödsinnigsten Rollenspielerlebnisse schildern könnt und mache dabei auch gleich den Anfang (wobei ich meinen eigenen Beitrag aus einem anderen Forum nur kopiere).
Bitte hier keine Würfelpech-Aktionen posten (es sei denn, sie sind wirklich sehr spektakulär).
Spiel: Das Schwarze Auge
Abenteuer Über den Greifenpass
Ich übernahm die Rolle des Spielleiters. Der Thorwaler war in Sachen DSA völlig unerfahren und die anderen beiden ein wenig aus der Übung.
Die Gruppe bestand aus einem tulamidischen Kräuterkundigen (eine Art Feldarzt, dessen Regiment vernichtet wurde) sowie zwei Söldnern (mittelländisch und thorwalisch), deren Kampfwerte nach meinem Geschmack bereits ein wenig zu hoch waren für gerade erschaffene Stufe-1-Charaktere.
Gleich zu Beginn (praktisch die erste Szene des Abenteuers, in der die Helden wirklich aktiv werden mussten) kam die Truppe in eine Stadt (Gratenfels), wo ein Ehrengardist (Hauptmann Arto) sich einer eher harmlosen Nesselviper gegenüber sah, der er allerdings aus Angst oder vor Schreck regungslos gegenüber stand. Geplant war eigentlich, dass die Helden den Hauptmann retten und zum Dank abends zum Essen eingeladen werden sollten (wobei hier die Geschichte ihren weiteren Lauf nahm - Die Einladung war also wichtig für den Verlauf des Abenteuers).
Nun begab es sich allerdings so, dass diese so genannten Helden sich erstmal der gaffenden Menge anschlossen und ich immer deutlicher darauf hinweisen musste, dass der Hauptmann mit der Situation sichtlich überfordert war. Irgendwann merkte dann auch der Kräuterkundige (der mit seiner KL von 10 als der Denker in der Gruppe galt), dass er eingreifen sollte. Er suchte sich einen leeren Weidenkorb, um damit die Schlange einzufangen. Die Idee an sich war zwar gut (und deutlich einfallsreicher als das pure Töten des Gegners), aber die Umsetzung sollte kurz darauf dank verpatzter Probenwürfe scheitern. Zuvor hatte der Mittelländer Söldner jedoch die glorreiche Idee, mit seinem thorwalischen Kollegen eine Wette abzuschließen, ob der Kräuterkundige gebissen wird. Selbst vorzutreten, um zu helfen, kam beiden irgendwie nicht in den Sinn
Da der Kräuterkundige nach dem misslungenen Einfangversuch auch noch floh, sah ich mich gezwungen, hier einen weiteren Ehrengardisten für die Klärung der Situation einzusetzen
Nun stand ich natürlich vor dem Problem, dass die "Helden" irgendwie in Kontakt mit dem ängstlichen Hauptmann treten mussten, um zum eigentlichen Handlungsstrang zurück zu kehren.
Die Helden hielten es jedoch nicht für nötig, mich in irgendeiner Art dahingehend zu unterstützen und besuchten vorerst die örtliche Schankstube, um ordentlich einen zu heben.
Mittlerweile hatte ich den Plan gefasst, den Hauptmann nach Söldnern Ausschau halten zu lassen (irgendwie musste der Kontakt ja hergestellt werden), so dass ich darauf hoffte, dass der Trupp sich irgendwie auffallend benahm. Glücklicherweise klappte dies ganz gut, da beide Söldner nach 3 Maß Bier sturzbetrunken waren (der Mittelländer übergab sich inmitten der Kneipengäste auch noch) und zum Übernachten zu ihren Pferden hinaus torkelten, da ihr Geiz siegte und sie die Preise für den Schlafsaal nicht bezahlen wollten. Außerdem spielte der Thorwaler Spieler die Flatulenzprobleme seines Charakters bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus und übte Rache an einem Bauern mit (aus seiner Sicht) überzogenen Preisen, indem er ihn erst auf offener Straße mit einem Apfel bewarf (wofür er dann auch von einer Stadtwache zur Rechenschaft in Form einer Zahlung an den Bauern gezogen wurde - Wobei ich hier noch zwei weitere Wachen hinzu ziehen musste, um ihn davon zu überzeugen, dass ein Angriff in diesem Fall eine dumme Idee wäre) und später versuchte, ihm ein Huhn zu klauen (glücklicherweise stellte er sich dabei so ungeschickt an, dass der Versuch eines Diebstahls nicht mal als solcher erkannt wurde, sondern wirkte wie das Torkeln und Stolpern eines Betrunkenen).
Zumindest wurden die Helden nun vom Hauptmann angesprochen und zum Essen eingeladen, um Aufträge und Sold zu besprechen, so dass ich den (leicht abgewandelten) Handlungsstrang fortführen konnte.
Die folgenden Ereignisse klappten auch ganz gut und irgendwann waren die Helden auf dem Weg zu ihren nächsten Zielort. Da meine Kreativität nun schon ein wenig zur Neige ging (wir saßen mittlerweile seit ca. 10 Stunden an der Charaktererstellung und dem bisherigen Abenteuer), beschloss ich, einige der vorgefertigten zufälligen Begegnungen aus dem Abenteuerbuch zu verwenden. Nachdem die Helden zu Beginn der weiteren Reise nur mit Mühe davon zu überzeugen waren, den Bauern samt Kind und Packesel nicht zu überfallen und zu töten, verzichtete ich weitestgehend auf zufällige Begegnungen. Lediglich eine Bogenbauerin kam noch zum Einsatz, da sich die Helden in den voran gegangen Tagen ihrer Reise immer wieder ärgerten, keinen Bogen zur Jagd gekauft zu haben und ich ihnen ein wenig entgegen kommen wollte.
Ich bereute die Entscheidung, als einer der Helden sich nach Zeugen umschaute und die kommenden Ereignisse sich schon vor meinem geistigen Auge abspielten: Angriff, Bogenbauerin tot und Helden im Besitz von Bögen. Leider kam es auch genauso
Nachdem die Truppe lange Zeit darüber diskutierte, die Leiche zu verstecken, nur um sie am Ende einfach auf offener Straße liegen zu lassen (hätten sie einfach nur vergessen, ihre Spuren zu beseitigen, hätte ich ja wenigstens noch verdeckt eine Klugheitsprobe würfeln und ihnen, unabhängig vom Ergebnis, raten können, die Leiche zu verstecken), zweifelte ich wirklich daran, ob die KL von 8 bzw. 10 wirklich gerechtfertigt war.
Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, einen gut bewaffneten und erfahren wirkenden Söldnertrupp auf die Helden zukommen zu lassen. Diese würden später die Leiche entdecken und den Helden bei deren Rückkehr nach Gratenfels einige unangenehme Fragen stellen (muss schließlich Konsequenzen haben).
Aktuell befindet sich die Truppe an der Wachstation vor der Ruine Koschwacht, um sich dort auszuruhen. Nachdem ich bei ihrer Ankunft die beiden im Regen bibbernden Wachen beschrieben hatte und man innerhalb der Gruppe überlegte, "sie einfach von ihrem Leid zu erlösen" (!), werde ich im weiteren Verlauf wohl vom Einsatz allzu vieler nicht feindlich gesinnter NPCs absehen
Fazit des ersten Abends:
Für den Thorwaler Söldner (gespielt von dem in Sachen DSA völlig unerfahrenen Spieler) sollte ich das Talent "Furzen" einführen und ihn viele Steigerungen außer der Reihe darauf durchführen lassen. Außerdem werde ich vermutlich alles, was auch nur annähernd an Rauschmittel (einschließlich Alkohol) erinnert, aus dem Spiel verbannen, damit er unter Umständen irgendwann mal nüchtern ist.
Dem Mittelländer Söldner wird der Alkoholbann auch ganz gut tun. Außerdem muss ich ihn irgendwie von seiner schon auffälligen "Fürsorge" für sein Pferd abbringen und ihn davon überzeugen, dass Pferde nicht in Zelten schlafen.
Der Kräuterkundige ist bisher eigentlich noch am vernünftigsten (was in der Gruppe allerdings nicht viel heißt ^^), obwohl ich langsam eine ungefähre Vorstellung davon bekomme, wie sein Regiment eigentlich vernichtet wurde
Und ich selbst werde mir für den nächsten Abend sehr viele Zigaretten mitnehmen. Beruhigt die Nerven und außerdem werde ich eh eine Menge Pausen benötigen, um das Abenteuer neu zu organisieren (momentan gilt meine große und wohl auch berechtigte Sorge dem entführten Magister, zu dessen Rettung die Helden eigentlich ausgeschickt wurden).
Aber auch wenn es bisher anders klang:
Der Abend hat eine Menge Spaß gemacht und es gab auch für mich viel zu lachen (wenn auch zum Teil wohl eher aus Verzweiflung). Ich denke, gerade für (Wieder-)Einsteiger ist solch eine Spielweise ganz gut, um sich erstmal daran zu gewöhnen.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Gruppe (wie auch ich) im Laufe der Zeit und mit steigender Spielpraxis vernünftig wird